Autor: Simone Schwarzer

  • Digitale Hilfe bei Essstörungen

    Online-Beratung wird bei Essstörungen häufig genutzt. Foto: Veronika Barnerßoi, Hochschule Landshut

    Essstörungen haben im Rahmen der COVID-19-Pandemie zugenommen. Wer bereits an einer Essstörung leidet, berichtet zudem häufig von einer Verstärkung der Symptomatik. Gleichzeitig waren und sind Hilfsangebote in Präsenz vielfach nur eingeschränkt möglich. Online-Beratungen können diese Lücken ein Stück weit schließen, weshalb viele Beratungsstellen ihr digitales Angebot deutlich ausgeweitet haben. Dies geschah jedoch nicht selten mit knappen zeitlichen, finanziellen und personellen Ressourcen, für Vernetzung und Austausch blieb wenig Zeit. Das Projekt DigiBEssst an der Hochschule Landshut will die digitalen Beratungsangebote im Essstörungsbereich nun systematisch untersuchen und Leitlinien für Betroffene und Fachkräfte entwickeln. Das zweijährige Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule Landshut, unter Leitung von Prof. Dr. Eva Wunderer, und dem Bundesfachverband Essstörungen BFE e. V. wird vom Bundesministerium für Gesundheit mit einer Gesamtsumme von ca. 250.000 Euro finanziert.

    Digitale Angebote immer wichtiger

    Professionelle Beratungsstellen sind oftmals die ersten Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, die an Essstörungen erkrankt sind, sowie für ihre Angehörigen. „Allerdings ist das Angebot dieser Stellen in Deutschland bis jetzt kaum erforscht“, berichtet Prof. Wunderer. Die Psychologin, Systemische Paar- und Familientherapeutin und Professorin an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut forscht seit Jahren zum Thema Essstörungen. Hinzu komme, dass es bis vor wenigen Jahren wenig digitale Beratungsangebote gab. „Jetzt im Zuge der COVID-19-Pandemie wird die Relevanz von E-Mail-, Chat- und Videoberatung besonders deutlich“, so die Professorin, „zumal Essstörungen besonders häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftreten, für die Online-Aktivitäten eine wesentliche Lebenswelt darstellen.“

    Bundesweite Erhebung

    Zum Projektteam an der Hochschule Landshut gehören auch Anna Hofer (M.A. Klinische Sozialarbeit) und Cäcilia Hasenöhrl (B.A. Soziale Arbeit). „Mit Unterstützung des BFE und der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) interviewen wir bundesweit und flächendeckend möglichst viele Beratungsstellen und befragen sie über ihre bisherigen Erfahrungen mit digitalen Angeboten: Was haben sie bereits ausprobiert? Was funktioniert gut? Wo gibt es Probleme?“, beschreibt Anna Hofer das Forschungsdesign. Gleichzeitig sprechen die Wissenschaftlerinnen mit Jugendlichen und Erwachsenen, die an Essstörungen erkrankt sind, und ihren Angehörigen und fragen nach ihren Bedarfen: Welche Angebote nutzen sie am liebsten? Was hilft ihnen weiter? Was wünschen sie sich von den Beratungsstellen?

    Leitlinien aus der Praxis für die Praxis

    Aus dieser Evaluierung leitet das Forschungsteam schließlich Best Practice ab und entwickelt Qualitätsleitlinien für eine professionelle, digitale Beratung. „Damit wollen wir den Fachkräften Material an die Hand geben, das ihnen bei ihrer täglichen Arbeit weiterhilft“, berichtet Anna Hofer. Cäcilia Hasenöhrl ergänzt: „Wenn es Leitlinien für Beratungsstellen zum Thema Online-Beratung gibt, dann befassen sie sich bisher eher mit allgemeinen Themen wie Datenschutz, aber wenig mit spezifischen, für die Essstörungshilfe relevanten Themen.“ Das Team hofft, dass sich die Online-Beratung dadurch weiter professionalisiert und Netzwerke geknüpft werden. „Am Ende könnte dies allen Beteiligten helfen: Den Fachkräften, den Betroffenen und ihren Angehörigen“, so Prof. Wunderer.

    Über das Projekt

    Das Projekt „DigiBEssst“ – Digitale Beratungsangebote professioneller Beratungsstellen für Essstörungen: Partizipative Bestandsaufnahme, Evaluation und Entwicklung von Qualitätsleitlinien“ läuft noch bis November 2023. Die Gesamtprojektleitung übernimmt Prof. Dr. Eva Wunderer von der Hochschule Landshut. Projektpartner ist der Bundesfachverband Essstörungen BFE e.V. Das Bundesministerium für Gesundheit finanziert das Vorhaben mit insgesamt etwa 250.000 Euro.

    Pressestelle der Hochschule Landshut, 10.01.2022

  • DBT-Sucht

    Hogrefe Verlag, Göttingen 2021, 285 Seiten, inkl. Online-Materialien, 39,95 €, ISBN 978-3-8017-3021-5, auch als E-Book erhältlich

    Die Dialektisch-Behaviorale Therapie für Borderline- und komorbide Substanzgebrauchsstörungen (DBT-S) beschreibt ein therapeutisches Vorgehen, das von Beginn an auf die Behandlung beider Störungen gleichermaßen abzielt. Angestrebt werden der Aufbau und die Verbesserung von Fertigkeiten zur Emotionsregulation sowie gleichzeitig die Substanzreduktion bzw. das Erreichen und Aufrechterhalten von Abstinenz. Der Praxisleitfaden stellt DBT-S-spezifische Behandlungsstrategien dar, erläutert den Aufbau eines DBT-S-Skills-Programmes und veranschaulicht die konkrete Anwendung der DBT-S in verschiedenen Behandlungssettings.

    Das Buch informiert zunächst über die beiden Störungsbilder, die Auswirkungen der Komorbidität und deren Entstehung. Weiterhin wird auf die Entwicklung der DBT-S eingegangen und es werden Ergebnisse von Wirksamkeitsstudien referiert. Basierend auf der Standard-DBT werden spezifische Erweiterungen der DBT-S und ihre Behandlungsstrategien vorgestellt. Dazu gehören u. a. spezielle „Attachmentstrategien“, um Patientinnen und Patienten zu unterstützen, eine Bindung an die Therapie aufzubauen, und Therapieabbrüchen vorzubeugen.

    Die Arbeit im Konsultationsteam, das Konzept der „dialektischen Abstinenz“ sowie Strategien im Umgang mit fortbestehendem oder rückfälligem Konsumverhalten werden erläutert. Für die Vermittlung von Fertigkeiten im Umgang mit Suchtverlangen und den Folgen jahrelangen Konsums sowie zum Aufbau bzw. der Verstärkung der Abstinenz werden zahlreiche Informations- und Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt. Die Möglichkeiten der Umsetzung der DBT-S im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich sowie in der sozialen Arbeit werden anhand konkreter Abläufe und Beispiele skizziert. Zudem wird aufgezeigt, wie mit herausfordernden Therapiesituationen umgegangen werden kann. Die im Buch erwähnten Informations- und Arbeitsblätter können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.

  • buss veröffentlicht Basisdaten 2020 und Katamnesedaten 2019

    Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) hat seine aktuelle Verbandsauswertung veröffentlicht. Es liegen nun die Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2020 und die Katamnesedaten des Entlassungsjahrgangs 2019 vor. Die Auswertungen stehen zum Download auf der Homepage bereit.

    Basisdaten 2020

    Für die Erhebung der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2020 gingen aus 98 Einrichtungen insgesamt 15.219 Fälle ein. Neben einer Gesamtauswertung wurden 9.052 Datensätze für die Indikation Alkohol/Medikamente und 4.649 Datensätze für die Indikation illegale Drogen aus stationären und ganztägig ambulanten Einrichtungen ausgewertet. Die Adaption wurde indikationsübergreifend nach Einrichtungstyp ausgewertet und umfasst 1.165 Fälle. Zusätzlich wurde eine gesonderte indikationsübergreifende Auswertung der ganztägig ambulanten Einrichtungen erstellt.

    Die Erhebung der Basisdaten erfolgt seit 2017 nach dem KDS 3.0. Die Auswirkungen der Pandemie lassen sich an der Datenmenge ablesen: Obwohl die teilnehmenden Einrichtungen in den Jahren 2019 und 2020 in etwa gleichgeblieben sind, wurden rund 13 Prozent weniger Fälle geliefert. Dies könnte den Belegungsrückgang mancher Einrichtungen widerspiegeln: Einzelne Belegung von Doppelzimmern, Umwidmung von Stationen für andere Patientengruppen und Aufnahmestopp durch Coronaausbrüche.

    Im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 ist die Vermittlung aus ambulanten Suchthilfeeinrichtungen für die Hauptindikationen Alkohol/Medikamente und Drogen rückläufig. Dagegen ist die Vermittlung aus dem Krankenhaus für die Indikation Alkohol/Medikamente um vier Prozent gestiegen. Von den Drogenpatienten wurde jeweils knapp ein Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr über Krankenhäuser und Ambulanzen vermittelt. In ganztägig ambulanten Einrichtungen stieg die Vermittlungsquote aus ambulanten Suchthilfeeinrichtungen und Krankenhäusern um jeweils knapp ein Prozent. Der Beginn der Pandemie könnte Grund für die Effekte sein. Die Entwicklung in der kommenden Auswertung bleibt abzuwarten.

    Die Corona-Pandemie hat sich geringfügig auf die Motivation der Rehabilitanden ausgewirkt. Die Haltequote ist gegenüber der Erhebung aus dem Vorjahr in etwa gleichgeblieben. Bei Drogen-Rehabilitanden hat sich die Haltequote leicht verbessert.

    Im Vergleich zwischen den Jahren 2019 und 2020 scheint die Ausnahmesituation einen Einfluss auf die Art der Beendigung zu haben. Bei den Hauptindikationen und den ganztägig ambulanten Einrichtungen sind die regulären Entlassungen bis zu sechs Prozent zurückgegangen. Die vorzeitige Entlassung auf Wunsch der Rehabilitanden ist über alle ausgewerteten Bereiche gestiegen. In Adaptionseinrichtungen und ganztägig ambulanten Einrichtungen ist die Quote der Abbrüche um rund ein Prozent gestiegen. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkung die Pandemie im nächsten Auswertungszeitraum hat.

    Katamnesedaten 2019

    Die Katamneseerhebung des Entlassungsjahrgangs 2019 ist die dritte Auswertung nach dem neuen KDS 3.0. Es haben sich 62 Einrichtungen mit insgesamt 10.760 Datensätzen an der Erhebung beteiligt. 45 Einrichtungen erreichten den geforderten Mindestrücklauf von jeweils größer 25 Prozent (Indikation Alkohol/Medikamente, ganztägig ambulante Einrichtungen) und größer zehn Prozent (Indikation Drogen und Adaption). Somit fließen in die Erhebung 7.096 Datensätze ein.

    Die erhobenen Daten belegen, dass sich die Lebenssituation von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen durch die medizinische Rehabilitation in ganztägig ambulanten (Tageskliniken) und stationären (Fachkliniken, Adaption) Einrichtungen verbessert. Mindestens Zwei Drittel aller planmäßig entlassenen Antworter sind ein Jahr nach der Rehabilitationsmaßnahme abstinent. Die Erfolgsquote von allen Behandelten fällt im Entlassungsjahr 2019 höher aus als im Vorjahr. Auf Grund der höheren Rücklaufquote ist es gelungen, an die soliden Ergebnisse der letzten Jahre anzuknüpfen.

    Eine solide und belastbare Datenbasis bildet eine wichtige Grundlage zur validen Erfolgsmessung der medizinischen Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen und deren Darstellung nach außen. Katamneseerhebungen dienen damit einerseits der Durchsetzung der berechtigten Ansprüche der Rehabilitanden auf eine angemessene, professionelle Behandlung. Andererseits liefern sie schlüssige Argumente, dass medizinische Rehabilitation wirkt und Politik sowie Leistungsträger die Rahmenbedingungen so gestalten sollten, dass Rehabilitation auch in Zukunft zuverlässig auf hohem fachlichem Niveau durchgeführt werden kann.

    Bereits seit vielen Jahren führt der buss – wie auch andere Fach- und Dachverbände, z. B. der Fachverband Sucht, der Deutsche Caritasverband und der Gesamtverband für Suchthilfe – Fachverband der Diakonie Deutschland – Katamnesen durch und erweitert damit die Datensammlung der deutschen Suchthilfestatistik in sinnvoller Art und Weise. Aus der Praxis kam der Wunsch nach einem einheitlichen Katamnesebogen für das ambulante und stationäre Setting, aber auch nach dem Einbeziehen der Einrichtungen der Eingliederungshilfe bzw. der besonderen Wohnformen in die Katamneseerhebung.

    Das führte dazu, dass innerhalb des Fachausschusses Deutsche Suchthilfestatistik der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen über eine Vereinfachung und Vereinheitlichung des Katamnesebogens diskutiert und daraufhin eine verbändeübergreifende Arbeitsgruppe installiert wurde, die eine neue, vereinfachte Form entwickelt hat. Mit dem Ziel, einerseits mehr Rehabilitanden zu erreichen und andererseits die Datenqualität innerhalb der Einrichtungen zu verbessern, kommt der modular aufgebaute Bogen ab dem 01.01.2022 zum Einsatz und wird erstmals für die Katamneseerhebung des Entlassungsjahrgangs 2021 verwendet.

    buss e. V., 14.1.2022

  • Burkhard Blienert ist Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen

    Burkhard Blienert

    Neuer Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen wird Burkhard Blienert. Das hat am 12.1.2022 das Kabinett beschlossen und damit dem Vorschlag des Bundesgesundheitsministers Prof. Dr. Karl Lauterbach zugestimmt. Auch die Amtsbezeichnung von ehemals „Drogenbeauftragter der Bundesregierung“ hat sich mit Antritt des neuen Beauftragten geändert.

    Der neue Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert: „Dieses Amt übernehmen zu dürfen, freut mich wirklich sehr. Es gibt viel zu tun! Die Drogen- und Suchtpolitik muss in vielen Bereichen neu gedacht und neu gestaltet werden. Was wir brauchen, ist ein Aufbrechen alter Denkmuster. Es muss gelten: ‚Hilfe und Schutz statt Strafe‘. Nicht nur beim Thema Cannabis, sondern in der Drogenpolitik insgesamt, national wie auch international. Die Welt steht gesundheitspolitisch vor nie dagewesenen Herausforderungen, und auch die Sucht- und Drogenpolitik muss mit großem Engagement und ohne Vorurteile angegangen werden. Ich danke Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Lauterbach für das Vertrauen und werde mein Bestes geben, um den Betroffenen und ihren Familien in ganz Deutschland die Unterstützung zu geben, die sie brauchen!“

    Der in Braubach/Rheinland-Pfalz geborene Blienert studierte Politik, Neuere Geschichte und Soziologie mit Magister und legte das erste Staatsexamen für die Sekundarstufe I in Sozialwissenschaften, Geschichte und Pädagogik ab. Blienert ist seit 1990 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und beschäftigt sich seit etwa zehn Jahren intensiv mit Fragen der Drogen- und Suchtpolitik.

    In der 18. Wahlperiode (2013–2017) war er Mitglied des Deutschen Bundestages und vertrat seine Fraktion als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, im Ausschuss für Kultur und Medien sowie im Haushaltsausschuss. Blienert war während dieser Zeit Berichterstatter seiner Fraktion für Drogen- und Suchtfragen.

    Der 55-Jährige arbeitete zuletzt im Stabsbereich Politik einer großen Krankenkasse, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    Pressestelle des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, 12.01.2022

  • Bis einer stirbt

    Econ Verlag, Berlin 2021, 304 Seiten, 18,00 €, ISBN 978-3-430-21034-8

    Nach ersten Drogen-Erfahrungen rutscht Josh mit 17 in die Drogenszene im Internet ab. Das Netz wird ihm zum Shopping-Paradies und zur Heimat wie Christiane F. der Bahnhof Zoo. Über Drogen-Foren und WhatsApp vernetzt er sich mit anderen Konsumenten, manche geben gefährliche Tipps. Josh bestellt immer krassere Substanzen, erhöht die Dosis. Online lernt er auch die heroinabhängige Leyla kennen. Sie tauschen sich über ihr Leben mit dem Rausch aus. Während Leyla ihren Alltag bewältigt, ihr Abi besteht und studieren geht, stürzt Josh weiter ab, Therapieversuche bleiben erfolglos. Den Ausstieg aus der Online-Drogenszene schafft er nicht.

    Isabell Beer erzählt die Geschichte zweier Jugendlicher, die beim Experimentieren mit Drogen die Kontrolle verlieren. Sie zeigt, wie und wo unsere heutige Drogenpolitik versagt und was passieren muss, um Jugendliche zu schützen. Ein unter die Haut gehender Tatsachenbericht.

  • Über Cannabis-Legalisierung und die Sehnsucht nach Rausch

    Die geplante Cannabis-Legalisierung der neuen Bunderegierung ist Aufhänger für zwei interessante Podcasts.

    Cannabis-Legalisierung: Aspekte aus Suchtforschung und Suchttherapie

    Prof. Dr. Stephan Mühlig. Foto: Jacob Müller, TU Chemnitz

    Im Wissenschaftspodcast „TUCscicast“ der Technischen Universität Chemnitz ordnet Sucht-Experte Prof. Dr. Stephan Mühlig Fragen der Cannabis-Legalisierung aus Sicht der Suchtforschung und Suchttherapie ein. Es geht zum Beispiel darum, welches Suchtpotential Cannabis hat, welchen Einfluss die Legalisierung auf das Konsum- und Suchtverhalten haben könnte und was Sucht überhaupt ist. (Dauer 43 min.)

    Link zum Podcast

    Quelle: Pressestelle der TU Chemnitz, 17.12.2021

    Cannabis, Kokain und kalter Entzug – Warum wir uns berauschen

    Im Podcast des Hessischen Rundfunks – hr-Info Kultur steht der Rausch im Mittelpunkt:
    Kokain in Coca-Cola und Heroin als legales Schmerzmittel. Inzwischen ist beides Geschichte. Höhlenmalereien von Menschen mit (psychedelischen) Pilzen anstatt Köpfen sind bereits vor mehr als 6.000 Jahren entstanden. Aber viele holen sich heute ihr „High“ auch ganz substanzfrei bei Sport oder Meditation. Die Kulturanthropologin Lena Papasabbas sagt, dass unsere Sehnsucht nach Rausch immer größer wird. Und die Investigativjournalistin Isabell Beer hat junge Drogenkonsumenten begleitet, die sich heute ihre Drogen einfach im Internet bestellen und direkt nach Hause liefern lassen können. Warum wird unsere Lust auf Rausch immer größer? Und was macht das mit uns und der Gesellschaft, in der wir leben? (Dauer 25 min.)

    Link zum Podcast

    Autor: Tanja Küchle
    Veröffentlicht am 19.11.21 um 15:00 Uhr
    Quelle: © Hessischer Rundfunk

  • Familie, Kindheit, Jugend 2030

    Megatrends wie Globalisierung, demografischer Wandel, Migration und Digitalisierung, aber auch Krisen wie die Corona-Pandemie, beeinflussen das gesellschaftliche Zusammenleben tiefgreifend. Für Familien, Kinder und Jugendliche gehen diese Entwicklungen mit Chancen, aber auch mit Herausforderungen einher. Vor diesem Hintergrund wirft das Forschungsmagazin DJI Impulse in der neu erschienenen Sonderausgabe einen Blick in die Zukunft bis 2030 und geht der Frage nach, welche Unterstützung junge Menschen und ihre Familien angesichts der aktuellen und bereits absehbaren gesellschaftlichen Entwicklungen benötigen.

    Lebensbedingungen werden nicht nur vielfältiger, sondern auch ungleicher

    „Die Pandemie traf auf eine Gesellschaft inmitten vielfältiger Wandlungsprozesse, die im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien markant verändert haben“, schreibt die neue Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Prof. Dr. Sabine Walper, in ihrer einführenden Analyse. In diesen Entwicklungen zeichneten sich bereits zentrale gesellschaftliche Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts ab, wie etwa die notwendige Anpassung von Gesetzen und Unterstützungssystemen für Familien.

    Anhand differenzierter Forschungsdaten zeigen die leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DJI und des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund in der aktuellen Sonderausgabe „Familie, Kindheit, Jugend 2030“ unter anderem auf, dass die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien nicht nur vielfältiger geworden sind, sondern auch ungleicher. Diese sozialen Disparitäten offenbaren sich demnach besonders deutlich bei den gewachsenen Bevölkerungsanteilen mit Migrationsgeschichte. Erwerbsintegration von Eltern und ganz besonders die Bildungsintegration ihrer Kinder nennen die Autorinnen und Autoren als zentrale Stellschrauben für mehr Chancengerechtigkeit in Deutschland und analysieren die damit verbundenen Zukunftsherausforderungen, wie beispielsweise den Ausbau der Frühen Bildung und den damit verbundenen Fachkräftebedarf bis 2030.

    „Der Bund muss dauerhaft in die Finanzierung von Bildung einsteigen“

    „Bildung ist das Startkapital für die Zeit nach Corona“, betont auch der scheidende DJI-Direktor Prof. Dr. Thomas Rauschenbach in seinem Gespräch mit DJI Impulse über die Bildung der Zukunft. Da sich das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen fundamental verändert habe, und öffentliche Institutionen eine deutlich bedeutendere Rolle dabei spielten, müsse der Bund dauerhaft in die Finanzierung von Bildung einsteigen, fordert er. In der aktuellen Sonderausgabe wird der fast 20 Jahre lang amtierende DJI-Direktor zudem in einem Porträt und in der Rubrik „Mein Rauschenbach-Moment“ gewürdigt.

    Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung. Die aktuelle Sonderausgabe von DJI Impulse kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden, auch ein Abonnement des Forschungsmagazins ist möglich: www.dji.de/impulse

    Das Impulse-Titelthema gibt es auch als Online-Schwerpunkt mit zusätzlichen Berichten und Interviews: www.dji.de/gesellschaft2030

    Originalpublikation:
    Deutsches Jugendinstitut (DJI; Hrsg.): Familie, Kindheit, Jugend 2030. Lösungsansätze für eine lebenswerte Zukunft. Forschungsmagazin DJI Impulse, Heft 126, Ausgabe 2/2021

    Pressestelle des Deutschen Jugendinstituts e. V., 28.10.2021

  • Einsamkeit junger Erwachsener

    Junge Erwachsene fühlen sich heute einsamer als früher – und das nicht erst seit Corona. Darauf deutet eine Auswertung von Studien zur Einsamkeit junger Erwachsener zwischen 1976 und 2019 hin, die ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt hat. „Ein solcher Anstieg ist ein Warnsignal, da Einsamkeit ein zunehmendes Problem im jungen Erwachsenenalter zu sein scheint“, so Dr. Susanne Bücker vom Lehrstuhl Psychologische Methodenlehre an der Fakultät für Psychologie der RUB.

    Den oft verwendeten Begriff „Einsamkeitsepidemie“ bezeichnet das Forschungsteam dennoch als überdramatisierend, da die Effektgröße des Anstiegs relativ klein ist. Die Studie ist veröffentlicht in der Zeitschrift Psychological Bulletin vom Dezember 2021.

    Einsamkeit hat viele mögliche Ursachen

    Dass Einsamkeit gerade bei jungen Erwachsenen, zu denen Expertinnen und Experten 18- bis 29-Jährige zählen, angestiegen ist, scheint eine wachsende gesellschaftliche Sorge zu sein. Denn tatsächlich haben sich die Lebenserfahrungen junger Erwachsener seit den späten 1970er-Jahren massiv verändert. Zu den gesellschaftlichen Veränderungen, die das bedingen, gehören unter anderem die zunehmende Unbeständigkeit sozialer Beziehungen, größere Mobilitätsmöglichkeiten, eine Verschiebung von Heirat und Familiengründung in spätere Lebensphasen und Veränderungen in der Kommunikation durch technologische Innovationen.

    Um herauszufinden, ob sich die durchschnittliche Einsamkeit von jungen Erwachsenen über die Zeit tatsächlich verändert hat, hat das Forschungsteam eine zeitübergreifende Meta-Analyse und ein systematisches Literaturreview durchgeführt. Dabei haben die Autorinnen und Autoren die verfügbaren empirischen Einzelstudien, die Einsamkeit bei jungen Erwachsenen mit der sogenannten UCLA-Einsamkeitsskala im Zeitraum von 1976 bis 2019 erfasst haben, mittels statistischer Methoden zusammengefasst. Diese Skala, benannt nach der University of California, zählt zu den gängigsten Messinstrumenten für Einsamkeit bei Erwachsenen und wird seit 1976 verwendet. Insgesamt umfasst die Meta-Analyse mit 345 Studien und 124.855 jungen Erwachsenen eine sehr große Datenbasis.

    Die Meta-Analyse war präregistriert. Das bedeutet, dass die methodische Vorgehensweise für die Literaturrecherche und Datenauswertung vorab von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern veröffentlicht wurde. Zudem wurden die Daten aus der Meta-Analyse der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Weiternutzung zur Verfügung gestellt. Dieses Vorgehen fördert Transparenz in der Forschung.

    Leichter Anstieg ist trotzdem Warnsignal

    Über alle Studien hinweg stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass Einsamkeit bei jungen Erwachsenen von 1976 bis 2019 leicht angestiegen ist. Dieser Anstieg entspricht etwa 0,56 Standardabweichungen auf der UCLA-Einsamkeitsskala über den 43-jährigen Untersuchungszeitraum. „Junge Erwachsene fühlen sich heute also einsamer als früher – aber der Anstieg ist relativ klein“, fasst Susanne Bücker zusammen. „Nichtsdestotrotz sollten junge Erwachsene bei der Gestaltung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen gegen Einsamkeit nicht übersehen werden, da Einsamkeit in allen Altersgruppen gravierend negative Konsequenzen hat und eindeutig nicht nur im hohen Lebensalter auftritt.“

    Originalpublikation:
    Susanne Buecker, Marcus Mund, Sandy Chwastek, Melina Sostmann, Maike Luhmann: Is loneliness in emerging adults increasing over time? A preregistered cross-temporal meta-analysis and systematic review, in: Psychological Bulletin, 2021, DOI: 10.1037/bul0000332, https://psycnet.apa.org/record/2022-09577-002?doi=1

    Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum, 17.12.2021

  • Die Vielfalt der Modellprojekte des Bundesprogramms „rehapro“ (erste Förderphase)

    Das Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ fördert seit 2019 Modellprojekte von Jobcentern und Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung, um die Grundsätze Prävention vor Rehabilitation und Rehabilitation vor Rente zu stärken und die Erwerbsfähigkeit zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Im Ergebnis des ersten Förderaufrufs sind 54 Modellprojekte gestartet.

    Unter dem Titel „Die Vielfalt der Modellprojekte des Bundesprogramms ‚Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro‘ (erste Förderphase)“ ist im November 2021 im Diskussionsforum Rehabilitations- und Teilhaberecht, www.reha-recht.de, ein interessanter Artikel erschienen, der das Bundesprogramm vorstellt und nachzeichnet, welche Handlungsansätze die geförderten Modellprojekte verfolgen. Es konnten folgende vier Handlungsansätze identifiziert werden, anhand derer die Schwerpunktsetzungen der Modellprojekte verglichen werden können:

    • Zusammenarbeit zwischen Organisationen
    • Verbesserung innerhalb der Organisation
    • Personenbezogene Leistungen
    • Fallmanagement

    Es wird deutlich, dass die Jobcenter in den von ihnen koordinierten Modellprojekten stärker an der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und an Verbesserungen innerhalb der eigenen Organisation arbeiten, während die Träger der Rentenversicherung sich häufiger auf die Erbringung innovativer Leistungen für Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bzw. Versicherte konzentrieren. Das Fallmanagement ist für beide Organisationstypen gleichermaßen Entwicklungsgegenstand. Diese Schwerpunkte entsprechen aktuellen und langfristigen Problemen in der Rehabilitation.

    Der Artikel steht hier online kostenfrei zur Verfügung und kann als pdf heruntergeladen werden.

    Bibliografische Angabe:
    Brussig et al.: Die Vielfalt der Modellprojekte des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ (erste Förderphase); Beitrag D31-2021 unter www.reha-recht.de; 11.11.2021

    Quelle: www.reha-recht.de, 11.11.2021