Autor: Simone Schwarzer

  • Mehr Aufmerksamkeit für Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien

    Die Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) und der Bundesdrogenbeauftragte Hendrick Streeck (CDU) haben eine positive Bilanz der von dem Außenwerber Wall GmbH gesponsorten Plakatkampagne für „Hilfen im Netz“ gezogen. „Das ist ein voller Erfolg“, sagte Prien am 21. August bei einem Gespräch mit Vertretern und Vertreterinnen des Projekts, das betroffenen Kindern- und Jugendlichen und Fachkräften kostenlose und anonyme Hilfe über das Internet anbietet. „Diese Erfahrung müssen wir mitnehmen in die Zukunft. Wir wollen gerne dazu beitragen, dass das Thema ‚Aufwachsen mit sucht- und psychisch kranken Eltern‘ eine größere Aufmerksamkeit bekommt.“ Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck ergänzte: „Wenn wir bei der Prävention gegen Suchterkrankungen wirklich etwas erreichen wollen, dann müssen wir bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen.“

    In Deutschland leben rund 3,8 Millionen Kinder und Jugendliche mit mindestens einem sucht- oder psychisch kranken Elternteil zusammen. Dies führt zu vielen belastenden Erfahrungen von Isolation, Stigmatisierung und häufig auch von psychischer und körperlicher Gewalt. Die betroffen Kinder- und Jugendliche tragen ein mehrfach erhöhtes Risiko, selbst im Laufe ihres Lebens eine Sucht oder andere psychische Erkrankung zu entwickeln.

    „City-Light“-Kampagne

    Dem will das vom Bundesfamilienministerium finanzierte Projekt „Hilfen im Netz“ mit einer kostenlosen und anonymen Online-Beratung präventiv entgegenwirken. Im Juli und August hat nun eine bundesweite „City-Light“-Kampagne, gesponsort vom Außenwerber Wall, in rund 4.000 Plakatvitrinen an Nahverkehrs-Haltestellen und anderen Standorten Kinder und Jugendliche auf dieses Hilfsangebot aufmerksam gemacht. „Das war eine der größten Kampagnen für Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche, die wir in den vergangenen Jahren unterstützt haben“, sagte Harriet Vahldieck, Leiterin Team Städtemarketing & Public Affairs bei Wall. „Aber wir wissen um die große gesellschaftliche Relevanz des Themas und freuen uns, einen Beitrag geleistet zu haben, dieses wichtige Hilfsangebot bekannter zu machen. Denn Außenwerbung schließt niemanden aus.“

    „Die Kampagne hat enorme Auswirkungen auf Wahrnehmung von hilfenimnetz.de“, sagt Anna Buning von der Drogenhilfe Köln, einem der beiden Verbundpartner von „Hilfen im Netz“. „Die Anmeldezahlen zur Online-Beratung sind im Juli um das 3,5-fache gestiegen.“ Timo Kliche von NACOA Deutschland, dem zweiten Projektpartner, ergänzt: „Dies macht deutlich, wie wichtig die Bekanntmachung von niedrigschwelligen Zugangswegen zu Beratung und Hilfe für betroffene Kinder und Jugendliche ist und wie notwendig eine Sensibilisierung der Gesellschaft zu den Themen Sucht und Psychische Erkrankungen in der Familie ist.

    Das Angebot: kostenlose und anonyme Online- und Telefon-Beratung

    „Hilfen im Netz“ ist eine Online-Plattform für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus sucht- und psychisch belasteten Familien. Das Projekt bietet den Betroffenen, ihren Angehörigen und auch Fachkräften, die sich mit den Herausforderungen dieser Kinder und Jugendlichen auseinandersetzen, kostenlose und anonyme Online- und Telefon-Beratung an. Durch die Bereitstellung einer digitalen Landkarte mit bundesweiten Hilfeangeboten ist es auch möglich, über eine PLZ-Recherche eigenständig nach analogen Hilfeangeboten vor Ort zu suchen. Fachkräfte können zusätzlich über die Plattform COA.KOM an kostenlosen Fortbildungen und Supervisionen rund um die Themen Sucht und psychische Erkrankungen in der Familie teilnehmen.

    „Hilfen im Netz“ wird als Verbundprojekt von NACOA Deutschland e.V. und der Drogenhilfe Köln (KidKit) durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert (Laufzeit: 01.07.2023 – 30.06.2026). Mit dem Projekt soll die Empfehlung Nr. 6 der Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchtkranker Eltern (AG KpkE) umgesetzt werden.

    Ausblick – Antrag „Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen“

    Die Vertreter und Vertreterinnen des Projektes sprachen mit der Bundesfamilienministerin und dem Bundesdrogenbeauftragten auch über die in diesem Jahr geschaffenen politischen Grundlagen, die neben der grundsätzlichen Notwendigkeit zur Weiterführung des Projekts dafürsprechen, die Online-Plattform langfristig aufrecht zu erhalten. Dabei verwiesen sie zum einen auf den Antrag „Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen“, der durch die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP am 31. Januar 2025 einstimmig angenommen wurde. In diesem wird unter anderem eine nachhaltig wirkende Entstigmatisierungskampagne für Familien mit psychisch oder suchtkranken Elternteilen gefordert. Zum anderen sollen laut des aktuellen Koalitionsvertrages Strategien zur Prävention und Früherkennung psychischer Erkrankungen, insbesondere durch Aufklärung und niedrigschwellige Beratung sowie durch Fortbildung von Pädagogen und Fachkräften, entwickelt werden.

    Pressemitteilung von NACOA Deutschland e.V., 21.8.2025

  • So nah und doch so fern

    Psychiatrie Verlag, Köln, 5. überarb. Auflage 2025, 192 Seiten, 20,00 €, ISBN 978-3-86739-358-4

    Angehörige von depressiv erkrankten Menschen stellen andere Fragen als die Patient:innen selbst: Bin ich vielleicht schuld an der Depression meines Partners? Muss ich mir deshalb vieles gefallen lassen? Wie kann ich wirklich helfen? Antworten gibt Jeannette Bischkopf in diesem Ratgeber und nimmt dabei konsequent die Perspektive der Angehörigen ein.

    Aus dem Gutachten der Stiftung Gesundheit:
    „Ein motivierendes und zur Selbsthilfe anleitendes Werk, welches empathisch auf die belastende Situation von Angehörigen depressiver Patienten und Patientinnen eingeht und viele, vor allem lösungsorientierte Bewältigungsmöglichkeiten anbietet. Darüber hinaus skizziert die Autorin ein umfassendes, auch für Laien verständliches Bild der Diagnose ‚Depression‘ und deren Ursache und Wirkfaktoren. Ein Mutmacher und Ratgeber für eine häufig vernachlässigte und therapeutisch wenig fokussierte Zielgruppe.“

  • Besserer Schutz von Heranwachsenden auf Social Media

    Zwar kann die Nutzung sozialer Medien durchaus positive Effekte für Heranwachsende haben – bei intensiver Nutzung können jedoch negative Auswirkungen auf das psychische, emotionale und soziale Wohlbefinden auftreten wie Depressions- und Angstsymptome, Aufmerksamkeits- oder Schlafprobleme. In dem Mitte August veröffentlichten Diskussionspapier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina schlagen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Maßnahmen vor, um Kinder und Jugendliche vor negativen Folgen sozialer Medien zu schützen, beispielsweise durch altersabhängige Zugangs- und Funktionsbeschränkungen.

    Anwendung des Vorsorgeprinzips

    Das Diskussionspapier gibt einen Einblick in die aktuelle Studienlage zum Einfluss sozialer Medien auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Der Großteil der verfügbaren Evidenz ist korrelativer und nicht kausaler Natur: Querschnittstudien belegen einen statistischen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und einer zunehmenden psychischen Belastung. Einige Längsschnittstudien über längere Zeiträume hinweg liefern zudem Hinweise darauf, dass die intensive Nutzung sozialer Medien ursächlich für diese Belastungen sein kann. Die Autorinnen und Autoren sprechen sich deshalb für die Anwendung des Vorsorgeprinzips aus: Es besagt, dass vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden sollten, wenn es Hinweise auf mögliche schädliche Auswirkungen gibt, auch wenn wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt ist, wie groß das Risiko tatsächlich ist.

    Konkrete Handlungsempfehlungen

    Laut den Autorinnen und Autoren besteht politischer Handlungsbedarf zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, da die möglichen Gefährdungen durch eine intensive Social-Media-Nutzung erheblich sind. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler formulieren im Diskussionspapier konkrete Handlungsempfehlungen, um Kinder und Jugendliche vor den Gefahren sozialer Medien zu schützen und sie gleichzeitig zu einem reflektierten und kompetenten Umgang mit ihnen zu befähigen.

    • Sie sprechen sich dafür aus, dass Kinder unter 13 Jahren keine Social-Media-Accounts einrichten dürfen. Für 13- bis 15-jährige Jugendliche sollten soziale Medien nur nach gesetzlich vorgeschriebener elterlicher Zustimmung nutzbar sein.
    • Für 13- bis 17-Jährige sollen soziale Netzwerke zudem altersgerecht gestaltet werden – beispielsweise bei den algorithmischen Vorschlägen, durch ein Verbot von personalisierter Werbung oder durch die Unterbindung besonders suchterzeugender Funktionen wie Push-Nachrichten und endloses Scrollen.
    • Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen außerdem, die Nutzung von Smartphones in Kitas und Schulen bis einschließlich Klasse 10 nicht zuzulassen.

    Regulierung auf politischer Ebene

    Das Diskussionspapier erläutert auch die mögliche Umsetzung der Altersgrenzen und altersgerechten Einschränkungen auf Social Media. Hier sehen die Autorinnen und Autoren vor allem auf EU-Ebene Möglichkeiten der Regulierung. Die deutsche Bundesregierung sollte sich dort für entsprechende gesetzliche Regelungen einsetzen.

    • Ein vielversprechender Ansatz ist bereits die geplante Einführung der „EUDI-Wallet“, die einen datenschutzkonformen digitalen Altersnachweis ermöglichen soll.
    • Um einen reflektierten Umgang mit sozialen Medien zu fördern, schlagen die Autorinnen und Autoren vor, einen digitalen Bildungskanon in Kitas und Schulen zu verankern, der Kinder und Jugendliche auf Themen des digitalen Lebens vorbereitet.
    • Die Kompetenzen von Lehr- und Erziehungsfachkräften sollten gestärkt werden, um riskantes bzw. suchtartiges Nutzungsverhalten frühzeitig erkennen und adressieren zu können.
    • Niedrigschwellige Public-Health-Kampagnen sollten Familien zudem über die Einflüsse sozialer Medien auf die psychische Gesundheit sowie über die Möglichkeiten einer positiven Gestaltung der Social-Media-Nutzung informieren.
    • Zudem bedarf es weiterer Forschung, um die Wirkmechanismen der Nutzung sozialer Medien in dieser Altersgruppe besser zu verstehen und die Effektivität der Schutzmaßnahmen zu evaluieren.

    Das Diskussionspapier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ ist auf der Website der Leopoldina veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/socialmedia-kinder

    In einem Video stellt Prof. Dr. Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Mitautor des Diskussionspapiers, die Handlungsempfehlungen vor: https://youtu.be/2l5Qcu1_Fpc

    Publikationen in der Reihe „Leopoldina-Diskussion“ sind Beiträge der genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu formulieren. Die in Diskussionspapieren vertretenen Thesen und Empfehlungen stellen daher keine inhaltliche Positionierung der Akademie dar.

    Das Diskussionspapier wurde auf Anregung der Leopoldina-Fokusgruppe Digitalisierung von einer interdisziplinär besetzten Arbeitsgruppe verfasst. Zur Fokusgruppe Digitalisierung: https://www.leopoldina.org/politikberatung/fokusgruppen/digitalisierung /

    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:

    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Pressestelle der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, 13.8.2025

  • Psilocybin-Therapie als Compassionate Use erstmals in Deutschland möglich

    Psilocybin-Therapie ist erstmals in Deutschland außerhalb von wissenschaftlichen Studien möglich. Im Rahmen eines behördlich genehmigten Arzneimittel-Härtefallprogramms ist die OVID Clinic Berlin ein spezialisierter Behandlungsstandort für Menschen mit therapieresistenter Depression. Das Härtefallprogramm ist kein Ersatz für eine Zulassung von Psilocybin. Wir gehen davon aus, dass der Behandlungsbedarf die Kapazität deutlich überschreiten wird.

    Depression zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Obwohl es viele gute Therapiemethoden gibt, sprechen etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen nicht ausreichend auf eine Behandlung an und gelten damit als therapieresistent. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien hat sich in den vergangenen Jahren Psilocybin als erfolgversprechend zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen gezeigt. Mit der Genehmigung eines Arzneimittel-Härtefallprogramms („Compassionate Use“) für Psilocybin durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist ein bedeutender Schritt in der psychiatrischen Versorgung gelungen. Die OVID Clinic Berlin zählt – neben dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim – zu den ersten beiden Einrichtungen in Deutschland und der Europäischen Union, die schwer depressiv erkrankte Patient:innen im Rahmen eines behördlich genehmigten Ausnahmeverfahrens mit Psilocybin behandeln dürfen. Das Projekt richtet sich ausschließlich an volljährige Patient:innen mit therapieresistenter Depression, bei denen bisherige Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.

    Spezialisierte Tagesklinik für psychedelisch-unterstützte Therapien

    Die OVID Clinic Berlin ist auf die Anwendung psychedelischer Verfahren in einem psychotherapeutisch und medizinisch professionell strukturierten Kontext spezialisiert. Unter der ärztlichen Leitung von Dr. med. Andrea Jungaberle und Prof. Dr. med. Gerhard Gründer werden hier seit Jahren Patient:innen mit innovativen, achtsamkeitsbasierten und integrativen Behandlungsverfahren begleitet – unter anderem mit Ketamin-augmentierter Psychotherapie. Die nun mögliche Psilocybin-Therapie erfolgt tagesklinisch, eingebettet in ein sorgfältig abgestimmtes Setting mit intensiver therapeutischer Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge. Das Compassionate Use-Programm für Psilocybin-Therapie wird vom Ärztlichen Direktor der OVID Clinic Berlin, Prof. Dr. med. Gerhard Gründer geleitet, der auch die erste deutsche Phase-II-Studie zu Psilocybin bei therapieresistenten Depressionen initiiert und abgeschlossen hat.

    „Die Behandlung mit Psilocybin erfolgt bei uns nicht isoliert, sondern immer im Rahmen eines multiprofessionellen und integrativen Therapieansatzes, der Psyche, Körper und Lebenskontext gleichermaßen berücksichtigt“, sagt Chefärztin Dr. med. Andrea Jungaberle, Fachärztin für Anästhesie und Ärztliche Psychotherapeutin, Mitgründerin der OVID Clinic Berlin. „Mit unserer langjährigen klinischen Erfahrung in der psychedelisch-gestützten Psychotherapie können wir Patient:innen in einem geschützten und professionell begleiteten Rahmen neue therapeutische Zugänge ermöglichen.“

    Komplementär zu Studien: medizinisch verantwortete Einzelfallbehandlung

    Im Gegensatz zu klinischen Studienprotokollen erlaubt das Compassionate Use-Verfahren eine individuellere und Patienten-zentrierte Herangehensweise an die Therapien. Die Behandlung unterliegt dennoch höchsten medizinischen und ethischen Standards und folgt behördlichen Vorgaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Der Wirkstoff Psilocybin entstammt einer Pilzart und wird vom kanadischen Hersteller Filament Health zur Verfügung gestellt.

    Verbindung zur MIND Foundation – Fachkompetenz aus Wissenschaft und Weiterbildung

    Die OVID Clinic ist eng verbunden mit der MIND Foundation – einer europäischen Organisation, die sich seit mehr als acht Jahren für die verantwortungsvolle Integration psychedelischer Verfahren in Medizin und Gesellschaft einsetzt. Dr. sc. hum. Henrik Jungaberle, Gründungsdirektor von MIND, ist maßgeblich an der Entwicklung des medizinisch-psychotherapeutischen Fortbildungsprogramms Augmented Psychotherapy Training (APT) beteiligt. Diese Weiterbildung für Ärzte und Psychotherapeuten startet zum achten Mal im November 2025. Die APT Inhalte sind auch die Grundlage für psychedelische Therapie in der OVID Clinic Berlin. „Mit dem Compassionate Use schaffen wir einen klinischen Anwendungsraum, in dem sich Forschungswissen, ärztliche Sorgfalt und psychotherapeutische Erfahrung sinnvoll verbinden lassen“, so Henrik Jungaberle.

    Weitere Informationen: https://www.ovid-clinics.de/

    Pressestelle der OVID Clinic, 28.7.2025

  • Wen therapieren und warum?

    Psychosozial-Verlag, Gießen 2025, 196 Seiten, 32,90 €, ISBN 978-3-8379-3361-1

    Die ambulante kassenfinanzierte Richtlinienpsychotherapie in Deutschland findet in einem Spannungsfeld zwischen berufsethischen und professionellen Konzepten auf der einen Seite und sozialrechtlichen und versorgungspolitischen Regularien auf der anderen Seite statt. Bei steigender Prävalenz psychischer Störungen und gleichzeitig zunehmenden Kürzungen im ambulanten Versorgungssektor ist die Frage, wer Zugang zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung erhalten soll, besonders relevant.

    Ahmed El-Kordi ergänzt den diagnostischen Blickwinkel bei der Indikationsstellung durch medizinethische und sozialrechtliche Erwägungen und skizziert alternative ambulante Unterstützungsmöglichkeiten, wenn eine Richtlinienpsychotherapie aufgrund fehlender individueller, patient:innen- oder fallbezogener Eignungskriterien nicht infrage kommt. Er bietet ein Gegenmodell für lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz und trägt damit zur Verkürzung der überfüllten Wartelisten in den psychotherapeutischen Praxen bei.

  • Unterstützung für Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien

    Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien brauchen professionelle Unterstützung. Um Betroffene frühzeitig zu erkennen und in adäquate Hilfsangebote vermitteln zu können, ist die Zusammenarbeit von Akteuren aus Kita, Schule, Jugendamt, Gesundheitsversorgung und angrenzenden Handlungsfeldern unerlässlich. Fachkräfte müssen nicht nur für den Umgang mit dem Thema sensibilisiert und qualifiziert sein, sondern auch gemeinsam und im Austausch mit anderen Fachbereichen und Professionen an passgenauen Lösungen für die Kinder und Jugendlichen arbeiten. Das Präventionsprojekt „selbstbestimmt“ der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. setzt an dieser Stelle an und plant mit Förderung des GKV-Bündnisses für Gesundheit, der Auridis Stiftung und dem Gesundheitsministerium des Landes Brandenburg bedarfsgerechte Qualifizierungs- und Kommunikationsmaßnahmen sowie die Entwicklung Kommunaler Gesamtkonzepte in drei Modellregionen Brandenburgs. 

    Zwei neue Teilprojekte von „selbstbestimmt“ wurden am 13. August in Potsdam erstmals vorgestellt:

    • Kommunale Gesamtkonzepte: In drei Pilotkommunen sollen modellhaft kommunale Gesamtkonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Ziel ist es, durch die koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Hilfesysteme tragfähige Strukturen zu schaffen, die langfristig wirken und auf weitere Kommunen übertragbar sind. Das Teilprojekt wird durch die von ALDI SÜD finanzierte Auridis Stiftung mit rund 750.000 Euro bis Ende 2028 gefördert.
    • Qualifizierung und Kommunikation: Dieser Projektbereich wird, gefördert durch das GKV-Bündnis für Gesundheit und das Gesundheitsministerium, mit neuen Impulsen fortgeführt. Er stärkt Fachkräfte im Umgang mit betroffenen Kindern, fördert die Zusammenarbeit zentraler Akteure und trägt dazu bei, das Thema Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken. Das Teilprojekt wird vom GKV-Bündnis für Gesundheit bis Mai 2029 mit insgesamt rund 1,7 Millionen Euro gefördert.

    Das Gesundheitsministerium finanziert die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. mit rund 400.000 Euro pro Jahr aus Landesmitteln, davon stehen rund 100.000 Euro für die Landeskoordinierung Suchtprävention zur Verfügung.

    Informationen zum Projekt: https://www.selbstbestimmt-brandenburg.de/

    Hintergrund

     Etwa jedes sechste Kind lebt in einem suchtbelasteten Haushalt. Deutschlandweit sind es Schätzungen zufolge zwischen drei bis sechs Millionen Minderjährige, die in einer sucht- oder psychisch belasteten Familie aufwachsen. Viele der eigentlich gesunden Kinder entwickeln durch die Belastungssituation in ihren Familien im Lauf ihres Lebens ebenfalls eine Sucht oder eine andere psychische Erkrankung. Für viele gehören Vernachlässigung, Überforderung, aber auch Scham und Hilflosigkeit zum Alltag.

    Um dem entgegenzuwirken, beschäftigt sich bereits seit Anfang 2021 das „selbstbestimmt“-Team der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen mit dem Thema Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen im Land Brandenburg – mit Unterstützung des GKV-Bündnisses für Gesundheit und dem Gesundheitsministerium. Aufgrund der großen Resonanz fiel gemeinsam mit den Förderern der Entschluss, das Projekt ab Mitte 2025 bis Ende 2028 mit dem Fokus auf Qualifizierung und Kommunikation fortzuführen.

    Den großen Handlungsbedarf im Themenfeld zeigt nicht zuletzt eine Bedarfserhebung des Projekts im Frühjahr 2025: Gut 55 Prozent der 249 befragten Fachkräfte hatten oft bis sehr oft in ihrem Alltag mit Kindern aus sucht- und psychisch belasteten Familien zu tun. Mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden gab jedoch an, kein Hilfsangebot im Themenfeld zu kennen. Bei der Frage danach, was die Fachkräfte für eine bessere Versorgung Betroffener bräuchten, äußerten sie vorrangig den Wunsch nach Vernetzung, mehr zeitlichen und personellen Ressourcen sowie weiteren Hilfsangeboten.

    Damit entsprechende Maßnahmen für eine bessere Versorgung nachhaltig und effektiv implementiert werden können, ergänzt für die zweite Projektlaufzeit der Baustein Kommunale Gesamtkonzepte für Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien die selbstbestimmt-Aktivitäten. In dem von der Auridis Stiftung geförderten Teilprojekt sollen der Aufbau wirksamer Vernetzungsstrukturen und die Entwicklung zielgruppenspezifischer Angebote vor Ort in drei strukturell unterschiedlichen Modellkommunen begleitet und anschließend auf weitere Kommunen im Land Brandenburg übertragen werden.

     Pressestelle der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V., 13.8.2025

  • Chatbot als Gesprächspartner:in

    Menschen, die sich regelmäßig mit einem Chatbot über das Tagesgeschehen oder den Alltag „unterhalten“, fühlen sich oft einsamer und sozial isolierter und leben sozial zurückgezogener als Menschen, die KI-Tools nicht zur persönlichen Konversation nutzen. Das trifft vor allem auf Männer und junge Menschen zu, wie Wissenschaftler:innen aus dem Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie herausgefunden haben. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin Journal of Public Health veröffentlicht.

    Die Forschenden haben für ihre Studie knapp 3.300 Menschen im Alter von 18 bis 74 Jahren online befragt. Dabei zeigten sich auch Unterschiede, die aus der Häufigkeit der Nutzung von Chatbots zur persönlichen Konversation resultieren. So sind Menschen, die mindestens einmal die Woche mit einem KI-Tool „sprachen“ – es geht ausdrücklich nicht um die Suche nach Informationen per Chatbot –, deutlich einsamer und isolierter und leben zurückgezogener als Menschen, die davon nie Gebrauch machten. Menschen, die höchstens ein- bis dreimal im Monat mit Chatbots persönlich Konversation betrieben, sind nur geringfügig isolierter und zurückgezogener.

    Originalpublikation:
    Hajek A, Zwar L, Gyasi RM, Yon DK, Pengpid S, Peltzer K & König HH. Association of using AI tools for personal conversation with social disconnectedness outcomes. Journal of Public Health. 2025.
    DOI: https://doi.org/10.1007/s10389-025-02554-6

    Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 5.8.2025

  • Hörtipp

    Ein Beitrag im Deutschlandfunk beleuchtet die Drogenpolitik der Stadt Frankfurt am Main und die Situation im Bahnhofsviertel. Dort drängen Crack und Fentanyl den Heroin-Konsum zurück. Der Plan, zwischen Bahnhof und Messe ein neues Suchthilfezentrum für Crack-Konsumierende zu bauen, ist umstritten.

    Ein Beitrag von Gregor Lischka, gesendet am 12. August 2025, 18:40 Uhr,  in der Rubrik „Hintergrund“

    Hören:
    https://www.deutschlandfunk.de/drogenpolitik-in-frankfurt-zwischen-suchthilfe-und-repression-100.html

    Quelle: Website DLF