Autor: Simone Schwarzer

  • Neurologische Schäden nach Konsum hoher Lachgas-Dosen

    Eine Studie aus dem Großraum Paris [1] zeigt den Anstieg schwerer Folgeerkrankungen durch den Freizeitkonsum von Lachgas (N2O) seit 2020, wobei die Ergebnisse auf eine deutliche Verschiebung der Konsummuster hin zu hohen und damit schädlichen Dosen deuten. Vor allem junge Menschen sind betroffen. Es kommt zu Rückenmarks- und Nervenschäden, welche sensible Symptome, Gangstörungen und bleibende Lähmungen hervorrufen. Die Studie analysierte sozioökonomische Faktoren und forderte angesichts des weltweit wachsenden öffentlichen Gesundheitsproblems Aufklärungskampagnen. Im Auftrag der BZgA führt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN) nun eine Umfrage in Deutschland zur Prävalenz und den Folgen des Lachgasmissbrauchs durch.

    Die neue Partydroge Lachgas (N2O, Distickstoffmonoxid) wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem, das aber bei konsequentem Eingreifen der Politik lösbar wäre. Lachgas ist ein seit über 200 Jahren eingesetztes Inhalationsanästhetikum, das bis heute eine medizinisch sinnvolle und sichere Alternative in bestimmten Narkosesituationen darstellt [2].

    Gesundheitsprobleme durch Störung des Vitamin-B12-Stoffwechsels

    Allerdings hat der Freizeitkonsum von N2O weltweit in einem besorgniserregenden Maße zugenommen – und damit auch gesundheitliche Schädigungen in Folge des Konsums. Denn im Gegensatz zum praktisch nebenwirkungsfreien medizinisch überwachten Kurzeinsatz kann es bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch zu Schäden am Nervensystem kommen. Manchmal sind auch die Blutbildung, Lunge und Herz mit betroffen. Ursache dieser Gesundheitsprobleme ist eine Störung des Vitamin-B12-Stoffwechsels, d. h. ein funktioneller Mangel des Vitamins. Vitamin B12 ist für die Funktion der Myelinscheiden (Hüllstrukturen der peripheren Nerven und des Rückenmarks) notwendig. Die Schädigung von Rückenmark und Nerven führt zu Taubheitsgefühlen vor allem an den Füßen, Gangstörungen und in schweren Fällen auch zu Lähmungen. Die Symptome können durch parenterale Gabe von Vitamin B12 behandelt werden, nicht immer bilden sie sich jedoch vollständig zurück.

    Besonders gefährdet sind Menschen, deren Vitamin-B12-Versorgung aus anderen Gründen schon nicht optimal ist, z. B. bei veganer oder vegetarischer Ernährung, bei Einnahme bestimmter Medikamente (wie Magensäureblockern), chronischen Magen-Darm-Entzündungen oder regelmäßigem Alkoholkonsum.

    Kohortenstudie im Großraum Paris

    Eine aktuelle retrospektive multizentrische Kohortenstudie [1] berichtet über schwere, N2O-induzierte neurologische Erkrankungen im Großraum Paris. Von 2018 bis 2021 wurden in Abteilungen für Neurologie und Innere Medizin alle Personen >18 Jahren mit schweren Lachgas-Vergiftungen erfasst. Bis Ende 2019 wurden keine entsprechenden Fälle beobachtet. Die danach zunehmende Häufigkeit wurde ermittelt und mit der Frequenz vergleichbarer neurologischer Krankheiten anhand der Krankenversicherungsdaten von 91.000 Klinikpatienten verglichen. Von 181 Patientinnen und Patienten hatten 25 Prozent eine Schädigung des Rückenmarks (Myelopathie), 37 Prozent eine Schädigung peripherer Nerven (periphere Neuropathie) und 38 Prozent eine Kombination beider Schäden. Betroffen waren v. a. junge Erwachsene mit schlechten sozioökonomischen Bedingungen: Die meisten waren 20 bis 25 Jahre alt und lebten in städtischen, sozial benachteiligten Gegenden, 37 Prozent waren arbeitslos. Der durchschnittliche tägliche N2O-Verbrauch lag bei 1.200 g, die mediane Dauer zwischen dem Beginn des N2O-Konsums und dem Auftreten der Symptome lag bei einem halben Jahr (IQR 2-12 Monate).

    Die Inzidenz neurologischer Lachgas-assoziierter Erkrankungen nahm in Paris im Laufe des Jahres 2020 zu und erreichte Mitte 2021 einen Höhepunkt. Bei 20- bis 25-Jährigen lag 2021 die Inzidenz für eine N2O-Myelopathie bei 6,15/100.000 Personenjahre und für periphere N2O-Neuropathien bei 7,48/100.000 Personenjahre. Dies war signifikant häufiger als nicht-N2O-assoziierte Myelitiden (Rückenmarksentzündungen) in derselben Altersgruppe, die mit einer Inzidenz von nur 0,35/100.000 Personenjahre auftreten, oder das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) mit 2,47/100.000 Personenjahre. In den sozial am stärksten benachteiligten Regionen waren die Inzidenzen zwei- bis dreimal höher als in den anderen Regionen. Das Autorenteam fordert daher nachdrücklich, dass diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken sei.

    Für die neurologischen Folgen kann kein Schwellenwert angegeben werden. Es gibt Fallberichte, wo nur vier inhalierte Luftballons nach sieben Wochen zu einem GBS-ähnlichen Krankheitsbild geführt haben [2]. Auf entsprechenden Partys werden von manchen Menschen durchaus 50 und mehr Ballons inhaliert [3].

    Akute Gefahr

    „So steigt mit jedem Atemzug am Lachgas-Ballon das Risiko für neurologische Folgekomplikationen“, betont DGN-Pressesprecher Prof. Dr. Peter Berlit. „Aber nicht nur die chronischen Folgen sind ein Problem“, erklärt Berlit weiter. „Sorge macht auch eine nicht zu vernachlässigende akute Gefahr – vor allem, wenn im Einzelfall zu viel Lachgas inhaliert wird.“ Dazu zählen neben Übelkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen auch epileptische Anfälle, Schlaganfälle und hypoxische Hirnschäden bis zum Tod („versehentliches Ersticken“) in Folge des Konsums. Beschrieben werden auch Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Atemprobleme.

    Die DGN befürwortet daher eine klare Kaufeinschränkung von N2O außerhalb medizinischer Indikationen. Die Abgabe für gewerbliche Zwecke müsse gesetzlich geregelt werden. „Vor allem sehe ich eine Pflicht der Gesellschaft und Politik, junge Menschen über die möglichen Gefahren zu informieren. Viele halten Lachgas für ungefährlich – das ist es ganz sicher nicht“, so Berlit.

    Um das Ausmaß des Problems zu erfassen, führt die DGN nun gemeinsam mit der BZgA eine Umfrage in Deutschland zur Prävalenz und den neurologischen Folgen des Lachgasmissbrauchs durch. Bestätigen sich die Befürchtungen, sind gemeinsame Aktionen und Aufklärungsinitiativen geplant.

    Literatur:
    • [1] Dawudi Y, Azoyan L, Broucker TDE, Gendre T, Miloudi A, Echaniz-Laguna A, Mazoyer J, Zanin A, Kubis N, Dubessy AL, Gorza L, Ben Nasr H, Caré W, d’Izarny-Gargas T, Formoso A, Vilcu AM, Bonnan M. Marked increase in severe neurological disorders after nitrous oxide abuse: a retrospective study in the Greater Paris area. J Neurol. 2024 Jun; 271 (6): 3340-3346. doi: 10.1007/s00415-024-12264-w
    • [2] https://dgn.org/artikel/neurologische-komplikationen-nach-lachgaskonsum
    • [3] The European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA): Freizeitkonsum von -Distickstoffmonoxid in Europa: Situation, Risiken, Reaktionen https://www.emcdda.europa.eu/publications/topic-overviews/recreational-nitrous-o… (aufgerufen am 19.06.2024)

    Originalpublikation:
    doi: 10.1007/s00415-024-12264-w

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V., 3.7.2024

  • Alkoholprävention zum Schutz der Kinder

    Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2024, 148 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-95558-377-4

    „Alkoholprävention zum Schutz der Kinder“ ist ein Ratgeber, der aufzeigt, welchen Belastungen Kinder ausgesetzt sind, die in Alkoholikerfamilien aufwachsen. Abhängigkeit, Co-Abhängigkeit und die Förderung von Sucht durch festgefahrene gesellschaftliche Denkmuster bilden eine fatale Dreiheit, die Alkoholismus zu einem transgenerationalen Problem macht. Ein notwendiges und überfälliges Buch für die seelische Gesundheit der Kleinsten und Verletzlichsten in unserer Gesellschaft.

    Der Autor Michael Helfmann, Jahrgang 1958, ist in Hessen aufgewachsen und lebt dort mit seiner Frau. Sein Vater war stark alkoholkrank, seine Mutter trank zeitweise ebenfalls in problematischem Ausmaß. Seit seiner Jugend hatte er selbst einen hochriskanten Umgang mit Alkohol und wurde schließlich körperlich abhängig. Er überwand seine Sucht im Alter von 33 Jahren und setzt sich seither ehrenamtlich in Suchthilfe und Alkoholprävention ein. Schon seit über zehn Jahren engagiert er sich in der Alkoholprävention an Schulen und ist ehrenamtlich als Soberguide für die Guttempler tätig. Seit einiger Zeit ist er dort als Sachberater für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene tätig und wurde als Beisitzer in den Landesvorstand der Guttempler in Hessen gewählt.

    Seine Erfahrungen aus der Sucht und aus seinem Engagement in der Suchtselbsthilfe hat er nun zu einem Ratgeber zusammengefasst.

  • Wohnungsnot ist auch bei jungen Menschen ein immer größer werdendes Problem

    Im Rahmen des diesjährigen „Tags der wohnungslosen Menschen“ veröffentlicht die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) ihren aktuellen Jahresbericht zur Lebenslage wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen. In der Auswertung des Jahres 2022 stand insbesondere die Situation junger Menschen im Mittelpunkt.

    Zentrale Aussagen des Berichts

    Aus dem Bericht geht hervor, dass 71 Prozent der Menschen, die in freiverbandlichen Einrichtungen und Diensten Hilfe suchen, akut wohnungslos sind. Elf Prozent sind unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht, und knapp vier Prozent leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen. Rund ein Drittel der Klient:innen ist weiblich, zwei Drittel sind männlich.

    Im Vorjahr erreichte der Anteil der Hilfesuchenden in Haushalten mit Kindern – gleichmäßig verteilt auf Paare mit Kindern und alleinerziehende Haushalte – mit etwa elf Prozent einen neuen Höchststand. Dieser hat sich im aktuellen Berichtsjahr auf hohem Niveau stabilisiert. Mehr als jede dritte Familie (rund 39 Prozent), die eine Hilfseinrichtung aufsuchte, konnte bei Hilfebeginn keine eigene Wohnung vorweisen.

    Auch im Hinblick auf die Staatsangehörigkeit der Klient:innen ist eine Stabilisierung festzustellen: Die Zahl der Personen nicht-deutscher Staatsangehörigkeit schwankt seit 2018 auf gleichbleibendem Niveau zwischen 30 und 34 Prozent (2022: 34 Prozent). Unter den akut wohnungslosen Menschen ist ein Drittel nicht-deutscher Staatsangehörigkeit (32 Prozent).

    Risiken und Lebensrealitäten junger Menschen

    Die aktuellen Zahlen der BAG W zeigen, wie sehr Wohnungsnot auch junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder trifft. Rund 16 Prozent der Klient:innen, die sich in Wohnungsnotfällen an Einrichtungen und Dienste freier Träger wenden, sind unter 25 Jahre alt. Besorgniserregend ist, dass fast 13 Prozent der akut wohnungslosen jungen Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren die Nacht vor Hilfebeginn auf der Straße verbracht haben. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 16 Prozent. Unter den jungen Menschen in Wohnungsnot finden sich besonders viele Frauen. Jede vierte wohnungslose Klientin ist jünger als 25 Jahre. Unter den männlichen wohnungslosen Klienten ist jeder sechste unter 25 Jahre alt.

    Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation bei der BAG W: „Jeder zweite wohnungslose junge Mensch kommt bei mehr oder weniger guten Freund:innen oder Bekannten unter. Was zunächst harmlos klingt, ist in der Realität oft geprägt von provisorischen, manchmal sehr kurzfristigen Behelfslösungen und einem Leben in Unsicherheit. Denn woanders unterzukommen, bedeutet auch, tagtäglich auf das Wohlwollen der Gastgeber:innen angewiesen zu sein. Nicht selten ergeben sich daraus gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, beispielsweise wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt wird. Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend.“

    Martin Kositza, Fachreferent der BAG W: „Gerade für junge Menschen ist die Situation dramatisch, da sie sich in einer entscheidenden Phase ihrer persönlichen Entwicklung befinden. Ohne stabile Wohnverhältnisse haben sie deutlich schlechtere Chancen auf Bildung, Teilhabe oder beruflichen Erfolg. Das Resultat ist oft Armut und soziale Ausgrenzung.”

    Niedrigschwellige und zielgerichtete Maßnahmen

    Die BAG W fordert die Entwicklung kommunaler Gesamtkonzepte, um eine klare Zuständigkeits- und Finanzierungstruktur sicherzustellen. Diese Forderung ist besonders wichtig, da die Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) zwar die Ansprüche junger Menschen gestärkt hat, aber weiterhin Herausforderungen bei der Umsetzung bestehen, insbesondere an den Schnittstellen zwischen Jugendhilfe und Sozialhilfe.

    Susanne Hahmann, Vorsitzende der BAG W: „Für den Erfolg aller Hilfen sind jugendgerechte sowie leicht zugängliche Beratungsangebote − sowohl digital als auch vor Ort − notwendig. Jungen Menschen kann nur dann langfristig geholfen werden, wenn die Angebote flexibel sind und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Aber auch in Bezug auf junge Menschen gilt: Wir brauchen unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum. Ohne diesen werden wir die Wohnungslosigkeit nicht eindämmen können.“

    Hintergrund zum Statistikbericht und zur Erhebung

    Seit 1990 werden jährlich Daten von Klient:innen aus den freiverbandlichen Diensten und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen im BAG W-eigenen Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW) analysiert. Die wichtigsten Angaben werden im Statistikbericht der BAG W erörtert, in jedem Jahr gibt es zudem einen Schwerpunktteil, der einen Themenaspekt des Hilfesystem besonders hervorhebt. Im aktuellen Berichtsjahr (2022) wurden Daten von über 38.200 Klient:innen aus 227 Einrichtungen und Diensten der freien Träger ausgewertet.

    Der Statistikbericht ist auf der Website der BAG W verfügbar.

    Zum Tag der wohnungslosen Menschen

    Zum Tag der wohnungslosen Menschen hat die BAG W auch in diesem Jahr zu Aktionen im ganzen Bundesgebiet aufgerufen. Das diesjährige Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ soll die Relevanz des gemeinsamen, übergreifenden Handelns betonen. Darüber hinaus findet am Vormittag des 11. September ein parlamentarisches Frühstück im Bundestag statt, in dem aktuelle Fragen zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit besprochen werden. Die Schirmherrschaft hierfür tragen die Bundestagsabgeordneten Hanna Steinmüller (Bündnis 90/Die Grünen) und Brian Nickholz (SPD), die die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der BAG W initiiert haben.

    Pressestelle der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, 9.9.2024

  • Zum Weltsuizidpräventionstag am 10. September

    Anlässlich des Weltsuizidpräventionstages am 10. September macht die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention darauf aufmerksam, dass in Deutschland aktuell täglich knapp 28 Menschen einen Suizid und schätzungsweise 500 Personen einen Suizidversuch begehen. Eine der wichtigsten Maßnahmen, um Suizide zu verhindern, ist die konsequente Behandlung der zumeist zugrundeliegenden psychischen Erkrankung. Auch ein wachsames Umfeld, welches bei akuter Gefahr Hilfe organisiert, und konkrete Aufklärungsangebote in den Regionen sind wichtige Bausteine der Suizidprävention.

    Mehrheit der Suizide erfolgt im Kontext psychischer Erkrankungen

    Lebensmüde Gedanken kommen im Rahmen von Lebenskrisen auch in der gesunden Bevölkerung vor. Suizide erfolgen hingegen fast immer vor dem Hintergrund einer nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression, aber z. B. auch bei Schizophrenie, Suchterkrankungen oder Borderline Persönlichkeitsstörung.

    „Menschen mit Depression haben durch die Erkrankung das Gefühl, dem unerträglichen Zustand nie mehr entkommen zu können. Sie leiden unter quälenden Schuldgefühlen, einer inneren Daueranspannung und Schlaflosigkeit. Die krankheitsbedingte katastrophierende Sicht auf das eigene Leben in Kombination mit dem hohen Leidensdruck und völliger Hoffnungslosigkeit lässt den Betroffenen den Suizid als einzigen Ausweg erscheinen“, erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

    Die konsequente und leitlinienkonforme Behandlung der Depression und anderer psychischer Erkrankungen ist zentraler Baustein jeder Suizidprävention. „Jeder Betroffene sollte wissen: Depressionen und auch viele andere psychische Erkrankungen lassen sich gut behandeln. Hoffnung, Lebensmut und Lebensfreude kehren dann zurück, selbst wenn die äußeren Belastungen unverändert sind“, betont Hegerl.

    Hilfe bei Suizidgefahr: Hinweise für Betroffene und Angehörige

    Angehörige sollten Suizidankündigungen immer ernst nehmen. Äußerungen wie: „Es hat alles gar keinen Sinn mehr …“ sind bei depressiven Menschen Hinweise auf eine ernste Gefährdung. Freunde oder Familienangehörige sollten keine Scheu haben, genauer nachzufragen. Oft ist es für einen suizidgefährdeten Menschen eine Entlastung, mit einer anderen Person über die quälenden Gedanken sprechen zu können.

    „Das Wichtigste bei akuter Suizidalität ist, sich anderen Menschen anzuvertrauen und sich Hilfe beim Psychiater, Psychologischen Psychotherapeuten oder auch beim Hausarzt zu holen“, sagt Hegerl. Hier können Angehörige eine wichtige Rolle spielen, indem sie den suizidgefährdeten Menschen auf dem Weg zur professionellen Hilfe unterstützen und begleiten. Besteht eine akute Lebensgefahr, dann sollten Betroffene umgehend die nächste psychiatrische Klinik aufsuchen oder den Notarzt unter 112 rufen. Auch Krisendienste bieten in vielen Regionen eine schnelle Unterstützung.

    Erfahrungen eines Betroffenen: „Ich hatte das Gefühl, so geht es nicht mehr“

    Diese ausweglos erscheinende Situation kennt auch Reiner (69 Jahre) aus der Nähe von Siegen. Zwei Mal erkrankte der Polizeibeamte an einer schweren Depression und erlebte auch quälende Suizidgedanken. „Ich konnte nicht mehr schlafen und habe eine große Unruhe verspürt. Ich konnte nicht mehr denken, nicht mal an meine Familie. Ich hatte das Gefühl, so geht es nicht mehr. Ich konnte diesen Zustand so nicht mehr aushalten“, beschreibt Reiner die Situation. Seine Frau bringt ihn in die Klinik, wo sich sein Zustand mit Medikamenten und unterstützenden Angeboten wie Sport bessert. Seit seiner Pensionierung setzt er sich ehrenamtlich für mehr Aufklärung über Depression und Suizidgedanken ein. So engagiert er sich u. a. ehrenamtlich im Bündnis gegen Depression in Olpe-Siegen-Wittgenstein, einem der 90 regionalen Bündnisse gegen Depression in ganz Deutschland im Netzwerk der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Dort gestaltet Reiner Veranstaltungen oder Infomaterial zum Thema mit.

    Aufklärung in 90 Regionen bundesweit

    Die regionalen Bündnisse gegen Depression verbinden zwei Ziele: die bessere Versorgung von Menschen mit Depression und die Prävention von Suiziden sowie Suizidversuchen. In einer Stadt oder Gemeinde werden dafür gleichzeitig Interventionen auf vier Ebenen gestartet:

    • Kooperation mit Hausärzten (u. a. Schulungen)
    • Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Plakatkampagne, öffentliche Veranstaltungen)
    • Schulungen von Multiplikatoren (z. B. Pfarrer, Lehrkräfte, Medienredaktionen, Altenpflegekräfte, Polizei)
    • Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige, u. a. durch Informationsmaterialien, die Förderung der Selbsthilfe und das digitale Selbstmanagement-Programm iFightDepression (tool.ifightdepression.com/).

    Dieser 4-Ebenen-Interventionsansatz der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention ist eines der am häufigsten implementierten Suizidpräventionsprogramme. Eine systematische Überblicksarbeit kommt zudem zu dem Schluss, dass der 4-Ebenen-Ansatz weltweit der vielversprechendste von allen untersuchten gemeindebasierten Suizidpräventionsansätzen ist (Linskens et al. 2022).

    Anlaufstellen bei Suizidgedanken:

    • Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression oder Suizidgedanken ist der Hausarzt, Psychiater oder psychologischer Psychotherapeut
    • In akuten Krisen: Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112.
    • Rund um die Uhr erreichen Sie die Telefonseelsorge kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
    • Unterstützung bietet auch der Krisendienst in der jeweiligen Region.
    • HIlfe speziell für Männer https://www.maenner-staerken.de/
    • In besonders kritischen Situationen fällt es oft schwer, klar zu denken. In solchen Situationen kann ein Krisenplan helfen. Kostenfrei finden Sie diesen zum Download unter www.deutsche-depressionshilfe.de/krisenplan

    Pressestelle der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 6.9.2024

  • Erwerbsbiografien von Politiker:innen

    Im Deutschen Bundestag sind immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten, während der Anteil von Abgeordneten mit Hochschulbildung zunimmt. „In den vergangenen 30 Jahren ist eine Akademisierung der politischen Elite zu beobachten“, erklärt Dr. Lea Elsässer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Dies führt dazu, dass vor allem untere soziale Klassen im Parlament nicht angemessen repräsentiert sind.“ Die Politikwissenschaftlerin befasst sich mit der Frage, wie der zunehmende Ausschluss von Arbeiterinnen und Arbeitern aus politischen Ämtern zu erklären ist. Ihre Habilitation wird von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Maria-Weber-Grant unterstützt.

    Größere Vielfalt auf der einen Seite – soziale Verengung auf der anderen Seite

    Die meisten Parlamente in westlichen Industrienationen sind heute vielfältiger besetzt als noch vor einigen Jahrzehnten. Insbesondere der Frauenanteil hat zugenommen. Allerdings hat sich im gleichen Zeitraum eine andere Entwicklung vollzogen: eine zunehmende soziale Verengung der beruflichen Hintergründe. Dabei nimmt zum einen der Anteil von Abgeordneten aus nicht-akademischen Berufen ab, während zum anderen der Anteil von professionalisierten Berufspolitikern und Berufspolitikerinnen mit hohen Bildungsabschlüssen steigt. „Im Deutschen Bundestag haben aktuell nur fünf Prozent der Abgeordneten eine längere Zeit in einem nicht-akademischen Beruf gearbeitet, bevor sie ins Parlament gewählt worden sind“, so Lea Elsässer. Zum Vergleich: 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in einem Arbeiterberuf tätig. Es gebe Parteien, so Elsässer, in denen nur noch Akademiker vertreten sind. „Die Perspektive der Arbeiter und Arbeiterinnen ist damit völlig ausgeschlossen.“

    Der Anteil von Arbeiter:innen einerseits sowie von Berufspolitiker:innen andererseits im Deutschen Bundestag im Verlauf der Jahre 1990 bis 2021 Abb.©Lea Elsässer / JGU

    Interessen von nicht repräsentierten Gruppen geraten aus dem Blick

    Die Politikwissenschaftlerin verweist dazu auf Untersuchungen aus den USA, wonach Abgeordnete aus der Arbeiterschaft bei wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen eher linkere Positionen vertreten als ihre Parteikollegen und dies unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Außerdem steht zu befürchten, dass Wählerinnen und Wähler aus unteren Einkommens- und Berufsgruppen sich von den politischen Parteien abwenden, wenn sie sich nicht mehr repräsentiert fühlen.

    Datenbank erfasst Infos über Abgeordnete seit Anfang der 1970er Jahre

    Bei der Erforschung des jüngsten Trends konzentriert sich Elsässer, Wissenschaftlerin am Institut für Politikwissenschaft der JGU, besonders auf zwei Akteure: linke Parteien und Gewerkschaften. Im Falle der Parteien stellt sich unter anderem die Frage, wie die Nominierungsprozesse ablaufen und wer für einen sicheren Wahlkreis oder einen Listenplatz aufgestellt wird. Die Gewerkschaften wiederum dürften in der Vergangenheit als wichtiges Sprungbrett für eine Karriere in der Politik gedient haben – was hat sich hier vielleicht geändert? Und wie hat sich das Verhältnis der Gewerkschaften zu den Parteien entwickelt?

    In Interviews mit Abgeordneten und mit Vertretern von Gewerkschaften und Parteien wird Lea Elsässer den Fragen und dem Phänomen der zunehmenden Exklusion von Arbeiterinnen und Arbeitern aus politischen Ämtern auf den Grund gehen. Außerdem hat sie eine Datenbank erstellt, die Informationen über alle Abgeordneten im Deutschen Bundestag seit Anfang der 1970er Jahre enthält. Für eine Untergruppe von mehreren hundert Personen wird die gesamte Erwerbsbiografie vor deren Eintritt ins Parlament erfasst, um so typische Karrierewege aufzuzeigen.

    Für ihr Habilitationsprojekt erhält Lea Elsässer einen Maria-Weber-Grant der Hans-Böckler-Stiftung. Der Grant ist mit 40.000 Euro ausgestattet und dient dazu, während zwei Semestern eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen zu finanzieren und damit zeitliche Freiräume zu schaffen.

    Pressestelle der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 27.8.2024

  • Die Rolle der Sozialwirtschaft in der sozial-ökologischen Transformation

    Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Roland Schöttler
    Tectum, Baden-Baden 2024, 138 Seiten, 34,00 €, ISBN 978-3-68900-069-1, eBook steht als OpenAccess-Version zur Verfügung

    Jonas Einck befasst sich mit der Frage, welchen Beitrag die Sozialwirtschaft zur sozial-ökologischen Transformation leisten kann. Im diesem Rahmen untersucht er die Rollen, die freigemeinnützige Träger der Sozialwirtschaft im laufenden Transformationsprozess einnehmen (können). Mittels Interviews mit Expert:innen definiert er das Spektrum potenzieller Rollen und kann, indem er neue Zusammenhänge benennt, auch zukünftige Rollen freigemeinnütziger Träger verorten. Das Buch richtet sich an soziale Organisationen sowie Studierende und Gestalter:innen der Sozialwirtschaft und entwirft neue Strategien, um sich den zukünftigen sozial-ökologischen Krisen stellen zu können.

    Die Arbeit wurde mit dem Sonderpreis des Evangelischen Johanneswerks für herausragende Abschlussarbeiten an der Evangelischen Hochschule Bochum prämiert.

  • Was macht eine gute Führungskraft aus?

    Wodurch wird eine Führungskraft für verschiedene Personengruppen zu einer „guten“ Führungskraft? In einer Umfrage des Fachgebiets Unternehmensführung der Universität Osnabrück sollen Antworten gefunden werden. Teilnehmen kann jede Person, die arbeitet und eine direkte Führungskraft hat, unabhängig von Unternehmen, Branche und Jobbezeichnung.

    Die Umfrage findet sich unter: https://limesurvey.fh-muenster.de/index.php/235371?lang=de

    Im Zuge der demografischen Entwicklung in der Gesellschaft ändert sich auch die Altersstruktur in der Belegschaft eines Unternehmens. In der Regel steigt das Durchschnittsalter der Arbeitnehmenden, und es gehen mehr Mitarbeitende in den Ruhestand als junge Kräfte nachkommen. „Diese gesellschaftliche Entwicklung kann zu unbesetzten Stellen und einem Fachkräftemangel führen“, erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Julia Müller. Laut aktuellen Befragungen des ifo Instituts spüren bereits 88 Prozent der deutschen Unternehmen den Fachkräftemangel mindestens in Teilen.

    Um entgegen diesem Trend weiterhin Fachkräfte zu beschäftigen, entsteht ein Wettkampf zwischen Arbeitgebern, neue Mitarbeitende zu gewinnen und bereits angestellte Personen zu halten. Ein entscheidender Faktor stellt die Arbeitsatmosphäre für die Fachkraft dar. Diese hängt maßgeblich von der Führungskraft ab. „Eine „gute“ Führungskraft kann (potenzielle) Mitarbeitende für sich gewinnen und an das Unternehmen binden. „Eine „schlechte“ Führungskraft dagegen ist für manche Mitarbeitende ein Kündigungsgrund und sorgt für einen schlechten Ruf unter Arbeitssuchenden“, erläutert Prof. Müller. Ergebnisse der Umfrage werden im kommenden Jahr vorliegen.

    Pressestelle der Universität Osnabrück, 27.8.2024

  • Frauen und Cannabis

    Eine Analyse von Daten Verstorbener zeigt: Im Vergleich zu Männern haben Frauen ein erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu versterben, wenn sie stark kiffen.

    Die UK Biobank ist eine Kohortenstudie, die eine große Menge an Informationen zur Gesundheit der Teilnehmenden und ihrem Lebensstil sammelt. Einige der Teilnehmenden geben auch Auskunft zum Umfang des persönlichen Cannabiskonsums. Der französische Epidemiologe Alexandre Vallée hat die Daten genauer untersucht mit dem Ziel, Antworten auf die Frage zu bekommen, ob Kiffen bedeutsam zu Todesfällen infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt. Vallée konnte der Datenbank Informationen zu rund 121.000 Personen entnehmen, darunter 66.000 Frauen und 55.000 Männer. Bei der ersten Datenerhebung waren die Teilnehmenden im Schnitt 55 Jahre alt. Über rund zwölf Jahre wurden weitere Gesundheitsdaten sowie die Todesursache erfasst, wenn eine Person verstarb.

    Fast dreifach erhöhtes Risiko

    Der Einfluss von Cannabiskonsum auf die Gesundheit scheint den Analysen zufolge bei Männern und Frauen unterschiedlich zu sein. Während sich bei Männern Cannabiskonsum nicht bedeutsam auf die Lebenserwartung ausgewirkt hat, konnte Vallée für Frauen einen Zusammenhang zwischen starkem Cannabiskonsum und Sterblichkeit nachweisen: Im Vergleich zu abstinenten Frauen haben starke Kifferinnen ein 2,7-fach erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben. Auch das Risiko, an Krebs zu versterben, war für Frauen größer, wenn sie stark kifften. In seiner Analyse hat Vallée auch weitere Risikofaktoren berücksichtigt, darunter Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Bildungsstand, Tabakrauchen, Alkoholkonsum und der Gebrauch von Antidepressiva.

    Cannabiswirkstoff THC als Risikofaktor für Gefäßerkrankungen

    Nach Einschätzung von Vallée sei es durchaus plausibel, dass Cannabis Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern kann. So fördere der Wirkstoff THC Gefäßerkrankungen wie Atherosklerose. Dabei werden die Gefäße unelastisch. Durch Ablagerungen können sich die Gefäße schließlich verschließen und zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen.

    Warum Frauen stärker betroffen sind als Männer ist noch nicht geklärt. Denkbar sei laut Vallée, dass Geschlechtshormone eine Rolle spielen. Einschränkend muss aber erwähnt werden, dass nicht bekannt ist, wie viel Cannabis die Verstorbenen vor ihrem Tod konsumierten. Sie hatten lediglich bei der Erstbefragung Angaben zu ihrem Cannabiskonsum gemacht. Der Konsum wurde als stark bezeichnet, wenn die Person mehr als 100-mal im Leben gekifft oder dies zumindest eine Zeit lang täglich oder fast täglich praktiziert hat. Die Analyse von Vallée kann aber zumindest als Hinweis genommen werden, dass Cannabis sich ungünstig auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt, wie es auch andere Studien bereits nahelegen.

    Originalpublikation:
    Vallée, A. (2024). Heavy Lifetime Cannabis Use and Mortality by Sex. JAMA Network Open, 7(6), e2415227. http://dx.doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.15227

    Quelle: https://www.drugcom.de/, 10.7.2024

  • Bindung als sichere Basis

    Aus dem Englischen von Axel Hillig und Helene Hanf
    Mit Geleitworten von Oslind und Burkhard Stahl und Jeremy Holmes
    Ernst Reinhardt Verlag, München, 6. Auflage 2024, 163 Seiten, 33,00 €, ISBN 978-3-497-03276-1

    Wie wächst ein Kind zu einem gesunden, ausgeglichenen und selbstsicheren Menschen heran? Die sichere Bindung an die Eltern ist die Basis, von der aus Kinder die Welt erkunden und sich entwickeln. Misslingt sie, können sich Eifersucht, Angst, Wut, Kummer oder Niedergeschlagenheit festigen und Menschen ein Leben lang belasten.

    John Bowlby schildert Grundkonzepte, empirische Prüfung und therapeutische Anwendung der Bindungstheorie. Die Aufarbeitung früher Bindungserfahrungen im Erwachsenenalter hilft bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen und psychischer Probleme. Der Psychotherapeut übernimmt dann die Rolle der verlässlichen Basis für die Erkundung früherer Erfahrungen und Gefühle. Eltern erkennen, wie ihre eigene Bindungsgeschichte ihr Erziehungsverhalten gegenüber ihren Kindern prägt – damit leidvolle Bindungsbeziehungen nicht über Generationen weitergegeben werden.

    Das Buch enthält eine Sammlung ausgewählter Vorträge von John Bowlby (1907-1990).