Autor: Simone Schwarzer

  • Aus der BZgA wird das BIÖG

    Seit dem 13. Februar 2025 hat die bisherige Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) einen neuen Namen: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Mit dieser Neuausrichtung wird die öffentliche Gesundheit in Deutschland gestärkt und der Public-Health-Ansatz noch besser an internationale Standards in der Gesundheitsförderung und Prävention angepasst.

    Gesundheit hängt von vielen Faktoren ab: Neben persönlichen Entscheidungen auch vom gesellschaftlichen Kontext, von politischen Entscheidungen und sich verändernden Umwelteinflüssen. Deshalb ist es wichtig, Gesundheit immer aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

    Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) sammelt diese Perspektiven und entwickelt daraus Empfehlungen. Es schafft Strukturen, in denen wegweisende Ansätze für Gesundheitsförderung und Prävention entwickelt und diskutiert werden. Ziel ist es, allen Menschen dabei zu helfen, gesund zu bleiben und länger zu leben.

    Das macht das BIÖG:

    • schafft neue Strukturen, beispielsweise zur Stärkung und Vernetzung des ÖGD
    • verknüpft die Datenexpertise des Robert Koch-Instituts mit der Kommunikationskompetenz der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
    • entwickelt verständliche Medien und Materialien für die Praxis
    • steht im Austausch mit Fachleuten und zentralen Akteuren der Public Health – bundesweit und international
    • unterstützt Bürgerinnen und Bürger dabei, sich besser um ihre Gesundheit zu kümmern. Dazu bietet es Informationsmaterialien an und ist erreichbar – telefonisch und online
    • unterstützt Fachkräfte in Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Altenheimen oder Kommunen dabei, Gesundheitswissen weiterzugeben
    • reagiert auf neue Herausforderungen wie Klimawandel, veränderte Lebensstile sowie technologische und kommunikative Innovationen

    Kooperationsvereinbarung mit dem Robert Koch-Institut (RKI)

    Das neue Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit baut auf der langjährigen Erfahrung der BZgA in der Gesundheitskommunikation auf und wird als zentrale Institution im deutschen Public-Health-System weiterentwickelt. Ein wichtiger Meilenstein dabei ist die Kooperationsvereinbarung mit dem Robert Koch-Institut. RKI und BIÖG werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten und aus den Stärken der beiden Bundesinstitute heraus einen gemeinsamen Auftrag verfolgen: mit klaren, geprüften Informationen und wissenschaftlich fundierten Strategien die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

    Die Kooperationsvereinbarung finden Sie hier als PDF-Datei

    Quelle: Website des BIÖG, Über uns, 13.2.2025

  • Wie dein Inneres Team tickt

    Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2025, 154 Seiten, mit 7 geführten Imaginationen zum Download, 18,00 €, ISBN 978-3-608-98878-9

    Das Thema „inneres Kind“ ist inzwischen in aller Munde. Oft geht es dem inneren Kind nicht gut, so viel ist bekannt. Man muss sich um das Kind kümmern, wenn es uns gut gehen soll. Stimmt! Nur gibt es dabei leider einige Komplikationen. Denn wenn wir das versuchen, werden wir merken, dass wir es nicht mit nur einem inneren Kind zu tun haben, sondern mit einer ganzen Geschwisterschar. Und wir werden zusätzlich viele unterschiedliche andere Anteile in uns finden. Alle zusammen bilden ein komplexes System: unser Inneres Team.

    Dieser Ratgeber zeigt anschaulich, wie das Innere Team tickt, und gibt den Lesenden zugleich Anregungen, wie sie Zugang zu ihren Teammitgliedern bekommen können. Sie erhalten wertvolle Hilfestellung, um ihr Team zu mobilisieren, innere Anteile zu versorgen und innere Konflikte nachhaltig zu lösen.

    „‚Im Durchschnitt ist man kummervoll / Und weiß nicht, was man machen soll!‘“ – behauptet Wilhelm Busch. Und fast immer ist gerade kein Coach, keine Beraterin, keine Therapeutin zur Hand. Was für ein Segen, wenn wir fähig werden, uns selbst eine erste Hilfe zu geben. Dagmar Kumbier leitet Sie an, mit dem inneren Menschen in Kontakt zu kommen, der in Ihnen wohnt und wirksam ist. Wer ist das innere Sorgenkind, was hat es auf dem Herzen? Was braucht es, um sich zu beruhigen? Und wer ist da noch im Inneren Team, mit dem wir rechnen müssen und auf den wir hoffen dürfen? Seien Sie Ihr eigener Coach! Das nötige Know-how finden Sie in diesem Buch, liebevoll und kundig angeleitet.“ Friedemann Schulz von Thun

  • Weniger Patientinnen und Patienten mit COPD

    Der Anteil der Menschen ab 40 Jahren mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist von 2017 auf 2023 um knapp zehn Prozent zurückgegangen. Das zeigen aktuelle Daten, die am 23. April im Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) veröffentlicht worden sind.

    Insgesamt waren nach den aktuellen Ergebnissen des Gesundheitsatlas Deutschland im Jahr 2023 etwa 3,23 Millionen Menschen von einer COPD betroffen. Im Jahr 2017 waren es noch 3,39 Millionen Betroffene. Damit hat sich die Zahl der Patientinnen und Patienten mit COPD in den letzten sechs Jahren um 160.000 Betroffene reduziert. Wenn Veränderungen der Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung berücksichtigt werden, ergibt sich für 2017 eine Krankheitshäufigkeit von 7,4 Prozent, während es 2023 nur noch 6,7 Prozent waren. Somit war zwischen 2017 und 2023 ein relativer Rückgang der COPD-Krankheitshäufigkeit von knapp zehn Prozent zu verzeichnen.

    COPD ist eine Lungenerkrankung, bei der die Atemwege dauerhaft verengt sind. Patientinnen und Patienten haben dadurch ein Gefühl von Atemnot. Der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor für die Entstehung der COPD ist das Rauchen. Die eingeatmeten Partikel rufen eine Entzündung des Lungengewebes hervor, die langfristig zu einer chronischen Verengung der Bronchien und damit zu einem erhöhten Atemwiderstand führt. Aber auch weitere Faktoren wie das Einatmen anderer Schadstoffe oder chronisch wiederkehrende Atemwegsinfekte können zum Entstehen der Krankheit beitragen und diese verschlimmern.

    Rauchen und COPD

    „Der Rückgang bei den COPD-Erkrankungen dürfte in erster Linie auf den zunehmenden Rauchverzicht in der Gesellschaft und die Verschärfungen der Regelungen zum Rauchverbot zurückzuführen sein. Da es sich um eine Erkrankung handelt, die sich über viele Jahre entwickelt und verschlechtert, zeigt der Rückgang der Prävalenz den Erfolg dieser Maßnahmen“, sagt Helmut Schröder, Geschäftsführer des WIdO. „Gleichzeitig können aber auch Verbesserungen der Luftqualität zu einem Rückgang der Erkrankungsraten beitragen.“ So zeigt eine Zusammenhangs-Analyse des Gesundheitsatlas, dass die Rate der COPD-Erkrankten bei Bewohnern von Großstädten am höchsten ist. Zudem ist auch in den Regionen mit der höchsten Feinstaubbelastung eine höhere COPD-Prävalenz zu verzeichnen.

    Ein ähnlicher Zusammenhang ist beim Rauchverhalten sichtbar: Regionen, in denen laut Mikrozensus viele Raucherinnen und Raucher leben, haben auch eine höhere COPD-Prävalenz. „Rauchen ist nach wie vor einer der größten Treiber der Krankheitslast in Deutschland. Laut Studien sind etwa 15 Prozent der Todesfälle insbesondere darauf zurückzuführen. Das verursacht nicht nur millionenfaches individuelles Leid, sondern auch immense Kosten für unsere Volkswirtschaft“, so WIdO-Geschäftsführer Schröder. „Daher sollten die Verantwortlichen in den Kreisen und Kommunen bei diesem Thema weiter am Ball bleiben und den Rauchverzicht gerade bei Jugendlichen fördern. Mit dem Gesundheitsatlas zeigen wir die regionalen Unterschiede auf und liefern den Verantwortlichen in den Kreisen und Kommunen eine verlässliche Basis für ihre Maßnahmen und Aktivitäten.

    Regionen in Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich von COPD betroffen

    Die regionalen Unterschiede bei der Krankheitshäufigkeit, die der Gesundheitsatlas Deutschland bis auf die Ebene der 400 einzelnen Kreise und kreisfreien Städte darstellt, sind sehr groß: In Konstanz und Tübingen leben mit jeweils 4,2 Prozent die wenigsten Patientinnen und Patienten mit einer COPD. Am stärksten betroffen sind zwei Städte in Nordrhein-Westfalen: Gelsenkirchen mit 11,4 Prozent und Herne mit 10,9 Prozent.

    Nordrhein-Westfalen liegt auch im Bundesländer-Vergleich an der Spitze: Hier war der Anteil der COPD-Erkrankten an der Bevölkerung mit 8,1 Prozent im Jahr 2023 am höchsten, gefolgt von Berlin mit 8,0 Prozent und Thüringen mit 7,8 Prozent. „Besonders hohe Prävalenzen lassen sich im Ruhrgebiet beobachten. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Bürgerinnen und Bürger in dieser Region durch den Kohleabbau viele Jahre lang einer hohen Schadstoffbelastung ausgesetzt waren“, so Helmut Schröder. Zum Vergleich: In Sachsen und Baden-Württemberg, den Ländern mit der niedrigsten Krankheitshäufigkeit, war der Anteil der Betroffenen mit jeweils 5,5 Prozent wesentlich geringer.

    Männer häufiger betroffen als Frauen, Rückgang unter jungen Frauen am stärksten

    Der Gesundheitsatlas Deutschland macht auch deutliche Unterschiede in den verschiedenen Alters- und Geschlechtsgruppen transparent. In allen Altersgruppen erkranken mehr Männer als Frauen an der COPD. So waren im Jahr 2023 in der Gruppe der 85- bis 89-Jährigen 14,6 Prozent der Männer und 10,1 Prozent der Frauen betroffen.

    Die Analyse der COPD-Prävalenzen zeigt einen ausgeprägten Rückgang bei den Männern in der Altersgruppe ab 80 Jahren: Hier fiel die Prävalenz von 16,9 Prozent im Jahr 2017 auf 14,5 Prozent im Jahr 2023. Dies entspricht einem relativen Rückgang um 14,2 Prozent. Bei den Frauen in der gleichen Altersklasse war der Rückgang etwas geringer; hier fiel die Prävalenz von 11,6 auf 10,1 Prozent (relativer Rückgang: 13,2 Prozent). Unter den jüngeren COPD-Patientinnen und -Patienten ist der Rückgang bei den Frauen ausgeprägter als bei den Männern: Bei den Frauen fiel die Prävalenz von 3,0 auf 2,2 Prozent, bei den Männern von 3,0 auf 2,4 Prozent. Dies entspricht relativen Rückgängen um 24,1 Prozent beziehungsweise 18,7 Prozent.

    Aktuelle Daten zu 23 weiteren Erkrankungen

    Zu den 24 Erkrankungen, zu denen jetzt aktuelle Daten auf der Website www.gesundheitsatlas-deutschland.de abrufbar sind, gehören neben der COPD auch weitere Lungenerkrankungen wie Asthma oder Infekte der unteren Atemwege. Zudem sind Daten zu psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Stoffwechsel-Erkrankungen, neurologischen Krankheiten wie Demenz und Parkinson sowie zu Muskel-Skelett-Erkrankungen dargestellt. Die epidemiologischen Kennzahlen basieren auf den Krankenkassen-Routinedaten der mehr als 27 Millionen AOK-Versicherten und wurden mit einem statistischen Verfahren auf die gesamte Wohnbevölkerung in den Regionen hochgerechnet.

    Pressestelle des Wissenschaftliches Instituts der AOK, 23.4.2025

  • 30 Jahre Grundstoffüberwachungsstelle

    Die Gemeinsame Grundstoffüberwachungsstelle von Zollkriminalamt (ZKA) und Bundeskriminalamt (BKA) setzt mit ihrer Arbeit am Ursprung an: bei den für die illegale Drogenproduktion notwendigen Grundstoffen.

    In den vergangenen Jahren haben Polizei und Zoll Rekordmengen von Drogen in Deutschland sichergestellt. So haben sich allein im Vergleich von 2022 auf 2023 die Sicherstellungsmengen von Kokain mehr als verdoppelt. Ein wachsendes Problem ist auch der Markt der Synthetischen Drogen: 2023 wurden fast 2.000 kg Amphetamin, mehr als 1,1 Millionen Tabletten Ecstasy sowie über 450 kg Methamphetamin sichergestellt.

    Um diesem Trend entgegenzuwirken, überwacht die gemeinsame Grundstoffüberwachungsstelle (GÜS) von ZKA und BKA sogenannte Grundstoffe, um deren Abzweigung und missbräuchliche Verwendung zu verhindern. Grundstoffe sind überwachte Chemikalien, die legal von der Industrie für die Herstellung von beispielsweise Arzneimitteln, Kosmetika und Textilien oder als Reinigungs- und Lösungsmittel hergestellt und verwendet werden. Sie können jedoch auch für die Herstellung synthetischer und halbsynthetischer Drogen wie Amphetamin, Methamphetamin, MDMA sowie Heroin und Kokain missbraucht werden. Hierbei spielen sogenannte Designer-Grundstoffe eine große Rolle. Dabei handelt es sich um speziell entwickelte Chemikalien ohne bekannten legalen Verwendungszweck, die meist unter Falschdeklaration aus dem Ausland eingeführt werden.

    Da die Überwachung des Warenverkehrs aus Drittländern dem deutschen Zoll obliegt, ist insbesondere in Bezug auf diese Grundstoffe eine enge Zusammenarbeit zwischen Zoll- und Polizeibehörden unerlässlich.

    Mit der engen Kooperation zwischen BKA und ZKA sind Synergien entstanden und die GÜS hat sich bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität als wichtige Schnittstelle etabliert, welche seit 30 Jahren Mehrwert für Ermittlerinnen und Ermittler liefert: Die GÜS nimmt Verdachtsmeldungen aus der Industrie entgegen, verarbeitet Hinweise und Informationen zu verdächtigen Sendungen und ist Koordinierungsstelle zwischen Polizei- und Zolldienststellen sowie Kontaktstelle für andere inländische und ausländische Behörden. Wichtig hierbei sind insbesondere die kurzen Kommunikationswege – bei der GÜS arbeiten Kolleginnen und Kollegen von Zoll und Polizei als gemeinsame Einheit auch räumlich direkt zusammen.

    Beispielhaft für die erfolgreiche Arbeit der GÜS steht ein Fall aus dem Jahr 2024: Ein zunächst unscheinbar anmutender Aceton-Transport aus den Niederlanden wird bei einer Fahrzeugkontrolle auffällig. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Kontroll- und Ermittlungsbehörden von Zoll und Polizei führten im weiteren Verlauf zu einer der größten Laborfeststellungen in Deutschland, dessen Produktionsmenge in einer Größenordnung von mehreren Tonnen MDMA lag.

    Mit Inkrafttreten des Grundstoffüberwachungsgesetzes (GÜG) wurde die GÜS am 4. April 1995 als zentrale Stelle eingerichtet und Zuständigkeiten institutionell gebündelt. Ihr 30-jähriges Bestehen unterstreicht ihre Bedeutung für die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität in Deutschland und die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure.

    Pressestelle des Bundeskriminalamtes, 4.4.2025

  • Sucht und Spiritualität

    Schattauer/Klett Cotta-Verlag, Stuttgart 2025, 200 Seiten, 34,00 €, ISBN 978-3-608-40192-9

    Menschen mit Abhängigkeitsstörungen müssen häufig feststellen, wie wenig ihnen die ambulanten sowie stationären Angebote unseres Suchthilfesystems zu helfen in der Lage sind. Menschen, die von ihrer Abhängigkeit frei werden durften, erklären häufig: „Wirkliche Hilfe habe ich von ganz anderer Seite her erfahren.“ Entsprechend eröffnet dieses Buch ein erweitertes Verständnis des Phänomens „Sucht“ – für direkt und indirekt Betroffene.

    Der Autor verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der Drogen- und Suchtarbeit. Was ihm beim Umgang mit den therapeutischen Herausforderungen geholfen hat: Er greift zurück auf vergessene alte Wissensschätze und transferiert deren Verständnis von Krankheit wie Heilung ins Hier und Heute. Sowohl in der Selbsthilfe als auch in der psychosozialen und therapeutisch begleiteten Hilfe können somit ungewöhnliche und nachhaltige Wege aus der Sucht beschritten werden. Die sich daraus entwickelnde innere Haltung bringt ein höheres Maß an Leichtigkeit und Freude zu den Menschen im Suchthilfesystem.

  • Wirkstoff aus Magic Mushrooms macht Gehirn wieder formbarer

    Eine aktuelle Studie des Hector Instituts für Translationale Hirnforschung (HITBR) am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim liefert erstmals detaillierte zelluläre Einblicke, wie Psilocin, der aktive Wirkstoff aus den sogenannten Magic Mushrooms, das Wachstum und die Vernetzung von menschlichen Nervenzellen fördert. Diese Erkenntnisse ergänzen klinischen Studien zur Behandlung von psychischen Störungen und könnten dazu beitragen, die neurobiologischen Mechanismen hinter der therapeutischen Wirkung von Psilocybin besser zu verstehen.

    Psilocybin ist der bekannte Wirkstoff in so genannten Magic Mushrooms, der im Körper zu Psilocin umgewandelt wird – der Verbindung, die letztendlich die psychoaktive Wirkung entfaltet. Das Mannheimer Forscherteam arbeitete direkt mit Psilocin, um die neurobiologischen Effekte zu untersuchen. In ihrer aktuellen Studie, die im Fachjournal eLife erschienen ist, untersuchten die Forschenden dessen Wirkung auf menschliche Nervenzellen, die sie aus Stammzellen gezüchtet hatten. Das Ergebnis: Schon eine einzige Dosis Psilocin reichte aus, um in menschlichen Nervenzellen innerhalb kurzer Zeit diverse Veränderungen zu bewirken.

    Mehr Nervenverbindungen, mehr Kommunikation, veränderte Genaktivität

    „Was wir beobachtet haben, ist faszinierend“, erklärt Dr. Malin Schmidt, Erstautorin der Studie. „Die Nervenzellen bildeten mehr Verzweigungen aus und produzierten vermehrt BDNF, einen körpereigenen Wachstumsfaktor für Nervenzellen.“ Noch erstaunlicher sei, dass synaptische Veränderungen auch nach mehreren Tagen bestehen blieben und sich die Kommunikation zwischen den Nervenzellen deutlich verstärkt habe.

    Die Forschenden konnten zudem nachweisen, dass Psilocin die Aktivität bestimmter Gene verändert, die für die Anpassungsfähigkeit des Gehirns wichtig sind. Diese sogenannte Neuroplastizität ist bei vielen psychischen Erkrankungen reduziert. „Vereinfacht gesagt macht Psilocin das Gehirn wieder formbarer“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Philipp Koch. „Unsere Ergebnisse liefern auf zellulärer Ebene Erklärungsansätze für die positiven Effekte, die in klinischen Studien mit Psilocybin bei Patienten mit Depressionen, Suchterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen beobachtet werden.“

    Neurobiologische Wirkmechanismen besser verstehen für neue Therapieansätze

    Die Arbeit ergänzt die am ZI und anderen Forschungseinrichtungen weltweit bereits laufenden klinischen Studien, in denen Psilocybin als Therapieoption für verschiedene psychische Erkrankungen untersucht wird. „Während klinische Studien die Wirksamkeit bei Patienten erforschen, liefert unsere aktuelle Arbeit wichtige Einblicke in die zugrundeliegenden biologischen Prozesse“, betont Koch.

    Die Mannheimer Forscher verwendeten für ihre Versuche die innovative iPSC-Technologie (induzierte pluripotente Stammzellen). Diese ermöglicht es, aus menschlichen Stammzellen funktionsfähige Nervenzellen zu züchten. „Mit diesem modernen Zellsystem können wir die Wirkung von Substanzen direkt an menschlichen Nervenzellen untersuchen“, betont Koch. „Das ist ein enormer Vorteil gegenüber herkömmlichen Studien an Tiermodellen, da wir die Prozesse in einem vollständig menschlichen System beobachten können.“

    Die Forschungsergebnisse vertiefen das Verständnis der neurobiologischen Wirkmechanismen von Psilocybin und könnten dazu beitragen, die bereits in der klinischen Erprobung befindlichen psychedelischen Therapien weiter zu optimieren. „Mit diesem besseren Verständnis der zellulären Mechanismen können wir möglicherweise gezielter vorgehen und die therapeutischen Protokolle verfeinern“, so Koch abschließend.

    Originalpublikation:
    Schmidt, M. et al. (2024). Psilocin fosters neuroplasticity in iPSC-derived human cortical neurons. eLife. https://doi.org/10.7554/eLife.104006.1

    Pressestelle des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI), 10.3.2025

  • Evaluation des Konsumcannabisgesetzes

    Ein von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitetes Verbundprojekt koordiniert die offizielle Evaluation der Cannabislegalisierung. Gefördert wird das Projekt EKOCAN vom Bundesministerium für Gesundheit über drei Jahre mit insgesamt 1,5 Millionen Euro, von denen 800.000 Euro an das UKE gehen.

    Gemeinsam mit Forschenden des Universitätsklinikums Düsseldorf und der Eberhard Karls Universität Tübingen untersuchen die UKE-Wissenschaftler:innen unter Leitung von Dr. Jakob Manthey aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE und dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg die Auswirkungen des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) auf

    • den Kinder- und Jugendschutz,
    • den allgemeinen Gesundheitsschutz und
    • die cannabisbezogene Kriminalität.

    Das Konsumcannabisgesetz ist am 1. April 2024 in Kraft getreten. Seitdem sind der Besitz und Anbau von Cannabis in Deutschland für Erwachsene unter bestimmten Vorgaben legal. Der Abschlussbericht des Verbundprojekts soll im zweiten Quartal 2028 vorliegen.

    Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 7.4.2025

  • Ausschreibung des Wolfram-Keup-Förderpreises 2026

    Der Bundesverband Suchthilfe e. V. (bus.) vergibt zum neunten Mal den Wolfram-Keup-Förderpreis für die beste wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit auf dem Gebiet der Entstehung und Behandlung von substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen.

    Aus dem Nachlass des Projektes „Frühwarnsystem zur Erfassung von Veränderungen der Missbrauchsmuster chemischer Substanzen in der Bundesrepublik Deutschland“, das Professor Wolfram Keup initiiert und bis zu seinem Tod am 4. Januar 2007 geleitet hat, wird zur Erinnerung an den Stifter alle zwei Jahre der Wolfram-Keup-Förderpreis öffentlich ausgeschrieben und vergeben.

    Alle Personen und Institutionen, die sich in der wissenschaftlichen Forschung oder der Behandlungspraxis mit dem Thema Abhängigkeitserkrankungen beschäftigen, sind aufgerufen, sich mit eigenen Untersuchungen oder Projekten um den Wolfram-Keup-Förderpreis 2026 zu bewerben. Die vorgelegten Arbeiten müssen sich mit der Entstehung oder der Behandlung von substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen beschäftigen. Dabei kann es sich um wissenschaftliche Studien handeln, aber auch um die Realisierung von Präventionsmaßnahmen oder die Erprobung von Behandlungskonzepten.

    Der Förderpreis ist mit einem Preisgeld von 2.000 € ausgestattet. Einsendeschluss für Bewerbungen ist der 31. Oktober 2025. Die Preisverleihung findet im Rahmen der 110. Wissenschaftlichen Jahrestagung des Bundesverbandes Suchthilfe am 18./19. März 2026 in Berlin statt.

    Weitere Informationen zum Förderpreis und zur Bewerbung finden Sie unter: https://suchthilfe.de/verband/foerderpreis/

    Quelle: Bundesverband Suchthilfe e. V., 8.4.2025

  • Braucht Soziale Arbeit keine Forschung?

    Hrsg. v. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.
    Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau 2024, 64 Seiten, 11,25 €, ISBN 978-3-7841-3750-6

    Seit den 1970er-Jahren wurde Soziale Arbeit in Deutschland von den internationalen Standards und Entwicklungspfaden zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin abgekoppelt, was sich auch in dem weitgehend fehlenden originären Promotionsrecht zeigt.

    Uwe Schwarze erklärt die schwache Stellung von Forschung in Deutschland anhand eines Ländervergleichs zur Promotionsförderung. Er zeichnet die historische Entwicklung der Sozialen Arbeit als wissenschaftliche Fachdisziplin an Universitäten für die USA und Schweden in einem institutionentheoretischen Ansatz nach, um im Vergleich mit Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften die Bedeutung eines originären Promotionsrechtes für die künftige Entwicklung in Deutschland aufzuzeigen.

  • Mehr Patientenfreundlichkeit in der Substitutionsbehandlung

    Die 8. Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) fand am 10.06.2024 als Präsenzveranstaltung in Berlin-Mitte statt. Die Dokumentation der Beiträge kann auf der Website von akzept e. V. heruntergeladen werden.

    Im Vorwort der Dokumentation beschreibt Heino Stöver Handlungsfelder und die Themen der Konferenz:

    Die Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) hat sich seit 2004 als die zentrale, umfassende Fachveranstaltung zum Thema Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) und psycho-soziale Betreuung in Deutschland entwickelt. Zielgruppen dieser Veranstaltungen sind nach wie vor die Mitarbeitenden von Sucht- und Drogenhilfeeinrichtungen, Aidshilfen, Suchtmediziner*innen, medizinisches Personal, Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen in Rehabilitationseinrichtungen und im Justiz- und Maßregelvollzug und generell Behandler*innen von Opioidkonsumierenden.
    Dank dem in diesen Konferenzen praktizierten Wissenstransfer in die Praxis und dem hier möglichen Austausch unter Praktiker*innen aus Medizin und Sozialarbeit konnten im Lauf der Jahre etliche Empfehlungen für eine Weiterentwicklung und Verbesserungen der OAT an die Politik gegeben und schließlich umgesetzt werden. Es besteht jedoch weiter Entwicklungsbedarf und es entstehen immer wieder neue Herausforderungen für die Mitarbeitenden der Sucht-/Drogenhilfen und Aidshilfen. In Stichworten sind dies vor allem:
    • Niedrigschwellige Zugänge zur OAT, vor allem auch für einen verbesserten Zugang zur Diamorphinbehandlung (Originalstoffvergabe);
    • Therapieangebote für Kokain-Konsumierende und vor allem für die schnell wachsende Zahl von Crack-User:innen;
    • Präventions- und Handlungsoptionen zur Überlebenshilfe und für den Umgang mit Konsumierenden von aktuell den Markt flutenden synthetischen Opioiden;
    • Einsatz von Take-Home-Naloxon als Teil der Suchtmedizin und OAT;
    • Einsatz von Depot-Substituten;
    • Verbesserung der OAT im Justiz- und Maßregelvollzug.

    Redaktion KONTUREN, 3.4.2025