Autor: Simone Schwarzer

  • McKinsey-Studie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

    Durch den Einsatz digitaler Technologien könnten im deutschen Gesundheitswesen bis zu 34 Milliarden Euro jährlich eingespart werden. Dies entspricht rund zwölf Prozent der gesamten jährlichen Gesundheits- und Versorgungskosten von zuletzt 290 Milliarden Euro. Das größte Nutzenpotenzial bieten dabei die elektronische Patientenakte und elektronische Rezepte sowie webbasierte Interaktionen zwischen Arzt und Patient. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Studie von McKinsey&Company mit dem Titel „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland“. McKinsey hat für die Studie auf Basis von mehr als 500 internationalen Forschungsdokumenten das Verbesserungspotenzial von 26 digitalen Gesundheitstechnologien analysiert und in Experteninterviews überprüft. Kooperationspartner für die Studie ist der Bundesverband Managed Care e.V. (BMC).

    Digitalisierung der Patientendaten bringt den größten Nutzen

    Die 26 digitalen Gesundheitstechnologien fasst die Studie in sechs Lösungskategorien mit unterschiedlichem Einsparpotenzial zusammen:

    1. Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung (9,0 Milliarden Euro)
    2. Online-Interaktionen, z. B. durch Teleberatung (8,9 Milliarden Euro)
    3. Arbeitsabläufe/Automatisierung, z. B. durch die mobile Vernetzung des Pflegepersonals oder die auf Barcodes basierte Verabreichung von Medikamenten (6,1 Milliarden Euro)
    4. Entscheidungsunterstützung durch Datentransparenz, z. B. durch den Einsatz von Software, um Doppeluntersuchungen von Patienten zur vermeiden (5,6 Milliarden Euro)
    5. Patientenselbstbehandlung, z. B. durch Gesundheits-Apps oder digitale Diagnosetools (3,8 Milliarden Euro)
    6. Patienten-Self-Service, etwa Onlineportale zur Terminvereinbarung (0,5 Milliarden Euro).

    „Das Potenzial von 34 Milliarden Euro setzt sich einerseits aus Effizienzsteigerungen, andererseits aus Reduzierung unnötiger Nachfrage zusammen“, erläutert McKinsey- Partner Stefan Biesdorf die Studienergebnisse. Die geringere Nachfrage ergebe sich, wenn beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden, unnötige Krankenhauseinweisungen verhindert und durch bessere Qualität der Folgebehandlungen minimiert würden.

    Die größte Einsparung verspricht die Umstellung auf eine einheitliche elektronische Gesundheitsakte (EHR, Electronic Health Record), die allein 6,4 Milliarden Euro brächte. Diese Lösung kann schnellere, reibungslosere Abläufe ermöglichen, indem sie beispielsweise den Verwaltungsaufwand und die Anzahl von Tests reduziert. Biesdorf: „Patienten werden die elektronische Gesundheitsakte aber nur akzeptieren, wenn sie die Kontrolle über ihre Daten behalten, also selber entscheiden, welcher Arzt oder welches Krankenhaus darauf Zugriff bekommen.“

    Ärzte und Krankenhäuser profitieren von der Digitalisierung am meisten

    Die Studie zeigt auch, wer von der Digitalisierung im Gesundheitswesen am meisten profitiert: 70 Prozent des erreichbaren Nutzens kommen den Leistungserbringern zugute, also vor allem Ärzten und Krankenhäusern. 30 Prozent landen bei den Krankenversicherungen. „Das räumt das alte Argument vieler Leistungserbringer gegen die Digitalisierung aus, dass sie ihnen außer Arbeit nichts einbrächte“, stellt Stefan Biesdorf fest.

    Digitale Lösungen senken aber nicht nur Kosten, sie können auch Probleme entschärfen. Teleberatungen beispielsweise werden der Studie zufolge den Personalmangel insbesondere in ländlichen Regionen abmildern. Außerdem haben sie ein Nutzenpotenzial von bis zu 4,4 Milliarden Euro. Die Möglichkeit für Patienten und Ärzte, eine virtuelle Beratung durch Spezialisten in Anspruch zu nehmen, könne den Zeitaufwand für Arzt- und Facharztbesuche erheblich reduzieren und den Bedarf an niedergelassenen Spezialisten, insbesondere in ländlichen Gebieten, reduzieren. Dort könne die mobile Anbindung von Pflegepersonal die Versorgung weiter verbessern. Mit einer digitalen Lösung hätten die Pflegekräfte ortsunabhängig vollen Zugriff auf Patienteninformationen und könnten Befunde unterwegs über Tablets dokumentieren. Somit wäre eine effiziente, kontinuierliche Versorgung und Überwachung der Patienten in der ambulanten Pflege gewährleistet.

    „Im europäischen Vergleich ist Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen abgehängt“, stellt Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC), fest. An finanziellen Mitteln und technologischen Voraussetzungen fehle es nicht. Es sei allein eine Frage der Haltung. „Im deutschen Gesundheitswesen gibt es viele Akteure, für die der Status-quo besser ist als die Veränderung durch die Digitalisierung.“ Der BMC mit seinen rund 200 Mitgliedern aus nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens versteht sich als Innovationsforum an der Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft und bringt sich durch Publikationen, Veranstaltungen und Vernetzung der Akteure in den gesundheitspolitischen Diskurs ein.

    Pressestelle McKinsey&Company, 27.09.2018

  • Die Behandlung von Opiatabhängigen in Zentralasien

    Die Behandlung von Opiatabhängigen in Zentralasien

    Die Länder der Region Zentralasien – Kasachstan, die Kirgisische Republik, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – umfassen mehr als 60 Millionen ethnisch, kulturell und religiös vielfältige Menschen und ein geografisches Gebiet, das doppelt so groß ist wie das von Kontinentaleuropa. Im Zentrum des eurasischen Kontinents befinden sich diese Binnenländer, die im Jahre 1991, als die Sowjetunion aufgelöst wurde, unabhängig wurden. Seit der Unabhängigkeit haben sie sich großen Herausforderungen gestellt. Eine davon ist der Handel mit Opiaten (vor allem Heroin) und die Opiatabhängigkeit von hunderttausenden Menschen (vgl. Abb. 1). Die Europäische Kommission unterstützt die fünf Partnerländer durch das Zentralasien-Drogenaktionsprogramm (Central Asia Drug Action Programme, CADAP) seit mehreren Jahren in dem Versuch, die negativen Folgen des Drogenkonsums zu lindern. CADAP befürwortet eine ausgewogene Drogenpolitik im Hinblick auf die Drogennachfrage und das (illegale) Drogenangebot im Einklang mit der EU-Drogenstrategie 2013–2020 und dem EU-Zentralasien-Drogenaktionsplan 2014–2020. CADAP zielt darauf ab, folgende Maßnahmen zu unterstützen:

    • Weitere Qualifizierung der Behandler und Schulung in psychotherapeutischen Methoden für Kurzinterventionen
    • Motivational Interviewing (MI)
    • Rückfallverhütung und soziale Rehabilitation
    • Opioidgestützte Behandlung (Opioid Substitution Treatment, OST)

    Mehr als 2.000 Experten und Regierungsvertreter wurden bereits zwischen 2010 und 2012 geschult. Der Zugang zu OST konnte in Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan (leicht) erhöht werden. In der laufenden 6. Phase des Programms wird eine bessere Institutionalisierung des Behandlungssystems angestrebt, und die Implementierung der Internationalen Standards der WHO/UNODC für die Behandlung von Drogenkonsumstörungen wird unter Verwendung von Best Practices der EU geschult und systematisiert.

    Abb. 1: Drogensituation in Zentralasien – geschätzte Zahl von Heroinkonsumenten

    Das Zentralasien-Drogenaktionsprogramm (CADAP) verfolgt eine bessere Verbreitung von und Zugänglichkeit zu einer qualitativ hochwertigen Behandlung bei Drogenabhängigkeit, sowohl pharmakologisch als auch abstinenzorientiert, und ihre Kombination mit sozialer Rehabilitation und psychosozialer Unterstützung (wie Beratung, kognitive Verhaltenstherapie und soziale Unterstützung). Das Programm soll die Schadensbegrenzung (Harm Reduction) verstärken, um die nachteiligen Konsequenzen des Drogenkonsums für Einzelpersonen und die Gesellschaft als Ganzes zu verringern, wobei es nicht nur um die Vermeidung von Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis B und C (vgl. Abb. 2) und Tuberkulose geht. Ziel ist es, ein offizielles Netzwerk von Fachleuten zu etablieren. Aber das stellt eine große Herausforderung dar, denn regionale Kooperation ist in den postsowjetischen Staaten weniger gewollt als ‚nationale‘ Selbständigkeit.

    Abb. 2: Prävalenz von HIV und Hepatitis C unter den (injizierenden) Drogenkonsumenten (in Prozent)

    Methoden des Zentralasien-Drogenaktionsprogramms CADAP

    Trainerinnen und Trainer aus Deutschland und Österreich führen zwei- bis viertägige Trainings mit Expertinnen und Experten aus der zentralasiatischen Region durch. Die Trainerinnen und Trainer aus Deutschland und Österreich kommen überwiegend selbst aus Zentralasien oder Osteuropa, sprechen Russisch, kennen die Kultur der Länder und bringen langjährige Expertise aus ihrer Arbeit im deutschen und österreichischen Sucht- und AIDS-Hilfesystem mit. Es wird in unterschiedlichen Bereichen trainiert:

    1. Schulungen für Fachpersonal

    Training mit Suchtmediziner/innen in Bishkek: Oleg Aizberg (vorne Mitte) und Irina Zelyeni (vorne Zweite von rechts)

    Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte erhalten Schulungen zu folgenden Themen:

    • Psychosoziale Beratung und Behandlung Drogenabhängiger im Rahmen von ambulanter und stationärer Rehabilitation
    • Reintegration Drogenabhängiger in die Gesellschaft
    • Entwicklung von regionalen und überregionalen Suchthilfenetzwerken

    Es werden außerdem aktuelle Kenntnisse der Suchtmedizin vermittelt:

    • Allgemeine Prinzipien medizinischer Ethik
    • Besonderheiten der medizinischen Ethik bei der Behandlung von Suchtkranken und Besprechung verschiedener Beispielsituationen
    • Alkoholabhängigkeit als Begleiterkrankung bei Drogenabhängigen
    • Komorbide Störungen
    • Umgang mit Neuen psychoaktiven Substanzen (NPS)
    • Notfallzustände bei Suchtkranken und psychisch Erkrankten
    • Sexuelle Störungen bei Suchtpatientinnen und Suchtpatienten

    2. Schulungen im Justizbereich

    Training mit Prof. Stöver und Prof. Pont in Bishkek

    Für das Personal von Strafanstalten, für Richter, Staatsanwälte, NGOs und Fachleute, die auf dem Gebiet der Behandlung von Drogenabhängigen tätig sind, finden Schulungen statt. Dazu gehören auch Schulungen über Gesundheitsprogramme in Gefängnissystemen zur Verhütung von Infektionskrankheiten (HIV, Hepatitis C) und zur Opiat-Substitutionsbehandlung (OST) in Gefängnissystemen.

    Die zweitägigen Workshops, die in allen zentralasiatischen Ländern mit Unterstützung der jeweiligen Gefängnisverwaltungen für Gefängnismitarbeiter durchgeführt wurden, bestanden aus Präsentationen und Gruppenarbeit. Interessen und Vorlieben der Teilnehmer wurden dabei berücksichtigt. Als Ergebnis der Workshops ergab sich eine Liste priorisierter Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von drogenabhängigen Gefangenen. Diese Liste soll als Roadmap für die zukünftige Entwicklung dienen.

    Training mit Prof. Stöver und Prof. Pont in Bishkek

    In der Kirgisischen Republik und in Tadschikistan wird im Gegensatz zu den anderen Ländern offen (an)erkannt, dass es injizierenden Drogenkonsum auch im Gefängnis gibt und dass deshalb sowohl Nadel- bzw. Spritzenaustauschprogramme als auch OST sinnvoll sind. Allerdings werden hier Infektionsschutzprogramme nur auf niedrigem Niveau und unter scharfen Kontrollmechanismen (die den Verlust der Anonymität bedeuten) angeboten. Substitutionsbehandlungen im Strafvollzug werden in Kirgistan gut umgesetzt, in Tadschikistan wurde damit gerade erst begonnen, nach jahrelanger Diskussion.

    3. Schulungen für NGOs

    Training mit Ludger Schmidt und NGO-Vertreter/innen in Kirgistan

    Ein weiteres Arbeitspaket wird in enger Kooperation mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) durchgeführt, um Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu erreichen. NGOs spielen in Zentralasien eine zentrale Rolle bei der niedrigschwelligen Erreichbarkeit von Drogenabhängigen, bei der Infektionspräventionsarbeit, bei der Psychosozialen Betreuung (PSB) nach Entzugsbehandlungen und bei der Substitutionsbehandlung (OST). Die Hauptakteure von NGOs werden geschult, damit sie ihre Fähigkeiten erweitern, ein unterstützendes Umfeld für die Klienten zu entwickeln und ihnen zu helfen, sich behandeln zu lassen und in der Behandlung zu bleiben. NGOs spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Programmen niedrigschwelliger Arbeit.

    Schwerpunkte der Trainings

    Training mit Inga Hart und Gerhard Eckstein

    Das theoretische Wissen über psychiatrische Erkrankungen und Suchterkrankungen ist bei den meisten Teilnehmern gut bis sehr gut. Gleichwohl zeigte sich bei den Trainings auch, dass wenige Grundkenntnisse in der Praxis der Psychiatrie vorliegen, u. a. weil Narkologie (= Suchtmedizin) und Psychiatrie getrennt sind und wenig kooperieren. Die praktische Umsetzung und Erfahrung ist zudem immer noch sehr unterschiedlich. Zudem war die Zeit für die Trainings sehr knapp bemessen.

    Es geht in den Trainings u. a. um die Vertiefung von Behandlungsmethoden der Kognitiven Verhaltenstherapie, der Familientherapie, des Motivational Interviews, der Rückfallprophylaxe sowie der psychosozialen Beratung, vor allem des Case Managements. Im Mittelpunkt der Seminare stehen weiterhin die Überprüfung, ob die westlichen Beratungs- und Behandlungskonzepte in der konkreten zentralasiatischen Praxis angewendet werden können, und die damit zusammenhängende Sicherung des Behandlungserfolges.

    In den Trainings werden die von den Seminarteilnehmern eingebrachten Erfahrungen, Anregungen und Vorschläge weitgehend berücksichtigt. Die Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen einer effektiven therapeutischen Arbeit sowie den Wirkfaktoren der therapeutischen Beziehung stellt für die Teilnehmer einen Rahmen für berufliche Selbstreflektion dar. Beim Betrachten der Interaktionsbeiträge der Angehörigen und der möglichen therapeutischen Interventionen wurde deutlich, dass der kulturelle Hintergrund die Aufrechterhaltung sowohl der Abhängigkeit als auch der Co-Abhängigkeit unterstützt. Dies macht es den Experten schwer, passende Interventionen einzuleiten und sich von den Erwartungen der Angehörigen abzugrenzen.

    Herausforderungen in der Arbeit mit den NGOs

    Die NGO-Gruppen in Kirgistan und Tadschikistan sind sehr engagiert und interessiert, dabei aber nicht unkritisch. Die Skepsis gegenüber internationalen Trainingsmaßnahmen wird offen angesprochen und diskutiert. Die Erwartung gegenüber solchen Maßnahmen scheint mehrheitlich gedämpft zu sein. Ähnlich wie in Ländern Westeuropas oder Australiens, wo NGOs eine lange Tradition haben und Unterstützung auch von Regierungen erhalten, arbeiten viele Organisationen mit Wurzeln in der Selbsthilfe überraschend ‚professionell‘, sind kompetent und reflektiert in ihrem Arbeitsfeld.

    Überlegungen, wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wissen, das sie im unmittelbaren Klientenkontakt benötigen, pragmatisch vermittelt werden kann, führte zur Idee der Adaption von „J Key Cards“ der dänischen NGO „Gadejuristen“ (Street Lawyers) an zentralasiatische Verhältnisse (insbesondere in Kirgistan und Tadschikistan). Die J Key Cards funktionieren nach dem Prinzip der FAQ (frequently asked questions) und beinhalten jeweils eine Frage mit einer Antwort zu häufig auftauchenden Themen und Problemen aus den Lebenswelten von Drogengebrauchenden. Die Karten sind thematisch in die Gebiete physische und psychische Gesundheit, Infektionsprävention, Substanzaufklärung, Safer Use und Recht unterteilt und werden kulturspezifisch und landestypisch illustriert. Als Vorteil für die ‚Ausbildung‘ von Peers wurde die leichte Handhabbarkeit des Formats, der spielerische statt verschulte Umgang mit Wissensinhalten (insbesondere angesichts der Ungeübtheit vieler Peers mit längeren Texten), die Konzentration auf eine konkrete Frage statt auf einen ganzen Wissensbereich sowie der unmittelbare Praxisbezug hervorgehoben. Die J Key Cards können überdies als Unterrichtsmaterial im Rahmen von Ausbildung/Qualifizierung genutzt werden.

    In Kirgistan und Tadschikistan werden entsprechende Kartensets hergestellt, um sie in der Straßensozialarbeit zu benutzen (vgl. Abb. 3 und 4).

    Abb. 3: Beispiel Kartenset Kirgistan
    Abb. 4: Beispiel Kartenset Tadschikistan

    Hauptergebnisse der Trainings

    In einigen Ländern und Regionen Zentralasiens ist das Suchthilfesystem gut entwickelt (etwa in Kasachstan, Usbekistan und auch in Kirgistan), sodass sowohl die Behandlung als auch die Rehabilitation sowie die poststationäre Weiterversorgung für die Abhängigen umfassend und auf einem hohen professionellen Niveau angeboten werden. Die Effektivität der Behandlung beruht aber auf einem vernetzten System, das in vielen anderen Regionen und Ländern noch sehr ausbaufähig ist, vor allem in Turkmenistan, Tadschikistan und den ländlichen Regionen von Kirgistan. Im Beratungs- und Behandlungssystem sind Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte, Ex-User und andere Fachkräfte verantwortlich integriert. Es existiert eine Übereinstimmung über Ziele und Konzepte der Resozialisierung. 

    In der Kirgisischen Republik, in Tadschikistan und Kasachstan wurden nationale Arbeitsgruppen gegründet mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Narkologie, Psychologie, Sozialarbeit und Selbsthilfe. Im Rahmen der Arbeitsgruppen fanden Vorlesungen und Diskussionen über folgende Themen statt:

    • Prinzipien der Behandlung von Drogenabhängigkeit
    • Prinzipien der Diagnose und Therapie der Opioidsucht
    • Leitlinien zur Opioidsubstitution
    • Opioidsubstitution in besonderer Situation (Schwangerschaft, komorbide psychiatrische Störungen, komorbides HIV-Syndrom)
    • abstinenzorientierte Therapie (Entgiftung, Psychotherapie, psychosoziale Hilfe, Opioid-Antagonisten)
    • aktuelle Situation bei Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS)
    • aktuelle Situation bei psychopathologischen und somatischen Erkrankungen

    Insgesamt scheint die Implementierung von Maßnahmen zur Motivierung und Behandlung und damit die Weiterentwicklung des Suchthilfesystems in Zentralasien durch die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie durch die kulturellen Hintergründe (starke Co-Abhängigkeitsstrukturen) deutlich erschwert zu werden. Bei den meisten Experten besteht ein Konsens über den Sinn und die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des Suchthilfesystems im Hinblick auf Weiterqualifizierung und Vernetzung.

    Die praxisorientierte Gestaltung der Seminare und die Möglichkeit, die Anliegen aus dem Alltag in die Seminare einzubringen, werden von den Seminarteilnehmern besonders positiv bewertet. 

    Weitere Zielsetzungen

    Bei der Commission on Narcotic Drugs (CND) im März 2016 wurde eine Entschließung zur Entwicklung und Verbreitung der internationalen Standards für die Behandlung von Drogenkonsumstörungen verabschiedet. Darin wird gefordert, dass der „Zugang zu einer angemessenen wissenschaftlichen evidenzbasierten Behandlung von Drogenkonsumstörungen, auch für Personen, die von Drogenkonsum im Gefängnissystem betroffen sind, im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften, zu gewährleisten (ist)“.

    Im April 2016 wurden im Rahmen der UNGASS Special Session (United Nations General Assembly on the World Drug Problem) in New York die „WHO/UNODC International Standards for the Treatment of Drug Use Disorders“ offiziell eingeführt. Aufgabe ist nun, die Umsetzung der internationalen Standards zu unterstützen. Dies geschieht jetzt in Trainings in allen zentralasiatischen Ländern in Kooperation mit dem UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime).

    Alle Länder in Zentralasien teilen die gemeinsame Auffassung der UN-Organe (UN-Drogenübereinkommen 1961, Art. 38, und Politische Erklärung 2009), dass alle praktikablen Maßnahmen zu Prävention und Früherkennung und zur Behandlung, Bildung, Rehabilitation und Nachsorge sowie zur sozialen Wiedereingliederung von Drogenabhängigen umgesetzt werden sollen. In Zusammenarbeit mit dem WHO- und dem UNODC-Hauptsitz in Genf und Wien wird diskutiert, wie die Zentralasien-Staaten in dieser Umsetzung durch Schulungen unterstützt werden können. Es wurde z. B. eine russischsprachige Version der Standards erstellt, um als Trainingsmaterial verwendet zu werden.

    Mit dem Ziel, die Ausbildung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiterin im Bereich der Behandlung von Drogenkonsumstörungen zu unterstützen, richtete die Frankfurt University of Applied Sciences (Fachhochschule Frankfurt am Main) an das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Vorschlag, mit Hochschulen in Zentralasien, die Sozialarbeiter ausbilden, intensiver zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit soll mit folgenden Hochschulen stattfinden:

    • Eurasische Nationale Gumiljow-Universität (Abteilung für Soziale Arbeit), Astana, Kasachstan
    • Tadschikische Nationaluniversität (Fakultät für Phliosophie, Abteilung für Soziale Arbeit), Duschanbe
    • Universität für Humanwissenschaften Bischkek (Abteilung für Soziale Arbeit und Psychologie), Kirgisische Republik

    Die Zusammenarbeit soll dem Austausch von Erfahrungen der Mitarbeitenden und Studierenden sowie zur Erstellung von Schulungs- und Ausbildungsunterlagen (Projekt InBeAIDS, Laufzeit bis Ende 2019) dienen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stimmte Anfang März 2017 dem Vorschlag der Frankfurter Universität zu, so dass nun die Kooperation vorbereitet wird. Eine erste „fact finding Mission“ fand dazu in den drei Partnerländern im Mai 2018 statt. Da die Unterstützung und die Ausbildung der Sozialarbeit ein wichtiger Bestandteil der Component 4-Aktivitäten des Zentralasien-Drogenaktionsprogramms (CADAP) ist, passt dieses Projekt gut in die CADAP-Ziele und unterstützt die Leistungen des Programms.

    Fazit

    Es gibt in Zentralasien einige grundlegende strukturelle Probleme im Hilfesystem für suchtkranke Menschen, insbesondere für opiatabhängige Menschen. Dazu gehören:

    • der Ausschluss von injizierenden Drogenkonsumenten (IDUs) aus dem (öffentlichen) Gesundheitssystem außerhalb der Narkologie
    • ein nur begrenzter Zugang von IDUs zur Behandlung der Drogenabhängigkeit oder zur Prävention von Drogenabhängigkeit
    • ein nur begrenzter Zugang zur Behandlung von IDUs mit HIV oder Hepatitis C
    • eine nur begrenzte Anzahl von Sozialarbeitern, Psychologen oder Psychotherapeuten
    • das Fehlen eines Akkreditierungssystems für Psychotherapie
    • ein nur sehr beschränkter Zugang zur Substitutionsbehandlung (OST)
    • eine begrenzte Kooperation im Hinblick auf die Prävention und Behandlung von HIV und Hepatitis bei Drogenkonsumenten in (narkologischen) Rehabilitationszentren

    Schulungen zur Förderung des Aufbaus von Kapazitäten sind wirksam und effizient. Dennoch verlangen alle Partner auch finanzielle und technische Unterstützung. Es wird die Notwendigkeit für weitere Qualifikationen und Schulungen in den Bereichen psychotherapeutische Methoden für Kurzzeitinterventionen, Motivationsbefragung, Rückfallverhütung, soziale Rehabilitation, medikationgestützte Behandlung und Behandlung von HIV gesehen.

    Die Trainings wurden durchgeführt von einer Gruppe erfahrener Trainerinnen und Trainer:

    Heino Stöver, Professor für Sozialwissenschaftliche Suchtforschung, Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main

    Gerhard Eckstein, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Suchtreferent Deutsche Rentenversicherung Schwaben, Psychotherapeutische Praxis, Augsburg

    Inga Hart, Dipl.-Sozialpädagogin (M.A., M.Sc.), stellvertretende Einrichtungsleitung, Caritas Fachambulanz, München

    Oleg Aizberg, Assistenzprofessor, Belarussische Medizinische Akademie, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Minsk, Belarus

    Irina Zelyeni, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinik am Kronsberg STEP, Hannover

    Katharina Schoett, Fachärztin für Psychiatrie / Psychotherapie, Chefärztin der Abt. für Suchtmedizin des ÖHK Mühlhausen

    Ludger Schmidt, Erziehungswissenschaftler, Deutsche AIDS-Hilfe (DAH), Berlin

    Jörg Pont, Professor, Medizinische Universität Wien, Österreich

    Ingo Ilja Michels, Soziologe, Fachberater für Suchtkrankenhilfe, langjähriger Leiter des Arbeitsstabes der Drogenbeauftragten der Bundesregierung im Bundesministerium für Gesundheit; Internationaler Koordinator für CADAP (Behandlungsfragen)

    Literatur beim Verfasser

    Kontakt:

    Ingo Ilja Michels
    Frankfurt University of Applied Sciences
    Nibelungenstraße1
    60318 Frankfurt am Main
    ingoiljamichels@gmail.com
    michels.ingo@fit.fra-uas.de

  • Kosten- und Leistungsrechnung in der Sozialwirtschaft

    Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2018, 172 Seiten, € 19,95, ISBN 978-3-7910-4147-6

    Das einführende Lehrbuch zur Kosten- und Leistungsrechnung richtet sich gezielt an Studierende und Praktiker der Sozialwirtschaft. Die aus der klassischen Betriebswirtschaftslehre stammenden Methoden werden praxisbezogen und leicht verständlich mit Anwendungs- und Übungsbeispielen aus der Sozialwirtschaft erläutert. Themen:

    • Internes und Externes Rechnungswesen
    • Kostenrechnung und Kostenmanagement
    • Traditionelles Organisationshandeln in der Sozialwirtschaft
    • Zunehmende Wirtschaftlichkeitsnotwendigkeit und damit verbundene Herausforderungen
  • Psychologische Beratung für die Generation Smartphone

    Psychische Erkrankungen unter Jugendlichen sind stark angestiegen. Um die Betroffenen leichter mit Hilfsangeboten zu erreichen, können Therapeuten dank sozialer Medien und Smartphone neue Wege beschreiten. Hierfür entwickelten Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen der zweijährigen EU-Initiative „Therapy 2.0“ zusammen mit Partnern aus sieben verschiedenen Ländern Leitlinien und Trainingsmaterial für Berater, Therapeuten, Lehrer und Flüchtlingshelfer.

    WhatsApp, Facebook, Skype und das Smartphone – die so genannte Generation Smartphone nutzt neue Kommunikationswege. Damit verändern sich auch deren Konsumgewohnheiten, Online-Angebote sind die Norm. Wer diese Generation erreichen will, muss deshalb neue Wege beschreiten. Dies gilt auch für jene, die therapeutisch oder beratend tätig sind und jungen Erwachsenen mit psychischen, psychosozialen und psychosomatischen Störungen wie beispielsweise Depressionen, Angstzuständen oder Panikstörungen helfen wollen. Hier empfehlen sich laut des Barmer Arztreports 2018 niederschwellige Formen wie Online-Angebote, um die Betroffenen zu erreichen. Dass dieser Ansatz notwendig ist, zeigt der Arztreport ebenfalls: In Deutschland stieg die Zahl der 18- bis 25-jährigen Menschen mit psychischen Erkrankungen und Störungen zwischen 2005 und 2016 um 38 Prozent von 1,4 Millionen auf 1,9 Millionen. Somit war 2016 etwa ein Viertel der gesamten Altersgruppe von einer psychischen Erkrankung bedroht oder betroffen.

    Die neuen Möglichkeiten der Online-Welt

    Um das Bewusstsein für und das Potenzial von Informations- und Kommunikationstechnologie in Beratungs- und Therapieprozessen zu schärfen, haben sich acht Partner aus sieben europäischen Ländern in den letzten zwei Jahren in der Initiative „Therapy 2.0 – Counselling and Therapeutic Interactions with Digital Natives“ zusammengetan. Gefördert wurde dieses Projekt durch das EU-Erasmus+-Programm. Ziel der Initiative war es, Beratern und Therapeuten zu helfen, ihre Tätigkeiten auf Online-Angebote auszuweiten. Hierfür entwickelten die Teilnehmer der Therapy 2.0-Initiative verschiedene Instrumente, die sich leicht in die therapeutische Praxis einbinden lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Lern-Innovation (ILI) der FAU leiteten dabei die inhaltliche Entwicklung der Instrumente. „Eine unserer Aufgaben war es, zu Beginn eine europaweite Bedarfsanalyse zu erstellen“, sagt Psychologin Evelyn Schlenk vom ILI. Hierfür befragten die FAU-Forscher unter anderem Berater, Therapeuten, Berufsverbände und Flüchtlingshelfer. Dabei zeigte sich, dass in Deutschland und anderen europäischen Staaten die Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie noch nicht weit in den Therapiealltag eingebunden sind. In Ländern wie Kroatien oder Slowenien gibt es hingegen bereits ausgefeilte Online-Beratungsstrukturen.

    „Es besteht zudem vor allem in technischer und rechtlicher Hinsicht Unsicherheit“, sagt Schlenk. „Therapeuten und Berater fragen sich zum Beispiel, welche Vorteile und mögliche Einschränkungen es bei Online-Angeboten gibt oder für welche Beratungs- und Behandlungsformen diese überhaupt geeignet sind. Hinzu kommen noch praktische Fragen nach beispielsweise Daten- und Patientenschutz, Kosten oder Abrechnungsmöglichkeiten.“ Hierfür entwickelten die Projektpartner Leitlinien, die Beratern und Therapeuten helfen, ihre Kompetenzen auf eine Online-Umgebung umzusetzen, Schulungsmaterial als Ergänzung dieser Leitlinien, Sammlungen weltweiter Beispiele aus der Praxis, eine Plattform als virtuelle Lernumgebung sowie eine App, die sämtliche Materialen beinhaltet.

    Auch in der Flüchtlingshilfe einsetzbar

    Dieser Online-Ansatz soll auch jungen Flüchtlingen zugutekommen. Die meisten von ihnen haben traumatische Erfahrungen gemacht und leiden häufig an posttraumatischen Belastungsstörungen. Ihre wichtigsten Kommunikationsmittel sind Smartphones. Da ihre Sprachkenntnisse oft schlecht sind, braucht die konventionelle Beratung einen weiteren Ansatz, der Medien nutzt, in denen diese Jugendlichen zu Hause sind. Nicht zuletzt eröffnet dies auch Wege der Gewaltprävention, was aufgrund der traumatischen Fluchterfahrungen sinnvoll sein kann.

    Mehr Informationen unter https://www.ecounselling4youth.eu/

    Pressestelle der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 28.09.2018

  • Drogen- und Suchtbericht 2018 erschienen

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat am 18. Oktober 2018 in der Bundespressekonferenz den neuen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Der aktuelle Bericht ist eine umfassende Bestandsaufnahme zur Verbreitung des Suchtmittelkonsums in Deutschland und gibt einen Überblick über alle neuen gesetzlichen Regelungen und Projekte im Themenfeld Drogen und Sucht.

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Während es weiter positive Entwicklungen bei den Kindern und Jugendlichen beim Tabak- und Alkoholkonsum zu verzeichnen gibt, sehen wir bei den neuen Produkten wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Co. einen klaren Aufwärtstrend, sowohl bei Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Hier müssen wir das Präventionsangebot weiter ausbauen. Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken. Das müssen wir ändern, denn für viele bedeutet Alkohol ein echtes Problem.“

    Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstehen pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro. Jeder sechste in Deutschland trinkt Alkohol in einem gesundheitlich schädlichen Ausmaß. Auch der Cannabiskonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stieg leicht an.

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Der neue Drogen- und Suchtbericht zeigt deutlich, vor welchen Herausforderungen wir in Deutschland im Bereich Suchtmittelkonsum stehen, aber auch, wieviel wir bei Prävention und Gesetzgebung bisher erreicht haben. Ob Cannabis als Medizin, das Präventionsgesetz oder die Novellierung des Substitutionsrechtes – all diese Schritte waren richtig und wichtig für unser Land. Jedoch können wir noch nicht sagen: Wir sind am Ziel. Ich will weniger Alkoholkonsum, weniger Drogentote, weniger Raucher und mehr Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Es gibt noch viel zu tun – für mich als Drogenbeauftragte, aber auch für alle. Jeder kann und muss hier einen Beitrag leisten.“

    Die Drogenbeauftragte rief dazu auf, Drogen- und Suchterkrankungen nicht ausschließlich in Fachkreisen zu diskutieren. Ziel muss es sein, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für dieses Thema zu erweitern und aufzuzeigen, dass Sucht Auswirkungen auf nahezu alle Lebenswelten hat. Ob Wirtschaft, Sport, Medien oder Kommune: Suchterkrankungen stellen nicht nur die Betroffenen und deren Angehörige, sondern Deutschland insgesamt vor Herausforderungen. Dies ist auch der  Schwerpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Drogenbeauftragten „Stadt, Land, Sucht – Wer übernimmt Verantwortung?“ am 7. November in Berlin.

    Drogen- und Suchtbericht 2018 als PDF
    Drogen- und Suchtbericht 2018 als Flipbook
    Weitere Informationen unter: www.drogenbeauftragte.de

    Pressestelle der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 18.10.2018

  • Burnout & Depression

    TRIAS Verlag, Stuttgart 2018, 192 Seiten, € 19,99, ISBN 978-3-432-10333-4, auch als E-Book erhältlich

    Ständig abgehetzt, zutiefst erschöpft und unter einem nicht mehr nachlassenden Druck? Dieses Gefühl kennen viele Menschen nur zu gut. Und schon beginnt das Fragenkarussell: Bin ich nur überarbeitet, kann ich mir noch selbst helfen oder brauche ich professionelle Hilfe? Und welche wirksamen therapeutischen Wege passen zu mir, was hilft mir wirklich weiter? Drei Experten zeigen anhand von Fallbeispielen, wie erste Anzeichen von Burnout und Depression erkannt werden können und was jeder tun kann, um solche Symptome zu verhindern. Das Buch gibt Anstöße zur Veränderung von Verhaltensmustern und des Selbstbildes, um zurück zu einem freudvollen, aktiven Leben zu gelangen. Inhalte sind:

    • die eigenen Bedürfnisse neu entdecken: Veränderungen fühlen
    • die eigene Umgebung gestalten: selbst im Mittelpunkt stehen, statt immer nur zu reagieren
    • den inneren Schutzschild entdecken: Stärke und Zuversicht für die Zeit nach Burnout und Depression
  • Grundsicherung und Arbeitsmarkt in Deutschland

    wbv Media GmbH & Co. KG, Bielefeld 2018, 394 Seiten, € 49,90, ISBN 978-3-7639-4126-1, auch als E-Book erhältlich

    Die Arbeitslosigkeit von Menschen in der Grundsicherung ist in den letzten Jahren nur vergleichsweise wenig zurückgegangen, trotz der insgesamt sehr positiven Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt. Auf die Grundsicherung, umgangssprachlich Hartz IV genannt, sind keineswegs nur Langzeitarbeitslose angewiesen, sondern häufig auch Alleinerziehende oder Geflüchtete, die mit Anerkennung ihres Asylantrags Leistungen der Grundsicherung empfangen. Welche Ansätze können Beziehern und Bezieherinnen von Grundsicherung helfen, Hürden und Hemmnisse auf dem Weg in den Arbeitsmarkt zu überwinden? 13 Jahre nach der Einführung der Grundsicherung zieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Bericht „Grundsicherung und Arbeitsmarkt in Deutschland“ zum dritten Mal Bilanz.

    Der Bericht fasst die Ergebnisse aus der Grundsicherungsforschung des IAB aus den Jahren 2013 bis 2016 zusammen. Vorgestellt werden Befunde zu folgenden Themenkomplexen:

    • Struktur und Dynamik im Leistungsbezug
    • Beratung und Vermittlung in den Jobcentern
    • Wirkungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen
    • Lebenslagen und soziale Teilhabe der Leistungsberechtigten
    • Gesamtwirtschaftliche Perspektiven auf die Grundsicherung

    Auf Basis dieser Forschungsergebnisse reflektieren die Autoren die bisherige Entwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende und verweisen auf zukünftige Herausforderungen.

    Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Es widmet sich der empirischen, interdisziplinären und international vergleichenden Erforschung des deutschen Arbeitsmarkts.