Autor: Simone Schwarzer

  • Medikamentenabhängige schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder

    BELLA_DONNA_Flyer-S1Die Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW, BELLA DONNA, führt seit Juni 2014 das Projekt „Medikamentenabhängige schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder“ durch. Es wird vom Gesundheitsministerium NRW (MGEPA) für drei Jahre gefördert.

    Zurzeit befinden sich die Beteiligten noch auf Spurensuche: Wo überall sind betroffene Frauen zu finden? Gibt es Konzepte, gibt es Angebote? Viel mehr als Vermutungen und Ahnungen darüber bestehen nicht – ein Nebel, den die Initiatorinnen des Projektes gerne lichten möchten.

    Dazu laden sie Praktikerinnen und Praktiker ein, die mit den komplexen Themen „Schwangerschaft und Konsum von Psychopharmaka“ bzw. „Auffälligkeiten bei Neugeborenen und Kindern aufgrund der Einnahme von psychoaktiv wirksamen Medikamenten während der Schwangerschaft“ in ihrem beruflichen Umfeld zu tun haben. Diese Erfahrungen sollen in einer moderierten Gesprächsrunde zusammengetragen und ausgetauscht werden.

    Mit dem Projekt sind folgende Zielsetzungen verbunden:

    • Aufbereitung des nationalen und internationalen Kenntnisstandes bezogen auf die Situation von medikamentenabhängigen schwangeren Frauen, Müttern und Kindern in diesen Lebenssituationen
    • Erhebung und Bündelung des Expertinnen- und Expertenwissens
    • Entwicklung von Kooperationen zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen
    • Nutzung der Erkenntnisse zur Entwicklung adäquater Angebote zur verbesserten Erreichbarkeit der Zielgruppen
    • Entwicklung von Qualifizierungsangeboten und Arbeitshilfen

    Alle, die Interesse haben, das Projekt mit ihrem Wissen und ihren Anregungen zu unterstützen und andere Fachleute zu treffen, sind herzlich willkommen.
    Weitere Informationen finden Sie hier.

    Kontakt:
    Beate Schröder
    Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW
    BELLA DONNA
    Kopstadtplatz 24-25
    45127 Essen
    info@belladonna-essen.de
    Tel. 0201/85 199 436

    Simone Schwarzer/Redaktion, 24.11.2014

  • „Security First“

    Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2014, 304 S., ISBN 978-3-86764-524-9, EUR 42,00

    Schuett_Security firstMit der Einführung der „Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ erfolgte eine Neuausrichtung des Sozialstaatsmodells vom versorgenden Wohlfahrts- zum Aktivierungsstaat. Diese Transformation des Sozialstaats wird mittels sog. „Work-first“-Programme umgesetzt, deren Primärziel eine möglichst schnelle Wiedereingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt ist.

    In dieser empirischen Arbeit wird gezeigt, wie Erwerbslose den ALG-II-Bezug aktiv, aber eigenwillig als Sicherheitsressource interpretieren und nutzen. Mit der Handlungsstrategie „Security first“ wird nicht eine möglichst schnelle, sondern eine möglichst stabile Integration ins Erwerbssystem verfolgt. Es handelt sich um eine eigenverantwortliche Priorisierung von individueller Sicherheit, die dazu dient, die Risiken eines prekären Arbeitsmarkts unter Bedingungen zunehmender Subjektivierung zu begrenzen.

    Die vorliegende Untersuchung bietet die Grundlage für eine politische Debatte, die jenseits von „Schuldzuweisungen“ gegenüber erwerbsfähigen Hilfebedürftigen ansetzt, welche zumeist auf moralisierenden Unterstellungen von defizitären Persönlichkeitsmerkmalen und geringer Erwerbsorientierung basieren. Die Ergebnisse zeigen, wie der Hilfebezug als wichtige Ressource genutzt wird, um bei hoher Eigenverantwortlichkeit und ausgeprägter Erwerbsorientierung auch weiterhin individuell das Ziel der Arbeitsmarktintegration zu verfolgen. Aber: Arbeit nicht um jeden Preis – „security first“.

  • Kreuzbund-Website: Hilfe auch für Englisch-, Polnisch- oder Russischsprechende

    Der Kreuzbund, der mitgliederstärkste Suchtselbsthilfeverband für Suchtkranke und Angehörige im Bereich der freien Wohlfahrtspflege, hat wesentliche Inhalte seiner Website ins Englische, Polnische und Russische übersetzt. Mit einem Klick auf die entsprechende Landesflagge auf www.kreuzbund.de finden englisch-, polnisch- oder russischsprechende Hilfesuchende und Interessierte Informationen in ihrer Sprache. – Die Übersetzung wurde ermöglicht aus Projektfördermitteln des AOK-Bundesverbandes im Jahr 2014.

    Das Internet bietet vielfältige Chancen für eine erfolgreiche Kommunikation mit Menschen, die wir mit traditionellen Kommunikationsmitteln nicht erreichen können. Der Anteil der Suchtkranken ist insbesondere bei Einwanderern aus Polen und Russland relativ hoch, doch leider kommen nur wenige der Betroffenen in der deutschen Suchthilfe an. Vor allem männliche Migranten sind durch ihre soziokulturelle Entwurzelung besonders gefährdet, eine Sucht zu entwickeln. Außerdem ist bei Menschen mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Gründen die Hemmschwelle deutlich größer, fachlich-professionelle Hilfen in Anspruch zu nehmen. Die Sucht-Selbsthilfe stellt in diesem Zusammenhang ein deutlich niedrigschwelligeres Angebot dar.

    Die Internetseite des Kreuzbundes hat monatlich über 4.000 Besucher/-innen. 20 Prozent von ihnen greifen direkt auf www.kreuzbund.de zu. Über 40 Prozent kommen von Suchmaschinen wie Google. Am häufigsten wird die Seite „Hilfe in meiner Nähe“ aufgerufen; hier können Nutzer/-innen eine Gruppe in ihrem Wohnortbereich finden. Die Nutzer/-innen stammen aus allen fünf Kontinenten.

    Heinz-Josef Janßen, Kreuzbund-Bundesgeschäftsführer, 06.11.2014

  • Ungleichheit von Einkommen und Vermögen in Deutschland unterschätzt

    IMK Report Oktober 2014Einkommen und Vermögen von Millionären und Milliardären sind in Deutschland schlecht erforscht und werden deshalb höchst wahrscheinlich unterschätzt. Wie groß der Reichtum am oberen Ende der Verteilungsskala genau ist, lässt sich mangels verlässlicher Erhebungen kaum sagen. Aussagekräftige Steuerdaten fehlen ebenso. Sicher ist aber, dass der Abstand zwischen Arm und Reich wächst – was auf die Wirtschaft destabilisierend wirkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.

    Freiwillige Haushaltsbefragungen wie das Sozioökonomische Panel (SOEP) unterschätzen tendenziell die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen. Die von Thomas Piketty und anderen etablierte Forschungsrichtung wertet daher zur Bestimmung der Ungleichheit am oberen Ende der Verteilung amtliche Steuerstatistiken aus. Da in Deutschland seit 2009 Kapitaleinkommensteuern nicht mehr personenbezogen erfasst werden und es überdies keine Vermögenssteuer gibt, gestaltet sich die Erfassung hoher Einkommen und Vermögen jedoch als schwierig. Darüber hinaus führt die Piketty-Methode auch deswegen zu einer Unterschätzung des Anstiegs der Ungleichheit in Deutschland seit der Jahrtausendwende, weil ein großer Teil der steigenden Gewinne von den Unternehmen einbehalten und damit nicht als Haushaltseinkommen erfasst wurde. Trotz dieser Probleme können aussagekräftige Kennziffern der Ungleichheit in Deutschland unter Zuhilfenahme vorhandener Umfragedaten sowie Gesamtwirtschaftlicher Rechenwerke entwickelt werden. Im Report wird zudem argumentiert, dass eine Reduzierung der Ungleichheit in Deutschland zum Abbau der hohen Exportüberschüsse und damit zu mehr makroökonomischer Stabilität beitragen würde.

    Weitere Informationen finden Sie hier.

    Pressestelle der Hans-Böckler-Stiftung, 23.10.2014