Autor: Simone Schwarzer

  • Ambulant oder stationär

    97 Prozent aller starken Raucher schaffen die Entwöhnung nicht ohne professionelle Hilfe. Eine Studie am Universitätsklinikum Freiburg prüft nun, ob sechs Wochen ambulante oder neun Tage stationäre Entwöhnung wirksamer sind.

    Der dauerhafte Verzicht auf die Zigarette ist für viele Raucherinnen und Raucher ein schwieriger Prozess, der meist mehrerer Anläufe und professioneller Hilfe bedarf. Nun überprüfen Ärzte und Wissenschaftler am Tumorzentrum Freiburg – CCCF des Universitätsklinikums Freiburg in einer Studie, ob eine sechswöchige ambulante Entwöhnung oder eine neuntägige stationäre Entwöhnung erfolgreicher ist. Für die von der Deutschen Krebshilfe geförderte Studie werden insgesamt 274 Probanden gesucht. Die ambulante Entwöhnung kann bundesweit wohnortnah bei einem zertifizierten Entwöhnungstherapeuten durchgeführt werden. Die stationäre Raucherentwöhnung erfolgt in der Breisgauklinik in Bad Krozingen. Im Rahmen der Studie wird ein Großteil der Kosten für beide Therapieformen übernommen.

    „Ohne professionelle Hilfe liegt das Rückfallrisiko starker Raucher bei 97 Prozent“, warnt der Onkologe Dr. Jens Leifert, der die Studie leitet. Ambulante Therapien sind seit langem sehr gut etabliert. Sie bestehen meist aus ein- bis zweistündigen Gruppentherapiestunden über sechs bis acht Wochen. In den letzten Jahren hat aber auch die stationäre Therapie, vor allem in den USA, sehr gute Erfolge gezeigt. Durch die Studie soll nun untersucht werden, welche der beiden Therapieformen insgesamt wirksamer ist oder ob für bestimmte Personen eine der beiden Therapieformen besser angepasst ist. Sowohl die ambulante als auch die stationäre Raucherentwöhnungstherapie im Rahmen der Studie wird auf Basis aktueller Leitlinien und neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse durchgeführt. Die Zuteilung zu einer der beiden Gruppen erfolgt zufällig per Losverfahren.

    Die Studie richtet sich an volljährige Personen, die mindestens zehn Zigaretten täglich rauchen. Die Kosten für die stationäre Therapie, inklusive Unterbringung mit Vollpension, sowie An- und Abreise werden übernommen. Es fällt lediglich eine Eigenbeteiligung in Höhe von 50 Euro an. Auch die Therapiekosten für die ambulante Entwöhnung werden unterstützt, sodass – je nach Therapeutenwahl – ein ähnlicher hoher Eigenbetrag verbleibt. Nicht teilnehmen dürfen Personen mit erhöhtem Alkohol- oder sonstigem Drogenkonsum, Schwangere sowie Personen mit psychischen beziehungsweise anderen schweren medizinischen Erkrankungen.

    Kontakt:
    Christina Lorz, Christina Schulz
    Psychologinnen im Präventionsteam, Tumorzentrum Freiburg-CCCF
    cpmt@uniklinik-freiburg.de

    Weitere Informationen zur Studie:
    https://www.uniklinik-freiburg.de/cccf/patienten/praevention/raucherpraevention/studie-raucherentwoehnung.html

    Pressestelle des Universitätsklinikums Freiburg, 24.01.2019

  • Selbstliebe

    Selbstliebe

    Dr. Bodo Karsten Unkelbach

    Wahrscheinlich würden die meisten Psychiater/innen und Psychotherapeut/innen der These zustimmen, dass ein Mangel an Liebe psychisch krank machen kann. Dennoch findet der Begriff Liebe in der Fachliteratur und in Fachkreisen kaum Verwendung – vermutlich, weil er zu unspezifisch ist. In der Umgangssprache hingegen ist er oft zu hören, wird aber mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt und zudem oft missbräuchlich verwandt. In der psychotherapeutischen Praxis berichten Klienten immer wieder von Handlungen, die aus ‚Liebe‘ begangen wurden, die der Empfänger als alles Mögliche, nicht aber als liebevoll erlebt hat.

    Definition des Liebesbegriffs

    Um Klarheit zu schaffen, soll das Wörtchen Liebe zunächst definiert werden. Eine allgemeine Definition könnte lauten: Liebe ist eine Handlung oder eine Beziehungsgestaltung, die dem Nächsten gut tut. Oder kurz gesagt: Liebe ist, seinem Nächsten Gutes zu tun. Nun stellt sich die Frage, was ‚gut‘ ist. Diese Frage kann nur der Empfangende beantworten. Wenn ein Mann seiner Frau einen Blumenstrauß schenkt, wird sich die Frau in aller Regel darüber freuen. Hat sich ein Paar gerade heftig gestritten und gibt die Frau unmissverständlich zu verstehen, dass sie ihren Mann in den nächsten Tagen nicht sehen möchte, dann erlebt sie es möglicherweise nicht als Akt der Liebe, wenn er eine Stunde später mit einem Blumenstrauß vor ihr steht. Schließlich ignoriert er ihren Wunsch nach Abstand. Insofern lässt sich nicht sagen, ob eine bestimmte Handlung liebevoll ist, vielmehr liegt es in dem Wesen und den Erfahrungen des Empfangenden, ob er die Geste als liebevoll erlebt.

    Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Definition von Liebe liegt in der Langfristigkeit. Schenkt ein Vater seiner Tochter eine große Tüte Gummibärchen, kann das ein Akt der Liebe sein. Tut er es aber wiederholt, sind diese Geschenke kein Ausdruck der Liebe mehr. Wahre Liebe will langfristig Gutes. Das bedeutet in diesem Kontext, wirklich liebevoll wäre es, der Tochter einen sparsamen Umgang mit Gummibärchen beizubringen.

    Zum Verständnis des Liebesbegriffs lassen sich noch weitere Formen unterscheiden: Liebe für Leistung und bedingungslose Liebe, die wir im Idealfall gleichermaßen erleben. Liebe für Leistung klingt in unseren Ohren befremdlich. Tatsächlich erleben wir sie jedoch von Klein auf. Das erste Babylächeln erzeugt wahre Begeisterungsstürme bei den Eltern. Die ‚Leistung‘ Lächeln wird mit positiver Verstärkung belohnt. Jeder Entwicklungsschritt löst ein Feuerwerk an Unterstützung und Ermutigung durch die Eltern aus. In höherem Alter zeigen Kinder Leistungen in der Schule und im Fußballverein, wofür sie ebenfalls Lob und Anerkennung ernten. Dies tut gut und hilft, ein stabiles Selbstbewusstsein und Stolz auf die eigenen Leistungen zu entwickeln. Auch als Erwachsene kennen wir das Glück, für unsere Leistung Ansehen und Zuspruch zu empfangen. Selbstverständlich spielt Leistung auch bei der Partnersuche eine Rolle. Die Frage, was der andere bereit ist, für mich zu geben, und was ich bereit bin, in die Beziehung zu investieren, ist für das Gelingen einer Liebesbeziehung von hoher Bedeutung.

    Liebe für Leistung ist also etwas ganz Alltägliches. Sie kann sich aber auch negativ auswirken, wenn Kinder damit unter Druck gesetzt und nicht gleichzeitig bedingungslos geliebt werden. Bedingungslose Liebe bedeutet, sich daran zu erfreuen, dass der andere Mensch da ist. Das Baby wird geliebt, so wie es ist. Seine Anwesenheit an sich löst Freude aus. Seine Existenz macht seine Eltern glücklich. Dieses grundsätzliche Ja zieht sich idealerweise durch das gesamte Leben. Der Boden, auf dem auch heftige Konflikte ausgetragen werden können, ist die Erfahrung bedingungsloser Liebe. Sie bildet die Grundlage für die Fähigkeit, als Erwachsener andere Menschen nicht zu verurteilen, sondern sie so zu nehmen, wie sie sind. In der Partnerschaft kommt der bedingungslosen Liebe eine besondere Rolle zu als Ausgangspunkt und als Basis für alle Lebensaufgaben, die auf das Paar zurollen. Bei einer schwierigen Auseinandersetzung sorgt sie für das Grundverständnis, dass man zusammengehört und zusammenhält, auch wenn man unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Bedürfnisse hat. Ohne bedingungslose Liebe wäre ein tiefgreifender Konflikt ein Grund für eine Trennung, mit bedingungsloser Liebe ergibt sich die Chance, den Konflikt aufzuarbeiten und zu einer gemeinsamen, konstruktiven Lösung zu finden.

    Selbstliebe beeinflusst alle Lebensbereiche

    Hatten wir das Glück und sind als Kinder und Jugendliche in einer gesunden Familie mit viel Liebe aufgewachsen, gelangen wir zu der inneren Überzeugung, dass wir liebenswerte Menschen sind. Weil wir positive Zuwendung und Annahme erfahren haben, setzen sie sich in unserem Selbstbild fest. Dadurch ist es uns möglich, die Beziehung zu uns selbst liebevoll zu gestalten, also uns selbst zu lieben.

    Wie eingangs erwähnt, kann ein Mangel an Liebe krank machen. Genauer betrachtet handelt es sich bei der Not erwachsener Menschen, die unter den Folgen mangelnder Liebe leiden, im Kern heute nicht mehr um einen Mangel an Liebe sondern um einen Mangel an Selbstliebe. Die Folgen unzureichender Selbstliebe zeigen sich nicht nur bei seelisch Kranken, sondern sind viel weiter verbreitet.

    Beispielsweise wird es Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl, die sich nicht viel zutrauen, schwer (oder schwerer) fallen, beruflich erfolgreich zu sein. Kennen sie aber ihre Fachkompetenz und wissen sie, zu welchen Leistungen sie fähig sind, gibt dies Sicherheit, wenn es darum geht, einen neuen Karriereschritt zu verhandeln. Ein anderes Beispiel: Menschen, die sich minderwertig und hässlich fühlen, werden Schwierigkeiten haben, eine erfüllende Partnerschaft einzugehen. Lieben sie sich aber selbst, dann wissen sie, dass sie wertvoll sind, auch wenn sie nicht perfekt sind. Beim Blick in den Spiegel sehen sie auch ihre weniger schönen Anteile mit Liebe an. Und sie vertrauen darauf, eine Partnerin/einen Partner zu finden, die/der sie auch mit äußeren Unvollkommenheiten liebt.

    Sämtliche Lebensbereiche werden von Selbstliebe beeinflusst. Wenn ich nicht an mich glaube, kann ich nicht erwarten, dass andere an mich glauben. Wenn ich mich selbst als wertlos erachte, muss ich mich nicht wundern, wenn ich von anderen respektlos behandelt werde. Viele Menschen gehen nicht so gut mit sich um, wie sie es könnten. Viele Menschen haben zu wenig bedingungslose Liebe und fördernde und fordernde Liebe erlebt, weshalb es ihnen nur in Ansätzen gelungen ist, ein positives Selbstbild zu entwickeln.

    Im therapeutischen Alltag begegnen Behandlerinnen und Behandler diesen Menschen jeden Tag. Oft ist in den Gesprächen die Erkenntnis, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben, einfach herzustellen. Damit ist aber noch nicht die Frage beantwortet, wie ein Mensch, der als Kind defizitäre Liebe erfahren hat, Selbstliebe entwickeln kann. 

    Selbstliebe kann man lernen

    Liebe findet innerhalb einer zwischenmenschlichen Beziehung statt. Selbstliebe meint meine Beziehung zu mir selbst. Ebenso, wie ich eine Beziehung zu einem Freund gestalte, kann ich auch die Beziehung zu mir selbst gestalten. Der Mensch ist in der glücklichen Situation, über sich selbst nachdenken, sein Handeln reflektieren und sich seiner selbst bewusst werden zu können. Diese Fähigkeit eröffnet viele Möglichkeiten, wie wir unser Denken und Fühlen beeinflussen und steuern und somit einen inneren Heilungsprozess einleiten können. Im Folgenden wird ein rationaler Weg beschrieben, der über konkrete Handlungsschritte zu mehr Selbstliebe führt.

    Daneben gibt es auch einen emotionalen Weg zur Ausbildung von Selbstliebe. Hierfür eignen sich Phantasiereisen, in denen sich die Klienten an einen sicheren Ort begeben, an dem sie ein idealer Vater oder eine ideale Mutter sein können, der oder die das innere Kind tröstet. So oft berichten Klienten in therapeutischen Gesprächen, dass sie wahre Liebe in ihrer Kindheit kaum erlebt haben und deshalb gar nicht wissen, wie sich das anfühlt. Phantasiereisen geben die Möglichkeit, eine idealtypische, liebevolle Welt zu erfahren. 

    Sieben Schritte zur Selbstliebe

    Der rationale Zugang zur Entwicklung von Selbstliebe besteht aus mehreren Schritten, den  sieben Schritten zur Resilienz. Der siebte Schritt lässt sich wieder mit dem ersten verbinden, sodass hier vom Kreislauf der Selbstliebe gesprochen werden kann (Abb. 1).

    Abb. 1: Kreislauf der Selbstliebe

    Schritt 1: Selbstachtsamkeit und Selbstaufmerksamkeit – Sich auf sich selbst konzentrieren

    Unsere moderne Gesellschaft ist von permanenter Ablenkung gekennzeichnet. Die neuen Medien liefern unendliche Möglichkeiten, sich mit allem Möglichen zu beschäftigen. Sie sind rund um den Globus zu jeder Zeit verfügbar. Für den einzelnen Menschen heißt das, dass er immer weniger Zeit mit sich selbst verbringt. Vor 15 Jahren hat man während einer Busfahrt noch aus dem Fenster geschaut und den Gedanken freien Lauf gelassen. Heute wird diese Zeit medial besetzt. Die Freiräume, in denen keine Anforderungen an uns gestellt werden und wir uns auch nicht selbst ablenken, werden immer kleiner. Wollen wir in Beziehung zu uns selbst treten, ist es notwendig, dass wir uns bewusst Zeit für uns selbst nehmen. Zeit, in der wir einmal gar nichts zu tun haben und uns auch nicht ablenken lassen. Versuchen Sie einmal ein Experiment: Setzen Sie sich auf die Couch und machen Sie für 30 Minuten einmal nichts. Schalten Sie zuvor alle Störfaktoren aus und sorgen Sie dafür, dass Sie diese 30 Minuten nicht angesprochen werden. Alternativ bietet sich die Möglichkeit, allein einen Spaziergang durch einen einsamen Wald zu unternehmen.

    Schritt 2: Selbstwahrnehmung – Sein eigenes Seelenleben wahrnehmen

    Haben Sie sich einen Ort der Ruhe geschaffen, dann fangen Sie an, sich selbst zuzuhören. Welche Gedanken und Erinnerungen, welche Gefühle steigen in Ihnen auf? Hierbei ist es von Bedeutung, alles, was Ihnen durch den Kopf schwirrt, zuzulassen. Versuchen Sie, es nicht zu bewerten, nicht zu moralisieren, sondern wahrzunehmen, was da ist. Nehmen Sie die eigenen inneren Regungen wahr, wie ein Nachrichtensprecher, der einfach nur  sachlich beschreibt.

    Schritt 3: Selbstrespekt – Mit Gedanken, Gefühlen und Visionen respektvoll umgehen

    Respekt bedeutet, anzuerkennen, dass etwas da ist. Wenn ich mit einem anderen Menschen respektvoll umgehe, dann erkenne ich an, dass er existiert, mit all seinen Bedürfnissen, Wünschen und Vorstellungen. Gehe ich mit mir selbst respektvoll um, erkenne ich an, dass meine Gedanken und Gefühle da sind. Wie oft wischen Menschen ihre eigenen Bedürfnisse einfach weg, nach dem Motto: „Ist doch nicht so wichtig“. Selbstliebe bedeutet: Alles ist wichtig. Respektieren Sie alles in sich, auch unangenehme Gefühle wie Eifersucht, Wut oder Hass.

    Schritt 4: Selbstannahme – Alles in sich bedingungslos annehmen

    Mit der Erkenntnis, dass viele Gefühle und Wünsche in uns aufsteigen, lernen wir verstehen, dass dieses innere Erleben ein Teil von uns ist. Es bereitet kein Problem bei positiven Gedanken und Gefühlen. Eine echte Herausforderung kann es dagegen bedeuten, auch die unangenehmen Bereiche als Teil des Selbst anzunehmen. Wenn in mir der Gedanke aufsteigt, dass ich meinem Nachbarn am liebsten an die Gurgel ginge, bereitet es zunächst keine Freude, diesen Impuls als einen Teil von mir selbst anzunehmen. Wenn diese Phantasie aber in mir aufsteigt, dann ist sie auch ein Teil von mir. Zunächst wird dieser Schritt eher belastend sein, im weiteren Verlauf wird sich aber auch Entspannung einstellen. Diese Anteile sind ohnehin da, und ich werde nur mit ihnen umgehen und arbeiten können, wenn ich sie als einen Teil von mir selbst akzeptiere.

    Schritt 5: Selbstwert entwickeln – Sich als wertvollen Menschen begreifen

    Der Impuls, dem Nachbarn an die Gurgel zu gehen, scheint zunächst nicht sonderlich wertvoll zu sein. Tatsächlich ist er es aber. Unangenehme Gefühle oder Phantasien haben die Funktion eines Alarms. Irgendetwas stimmt nicht, irgendwo läuft etwas schief. Diese grausame Phantasie verdeutlicht mir, dass Aggression in mir schlummert. Deshalb ist sie wertvoll. Verfolge ich die Aggression zurück, weist sie mir den Weg zu einem Konflikt, und je bewusster mir der Konflikt wird, desto eher bietet sich mir die Möglichkeit, diesen Konflikt im Kern anzugehen.

    Schritt 6: Selbstvertrauen – Sich seiner selbst bewusst sein und sich selbst vertrauen

    Wir sind in dem Kreislauf der Selbstliebe nun schon deutlich fortgeschritten. Wir wissen nun, was wir von uns erwarten können und wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Wir lernen uns immer besser kennen, darüber entwickeln wir Selbstvertrauen.

    Selbstvertrauen heißt, dass wir unserer Wahrnehmung vertrauen können. Wenn wir etwas denken, dann denken wir es. Fühlen wir etwas, dann fühlen wir es. Wenn wir traurig sind, sind wir traurig. Da hat kein anderer daran zu rütteln. Übergriffe von außen („Du musst jetzt nicht traurig sein.“ „Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.“) können wir jetzt getrost an uns abprallen lassen.

    Die Auseinandersetzung mit uns selbst führt zu einer immer realistischeren Einschätzung dessen, was wir uns selbst zutrauen können und an welcher Stelle wir uns lieber Hilfe suchen sollten. Zu oft unterschätzen wir unsere Möglichkeiten. Denken wir konsequent bis zu Ende, was in unserer Macht liegt, werden wir eine Menge bewegen können. Erkennen wir unsere Grenzen in angemessener Weise an, können wir uns die nötige Hilfe und Unterstützung holen.

    Aber auch dem umgekehrten Impuls können wir vertrauen. Wenn wir einfach mal Ruhe haben und ausspannen wollen, können wir uns auch in diesem Anliegen selbst vertrauen.

    Schritt 7: Selbstsicherheit – Sich seiner selbst sicher sein und sicher auftreten

    Die ersten sechs Schritte des Kreislaufs der Selbstliebe finden alle im stillen Kämmerlein statt. Es geht um die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Der siebte Schritt führt nun nach draußen in die Welt. Es geht darum, umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Je besser wir uns kennen, je klarer uns unsere Möglichkeiten und Grenzen sind, desto sicherer können wir auftreten. Wir wissen, was wir wollen, wir wissen, was uns wichtig ist, wir haben uns eine eigene Meinung gebildet und vertreten diese. Wir können zwischen dem Du und dem Ich unterscheiden, unseren Standpunkt vertreten und den Standpunkt unseres Gegenübers anerkennen.

    Haben wir unser Verhalten verändert, haben wir schon gewonnen. Es ist nämlich nicht entscheidend, ob wir unser äußeres Ziel erreicht haben, sondern ob wir aufgrund unserer Selbsterkenntnis unser Verhalten verändert und Neues ausprobiert haben. Nun können wir wieder zu Schritt 1 zurückgehen und den Kreislauf der Selbstliebe unter Berücksichtigung der jüngsten Erfahrungen von Neuem durchlaufen.

    Ausblick

    Wie bei jedem Modell, das mit Schritten arbeitet, ist es auch hier nicht notwendig, immer einen Schritt auf den anderen folgen zu lassen. Manche Schritte fallen leichter, andere schwerer. Auch bei dem Umgang mit einer solchen Anleitung geht es darum, sich selbst zu vertrauen und zu nehmen, was als hilfreich erachtet wird, und das Überflüssige zur Seite zu tun.

    Egal, ob wir einen Konflikt in der Partnerschaft aufarbeiten, uns beruflich weiterentwickeln oder ein fröhliches und entspanntes Familienfest feiern wollen, Selbstliebe hilft, zu sich zu finden und klare Vorstellungen von den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu entwickeln, um dann zielgerichtet ans Werk zu gehen.

    Liebe ich mich selbst und tue mir Gutes, kann ich Gelassenheit entwickeln, weil ich weiß, dass ich alles bekomme, was ich brauche. Dieses Geschenk, das ich mir jeden Tag selbst bereite, gibt mir die Freiheit, auch meinen Nächsten zu beschenken: mit Aufmerksamkeit, Anerkennung, Achtung, Wertschätzung, Wohlwollen und Freude an der gemeinsamen Zeit.

    Mehr zum Thema Selbstliebe mit Praxisbeispielen und Übungen finden Sie in:

    Bodo Karsten Unkelbach
    Heute liebe ich mich selbst. In 7 Schritten zur Resilienz
    Claudius Verlag, München 2016

    Kontakt:

    Dr. med. Bodo Karsten Unkelbach
    Klinikdirektor/Chefarzt
    Klinikum Oberberg
    Kreiskliniken Gummersbach-Waldbröl GmbHröl GmbH
    Psychiatrie MH II
    Lepprestr. 65-67
    51709 Marienheide
    BodoKarsten.Unkelbach@klinikum-oberberg.de  
    www.klinikum-oberberg.de

    Angaben zum Autor:

    Dr. Bodo Karsten Unkelbach, geb. 1969, ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit tiefenpsychologischem und systemischem Schwerpunkt. Suchtmedizin. Forensische Psychiatrie. Seit 2006 ist er Chefarzt der Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie im Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide, in der sämtliche Abhängigkeitserkrankungen und begleitende psychiatrische Krankheitsbilder behandelt werden.

  • Ratgeber E-Zigarette

    Fachhochschulverlag, Frankfurt a. M. 2018, 220 Seiten, € 22,00, ISBN 978-3-943787-89-4

    Seit der Erfindung und Markteinführung der E-Zigarette vor mehr als zehn Jahren wird der Nutzen des ‚Dampfens‘ für die Tabakentwöhnung und Tabakreduktion kontrovers diskutiert. Dieser Ratgeber gibt Orientierungs- und Entscheidungshilfen, klärt über wissenschaftliche Fakten auf und enthält eine Vielzahl von praktischen und alltagstauglichen Informationen zum Umsteigen vom Zigarettenrauchen auf die E-Zigarette und am Ende sogar zum Aussteigen aus dem ‚Dampfen‘.

  • Suchtkranke Eltern stärken

    Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau 2018, 100 Seiten, € 25,00, ISBN 978-3-7841-2857-3, inklusive E-Book

    Ein Suchtproblem hat in der Regel Auswirkungen auf das elterliche Verhalten und die Elternkompetenz sowie auf das Bindungsverhalten beziehungsweise die Bindung zu den Kindern. Besteht ein Suchtproblem in einer Familie, ist das Hilfesystem sowohl präventiv im Interesse der Kinder als auch hinsichtlich der Beratung und Behandlung der Eltern gefordert. Dieses Manual gibt Impulse und Hinweise, das Thema Elternschaft von suchtkranken Männern und Frauen in die Beratung und Behandlung ihrer Suchtprobleme zu integrieren.

  • „Wer raucht denn noch?“

    Wer raucht denn noch? Wie gefährlich sind E-Zigaretten? Wie funktionieren Tabakerhitzer? Was ist die Smokerface-Kampagne? „Rauchverhalten in Deutschland: Trends, Produkte, Prävention“ ist Leitthema in der November-Ausgabe 2018 des Bundesgesundheitsblatts. Insgesamt elf Beiträge bieten einen Überblick über Situation und Trends beim Tabakkonsum, bei elektronischen Inhalationsprodukten und bei der Tabakprävention. „Würde in Deutschland niemand rauchen, wäre die wichtigste vermeidbare Ursache für chronische Erkrankungen und vorzeitigen Tod in unserem Land beseitigt“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

    In Deutschland waren nach Berechnungen des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts etwa 72.000 Krebserkrankungsfälle im Jahr 2010 dem Rauchen zuzuschreiben. Das sind etwa 23 Prozent aller Krebsneuerkrankungen bei Männern sowie acht Prozent bei Frauen. Es dauert mehrere Jahrzehnte, bis man Änderungen im Rauchverhalten von Bevölkerungsgruppen in den Krebsraten erkennt.

    Seit Anfang der 90er Jahre sinken in fast allen Altersgruppen die Anteile der Raucher, besonders deutlich ist der Rückgang in den jüngeren Altersgruppen seit Anfang der 2000er-Jahre. Die sinkenden Zahlen gehen in erster Linie auf zahlreiche tabakpräventive Maßnahmen zurück, etwa Rauchverbote in öffentlichen Bereichen. Dennoch ist aufgrund des nach wie vor hohen Raucheranteils mittelfristig weiterhin von massiven gesundheitlichen Folgen durch den Tabakkonsum der Bevölkerung auszugehen. „Daher sollten Maßnahmen der Tabakprävention und zur Förderung des Rauchausstiegs in allen Altersgruppen weiter vorangetrieben werden“, unterstreicht Lothar H. Wieler.

    Tabakprävention ist Thema in vier der elf Beiträge des Leitthemas. Das WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum gibt einen Überblick über Präventionsaktivitäten in Deutschland und international. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erläutert ihre „rauchfrei“-Kampagne. Zwei Beiträge gehen auf erfolgreiche Praxisbeispiele ein: den „Be Smart – Dont´t Start“-Wettbewerb für Schulklassen, bei dem sich die teilnehmenden Klassen verpflichten, ein halbes Jahr lang „rauchfrei“ zu sein, und das Netzwerk „Aufklärung gegen Tabak“, eine 2012 in Deutschland gegründete Initiative, bei der sich Medizinstudenten und Ärzte ehrenamtlich fürs Nichtrauchen engagieren. Dabei werden auch moderne Medien wie die Smokerface-App eingesetzt. Die App prognostiziert auf der Grundlage eines Selfies die negativen Veränderungen im Gesicht, die durch das Rauchen entstehen würden.

    Seit einigen Jahren werden neben Tabakzigaretten auch elektronische Inhalationsprodukte vermarktet, insbesondere E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Sie setzen weniger Schadstoffe frei als herkömmliche Tabakzigaretten, bergen aber nach wie vor gesundheitliche Risiken, und auch das Suchtpotenzial bleibt bestehen. In drei Beiträgen werden die Nutzung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern in der Bevölkerung, die subjektive Einschätzung der Gesundheitsgefahren und ein Vergleich der Emissionen von Tabakerhitzern mit denen konventioneller Zigaretten vorgestellt. Ob die elektronischen Inhalationsprodukte den Einstieg in das Rauchen erleichtern oder bei der Tabakentwöhnung nutzen könnten, ist nach wie vor offen.

    Weitere Informationen: Editorial zum Leitthema im Bundesgesundheitsblatt: https://rdcu.be/baYDw Daten und Links zum Thema Rauchen: www.rki.de/rauchen

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts (RKI), 09.11.2018

  • Substanzgebrauch in der Schwangerschaft

    Die Forschungsgruppe für Cannabinoide der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) führt eine Studie durch zum Thema Substanzgebrauch in der Schwangerschaft. Das Ziel dieser Studie ist, zu erfassen, ob und welchen Substanzgebrauch es während der Schwangerschaft in Deutschland gibt, welche Erfahrungen die Frauen und das medizinische Fachpersonal dazu berichten und ob Auswirkungen des Gebrauchs auf Mutter und Kind zu beobachten sind.

    Die Forschungsgruppe bittet um Mithilfe und ruft zur Teilnahme an der anonymen Online-Befragung auf. Das Ergebnis der Befragung wird entscheidend dazu beitragen, einen ersten Eindruck zur Prävalenz und den potenziellen Risiken des Substanzgebrauchs während der Schwangerschaft zu gewinnen. Teilnehmen können:

    • Schwangere Frauen und Mütter ab 18 Jahren
    • Medizinisches Fachpersonal (z. B. Ärztinnen und Ärzte, Gynäkologinnen und Gynäkologen, Hebammen, Geburtshelferinnen und Geburtshelfer)

    Die Teilnahme erfolgt über den folgenden Link: https://www.umfragen-am-klinikum.de/index.php/622226

    Wenn Sie Fragen haben, können Sie die Forschungsgruppe unter folgender E-Mail-Adresse kontaktieren: PSY.CaSCH-T1@med.uni-muenchen.de

    Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

  • Wozu die Wirkung Sozialer Arbeit messen?

    Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau 2018, 64 Seiten, € 7,50, ISBN 978-3-7841-3077-4, Sonderpreis für Mitglieder des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge € 6,50

    Output – Outcome – Impact: Mit immer wieder neuen Begriffen sollen Wirkungen sozialer Interventionen gemessen werden. Die aktuelle Diskussion beruht jedoch auf einem veränderten Sozialstaatsverständnis: Nicht mehr die Lösung sozialer Probleme, sondern die Ergebnisse finanzieller Investitionen werden betrachtet. Diese These wird in den Etappen der Wirkungsdebatte verfolgt und anhand wirkungsorientierter Ansätze wie Social Impact Bonds und SROI geprüft.