Autor: Simone Schwarzer

  • Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen

    Im Jahr 2015 wurden 21.907 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 19 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einem Krankenhaus behandelt. Wie das Statistische Bundesamt (DESTATIS) auf Basis der Krankenhausdiagnosestatistik weiter mitteilt, waren das 2,2 Prozent weniger als 2014. Bezogen auf 100.000 Einwohner dieser Altersklasse sank ihre Anzahl von 286 auf 277 (-2,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Dabei ging der entsprechende Wert bei Mädchen und jungen Frauen um 2,1 Prozent zurück (auf 240 Fälle je 100.000 Einwohner), bei Jungen und jungen Männern verringerte er sich um 3,6 Prozent (auf 313 Fälle je 100.000 Einwohner). 69 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten, waren noch keine 18 Jahre alt.

    Insgesamt wurden im Jahr 2015 knapp 19,8 Millionen Patientinnen und Patienten vollstationär in einem Krankenhaus behandelt. Die Herzinsuffizienz war mit 444.632 Fällen der häufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt. An zweiter Stelle lagen psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (326.971 Fälle), wozu auch der akute Alkoholmissbrauch zählt. Danach folgte die Herzerkrankung Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit 298.271 Fällen.

    Von den 19,8 Millionen vollstationären Patienten waren 52 Prozent weiblich und 48 Prozent männlich. Das Durchschnittsalter der Behandelten lag bei 55 Jahren. Bezogen auf 100.000 Einwohner gab es 2015 insgesamt 24.060 Behandlungsfälle, das waren 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr (24.118 Fälle).

    Pressestelle des Statistischen Bundesamts (DESTATIS), 24.11.2016

    Ergänzend zur obigen Mitteilung finden Sie hier Daten zu allen Bundesländern.

  • REITOX-Bericht 2016

    Factsheet
    Factsheet

    Mit dem REITOX-Bericht 2016 ist das Standardwerk zur Situation illegaler Drogen in Deutschland neu erschienen. In diesem Jahr stellen die Autoren zum ersten Mal in Form eines circa 20-seitigen deutschsprachigen Kurzberichts und eines dreiseitigen Factsheets einen knappen Überblick über die aktuellen Entwicklungen zur Verfügung. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Themen finden sich in den jeweiligen Workbooks, die in einer europaweit einheitlichen Struktur vorliegen, um auch internationale Vergleiche zu erleichtern. Die Workbooks stehen in deutscher und englischer Sprache bereit. Folgende Themen werden behandelt:

    • Drogenpolitik/Drug Policy
    • Rechtliche Rahmenbedingungen/Legal Framework
    • Drogen/Drugs
    • Prävention/Prevention
    • Behandlung/Treatment
    • Gesundheitliche Begleiterscheinungen und Schadensminderung/Harms and Harm Reduction
    • Drogenmärkte und Kriminalität/Drug Market and Crime
    • Gefängnis/Prison

    Der gesamte Bericht kann auf der Website der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD, www.dbdd.de) heruntergeladen werden. Es stehen ausschließlich PDF-Dateien zum Download zur Verfügung, der Bericht kann nicht als Printversion bestellt werden.

    Quelle: Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), 22.11.2016

  • Teilhabekompass zu Angeboten der beruflichen Rehabilitation

    cover_dgppn_teilhabekompassMenschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben in Deutschland oftmals große Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat deshalb am 23.11.2016 auf ihrem großen Jahreskongress in Berlin einen neuen Teilhabekompass vorgestellt. Dieser bietet erstmals einen Überblick über die zahlreichen Angebote der beruflichen Rehabilitation. Gleichzeitig fordert die Fachgesellschaft die Gesundheits- und Sozialpolitik auf, der Bedeutung psychischer Erkrankungen stärker Rechnung zu tragen.

    Psychische Erkrankungen zählen in Deutschland längst zu den Volkskrankheiten: Über 27 Prozent der Erwachsenen sind innerhalb eines Jahres betroffen. Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden gehören heute zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen und frühzeitige Berentungen. Damit ist die Bedeutung der psychischen Gesundheit für die Gesellschaft heute so groß wie noch nie zuvor. Trotzdem ist das Versorgungs- und Rehabilitationssystem in Deutschland noch nicht so aufgestellt, wie es für die Betroffenen notwendig wäre.

    „Vielerorts sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz viel zu lange. In der ambulanten Versorgung entspricht die Bedarfsplanung nicht dem tatsächlichen Hilfebedarf. Zudem werden die Leistungen der niedergelassenen Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie nur ungenügend vergütet. Die stationäre Versorgung steht mit der Einführung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychsomatische Leistungen (PsychVVGs) vor umfassenden Neuerungen, doch zentrale Fragen wie die der Personalausstattung an den Kliniken sind noch ungeklärt“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth anlässlich der Eröffnung des Jahreskongresses der Fachgesellschaft fest.

    Die Herausforderungen in der Versorgung setzen sich im Bereich der beruflichen Rehabilitation fort: Insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind heute in Deutschland überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Dabei würde sich eine regelmäßige Berufstätigkeit positiv auf den Krankheitsverlauf und die Lebenszufriedenheit auswirken. „Wir haben festgestellt, dass die Angebote zur beruflichen Rehabilitation nicht ausreichend bei den Betroffenen ankommen. Das System ist ausgesprochen kompliziert und unübersichtlich. Es basiert auf unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern und ist stark zergliedert. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Akutbehandlung und Rehabilitation fehlen einfach umsetzbare Möglichkeiten zur Steuerung. Die Folgen: zu wenig Effektivität bei der Wiedereingliederung in die soziale Gemeinschaft“, so Dr. Iris Hauth weiter.

    Hier setzt der neue Teilhabekompass der DGPPN an, der sich an alle Ärzte und Therapeuten richtet, die erwachsene Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen behandeln. Er bietet erstmals einen Überblick über regelfinanzierte Leistungsanbieter und Maßnahmen nach dem neunten Sozialgesetzbuch. Praktische Fallbeispiele erleichtern die Orientierung. Der Teilhabekompass steht als Broschüre zur Verfügung, zusätzlich wurde auf www.teilhabekompass.de ein neues Internetportal aufgebaut.

    „Mit dem Teilhabekompass haben wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft einen wichtigen Schritt gemacht. Doch damit Versorgung und Rehabilitation noch besser ineinander greifen, benötigen wir Strukturen, in denen die verschiedenen Berufsgruppen und Sektoren Hand in Hand arbeiten können. Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen einen niederschwelligen Zugang zur Versorgung, damit ihre Beschwerden rasch behandelt und nicht chronisch werden. Bei schweren Verläufen müssen wir alles daran setzen, dass sie an allen Bereichen des Lebens teilhaben können. Das wirkt sich nicht nur positiv auf ihre Lebenssituation aus, sondern entlastet auch die Sozialversicherungen. Hier ist die Politik gefordert, welche die psychische Gesundheit zu einem übergreifenden Schwerpunktthema machen muss“, fordert Dr. Iris Hauth.

    Neue Ansätze in der Versorgung und Teilhabe von psychisch erkrankten Menschen stehen im Fokus des DGPPN Kongresses 2016. Bis zum 26. November werden sich über 9.000 Ärzte, Wissenschaftler und Therapeuten im CityCube Berlin zu diesem und vielen weiteren Themen austauschen.

    Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), 23.11.2016

  • Befragung von Geflüchteten

    Kurzanalyse_IAB_BAMF_SOEP_Flüchtlingsstichprobe_IAB 09.inddDie seit 2013 eingereisten Geflüchteten zeigen eine hohe Bildungsorientierung. Es gibt viele gemeinsame Wertvorstellungen bei Geflüchteten und Deutschen. Die häufigsten Fluchtursachen sind Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 2.300 geflüchteten Menschen über 18 Jahren, die gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt wurde.

    58 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben in ihren Herkunftsländern zehn Jahre und mehr in Schule, Ausbildung und Studium verbracht, im Vergleich zu 88 Prozent bei der deutschen Wohnbevölkerung. 37 Prozent der Geflüchteten besuchten eine weiterführende Schule, 31 Prozent eine Mittelschule, zehn Prozent nur eine Grundschule und neun Prozent gar keine Schule. 31 Prozent waren auf Hochschulen oder beruflichen Bildungseinrichtungen, 19 Prozent erreichten einen Abschluss. Zudem konnten viele Geflüchtete berufliche Fähigkeiten durch Berufserfahrung erwerben: 73 Prozent der Geflüchteten waren vor dem Zuzug nach Deutschland erwerbstätig, im Durchschnitt 6,4 Jahre.

    46 Prozent der erwachsenen Geflüchteten streben noch einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland an, 66 Prozent einen beruflichen Abschluss. „Allerdings wäre es voreilig, aus den Bildungsvorhaben Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, in welchem Umfang die Geflüchteten tatsächlich Bildungseinrichtungen in Deutschland besuchen und Abschlüsse erwerben werden“, heißt es in der am 15.11.2016 erschienenen Studie. Viele Geflüchtete wollen zunächst arbeiten und erst später in Bildung und Ausbildung investieren.

    In ihren Wertvorstellungen weisen die Geflüchteten viele Gemeinsamkeiten mit der deutschen Bevölkerung auf. So unterstützen 96 Prozent der befragten Geflüchteten die Aussage, dass „man ein demokratisches System haben sollte“. 92 Prozent sagen, dass „gleiche Rechte von Männern und Frauen“ ein Bestandteil von Demokratien sind. Bei der Aussage „wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Partner, führt dies zwangsläufig zu Problemen“ zeigen sich jedoch Unterschiede: Während 29 Prozent der Geflüchteten zustimmen, sind es bei der deutschen Vergleichsgruppe 18 Prozent.

    Als Fluchtursachen nennen die Befragten mit großem Abstand am häufigsten die Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg (70 Prozent). Andere wichtige politische Motive sind Verfolgung (44 Prozent), Diskriminierung (38 Prozent) und Zwangsrekrutierung (36 Prozent). Ebenfalls häufig werden schlechte persönliche Lebensbedingungen (39 Prozent) und die wirtschaftliche Situation im Herkunftsland (32 Prozent) angegeben. Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran nennen besonders häufig Krieg und Verfolgung als Fluchtursachen, Geflüchtete aus Eritrea Zwangsrekrutierung. Demgegenüber berichten Geflüchtete aus den Westbalkan-Staaten vielfach von prekären persönlichen Lebensbedingungen, der schlechten wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern und Diskriminierung.

    Die Studie beruht auf einer im Zeitraum von Juni bis Oktober 2016 durchgeführten repräsentativen Befragung von 2.349 Geflüchteten über 18 Jahren, die vom 01.01.2013 bis zum 31.01.2016 nach Deutschland eingereist sind.

    Weitere Informationen und die Studie zum Download finden Sie unter:
    http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Kurzanalysen/kurzanalyse5_iab-bamf-soep-befragung-gefluechtete.html?nn=7495794

    Pressestelle des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 15.11.2016

  • Vernetzung der Flüchtlingsforschung in Deutschland

    Interaktive Karte zur Suche nach Forschungsprojekten zum Thema Flucht, Flüchtlingspolitik und Integration. © IMIS / BICC 2016

    Das Thema Flucht beherrscht seit 2015 verstärkt die politischen und öffentlichen Diskussionen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander. Eine neue Website des Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und des Bonn International Center for Conversion (BICC) zeigt jetzt erstmals in einer interaktiven Landkarte die Vielfalt der Forschungslandschaft zum Thema Flucht in Deutschland auf (https://flucht-forschung-transfer.de/).

    Angesichts der rasch gestiegenen Zahl an Menschen, die weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind, gibt es immer mehr Forschungsprojekte zu diesen Themen. Untersucht werden Fluchtursachen und -wege, sich verändernde rechtliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Erwartungen und Erfahrungen von Geflüchteten sowie Herausforderungen der Integration. Auf Grund der stark gewachsenen Nachfrage nach ihrer Expertise treten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch intensiv in den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik und Praxis.

    Dr. Olaf Kleist (IMIS) weist auf die Ziele des neuen Forschungsprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ hin und erläutert: „Auch wenn die Zahl der Projekte zur Flüchtlingsforschung in Deutschland zuletzt gewachsen ist, fehlte es bisher an einer Vernetzung. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten neben-, aber nicht miteinander. Außerdem müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse dringend für Flüchtlingspolitik und -praxis aufbereitet und verfügbar gemacht werden.“

    Das Forschungsprojekt „Flucht: Forschung und Transfer“ hat sowohl die Vernetzung als auch den Wissenstransfer zum Ziel. Schon 380 Projekte wurden in die ständig wachsende Datenbank eingetragen. Mit Hilfe von Schlagwörtern kann gezielt nach Projekten aus unterschiedlichen Disziplinen und mit spezifischen regionalen Schwerpunkten gesucht werden.

    Durch Navigation in der interaktiven Landkarte können auch einzelne Forschungsstandorte direkt angesteuert werden. „Mit der Datenbank steht endlich ein Instrument zur Verfügung, das Wissenschaftlern und Akteuren aus Praxis und Politik schnell und einfach ermöglicht, sich einen Überblick über die aktuelle Forschung zu Flucht und Flüchtlingen zu verschaffen, aber auch um Lücken der wissenschaftlichen Arbeit zu erkennen“, betont Dr. Benjamin Etzold vom BICC.

    Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über zwei Jahre geförderte Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Forschung und Vermittlung. Dabei bildet die Forschungslandkarte nur ein erstes Ergebnis. In den Themenfeldern Gewaltmigration, Flüchtlingspolitik sowie Aufnahme, Integration und Rückkehr werden insgesamt zehn umfangreiche Berichte über den aktuellen Stand wissenschaftlicher Debatten, wichtige Ergebnisse und Lücken der Forschung erarbeitet, die Politik und Verwaltungen sowie Zivilgesellschaft, Medien und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

    Pressestelle der Universität Osnabrück, 15.11.2016