Autor: Simone Schwarzer

  • Deutscher Suchtkongress – Einladung an Selbsthilfegruppen

    Der Deutsche Suchtkongress möchte die Beteiligung von Menschen mit einer Abhängigkeitsproblematik am Diskurs zum Thema Sucht erhöhen. Er lädt Betroffene deshalb ein, bei der diesjährigen Veranstaltung kostenlos die online übertragenen Hauptvorträge zu verfolgen, darüber zu diskutieren und die eigene Perspektive am dritten Kongresstag in die Podiumsdiskussion einzubringen. Der Deutsche Suchtkongress findet vom 23. bis 25. September in Köln statt.

    Details und Kontakt auf der Kongresswebsite

    Quelle: https://www.suchtkongress.org/

  • Mit Cannabis leben

    Fachhochschulverlag, Idstein 2024, 208 Seiten, 28,00 €, ISBN 978-3-8248-1335-3

    Nachdem es viele Jahre etwas ruhiger um Haschisch und Marihuana geworden war, hat Cannabis heute wieder Konjunktur. Dies hat vor allem mit dem im Frühjahr 2024 erfolgten Wechsel vom Verbot zur teilweisen Legalisierung bzw. zur Regulierung von Cannabis zu tun, mit dem die amtierende Regierungskoalition aus SPD, FDP und BÜNDNIS 90/Die Grünen dem Scheitern des Cannabisverbotes Rechnung getragen hat.

    Die Beiträge des vorliegenden Bandes reflektieren diese neuen politischen Rahmenbedingungen, die durchaus auch als Herausforderung verstanden werden müssen. So kann z. B. Prävention nicht länger als Fortsetzung einer repressiven Abstinenzpolitik mit sozialpädagogischen Mitteln gestaltet werden, sondern muss sich zu einer gesundheitsförderlichen Drogenpolitik weiterentwickeln. Vor diesem Hintergrund werden in dem Band Erkenntnisse, Methoden und Praxisprojekte vorgestellt, die der zukünftigen Realität eines normalisierten Cannabiskonsums und einer regulativen Cannabispolitik gerecht werden.

  • Wie Yoga beim Drogenausstieg helfen kann

    Neurobiologische Wirkung von Yoga kann helfen, Abhängigkeit zu überwinden. Foto©wayhome.studio – stock.adobe.com

    Tief einatmen, langsam ausatmen. Beim Yoga spielt nicht nur die Atmung eine wichtige Rolle. Es geht auch um das Einnehmen bestimmter Körperhaltungen, um meditative Übungen und andere Aspekte, die sowohl den Körper als auch den Geist ansprechen. Yoga habe daher Einfluss auf den Hirnstoffwechsel und könne beim Entzug von einer Drogenabhängigkeit helfen, erläutert der Forscher Nilkamal Singh in einem Fachartikel. Singh ist Professor am Institut für Yoga an der Manipur Universität in Indien.

    Wirkung von Yoga auf den Dopaminhaushalt

    Singhs Recherchen zufolge habe Yoga unter anderem einen neurobiologischen Effekt auf das Belohnungssystem. Der Hirnbotenstoff Dopamin ist in diesem Zusammenhang wichtig. Eine verstärkte Dopaminausschüttung erleben wir als angenehm, also als belohnend. Durch Drogenmissbrauch wird das Belohnungssystem jedoch unempfindlicher gegenüber der Wirkung von Dopamin. Die Folge ist, dass die Person immer mehr von der Droge konsumieren muss. Andere weniger belohnende Dinge werden unwichtiger. Bestimmte Yoga-Meditationsübungen können nun laut Singh dabei helfen, die Dopaminkonzentration im Gehirn wieder zu erhöhen.

    Studien zufolge würden auch Bereiche im Frontalhirn durch Yoga gestärkt. Das Frontalhirn gilt als Sitz höherer geistiger Funktionen wie Entscheiden oder Nachdenken. Diese Hirnregion ist dafür zuständig, dass wir uns vernünftig verhalten und den Verlockungen des Belohnungssystems trotzen.

    Yoga könnte Entzugssymptome lindern

    Kennzeichen einer Abhängigkeit sind vor allem Entzugssymptome. Diese können Stress auslösen, wobei bestimmte Hormone wie Cortisol ausgeschüttet werden. Eine Studie habe laut Singh nachweisen können, dass Yoga die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert. Dabei spiele vor allem die Atemkontrolle beim Yoga eine Rolle. Diese aktiviere den Vagus-Nerv, der eine beruhigende Wirkung auf den Organismus hat.

    Auch die beim Yoga praktizierte Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper und die eigenen mentalen Vorgänge haben laut Singh einen positiven Effekt auf Sucht. Denn Sucht sei auch ein Problem mangelnder Impulskontrolle. Durch die verbesserte Wahrnehmung innerer Zustände hätten Betroffene die Chance, aufkommende Impulse wie beispielsweise den Wunsch nach Drogenkonsum besser in den Griff zu kriegen. Dieser Effekt sei im Rahmen von Studien bestätigt worden, in denen die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kam. Teilnehmende, die Yoga praktizierten, waren bei einer geistig anspruchsvollen Aufgabe besser als Kontrollpersonen in der Lage, Bereiche im Frontalhirn zu aktivieren, und haben sich weniger ablenken lassen.

    Wenige Studien zur Wirkung von Yoga bei Drogenabhängigen

    Studien zur Wirkung von Yoga seien aber bislang meist mit Menschen durchgeführt worden, die keine Abhängigkeitserkrankung haben sind, erklärt Singh. Ob Yoga Drogenabhängigen hilft, sei daher noch offen. Insgesamt würde die Studienlage laut Singh aber dafürsprechen. Gut untersucht ist hingegen, dass Sport generell den Drogenentzug unterstützt. Das kann für den einen Jogging und für die andere Yoga sein.

    Originalpublikation:
    Singh, N. (2024). Neurobiological basis for the application of yoga in drug addiction. Frontiers in Psychiatry, 15, 1373866. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2024.1373866

    Quelle: https://www.drugcom.de/, 3.7.2024

  • Aktionstag Suchtberatung am 14. November 2024

    Unter dem Motto „Suchtberatung stärken, Gesundheit schützen“ findet am 14. November 2024 der bundesweite Aktionstag Suchtberatung statt. Die DHS lädt Suchtberatungsstellen in ganz Deutschland herzlich ein, sich daran zu beteiligen. Ziel ist es, auf die Angebote der Suchtberatungsstellen aufmerksam zu machen sowie aktuelle Problemlagen und Herausforderungen zu thematisieren. Alle Infos rund um den Aktionstag Suchtberatung finden Sie auf der Website www.aktionstag-suchtberatung.de.

    Ideen für Aktionsformate liefert der Seitenbereich „Aktionsplanung“. Der Aktionsplaner ist aktuell noch in der Überarbeitung und steht demnächst zum Download zur Verfügung.

    Weiterführende Informationen rund um den Themenkomplex Suchtberatung finden Sie unter den „Materialien“. Dort können Sie auch das Logo und Sharepics zum Aktionstag Suchtberatung 2024 herunterladen.

    Pressemitteilung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), 1.8.2024

  • Wenig Vertrauen in Dr. ChatGPT

    Menschen vertrauen medizinischen Ratschlägen weniger, wenn sie vermuten, dass eine künstliche Intelligenz an deren Erstellung beteiligt ist. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie Würzburger Psychologen.

    Früher haben die Menschen Dr. Google befragt, wenn sie wissen wollten, ob ihre Symptome für eine leichte Magenverstimmung sprechen oder doch für Krebs im Endstadium; heute wenden sich dafür zunehmend an ChatGPT. Mit der Folge, dass niedergelassene Mediziner sich über Patientinnen und Patienten beschweren, die mit fertigen Diagnosen aus dem Internet in die Sprechzimmer kommen und sich nur mit Mühe davon überzeugen lassen, dass sie nicht schwer erkrankt sind.

    Tatsächlich ist das Vertrauen in die medizinische Kompetenz einer künstlichen Intelligenz (KI) längst nicht so ausgeprägt, wie es den Anschein hat. Das ist zumindest das Ergebnis einer neuen Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde.

    Ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber der KI

    Sie zeigt, dass Menschen medizinische Ratschläge als weniger zuverlässig und empathisch beurteilen, wann immer eine KI daran beteiligt war. Das war selbst dann der Fall, wenn die Studienteilnehmer annehmen konnten, dass ein Arzt oder eine Ärztin unter Zuhilfenahme einer KI diese Empfehlungen erstellt hatte. Konsequenterweise waren die Befragten bei KI-unterstützten Entscheidungen auch in geringerem Maße dazu bereit, diesen zu folgen – verglichen mit Ratschlägen, die ausschließlich auf ärztlicher Expertise basierten.

    Verantwortlich für diese Studie von Seiten der Julius-Maximilians-Universität (JMU) sind Moritz Reis und Professor Wilfried Kunde vom Lehrstuhl für Psychologie III. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Florian Reis von der Pfizer Pharma GmbH.

    „Das Setting unserer Studie ist angelehnt an eine Digital Health-Plattform, auf der Informationen zu medizinischen Fragestellungen eingeholt werden können – also ein Setting, welches mit der zunehmenden Digitalisierung an Relevanz dazugewinnen wird“, beschreiben die Autoren ihr Vorgehen.

    Keine Unterschiede in der Verständlichkeit

    Mehr als 2.000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten im Rahmen des Experiments identische medizinische Ratschläge und sollten diese auf ihre Verlässlichkeit, Verständlichkeit und Empathie bewerten. Der einzige Unterschied: Während eine Gruppe die Information erhielt, diese Ratschläge stammten von einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin, hieß es für die zweite Gruppe, ein KI-gestützter Chatbot sei dafür verantwortlich. Die dritte Gruppe wurde in dem Glauben gelassen, ein Arzt oder eine Ärztin habe die Empfehlung unter Zuhilfenahme einer KI erstellt.

    Die Ergebnisse sind eindeutig: Menschen vertrauen medizinischen Empfehlungen weniger, wenn sie vermuten, dass KI beteiligt ist. Das gilt auch dann, wenn sie glauben, dass ärztliches Personal daran mitgewirkt hat. Auch in der Kategorie „Empathie“ schneidet der ärztliche Rat besser ab als die beiden KI-Varianten. Einzig unter dem Aspekt der Verständlichkeit zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Anscheinend haben Menschen unter diesem Gesichtspunkt keine Vorbehalte gegen die Technik.

    Vertrauen ist wichtig für den Behandlungserfolg

    „Das ist ein wichtiger Befund, da Vertrauen in medizinische Diagnosen und Therapieempfehlungen bekanntermaßen ein sehr wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg ist“, bewerten die Autoren das Studienergebnis. Gerade vor dem Hintergrund einer möglichen Entbürokratisierung und Entlastung des ärztlichen Arbeitsalltags durch eine Kooperation mit KI erhalten diese Erkenntnisse einen besonderen Stellenwert. Ihrer Ansicht nach bildet die Studie somit einen Startpunkt für eine detaillierte Erforschung der Bedingungen dafür, wie KI in Diagnostik und Therapie eingesetzt werden kann, ohne das Vertrauen und die Mitwirkung von Patientinnen und Patienten zu gefährden.

    Originalpublikation:
    Influence of believed AI involvement on the perception of digital medical advice. Moritz Reis, Florian Reis, Wilfried Kunde. DOI: 10.1038/s41591-024-03180-7

    Pressestelle der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 25.7.2024

  • Ressourcenorientierte Suchttherapie

    Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2024, 153 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-17-033728-2

    Mit der Entwicklung ressourcenorientierter Behandlungsprogramme wurde auch in der Suchttherapie ein Paradigmenwechsel eingeleitet: Es steht nicht mehr nur die Abhängigkeit im Mittelpunkt, sondern der suchtkranke Mensch selbst mit all seinen Schwächen, aber auch Stärken und Potenzialen.
    Dieses Buch bietet einen Überblick über die theoretischen Grundlagen und die Anwendung des „Orpheus-Programms“, das als Prototyp individualisierter ressourcenorientierter Suchtbehandlung seinen Schwerpunkt auf die Anreicherung des Lebens mit so viel Freudvollem und Schönem wie möglich setzt. Auf diese Weise sollen die ersten Schritte in ein neues, selbstbestimmtes und erfülltes Leben gelingen, dessen Freuden die „Sirenenrufe“ der Suchtmittel übertönen, damit ein nachhaltiger Suchtmittelverzicht gelingen kann.