Autor: Simone Schwarzer

  • Psychotherapie mit Männern

    Heidelberg: Carl-Auer 2016, 188 S., ISBN 978-3-8497-0109-3, EUR 24,95

    Grossmann_ Psychotherapie mit MaennernUnterscheiden sich männliche von weiblichen Leidenszuständen? Worunter leiden Männer typischerweise? Und wie lässt sich dann Therapie mit Männern idealerweise gestalten? Der Familientherapeut Konrad Peter Grossmann geht in Theorie und Praxis den Besonderheiten der Therapie mit Männern nach. Als zentrale Aspekte betrachtet er die ‚männliche‘ Sprache, eine mitfühlende Neutralität auf Seiten des Therapeuten sowie männerspezifische Interventionspraktiken. Männlicher Traurigkeit gilt das Interesse im letzten Teil des Buches. Im Fokus steht hier die therapeutische Arbeit bei exzessivem Trinken, suizidalem Verhalten, Gewalttätigkeit sowie sexuellen Problemlagen. Das Buch ist durchgängig in Dialogform geschrieben, zwei fiktive männliche Sprecher/Schreiber tauschen sich per E-Mail aus.

  • Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp?

    Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, 271 S., ISBN 978-3-525-45243-1, EUR 25,00, auch als
    E-Book erhältlich

    Franz und Karger_AngstbeisserPsychische Belastungen äußern sich bei Männern häufig anders als bei Frauen. Statt darüber zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen, verhalten sich Männer eher destruktiv – gegenüber anderen oder sich selbst. Bis heute ist der männliche Rollenkäfig recht stabil. Gefühlsferne und klagloses Ertragen von Härten und Gesundheitsrisiken sind immer noch typisch für Männer. Sie tun sich schwer mit der eigenen emotionalen Bedürftigkeit. In der Kindheit erfahrene Verunsicherungen, Ängste, Wut und Trauer werden abgewehrt. Ungesundes Arbeiten, Alkoholmissbrauch und Aggression sind krank machende Folgen. Aber auch gesellschaftlich greift der Rollenkäfig, beispielsweise werden bei Jungen normale Aggression und Bewegungsdrang zu destruktiver Impulsivität und ADHS umgedeutet. Medizinische Diagnostik und Behandlung sind noch zu unsensibel für die seelischen Nöte von Jungen und Männern. Expertinnen und Experten informieren über diese Problematik und zeigen Lösungswege auf.

  • Rückfall bei Alkoholabhängigkeit

    Unter der Abkürzung SyBil-AA (Systems Biology of Alcohol Addiction) fördert die Europäische Union (EU) in den nächsten vier Jahren ein internationales Forschungskonsortium, das Wissenschaftler aus sieben europäischen Ländern und Israel vereinigt. Insgesamt 5,76 Millionen Euro werden in die Forschung zu neurobiologischen Ursachen des Rückfalls bei Alkoholabhängigkeit und in die Verbesserung der Therapie investiert. Koordiniert wird die Studie von PD Dr. Wolfgang Sommer mit Beteiligung des Instituts für Psychopharmakologie sowie der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), das eine Fördersumme von knapp zwei Millionen Euro erhält.

    Charakteristisch für die Alkoholabhängigkeit sind sich wiederholende Zyklen von exzessivem Alkoholgenuss, Entzug und häufig erfolglosen Abstinenzversuchen. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wollen die Forscher Hirnaktivitäten, die mit dem hohem Rückfallrisiko im Zusammenhang stehen, identifizieren und gezielt beeinflussen. SyBil-AA will mit einem systemmedizinischen Ansatz, insbesondere mit Hilfe theoretischer Modelle aus der Mathematik und Netzwerktheorie, pathologische Kommunikationsmuster in komplexen Hirnnetzwerken identifizieren, um diese dann gezielt therapeutisch beeinflussen zu können. Die mathematischen Modelle sollen hinsichtlich ihrer Vorhersagequalität umfangreich und gründlich experimentell getestet werden. Die universitären und industriellen Partner erhoffen sich, mit diesen Methoden Einsichten in Netzwerkzustände zu gewinnen, die mit einer erhöhten Rückfallwahrscheinlichkeit einhergehen, und Verfahren zu entwickeln, mit denen die gestörte Kommunikation in kritischen Netzwerken verbessert werden kann.

    „Mit SyBil-AA bietet sich uns eine großartige Chance, die hochentwickelte systembiologische Forschungskapazität in Europa auf ein enormes Gesundheitsproblem auszurichten, und dadurch deutliche Verbesserungen in der Erforschung, Diagnostik und Behandlung der Alkoholsucht zu erreichen“, so der Leiter der Studie Wolfgang Sommer.

    An der von der EU geförderten interdisziplinären Studie „Systems Biology of Alcohol Addiction (SyBil-AA): Modeling and validating disease state networks in human and animal brains for understanding pathophysiolgy, predicting outcomes and improving therapy” sind sieben europäische Länder sowie Israel beteiligt. In Deutschland zählen neben dem ZI die Otto v. Guericke Universität in Magdeburg und die Firma Metanomics Health GmbH in Berlin zu den Partnern.

    Liste der teilnehmenden Institutionen: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim; Otto v. Guericke Universität Magdeburg; Metanomics Health GmbH, Berlin; University of Sussex, University of Cambridge, UK; University of Linköping, Sweden; Ben-Gurion University of the Negev, BrainSway, Israel; Institutul Roman de Stiinta si Tehnologie, Romania; Instituto Italiano di Tecnologia, Rovereto, Italy; Spanish National Research Council Alicante, Spain; University of Helsinki, Finland.

    Pressestelle des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, 17.03.2016

  • Medikamentöse Rückfallprophylaxe der Alkoholabhängigkeit

    Medikamentöse Rückfallprophylaxe der Alkoholabhängigkeit

    Dr. Matthias Brecklinghaus
    Dr. Matthias Brecklinghaus

    Die letzten beiden Jahrzehnte waren geprägt von einem Boom der Hirnforschung und der Neurowissenschaften. In einer fast schon euphorischen Aufbruchsstimmung wurde die Hoffnung genährt, bald die komplexen Hirnfunktionen besser verstehen zu können. Berechtigt zu dieser Hoffnung sah man sich u. a. durch moderne bildgebende Verfahren wie der Magnetresonanztomographie. Mit dieser Technik können nicht nur die Strukturen des Gehirns, sondern auch – in Verbindung mit bestimmten Blutmarkern – seine Funktionen detailliert dargestellt und erforscht werden. Man glaubte, durch ein vertieftes und umfassendes Verständnis der Hirnfunktionen schließlich auch krankhafte Zustände des Gehirns besser behandeln zu können. Insbesondere in der Neurologie und Psychiatrie erwartete man zahlreiche neue (medikamentöse) Behandlungsmöglichkeiten, z. B. bei Demenz, Depression, Psychosen sowie bei Suchterkrankungen.

    Grenzen der Neurowissenschaften

    Zwischenzeitlich ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Die Wissenschaft hat zwar eine enorme Menge an neuem Detailwissen hervorgebracht. Jedoch taten sich mit jedem Wissenszuwachs auch wieder zahlreiche neue Fragen auf. Und so bleibt die Erkenntnis, dass es eher schwieriger als einfacher wird, die Komplexität der Hirnfunktionen umfassend zu begreifen, je tiefer man in die Materie eindringt.

    Für die Sucht beispielsweise werden oft und gerne die Modelle vom ‚Belohnungssystem‘ und vom ‚Suchtgedächtnis‘ bemüht, um bestimmte Phänomene der Abhängigkeitserkrankung verständlich zu machen. Und in der Tat haben diese Modelle durchaus einen didaktischen Wert. Da sie jedoch nur eine starke Vereinfachung der komplexen Wirklichkeit darstellen, bleibt es eine Illusion, zu glauben, man könne mit ihnen eine Suchterkrankung umfassend erklären. Beispiel: Man kann mit dem ‚Belohnungssystem‘ und ‚Suchtgedächtnis‘ zwar plausibel machen, wie ein Suchtmittelverlangen getriggert wird. Jedoch erklären diese Modelle nicht, wieso jemand bei gleichem Suchtmittelverlangen in einer Situation widerstehen kann, in einer anderen jedoch nicht.

    Bei der Sucht handelt es sich um eine Erkrankung, die in einem vielschichtigen Bedingungsgefüge von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren entsteht. Angesichts dieser Tatsache erscheint es grundsätzlich unrealistisch, dass Suchterkrankungen allein medikamentös erfolgreich behandelt bzw. überwunden werden können. Denn wie soll ein Medikament, das sich biologischer Wirkmechanismen bedient, die psychosozialen Faktoren beeinflussen können? Es liegt auf der Hand, dass ein Medikament dazu nicht in der Lage ist. Dennoch hält sich hartnäckig die Hoffnung, man könne vielleicht in Zukunft die Suchterkrankung mit einem Medikament heilen.

    Medikamente zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit

    Derzeit sind fünf Medikamente auf dem Markt, die zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit – genauer gesagt zur Rückfallvorbeugung und/oder zur Trinkmengenreduktion – zur Verfügung stehen:

    • Disulfiram (Handelsname z. B. Antabus®)
    • Acamprosat (Handelsname z. B. Campral®)
    • Naltrexon (Handelsname z. B. Adepend®)
    • Baclofen (Handelsname z. B. Lioresal®)
    • Nalmefen (Handelsname z. B. Selincro®)

    Im Folgenden sollen die genannten Medikamente im Detail dargestellt und bewertet werden.

    Disulfiram

    Die Substanz wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in der Gummiherstellung benutzt. Es ist zu lesen, dass bei den Arbeitern der Gummiherstellung eine gewisse ‚Alkoholunverträglichkeit‘ festgestellt und so die Wirkung des Disulfiram entdeckt worden sei. Fakt ist, dass Disulfiram durch enzymatische Hemmung den Abbau von Acetaldehyd – ein Abbauprodukt des (Ethyl)Alkohols – blockiert. So kommt es bei Alkoholkonsum und gleichzeitiger Medikation mit Disulfiram zu einer inneren Vergiftung mit Acetaldehyd, was sich in Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwitzen, Herzrhythmusstörungen und Kollapsneigung äußert. Diese Symptome sind äußerst unangenehm. Betroffene, die das Medikament erhalten, werden über die Wirkung bei gleichzeitigem Alkoholkonsum aufgeklärt. Behandler und Betroffene erhoffen sich über den abschreckenden Effekt der unangenehmen Wirkung (bei gleichzeitigem Alkoholkonsum) ein Vermeiden des Alkoholkonsums.

    1949 wurde der Wirkstoff erstmals in der Schweiz als Medikament eingesetzt. Breite Anwendung fand er vor allem in den USA, in Frankreich, Großbritannien und in Osteuropa, dort vor allem auch in Form eines unter die Haut eingesetzten Medikamentendepots mit Langzeitwirkung. In Deutschland blieb der Einsatz auch unter Experten umstritten und hat sich bis heute nicht etabliert. Lediglich in einzelnen Zentren wurde mit dem Medikament gearbeitet, zum Teil auch in Verbindung mit wissenschaftlicher Forschung. Ein Teil der Zurückhaltung mag darin begründet sein, dass es in den 50er und 60er Jahren vereinzelt Todesfälle unter hochdosierter Disulfiram-Medikation gab. Ein weiterer Grund für den zögerlichen Einsatz sind wohl auch grundsätzliche Bedenken, inwiefern das Prinzip der Abschreckung mit dem Ziel eines eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Umgangs mit der Suchterkrankung vereinbar ist.

    Sollte man sich trotz dieser grundsätzlichen Bedenken für eine Behandlung mit diesem Medikament entscheiden, ist – allein schon aufgrund der potenziellen medizinischen Gefahren – auf jeden Fall ein engmaschiger Kontakt des Patienten zum behandelnden Arzt erforderlich. Kritiker dieser Medikation argumentieren auch damit, dass ein Teil des nachgewiesenen abstinenzstabilisierenden Effektes wohl eher auf den engen Arzt-Patienten-Kontakt als auf die eigentliche Wirkung des Medikamentes zurückzuführen sei. Befürworter dieser Medikation argumentieren, dass nicht für alle Betroffenen das Ideal eines eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Umgangs mit der Suchterkrankung zu erreichen sei und dass für diese Gruppe von Betroffenen das Medikament – bei sorgfältiger ärztlicher Führung – eine durchaus hilfreiche Option darstellen könne.

    Wie auch immer man sich als Behandler hier positionieren will: Die Herstellerfirma hat zwischenzeitlich die Produktion für den deutschen Markt eingestellt. Die Konsequenz dieser Entscheidung ist, dass 2011 die Zulassung für Disulfiram in Deutschland nicht mehr verlängert wurde. Zwar ist das Medikament nach wie vor über internationale Apotheken erhältlich, jedoch stellen die beschriebenen Umstände naturgemäß eine deutliche Hürde für die Verordnung dar.

    2015 wurde erstmals eine S3-Leitlinie – eine S3-Leitlinie ist die qualitativ hochwertigste Form einer Leitlinie – mit dem Titel „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ veröffentlicht. Sie entstand in einem aufwendigen, methodisch festgelegten und von einer neutralen Person moderierten Verfahren unter Beteiligung von Fachgesellschaften, Experten sowie von Selbsthilfe- und Angehörigenverbänden. Die in der Leitlinie enthaltenen Empfehlungen stellen somit keine Einzelmeinung dar, sondern sind wissenschaftlich fundiert und im Konsens der Beteiligten formuliert und können somit als derzeit gültiger Orientierungsrahmen für eine ‚kunstgerechte‘ Behandlung gelten. Dabei wird auch eine Empfehlung zur Medikation mit Disulfiram abgegeben. Sie lautet:

    „Nach Berücksichtigung von und Aufklärung über mögliche Risiken kann bei Alkoholabhängigkeit in der Postakutbehandlung außerhalb der stationären Entwöhnung eine pharmakotherapeutische Behandlung mit Disulfiram im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans angeboten werden, wenn andere zugelassene Therapieformen nicht zum Erfolg geführt haben.“

    In der Terminologie der Leitlinien ist die „kann“-Formulierung eine offene Empfehlung. Genau genommen handelt es sich nicht um eine Empfehlung, sondern um die Feststellung einer Option unter definierten Voraussetzungen. Somit bleibt die Empfehlung zum Einsatz von Disulfiram insgesamt recht zurückhaltend und eben begrenzt auf Situationen, in denen andere Behandlungsformen ausgereizt sind.

    Acamprosat

    Acamprosat wurde in Frankreich entwickelt und 1989 zugelassen. In Deutschland kam es 1995 mit der gezielten Indikation „Rückfallprophylaxe nach Alkoholentgiftung“ auf den Markt. Der genaue Wirkmechanismus der Substanz im Gehirn ist noch nicht vollständig verstanden, zumal sie Einfluss auf mehrere Rezeptorsysteme hat. Bei Markteinführung des Medikamentes wurde von der Herstellerfirma behauptet, das Medikament verhindere oder reduziere das Suchtmittelverlangen. Dies ließ sich in den hierzu durchgeführten Studien jedoch nicht belegen.

    Studienergebnisse zur Häufigkeit von Rückfällen unter Medikamenteneinnahme waren widersprüchlich, d. h. manche Studien zeigten eine Minderung der Rückfallhäufigkeit, andere nicht. Die widersprüchliche Datenlage wird heute so erklärt, dass Acamprosat offenbar doch einen nachweisbaren Effekt auf die Rückfallhäufigkeit hat, aber dass von diesem Effekt nicht alle Behandelten profitieren. Zwischenzeitlich bemüht sich die Forschung um Klärung der Frage, welche Kriterien Einfluss darauf haben, ob das Medikament in der gewünschten Weise wirkt oder nicht. Darauf stützt sich die Hoffnung, das Medikament in Zukunft passgenauer einsetzen zu können. Die Erwartungen dürfen jedoch nicht sehr hoch geschraubt werden, da selbst die Studien, die die gewünschte Wirkung nachgewiesen haben, keinen besonders großen Effekt zeigen konnten. Eine Kennzahl, die dies zum Ausdruck bringt, ist die NNT (number needed to treet), die mit 9 angegeben wird. Das heißt, dass durchschnittlich neun Patienten mit Acamprosat behandelt werden müssen, bis einer der Behandelten vom gewünschten Effekt profitiert.

    Trotz dieser sehr ernüchternden Zahlen gibt die S3-Leitlinie immerhin eine (einfache) Empfehlung ab, die Möglichkeiten des Medikamentes zu nutzen; allerdings unter klar formulierten Voraussetzungen und Einschränkungen:

    „Nach Berücksichtigung von und Aufklärung über mögliche Risiken sollte bei Alkoholabhängigkeit in der Postakutbehandlung außerhalb der stationären Entwöhnung eine pharmakotherapeutische Behandlung mit Acamprosat oder Naltrexon im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes angeboten werden.“

    Naltrexon

    Naltrexon wird schon seit den 90er Jahren unterstützend in der Entwöhnung Opiatabhängiger eingesetzt. Seit 2010 ist es in Deutschland auch zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans zugelassen. Chemisch gesehen ist die Substanz dem Opium ähnlich und kann daher auch die im Gehirn befindlichen Opiatrezeptoren besetzen. Dies tut die Substanz allerdings, ohne die weiteren Wirkungen des Opiums auszulösen. Medizinisch gesehen wird die Substanz daher als Opiatrezeptor-Antagonist (Antagonist = Gegenspieler) bezeichnet. Die gewünschte Wirkung als Medikament kann man sich in etwa so vorstellen: Naltrexon besetzt die Opiatrezeptoren, dadurch können die körpereigenen Opioide, die für den angenehmen, rauschartigen Effekt des aktivierten ‚Belohnungssystems‘ verantwortlich sind, nicht mehr zur Geltung kommen. Daher spürt der Alkoholkonsument auch nicht mehr die sonst so positiv und angenehm erlebte Alkoholwirkung. Der ausbleibende ‚Belohnungseffekt‘ soll dafür sorgen, dass der Betroffene nicht mehr so ein starkes Verlangen nach Alkohol verspürt und im Idealfall daher keinen Alkohol mehr trinkt.

    Soweit die Theorie. Die Praxis zeigt allerdings – wie so oft – ein komplizierteres und uneinheitlicheres Bild. Ähnlich wie bei Acamprosat nämlich sind die Studienergebnisse kontrovers. Effekte im Hinblick auf eine aufrechterhaltene Abstinenz wurden kaum gefunden, wohl aber Effekte bezogen auf eine Vorbeugung übermäßigen Trinkens bzw. eine Trinkmengenreduktion. Aber selbst diese Effekte sind nicht sehr stark ausgeprägt. Es müssen neun Patienten mit Naltrexon behandelt werden, um bei einem Patienten einen gewünschten Effekt festzustellen (NNT = 9). Und ebenso wie bei Acamprosat bemüht sich die Forschung derzeit, Kriterien herauszufinden, mit denen man ein ‚Ansprechen‘ auf das Medikament besser vorhersagen kann. Bei so viel Ähnlichkeit bezüglich der wissenschaftlichen Evidenz erstaunt es nicht, dass die S3-Leitlinie für beide Medikamente in einem Atemzug dieselbe Empfehlung gibt (s. o.).

    Baclofen

    Die Geschichte der Entdeckung von Baclofen als Medikament zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit ist eine außergewöhnliche. Als Medikament wurde es erstmals 1962 als Mittel gegen Krampanfälle eingesetzt. Dabei war das Medikament jedoch nicht sehr erfolgreich. Später entdeckte man seine Wirksamkeit gegen eine Erhöhung des Muskeltonus, z. B. bei einer Spastik. Mit dieser Indikation wurde es jahrzehntelang in der Behandlung bestimmter neurologischer Erkrankungen angewendet.

    2009 machte ein französischer Arzt, Oliver Ameisen, in einem Selbstversuch die Erfahrung, dass ihm das Medikament bei der Überwindung seiner Alkoholabhängigkeit half. Nach erfolgreichem Eigenversuch setzte er das Medikament schließlich auch bei seinen Patienten zur Behandlung von Alkoholproblemen ein und war dabei – nach seiner Darstellung – ebenfalls erfolgreich. Er schrieb darüber ein Buch („Das Ende meiner Sucht“, Verlag Kunstmann), das viel Aufmerksamkeit erntete. In der Folge wurde das Medikament in Frankreich (und inzwischen auch außerhalb Frankreichs) vermehrt nachgefragt und eingesetzt. Überzeugende wissenschaftliche Belege der Wirkung bei Alkoholabhängigkeit stehen jedoch noch aus. Drei bisher durchgeführte Studien zeigen widersprüchliche Ergebnisse: Während zwei von ihnen eine geringere Rückfallhäufigkeit (im Vergleich zu Placebo) zeigen konnten, ließ eine dritte Studie dieses Ergebnis vermissen. Insgesamt fehlen noch aussagekräftige Studien mit ausreichend vielen Teilnehmern.

    Da Baclofen nicht offiziell zur Behandlung bei Alkoholabhängigkeit zugelassen ist, entstehen für den behandelnden Arzt, der das Medikament bei Alkoholabhängigkeit einsetzen will (so genannter Off-Label-Use), mögliche Haftungsprobleme. Schon aus diesem Grund ist – ungeachtet der noch ausstehenden wissenschaftlichen Belege der Wirksamkeit – von ärztlicher Seite her Zurückhaltung geboten. In der S3-Leitlinie wird Baclofen gar nicht erst erwähnt.

    Nalmefen

    Nalmefen ist chemisch gesehen dem Naltrexon sehr ähnlich und wirkt auch als Opiatrezeptor-Antagonist. Dementsprechend ist der Wirkmechanismus identisch: fehlender ‚Genuss- bzw. Belohnungseffekt‘ bei Alkoholkonsum durch besetzte Opiatrezeptoren. Im Vergleich zu Naltrexon hat Nalmefen allerdings ein günstigeres Nebenwirkungsprofil und wirkt sich insbesondere nicht schädigend auf die Leber aus. Das Medikament wurde bereits in den 70er Jahren entwickelt, jedoch erst 2014 in Deutschland für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit zugelassen.

    Neu ist, dass bei diesem Medikament erstmals als Ziel die Trinkmengenreduktion angegeben wird. Dies schlägt sich auch in der Art der Einnahme nieder. Nalmefen soll nicht regelmäßig eingenommen werden, sondern nur in Situationen, in denen der Betroffene ein verstärktes Trinken befürchtet bzw. vorhersieht. Das Medikament soll dann bei Bedarf ein bis zwei Stunden vor dem erwarteten Trinken eingenommen werden.

    Die wissenschaftliche Evidenz ist bislang noch recht dürftig: Es liegen drei Studien mit insgesamt 2.000 Teilnehmern vor. Untersucht wurden die Anzahl der Trinktage sowie die durchschnittlich konsumierte Alkoholmenge pro Tag. Die Ergebnisse der Studien sind nicht einheitlich. Wenn statistisch signifikante Ergebnisse (im Sinne einer Trinkmengenreduktion) vorlagen, dann waren die Effekte im Vergleich zur Placebo-Gruppe insgesamt nur gering ausgeprägt (z. B. pro Monat 1,6 Trinktage weniger bzw. pro Tag 6,5 Gramm Alkohol weniger als die Kontrollgruppe). Dementsprechend zurückhaltend ist die Empfehlung der S3-Leitlinie:

    „Wenn das Ziel die Trinkmengenreduktion ist, kann nach Berücksichtigung von und Aufklärung über mögliche Risiken bei Alkoholabhängigkeit in der Postakutbehandlung außerhalb der stationären Entwöhnung eine pharmakotherapeutische Behandlung mit Nalmefen im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes angeboten werden.“

    Wie die „kann“-Formulierung zu verstehen ist, wurde oben bereits erläutert. Bei den Empfehlungen der S3-Leitlinie fällt auf, dass alle medikamentösen Behandlungsoptionen nur „außerhalb der stationären Entwöhnung“ empfohlen werden. Diese Formulierung ist so zu verstehen, dass der Entwöhnungsbehandlung – nach vorliegender wissenschaftlicher Evidenz und Expertenkonsens – der Vorrang vor einer möglichen medikamentösen Behandlung gegeben wird.

    Lebenszyklus neuer Medikamente

    Medikamente, die neu auf den Markt kommen (egal, in welchem medizinischen Fachgebiet), unterliegen generell einem gesetzmäßig ablaufendem Zyklus. Die Markteinführung stellt die erste Phase dar. In dieser Phase betreibt die Pharmaindustrie einen großen Werbeaufwand. Systematisch werden bei Behandlern und Behandelten Hoffnungen und Erwartungen geweckt, und in der Folge wird das Medikament häufig verordnet. In einer zweiten Phase kommen Zweifel an der (behaupteten) Wirksamkeit auf, es werden eventuell noch nicht bekannte Nebenwirkungen festgestellt und der (zusätzliche) Nutzen des neuen Medikamentes wird zunehmend in Frage gestellt. In dieser Phase streiten die Experten über die wissenschaftliche Evidenz, da es hierzu in aller Regel widersprüchliche Daten gibt. Es werden schließlich aufwendige und methodisch anspruchsvolle Studien durchgeführt, um die Widersprüche zu klären. Dieser Prozess benötigt oft etliche Jahre. In der dritten Phase ist die wissenschaftliche Evidenz weitgehend geklärt und die Mehrzahl der Experten einigt sich auf eine gemeinsame Bewertung. Diese Bewertung fällt dann in aller Regel deutlich ungünstiger aus als die anfangs propagierten Hoffnungen und Erwartungen. Eine Ernüchterung tritt ein, und die Bedeutung des Medikamentes relativiert sich. Manche Medikamente werden in dieser Phase wieder vom Markt genommen oder in ihrer Indikation eingegrenzt, und etliche Medikamente werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr so häufig verordnet, da der zusätzliche Nutzen in keinem Verhältnis zu dem (bei neuen Medikamenten regelhaft) hohen Preis steht. Bis es soweit kommt, vergehen meist fünf bis zehn Jahre. In dieser Zeit hat die Pharmafirma gut an dem Medikament verdient, so dass die dann rückläufigen Verordnungen in aller Regel gut verkraftet werden bzw. schon einkalkuliert sind.

    Hier sollen beispielhaft die monatlichen Behandlungskosten der fünf besprochenen Medikamente in der Reihenfolge ihrer Markteinführung genannt werden:

    • Disulfiram (Markteinführung 1949): 15 Euro/Monat
    • Baclofen (Markteinführung 1962): 13 Euro/Monat
    • Acamprosat (Markteinführung 1989): 71 Euro/Monat
    • Naltrexon (Markteinführung 2010): 125 Euro/Monat
    • Nalmefen (Markteinführung 2014): 80 Euro/Monat

    Vor dem Hintergrund des beschriebenen Lebenszyklus neuer Medikamente ist es nicht verkehrt, neu auf den Markt gebrachten Medikamenten generell mit einer gewissen Skepsis zu begegnen und im Zweifel die Phase 3 abzuwarten, bevor man sich als Behandler für oder gegen den Einsatz des Medikamentes entscheidet.

    Rolle der Pharmaindustrie

    Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Medikamente kommt nicht ohne die Betrachtung der Rolle der Pharmaindustrie aus. Die Unternehmen präsentieren sich zwar (durch Werbung und ihr Auftreten) als Organisationen im Dienste der Gesundheit, aber die Triebfeder ihres Handelns ist nicht primär der gesundheitliche Nutzen, sondern vor allem der ökonomische Erfolg, was für Wirtschaftsunternehmen auch ganz selbstverständlich ist. Die Wirksamkeit eines Medikamentes muss vom Hersteller gegenüber den nationalen Gesundheitsbehörden nachgewiesen werden. Wirksamkeitsnachweise durch klinische Studien sind aufwändig und teuer, sie lohnen sich nur, wenn mit einem Medikament ein entsprechender Gewinn erzielt werden kann. Dabei spielen vor allem betriebswirtschaftliche Überlegungen des Herstellers eine Rolle und nicht eine volkswirtschaftliche bzw. gesundheitsökonomische Kosten-Nutzen-Betrachtung.

    Rolle der Forschung

    Schnelle Ergebnisse

    Nicht nur die Pharmaindustrie gehört auf den Prüfstand, sondern auch die Forschung. Wie andere gesellschaftliche Bereiche auch, ist sie von einem harten Konkurrenzkampf geprägt. Die Expertise eines Wissenschaftlers wird gemessen an der Zahl seiner Veröffentlichungen. Wer nicht fleißig Ergebnisse produziert, ist sehr schnell ‚out‘ und gehört nicht mehr zur Elite. Dieses Prinzip führt – das liegt auf der Hand – zu Masse statt Klasse. Qualitativ hochwertige und methodisch anspruchsvolle Forschung braucht jedoch viele Studienteilnehmer und Mitarbeiter und damit viel Zeit und Geld sowie ein hohes Maß an Koordinationsarbeit und Durchhaltevermögen.

    ‚Positive‘ Ergebnisse

    Ein weiteres Phänomen ist psychologischer Natur. Die menschliche Wahrnehmung ist so gestrickt, dass ‚positive‘ Studienergebnisse (z. B.: „Die Studie konnte nachweisen, dass Medikament A besser wirkt als Medikament B“) aufmerksamer registriert werden und interessanter wirken als ‚negative‘ Ergebnisse (z. B.: „Die Studie konnte nicht nachweisen, dass Medikament A besser wirkt als Medikament B“). Dies führt dazu, dass ‚positive‘ Studienergebnisse auch viel lieber veröffentlicht werden als ‚negative‘. Letztere landen daher häufig in der Schublade. Damit kommt es bei Literaturrecherchen zu einer systematischen Verzerrung zugunsten ‚positiver‘ Studienergebnisse. Dieses Phänomen ist schon länger bekannt. Man versucht dem entgegenzuwirken, indem die Forscher aufgefordert werden, alle begonnenen und laufenden Studien zu listen und auch alle Ergebnisse zu veröffentlichen. Damit diese Bemühungen Früchte tragen, müsste diese Aufforderung allerdings zur Pflicht und international umgesetzt und kontrolliert werden. Offen bleibt, wie das realisiert werden kann.

    Interessegeleitete Auftraggeber

    Schon der Volksmund weiß: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass dies bei von der Pharmaindustrie bezahlter Forschung anders ist. Die Möglichkeiten, die Ergebnisse einer Studie so darzustellen, dass sie dem gewünschten Ergebnis entsprechen, sind zahlreich und für den Nicht-Eingeweihten kaum zu entdecken. Aus diesem Grund wird in Deutschland zunehmend gefordert, dass die Auftraggeber einer Studie von den Autoren benannt werden müssen, ebenso wie ggf. vorhandene Interessenskonflikte der Autoren. Auch hier wäre es dringend anzuraten, diesen Anspruch zu einem international gültigen (und kontrollierten) Standard zu machen. Wünschenswert – aber utopisch – wäre es, die Forschung ausschließlich durch weitgehend neutrale Auftraggeber (z. B. Hochschule, Staat) zu finanzieren.

    Komplexität des Forschungsgegenstandes

    Ein grundlegendes Dilemma der Therapieforschung besteht darin, dass psychotherapeutische Fragestellungen generell schwierig zu untersuchen sind. Das liegt in der Natur der Psychotherapie, deren Wirkung ja nicht nur allein von der Methode, sondern auch von der Persönlichkeit des Therapeuten und der daraus resultierenden Therapeuten-Patienten-Beziehung abhängt. Gegenstand der Untersuchung ist somit ein sehr komplexes System von sich gegenseitig beeinflussenden Variablen. Dadurch ist es fast unmöglich, trennscharf eine einzige Variable aus dem System herauszulösen und gezielt zu untersuchen. Bei der Medikamentenforschung hingegen wird ein deutlich weniger komplexes System untersucht. Zudem können bestimmte Variablen, die das System verkomplizieren (z. B. bestimmte psychologische Effekte einer medikamentösen Behandlung) durch Placebo-Kontrollgruppen und Verblindung teilweise herausgefiltert werden. Es handelt sich also um eine vergleichsweise einfache Fragestellung mit einem (vermeintlich) klaren Ergebnis. Das ist der Grund, weshalb es auch in der Suchttherapieforschung ein Ungleichgewicht zugunsten medikamentenbezogener Fragestellungen gibt. Die innerhalb der Forschung generierte Dynamik wirkt sich schließlich auch auf die Wahrnehmung der (Fach)Öffentlichkeit aus. Indem gehäuft neue Erkenntnisse aus der Medikamentenforschung bekannt gemacht werden, entsteht der Eindruck, dass Suchttherapie immer mehr Medikamententherapie sei.

    Psychologische Effekte in der Medikamentenforschung

    Es wird allgemein anerkannt, dass jede Medikation auch psychologische Wirkungen mit sich bringt, so z. B. den Placebo-Effekt. Dieser hat dazu geführt, dass Placebo-Kontrollgruppen und Verblindung (zur Trennung der psychologischen von den biologischen Wirkungen) zum Standard wissenschaftlicher Medikamentenforschung geworden sind. Ein anderer, vermutlich genauso Einfluss nehmender psychologischer Effekt einer Medikation hingegen wird in der Forschung grundsätzlich außer Acht gelassen: die Auswirkung der Medikation auf die Selbstwirksamkeitserwartung des Behandelten. Selbstwirksamkeitserwartung ist die Überzeugung, die Erkrankung mit den eigenen Möglichkeiten bewältigen und überwinden zu können. Gerade bei Sucht- und psychischen Erkrankungen trägt eine positive Selbstwirksamkeitserwartung in starkem Maße zum Erfolg einer Behandlung bei. Zum Zeitpunkt, an dem Sucht- und psychisch Erkrankte in Behandlung kommen, ist ihre Selbstwirksamkeitserwartung in aller Regel stark beschädigt. Schließlich haben die meisten von ihnen zahlreiche vergebliche Selbstheilungsversuche hinter sich. Daher gehört es regelhaft zu den therapeutischen Zielsetzungen, die beschädigte Selbstwirksamkeitserwartung wieder aufzubauen. Eine Medikamentenbehandlung kann dies allerdings kaum leisten. Denn im Grunde signalisiert sie dem Hilfesuchenden genau das Gegenteil von Selbstwirksamkeit, nämlich dass er angewiesen ist auf eine chemische Substanz, weil die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Unter diesem Aspekt ist es fraglich, ob ein Medikament hilfreich ist oder den Betroffenen nicht vielmehr festschreibt auf seine Rolle als Hilfe- und Behandlungsbedürftiger mit der Folge einer Aufrechterhaltung der beschädigten Selbstwirksamkeitserwartung. Aber das wird von der Medikamentenforschung nicht untersucht.

    Fazit

    Es versteht sich von selbst, dass die Erforschung und Weiterentwicklung medikamentöser Behandlungsoptionen in der Suchttherapie grundsätzlich sinnvoll und gewünscht sind. Aus dem Gesagten ergeben sich hierfür als Fazit aber folgende Ansprüche:

    • Die Erwartungen an medikamentöse Behandlungsstrategien sollten realistisch bleiben. Es ist auch in Zukunft nicht damit zu rechnen, dass eine Suchterkrankung medikamentös geheilt werden kann.
    • Die Suchttherapieforschung sollte sich nicht einseitig auf medikamentöse Fragestellungen fokussieren, sondern mit mindestens ebenso großer Anstrengung nicht-medikamentöse (z. B. psychotherapeutische) Fragestellungen untersuchen.
    • Die Forschung sollte auch psychologische Nebenwirkungen von medikamentösen Maßnahmen untersuchen und in die Gesamtbeurteilung von Medikamenteneffekten einbeziehen.
    • Die Forschung sollte vermehrt der Frage nachgehen, welche Patienten von einer bestimmten Medikation profitieren und welche nicht.
    • Bei nur geringen Effekten einer Medikation sollte von neutraler Seite festgelegt werden, wie stark ein nachgewiesener Effekt mindestens sein muss, damit eine Behandlung zu Lasten der Solidargemeinschaft der Versicherten berechtigt ist.
    • Vor einer Einführung grundsätzlich neuer Behandlungsziele und -strategien sollte ein Expertendiskurs über deren Sinnhaftigkeit erfolgen – und nicht umgekehrt!

    Literatur beim Verfasser

    Der Text wurde als Vortrag verfasst, den der Autor im September 2015 bei der Jubiläumsveranstaltung der Suchtberatung der Diakonie in Lübbecke gehalten hat.

    Kontakt:

    Dr. Matthias Brecklinghaus
    m.brecklinghaus@ak-neuss.de

    Angaben zum Autor:

    Dr. Matthias Brecklinghaus, Facharzt für Neurologie, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachkunde „Suchtmedizinische Grundversorgung“, war von 1999 bis 2016 ärztlicher Leiter der Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus und seit 2009 auch Klinikleiter. Seit April 2016 arbeitet er im „Memory-Zentrum“ der St. Augustinus-Kliniken Neuss.

  • Abhängigkeitskranke Mütter und Väter in der Suchthilfe

    fdr-Texte_11Die Deutsche Suchthilfestatistik erfasste 2013 über 800 ambulante Suchtberatungsstellen in Deutschland – und damit etwa zwei Drittel der Gesamtheit – mit über 300.000 Betreuungen. Hier geben fast 20 Prozent der Ratsuchenden an, mit Kindern unter 18 Jahren im eigenen Haushalt zu leben. Bei Frauen, die zur Beratung kommen, sind es etwa 25 Prozent. Fachkräfte in der Beratung müssen davon ausgehen, dass jeder fünfte abhängigkeitskranke Mann und jede vierte abhängigkeitskranke Frau aktuell mit mindestens einem Kind im Haushalt zusammenlebt. Ein Großteil von ihnen ist alleinerziehend.

    Bisher waren nur Suchthilfeträger, die auch Leistungen nach dem SGB VIII erbringen, gefordert, den Schutzauftrag gemäß § 8a SGB VIII umzusetzen und zu einer Verbesserung im Kinderschutz beizutragen. Mit dem Bundeskinderschutzgesetz werden nun auch Berufsgruppen, die außerhalb des Jugendhilfebereiches Leistungen erbringen, in einen aktiven Kinderschutz einbezogen. Das hat Einfluss auf die Suchthilfe, und zwar nicht nur auf die Beratung, sondern auf alle Bereiche im Verbundsystem der Hilfen. Der Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr) hat daher eine Handreichung entwickelt, die über Grundlagen und Gesetze informiert und Ablaufschemata, Prüflisten, Checklisten und Kopiervorlagen für Formulare bereitstellt. Die Handreichung bietet damit einen umfassenden Überblick über die Rahmenbedingungen der Arbeit mit abhängigkeitskranken Müttern und Vätern in der Suchthilfe. Sie wurde von der fdr-AG „Beratung von suchtkranken Müttern und Vätern“ aus Praxisunterlagen zusammengestellt.

    Die Handreichung „Abhängigkeitskranke Mütter und Väter in der Suchthilfe“, erschienen als Nr. 11 in der Reihe „fdr-texte“, kann zum Selbstkostenpreis von 5,00 Euro (inkl. Porto) beim fdr bestellt werden (mail@fdr-online.info). Teilnehmer/innen des 39. fdr-sucht-kongresses am 11./12. April 2016 in Potsdam bekommen ein kostenloses Exemplar.

    Quelle: fdr-online.info #41

  • Depressionen behandeln

    Behandlungen mit Psychopharmaka können nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn zusammen mit der Behandlung auch die Umwelt und das Verhalten der Patienten stimuliert werden. Zu diesem Schluss kommt ein interdisziplinäres Forschungsteam aus klinischen Psychologen, Psychobiologen, Neurowissenschaftlern und Psychiatern. In einer Zusammenschau von über 150 Arbeiten analysierten die Wissenschaftler Erkenntnisse aus Placebo-Studien, Untersuchungen zur Neuroplastizität und Tierstudien. Die Ergebnisse sind kürzlich in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Neuroscience and Biobehavioral Reviews“ erschienen.

    Psychopharmaka lindern die Symptome bei Störungen wie Depression oder Schizophrenie häufig, aber sie tun es nicht immer. Es gibt immer stärkere Hinweise darauf, dass es eine Reihe von Umgebungsbedingungen gibt, die die Wirksamkeit günstig beeinflussen. So zeigen Studien zur Wirkung von Psychopharmaka, dass Placebo-Reaktionen oft sehr hoch sind, manchmal wirken Placebos ebenso gut wie Medikamente. Detailliertere Analysen der Placebo-Reaktion zeigen, dass die Erwartungen der Patienten an die Behandlung, ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Medikament und die therapeutische Beziehung wichtige Umgebungsbedingungen sind, die einen Einfluss auf die Wirkung haben.

    Der Mensch ist einer sich ständig ändernden Umwelt ausgesetzt. Das verlangt eine hohe Anpassungsfähigkeit, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Grundvoraussetzung für die Anpassungsleistung ist die Fähigkeit des Gehirns, sich kontinuierlich durch neue Reize zu verändern, also zu lernen. Diese Fähigkeit wird als Neuroplastizität bezeichnet. Hohe Neuroplastizität ist eine wichtige Voraussetzung für psychische Gesundheit. Aus der bisherigen Forschung vermutet man, dass eine verminderte Neuroplastizität dazu beiträgt, dass psychische Störungen wie zum Beispiel Depressionen entstehen beziehungsweise chronifizieren.

    Tierstudien zeigen, dass Antidepressiva an diesem Punkt ansetzen und Veränderungen der Plastizität anregen. Der Netzwerkhypothese zufolge ist das Gehirn in der Zeit der Umstrukturierung besonders empfänglich für alle Reize und Erfahrungen, die aus der Umwelt kommen. Diese Reize können sowohl die Richtung als auch die Höhe der Plastizität beeinflussen. In den meisten psychopharmakologischen Studien wurde dem Kontexteffekt bislang wenig Beachtung geschenkt.

    In neueren Tierstudien konnte die Umwelt jedoch so kontrolliert werden, dass Behandlungsverläufe mit Psychopharmaka auf unterschiedliche Umwelteinflüsse zurückgeführt werden können. Die Ergebnisse zeigen: Positive, angereicherte Umwelten (wie zum Beispiel viele soziale Kontakte zu Artgenossen) verbesserten den Behandlungsverlauf erheblich. Schädliche Umwelten hingegen (wie zum Beispiel eine karge Gestaltung der Umgebung, wenig soziale Kontakte) verschlechterten den Behandlungsverlauf ernstlich. „Dies bedeutet, dass ungünstige Umgebungseinflüsse die Medikamentenwirkung nicht nur abschwächen, sondern das Medikament sogar zur schädlichen Droge machen können“, sagt Winfried Rief. „Keine medikamentöse Behandlung wäre hier die bessere Alternative.“

    „Unsere Zusammenschau einschlägiger Studien zeigt, dass Psychopharmaka nicht für jeden Betroffenen die Therapie erster Wahl sind“, sagt Winfried Rief. „Für manche Patienten wäre es nach einer gründlichen Kosten-Nutzen-Abwägung besser, wenn sie eine Placebo-Medikation oder eine aktiv-abwartende Begleitung, das ‚watchful waiting‘, erhielten. Gerade bei nur mittelschwer Ersterkrankten oder bei wenig unterstützenden Umgebungsbedingungen sollte die Entscheidung zur medikamentösen Behandlung zurückhaltender getroffen werden. Der Einsatz von Antidepressiva macht nur Sinn, wenn man begleitend schaut, dass positive Umgebungseinflüsse den Heilungsprozess unterstützen. Das kann beispielsweise durch eine Psychotherapie gefördert werden“, sagt Winfried Rief. Es sollte sowohl eine störungsspezifische Therapie erfolgen als auch weitere Interventionen zur Stimulation allgemeiner Verhaltens- und Umweltbedingungen, die die Sozialkontakte verbessern und die körperliche Aktivität steigern. Auch bekannte Placebo-Mechanismen können in positiver Weise den Heilungsverlauf unterstützen. So erlaubt es eine positive therapeutische Beziehung, positive Erwartungen an den Ausgang der Therapie zu entwickeln und eventuelle Befürchtungen und Ängste zu entkräften.

    Originalstudie:
    Rief, W., Barsky, A.J., Bingel, U., Doering, B.K., Schwarting, R., Wöhr, M., & Schweiger, U. (2016). Rethinking psychopharmacotherapy: The role of treatment context and brain plasticity in antidepressant and antipsychotic interventions. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 60, 51-64. www.dx.doi.org/10.1016/j.neubiorev.2015.11.008

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 08.03.2016

  • Opioid-Abhängigkeit bei Schmerzpatienten

    Der Einsatz von Opioiden bei nicht-tumorbedingten Schmerzen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Der Grund: Ärzte und Patienten befürchten eine Abhängigkeit von diesen stark wirksamen Schmerzmedikamenten im Sinne von Sucht. Beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2016 Anfang März in Frankfurt am Main diskutierten Experten über die Wahrscheinlichkeit einer Opioid-Abhängigkeit mit dem Ergebnis: Das Risiko einer Abhängigkeit ist in der Praxis bedeutend weniger relevant als befürchtet. Viel wichtiger sei es, Patienten mit starken Schmerzen wirksame Therapien nicht vorzuenthalten.

    Laut Dr. Oliver Emrich, Facharzt für Allgemeinmedizin und Spezielle Schmerztherapie in Ludwigshafen sowie Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS), ist die Opioid-Abhängigkeit in Deutschland ein überschätztes Problem. Aber selbst Schmerzexperten befürchten bei einem längerfristigen Einsatz die Abhängigkeit von stark wirksamen Schmerzmitteln.

    In der S3-Leitlinie „LONTS“ zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht-tumorbedingten Schmerzen heißt es: „Um die möglichen Risiken einer Therapie mit opioidhaltigen Analgetika zu minimieren, sollen Kontraindikationen berücksichtigt sowie Wirksamkeit und Nebenwirkungen regelmäßig überprüft werden.“ Diesem Vorgehen stimmten auch die Experten beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag zu, allerdings mit einer Priorisierung der Schmerzlinderung zur Verbesserung der Lebensqualität chronisch schmerzkranker Patienten.

    „Obwohl sich Opioide weltweit durch Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber vielen Formen von Schmerzen etabliert haben, besteht eine weit verbreitete Opioid-Phobie“, sagte Dr. Johannes Horlemann, Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin in Kevelaer und ebenfalls Vizepräsident der DGS. Konsens bestehe in der Anwendung und Dauertherapie von Opioiden bei Palliativpatienten, jedoch nicht bei der großen Zahl bei Patienten mit nicht-tumorbedingten Schmerzen. Einig sei man sich zudem darin, in der Langzeittherapie Retardopioide den schnell wirksamen Opioiden vorzuziehen. Der wichtigste Gesichtspunkt in der Langzeittherapie mit Opioiden besteht aus Sicht der Experten beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag in der Berücksichtigung individueller Kriterien – im Sinne einer streng patientenorientierten und schmerzmedizinisch begleiteter Therapie.

    Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag ist mit 2.500 Teilnehmern der größte deutsche Versorgungskongress für den Bereich Schmerz. Veranstalter ist die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS). Mitveranstalter sind die Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga e. V. (DSL) und die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Palliativversorgung e. V.

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V., 04.03.2016

  • Philosophie der Sucht

    Wiesbaden: Springer VS 2015, 302 S., ISBN 978-3-658-09146-0, EUR 59,99, auch als E-Book erhältlich

    9783658091460Aufbauend auf den Erkenntnissen der Pharmakologie, Psychoanalyse und Soziologie entwirft Andreas Bell eine philosophische Anthropologie der Sucht. Aus dem Wissen um die Tiefendimensionen, die allen Suchtformen zugrunde liegen, entwickelt er ethische Leitlinien und Handlungsempfehlungen für Ärzte und Therapeuten. Kritische Blicke werden auch auf Politik und Selbsthilfe gerichtet. Sucht zu verstehen und Süchtige auf eine verantwortbare Weise zu begleiten oder zu behandeln, ist das Ziel dieses Buchs. Der Inhalt:

    • Psychologische, pharmakologische und soziologische Grundlagen der Sucht
    • Anthropologie der Sucht: Das Scheitern von Bindung und Freiheit
    • Koordinaten der Glückssuche: Lust, Rausch, Gier und Tod
    • Selbst- und Fremdbestimmung in der Sucht
    • Ungefragte Diagnostik oder Förderung der Autonomie in Klinik und Praxis?
    • Abstinenzorientierung oder harm reduction in der Suchthilfe?
  • Un-Wohl-Gefühle

    Bielefeld: transcript Verlag 2016, 273 S., ISBN 978-3-8376-2630-8, EUR 29,99, auch als E-Book erhältlich

    Mixa_Pritz_Tumeltshammer_Greco UnWohlgefuehleGegenwärtige westliche Gesellschaften sind von einem Paradoxon gekennzeichnet. Einem gesellschaftlichen Imperativ auf Wohlgefühle korrespondiert eine alarmierende Zunahme an psychischen Leidenszuständen. Burnout, Angstzustände, Depressionen – auch Selbstwahrnehmungen basieren zusehends auf einem therapeutischen Blick. International renommierte Wissenschaftler/innen, darunter Christina von Braun, Monica Greco, August Ruhs und Paul Stenner, gehen in diesem Buch aus transdisziplinärer Perspektive der Frage nach, wie diese Entwicklungen analysiert und erklärbar gemacht werden können.

  • Drei Jahre Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

    Logo_Hilfetelefon_URL_4cAm 7. März 2016 erschien der dritte Jahresbericht des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Rund 55.000 Mal wurde das Hilfetelefon im Jahr 2015 kontaktiert – das sind rund elf Prozent mehr Kontakte als im Jahr zuvor. In mehr als 27.000 Fällen fand eine Beratung per Telefon, Chat oder E-Mail statt. 14.400 von Gewalt betroffene Personen erhielten Unterstützung in Form von Erstberatung, Krisenintervention, Information oder Weitervermittlung.

    Die Kontakt- und Beratungszahlen zeigen: Jeden Tag sind viele Frauen von Gewalt betroffen. Das bundesweite Beratungsangebot ist daher dringend erforderlich, um Frauen Hilfe und Unterstützung zu bieten. Studien belegen: 35 Prozent aller Frauen haben schon einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten, jede vierte Frau erlebt Gewalt durch ihren Lebenspartner. Doch nur etwa 20 Prozent der Betroffenen wenden sich an eine Unterstützungseinrichtung. Insbesondere Beratungen, die in anderen Sprachen stattfanden, konnten vielen Frauen weiterhelfen: Die Zahl der Beratungen mit Dolmetscherinnen haben im Vergleich zu 2014 um beinahe 70 Prozent zugenommen, wobei Polnisch und Arabisch am häufigsten nachgefragt wurden. Insgesamt wurde über 900 Mal in einer Fremdsprache beraten.

    Cover HT_Jahresbericht_2015„Das Hilfetelefon informiert und berät in 15 Sprachen. Das ist einmalig und bietet auch vielen gewaltbetroffenen Frauen, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, einen zentralen Zugang zu Beratung und Hilfe“, sagt Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Daher spielt das Hilfetelefon auch eine wichtige Rolle, wenn wir aktuell darüber sprechen, wie wir von Gewalt betroffenen Frauen in Flüchtlingsunterkünften besseren Schutz und Zugang zu Hilfsangeboten ermöglichen können.“ Helga Roesgen, Präsidentin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, betont: „Immer mehr Frauen brechen ihr Schweigen, und das ist entscheidend, um Hilfe zu erhalten. Das Hilfetelefon hilft auch dann, wenn andere Einrichtungen nicht zu erreichen sind. Rund 40 Prozent der Beratungen fanden 2015 in den Abend-, Nacht- und frühen Morgenstunden statt.“

    Frauen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen widmet der Jahresbericht ein eigenes Kapitel. Sie sind Erhebungen zufolge doppelt so häufig von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. Das Hilfetelefon unterstützt sie mit zielgruppenspezifischen Hilfsangeboten wie der Beratung in Deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache. 2015 wandten sich rund 1.700 Frauen mit Gewalterfahrung an das Hilfetelefon, die im Rahmen der Beratungen über ihre Behinderung oder Beeinträchtigung sprachen.

    Seit dem Start im März 2013 konnte das Hilfetelefon bereits vielen Frauen einen Weg aus der Gewalt zeigen: Insgesamt verzeichnet das Beratungsangebot in den drei Jahren seines Bestehens rund 155.000 Kontakte und 72.000 Beratungen. Mehr als 43.000 von Gewalt betroffene Personen nutzten das Angebot und ließen sich individuell beraten.

    Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr kostenlos unter der Telefonnummer 08000 116 016 erreichbar und online unter www.hilfetelefon.de über den Termin- und Sofort-Chat sowie per E-Mail. Mehr als 60 qualifizierte Beraterinnen informieren und beraten gewaltbetroffene Frauen, Personen aus ihrem sozialen Umfeld und Fachkräfte – kostenlos, anonym, in 15 Sprachen sowie in Deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache.

    Das Hilfetelefon ist beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelt. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de

    Pressestelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 07.03.2016