Autor: Simone Schwarzer

  • Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung

    transcript Verlag, Bielefeld 2021, 334 Seiten, 35,00 €, ISBN 978-3-8376-5281-9, auch kostenfrei als PDF im Open Access

    Doxing, Stalking, Hate Speech, Online-Belästigung und -Bedrohung: Der bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe verzeichnet seit Jahren einen Anstieg an Beratungsanfragen zu geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt. Gemeinsam mit Nivedita Prasad, Professorin für Handlungsmethoden und genderspezifische Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin, veröffentlicht der Verband nun ein umfassendes Grundlagenwerk zu der Problematik.

    „Geschlechtsspezifische Gewalt findet nicht nur in analoger Form statt; vielmehr nutzen Täter immer häufiger auch digitale Mittel, um die Wirkmächtigkeit der Gewalt zu verstärken. Daher ist es wichtig, diese Formen von Gewalt zu erkennen, diese als Gewalt zu benennen und entsprechend gegen sie vorzugehen“, so Nivedita Prasad.

    (Digitale) Gewalt kommt zudem nicht nur im öffentlichen Raum vor, sondern auch in privaten Beziehungen – und hat in Kombination mit häuslicher und sexualisierter Gewalt eine deutlich geschlechtsspezifische Komponente. Darüber hinaus hat durch Informations- und Kommunikationstechnologien digitale geschlechtsspezifische Gewalt nicht nur stark zugenommen, sondern sich auch stark diversifiziert in Formen wie Doxing, Stalking, Hate Speech und Online-Belästigung und -Bedrohung.

    Die Beiträge des Bandes liefern erstmals grundlegende interdisziplinäre Analysen für den Umgang mit diesen Gewaltformen und diskutieren sowohl juristische, technische und aktivistische Interventionen als auch Erfahrungen aus der Beratungspraxis. Dabei werden zentrale politische Änderungsbedarfe ausgemacht und entsprechende Handlungsoptionen aufgezeigt. „Es gibt so gut wie keine Publikationen zu dem Thema. Das Buch soll dazu beitragen, dass Betroffene und ihr Umfeld, aber auch Strafverfolgungsbehörden und Politik digitale Gewalt als solche erkennen und entsprechend intervenieren“, so Jenny-Kerstin Bauer vom bff.

    Der Band wird gleichzeitig über aliceOpen, den hochschuleigenen Publikationsserver der Alice Salomon Hochschule Berlin veröffentlicht. „Open Access erlaubt es uns, exzellente Forschungsleistungen unserer Lehrenden kostenfrei neben dem Verlag zu veröffentlichen“, erklärt Joachim Dinter von der Hochschulbibliothek.

    Über den bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe

    Der bff ist der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland. Im bff sind rund 200 Fachberatungsstellen zusammengeschlossen. Seit 2017 gibt es im bff mit »Aktiv gegen digitale Gewalt: Konzepte gegen digitale Gewalt im sozialen Umfeld und im öffentlichen Raum« das bundesweit erste Projekt, das sich mit geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt beschäftigt.

    Pressestelle der Alice Salomon Hochschule Berlin, 24.6.2021

  • COVID-19 ist auch ein Stresstest für das Internet

    Am 11. März 2020 griff SARS-CoV-2 auch das weltweite Internet an: An diesem Tag erklärte die WHO das Virus zu einer Pandemie. In der Folge verordneten viele Regierungen auf dem gesamten Globus Ausgangssperren, Homeoffice und Homeschooling. Innerhalb von einer Woche stieg die Nutzung des Internets daraufhin um rund 25 Prozent – ein Anstieg, wie er zu normalen Zeiten innerhalb eines Jahres beobachtet werden kann. Addiert man dazu die Steigerung aus dem zweiten Lockdown im Herbst 2020, stieg die Nutzung der Internetdienste 2020 – je nach Netzwerk – sogar zwischen 35 und 50 Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte eine internationale, interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftler*innen, geleitet von Prof. Dr. Georgios Smaragdakis, Professor für Internet Measurement and Analysis an der TU Berlin und Mitglied des Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD), in den „Communications“ der Association for Computing Machinery (ACM). Das Paper erhielt jetzt eine Auszeichnung als Research Highlight dieser weltweit führenden Fachgesellschaft für Informatik.

    Nahezu von einem Tag auf den anderen ging 2020 ohne eine stabile Internetverbindung gar nichts mehr. Seit März 2020 finden dienstliche Teamsitzungen, Schulunterricht, aber auch private Feiern im Wesentlichen digital auf dem Bildschirm statt. Wer nicht über eine Breitbandverbindung und ausreichend elektronische Endgeräte verfügt, hat das Nachsehen. Doch trotz der weltweiten Einschränkungen durch COVID-19 ging das Leben weiter, wobei das Internet eine enorm wichtige unterstützende Rolle für Unternehmen, Bildung, Unterhaltung, Einkäufe und soziale Interaktionen spielt. „Im Frühjahr 2020 wusste niemand mit Sicherheit, ob das Internet in der Lage sein würde, diesen Ansturm zu verkraften“, erläutert Georgios Smaragdakis. „Mit einem plötzlichen Anstieg der Internetnutzung in diesem Ausmaß hatte vorher niemand gerechnet.“ In ihrem Forschungsprojekt analysierten die Wissenschaftler*innen Internet-Datenströme von verschiedenen Internetprovidern aus mehreren europäischen Ländern. „Zusammen ermöglichen sie uns ein gutes Verständnis der Auswirkungen, die die COVID-19-Wellen und die Lockdown-Maßnahmen auf den Internetverkehr hatten“, so der Netz-Experte, dessen Teilprojekt vom BIFOLD finanziert wurde.

    In dem einen Jahr nach Einführung der ersten Lockdown-Maßnahmen stieg der aggregierte Datenverkehr im Internet insgesamt um etwa 40 Prozent, was deutlich über dem erwarteten jährlichen Wachstum liegt. In der gleichen Zeit sank der mobile Datenverkehr zuerst leicht ab und wuchs dann nur moderat, da die Menschen gezwungenermaßen weniger unterwegs waren und dadurch weniger mobile Daten nutzten. „Unsere Auswertungen zeigen dabei, dass die Nutzung von Diensten wie Videokonferenzen oder VPN-Diensten um bis zu 300 Prozent angestiegen ist. Auch Gaming-Anwendungen sind dramatisch gestiegen. Nach einem moderaten Anstieg im Frühjahrslockdown kam es im Herbstlockdown zu einem Anstieg um rund 300 Prozent. Auffällig: Wurden diese Anwendungen vor Corona vor allem Abends oder am Wochenende genutzt, verteilten sich die Nutzungssteigerungen im Gaming-Bereich im zweiten Lockdown gleichmäßig auf alle Wochentage, mit einem Schwerpunkt auf den Vormittagen“, differenziert der Wissenschaftler die Ergebnisse.

    Insgesamt haben sich die Verkehrsmuster der Internetnutzung deutlich gewandelt: Lagen die Spitzenauslastungen vor der Pandemie vor allem am Wochenende und in den Abendstunden, hat das rasante Wachstum der Internetnutzung vor allem an den Wochentagen zu Arbeitszeiten stattgefunden. Genau in diesem asynchronen Anstieg sehen die Expert*innen einen der Gründe, warum das Internet mit der drastisch gewachsenen Nutzung relativ gut klar gekommen ist. Die weiteren Gründe sieht Georgios Smaragdakis in der guten Struktur und Überprovisionierung vieler Netzwerkbetreiber.

    „Im Sinne der Digitalisierung waren die letzten Monate eine Erfolgsgeschichte“, ist Georgios Smaragdakis überzeugt. Deutsche Universitäten und auch Regierungsbehörden haben innerhalb weniger Wochen Entwicklungen nachgeholt, die sie vorher über Jahre verpasst hatten. Eine Breitbandverbindung ist heute nicht ‚nice to have‘, sondern essentiell, um arbeiten zu können. Dieser Level an Digitalisierung ist jetzt die neue Normalität. Dahinter wird man nicht mehr zurückgehen können.“

    Gleichzeitig zeigt die Studie der Wissenschaftler*innen auch, dass Überprovisionierung, proaktives Netzwerkmanagement und Automatisierung die Schlüssel zur Bereitstellung widerstandsfähiger Netzwerke sind, die drastischen und unerwarteten Nachfrageschwankungen standhalten können, wie sie während der COVID-19-Pandemie auftraten. „Das ist vielen, aber nicht allen, Netzwerkanbietern sehr gut gelungen. Da die Pandemie jedoch noch andauert, ist es wichtig, den Datenverkehr weiter zu untersuchen, um zu verstehen, wie sich die Nutzung in diesen beispiellosen Zeiten verändert“, fasst der Wissenschaftler zusammen.

    Originalpublikation:
    Anja Feldmann, Oliver Gasser, Franziska Lichtblau, Enric Pujol, Ingmar Poese, Christoph Dietzel, Daniel Wagner, Matthias Wichtlhuber, Juan Tapiador, Narseo Vallina-Rodriguez, Oliver Hohlfeld, Georgios Smaragdakis (2021): A Year in Lockdown: How the Waves of COVID-19 Impact Internet Traffic. Communications of the ACM, July 2021, Vol. 64 No. 7, Pages 101-108. https://cacm.acm.org/magazines/2021/7/253468-a-year-in-lockdown/fulltext

    Pressestelle der Technischen Universität Berlin, 22.06.2021

  • Konsum von Online-Pornografie unter Jugendlichen weit verbreitet

    Es ist ein Multi-Milliarden-Geschäft: Pornografie ist nahezu überall im Internet präsent, angeblich geht es in jeder vierten Suchanfrage im Netz um explizite Inhalte. Der Konsum also ist enorm. Und so dürfte es kaum verwundern, dass schon Jugendliche gut dabei sind, schließlich sind die Inhalte mit ein paar Klicks erreichbar.

    Neil Thurman, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), hat jetzt zusammen mit Fabian Obster, Statistiker an der Universität der Bundeswehr München, eine Umfrage unter rund 1.000 britischen Jugendlichen gemacht, die auch für Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden Aufschluss über die Situation in Deutschland geben könnte.

    78 Prozent der Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren sind bereits im Netz auf pornografische Inhalte gestoßen. Und zum Teil besuchen sie pornografische Websites nicht eben selten: Der Umfrage zufolge war es im Schnitt sechs Tage her, dass sie auf solchen Seiten unterwegs waren. Viele von ihnen haben sich noch an dem Tag, an dem sie den Fragebogen ausfüllten, Pornovideos oder Galleries angeschaut. Auf einschlägigen kommerziellen Websites sind die Jugendlichen im Schnitt gut zwei Stunden im Monat unterwegs, fast ausschließlich auf dem Handy oder dem Tablet. Auch in Social-Media-Portalen suchen sie nach entsprechenden Videos und Bildern. Pornos zu schauen, ist vor allem Jungens-Sache.

    Geschickt mit VPN und Tor Browser

    In Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada werden gerade gesetzliche Regelungen diskutiert beziehungsweise implementiert, die den Zugang zu legaler Online-Pornografie regeln sollen; einige Maßnahmen sind bereits eingeführt. Das beinhaltet auch Vorschriften, Altersprüfungen vor die Websites zu schalten. Fast die Hälfte der Jugendlichen aber hat der Umfrage zufolge schon VPNs oder den Tor Browser ausprobiert – Tools, mit denen sich die Verbindungsdaten anonymisieren und länderspezifische Restriktionen umgehen lassen.

    „Noch ist der Markt konzentriert, er wird von wenigen global operierenden Firmen beherrscht“, sagt Thurman. Um Minderjährige zu schützen, schlägt der Kommunikationswissenschaftler neben länderspezifischen Maßnahmen vor, Druck auf die weltweit tätigen Pornografie-Anbieter auszuüben und sie so anzuregen, funktionierende Altersprüfungen für jeweils alle Märkte zu gewährleisten, auf denen sie operieren. Gleichzeitig sollten die geplanten Regulierungen wie in Großbritannien Social-Media-Plattformen einbeziehen.

    Publikation:
    Neil Thurman und Fabian Obster: The regulation of internet pornography: What a survey of under-18s tells us about the necessity for and potential efficacy of emerging legislative approaches, Policy & Internet, 2021

    Pressestelle der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), 5.5.2021

  • Erhöhte psychische Belastung bereits während der 1. Welle der COVID-19-Pandemie

    Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung und des Nationalen Forschungsnetzwerks Universitätsmedizin (NUM) haben Studiendaten von weltweit mehr als 70.000 Teilnehmer*innen an Umfragen zu psychischen Belastungen durch die COVID-19-Pandemie ausgewertet und diese mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie verglichen. Die Analysen zeigen moderat erhöhte Belastungen durch depressive und Angst-Symptome in der Allgemeinbevölkerung. Junges Lebensalter, eine schlechte wirtschaftliche Situation sowie ein niedriges Bildungsniveau stellen u. a. Risikofaktoren für eine erhöhte psychische Belastung dar und bieten Ansatzpunkte für präventive Ansätze.

    Die COVID-19-Pandemie stellt für die Allgemeinbevölkerung und insbesondere für spezifische Risikogruppen wie Mitarbeitende im Gesundheitswesen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen eine erhebliche psychische Belastung dar. Eine Forschungsgruppe um Angela Kunzler und Klaus Lieb vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz hat die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit während der 1. Welle der Pandemie untersucht und diese mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie verglichen sowie potenzielle Risiko- und Schutzfaktoren identifiziert. In die Analysen flossen Studienergebnisse zu mehr als 208.000 Teilnehmer*innen aus über 100 wissenschaftlichen Publikationen ein, die bis zum 29.05.2020 veröffentlicht worden waren. Quantitativ konnten hierbei Daten aus 43 Studien zu mehr als 70.000 Teilnehmer*innen zusammengefasst werden (Metaanalysen).

    Die Analyse entstand im Rahmen des Projekts CEOsys (www.covid-evidenz.de) innerhalb des Nationalen Forschungsnetzwerks Universitätsmedizin (NUM) in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Mainz (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie), dem Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung an der LMU München sowie dem Institut für Medizinische Biometrie und Statistik (IMBI) und dem Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM) am Universitätsklinikum Freiburg.

    „Die Studie stellt eine der bisher umfassendsten Analysen der psychischen Auswirkungen der 1. Welle der Pandemie dar“, erklärt die Erstautorin der Studie Angela Kunzler vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz. „Im Vergleich zu Daten aus der Zeit vor der Pandemie konnten wir nachweisen, dass bereits während der 1. Welle der Pandemie moderat erhöhte Belastungen durch depressive Symptome und Ängste in der Allgemeinbevölkerung bestanden, und das weltweit.“ Der Leiter der Studie, Professor Dr. Klaus Lieb, Direktor des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz, ergänzt: „Die Daten unterstreichen, dass auch die psychischen Folgen der COVID-19-Pandemie pandemische Ausmaße annehmen und die psychischen Folgen der Pandemie bei Infektionsschutzmaßnahmen stärker mitberücksichtigt und präventive Ansätze zur Förderung der psychischen Gesundheit und Resilienz verstärkt zum Einsatz kommen müssen.“

    Weitere Analysen zeigten, dass weder die psychische Belastung noch das Stresserleben von Personal im Gesundheitswesen während der ersten Phase der Pandemie verglichen mit präpandemischen Daten erhöht war und sowohl bei Teilnehmer*innen aus der Allgemeinbevölkerung als auch bei Beschäftigten im Gesundheitswesen bestehende psychische Störungen, weibliches Geschlecht und die Sorge, sich zu infizieren, die relevantesten Risikofaktoren für eine psychische Belastung darstellten. Höheres Alter, eine persönlich gute wirtschaftliche Situation und ein höheres Bildungsniveau wurden hingegen als Schutzfaktoren identifiziert.

    „Zuverlässige Daten, wie sich die psychische Belastung bis zur 3. Welle in 2021 weiterentwickelt hat und ob die Belastung auch mit einer erhöhten Rate an psychischen Erkrankungen einhergeht, liegen bisher noch nicht vor“, erklärt Professor Dr. Klaus Lieb. „Erste Daten weisen jedoch darauf hin, dass die Belastungen eher zunehmen. Es sieht so aus, als konnten die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen während der 1. Welle der Pandemie noch gut auf Vorerfahrungen und Ressourcen zurückgreifen. Diese scheinen jetzt zunehmend erschöpft zu sein.“

    Die Forschungsgruppe führt fortlaufend systematische Auswertungen veröffentlichter Studien in der Pandemie durch und arbeitet insbesondere daran, möglichst alle veröffentlichten Studien zu identifizieren und in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen. Dies ermöglicht ein sehr viel differenzierteres Bild, als es einzelne Studien vermitteln können. Die Sorgfalt der Analysen ist Voraussetzung dafür, wissenschaftlich belegte Empfehlungen für präventive Maßnahmen und Interventionen zur Bewältigung psychischer Auswirkungen der Pandemie geben zu können.

    Originalpublikation:
    Angela M. Kunzler, Nikolaus Röthke, Lukas Günthner, Jutta Stoffers-Winterling, Oliver Tüscher, Michaela Coenen, Eva Rehfuess, Guido Schwarzer, Harald Binder, Christine Schmucker, Joerg J. Meerpohl and Klaus Lieb: Mental burden and its risk and protective factors during the early phase of the SARS-CoV-2 pandemic: systematic review and meta-analyses; https://globalizationandhealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12992-021-00670-y

    Pressestelle des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung gGmbH, 4.5.2021

  • Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen legt „Gemeinsame Verständigung“ vor

    Unter dem Vorsitz von Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht und Johannes-Wilhelm Rörig, dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, kamen am 29. Juni erneut über 40 staatliche und nicht-staatliche Spitzenakteure zum Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zusammen. Anderthalb Jahre nach seiner konstituierenden Sitzung legte das Forum nun eine „Gemeinsame Verständigung“ vor. Darin sind konkrete Maßnahmen in fünf Themenkomplexen enthalten. Ziel ist es, Schutz und Hilfen bei sexualisierter Gewalt und Ausbeutung zu verbessern, kindgerechte Gerichtsverfahren zu gewährleisten und die Forschung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt weiter voranzubringen.

    Betroffenenrat beim Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: „Für den Betroffenenrat sind die Zwischenergebnisse des Nationalen Rates eine wichtige Bestandsaufnahme und Bündelung von konkreten nächsten Schritten. Über 35 Jahre ehrenamtliches und professionelles Engagement insbesondere in Fachberatungsstellen, aber auch die vergangenen elf Jahre haben gezeigt, dass der Kampf gegen sexualisierte Gewalt und ihre Folgen nur gelingen kann, wenn klare und kontinuierlich finanzierte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im Mittelpunkt des Handelns müssen zwingend die Beteiligung und die Bedarfe von Betroffenen stehen. Notwendig sind der konsequente Ausbau von spezialisierten Fachberatungsstellen, die umfassende Implementierung von Kinderrechten sowie die inhaltliche Verankerung spezifischer Aspekte des Kinder- und Jugendschutzes – in allen Bereichen der Gesellschaft. Alle Bundesländer sind gefordert, spezielle Strukturen gegen sexualisierte Gewalt zu schaffen. Unser gemeinsames Ziel ist die längst überfällige gesamtgesellschaftliche Verantwortungsübernahme, denn alle Betroffenen haben unabhängig vom Tatkontext das Recht auf Schutz und Aufarbeitung, Unterstützung und Hilfen.“

    Kernpunkte der Gemeinsamen Verständigung im Überblick:

    1. Weiterer Ausbau von Schutzkonzepten und deren konsequente Anwendung
      Schutzkonzepte sind für Einrichtungen und Organisationen, die Kinder und Jugendliche betreuen, zentral, um sie vor sexueller Gewalt zu schützen und Aufdeckung von Gewalttaten zu fördern. Daher hat der Nationale Rat über die Gelingensbedingungen (insbesondere gute Rahmenbedingungen, Qualifizierung, Partizipation und Vernetzung) beraten. Die Länder bekräftigen diese Anstrengungen mit einem Beschluss zur Umsetzung von Schutzkonzepten in Schulen.
    1. Vernetzte Hilfen für Unterstützung von Betroffenen
      Die Kompetenzen unterschiedlicher Berufsgruppen spielen bei der Aufdeckung sexualisierter Gewalt und zur wirksamen Hilfe eine wichtige Rolle. Die Systeme der Kinder- und Jugendhilfe sowie des Gesundheitswesens und der Sozialen Entschädigung müssen gut zusammenarbeiten und Kinder und mögliche Gewaltkontexte mit geschultem Blick betrachten. Die verbesserte Qualifizierung und Vernetzung dieser Akteure sollen dazu dienen, Gefahren für Kinder schneller zu erkennen und entsprechend zu helfen.
    1. Kindgerechte gerichtliche Verfahren qualifizieren Entscheidungen
      Der Nationale Rat möchte die Rahmenbedingungen für Vernehmungen und Anhörungen im familiengerichtlichen und im Strafverfahren verbessern. Dazu wurden Praxishilfen für kindgerechte Verfahren entwickelt. Die Länder bekräftigen diese Anstrengungen mit einem Beschluss zur besseren Umsetzung der Videovernehmung.
    1. Schutz vor Ausbeutung und internationale Kooperation
      Der Nationale Rat verfolgt das Ziel, die Identifizierung von minderjährigen Betroffenen des Menschenhandels strukturell zu befördern. Außerdem sollen spezifische Hilfen wie bedarfsgerechte Unterbringungsangebote verbessert und die Zusammenarbeit von Fachkräften gestärkt werden. Die neue Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz soll mit dem Nationalen Rat Schutzkonzepte für den digitalen Raum erarbeiten, um Kinder und Jugendliche besser vor sexueller Ausbeutung zu schützen. Zur organisierten und rituellen Gewalt sollen Maßnahmen zur Aufklärung und Sensibilisierung vorangebracht werden.
    1. Leitlinien für die Konzeption von Häufigkeitsforschung zu (sexueller) Gewalt
      Der Nationale Rat hat den Bedarf für eine verbesserte Datengrundlage zu Ausmaß und Erscheinungsformen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche identifiziert und sich auf konkrete Leitlinien für die Konzeption von Häufigkeitsforschung verständigt. Sie sollen helfen, mehr Wissen über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu generieren. Das ist die Grundlage guter politischer Entscheidungen.

    Über den Nationlaen Rat

    Dem Nationalen Rat gehören Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft, Betroffene sowie Verantwortliche aus der Zivilgesellschaft und der Fachpraxis an. Das Gremium auf Spitzenebene und fünf thematische Arbeitsgruppen umfassen insgesamt etwa 300 Mitwirkende. Sie alle wollen das bestehende Ausmaß an sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht hinnehmen und haben sich zum gemeinsamen Ziel gesetzt, sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und deren Folgen dauerhaft entgegenzuwirken. Seit der Konstituierung des Nationalen Rates am 2. Dezember 2019 durch das Bundesfamilienministerium und den Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs hat der Nationale Rat in fünf thematischen Arbeitsgruppen getagt: Schutz, Hilfen, Kindgerechte Justiz, Schutz vor Ausbeutung und internationale Kooperation sowie Forschung und Wissenschaft.

    Die „Gemeinsame Verständigung“ des Nationalen Rates finden Sie unter:
    https://www.nationaler-rat.de/ergebnisse

    Weitere Informationen unter:
    https://www.nationaler-rat.de/
    https://beauftragter-missbrauch.de/

    Pressestelle des Bundesfamilienministeriums, 30.6.2021

  • Video-Beratung für Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen

    Um Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen auch während Corona und danach beraten zu können, hat die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) bereits letzten Sommer die Online-Beratungsplattform PlayChange veröffentlicht. Nun kommt mit einer Video-Beratung ein neues Modul hinzu, das über www.playchange.de schnell und einfach zu erreichen ist.

    Der Vorteil der Video-Beratung ist, dass sie einem normalen Beratungsgespräch vor Ort sehr nahe kommt. Beratende und Hilfesuchende können Mimik und Gestik des Gegenübers sehen, sie können gemeinsame Notizen aufschreiben und Dokumente austauschen. Und dies streng vertraulich und datenschutzsicher nach der Datenschutzgrundverordnung. Für den Zugang zur kostenlosen und anonymen Beratung über PlayChange ist lediglich eine kurze Registrierung nötig, die mit einer Pseudo-E-Mail-Adresse erfolgen kann. Konrad Landgraf, Geschäftsführer der LSG und Suchtexperte: „Mit der Video-Beratung haben wir einen weiteren wichtigen Baustein in unserem Beratungs-Portfolio. Manche Hilfesuchende bevorzugen nach wie vor den Face-to-Face-Kontakt, was während Corona oftmals nicht möglich ist. Mit unserer Video-Beratung bauen wir diese Hürde weiter ab. Und auch im Hinblick auf die Legalisierung des Online-Glücksspiels in Deutschland ab Juli ist Online-Beratung zunehmend wichtiger.“

    PlayChange richtet sich an Menschen, die Probleme durch Glücksspiel haben und wahrnehmen, die Kontrolle über ihr Spielverhalten zu verlieren oder bereits verloren zu haben. Landgraf: „Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sie mehr Zeit mit Glücksspielen verbringen als sie sich vorgenommen haben oder mehr Geld einsetzen als sie eigentlich wollten. Oder wenn sie das Ausmaß des Glückspielens verheimlichen oder immer weiterspielen, um Verluste wieder hereinzuholen.“

    Natürlich können und sollen sich auch Angehörige über PlayChange an die LSG wenden, wenn sie der Meinung sind, dass jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis Probleme mit übermäßigem Glücksspielen hat, oder sie mit der Situation allein nicht mehr klarkommen. Landgraf: „Gerade Angehörige merken oft, dass etwas nicht stimmt. Sie trauen sich aber häufig nicht, etwas zu unternehmen, oder wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen. Auch für sie bieten wir mit PlayChange eine gute Lösung an, ohne dass sie in eine Beratungsstelle gehen müssen.“

    Landgraf hofft, dass sich durch das neue Video-Modul noch mehr Betroffene und Angehörige trauen, sich Hilfe zu suchen. Und der Suchtexperte betont auch die fachliche Qualität der Beratung an sich: „Die gesamte Beratung auf der Plattform PlayChange wird von Expertinnen und Experten der Fachstellen für Glücksspielsucht durchgeführt.“

    In Bayern zeigen unter Berücksichtigung der sechs aktuellsten Bevölkerungsumfragen 33.000 Menschen ein pathologisches und weitere 35.000 ein problematisches Glücksspielverhalten. Der durchschnittliche Schuldenstand pathologisch Spielender beträgt 25.000 Euro.

    Über die LSG

    Die Landesstelle Glücksspielsucht koordiniert bayernweit Prävention, Forschung, Beratung und Hilfe rund um das Thema pathologisches Glücksspielen. Sie besteht seit Juni 2008 und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert. Kooperationspartner sind die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), der Betreiberverein der Freien Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern für die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern e.V. und das IFT Institut für Therapieforschung München. Die LSG arbeitet fachlich unabhängig und ist nicht weisungsgebunden.

    Pressestelle der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG), 2.6.2021

  • Traumaberatung in psychosozialen Arbeitsfeldern

    Verlag Barbara Budrich/utb., Opladen & Toronto 2021, 347 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-3-825-25606-7, auch als E-Book erhältlich

    In allen Bereichen der (psycho)sozialen Arbeit sind Fachkräfte häufig mit traumatisierten Menschen konfrontiert, was gerade für Berufsanfänger*innen und Studierende in der Praxisphase oft eine große Herausforderung darstellt. Sie benötigen daher besondere Kompetenzen und ein fundiertes Wissen über Traumatisierungen. In diesem grundlegenden Buch erhalten (angehende) psychosoziale Fachkräfte methodische Hilfen und Informationen zu Traumata sowie zu sozialwissenschaftlichen und gesundheitsbezogenen Konzepten.

  • Er war ein Wegbereiter der deutschen Suchthilfe 

    Am 1. Juni 2021 verstarb Ernst Knischewski im Alter von 96 Jahren in Kassel. Er war Diakon und Sozialarbeiter. Seit der Gründung des Gesamtverbandes für Suchthilfe (GVS) im Jahr 1957 war Herr Knischewski bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1990 Geschäftsführer des GVS. Zugleich war er Referent der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD in Stuttgart und von 1958 bis 1985 außerdem Geschäftsführer des damaligen Verbandes der Trinkerheilstätten, des heutigen Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V. (buss).

    Dass Sucht als Krankheit mit Beschluss des Bundessozialgerichts in Kassel vom 18.06.1968 anerkannt wurde, war ein bahnbrechender Erfolg in der Suchthilfe und auch einer der größten von Herrn Knischewski, da er mit der Unterstützung von Prof. Dr. jur. Otto E. Krasney wesentlichen Anteil daran trug. Für das laufende sozialgerichtliche Verfahren hatten sie bestehende Urteile und juristische Gutachten gesammelt und damit anhaltende Argumentationshilfe geleistet.

    Herr Knischewski erkannte frühzeitig, dass die Suchthilfe sich zusätzlich zur Behandlung von Alkoholismus um spezielle Angebote für die Konsumenten von illegalen Drogen kümmern musste. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Erfahrungen und Möglichkeiten der Suchtbehandlung nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. So besuchte er u. a. Neuseeland, die Fidschi-Inseln, Australien, Südafrika, Norwegen, Schweden und Japan für Austauschgespräche. Er schaffte Schnittstellen und initiierte Vernetzungen. Dass Suchtkrankheit und ihre Behandlung als Themen in die Öffentlichkeit traten, geht auch auf ihn zurück. Im NICOL-Verlag, der beim GVS gegründet wurde, erschienen Fachbücher zur Sucht und Verteil-Materialien. Das fortan über viele Jahre regelmäßig erscheinende Fachorgan PARTNER-Magazin ging an den Start.

    Herr Knischewski hatte immer auch die Mitarbeiter*innen in der Suchtbehandlung im Blick. Dass sie Entlastungs- sowie Qualifizierungsmöglichkeiten benötigen, stand für ihn schon früh außer Frage. Der GVS begann daher schon recht bald mit der Entwicklung eines umfangreichen Fort- und Weiterbildungsangebotes für hauptamtlich Mitarbeitende aus der Suchthilfe und führt dies auch heute noch durch.

    Auch die Sucht-Selbsthilfe lag Herrn Knischewski am Herzen. In diesem Zusammenhang kreuzten sich unsere Wege am 1. September 1985 anlässlich meiner Einstellung beim GVS. Dort war ich im Dienst des Bundesverbandes der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe tätig, damals noch Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG). Deren Gründung hatte Herr Knischewski 1978 unterstützt. Es war ihm wichtig, den für die damalige Zeit noch relativ neuen Selbsthilfeansatz in der Suchthilfe zu unterstützen, indem er die Ehrenamtlichen von administrativen Aufgaben entlastete. Die Betroffenenkompetenz sah er als weitere Säule in der Behandlung und Begleitung suchtkranker Menschen und ihrer Angehörigen.

    Als mittlerweile langjährige Mitarbeiterin beim Bundesverband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe erinnere ich mich mit hoher Achtung und in Verbundenheit an Ernst Knischewski. Stets war es ihm wichtig, Menschen bei der Umsetzung von Zielen mitzunehmen. So wirkte er mit beim Aufbau eines stabilen Fundaments, aus dem sich das heutige differenzierte und spezialisierte Behandlungssystem in der Suchthilfe entwickeln konnte. Ernst Knischewski war eine außergewöhnliche Persönlichkeit – engagiert und empathisch, mit einer hohen Fachlichkeit und geerdet im christlichen Glauben.

    Ute Krasnitzky-Rohrbach
    Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe
    Bundesverband e.V.

  • Hilfe für junge Menschen mit Gewalterfahrungen

    Auf der Website www.du-auch.de finden Kinder und Jugendliche Informationen zum Thema Trauma nach Gewalterfahrung. Das neue Infoportal geht auf die Initiative eines Verbunds von Psychologinnen und Psychologen an deutschen Universitäten unter der Leitung der Goethe-Universität zurück und soll jungen Menschen mit Gewalterfahrungen helfen, die Folgen der Lockdown-Zeit zu bekämpfen.

    Durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen hat sich der Alltag der Menschen massiv verändert. Die psychologischen Folgen sind zum Teil gravierend: Familien fühlen sich stark belastet, Kinder sind nachweislich einer höheren Gefährdung ausgesetzt. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche verstärkt körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Zugleich hat sich durch die Pandemie die Erreichbarkeit betroffener Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien aber verschlechtert. Das neue Online-Angebot www.du-auch.de soll helfen, die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und sexuellen Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung zu verbessern.

    Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt BESTFORCAN (https://www.ku.de/bestforcan), dessen Gesamtleitung Regina Steil von der Goethe-Universität Frankfurt innehat, hat die Seite www.du-auch.de ins Leben gerufen, um Jugendliche direkt ansprechen zu können. So sollen sie leichter Zugang zu psychotherapeutischen Maßnahmen finden – insbesondere zu einer evidenzbasierten Intervention, der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie „LOT – Leben ohne Traumafolgen“. Auf der Seite www.du-auch.de finden Jugendliche – altersgerecht und übersichtlich gegliedert – in kurzen Texten Informationen dazu, was sie tun können, wenn sie selbst – oder ein Freund oder eine Freundin – Opfer von Gewalt geworden sind.

    Die Seite ist vor allem für die Mobilnutzung mit dem Smartphone konzipiert – funktioniert aber auf dem PC. Sie bietet direkte Links zu Hilfsportalen wie der „Nummer gegen Kummer“ und dem „Hilfstelefon sexueller Missbrauch“. Darüber hinaus wird erklärt, wie eine LOT-Therapie helfen kann und warum es einem nicht peinlich sein muss, mit Fremden über schwierige Dinge zu sprechen. Eigens produzierte Filme im Graphic Novel-Stil erzählen die Geschichte der 14-jährigen Sara, die es schafft, sich trotz eines sehr traumatischen Erlebnisses nach einer Therapie wieder besser zu fühlen.

    Neu und wichtig: Die Seite bietet eine direkte Kontaktmöglichkeit per WhatsApp oder Telefon zu Kinderpsychologinnen und -psychologen, die Jugendlichen bei der Suche nach einem LOT-Therapieplatz helfen. Deutschlandweit wurden Fachkräfte in dieser besonderen Traumatherapie geschult – und es gibt aktuell noch freie Plätze. „Es wäre schön, wenn das neue Angebot und die Information, dass es in dem Projekt noch freie Therapieplätze gibt, Verbreitung fände“, sagt Regina Steil, Apl.-Professorin an der Goethe-Universität und Leiterin des Frankfurter Teilprojekts. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen dürften nicht alleine gelassen werden.

    Goethe-Universität Frankfurt am Main, 15.06.2021