Autor: Simone Schwarzer

  • Tabakatlas Deutschland 2015

    Lengerich: Pabst Science Publishers 2015, 164 S., ISBN 978-3-95853-123-9, EUR 19,95, Download unter http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Informationen_zur_Tabakontrolle.html

    DKFZ_TabakatlasJährlich sterben 121.000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens – somit sind 13,5 Prozent aller Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen. Im Norden Deutschlands sterben mehr Menschen an den Folgen des Rauchens als im Süden. Diese Unterschiede spiegeln das unterschiedliche Rauchverhalten in den Bundesländern wider. In allen Bundesländern sterben mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen einen rauchbedingten Tod. Das Deutsche Krebsforschungszentrum legt mit dem Tabakatlas Deutschland 2015 zum zweiten Mal nach 2009 eine Zusammenfassung aktueller Daten und Fakten rund um den Tabakkonsum sowie der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und gesellschaftlichen Folgen vor.

    Der Tabakatlas fasst u. a. neueste Daten zu regionalen und geschlechtsspezifischen Unterschieden im Tabakkonsum zusammen und analysiert deren zeitliche Veränderung. Die meisten Rauchertodesfälle unter beiden Geschlechtern finden sich in Bremen und Berlin: Hier sterben 23 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen an den Folgen des Rauchens. In Baden-Württemberg und Bayern sterben die wenigsten Männer (17 und 18 Prozent) und in Sachsen und Thüringen die wenigsten Frauen (vier und fünf Prozent) an den Folgen ihres Rauchverhaltens.

    Während das Rauchverhalten der 25- bis 69-Jährigen seit 2009 weitgehend stabil blieb, sanken die Raucheranteile unter jungen Erwachsenen und Minderjährigen stetig. Gleichzeitig kamen elektronische Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten und E-Shishas auf den Markt und neue Konsumtrends entstanden. Diese wurden besonders von Jugendlichen angenommen: So hat rund ein Drittel der 12- bis 17-Jährigen bereits Wasserpfeife geraucht, und ein Viertel hat E-Zigaretten ausprobiert.

    Die Zigarette ist und bleibt ein Giftgemisch, mit dessen Konsum eine schwerwiegende Gesundheitsgefährdung einhergeht. Die durch das Rauchen verursachten Krankheiten umfassen vorwiegend Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen. Bei den Männern machen Krebserkrankungen 52 Prozent und bei den Frauen 41 Prozent der tabakbedingten Todesfälle aus. In den vergangenen Jahren wurde die Liste tabakbedingter Krankheiten um solche wie Diabetes-Typ-2, Erektionsstörungen, altersbedingte Makuladegeneration sowie Tuberkulose und weitere Krebsarten wie Leber- und Darmkrebs erweitert. Auch das im Tabak und in elektronischen Inhalationsprodukten enthaltene abhängig machende Nikotin ist im Licht aktueller Forschungsergebnisse keine harmlose Substanz. Nikotin ist giftig und steht im Verdacht, chronische Erkrankungen wie Arteriosklerose und die Entstehung und das Voranschreiten von Krebs zu fördern sowie – wenn es während der Schwangerschaft konsumiert wird – langfristig und anhaltend die Lungen- und Hirnentwicklung von Ungeborenen zu beeinträchtigen.

    Rauchen schadet nicht nur der Gesundheit, sondern bedeutet auch für die Allgemeinheit eine hohe finanzielle Belastung. So kostet das Rauchen in Deutschland die Gesellschaft jährlich rund 80 Milliarden Euro. Davon sind etwa ein Drittel Kosten für das Gesundheitssystem (direkte Kosten) und zwei Drittel Kosten für die Volkswirtschaft durch Produktionsausfälle und Frühverrentung (indirekte Kosten).

    Das Deutsche Krebsforschungszentrum will mit dem Tabakatlas nicht nur Öffentlichkeit und Medien den neuesten Stand der Wissenschaft näher bringen, sondern auch auf Basis der vorgestellten Informationen politische Entscheidungsträger zum Handeln veranlassen. Denn seit dem Jahr 2005 besteht das Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, das auch für Deutschland völkerrechtlich bindend ist. Dennoch hat Deutschland einige der darin enthaltenen Maßnahmen noch nicht oder nur unzureichend umgesetzt. Dazu gehören insbesondere regelmäßige deutliche Tabaksteuererhöhungen sowie ein umfassendes Werbeverbot.

    Versäumnisse in der deutschen Tabakkontrollpolitik werden auch im Vergleich mit anderen europäischen Staaten sichtbar: Seit Deutschland im Jahr 2007 das Bundes- und kurz darauf die Landesnichtraucherschutzgesetze eingeführt hat, wurden keine wesentlichen Tabakkontrollmaßnahmen mehr verabschiedet. So wurde neben der deutlichen und regelmäßigen Erhöhung der Tabaksteuer versäumt, ein umfassendes Tabakwerbeverbot zu erlassen (europaweit erlauben nur Deutschland und Bulgarien Tabakwerbung auf Postern und Litfaßsäulen). Zudem besteht in der Gastronomie im Nichtraucherschutz ein Flickenteppich mit vielen Ausnahmen. Aus diesem Grund belegte Deutschland im Jahr 2013 im Ranking der europäischen Tabakkontrollpolitik den vorletzten Platz.

     Pressestelle des Deutschen Krebsforschungszentrums, 03.11.2015

  • E-Zigaretten und E-Shishas

    Foto©tunedin – Fotolia.com
    Foto©tunedin – Fotolia.com

    Die Bundesregierung hat am 4. November den von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vorgelegten Gesetzentwurf zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren des Konsums von elektronischen Zigaretten und elektronischen Shishas beschlossen. Der Gesetzentwurf dehnt die Abgabe- und Konsumverbote des Jugendschutzgesetzes und des Jugendarbeitsschutzgesetzes für Tabakwaren auf E-Zigaretten und E-Shishas aus. Zudem wird sichergestellt, dass die Abgabeverbote von Tabakwaren, E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche auch im Wege des Versandhandels gelten.

    „E-Zigaretten und E-Shishas gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen“, stellt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig klar. „Mit den neuen Regelungen schaffen wir Bewusstsein dafür, dass der Konsum von E-Zigaretten und E-Shishas keineswegs harmlos ist. Wir wollen verhindern, dass eine neue Kultur des Rauchens unter Kindern und Jugendlichen um sich greift“, begründet Manuela Schwesig ihre Gesetzesinitiative.

    E-Zigaretten und E-Shishas gelten bei vielen Kindern und Jugendlichen als cool und angesagt. So hat nach einer aktuellen Auswertung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits jede fünfte Person in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen schon einmal eine E-Shisha probiert und jede siebte in dieser Altersgruppe eine E-Zigarette. 11,3 Prozent dieser Altersgruppe haben bereits eine E-Shisha oder eine E-Zigarette konsumiert, ohne jemals eine Tabakzigarette geraucht zu haben.

    Mit den elektronischen Inhalationsprodukten werden Flüssigkeiten, so genannte Liquids, verdampft und der dabei entstehende Nebel inhaliert. Aromastoffe verleihen dem Dampf den jeweiligen Geschmack. Es gibt nikotinhaltige und nikotinfreie Lösungen. Die Produkte haben oftmals den Ruf als gesündere Alternative zum Tabakrauchen und wirken aufgrund von Geschmacksrichtungen wie Schokolade und diverse Fruchtsorten als harmlos und auf Kinder und Jugendliche attraktiv.

    Harmlos sind E-Zigaretten und E-Shishas jedoch nicht. Nachdem die gesundheitlichen Risiken des Suchtstoffs und Nervengifts Nikotin wie physische Abhängigkeit und Herz-Kreislauferkrankungen seit längerem bekannt sind, haben Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung und des Deutschen Krebsforschungszentrums die gesundheitlichen Risiken des Konsums von nikotinfreien E-Shishas und E- Zigaretten belegt. Darüber hinaus kann der vermeintlich harmlose anfängliche Gebrauch von nikotinfreien E-Zigaretten dazu verleiten, neue Reize zu suchen und auf nikotinhaltige elektronische Zigaretten oder herkömmliche Zigaretten umzusteigen.

    Weitere Informationen und den Gesetzentwurf finden Sie unter http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/aktuelles,did=220260.html

    Pressestelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 04.11.2015

  • Einstellungen zur Alkoholabhängigkeit im professionellen Hilfesektor

    Alkohol hat in Teilen Deutschlands und in der gesamten Alkohol- und Werbebranche einen Ruf als ‚nationales Kulturgut‘. Er ist aus dem deutschen Alltag kaum wegzudenken. Doch trotz des extrem weitverbreiteten Konsums und seiner weitgehenden Akzeptanz lehnt ein großer Teil der Bevölkerung Menschen mit Alkoholproblemen ab. Das bleibt nicht ohne Folgen: Das ‚Tabu Sucht‘ hält Betroffene und ihr soziales Umfeld viel zu oft zurück, ihre Probleme offen auszusprechen und Hilfe zu suchen. Einstellungen haben auch Einfluss auf die Arbeit der professionellen Helfer/-innen. Doch leider liegen nur wenige Studien vor, wie Mitarbeitende aus Suchthilfe, Medizin oder Arbeitsvermittlung denken und fühlen, wenn sie mit Menschen mit Alkoholproblemen arbeiten. Eine Untersuchung per Online-Befragung soll hierzu Aufschluss geben.

    Der Fragebogen ist Teil einer von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) unterstützten Dissertation am Fachbereich Psychologie der Universität Hildesheim. Angesprochene Zielgruppen sind Mitarbeitende aus den Bereichen Suchthilfe, Medizin und Arbeitsvermittlung. Ziel ist es, die Hilfeangebote für Menschen mit Alkoholproblemen zu verbessern. Selbstverständlich werden die Daten anonym behandelt.

    Die DHS würde sich über eine Teilnahme an der Online-Befragung sehr freuen. Rückfragen beantwortet gerne Christina Rummel (rummel@dhs.de, Tel. 02381/90 15 24).

    Den Online-Fragebogen finden Sie hier: https://www.soscisurvey.de/einstellungen-hilfesektor/

    Pressestelle der DHS, 23.11.2015

  • Frankfurter „Monitoring-System Drogentrends“ – MoSyD

    Bernd Werse, Gerrit Kamphausen, Dirk Egger, Lukas Sarvari, Daniela Müller (2015): MoSyD Jahresbericht 2014. Drogentrends in Frankfurt am Main. Centre for Drug Research, Goethe-Universität, Frankfurt a. M., 129 S., kostenloser Download

    MoSyD_Jahresbericht-2014_coverDas Centre for Drug Research der Goethe-Universität Frankfurt am Main führt seit 2002 fortlaufend jährlich im Auftrag des Drogenreferats die Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) durch. Diese Studie beinhaltet vier Forschungsmodule: eine Schülerbreitenbefragung, eine Expertenbefragung, eine trend-scout-/key-person-Befragung und eine Szenebefragung. Auf Basis dieser Datengrundlage können verlässliche und repräsentative Aussagen über Trends zum Drogenkonsum von Jugendlichen in der Stadt Frankfurt gemacht werden.

    Soeben ist der Jahresbericht 2014 erschienen. Dieser umfasst die Ergebnisse aller vier im Jahr 2014 durchgeführten Forschungsmodule. Im Fokus stehen dabei die aktuellen Konsummuster und die sich abzeichnenden Veränderungen (Trends) hinsichtlich legaler und illegaler Drogen im lokalen Bezugsraum. Die zentralen Ergebnisse im Überblick:

    • Tabak: Es zeigt sich weiterhin ein klarer Rückgang des aktuellen und häufigen Konsums unter Schülern/-innen. Täglicher Konsum wird weniger als halb so häufig wie in den Anfangsjahren angegeben, die subjektive Popularität lässt deutlich nach.
    • Erstmals seit 2006 zeigt sich ein deutlicher Rückgang des aktuellen und häufigen Shisha-Konsums.
    • Rund die Hälfte der Jugendlichen haben Erfahrungen mit E-Produkten. E-Shishas sind dabei weiter verbreitet als E-Zigaretten.
    • Alkohol: Der aktuelle und häufige Konsums geht weiterhin zurück, ebenso die subjektive Popularität. In Partyszenen ist Alkohol gleichbleibend populär.
    • Die Verbreitung von Räuchermischungen bleibt auf ähnlichem Niveau wie 2013. Aktueller Konsum sowie Erfahrungen mit anderen ‚Legal Highs‘/NPS sind sehr selten.
    • Cannabis: Die Konsumerfahrungen sind wieder leicht rückläufig, der aktuelle und häufige Konsum ist jedoch nochmals leicht – auf bisherige Höchstwerte – angestiegen. Cannabiskonsum erfährt eine größere Akzeptanz auch in Ausgehszenen.
    • Die Lifetime-Prävalenz anderer illegaler Drogen unter Jugendlichen ist wieder leicht angestiegen. Bei aktuellem Konsum sind keine Veränderung zu verzeichnen.
    • Konsumerfahrung und 12-Monats-Prävalenz von Ecstasy bei Jugendlichen sind angestiegen. In Partyumfeldern findet sich kein weiterer Bedeutungsanstieg.
    • Crystal Meth spielt in keinem untersuchten Umfeld eine Rolle, bei Schülern/-innen noch weniger als zuvor.
    • In der ‚Offenen Szene‘ zeigt sich ein Anstieg bei Crack, Alkohol und Cannabis und ein Rückgang des intravenösen Konsums und des Benzodiazepingebrauchs. Der Altersanstieg hat sich fortgesetzt.

    Bernd Werse, Dirk Egger (2015): MoSyD Szenestudie 2014. Die offene Drogenszene in Frankfurt am Main. Centre for Drug Research, Goethe-Universität, Frankfurt a. M., 76 S., kostenloser Download

    MoSyD Szenestudie 2014_CoverDie Ergebnisse der Szenebefragung sind gesondert bereits im Februar in der „MoSyD Szenestudie 2014“ erschienen. Die Szenestudie stellt die Situation in der offenen Drogenszene in Frankfurt am Main im Jahr 2014 dar. Zudem werden Veränderungen der erfragten Daten im Zeitverlauf präsentiert. Der größte Teil dieser Trendanalyse bezieht sich auf den Beobachtungszeitraum 2002 bis 2014. Die Szenegänger/-innen wurden zu folgenden Themenbereichen befragt:

    • Soziodemographische Daten
    • Substanzkonsum, Preise, Qualität, Verfügbarkeit
    • Szenealltag, Kontrollintensität, Hafterfahrungen
    • Gesundheitszustand, Risikoverhalten und Nutzung des Drogenhilfesystems

    Mehr Informationen zu MoSyD finden Sie bei der Stadt Frankfurt und beim Centre for Drug Research der Goethe-Universität.

    Redaktion KONTUREN online/Simone Schwarzer, 26.11.2015

  • Neue Schätzung zu HIV/AIDS in Deutschland

    Epidemiologisches Bulletin 45-2015 CoverIn Deutschland leben rund 83.400 Menschen mit HIV oder AIDS. Etwa 480 HIV-Infizierte sind 2014 gestorben. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen im Jahr 2014 wird auf 3.200 geschätzt und bleibt damit gegenüber 2013 unverändert. Das hat die neue Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) ergeben, die im Hinblick auf den Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember im Epidemiologischen Bulletin 45/2015 veröffentlicht ist. Der Anteil der Infizierten, die Medikamente gegen das Virus einnehmen und damit in der Regel kaum noch infektiös sind, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. „Dieser positive Effekt und die bisherigen Präventionsanstrengungen haben aber bislang nicht ausgereicht, die Zahl der Neuinfektionen zu verringern“, kommentiert Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, die neuen Schätzzahlen. Die Schätzungen sind online auch für alle Bundesländer verfügbar.

    Bezogen auf das inländische Infektionsgeschehen sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), mit geschätzten 53.800 derzeit lebenden Infizierten nach wie vor die Hauptbetroffenengruppe. Die Zahl der Neuinfektionen bei MSM ist in den letzten zehn Jahren nur ganz leicht zurückgegangen. Nach den Modellierungsergebnissen gibt es derzeit ca. 10.500 Menschen, die sich auf heterosexuellem Wege in Deutschland mit HIV infiziert haben. Die Zahl der Neuinfektionen steigt in dieser Gruppe eher leicht an, und HIV wird häufiger als in anderen Gruppen erst spät diagnostiziert. Geringeres Risikobewusstsein trägt in dieser Gruppe zu geringerer Testhäufigkeit, niedrigeren Testfrequenzen und späteren HIV-Diagnosen bei. Ärzte sollten daher beim Auftreten so genannter HIV-Indikatorerkrankungen auch bei als heterosexuell eingeordneten Patienten vermehrt an die Möglichkeit einer HIV-Infektion denken und einen Test empfehlen.

    Geschätzte 13.200 der 83.400 Menschen mit HIV/AIDS wissen noch nichts von ihrer Infektion. Eine schnellere und frühere Diagnose von HIV-Infektionen trägt dazu bei, die mit Spätdiagnosen verbundene höhere Sterblichkeit und höheren Behandlungskosten zu verringern; zudem kann sie auch präventive Effekte haben, weil weniger Infektionen unbeabsichtigt weitergegeben werden. Dafür sollten in den Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko (MSM und injizierende Drogenkonsumenten) der Anteil der Getesteten und die Frequenz der Testung spürbar gesteigert werden. Barrieren für eine Testung müssen erkannt und abgebaut werden.

    Auch die Furcht vor Stigmatisierung spielt eine Rolle, obwohl in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten bereits einiges erreicht worden ist. Eine aktuelle europäische Vergleichsstudie mit Beteiligung des Robert Koch-Instituts fand heraus, dass bei Männern, die Sex mit Männern haben, in Ländern mit höheren Levels der Stigmatisierung der Anteil diagnostizierter HIV-Infektionen geringer und das Sexualverhalten riskanter ist.

    Die Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen erfolgt in jedem Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie durch Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des gesamten bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die jeweils angegebenen Zahlenwerte können daher nicht direkt mit früher publizierten Schätzungen verglichen werden. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen.

    Weitere Informationen, u. a. Daten für die einzelnen Bundesländer, finden Sie unter www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > HIV/AIDS

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts, 09.11.2015

  • Jahrestagung der Drogenbeauftragten zu „Crystal Meth“

    Im Allianz Forum am Brandenburger Tor. Bild: paulhahn@t-online.de
    Im Allianz Forum am Brandenburger Tor. Bild: paulhahn@t-online.de

    Am 6. November 2015 fand unter dem Titel „Methamphetaminkonsum (‚Crystal Meth‘), seine Folgen und Antworten für die Praxis“ in Berlin die Jahrestagung der Drogenbeauftragten statt. Über 450 Fachleute aus allen Bereichen der Suchthilfe, aus Forschung, Politik und nicht zuletzt aus den Reihen der Polizei nahmen teil. Mit Experten aus den USA, Australien und Großbritannien wurden Erfahrungen zum Umgang mit der Aufputschdroge „Crystal Meth“ ausgetauscht.

    Marlene Mortler: „Als ich mein Amt als neue Drogenbeauftragte zu Beginn des Jahres 2014 antrat, wurde ich in meinem Wahlkreis längst mit dem Problem Crystal Meth konfrontiert. In ersten Gesprächen mit Suchtexperten auf Bundesebene wurde jedoch auch deutlich, dass diese Problematik tatsächlich noch nicht über die deutsch-tschechische Grenzregion hinaus gelangt war. Zwar sehen wir noch kein Überschwappen einer großen Welle auf das restliche Bundesgebiet, gleichwohl breitet sich Crystal Meth insbesondere in Großstädten aus. Ich habe mir daher bereits früh vorgenommen, auf die Risiken einer Ausweitung des Konsums aufmerksam zu machen.“

    Was muss in der Prävention und in der Behandlung getan werden? Wie können wir von internationalen Erfahrungen lernen? Über diese Fragen diskutierten die Expertinnen und Experten auf der Jahrestagung. Der Drogenbeauftragten war es gelungen, für das Jahr 2015 zusätzlich eine halbe Million Euro aus dem Bundeshaushalt für die Prävention in Bezug auf Crystal Meth zur Verfügung zu stellen. Hiermit konnten eine Reihe von Projekten zur Prävention und frühzeitigen Behandlung gefördert werden. Deren erste Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung vorgestellt. So wurden beispielsweise die Bundesärztekammer und das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) gebeten, eine Expertengruppe einzurichten, um einen Leitfaden für medizinische und psychosoziale Behandlung einer Methamphetaminabhängigeit nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Evidenz zu erarbeiten.

    Marlene Mortler: „Die zentrale Botschaft der Tagung war: Eine Methamphetaminabhängigkeit ist behandelbar! Es gibt inzwischen psychotherapeutische Behandlungsmodule, die den betroffenen Menschen helfen, einen erfolgreichen Weg aus der Sucht aufzuzeigen, trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge. Nutzen wir die Chancen, diese gefährliche Droge wirksam zu bekämpfen und ihre gesundheitsschädlichen Wirkungen zu behandeln.“

    Die Präsentationen aller Vorträge und Arbeitsgruppen stehen auf der Homepage der Drogenbeauftragten zum Download bereit.

    Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten, 12.11.2015

  • Motivierende Gesprächsführung

    Freiburg i. Br.: Lambertus-Verlag 2015, 4. vollst. Übersetzung der 3. amerikanischen Auflage, Deutsch von Jürgen Reuß und Christoph Trunk, Wissenschaftliche Beratung Ralf Demmel, 482 S., ISBN 978-3-7841-2545-9, EUR 39,90

    Miller_Rollnik_MotGesprächsführung_2014_160x230.inddDie Neuauflage unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängern, da die Weiterentwicklung standardisierter Verfahren zur Gesprächsanalyse die Identifikation von zentralen Wirkmechanismen ermöglicht. Anstatt wie zuvor in erster Linie auf Phasen und Prinzipien von Motivational Interviewing (MI) abzuheben, wird an vier weit gefassten Prozessen angesetzt, die als Grundelemente zum MI-Ansatz gehören: Beziehungsaufbau, Fokussierung, Evokation und Planung. Dieses Vier-Prozesse-Modell zeigt die Praxis von MI. Die Autoren führen aus, wie sich die genannten MI-Prozesse während des gesamten Veränderungsverlaufs einsetzen lassen, und zwar nicht nur im Hinblick auf Verhaltensänderungen. Außerdem gibt es neue Erkenntnisse zu MI-Basiselementen und zur MI-Ausbildung: Status-quo-Sprache wird nun als das Gegenteil von Veränderungssprache (Change Talk) beschrieben und von Anzeichen für Dissonanz in der Beziehung von Beraterin/Berater und Klientin/Klient abgegrenzt. Folglich rücken die Autoren von ihrem früheren Konzept des Widerstands ab.

    Unverändert ist hingegen die geistige und emotionale Grundhaltung, in der MI durchgeführt wird, nämlich in einem kooperativen, partnerschaftlichen Verhältnis zum Gegenüber. Damit schließen die Autoren an die jahrtausendealte und kulturübergreifende Einsicht an, wie wichtig Mitgefühl für mögliche Heilungsprozesse ist. Das Buch enthält außerdem neue Fallbeispiele, ein Glossar mit MI-Begriffen und eine aktualisierte Bibliografie.

  • Umgang mit alkoholabhängigen Patienten

    Köln: Psychiatrie Verlag 2015, 160 S., ISBN 978-3-88414-584-5, EUR 16,95, auch als E-Book erhältlich

    Reker_Alkoholabhaengige PatientenIn vielen psychosozialen Arbeitsfeldern begleitet man suchtkranke Menschen über lange Zeiträume und entwickelt dadurch ein vertrautes Verhältnis zu ihnen. Im Laufe der Zeit stellt sich dann auch ein Verständnis ein, warum Suchtverläufe so sind, wie sie sind. Das vorliegende Buch will Berufsanfängern und Quereinsteigern helfen, diesen langwierigen Verstehensprozess zu erleichtern, weil Gelassenheit und Realitätsbewusstsein für diese Arbeit unentbehrlich sind. Praxisnah und kompetent erleichtert der Autor Martin Reker den Zugang zur biografischen Dimension der Sucht. Sie eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam mit der Klientin/dem Klienten individuelle Handlungsoptionen und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Unabhängig davon, ob das Therapieziel Alkoholabstinenz oder eine dauerhafte Reduktion ist. Die Behandlung kann nur erfolgreich sein, wenn die gesamte Lebenssituation der Klienten/-innen mit einbezogen wird. Ein besonderer Fokus liegt deshalb auf der effektiven Unterstützung der Betroffenen bei der Zielfindung, der Ressourcenorientierung und der Unterstützung durch positive Verstärker aus dem familiären und sozialen Umfeld.

  • Die 50 besten Alkohol-Killer

    Stuttgart: TRIAS Verlag 2015, 88 S., ISBN 978-3-8304-8319-9, EUR 9,99, auch als E-Book erhältlich

    Toedter_AlkoholkillerEin kühles Blondes zur Erfrischung, ein Glas Rotwein zur Entspannung – das ist für viele Menschen ganz normal. Alkoholkonsum ist ein fester Bestandteil unserer Kultur. Man trinkt, weil es schmeckt und weil es (fast) alle tun. Dabei vergisst man allzu leicht, dass bereits 0,3 Promille einen Alkoholrausch bewirken und Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wir glauben, Alkohol hebt die Stimmung. Tatsächlich powert Alkohol aus, ist Dickmacher, Figurfalle, Gefühlshemmer … Es ist ein Prozess über Jahre: Der Alkohol schleicht sich in den Alltag ein. Und irgendwann ist der regelmäßige Alkoholkonsum ganz selbstverständlich. „Schalten Sie um von Autopilot zu Autonomie und verwandeln Sie schlechte in gute Gewohnheiten“, rät die Autorin Regina Tödter. In ihrem neuen Buch stellt sie die „50 besten Alkohol-Killer“ vor, die helfen, zu Alkohol bewusst Nein zu sagen. Sie leitet dazu an, die Motivation für das Trinkverhalten zu hinterfragen, und stellt einen Selbsttest für den individuellen Status quo vor. Daneben erklärt sie, wie Musik, Tanz oder Meditation helfen, alkoholfrei abzuschalten, zu entspannen und neue Kraft zu schöpfen.

    Dies ist kein Alkohol-Verdammungsbuch. Wer aber das Gefühl hat, in letzter Zeit war es doch ein wenig viel, der/die ist hier genau richtig. Probieren Sie aus, ob Ihnen eine Zeit „ohne“ oder mit „ganz wenig“ guttut. 50 Tipps für das selbstbewusste „Nein, heute nicht“ oder für attraktive Alternativen zum Alkohol.

  • Krankenhausdiagnosestatistik für das Jahr 2014

    Destatis LogoIm Jahr 2014 wurden 22.391 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 19 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einem Krankenhaus behandelt. Wie das Statistische Bundesamt Wiesbaden (Destatis) weiter mitteilt, waren das 3,8 Prozent weniger als 2013. Bezogen auf 100.000 Einwohner dieser Altersklasse sank ihre Anzahl gegenüber 2013 von 296 auf 285 (-3,4 Prozent). Dabei ging der entsprechende Wert bei Mädchen und jungen Frauen um 3,3 Prozent zurück (auf 244 Fälle je 100.000 Einwohner), bei Jungen und jungen Männern verringerte er sich um 3,5 Prozent (auf 324 Fälle je 100.000 Einwohner). 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten, waren noch keine 18 Jahre alt.

    Diese Daten stammen aus der Krankenhausdiagnosestatistik für das Jahr 2014. Demnach wurden insgesamt rund 19,6 Millionen Patientinnen und Patienten vollstationär in einem Krankenhaus behandelt. Die Herzinsuffizienz war mit 432.893 Fällen der häufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt. An zweiter Stelle lagen mit 340.500 Fällen psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol, worunter auch der akute Alkoholmissbrauch fällt. Danach folgte die Herzerkrankung Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit 289.791 Fällen. Zu den häufigsten Hauptdiagnosen nach Geschlecht siehe die Tabellen 1 und 2.

    Tabelle 1: Die 15 häufigsten Hauptdiagnosen bei Männern. Quelle: Statistisches Bundesamt
    Tabelle 1: Die 15 häufigsten Hauptdiagnosen bei Männern. Quelle: Statistisches Bundesamt
    Tabelle 2: Die 15 häufigsten Hauptdiagnosen bei Frauen. Quelle: Statistisches Bundesamt
    Tabelle 2: Die 15 häufigsten Hauptdiagnosen bei Frauen. Quelle: Statistisches Bundesamt

    In den 19,6 Millionen vollstationären Patienten waren 53 Prozent weiblich und 47 Prozent männlich. Das Durchschnittsalter der Behandelten lag bei 55 Jahren. Bezogen auf 100.000 Einwohner gab es 2014 insgesamt 24.118 Behandlungsfälle, das waren 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr (23.749 Fälle). Weitere Informationen aus der Krankenhausstatistik finden sich auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de > Zahlen & Fakten > Gesellschaft & Staat > Gesundheit > Krankenhäuser.

    Pressestelle des Statistischen Bundesamtes, 12.11.2015