Autor: Simone Schwarzer

  • Digitale Hysterie

    Weinheim: Beltz 2016, 256 S., ISBN 978-3-407-86406-2, EUR 18,95, auch als E-Book erhältlich

    9783407864062Mit Schreckensszenarien wird allerorts vor den Gefahren der digitalen Welt für Kinder und Jugendliche gewarnt. Kritisch und ohne die Risiken zu verschweigen beleuchtet der erfahrene Psychotherapeut Georg Milzner ihren Umgang mit Smartphone & Co und stellt fest: Computerkinder sind viel gesünder, sozialer und intelligenter als ihr Ruf! Statt weiter zu verunsichern, plädiert Georg Milzner für Augenmaß und Offenheit, denn in vielen Familien verbirgt sich hinter dem Computerproblem ein Beziehungsproblem, das alle Seiten belastet. Er beantwortet die wichtigsten Fragen zum Medienkonsum, die Eltern Sorgen machen, und informiert über die Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche heute brauchen, um in der digitalen Welt zurechtzukommen. Es gilt, ohne starre Verbote gemeinsam einen angemessenen Umgang mit den neuen Medien zu erarbeiten – das schweißt Familien zusammen und macht Kinder und Jugendliche kompetent und zukunftsfähig.

  • Medien. Wenn-Ich-Karten zum Thema exzessive Nutzung

    München: Aktion Jugendschutz Bayern e. V., Spiel mit 139 Karten, Begleitheft mit 44 S., EUR 15,50 zzgl. Versandkosten, Bestellnr. 11061, Bezug im Internet

    SKMBT_C28016051114360Anhand der Karten kommen Jugendliche in einen zwanglosen Austausch über ihre Erfahrungen mit der Smartphone-Nutzung, mit Computerspielen, sozialen Medien oder Online-Glücksspielen. Mögliche Risiken und Gefährdungen kommen zur Sprache, und die Jugendlichen können ein Gefühl dafür entwickeln, ab wann ihr Nutzerverhalten problematisch wird. Sie setzen sich mit den Merkmalen von Gebrauch, Missbrauch und exzessiver Nutzung auseinander. Weitere Themen, die mit den Karten behandelt werden können, sind Gewalt in den Medien, Cyber-Mobbing, Urheber- und Persönlichkeitsrecht sowie der Jugendmedienschutz. Das Begleitheft liefert die Anleitung und Hinweise zum Umgang mit der Methode. Des Weiteren werden Hintergrundinformationen und Fakten zum Thema Internetsucht geboten.

  • Effekte der stationären Reha bei Pathologischem Glücksspiel

    PGS_Addon_Cover_rIm Rahmen des Projektes „Katamnese-Erhebung zur stationären Rehabilitation bei Pathologischem Glücksspiel“ haben der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) und die Grüsser-Sinopoli-Ambulanz für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz positive Effekte der stationären Behandlung von Patienten mit der Diagnose Pathologisches Glücksspiel nachgewiesen (KONTUREN berichtete). Dazu wurde eine spezifische Katamnese für Glücksspielsucht entwickelt und durchgeführt. Für einen Entlassungsjahrgang (2013) mit ca. 400 Behandlungsfällen wurden in der Nachbefragung neben katamnestischen Daten auch Basis- und KTL-Daten sowie Informationen aus weiterer Testdiagnostik erhoben, um zusätzlich zu Aussagen über die Wirksamkeit der Behandlung auch eine detaillierte psychopathologische Charakterisierung dieser Patientengruppe zu ermöglichen. Aus den Ergebnissen dieser Erhebung ging eine qualitative Folgestudie (Addon-Analyse) hervor. Beide Studien wurden vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

    Ziel der qualitativen Addon-Analyse war die quantitative Re-Analyse sowie die qualitativ-explorative Auswertung der zuvor gesammelten Daten von Patienten, die ein Jahr nach Beendigung der stationären Maßnahme vollständige Daten zur Verfügung stellten. Es sollte insbesondere untersucht werden, welche Faktoren (Rückfallpräventionsstrategien und erlebte Veränderungsprozesse) bei den Patienten zu einer dauerhaften Aufrechterhaltung der Abstinenz führen und durch welche Charakteristiken sich Patienten mit einer fortgeführten Glücksspielteilnahme, die jedoch keine pathologischen Züge aufweist, auszeichnen. Zu diesem Zweck wurde eine Kombination von qualitativen und quantitativen Auswertungstechniken realisiert.

    Die Ergebnisse zeigen, dass mit etwa 40 Prozent die Mehrzahl der Patienten ein Jahr nach Behandlungsende eine Abstinenz vom Glücksspiel aufrechterhält, dass ca. 30 Prozent über Rückfälle, verbunden mit Symptomen des Pathologischen Glücksspiels, berichten und weitere 30 Prozent die Glücksspielteilnahme fortführen, hierdurch jedoch kein erneutes Auftreten der Symptome des Pathologischen Glücksspiels erleben und somit als asymptomatisch bezeichnet werden können. Im Unterschied zu rückfälligen Patienten weisen abstinente und asymptomatische Patienten eine Nachreifung zentraler Persönlichkeitsmerkmale auf, wohingegen eine deutliche Verbesserung des Funktionsniveaus unter allen Patienten auftritt.

    Auf qualitativer Ebene zeigte sich, dass unter anderem soziale Unterstützung, soziale Verpflichtung, Effekte durch Nachsorgemaßnahmen sowie der Transfer von in der Therapie erlernten Techniken in den Lebensalltag nach der Behandlung funktionale Strategien darstellen, um dauerhafte Rückfälle zu vermeiden und den Behandlungserfolg aufrechtzuerhalten. Hinsichtlich der untersuchten Veränderungsprozesse, die durch die Behandlung angestoßen wurden, ist unter allen Patienten, unabhängig von deren klinischen Status bei der Nachbefragung, eine Verbesserung der Lebensqualität feststellbar. Insbesondere unter abstinenten und asymptomatischen Patienten wird zudem ersichtlich, dass eine Verbesserung sozialer Interaktionsstile, höhere Kompetenzen im Umgang mit alltäglichen Widrigkeiten und eine veränderte Perspektive auf die eigene Person mit einer Stabilität des Behandlungserfolgs in Zusammenhang stehen.

    Der Abschlussbericht zur Addon-Analyse steht hier zum Download bereit.

    buss, 12.05.2016

  • Resilienz im Alltag fördern

    München: Don Bosco Medien 2016, 82 S., ISBN 978-3-7698-2206-9, EUR 15,95

    9783769822069Immer wieder gibt es Situationen, in denen Kinder ihre innere Stärke brauchen, um mit Herausforderungen, Enttäuschungen oder Verletzungen richtig umzugehen. Erzieher/innen können schon mit einfachen Mitteln Resilienz bei Kindern fördern: z. B. Geschichten von resilienten Persönlichkeiten erzählen, in denen Kinder beispielhaft erleben, wie man mit Schwierigkeiten umgehen kann. Solche Resilienz-Geschichten, dazu passende Gesprächsimpulse und kreative Umsetzungsideen für zwischendurch oder für umfassendere Angebote zur Vertiefung bietet dieses Praxisbuch von Sprach- und Entspannungstherapeutin Gabriele Kubitschek. Geschichten für Kinder von 2 bis 6 Jahren.

  • Basiswissen Glücksspielsucht

    Köln: Psychiatrie Verlag 2016, 154 S., ISBN 978-3-88414-636-1, EUR 16,95, auch als E-Book erhältlich

    9783884146361Ob Geldspielautomaten, Casinos, Online-Poker oder Internet-Sportwetten – unter dem Oberbegriff Glücksspiel versammeln sich immer mehr und immer vielseitigere Gefährdungspotenziale. Das Buch bietet einen systematischen und gründlichen Überblick über Phänomene und Dynamik des Störungsbildes Glücksspielsucht und beschäftigt sich ausgiebig mit der Früherkennung und der differenzierten Diagnostik dieses besonderen Suchtverhaltens. Verläufe und Kategorien von Spielverhalten, Spielerpersönlichkeiten und Spielerkarrieren werden erfasst. Der Autor stellt kompakt und praxisnah die einzelnen Bausteine erfolgversprechender Beratungsstrategien vor und formuliert konkrete therapeutische Hilfestellungen, die der Vielschichtigkeit des Geschehens und seiner oft existenziellen Bedeutung – auch für die Angehörigen – gerecht werden. Professionsübergreifende Beratungskonzepte für unterschiedliche Unterstützungssysteme (z. B. Suchtberatung und Schuldnerberatung) und die Rolle der Angehörigen werden vertieft.

  • Jahrbuch Sucht 2016

    c76945486dDas „Jahrbuch Sucht 2016“ ist erschienen. Die Deutsche Hauptstelle
    für Suchtfragen stellt die neuesten Daten und Fakten vor.

    Alkohol

    Im Jahr 2014 wurde in Deutschland mit 9,6 Liter reinem Alkohol fast ebenso viel getrunken wie im Jahr zuvor (9,7 Liter). Damit bleibt der Pro-Kopf-Konsum unverändert sehr hoch. Der Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken sank im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 136,9 Liter pro Kopf der Bevölkerung. Von den 9,6 Litern Reinalkohol pro Kopf entfallen 5,1 Liter auf Bier, 2,3 Liter auf Wein, 1,8 Liter auf Spirituosen und 0,4 Liter auf Schaumwein.

    Die geringe Reduktion des Konsums ist jedoch kein Grund zur Entwarnung. Berücksichtigt man, dass der meiste Alkohol in Deutschland von 15- bis 65-Jährigen getrunken wird, erreicht der Durchschnittskonsum der Mehrheit der Bevölkerung 14 Liter Reinalkohol. Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge sind insgesamt 3,38 Millionen Erwachsene in Deutschland von einer alkoholbezogenen Störung in den letzten zwölf Monaten betroffen (Missbrauch: 1,61 Millionen; Abhängigkeit: 1,77 Millionen).

    Die Prävalenz von riskantem Alkoholkonsum gemäß AUDIT-C (Kurzform des „Alcohol Use Identification Test“) nach Geschlecht, Altersgruppe und sozioökonomischem Status zeigt, dass Männer aller Altersgruppen mit hohem sozioökonomischem Status eher riskantes Trinkverhalten zeigen als Männer mit niedrigem sozioökonomischem Status. Bei Frauen zeigt sich noch eklatanter, dass der Alkoholkonsum mit wachsendem Lebensalter und höherem sozialen Status ansteigt, das heißt, 19,3 Prozent der Frauen zwischen 45 bis 65 Jahren mit niedrigem Sozialstatus konsumieren Alkohol riskant, während es bei den Frauen mit hohem Sozialstatus 32,8 Prozent sind.

    Untersuchungen zu alkoholbezogenen Gesundheitsstörungen und Todesfällen gehen von etwa 74.000 Todesfällen aus, die durch den Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Tabak und Alkohol verursacht sind. Eine psychische oder verhaltensbezogene Störung durch Alkohol wurde im Jahr 2014 mit 340.500 Behandlungsfällen als zweithäufigste Einzeldiagnose in Krankenhäusern diagnostiziert, davon waren 247.918 Patienten Männer. Die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ (F 10) lag für 2014 bei den Männern auf dem ersten Platz der Hauptdiagnosen. 22.391 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zehn und 19 Jahren wurden 2014 aufgrund eines akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt, das waren 3,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Lediglich bei den 40- bis 50-Jährigen ist ebenfalls ein rückläufiger Trend im Hinblick auf die Patientenzahlen zu beobachten. In den übrigen Altersgruppen nimmt die Behandlung von Patienten mit akuter Alkoholintoxikation zu.

    Eine aktuelle Untersuchung beziffert die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland auf rund 40 Milliarden Euro. Dem stehen Einnahmen des Staates aus alkoholbezogenen Steuern von nur 3,172 Milliarden Euro (2014) gegenüber. Die Ausgaben für Alkoholwerbung in TV, Rundfunk, auf Plakaten und in der Presse belaufen sich 2014 auf 561 Millionen Euro, das sind 18 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, ungeachtet der Ausgaben für Sponsoring und Werbung im Internet.

    Tabak

    Der Zigarettenverbrauch hat 2015 wieder zugenommen: Konsumiert wurden 1.004 Zigaretten pro Einwohner/in im Vergleich zu 982 Zigaretten im Jahr 2014. Das bedeutet einen Anstieg von 2,24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Abgenommen hat dagegen der Konsum von Zigarren, Zigarillos (2015: drei Milliarden Stück) und Feinschnitttabak (25.470 Tonnen.). Der Pfeifentabakverbrauch stieg 2015 auf 1.732 Tonnen, das entspricht einem Zuwachs von 27,4 Prozent (2014: 1.359 Tonnen). Sowohl die Ausgaben für Tabakwaren (26,2 Milliarden Euro) als auch die Steuereinnahmen sind im Jahr 2015 angestiegen (14,9 Milliarden Euro).

    Im Jahr 2013 starben rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,5 Prozent aller Todesfälle. Hinzu kommen schätzungsweise 3.300 Todesfälle durch Passivrauchen. Die durch das Rauchen entstandenen Kosten belaufen sich in Deutschland jährlich auf 79,09 Milliarden Euro, davon sind 25,41 Milliarden Euro direkte Kosten zum Beispiel für die Behandlungen tabakbedingter Krankheiten, Arzneimittel etc.) und 53,7 Milliarden Euro indirekten Kosten zum Beispiel durch Produktivitätsausfälle.

    Der Anteil der Raucher und Raucherinnen ist seit einigen Jahren erfreulich rückläufig. Im Jahr 2013 rauchten 29 Prozent der 15-jährigen und älteren Männer und 20 Prozent der gleichaltrigen Frauen. Am stärksten verbreitet ist das Rauchen im jungen und mittleren Erwachsenenalter. Erst ab einem Alter von 60 Jahren lässt sich ein deutlicher Rückgang beobachten, der auch vor dem Hintergrund der Zunahme tabakbedingter Erkrankungen und Todesfälle zu sehen ist.

    Bei Jugendlichen lässt sich ein deutlicher Rückgang des Rauchens verzeichnen: Im Jahr 2014 rauchten laut Repräsentativerhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) elf Prozent der zwölf- bis 17-jährigen Jungen und neun Prozent der gleichaltrigen Mädchen – so wenig wie noch nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung.

    E-Zigaretten und Shishas

    Bei Rauchern ab 16 Jahren ist der Anteil derer, die schon mal E-Zigaretten ausprobiert haben, im Zeitraum von 2012 bis 2014 von rund sechs Prozent auf 19 Prozent gestiegen. Von den Nichtrauchern hatten im Jahr 2014 lediglich ein bis zwei Prozent der Befragten die E-Zigarette ausprobiert. Noch beliebter als die E-Zigarette ist zumindest bei Jugendlichen die E-Shisha. Sie gleicht in Aufbau und Funktionsweise der E-Zigarette, ihr Mundstück ahmt jedoch das einer Wasserpfeife nach. Ihr Verbreitungsgrad wurde 2014 zum ersten Mal erhoben: Jeder fünfte Jugendliche (21,4 Prozent) und jeder siebte junge Erwachsene (14,4 Prozent) hat die E-Shisha schon einmal ausprobiert. Jeder neunte Jugendliche (11,3 Prozent) gibt an, in seinem bisherigen Leben schon einmal E-Shisha oder E-Zigarette, aber keine Tabak-Zigarette geraucht zu haben.

    Psychotrope Medikamente

    Im Jahre 2014 wurden in Deutschland rund 1,51 Milliarden Arzneimittelpackungen über öffentliche Apotheken verkauft (-2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Davon waren etwa 46 Prozent, nämlich 650 Millionen Packungen, nicht rezeptpflichtig. Ein kleiner Teil davon wird verordnet (9,1 Prozent), der größte Teil wird im Rahmen der Selbstmedikation in Apotheken verkauft. Die übrigen 54 Prozent oder knapp 750 Millionen Arzneimittelpackungen wurden von Ärztinnen und Ärzten verschrieben. Der Gesamtumsatz der pharmazeutischen Hersteller betrug etwa 29,2 Milliarden Euro (+4,2Prozent gegenüber dem Vorjahr), der Umsatz in Apotheken 45,8 Milliarden Euro (ohne MwSt.). Größter Einzelmarkt ist der Markt der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Hier wurden 33,01 Milliarden Euro im Jahre 2014 (+9,04 Prozent gegenüber dem Vorjahr) für rund 651 Millionen verordnete Arzneimittel (+0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr) ausgegeben.

    Vier bis fünf Prozent aller verordneten Arzneimittel besitzen ein eigenes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial, darunter vor allem die Schlaf- und Beruhigungsmittel mit Wirkstoffen aus der Familie der Benzodiazepine und der Benzodiazepinrezeptoragonisten. In den letzten Jahren sind die Verordnungen dieser Mittel im Rahmen der GKV zwar zurückgegangen, der Anteil der privat verordneten Mittel hat allerdings zugenommen. Die verkauften Benzodiazepine reichen immer noch aus, um etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Abhängige dieser Arzneimittel zu versorgen, die Gesamtzahl der Arzneimittelabhängigen wird auf bis zu 1,9 Millionen geschätzt. Von dieser unerwünschten Arzneimittelwirkung sind insbesondere Frauen im höheren Lebensalter belastet.

    Illegale Drogen

    Im Jahr 2014 wurden 1.032 Rauschgifttote registriert. Das entspricht einer Steigerung von drei Prozent zum Vorjahr (1.002). Damit ist die Zahl der drogenbedingten Todesfälle mittlerweile im zweiten Jahr in Folge gestiegen und löst den vorherigen Trend rückläufiger drogenbedingter Todesfälle ab. Das Durchschnittsalter der registrierten Drogentoten ist auf etwas mehr als 38 Jahre gestiegen.

    Wie die Weltgesundheitsorganisation im Rahmen einer aktuellen Studie zu den weltweiten Gesundheitslasten (Global Burden of Disease [GND]-Studie) schätzt, sind im Jahr 2010 weltweit 157.805 Todesfälle auf den Konsum illegaler Drogen zurückzuführen. Gemessen am Anteil gesunder Lebensjahre, die durch Krankheit oder frühzeitigen Tod verloren gehen (DALYs = disability adjusted life years = durch vorzeitiges Versterben verlorene Lebensjahre, Verlust an Lebensqualität durch das Leben mit Erkrankung und Behinderung), verursachte der Drogenkonsum ein Prozent der globalen Krankenlast (Männer 1,2 Prozent; Frauen 0,7 Prozent), das sind insgesamt 23.810 DALYs.

    Deutschland weist geschätzte 4,7 Personen mit riskantem Drogenkonsum pro 1.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren auf und zählt damit europaweit zu den Ländern mit niedriger Prävalenz. Die Konsumprävalenz ist bei Männern höher als bei Frauen, und der Konsum ist bei 18- bis 20-Jährigen am weitesten verbreitet: 16,8 Prozent hatten in den vergangenen zwölf Monaten illegale Drogen konsumiert. Dabei steht der Konsum von Cannabis deutlich im Vordergrund. Etwa jeder sechste Befragte im Alter von 18 bis 20 Jahren hat in den letzten Monaten mindestens einmal eine illegale Substanz konsumiert. Bei 12- und 13-Jährigen sowie Personen ab dem fünfzigsten Lebensjahr liegt die Prävalenz unter bzw. bei einem Prozent. Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys 2012 sind insgesamt 319.000 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren, ca. 260.000 Männer und ca. 58.000 Frauen, von Cannabis, Kokain oder Amphetamin abhängig.

    Glücksspiel

    Die Bruttospielerträge in deutschen Spielbanken sind 2014 zurückgegangen: Mit 370 Millionen Euro liegen die Erträge von Glücksspielautomaten auf dem niedrigsten Stand seit 1993. ‚Klassische‘ Spiele (Roulette, Black Jack, Poker) brachten 138 Millionen Euro ein. Dies entspricht einer Minderung von zehn Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt sind die Umsätze auf dem gesamten deutschen Glücksspielmarkt 2014 jedoch angestiegen (um 1,4 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro). Verantwortlich hierfür sind die 269.000 aufgestellten gewerblichen Geldspielautomaten in Spielhallen, Imbissbetrieben und Gaststätten, die in diesem Bereich für ein Umsatzplus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Umsatz von 20,5 Milliarden Euro sorgten.

    Nach der aktuellen Prävalenzstudie (2015) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist bei 241.000 Personen der bundesdeutschen Bevölkerung ein problematisches Spielverhalten und bei 215.000 Personen ein pathologisches Spielverhalten erkennbar. Im Vergleich mit dem Survey 2013 sind geringe, statistisch allerdings nicht signifikante Rückgänge zu verzeichnen.

    Die Nachfrage in ambulanten Beratungsstellen von süchtigen Spielern und Spielerinnen ist gewachsen. Ihr Anteil in den Suchtberatungsstellen hat sich von 6,8 Prozent auf 7,7 Prozent (Einzeldiagnosen) bzw. von 6,1 Prozent auf 6,8 Prozent (Hauptdiagnosen) erhöht. Eine Hochrechnung auf die Gesamtzahl der betreuten Spieler/innen in den bundesweit 1.427 ambulanten Suchtberatungsstellen verweist auf rund 24.000 Fälle mit der Einzeldiagnose „Pathologisches Spielen“ (Hauptdiagnose: 21.300) nach 18.800 im Jahr 2013 (bezogen auf 1.320 Einrichtungen).

    Auf der Basis der durchschnittlichen Anzahl der Klienten pro Einrichtung beträgt der Anstieg der Behandlungsnachfrage 4,9 Prozent. Spieler/innen an Geldspielautomaten bilden mit 73,9 Prozent nach wie vor die mit Abstand größte Gruppe. In stationären Einrichtungen ist nach den Einzel- und Hauptdiagnosen der Anteil pathologischer Spieler/innen an der Gesamtzahl der Patienten im Vergleich zum Vorjahr von 5,1 Prozent auf 4,8 Prozent bzw. von 3,0 Prozent auf 2,0 Prozent leicht zurückgegangen.

    Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen stellt fest:

    Nach wie vor sind die legalen Drogen Alkohol, Tabak und Medikamente für den größten Teil der Suchtproblematik in Deutschland verantwortlich. Es zeigt sich deutlich, dass legaler und illegaler Drogenkonsum besonders Männer und männliche Jugendliche betrifft. Die nur geringfügigen Konsumveränderungen bestätigen zum wiederholten Male die Forderungen der DHS nach effektiven Präventionsmaßnahmen wie Preiserhöhungen, Angebotsreduzierung und Werbeeinschränkungen. Darüber hinaus müssen in der Prävention die unterschiedlichen Problematiken von Männern und Frauen sowie die soziale Benachteiligung stärker berücksichtigt werden.

    Bibliographische Angaben:
    Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V. (Hg.)
    Jahrbuch Sucht 2016
    Lengerich: Pabst Science Publishers 2016
    280 S., ISBN 978-3-95853-172-7, EUR 20,00

    Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V., 03.05.2016

  • Ärztinnen und Ärzte in der medizinischen Rehabilitation

    Cover_rDie Deutsche Rentenversicherung Bund und die Pädagogische Hochschule Freiburg haben im Rahmen des Projektes „Reha-Wegweiser – eine Orientierungshilfe für zukünftige Reha-Ärztinnen und -Ärzte“ die Broschüre „Medizinische Rehabilitation – ein attraktiver Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte“ erstellt. Die Broschüre stellt das Arbeitsfeld der medizinischen Rehabilitation vor. Sie informiert umfassend über den Reha-Prozess und die ärztliche Tätigkeit und bietet Hinweise zu den vielfältigen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, zur Fort- und Weiterbildung und zur Stellensuche. Vor der Erstellung dieser Broschüre wurden im Rahmen des Forschungsprojektes Ärztinnen und Ärzte aus Rehabilitationseinrichtungen befragt. Sie hoben als charakteristisch für die Rehabilitation hervor:

    • die umfassende Sichtweise von Krankheit und Gesundheit,
    • die Begleitung bei komplexen Krankheitsbildern,
    • die sozialmedizinischen Aufgaben,
    • die multiprofessionelle Teamarbeit und
    • die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

    Die Broschüre „Medizinische Rehabilitation – ein attraktiver Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte“ steht auf der Internetseite der DRV zum Download bereit.

    Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Newsletter Rehabilitation Nr. 1/2016, 28.04.2016

  • Handbuch der Psychoedukation für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin

    Stuttgart: Schattauer 2016, 662 S., ISBN 978-3-7945-3131-8, EUR 89,99, auch als E-Book erhältlich

    9783794531318_4c_rTherapeutische Interventionen sind umso wirksamer, umso besser sich die Patienten von den Behandlern verstanden fühlen – und umso besser sie selbst ihr Krankheitsbild und ihre Behandlung verstehen. Die hohe Relevanz von Psychoedukation für das Krankheitsverständnis von Patienten und Angehörigen und damit letztlich für die Salutogenese wird immer offensichtlicher. Dieses Handbuch vermittelt das notwendige Wissen dazu: Führende Experten beschreiben, welche psychoedukativen Konzepte bei unterschiedlichen psychischen, psychosomatischen und medizinischen Beschwerden zur Verfügung stehen – von Suchterkrankungen, affektiven Erkrankungen und Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis über psychische Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu neurologischen und besonders häufigen somatischen Krankheitsbildern.

    Neben den wichtigsten Fakten zu den einzelnen Erkrankungsbildern wird jeweils dargestellt, welche Manuale für Patienten und Angehörige es gibt und wie der Therapeut psycho-didaktisch am besten vorgehen kann. Plastische Interaktionsszenen zeigen, wie Psychoedukation in der Praxis gelingen kann. Dabei kommen viele psychoedukative Basics zur Sprache: Wie wecke ich das Interesse an der Auseinandersetzung mit der Erkrankung? Wie dolmetsche ich kompliziertes Krankheitswissen? Wie vermittle ich Hoffnung und Mut auch bei chronischem Verlauf?

  • Zunahme des Rauschgifthandels und der Zahl der Drogentoten

    In Deutschland werden wieder mehr Drogen konsumiert – im Jahr 2015 war der registrierte Anstieg Erstauffälliger Konsumenten von Heroin (plus 15 Prozent) und Kokain (plus sieben Prozent) nach jahrelanger rückläufiger Entwicklung besonders auffällig. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl der Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) um rund vier Prozent auf 20.890.

    Die Polizei hat im Jahr 2015 bundesweit insgesamt 282.604 Straftaten in Verbindung mit Rauschgift registriert und beobachtet damit im Vergleich zu 2014 einen Anstieg um zwei Prozent. Die Fallzahlen bewegen sich somit auf weiterhin hohem Niveau und machten einen Anteil von rund fünf Prozent aller in Deutschland polizeilich erfassten Straftaten aus. Im dritten Jahr in Folge stieg auch die Zahl der Drogentoten: Insgesamt verstarben 1.226 Personen, 19 Prozent mehr als noch im Jahr 2014. Haupttodesursache war eine Überdosierung von Opioiden/Opiaten alleine oder in Verbindung mit anderen Substanzen.

    Marlene Mortler: „In Deutschland sterben weniger Menschen an illegalen Drogen als in anderen Industriestaaten. Dennoch ist jeder Drogentote einer zu viel. Für mich ist die Botschaft klar: Die Drogen- und Suchtpolitik darf trotz aller Herausforderungen nicht an Gewicht verlieren, das gilt insbesondere bei steigenden Todeszahlen. Alle in der Politik müssen sich ihrer Verantwortung in diesem Bereich bewusst sein, im Bund, in den Ländern und den Kommunen. Kommende Woche wird die Bundesregierung den Gesetzentwurf zu neuen psychoaktiven Stoffen beschließen. Damit werden vermeintlich harmlose, in der Realität aber brandgefährliche Substanzen endlich verboten. Ebenso wichtig ist mir die umfassende Reform des Substitutionsrechts, an der das Bundesministerium für Gesundheit mit Hochdruck arbeitet. Ich möchte, dass in Zukunft noch mehr Abhängige einen Zugang zu Methadon und anderen Substituten erhalten, gerade auch in den ländlichen Räumen.“

    Anonymität und damit ein mutmaßlich vermindertes Entdeckungsrisiko verlockt immer mehr Rauschgifthändler dazu, das Internet als Handelsplatz zu nutzen. Neben Plattformen im ‚Clearnet‘ greifen die Täter hierfür auch auf den nur über Umwege erreichbaren Teil des Internets, das so genannte Darknet, zurück. „Rauschgifthändler weiten ihre Vertriebswege aus und nutzen neben ihren herkömmlichen Strukturen die vermeintlichen Anonymisierungsmöglichkeiten im ‚Darknet‘ aus“, sagt der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch. „Aber selbst in diesen Bereichen des world wide web gibt es keine Sicherheit vor Strafverfolgung.“ Ermittlungen in Sachsen und Nordrhein Westfalen gegen Rauschgifthändler im Internet führten im vergangenen Jahr zu Großsicherstellungen verschiedener Betäubungsmittel. Anfang dieses Jahres hat das Bundeskriminalamt in enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerdienststellen mehrere kriminelle Online-Marktplätze (und Foren) der Underground Economy, auf denen unter anderem Rauschgift gehandelt wurde, vom Netz genommen. Ein bundesweit agierender Ring von Cyberkriminellen wurde zerschlagen. „In kürzester Zeit haben sich neue kriminelle Online-Marktplätze gebildet, auf denen Rauschgift und andere kriminelle Waren gehandelt werden“, erklärt der BKA-Präsident. „Hier setzen wir auch künftig einen Schwerpunkt. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und darf auch keiner werden.“

    Im Bereich der klassischen Drogen Heroin und Kokain werden immer wieder starke Schwankungen im Bereich der Sicherstellungsmengen festgestellt, so auch im Jahr 2015. Während die Polizei bei der Gesamtsicherstellungsmenge von Heroin ein Minus von 73 Prozent verzeichnet hat, stieg die Menge des sichergestellten Kokains auf das Rekordniveau von über drei Tonnen an. In Verbindung mit dem Anstieg der Anzahl der Erstauffälligen Konsumenten von Heroin und Kokain sowie den Entwicklungen in den Anbauländern der für die Betäubungsmittel nötigen Pflanzen und insbesondere den Großsicherstellungen in den Ländern entlang der bekannten und sich neu entwickelnden Schmuggelrouten zeigt sich, dass die Nachfrage und das Absatzvolumen dieser Betäubungsmittel auf dem westeuropäischen Markt dauerhaft hoch sind. „Heroin und Kokain sind – ungeachtet der Sicherstellungsmengen – von hoher Bedeutung beim Rauschgifthandel in Deutschland und eine sehr profitable Einnahmequelle der Organisierten Kriminalität“, sagt Holger Münch.

    Eine große Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden sind nach wie vor synthetische Drogen. Die Zahlen der Erstauffälligen Konsumenten bleiben ungebrochen hoch, und auch die Sicherstellungsmengen und -fälle spiegeln die Beliebtheit synthetischer Drogen wider. Zwar stellte die Polizei weniger Crystal als im Jahr 2014 sicher, die Todesfälle durch Crystal sind jedoch um 26 Prozent gestiegen. Crystal ist in den östlichen Bundesländern nahe der Tschechischen Republik weiterhin am stärksten verbreitet. Die Nachfrage nach dem Betäubungsmittel in Westdeutschland belegen dort erstmalige Sicherstellungen größeren Umfangs. Darüber hinaus sprechen erhöhte Sicherstellungsmengen in Tschechien im Jahr 2015 für die hohe Verfügbarkeit von Crystal auf dem Rauschgiftmarkt.

    Der sich im Gesetzgebungsverfahren befindende Gesetzesentwurf zur Bekämpfung neuer psychoaktiver Stoffe (NPS) sieht erstmals eine Stoffgruppenregelung vor. „Mit einem Gesetz zur Bekämpfung neuer psychoaktiver Stoffe erfolgt ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es werden nicht mehr nur einzelne Stoffe verboten, sondern ganze Stoffgruppen. Auf diese Weise werden Strafbarkeitslücken geschlossen“ so BKA-Präsident Holger Münch.

    Ergänzende Zahlen und Informationen zur Rauschgiftlage können über die Homepage des BKA unter www.bka.de und auf der Internetseite der Drogenbeauftragten der Bundesregierung unter www.drogenbeauftragte.de abgerufen werden.

    Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesdrogenbeauftragten und des Bundeskriminalamtes, 28.04.2016