Autor: Simone Schwarzer

  • „Lean Back“

    Foto: Medienprojekt Wuppertal

    Die Filmreihe beschäftigt sich mit dem missbräuchlichen Konsum von Medikamenten durch junge Menschen. Im Zentrum der Filme stehen folgende Fragen: Warum nehmen junge Menschen Medikamente zu sich – um sich zu berauschen, um ihre Leistung zu steigern? Wie hat sich das Konsumverhalten junger Menschen verändert und welche Rolle spielen dabei popkulturelle Einflüsse? Welche Risiken bringt die missbräuchliche Nutzung von Medikamenten mit sich und wie hoch ist das Risiko, dass aus dem Konsum eine Sucht wird.

    Gerade starke Sedativa wie Benzodiazepine und verschiedene Opiate wie Tilidin und Codein erfreuen sich vor allem bei jüngeren Menschen großer Beliebtheit. Dabei spielen der ausgelöste Rausch sowie die Konsumform eine große Rolle – eine bunte Pille, ein bisschen lila Hustensaft umgefüllt in den Softdrink. Das Risiko von negativen körperlichen sowie psychischen Folgen wird meistens nicht bedacht und auch nicht, dass Überdosierung oder der Mischkonsum bestimmter Medikamente im schlimmsten Fall zum Tode führen können. Die Filmreihe zeigt aus dem Blickwinkel junger Konsument:innen die Gründe für missbräuchlichen Medikamentenkonsum und ihre Erfahrungen mit den Risiken.

    Die Filmreihe (160 min.) ist als Bildungs- und Aufklärungsmittel auf DVD und als Streaming / Download erhältlich. Mehr Informationen unter: https://www.medienprojekt-wuppertal.de/lean-back-dokumentarfilm-ueber-medikamentenmissbrauch

    Die Filme:

    • Mehr Packungsbeilagen als Schulbücher
    • Nebel im Kopf
    • Glücklich sein
    • Bis zum nächsten High
    • Meine eigene kleine Welt
    • Jeder muss irgendwann seine Rechnung zahlen
    • Harte Männer mit hartem Trauma
    • Straßenumfrage 1: Kaugummi-Zigaretten 2.0
    • Straßenumfrage 2: Ist das Lean?
    • Experteninterview 1: Konsum gehört zum Leben dazu
    • Experteninterview 2: Konsum-Ende

    Quelle: Newsletter des Medienprojekts Wuppertal, 14.11.2022

  • Einsamkeit

    Hogrefe Verlag, Göttingen 2022, 106 Seiten, 19,95 €, ISBN 9783801731724, auch als E-Book erhältlich

    Einsamkeit ist ein Phänomen, welches im klinischen Alltag häufig anzutreffen ist, auch wenn es von Patientinnen und Patienten nicht immer spontan berichtet wird. Überdauernde Einsamkeitsgefühle spielen bei der Entstehung und/oder Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen eine zentrale Rolle. Der Band sensibilisiert Fachpersonen für das Thema, fasst den aktuellen Stand zur Phänomenologie und Verbreitung von Einsamkeit zusammen und nennt verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Einsamkeit. Zudem werden empirische Zusammenhänge von Einsamkeit mit psychischen und somatischen Störungen sowie klinischen Phänomenen wie Suizidalität berichtet.

    Der Band stellt verschiedene Erklärungsmodelle vor und beschreibt spezifische, darauf aufbauende Interventionsmöglichkeiten. Diese sollen Fachpersonen beim Umgang mit dem Thema Einsamkeit in der Therapie unterstützen und eine auf die individuellen Umstände einer Person abgestimmte Therapie ermöglichen.

  • Einsamkeit und soziale Isolation im Alter

    Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Federführung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) die Frage untersucht, welche Maßnahmen einer sozialen Isolation und Einsamkeit im Alter vorbeugen oder entgegenwirken könnten. Ihr Fazit: Die große Uneinheitlichkeit und methodische Schwächen der vorliegenden Studien lassen keine eindeutigen Aussagen zu der Frage zu, welche Maßnahmen helfen. Für einige Ansätze deuten sich aber positive Effekte an.

    Anfrage eines Bürgers war Ausgangspunkt des ThemenCheck-Berichts

    Etwa zehn Prozent der Erwachsenen berichten, dass sie sich oft einsam fühlen. Einsamkeit kann, insbesondere wenn sie auf Dauer besteht, ein Risikofaktor für schlechte Gesundheit und geringe Lebensqualität sein. Deshalb hat sich auch die Bundesregierung des Themas angenommen und angekündigt, bis zum Ende der Legislaturperiode eine Strategie gegen Einsamkeit vor allem bei älteren Menschen zu erarbeiten. Zwar fühlen sich ältere Menschen nicht häufiger einsam als jüngere, sie sind aber öfter Veränderungen ausgesetzt, die soziale Isolation und belastende Gefühle von Einsamkeit begünstigen, wie etwa eine knappe Rente, der Verlust beruflicher Kontakte mit dem Eintritt ins Rentenalter, der Wegzug von Angehörigen, Krankheiten, eingeschränkte Mobilität sowie abnehmendes Hör- und Sehvermögen.

    Ältere Menschen, die sozial isoliert oder einsam sind, leiden häufiger unter Bluthochdruck, Angststörungen, Depressionen und Schlafstörungen. Zudem sterben sie oft früher als sozial eingebundene Menschen. Vor diesem Hintergrund stellte ein Bürger im Rahmen des ThemenChecks Medizin die Frage, ob es wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung und Reduzierung sozialer Isolation im Alter gibt.

    Bei vier Maßnahmen positive Ergebnisse

    Das beauftragte Wissenschaftsteam unter der Federführung des UKE konnte insgesamt 14 Studien zur Fragestellung identifizieren, davon sechs zur Prävention bei Menschen, die ein erhöhtes Risiko für soziale Isolation hatten, und acht zur Therapie bei Menschen, die bereits sozial isoliert waren. Diese Studien untersuchten unterschiedliche Angebote: Besuche oder Telefonate mit Ehrenamtlichen, Sportkurse, Freizeitangebote, eine Tablet-Schulung, psychotherapeutische Unterstützung und die Begleitung durch Gesundheitslotsen. Allerdings haben die vorliegenden Studien Schwächen und sind nicht sehr aussagekräftig, sodass sich schlecht beurteilen lässt, wie hilfreich die untersuchten Angebote sind. Vier Studien deuten aber positive Effekte an – davon drei zur Therapie und eine zur Prävention:

    In den USA zeigte ein Programm, dass persönliche oder telefonische Kontakte mit gleichaltrigen ehrenamtlichen Personen Angstsymptome bei älteren Menschen von durchschnittlich 71 Jahren reduzieren konnten. Das Programm lief über ein Jahr, die Kontakte erfolgten einmal pro Woche.

    In Kanada zeigte ein Programm, dass Besuche durch ehrenamtlich tätige Studierende die Lebenszufriedenheit steigern konnten. Die Studierenden besuchten die älteren Menschen, die im Durchschnitt ca. 79 Jahre alt waren, sechs Wochen lang einmal pro Woche für drei Stunden. Sie unternahmen beispielsweise Spaziergänge, lasen vor oder unterstützten im Haushalt.

    In Finnland wurde ein dreimonatiges Programm erprobt, in dem die Teilnehmenden im Alter von durchschnittlich 80 Jahren zwischen verschiedenen Angeboten wählen konnten: therapeutisches Schreiben und Psychotherapie, Sport und Diskussion von Gesundheitsthemen oder Beschäftigung mit Kunst, Musik, Theater und Malerei. Die Angebote fanden in Gruppen statt und wurden professionell betreut. Die Teilnehmenden des Programms fühlten sich gesünder, und es gab innerhalb von zwei Jahren nach dem Programm sogar weniger Sterbefälle als bei Personen, die das Programm nicht erhalten hatten.

    In China wurde ein Präventions-Programm für ältere Menschen entwickelt, deren erwachsene Kinder aus dem gemeinsamen Haushalt ausgezogen waren. In von Fachleuten geführten Gruppentreffen sollte das Interesse an sozialer Interaktion gesteigert und gegenseitige Hilfe gefördert werden. Das Programm dauerte sieben Monate und konnte die soziale Unterstützung der Teilnehmenden steigern.

    Ob die Maßnahmen weitere Vorteile haben, bleibt unklar. Zudem wurde in keiner der Studien untersucht, ob die Maßnahmen auch negative Auswirkungen hatten.

    Der ThemenCheck Medizin

    Interessierte Einzelpersonen können im Rahmen des ThemenChecks Medizin Vorschläge für die Bewertung von medizinischen Verfahren und Technologien einreichen. In einem zweistufigen Auswahlverfahren, an dem auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind, werden aus allen eingereichten Vorschlägen jedes Jahr bis zu fünf neue Themen ausgewählt. Laut gesetzlichem Auftrag sollen dies Themen sein, die für die Versorgung von Patientinnen und Patienten von besonderer Bedeutung sind.

    Die ThemenCheck-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.

    Originalpublikation auf der Website des IQWiG:
    Soziale Isolation und Einsamkeit im Alter: Welche Maßnahmen können einer sozialen Isolation vorbeugen oder entgegenwirken?

    Pressestelle des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 30.11.2022

    Literaturtipp

    Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Einsamkeit liefert jetzt die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift „PiD – Psychotherapie im Dialog“ (Ausgabe 4/2022, Georg Thieme Verlag). Expert:innen aus Psychotherapie und Medizin berichten über Risikofaktoren, seelische und körperliche Folgen von Einsamkeit sowie ihre Ausprägung in unterschiedlichen Lebensphasen und -situationen: von der Kindheit bis zum Alter, bei pflegenden Angehörigen oder bei einer vorliegenden Depression. (Anm. d. Red. KONTUREN)

  • Drug Cultures and Policy in Germany, Central Asia and China

    Nomos Verlag, Baden-Baden 2022, 330 Seiten, 69,00 €, ISBN 978-3-8487-7401-2, auch als E-Book erhältlich

    Der vorliegende Band geht aus der 25. Internationalen Woche an der Frankfurt University of Applied Sciences im November 2021 hervor. Die Beiträge beruhen auf Vorträgen, die sich mit der Sozialarbeit in den Bereichen Drogenkonsum, Behandlung, HIV/AIDS und andere Infektionskrankheiten sowie mit der Sozialarbeit in Haftanstalten beschäftigen. Sie behandeln Aspekte der Geschichte und internationalen Entwicklung der Sozialarbeit, der Drogenpolitik und -praxis. Alle Beiträge geben einen aktuellen Einblick in die Rolle der Sozialen Arbeit in diesem spannenden und schwierigen Feld der Arbeit mit Menschen mit Suchtproblemen.

  • Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember

    Das Robert Koch-Institut hat eine neue umfassende Auswertung zur HIV/AIDS-Situation in Deutschland veröffentlicht. Die im Epidemiologischen Bulletin veröffentlichte Analyse anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember zeigt, dass sich im Jahr 2021 geschätzt 1.800 Personen mit HIV infiziert haben, genauso viele wie 2020. Die Zahl der Neuinfektionen liegt so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten. Allerdings steht die Schätzung für 2021 unter dem Vorbehalt, dass möglicherweise eine geringere Test-Inanspruchnahme während der Pandemie die Zahl der Neuinfektionen unterschätzt. „Unabhängig davon: Diese Fallzahlen sind immer noch zu hoch, es bedarf weiterer Anstrengungen, vor allem, um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe zu verbessern“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

    Neuinfektionen

    Die Trends in den drei am stärksten betroffenen Gruppen verlaufen unterschiedlich. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen von 1.100 im Jahr 2020 auf etwa 1000 im Jahr 2021 gesunken. Bei Personen mit einer Infektion auf heterosexuellem Weg stagniert die Zahl der Neuinfektionen dagegen seit einigen Jahren und lag Ende 2021 bei etwa 440. Beim Gebrauch intravenöser Drogen haben sich 2021 etwa 320 Menschen mit HIV infiziert, bei dieser Gruppe zeigt die Modellierung einen deutlichen Anstieg seit 2010 und eine Stabilisierung seit 2019.

    Die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland lag Ende 2021 bei 90.800. Von diesen sind etwa 8.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert. Daher sind leicht zugängliche Testangebote, Testbereitschaft und die Kenntnis von Infektionsrisiken wichtig. HIV-Infektionen auf heterosexuellem Weg z. B. gibt es vor allem über sexuelle Kontakte zu Personen mit intravenösem Drogengebrauch, MSM und im Ausland mit HIV-infizierten Personen.

    Neudiagnosen

    Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, liegt 2021 unverändert bei etwa 96 Prozent. Bei fast allen Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Etwa ein Drittel aller neu diagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. HIV wird in erster Linie durch Menschen übertragen, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Zudem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher. Kondome zu benutzen, bleibt ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Erreger.

    Präexpositionsprophylaxe (PrEP)

    Mit der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) steht ein zusätzliches Instrument zur Verhinderung von Infektionen zur Verfügung. Seit September 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Menschen mit substanziellem HIV-Risiko. Der Einfluss der PrEP auf das Infektionsgeschehen kann aufgrund der Veränderungen des Sexual- und Testverhaltens im Kontext der COVID-19-Pandemie nicht verlässlich eingeschätzt werden. Der Rückgang von HIV-Neudiagnosen und der geschätzte Rückgang von Neuinfektionen seit 2019 deuten auf eine Verhinderung von Neuinfektionen durch PrEP-Gebrauch hin.

    Jährliche Schätzung

    Das RKI schätzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen jedes Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen.

    Das Epidemiologische Bulletin 47/2022 und weitere Informationen, z. B. Eckdaten für die einzelnen Bundesländer, sind online abrufbar: www.rki.de/hiv

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts, 24.11.2022

  • DBDD-Bericht 2022 zur Situation illegaler Drogen

    Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) hat ihren jährlichen Bericht veröffentlicht. Dieser bietet einen vollständigen Überblick über das Konsumverhalten in der Altersgruppe der 12- bis 64-Jährigen in Deutschland. Darüber hinaus zeigt er die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminderung und Angebotsbekämpfung mit Blick auf illegale Drogen in Deutschland auf und bietet entsprechende Hintergrundinformationen.

    Cannabis

    In diesem Jahr fasst der Bericht die neuesten Ergebnisse zum Drogenkonsum in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung aus dem epidemiologischen Suchtsurvey zusammen. Im letzten Jahr vor der Befragung haben demnach etwa 4,5 Millionen Erwachsene (8,8 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren) Cannabis konsumiert. Nach den neuesten Zahlen zum Cannabiskonsum von Jugendlichen aus dem Alkoholsurvey der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind es bei den 12- bis 17-Jährigen 7,6 Prozent, bei den jungen Erwachsenen (18- bis 25-Jährige) sogar 25 Prozent. Cannabis bleibt damit die mit Abstand am weitesten verbreitete illegale Substanz in Deutschland.

    In einem parallel zum Bericht erscheinenden Factsheet Cannabis veröffentlicht die DBDD die wichtigsten Informationen zum Thema Cannabis in Kurzform.

    Stimulanzien

    Stimulanzien, also aufputschende Substanzen, wurden am zweit- und dritthäufigsten konsumiert: Etwa 818.000 Erwachsene haben im Jahr vor der Befragung Kokain konsumiert (1,6 Prozent), etwa 716.000 Erwachsene Amphetamin (1,4 Prozent). Neue psychoaktive Substanzen haben etwa 665.000 Erwachsene konsumiert (1,3 Prozent).

    Esther Neumeier, Leiterin der Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD): „Auch wenn andere illegale Substanzen weit weniger verbreitet sind als Cannabis, sehen wir hier im Zeitverlauf vergleichsweise hohe Konsumprävalenzen und gleichzeitig eine hohe Verfügbarkeit dieser Substanzen auf dem Schwarzmarkt. Wir brauchen ein gutes Monitoring, um solche größeren Entwicklungen aufzeigen zu können. Gleichzeitig benötigen wir Forschung, die sich mit einzelnen Gruppen von Konsumierenden, ihren Motiven, Problemen und Hilfebedarfen befasst, um mehr evidenzbasierte Harm Reduction-Maßnahmen zu entwickeln.“

    Prävention

    Im Bereich der Prävention zeichnet sich eine langsame Erholung vom coronabedingten Rückgang des Vorjahres ab: 2021 wurden rund 21.000 Suchtpräventionsmaßnahmen (20 Prozent mehr als im Jahr 2020) im Dokumentationssystem für Maßnahmen der Suchtprävention „Dot.sys“ festgehalten.

    Der Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht erscheint jährlich und fasst als Teil des Europäischen Drogenbeobachtungssystems die Situation illegaler Drogen in Deutschland zusammen. Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.dbdd.de.

    Der Bericht besteht aus verschiedenen Workbooks im PDF-Format zu folgenden Themen:

    • Workbook Drogenpolitik
    • Workbook Drogen
    • Workbook Prävention
    • Workbook Behandlung
    • Workbook Gesundheitliche Begleiterscheinungen und Schadensminderung
    • Workbook Drogenmärkte und Kriminalität
    • Workbook Gefängnis

    Das Workbook Rechtliche Rahmenbedingungen  wurde 2022 nicht neu erstellt, die Version von 2021 finden Sie weiterhin hier.

    Gemeinsame Pressemitteilung BMG und DBDD, 23.11.2022

  • Partnerschaftsgewalt: Zahl der Opfer in fünf Jahren um 3,4 Prozent gestiegen

    Während die Anzahl der Opfer von Gewalt in Partnerschaften von 2020 auf 2021 um drei Prozent gesunken ist, stieg sie in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um 3,4 Prozent, von 138.893 Opfern im Jahr 2017 auf 143.604 Opfer im Jahr 2021.

    Ganz überwiegend trifft diese Gewalt Frauen, während die Täter meist Männer sind: 2021 waren 80,3 Prozent der Opfer weiblich, 78,8 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich. Das zeigt die Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2021, die Bundesfrauenministerin Lisa Paus und Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am 24.11.2022 in Berlin vorgestellt haben.

    Bundesfrauenministerin Lisa Paus: „Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren derzeitigen oder vorherigen Partner. Das ist die Realität. Realität ist auch, dass viele Gewaltopfer Angst haben, sich Hilfe zu holen. Deshalb brauchen wir ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot, in der Stadt genauso wie auf dem Land. Ich kämpfe dafür, die Lücken im Netz der Frauenhäuser und Beratungsstellen zu schließen. Wir werden eine einheitliche Rechtsgrundlage schaffen, um die Hilfeeinrichtungen verlässlich finanziell absichern zu können. Damit Frauen in Zukunft überall in Deutschland einen sicheren Zufluchtsort und kompetente Beratung und Hilfe finden.“

    Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch: „Der Begriff Partnerschaftsgewalt umfasst sowohl psychische als auch physische Gewalttaten – bis hin zu Tötungsdelikten. Auch wenn wir mit -2,5 Prozent der Fälle 2021 einen leichten Rückgang verzeichnen, zeigt die Tendenz bei den registrierten Fallzahlen in diesem Kriminalitätsbereich in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben. Zudem werden viele dieser Taten, denen inmitten unserer Gesellschaft tagtäglich weit überwiegend Frauen zum Opfer fallen, nach wie vor nicht bei der Polizei gemeldet. Für das BKA ist es daher eine Kernaufgabe, das Dunkelfeld weiter auszuleuchten und mit entsprechender Forschung Informationen zur Verbreitung, Risikofaktoren, dem Anzeigeverhalten sowie der Nutzung von Hilfs- und Unterstützungsangeboten zu generieren.“

    Kernaussagen zur Partnerschaftsgewalt 2021:

    (in Klammern die Angaben für 2020)

    • 143.016 Fälle von Gewalt in Partnerschaften (146.655)
    • 143.604 Opfer (148.031), davon 80,3 Prozent weiblich (= 115.342), 19,7 Prozent männlich (= 28.262)

    Art der Delikte:

    • 59,6 Prozent vorsätzliche einfache Körperverletzung
    • 24,2 Prozent Bedrohung, Stalking, Nötigung
    • 12,2 Prozent gefährliche Körperverletzung
    • 2,5 Prozent Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe
    • 0,3 Prozent Mord und Totschlag
    • 1,3 Prozent andere Delikte

    Die Polizeiliche Kriminalstatistik registriert die Straftaten nicht nach der Tatzeit, sondern zum Zeitpunkt der Abgabe an die Staatsanwaltschaft.

    2021 wurden insgesamt 369 Personen als Opfer von versuchtem und vollendetem Mord und Totschlag (0,3 Prozent) erfasst. Die Anzahl der Opfer bei vollendetem Mord und Totschlag lag bei 121, davon 109 weibliche und zwölf männliche. Hinzu kommen vier Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge durch Partnerschaftsgewalt bei Frauen und zwei Fälle bei Männern. Damit sind 113 Frauen und 14 Männer Opfer von Partnerschaftsgewalt mit tödlichem Ausgang geworden.

    Möglicherweise hat die Situation während der Pandemie das Anzeigeverhalten von Opfern und die Möglichkeiten zur Aufdeckung durch Dritte beeinflusst. Daher könnte sich das tatsächliche Ausmaß von Partnerschaftsgewalt vergrößert haben, ohne von der Polizei registriert zu werden. Darauf deuten die Auswertungen des bundesweiten Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ hin. Diese zeigen, dass die Zahl der Beratungskontakte in den Corona-Lockdowns zugenommen hat: 2021 wurden mehr als 54.000 Beratungen dokumentiert, rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

    Um einen besseren Einblick in das sogenannte Dunkelfeld zu erhalten, führen das Bundesinnenministerium und das Bundesfrauenministerium gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt eine repräsentative Befragung zu Gewalterfahrungen durch, die nicht der Polizei gemeldet wurden. Die Studie soll helfen, Kenntnisse über das Dunkelfeld bei häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt zu sammeln, um Hilfsangebote und Opferschutzangebote zielgenau ausbauen zu können. Weitere Informationen unter: www.bka.de/lesubia

    Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen unter der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung in 18 Sprachen an. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de

    Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums, 24.11.2022

    Literaturtipp

    Anmerkung der Redaktion: In diesem Zusammenhang möchten wir auf eine Digitale Graphic Novel für Jugendliche hinweisen:

    HINTER TÜREN
    von Isabel Kreitz und Stefan Dinter
    entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

    Erzählt wird die Geschichte einer jungen Journalistin, die auf einen Fall von Häuslicher Gewalt aufmerksam wird, der über Jahrzehnte hinweg verschwiegen blieb. Nach dem Überwinden einiger Hürden schafft sie es, die Geschichte publik zu machen und für einen offenen Umgang mit dem Thema einzutreten.

    kostenlos
    online zugänglich: https://www.hintertueren.de/
    ISBN: 978-3-314-10481-7
    © 2016 Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben

  • Burden 2020 – Studie zur Krankheitslast in Deutschland

    Welche Krankheiten tragen in Deutschland maßgeblich zur Krankheitslast bei? Im Rahmen der Studie Burden 2020 haben Forschende des Robert Koch-Instituts gemeinsam mit weiteren Einrichtungen dies für Deutschland berechnet: Am meisten zur Krankheitslast tragen koronare Herzkrankheiten bei, gefolgt von Schmerzen im unteren Rücken und Lungenkrebs. „Krankheitslast-Studien liefern umfassende Daten zur Bevölkerungsgesundheit, und Burden 2020 ist inzwischen ein zentraler Baustein der Public-Health-Surveillance des Robert Koch-Instituts und damit für Deutschland“, sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

    Krankheitslast wird in Form des Indikators DALY (Disability-adjusted life years) gemessen. DALY beziffern die Abweichung der Gesundheit der Bevölkerung von einem optimalen Gesundheitszustand und setzen sich aus der Krankheitslast durch Mortalität (Years of life lost, YLL) und Morbidität (Years lived with disability, YLD) zusammen. YLL messen die Lebenszeit, die durch vorzeitiges Versterben im Vergleich zur statistischen Lebenserwartung verloren geht. YLD misst die Lebenszeit, die in eingeschränkter Gesundheit (Krankheit/Behinderung) verbracht wird. Krankheitslast hat gegenüber der isolierten Betrachtung von Sterbefällen und Krankheitshäufigkeiten den Vorteil, dass die Bedeutung von Krankheit (YLD) und Tod (YLL) für die Bevölkerungsgesundheit vergleichbar wird, auch international und regional. Als Datenquellen für Burden 2020 dienen vor allem die Todesursachenstatistik, Befragungsdaten und GKV-Abrechnungsdaten.

    Die Analysen ergeben, dass pro Jahr rund zwölf Millionen DALY anfallen. Das entspricht 14.584 DALY je 100.000 Einwohner (EW). Im Vergleich aller betrachteten Krankheitslastursachen trägt die koronare Herzkrankheit insgesamt am meisten zur Krankheitslast bei (2.321 DALY je 100.000 EW), gefolgt von Schmerzen im unteren Rücken (1.735 DALY), Lungenkrebs (1.197 DALY/100.000 EW), Kopfschmerzerkrankungen (1.032 DALY/100.000 EW) und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) (1.004 DALY/100.000 EW). Auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen sind unter den zehn häufigsten Krankheitslastursachen vertreten.

    Bei Frauen verursachten Schmerzerkrankungen und Demenzen mehr Krankheitslast als bei Männern. Männer hatten eine höhere Krankheitslast durch Lungenkrebs oder alkoholbezogene Störungen. Im jüngeren Erwachsenenalter führten neben Schmerzerkrankungen besonders auch alkoholbezogene Störungen bei beiden Geschlechtern bereits zu einer relativ hohen Krankheitslast. Neben den Altersverläufen stehen die Ergebnisse regional (Länder, 96 Raumordnungsregionen) und getrennt nach Männern und Frauen zur Verfügung.

    Die Ergebnisse sind im Deutschen Ärzteblatt (Ausgabe 46 vom 18.11.2022) erschienen. Die gesamten Ergebnisse werden unter http://www.daly.rki.de visualisiert und zum Download angeboten.

    Die Pilotstudie startete 2018 und liefert für zunächst 19 der wichtigsten Krankheitslastursachen für das Berichtsjahr 2017 einen Überblick, weitere sollen folgen. „BURDEN 2020 – Die Krankheitslast in Deutschland und seinen Regionen“ wurde gefördert vom Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss. Beteiligt an der Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt sind neben dem RKI das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) und das Umweltbundesamt. Im Rahmen des Projekts hatte das RKI 2021 bereits die durch Mortalität verursachte Krankheitslast (YLL) berechnet und ebenfalls im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts (RKI), 18.11.2022

  • Ist das okay?

    Mabuse-Verlag, Frankfurt a. M. 2022, 73 Seiten, 23,00 €, ISBN 9783863216214

    Sexualisierte Gewalt an Kindern macht oft sprachlos. Doch wie spricht man mit Kindern darüber? Und wie schützt man sie möglichst wirksam? Prävention gelingt am besten, wenn sie unaufgeregt, in den Alltag eingebettet und regelmäßig geschieht. Agota Lavoyer, Expertin zum Thema sexualisierte Gewalt, und die Illustratorin Anna-Lina Balke bereiten in diesem Kinderfachbuch das Thema anhand von vertrauten Szenen und passenden Fragen altersgerecht auf. So können Bezugspersonen mit Kindern ins Gespräch kommen und in verschiedenen Situationen gemeinsam prüfen: Ist das okay? Oder ist das Gewalt? Leser:innen aller Altersstufen erhalten zudem umfassende Informationen über sexualisierte Gewalt sowie einen kurzen Überblick über Interventionsmaßnahmen.

    Das Buch soll Kindern helfen, grenzverletzendes Verhalten zu erkennen und offenzulegen. Es soll Erwachsene darin unterstützen, Verantwortung für den Schutz von Kindern zu übernehmen und dem tabuisierten Thema mit mehr Stärke und Sicherheit begegnen zu können. Für Kinder ab 6 Jahren.