Autor: Simone Schwarzer

  • Fühlen ist gesund

    Fischer & Gann in Kamphausen Media, Bielefeld 2019, 240 Seiten, 18.00 €, ISBN  978-3-903072-82-4

    Nicht Gefühle machen krank, sondern unser Umgang damit. Gefühle beinhalten wichtige seelische Botschaften. Über die Biochemie des Körpers können sie Veränderungen im Nerven-, Hormon- und Immunsystem hervorrufen. Daher ist es wichtig, die eigenen Gefühle anzunehmen – ohne sie verändern oder bewerten zu wollen.

    Ein bewusster Umgang mit Gefühlen reduziert den biochemischen Stress im Körper und stärkt das Immunsystem. Basierend auf den Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie bekommen die Leser/innen ganz konkrete Anregungen, den Umgang mit Gefühlen zu verbessern und aktiv etwas für die psychische und körperliche Gesundheit zu tun.

  • Behandlung von Drogenabhängigkeit in Zentralasien

    Abschlusskonferenz in Bishkek

    Am 19. und 20. September 2019 fand in Bishkek, Kirgistan, die Abschlusskonferenz der sechsten Phase des EU Central Asia Drug Action Programme (CADAP) statt (siehe auch Beitrag auf KONTUREN vom 30.10.2018).

    An der Konferenz nahmen von Seiten der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) Kristiane Seidel (Abteilungsleiterin FIT), Prof. Heino Stöver (FB 4, Komponentenleiter) und Dr. Ingo Ilja Michels (internationaler Koordinator) teil, da die Frankfurt UAS die Komponente „treatment“ durchgeführt hat. Das Ziel war die Unterstützung der zentralasiatischen Länder (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan) bei ihren Behandlungs- und Schadensminimierungsprogrammen unter Anwendung bewährter europäischer Praktiken und Standards. Dafür wurden nationale Expertengruppen gebildet, die in über 40 Trainings von Trainern aus Deutschland, Weißrussland und Österreich fortgebildet wurden. Die Trainer verfügen über langjährige Erfahrungen, viele von ihnen sprechen Russisch oder stammen aus dieser Region. Es ging um moderne psychosoziale Behandlungsmethoden, optimale Opiatsubstitutionsbehandlungen sowie die Behandlung von komorbiden Störungen. Die nationalen Experten nahmen sehr aktiv an den Trainings teil, es war ein Austausch von Erfahrungen auf Augenhöhe.

    In Zukunft werden die internationalen Standards in Zentralasien besser angewendet werden können, auch in Gefängnissen, unter Beachtung der Menschenrechte. Ein wichtiger Punkt war auch, Stigmatisierungen und Ausgrenzungen von drogenkonsumierenden Menschen abzubauen. Es gab sehr positive Rückmeldungen von den beteiligten Regierungen und zuständigen Institutionen. Auch die Stärkung von Nichtregierungsorganisationen und die Rolle der sozialen Arbeit in der Suchthilfe waren Bestandteile der Trainings.

    Das EU Programm konnte genutzt werden, um Kooperationsbeziehungen der Frankfurt UAS zu Universitäten in Bishkek, Duschanbe und Astana aufzubauen, an denen Sozialarbeiter ausgebildet werden. Diese Uni-Kooperation wird fortgesetzt. Zudem wird es eine siebte Phase des Programms ab 2020 geben, wieder unter Beteiligung der Frankfurt UAS.

    Dr. Ingo Ilja Michels, Frankfurt University of Applied Sciences, 23.09.2019

  • Ängste und Depressionen bei Schulkindern

    Fast acht Prozent aller depressiven Kinder zwischen zehn und 17 Jahren kommen innerhalb eines Jahres ins Krankenhaus, durchschnittlich für 39 Tage. Nach der Entlassung fehlt oft eine passende ambulante Nachsorge. Folge: Fast jedes vierte dieser Kinder wird innerhalb von zwei Jahren mehrfach stationär behandelt. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit mit dem Schwerpunkt „Ängste und Depressionen bei Schulkindern“. Basis für die repräsentative Studie sind Abrechnungsdaten der Jahre 2016 und 2017 von rund 800.000 minderjährigen DAK-Versicherten. Laut Auswertung durch die Universität Bielefeld hat die Zahl der Klinikeinweisungen wegen Depressionen in diesem Zeitraum um fünf Prozent zugenommen. Ferner zeigen die Daten, dass chronische Krankheiten das Risiko für eine Depression deutlich erhöhen. Der Report ist beim Verlag medhochzwei, Berlin, veröffentlicht und steht auch auf Homepage der DAK auch als Download zur Verfügung.

    Durch einen Krankenhausaufenthalt kommen die betroffenen depressiven Kinder für durchschnittlich 39 Tage aus ihrem Schul- und Familienalltag raus. „Die Stigmatisierung, die sich mit einem langen Aufenthalt in der Jugendpsychiatrie verbindet, ist für die Betroffenen eine zusätzliche Belastung. Wir brauchen eine offene Diskussion über das Tabuthema Depression bei Kindern“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Wir haben offenkundige Versorgungslücken nach der Krankenhausentlassung, die wir dringend schließen müssen. Eine Rehospitalisierungsquote von 24 Prozent ist alarmierend.“ Die Krankenkasse startet deshalb das neue integrierte Versorgungsangebot „veo“, das depressiven Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung ermöglicht.

    Laut Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit zeigt jedes vierte Schulkind psychische Auffälligkeiten. Zwei Prozent leiden an einer diagnostizierten Depression, ebenso viele unter Angststörungen. Hochgerechnet sind insgesamt etwa 238.000 Kinder in Deutschland im Alter von zehn bis 17 Jahren so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Depressionshäufigkeit 2017 um fünf Prozent gestiegen. In den oberen Schulklassen leiden doppelt so viele Mädchen wie Jungen unter ärztlich diagnostizierten Depressionen. Die Entwicklung bei den Geschlechtern geht spätestens ab dem 14. Lebensjahr deutlich auseinander.

    „Bestimmte Schulkinder haben ein stark erhöhtes Risiko für eine Depression“, sagt DAK-Vorstandschef Storm. „Diese Kinder leiden oft leise, bevor sie eine passende Diagnose bekommen. Wir müssen alle aufmerksamer werden – ob in der Familie, in der Schule oder im Sportverein.“ Der Report zeigt erstmals auf Basis von Abrechnungsdaten, wie stark bestimmte Faktoren die Entwicklung eines Seelenleidens beeinflussen. So tragen Kinder mit einer chronischen körperlichen Erkrankung insbesondere im Jugendalter ein bis zu 4,5-fach erhöhtes Depressionsrisiko. Für eine Angststörung ist das Risiko bis zu 3-fach erhöht. Auch bei Adipositas und Schmerzen gibt es deutliche Zusammenhänge: Unabhängig vom Alter sind Jungen und Mädchen mit krankhaftem Übergewicht 2,5- bis 3-mal häufiger von einer depressiven Störung betroffen als Gleichaltrige mit normalem Körpergewicht. Bei Kindern, die unter Schmerzen leiden – Rücken-, Kopf-, Bauch- oder Beckenschmerzen –, besteht ein 2- bis 2,5-faches Risiko. Auch das familiäre Umfeld kann ein Faktor sein: Kinder seelisch kranker Eltern sind deutlich gefährdeter (3-fach), selbst eine depressive Störung zu entwickeln. Kinder suchtkranker Eltern sind ebenfalls signifikant häufiger betroffen (2,4-mal häufiger) als Gleichaltrige aus suchtfreien Elternhäusern.

    Depressionen und Angststörungen zählen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den schwerwiegendsten Leiden in der Gruppe der psychischen Erkrankungen. Laut Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit treten beide Diagnosen häufig parallel auf. So hat fast ein Viertel (24 Prozent) aller depressiven Mädchen zusätzlich eine Angststörung. Bei Jungen sind es 17 Prozent. Depressionen sind gekennzeichnet durch Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Interessenverlust. Bei schweren depressiven Episoden haben die jungen Patienten Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aktivitäten fortzusetzen. Sie ziehen sich stark zurück, schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. 41 Prozent aller Fälle im Jahr 2017 diagnostizieren die Ärzte als mittelschwer oder schwer. Bei Angststörungen ist der natürliche Angstmechanismus des Menschen aus den Fugen geraten. Die Betroffenen zeigen Reaktionen, die der jeweiligen Situation nicht angemessen sind und losgelöst von einer realen äußeren Gefährdung ablaufen.

    Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte begrüßt den neuen Report: „Die erstmals mit Krankenkassendaten untermauerten Erkenntnisse zu frühen psychischen Problemen sind sehr wertvoll. Im Report sehen wir allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus“, sagt Präsident Dr. Thomas Fischbach. „Es gibt sehr viele Kinder, die leiden und erst spät zu uns in die Praxen kommen. Erst wenn sie eine entsprechende Diagnose haben, tauchen sie in dieser Statistik auf.“ Auf Grundlage des Reports wollen die DAK-Gesundheit und der Verband die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren.

    „Mit dem Kinder- und Jugendreport 2019 haben wir belastbare Analysen zur Versorgungssituation von Kindern mit psychischen Auffälligkeiten“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld als Studienleiter. Die Untersuchung zeige auch, welche Leistungen junge Patienten mit psychischen Problemen zusätzlich beanspruchen. So haben Schulkinder wegen einer Depression durchschnittlich 4,4 zusätzliche Arzttermine pro Jahr (mit Angststörungen: plus 4,1 Termine). Vor allem im späten Jugendalter bekommen sie auch regelmäßig Antidepressiva: Mehr als jedes vierte Mädchen und jeder sechste Junge im Alter zwischen 15 und 17 Jahren nimmt ein entsprechendes Arzneimittel ein. Angststörungen werden hingegen seltener medikamentös therapiert; nur halb so viele Jugendliche mit Angststörungen bekommen Medikamente verschrieben (sieben Prozent aller Jungen und elf Prozent aller Mädchen).

    Pressestelle der DAK Gesundheit, 21.11.2019

  • 6. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2019

    Pabst Science Publishers, Lengerich 2019, 176 Seiten, 20,00 €, ISBN 978-3-95853-525-1, auch als E-Book erhältlich, weitere Informationen und kostenloser Download unter http://alternativer-drogenbericht.de/

    Im nunmehr sechsten Alternativen Drogen- und Suchtbericht beleuchten Expert/innen aus unterschiedlichen Bereichen und Professionen mit kritischem Blick die Entwicklungen in der aktuellen deutschen Drogenpolitik und formulieren Verbesserungsvorschläge. Auf der Basis einer nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik aus dem Jahr 2012 kann keine aktuell wirksame Drogenpolitik gestaltet werden.

    Es bedarf einer gründlichen Bestandsaufnahme der nationalen Drogenpolitik und klar formulierter Zielsetzungen – kurz-, mittel- und langfristig. Es bedarf einer Beachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse, um kompetente Antworten auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum in Deutschland zu entwickeln. Es bedarf der Bereitschaft, das Erfahrungswissen langjähriger Praktiker/innen einzubeziehen. Es bedarf eines nationalen Sucht- und Drogenbeirates mit Partizipation aller relevanten Gruppen.

    Deutschland ist ein Hochkonsumland in Bezug auf Alkohol und Tabak, bei gleichzeitig permissiver Kontrollpolitik. Innovative Antworten auf die gesundheitlichen und sozialen Schäden dieser Drogenpolitik bleiben weitgehend aus. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben die Herausgeber die Tabakkontrollpolitik zum Schwerpunkt des diesjährigen Alternativen Drogen- und Suchtberichtes gemacht. Hier sind moderne Antworten gefordert, statt des simplen Gewähren-Lassens der legalen Drogenindustrie.

  • Jahresbericht zur Situation illegaler Drogen 2019

    Am 7. November wurde der aktuelle Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) veröffentlicht. Er liefert umfangreiches Zahlenmaterial und Hintergrundinformationen über Entwicklungen rund um illegale Drogen in Deutschland.

    Der Bericht erscheint in Form von acht Workbooks, die über die Website der DBDD zur Verfügung stehen. Einen knappen Überblick über aktuelle Entwicklungen geben der ca. zehnseitige deutschsprachige Kurzbericht und das Factsheet illegale Drogen.

    Nach den neuesten verfügbaren Bevölkerungsumfragen haben in Deutschland im Jahr 2018 etwa 15,2 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren (29,5 Prozent) zumindest einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert. Cannabis nimmt unter den illegalen Drogen weiterhin die prominenteste Rolle ein. Im Jahr 2018 haben 8,0 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren und 7,1 Prozent der Erwachsenen innerhalb eines Jahres mindestens einmal Cannabis konsumiert. Der Anteil für alle anderen Substanzen ist deutlich geringer: 1,2 Prozent der Jugendlichen und 2,3 Prozent der Erwachsenen haben in einem Jahr irgendeine andere illegale Droge konsumiert.

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig: „Die Zahlen beim Cannabis sprechen für sich. Was wir jetzt dringend tun müssen, ist die Aufklärung, die Prävention zu stärken! Und zwar nicht durch Infomaterialien von vorgestern, sondern durch klare Ansagen, welche die Zielgruppe Kinder und Jugendliche auf allen Kanälen erreichen! Die Message muss lauten: „Cannabis ist kein harmloses Kraut! Wer früh viel kifft, kann Depressionen, Schizophrenie oder Psychosen bekommen. Daher: Lasst es am besten bleiben!“

    Personen, die intravenös Drogen konsumieren haben ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten. Besonders deutlich ist dieser Zusammenhang bei Hepatitis C: In 80 Prozent der neu gemeldeten Hepatitis-C-Fälle, bei denen der Übertragungsweg bekannt ist, ist i.v.-Drogenkonsum die Ursache.

    Für mehrere Drogen werden sehr hohe Reinheitsgehalte berichtet. Bei Kokain im Straßenhandel hat sich der Wirkstoffgehalt seit 2011 mehr als verdoppelt und liegt 2018 bei 77 Prozent. Auch der THC-Gehalt von Haschisch steigt seit mehreren Jahren an und hat mit 16,7 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Ebenso setzt sich der starke Anstieg des Wirkstoffgehalts bei Ecstasy 2018 fort.

    Esther Neumeier, Leiterin der DBDD: „Die Indikatoren zeigen ein uneinheitliches Bild. Wir beobachten seit mehreren Jahren teils stark steigende Reinheitsgrade einiger Substanzen und gehen davon aus, dass dies für bereits Konsumierende mit erhöhten Risiken verbunden sein kann. Bei den Konsumzahlen in der Allgemeinbevölkerung sehen wir hingegen keinen starken Anstieg, diese sind relativ stabil.“

    Maßnahmen zur Prävention des Konsums illegaler Drogen werden regelmäßig und zielgruppenspezifisch auf kommunaler, regionaler und auf Bundesebene durchgeführt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert auf dem Onlineportal www.drugcom.de wissenschaftlich fundiert zu Cannabis sowie anderen illegalen Drogen und den Risiken des Konsums. Das Portal bietet unter anderem ein individualisiertes Verhaltensänderungsprogramm zur Reduzierung des Cannabiskonsums an.

    Pressestelle der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 07.11.2019

  • Drogen- und Suchtbericht 2019 erschienen

    „Drogenpolitik heißt Gesundheitspolitik: Wir müssen weg von Ideologien und hin zu neuen Akzenten!“, so äußerte sich Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, die am 5. November den Drogen- und Suchtbericht 2019 vorstellte.

    Der Bericht zeigt aktuelle Trends und Prävalenzen auf, sowohl bei den illegalen als auch bei den legalen Substanzen. Darüber hinaus bietet er einen Überblick über alle neuen gesetzlichen Regelungen und Projekte beim Thema Drogen und Sucht.

    Daniela Ludwig: „Der Bericht macht deutlich, wo es noch offene Baustellen gibt und wo wir bereits gute Fortschritte erzielt haben. Gute Entwicklungen sehen wir bei dem Thema Tabak – Rauchen wird langsam wirklich out. Dafür sehen wir, dass der Konsum von E-Zigaretten klar ansteigt, gerade bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diesen Trend gilt es zu stoppen. Ein Grund mehr für ein Tabakaußenwerbeverbot mit allen Dampfprodukten inklusive!“

    Bei den illegalen Substanzen bleibt Cannabis nach wie vor die am häufigsten konsumierte Droge, sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. 19 Prozent der Jugendlichen gaben an, in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben, bei den jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) waren dies 42,5 Prozent.

    Substanzen wie Heroin, Neue Psychoaktive Stoffe oder Kokain sind dagegen insgesamt weniger konsumiert worden. Dennoch sind opioidhaltige Substanzen, wie beispielsweise Heroin, weiterhin die Hauptursache, weshalb Menschen an Drogen versterben. Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben (2017: 1.272 Personen, 2018: 1.276 Personen).

    Dazu die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig weiter: „Selbst wenn die Zahlen der jährlich an illegalen Substanzen Verstorbenen seit einigen Jahren fast gleich bleiben, will ich hier noch einmal klar sagen: Zentral ist, was die Gesundheit der Menschen schützt! Eigenbedarf bei harten Drogen wie Kokain oder Heroin kommt daher absolut nicht in Frage! Wichtiger ist, in der Praxis die Anstrengungen für suchtkranke Menschen zu verstärken. Zum Beispiel durch eine flächendeckende Substitution. Hierfür müssen wir mehr Ärzte gewinnen und erreichen, dass auch die nächste Generation der Ärzteschaft sich für die Gesundheit aller Menschen in diesem Land stark macht. Suchtkranke dürfen nicht vergessen werden! Drogenpolitik heißt Gesundheitspolitik – und zwar für alle!“

    Die Drogenbeauftragte Ludwig betonte in ihrem Statement, dass es bei der Drogen- und Suchtpolitik an der Zeit sei, endlich mehr offene Dialoge zu führen statt ideologiebasierter Debatten. Das gemeinsame Ziel sollte sein, den suchtkranken Menschen und ihren Angehörigen mehr Aufmerksamkeit zu geben und wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.

    Pressestelle der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 05.11.2019

  • aktiva-Gutachten zur medizinischen Reha – Neuauflage 2019 erschienen

    Die in der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation (AG MedReha) zusammengeschlossenen maßgeblichen Verbände der in der medizinischen Rehabilitation tätigen Leistungserbringer haben die aktiva Beratung im Gesundheitswesen GmbH mit einer Neuauflage des „Gutachtens zur aktuellen und perspektivischen Situation der stationären Einrichtungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation“ beauftragt.

    Die medizinische Rehabilitation gewinnt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland (z. B. Fachkräftemangel) volkswirtschaftlich zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig ist die Branche vielen externen Kostensteigerungen unterworfen, ohne dass diese in dem stark reglementierten System von den Rehabilitationseinrichtungen beeinflusst werden können. Die Vergütungssätze der Kliniken müssen in dem monistisch finanzierten System sowohl den Betrieb als auch die notwendigen Investitionen tragen.

    Im Rahmen dieses Gutachtens wurden Kostensteigerungen untersucht, die sich direkt auf die Leistungserbringung in den Kliniken, d. h. deren Betrieb, auswirken und die sich auch in den Steigerungen der Vergütungssätze wiederfinden müssen. Dabei wurden im Gutachten nur absehbare Kostensteigerungen anhand von statistischen Daten und möglichst belastbaren Prognosen in der Modellrechnung verwendet. Zudem wurde das für die Rehabilitationseinrichtungen besonders wichtige Thema des Personalmangels und der damit verbundenen erwarteten auch übertariflichen Personalkostensteigerungen dargelegt.

    Besondere Bedeutung haben die Auswirkungen der gesetzlichen Änderungen z. B. im Rahmen des Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz – PpSG. Auch die Rehabilitationseinrichtungen müssen wirksame Refinanzierungsmöglichkeiten für steigende Personalkosten erhalten. Der aktuelle Referentenentwurf zum Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetz (RISG) setzt mit den Punkten zur Lockerung des Grundsatzes zur Beitragsstabilität bei erforderlichen Mehraufwänden, der Anerkennung von Gehaltsstrukturen auf Tarifniveau als wirtschaftlich sowie den geplanten einheitlichen und verbindlichen Vorgaben für Versorgungs- und Vergütungsverträge endlich an den richtigen Hebeln. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen wird beweisen, ob damit eine Verbesserung der Finanzierungssituation in der medizinischen Rehabilitation und damit die Sicherung dieses Gesundheitssektors gelingt. In diesem Zuge sollte der Gesetzgeber jedoch auch die Datengrundlagen und statistischen Erhebungen in der Rehabilitation deutlich verbessern, um die Transparenz für alle Seiten zu erhöhen. Im Rahmen von Vergütungssatzverhandlungen wird eine Nachweispflicht von zusätzlichen übertariflichen Personalkostensteigerungen auf Einrichtungsebene empfohlen.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Rehabilitationseinrichtungen auch für das Jahr 2020 in vielen wichtigen Bereichen mit Kostensteigerungen rechnen müssen, wodurch die notwendigen Vergütungssatzsteigerungen unter Berücksichtigung wahrscheinlicher übertariflicher Personalkostensteigerungen zwischen 3,92 und 4,41 Prozent (Mittelwert 4,16 Prozent) prognostiziert werden.

    Der Prognosekorridor bildet die Steigerungsraten für den reinen Betrieb der Rehabilitationseinrichtungen, um die Kostensteigerungen des Jahres 2020 im Durchschnitt zu refinanzieren. Eine Bewertung der Investitionsmittelanteile und deren Finanzierung muss auf Basis der individuellen Situationen der Kliniken erfolgen.

    Das „Gutachten zur aktuellen und perspektivischen Situation der Einrichtungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation“ in der Neuauflage 2019 steht zum kostenlosen Download bereit.

    Redaktion KONTUREN, 08.11.2019, Auszug aus: Borges/Zimolong, Gutachten zur aktuellen und perspektivischen Situation der Einrichtungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation – Neuauflage 2019

  • DHS trifft Drogenbeauftragte

    v.l.n.r.: Christina Rummel (DHS), Dr. Daniela Ruf (DCV), Petra Krause (Guttempler), Gabriele Sauermann (Paritätischer Gesamtverband), Daniela Ludwig (Drogenbeauftragte), Stefan Bürkle (CaSu), Friederike Neugebauer (fdr), Gero Skowronek (buss)

    Am 17. Oktober 2019 fand ein Gespräch der DHS mit der neuen Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, statt. An diesem Gespräch nahm auch Gero Skowronek, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Suchtkrankenhilfe (buss), teil und lernte Daniela Ludwig sowie Dr. Kirsten Reinhardt und Jette Grabow aus ihrem Arbeitsstab in Berlin kennen. Die DHS-Vertreter nutzten die Gelegenheit, ihre jeweiligen Verbände, die aktuellen Entwicklungen, Sorgen und Nöte der Suchtkrankenhilfe und die ihre Mitglieder derzeit bewegenden Herausforderungen vorzustellen und darzulegen.

    Der buss hatte Daniela Ludwig bereits vor dem Gespräch seine aktuellen Stellungnahmen und Veröffentlichungen sowie interessante Materialien über die 116-jährige Geschichte des Bundesverbandes zugeleitet. Unsere besten Wünsche zum Start in die neue Aufgabe hatten wir verbunden mit der zuversichtlichen Erwartung, dass wir den freundlichen und kooperativen Gesprächsstil, der zwischen dem buss und ihrer Vorgängerin Marlene Mortler bestanden hat, nahtlos fortsetzen werden. Insofern waren sich alle Teilnehmer darüber einig, dass das Gespräch am 17. Oktober der Auftakt für weitere regelmäßige Arbeitsgespräche zwischen der Drogenbeauftragten und ihrem Arbeitsstab und den Suchtfachverbänden sein soll.

    Inhaltlich standen zunächst drei Themenkomplexe im Vordergrund: 1. Digitalisierung in der Suchthilfe, 2. Kinder suchtkranker Eltern und 3. Sucht am Arbeitsplatz. Alle drei Bereiche werden in den nächsten Wochen und Monaten mit unterschiedlichen Aktionen und Herangehensweisen im Fokus der Drogenbeauftragten stehen. Für den buss bot Gero Skowronek die Zusammenarbeit im Rahmen der DHS und darüber hinaus an diesen wichtigen und relevanten Themen an.

    Gero Skowronek, buss-Geschäftsführer

  • Modernes Rollenverständnis verbessert die Zufriedenheit der Eltern

    Dank der zunehmenden Freiheit, zwischen Elternschaft und Erwerbstätigkeit zu wählen und die Kinderbetreuung individuell zu gestalten, sind Mütter und Väter heute zufriedener mit ihrem Leben als vor 20 oder 30 Jahren. Das zeigt eine Studie auf Basis von Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel am DIW Berlin, die eine Forschungsgruppe um den Schweizer Soziologen Klaus Preisner erstellt hat. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Gender & Society online veröffentlicht.

    Die Mutter kümmert sich um die Kinder, der Vater arbeitet Vollzeit – dieses gesellschaftliche Rollenverständnis hielt sich lange Zeit hartnäckig. In den letzten Jahrzehnten aber haben sich die normativen Erwartungen an Mütter und Väter verändert. Mutterschaft ist heute für die weibliche Identität und ein erfülltes Leben als Frau nicht mehr zwingend. Von Müttern wird nicht mehr erwartet, dass sie ihre Erwerbsarbeit aufgeben, während es zunehmend selbstverständlich ist, dass sich Väter an der Kindererziehung und -betreuung beteiligen.

    Diskrepanz zwischen öffentlichen Diskussionen und empirischen Daten

    Zusammen mit Forschenden der Universität Konstanz und des Deutschen Jugendinstituts in München hat der Soziologe Klaus Preisner von der Universität Zürich (UZH) untersucht, wie sich diese veränderten gesellschaftlichen Erwartungen auf die Lebenszufriedenheit von Eltern ausgewirkt haben. Um herauszufinden, wie sich die sozialen Normen bezüglich der Elternschaft im Laufe der Jahre entwickelt haben, analysierten die Wissenschaftler/innen Angaben aus der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS). Hier wurde auf einer vierstufigen Skala erfasst, wie stark die westdeutschen Befragten folgender Aussage zustimmten: „Es ist für alle Beteiligten viel besser, wenn der Mann voll im Berufsleben steht und die Frau zu Hause bleibt und sich um den Haushalt und die Kinder kümmert“. Um die Veränderungen in der Lebenszufriedenheit zu erfassen, werteten die Wissenschaftler/innen Angaben von 18.397 Frauen und 11.896 Männern aus den alten Bundesländern aus, die im Zeitraum von 1984 bis 2015 im SOEP befragt worden waren.

    Das Nachlassen sehr spezifischer normativer Erwartungen an die Elternschaft zeigt sich in den ALLBUS-Daten: Die Aussage „Es ist für alle Beteiligten viel besser, wenn der Mann voll im Berufsleben steht und die Frau zu Hause bleibt und sich um den Haushalt und die Kinder kümmert“ wurde im Laufe der Jahre von immer weniger Menschen unterstützt. Während in den 80er Jahren jede/r zweite zustimmte, war es 2015 nur noch jede/r fünfte.

    „Während in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren vermehrt thematisiert wurde, dass Eltern unter großen Belastungen stehen oder ihre Elternschaft sogar bedauern, zeigen unsere Analysen das Gegenteil“, sagt Klaus Preisner. In den 1980er Jahren gaben Mütter bei Befragungen mehrheitlich an, weniger zufrieden mit ihrem Leben zu sein als kinderlose Frauen. Das ‚Glücksversprechen Kind‘ – auch eine Folge des damaligen Tabus, kritisch über die Mutterschaft zu sprechen – wurde damals nicht eingelöst. „Mit zunehmenden Freiheiten, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden und die Elternschaft zu gestalten, ist der so genannte maternal happiness gap verschwunden. Heute finden wir keine Unterschiede mehr in der Lebenszufriedenheit von Müttern und kinderlosen Frauen“, so Preisner.

    Lebenszufriedenheit beider Elternteile hat zugenommen

    Für die Männer gilt: Im Unterschied zu Frauen wurde von Vätern früher nicht erwartet, sich an der Kinderbetreuung zu beteiligen, Elternzeit zu nehmen oder die Erwerbsarbeit zumindest zeitweise einzuschränken. Den Freuden der Vaterschaft standen also kaum häusliche Verpflichtungen entgegen, und Männer mit Kindern waren genauso zufrieden wie Männer ohne Kinder. Obwohl sich die Erwartungen an Väter geändert haben, hat sich ihre Lebenszufriedenheit dadurch kaum verändert. Väter sind heute nach wie vor genauso zufrieden wie kinderlose Männer. „Der Grund dafür liegt darin, dass Väter, die den neuen Erwartungen gerecht werden, heute mit viel privater und öffentlicher Anerkennung für ihr Engagement belohnt werden“, sagt Preisner.

    Moderne Familienpolitik nützt sowohl Eltern wie auch Kindern

    Mit den veränderten normativen Erwartungen seien auch neue familienpolitische Maßnahmen wie etwa die Elternzeit nach der Geburt eines Kindes sowie die Schaffung von Betreuungsmöglichkeiten außerhalb der Familie möglich geworden, erklären die Autor/innen. So könnten Mütter und Väter freier entscheiden, wie sie ihre Elternschaft im Hinblick auf Eigen- und Fremdbetreuung gestalten wollen. Darüber hinaus seien die Rollen und Aufgaben zwischen Müttern und Vätern heute weniger ungleich verteilt. Beides wirke sich positiv darauf aus, wie zufrieden Eltern mit ihrem Leben sind. „Diese familienpolitischen Maßnahmen sind nicht nur im Sinne der Gleichstellung von Frauen und Männern von großer Bedeutung. Ebenso wichtig sind sie im Hinblick auf die Lebenszufriedenheit der Eltern und damit letztlich auch der Kinder“, sagt Klaus Preisner.

    DAS SOZIO-OEKONOMISCHE PANEL AM DIW BERLIN
    Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public (zuvor TNS Infratest Sozialforschung) in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

    Originalpublikation:
    Klaus Preisner, Franz Neuberger, Ariane Bertogg und Julia M. Schaub. Closing The Happiness Gap: The Decline of Gendered Parenthood Norms and the Increase in Parental Life Satisfaction, Gender & Society. August 27, 2019. https://doi.org/10.1177/0891243219869365

    Pressestelle des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), 08.10.2019