Kategorie: Kurzmeldungen

  • Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch globale Krisen belastet

    Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist auch Jahre nach der Corona-Pandemie noch deutlich schlechter als vor der Pandemie. Das zeigen die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde der COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Hatte sich das psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen nach der Pandemie zunächst verbessert, setzte sich dieser Trend im Herbst 2024 nicht weiter fort – insgesamt berichten etwa fünf Prozent mehr Kinder und Jugendliche über eine schlechtere psychische Gesundheit als vor der Pandemie.

    21 Prozent der jungen Menschen berichten von einer anhaltenden Beeinträchtigung der Lebensqualität, 22 Prozent leiden weiterhin unter psychischen Auffälligkeiten. Vor allem die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel bereiten den Kindern und Jugendlichen Sorgen.

    „Unsere COPSY-Studie zeigt eine signifikante Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu Beginn der Pandemie und eine langsame Verbesserung in den Folgejahren. Doch jetzt stellen wir fest, dass diese Zahlen stagnieren und im Vergleich zu präpandemischen Daten immer noch hoch sind. Inzwischen wird das Wohlbefinden nicht mehr durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt. Jetzt beeinflussen Ängste, insbesondere im Zusammenhang mit globalen Konflikten und der Klimakrise, die Lebensqualität und das Wohlbefinden. Wir konnten feststellen, dass Risikofaktoren wie sozioökonomische Benachteiligung die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme erhöhen, während Kinder und Jugendliche, die optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft schauen und sich von ihrem sozialen Umfeld gut unterstützt fühlen, besser geschützt sind“, fasst Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie und Direktorin der Forschungssektion Child Public Health der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE die aktuellen Studienergebnisse zusammen.

    Lebensqualität und psychische Gesundheit im Verlauf

    Die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen verschlechterte sich zu Beginn der Pandemie im Vergleich zu den präpandemischen Daten (der BELLA-Studie im Zeitraum von 2014 bis 2017) deutlich. Insbesondere im Winter 2020/21, während des zweiten bundesweiten Lockdowns, berichtete fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (48 Prozent) über eine geminderte Lebensqualität. In den Jahren 2022 und 2023 verbesserte sich die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen dann wieder. Dieser Trend setzte sich jedoch im Herbst 2024 (siebte Befragungsrunde) nicht fort. 21 Prozent der jungen Menschen gaben weiterhin eine geminderte Lebensqualität an. Damit liegt die Prävalenz immer noch etwa fünf Prozent über den Werten vor der Corona-Pandemie.

    Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den psychischen Auffälligkeiten. Sie haben im Pandemieverlauf zunächst deutlich auf 30 Prozent zugenommen und gingen dann in den Jahren 2022/23 wieder zurück. Heute leiden immer noch 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter psychischen Auffälligkeiten, das sind ebenfalls etwa fünf Prozent mehr als vor der Pandemie.

    „Neben der Lebensqualität und allgemeinen psychischen Auffälligkeiten haben wir auch spezifische psychische Belastungen wie Angstsymptome und depressive Symptome untersucht und dabei einen sehr ähnlichen Verlauf festgestellt. Ein weiteres zentrales Thema ist die Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen: 21 Prozent der Befragten gaben an, sich einsam zu fühlen – vor der Pandemie waren es lediglich 14 Prozent“, erklärt Dr. Anne Kaman, stellvertretende Leiterin der Forschungssektion Child Public Health der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE.

    Deutliche Zunahme der Besorgnis über globale Themen wie Kriege und Klimawandel

    Im Herbst 2023, in der sechsten Befragungsrunde, gab etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen an, sich in unterschiedlichem Maße Sorgen über verschiedene Krisen zu machen, insbesondere über globale Konflikte wie Kriege, Terrorismus, die Wirtschafts- und die Klimakrise. Ein Jahr später ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die sich diesbezüglich Sorgen machen, signifikant gestiegen. 72 Prozent der Befragten gaben an, sich wegen der aktuellen Kriege und Terrorismus zu sorgen, 62 Prozent wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit und 57 Prozent wegen der Klimakrise. Diese krisenbezogenen Ängste stehen im engen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für psychische Belastungen.

    Im Gegensatz zu diesen neuen globalen Sorgen sind die Bedenken über die COVID-19-Pandemie in diesem Zeitraum deutlich zurückgegangen. Im Herbst 2024 gaben nur noch 15 Prozent der Befragten an, sich deshalb zu sorgen.

    Intaktes soziales Umfeld schützt vor psychischen Beeinträchtigungen

    Kinder mit starken sozialen und familiären Ressourcen haben eine bessere psychische Gesundheit und sind weniger von Ängsten und depressiven Symptomen betroffen. Dagegen sind Kinder, die aus Familien mit geringem Bildungsniveau stammen, die in beengten Wohnverhältnissen aufwachsen und deren Eltern psychisch belastet sind, im Hinblick auf ihre psychische Gesundheit besonders gefährdet.

    Einfluss sozialer Medien

    Die COPSY-Studie zeigt auch, dass ein Drittel (32 Prozent) der Kinder und Jugendlichen in sozialen Medien regelmäßig mit belastenden Inhalten wie ungefilterte Nachrichten über Krisen konfrontiert wird. Ein Fünftel fühlt sich durch Ausgrenzung und Abwertung in sozialen Medien zusätzlich belastet. Die Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien machen, können ebenfalls dazu beitragen, dass sie sich psychisch belastet fühlen.

    Über die Studie

    In der COPSY-Studie untersuchen die UKE-Forschenden die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie und globaler Krisen auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Insgesamt haben 2.865 Familien mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 22 Jahren an mindestens einer Befragungswelle der COPSY-Studie von Mai 2020 bis Oktober 2024 teilgenommen. Die 11- bis 22-Jährigen füllten ihre Online-Fragebögen selbst aus. Für die 7- bis 10-Jährigen antworteten die Eltern. Die Mehrheit der Eltern hatte einen mittleren Bildungsabschluss. Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen hatte einen Migrationshintergrund und ein Fünftel der Eltern war alleinerziehend.

    Originalpublikation:
    Kaman, A, Ravens-Sieberer, U, et. al. Youth Mental Health in Times of Global Crises: Evidence form the Longitudinal COPSY Study, Preprint, 2024.
    Kaman, A, Ravens-Sieberer, U, et. al. Mental Health of Children and Adolescents in Times of Global Crises: Findings form the Longitudinal COPSY Study from 2020 to 2024, Preprint, 2024.

    Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 4.12.2024

  • Jeder siebte Schüler hat schon Nikotinbeutel probiert

    Neuer Rauschmittel-Trend bei Jugendlichen: Jeder siebte Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren hat schon einmal Nikotinbeutel probiert. Bei Jungen ist der Konsum stärker ausgeprägt als bei Mädchen, obwohl das Rauschmittel in Deutschland nicht legal verfügbar ist. Das ist das Ergebnis des DAK-Präventionsradars. Die Daten zeigen, dass Jugendliche mit einem niedrigen sozialen Status eher zum Beutel greifen als Teenager aus höheren sozialen Schichten. Experten warnen vor Gesundheitsrisiken und einer frühen Nikotinabhängigkeit junger Menschen. DAK-Chef Storm fordert mehr Kontrollen von Online-Shops zum Schutz der Kinder und Jugendlichen.

    Nikotinbeutel sind kleine tabakfreie Päckchen aus Pflanzenfasern mit meist weißem Pulver, die Nikotinsalz enthalten. Sie werden unter die Oberlippe geschoben, so dass das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Die Nikotindosis kann variieren und hoch sein. Weil kein Rauch oder Dampf entsteht, können Nikotin-Pouches unauffällig und überall konsumiert werden. Seit 2021 fallen Nikotinbeutel in Deutschland unter das Lebensmittelgesetz und dürfen aufgrund des hohen Nikotingehalts nicht mehr legal verkauft werden. Trotzdem werden Nikotinbeutel in Online-Shops zum Verkauf angeboten.

    „Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen. Wir brauchen mehr Kontrollen von Online-Shops, damit Nikotinbeutel nicht im Internet frei verfügbar sind“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wichtig ist auch die Aufklärung der Eltern und Lehrkräfte über die gesundheitlichen Risiken von Nikotinprodukten. Wir brauchen einen Schulterschluss zwischen Eltern, Schulen und Beratungsstellen.“

    Der DAK-Präventionsradar belegt, dass jeder siebte Schüler und jede zehnte Schülerin im Alter von 16 oder 17 Jahren schon mindestens einmal Nikotinbeutel konsumiert hat. So machten 15 Prozent der Schüler und zehn Prozent der Schülerinnen diese Angabe im Fragebogen des Präventionsradars. Für den DAK-Präventionsradar wurden 2022 und 2023 rund 12.700 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt. Die Umfrage wurde von Lehrkräften an 83 Schulen und 927 Klassen mithilfe von Fragebögen in 14 Bundesländern durchgeführt.

    „Das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin ist grundsätzlich extrem hoch. Für Heranwachsende ist die suchtauslösende Wirkung von hochdosierten Nikotinbeuteln brandgefährlich: Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich in späteren Lebensjahren – mit allen gravierenden negativen gesundheitlichen Folgen“, so Professor Reiner Hanewinkel, Leiter des IFT-Nord, das den DAK-Präventionsradar wissenschaftlich realisiert.

    Nikotinbeutel können, wie andere Nikotinprodukte, vielfältige Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel Kopfschmerzen, Benommenheit, Herzpochen, Schwindel und Übelkeit. „Das Vorhandensein von krebserregenden Stoffen in Nikotinbeuteln ist sehr problematisch. Zudem sind gesundheitliche Probleme in Mund, Rachen und Hals wahrscheinlich“, so Hanewinkel. „Es ist zu hoffen, dass Nikotinbeutel auch in Zukunft nicht im Handel frei erhältlich sind, damit kein weiteres gesundheitsschädliches und für Kinder und Jugendliche attraktives Nikotinprodukt legal auf den deutschen Markt kommt.“

    Die Auswertung der Daten zeigt, dass Schülerinnen und Schüler mit einem niedrigen Sozialstatus häufiger Nikotinbeutel konsumieren als Jugendliche mit einem hohen Status. So sind Nikotinbeutel an Gymnasien weniger verbreitet als in anderen Schulformen. Neben dem Status und der Schulform begünstigt eine hohe individuelle Risikobereitschaft den Griff zum Beutel. Die Studie legt außerdem offen, dass fast alle Kinder und Jugendliche, die schon einmal Nikotinbeutel konsumiert hatten, auch mit anderen nikotinhaltigen Produkten wie Zigaretten, E-Zigaretten oder Wasserpfeifen experimentiert hatten. Ab einem Alter von 13 Jahren nimmt dieser Mischkonsum deutlich zu.

    Weitere Informationen: dak.de/nikotinbeutel

    Pressestelle der DAK Gesundheit, 18.12.2024

  • Cannabiskonsum

    Eine Zunahme psychischer Störungen und Verhaltensstörungen durch Cannabiskonsum in der deutschen Bevölkerung haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie festgestellt. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2009 und 2021 stieg zudem der Anteil der Cannabiskonsument:innen in der Allgemeinbevölkerung, und die registrierten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen Besitzes geringer Mengen an Cannabis nahmen zu. Relativ gesehen war der Anstieg in den einzelnen Kategorien bei Konsument:innen zwischen 35 und 59 Jahren am stärksten ausgeprägt, während er bei Minderjährigen eher stagnierte. Cannabiskonsum und Gesundheitsprobleme scheinen nach den Ergebnissen der Studie zudem in den nördlichen Bundesländern und den Stadtstaaten stärker ausgeprägt zu sein, während bei Straftaten in diesem Zusammenhang kein eindeutiger geografischer Trend zu beobachten war. Ihre Studienergebnisse haben die Forschenden im Fachmagazin European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience (EAPC) veröffentlicht.

    Die Wissenschaftler:innen griffen für ihre Untersuchung auf bevölkerungsbezogene Erhebungen zum Cannabiskonsum sowie Routinedaten zurück. Letztere umfassen die Diagnosen in Verbindung mit Cannabiskonsum in ambulanten medizinischen Einrichtungen sowie Bagatelldelikte hinsichtlich des Besitzes von Cannabis. „Die Nachfrage nach ambulanten Behandlungen im Zusammenhang mit Cannabis ist stärker gestiegen als die Zahl der Konsument:innen, was eine zunehmende Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellt. Auch die gestiegenen Raten für dokumentierte Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz müssen hinsichtlich der nun gesetzlich verankerten rückwirkenden Erlassung von Strafen bei der Bewertung dieser jüngsten Gesetzesänderungen in den Blick genommen werden“, sagt Dr. Jakob Manthey, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE.

    Originalpublikation:
    Manthey, Klinger, Rosenkranz et al. Cannabis use, health problems, and criminal offences in Germany: national and state-level trends between 2009 and 2021. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience. 2024. DOI: doi.org/10.1007/s00406-024-01778-z

    Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 2.5.2024

  • Liberalisierung von medizinischem Marihuana in den USA

    Die Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke hat sich in den USA kaum auf die psychische Gesundheit der breiten Bevölkerung ausgewirkt. Aber die Legalisierung zu Therapiezwecken nützt denen, für die sie gedacht ist. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschern der Universität Basel.

    In den USA wurde der Zugang zu Marihuana seit Mitte der 1990er Jahre in den meisten Bundesstaaten erleichtert – sei es durch die Freigabe für medizinische Zwecke oder durch eine Entkriminalisierung des Freizeitkonsums. Die Liberalisierung bleibt jedoch umstritten, und die Auswirkungen auf das Wohlbefinden einzelner Personengruppen sowie der therapeutische Wert von Marihuana werden weiterhin kontrovers diskutiert. Während die einen negative Folgen durch Abhängigkeit befürchten, überwiegt für andere der mögliche medizinische Nutzen für Personen, die unter chronischen Schmerzen, Übelkeit oder Krämpfen leiden. Ob die medizinische Cannabisgesetzgebung in den USA die Situation für kranke Menschen verbessert und ob sie sich negativ auf die psychische Gesundheit der Gesamtbevölkerung auswirkt, haben Basler Forscher nun in einer neuen Studie untersucht.

    Wahrscheinlichkeitsbasierte Analyse

    Für ihre Analyse haben die Forscher zwei große Datensätze zusammengeführt: Zum einen sind dies Daten von fast acht Millionen Personen, die zwischen 1993 und 2018 im Rahmen des „Behavioral Risk Factor Surveillance System“ an Telefonbefragungen teilgenommen haben, in denen unter anderem das psychische Wohlbefinden erfasst wird. Zum anderen handelt es sich um Daten aus dem „National Survey on Drug Use and Health“, der Informationen zu gesundheitsbezogenen Themen wie Drogenkonsum in den USA sammelt.

    Mittels statistischer Zuordnungen bildeten die Forscher verschiedene Gruppen. Die Gruppen umfassen Personen, die hinsichtlich des Konsums von Marihuana entweder mit hoher Wahrscheinlichkeit abstinent sind, Marihuana als Freizeitdroge verwenden oder es aus medizinischen Gründen konsumieren. Weiter konnten Personen identifiziert werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unter chronischen Schmerzen leiden. Die psychische Gesundheit wurde anhand einer Selbsteinschätzung erfasst, bei der die Befragten die Anzahl Tage angaben, an denen sie im Vormonat psychische Probleme hatten.

    Positive Effekte bei therapeutischem Konsum

    Mit Hilfe statistischer Verfahren konnten die Forscher die Auswirkungen einer gesetzlichen Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke abschätzen. Das Resultat: Der erleichterte Zugang verbessert die psychische Gesundheit bei Personen, die Marihuana aus medizinischen Gründen konsumieren. Dasselbe gilt für Personen, die mit großer Wahrscheinlichkeit unter Schmerzen leiden. Die Studienautoren schätzen, dass diese beiden Gruppen durch die Gesetzesänderung pro Monat 0,3 Tage weniger in schlechter psychischer Verfassung verbringen.

    Gleichzeitig fanden die Forscher keinen Effekt auf die mentale Gesundheit von Freizeitkonsumenten oder auf jüngere Bevölkerungsgruppen. „Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass die Gesetzgebung zu medizinischem Cannabis in den USA den Menschen nützt, für die sie gedacht ist, ohne anderen Gruppen zu schaden“, fasst Studienleiter Prof. Dr. Alois Stutzer von der Universität Basel zusammen.

    Originalpublikation:
    Jörg Kalbfuss, Reto Odermatt, Alois Stutzer
    Medical marijuana laws and mental health in the United States
    Health Economics, Policy and Law (2024)
    doi: 10.1017/S1744133124000033

    Pressestelle der Universität Basel, 4.4.2024

  • 11. Alternativer Drogen- und Suchtbericht erschienen

    Die Cannabis-Teillegalisierung ist eines der Themen, mit denen die scheidende Ampelkoalition in Erinnerung bleiben wird. Wie die drogenpolitische Bilanz der Regierung insgesamt ausfällt, darüber gibt der aktuelle 11. Alternative Drogen- und Suchtbericht (ADSB) Aufschluss. Im Bericht, der am 18. Dezember online vorgestellt wurde, kommen Expert:innen aus der Suchtprävention, -hilfe und -forschung zu Wort, darunter Expert:innen der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

    Der ADSB wird jährlich vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik akzept e. V. herausgegeben, dessen Vorsitzender Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt UAS ist. Der Bericht soll Unzulänglichkeiten der nationalen Drogenpolitik und evidenzbasierte Wege für ihre Weiterentwicklung aufzeigen. „Die aktuelle Ausgabe zeigt, dass die Drogenpolitik zwar in mancher Hinsicht vorangekommen ist, aber viele Verabredungen im Koalitionsvertrag nur unzureichend umgesetzt wurden. Versäumt wurden vor allem grundlegende Präventionsschritte in Bezug auf Alkohol, Tabak und Medikamente sowie die Einführung der lizensierten Verkaufsstellen für Cannabis“, so Stöver.

    Redaktionell verantwortet haben diese Ausgabe neben Stöver Ulla-Britt Klankwarth, ebenfalls ISFF, Nina Pritszens, stellvertretende akzept-Vorsitzende und vista gGmbH-Geschäftsführerin, sowie Christine Kluge Haberkorn von akzept. Auf rund 130 Seiten betrachten Expert:innen in Fachbeiträgen unter anderem die grundsätzliche Ausrichtung und Strukturen der Drogenpolitik. So kritisieren Stöver und Dr. Ingo Ilja Michels, ebenfalls ISFF, in einem Beitrag die „Antidrogenpolitik“ in Bezug auf andere psychoaktive Substanzen als Cannabis. Sie argumentieren, das Verbot dieser Drogen schädige mehr als der legale Konsum, und fordern eine Entkriminalisierung.

    Berliner Drug-Checking-Bilanz und erwarteter Anstieg bei synthetischen Opioiden

    Als Kernthemen behandelt der diesjährige ADSB:

    • offene Fragen aus der Teillegalisierung von Cannabis,
    • mögliche Maßnahmen in Bezug auf den Crack-Konsum,
    • die Frage, inwieweit Deutschland auf synthetische Opioide vorbereitet ist,
    • und die Drug-Checking-Praxis.

    So blicken Expert:innen der vista gGmbH, einem freien Träger der Drogen- und Suchthilfe, mit ihren Kooperationspartner:innen auf ein Jahr Berliner Drug-Checking-Modellprojekt zurück. Für die flächendeckende Einführung der Möglichkeit, psychoaktive Substanzen legal auf Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen prüfen zu lassen, hat die scheidende Regierung rechtliche Grundlagen geschaffen. Bisher fehlt aber die Umsetzung durch die Länder weitestgehend. Die hohe Anzahl auffälliger Proben (47,2 Prozent), vor denen gewarnt wurde, zeige die Notwendigkeit von Drug-Checking als Maßnahme zur Schadensminimierung und zum Gesundheitsschutz, ziehen die Berliner Projektmitarbeitenden Bilanz.

    Adressiert wird auch das mögliche künftig verstärkte Aufkommen von synthetischen Opioiden wie Fentanyl in Deutschland als Folge des Wegfalls des Opiumanbaus in Afghanistan. So verweisen die Suchthilfe-Expert:innen Nina Pritszens, Dirk Schäffer und Dr. med. Maurice Cabanis in einer Analyse der geplanten Neuregelung zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung auf deren Wichtigkeit. Auch „Take-Home-Naloxon“ könnte als risikominimierende Maßnahme eine Rolle spielen. Das Nasenspray rettet bei Opioid-Überdosen Leben. Mit dem ISFF-Mitarbeitenden Simon Fleißner sowie Maria Kuban und Dirk Schäffer von der Deutschen Aidshilfe regt Suchtforscher Stöver in einem Beitrag die Aufhebung der Verschreibungspflicht und vermehrte Schulungen etwa für Polizist:innen an.

    Anforderungen an eine neue Bundesregierung

    Der aktuelle ADSB beschränkt sich aber wie in den Jahren zuvor nicht nur auf illegalisierte Drogen. Thematisiert werden auch risikomindernde Strategien für den Konsum von legalen Suchtmitteln wie Tabak. Und Jugendliche als Konsumgruppe werden in den Blick genommen. So enthält der Bericht unter anderem Präventionsempfehlungen in Bezug auf den Sedativa-Konsum von jungen Menschen. Das Phänomen ist laut ISFF-Leiter Prof. Dr. Bernd Werse und seinem Co-Autor auch durch die Corona-Krise beeinflusst.

    Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl fasst der akzept-Vorsitzende Stöver zusammen: „Nach langer Durststrecke konnten wir in diesem Jahr einen längst überfälligen drogenpolitischen Paradigmenwechsel vollziehen, welcher nach dem 23. Februar 2025 droht, zunichte gemacht zu werden. Die aktuellen Entwicklungen auf dem Drogenmarkt insbesondere in Bezug auf Crack und synthetische Opioide machen es notwendig, dass schnell und flexibel reagiert wird und Hilfesysteme weiterentwickelt werden. Wir haben keine Zeit, ideologische Debatten zu führen – es braucht pragmatische Lösungen, um Menschenleben zu retten!“

    Der 11. Alternativen Drogen- und Suchtbericht ist auf www.alternativer-drogenbericht.de zu finden und im Verlag Pabst Science Publishers erschienen: gedruckt ( ISBN 978-3-95853-961-7) und als eBook (ISBN 978-3-95853-962-4). www.pabst-publishers.com

    Pressestelle der Frankfurt University of Applied Sciences, 18.12.2024

  • Suchthilfe in Deutschland

    DSHS Jahresbericht 2023

    Der aktuelle Jahresbericht der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) ist am 30.11.2024 veröffentlicht worden. Wie in den Vorjahren werden die wichtigsten aktuellen Ergebnisse der Deutschen Suchthilfestatistik zusammengefasst. Im Jahr 2023 wurden in 897 ambulanten und 156 stationären Einrichtungen, die sich an der DSHS beteiligt haben, 331.537 ambulante Betreuungen und 36.868 stationäre Behandlungen durchgeführt. Die Suchthilfe in Deutschland zählt damit zu den größten Versorgungssystemen im Suchtbereich in Europa und weist eine hohe Qualifizierung und Differenzierung auf.

    Primäres Ziel dieses Jahresberichts ist eine breite Ergebnisdarstellung aktueller Daten der DSHS. Der Bericht bietet neben Informationen zu an der DSHS teilnehmenden Einrichtungen und dem Betreuungsvolumen einen Überblick über störungsbezogene und soziodemographische Merkmale der betreuten/behandelten Klientel sowie zu Merkmalen der Betreuung bzw. Behandlung.

    Ergänzend werden Auswertungen gegliedert nach ausgewählten Hauptmaßnahmen erstellt. Dies sind für das Datenjahr 2023: Ambulante medizinische Rehabilitation (ARS), (Reha-)Nachsorge (NAS), Assistenzleistung im eigenen Wohn- und Sozialraum (AWS), Psychosoziale Begleitbetreuung Substituierter (PSB) sowie Suchtberatung im Justizvollzug (SBJ). Im Sinne einer Kompaktzusammenfassung werden zentrale Parameter einerseits typ- und hauptdiagnosebezogen im Querschnitt visualisiert und darüber hinaus Trendprofile (ab Datenjahr 2017) bereitgestellt.

    Der Jahresbericht und die dazugehörigen Tabellenbände können auf der Website der DSHS heruntergeladen werden.

    Quelle: www.suchthilfestatistik.de, Meldung vom 30.11.2024

    KURZBERICHT 2/2024: Kokainkonsumstörungen in der ambulanten und stationären Suchthilfe

    Zusätzlich zu den Standardanalysen werden aus dem umfangreichen Pool der im Rahmen der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) erhobenen Daten für jährlich wechselnde Sonderauswertungen spezifische Betreuungs- und Behandlungsgruppen ausgewählt und in üblicherweise zwei Kurzberichten pro Jahr dargestellt.

    In Deutschland ist eine wachsende Verfügbarkeit von Kokain und eine zunehmende Anzahl an Konsumierenden zu verzeichnen. Angesichts der zentralen Rolle von psychosozialen Interventionen bei Kokainkonsumstörungen gilt diese Entwicklung als zukünftige Herausforderung für das Suchthilfesystem. Diese Sonderauswertung der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) soll die Personen, die aufgrund von kokainbezogenen Störungen Leistungen der ambulanten und stationären Suchthilfe in Anspruch nehmen, und ihre dortige Versorgung charakterisieren.

    Der Kurzbericht kann auf der Website der DSHS heruntergeladen werden.

    Quelle: www.suchthilfestatistik.de, Meldung vom 4.12.2024

  • Starker Anstieg der Sicherstellungen von Kokain und höherer Konsum

    Der jährliche Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zur Situation illegaler Drogen in Deutschland wurde am 12. Dezember veröffentlicht. Dem neuen Bericht zufolge konsumierten zuletzt 3,6 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahres illegale Drogen (inklusive Cannabis waren es 9,6 Prozent, Befragungszeitpunkt lag vor der Entkriminalisierung). Dabei schwanken die Zahlen zwischen den Bundesländern erheblich: beispielsweise in Berlin 19,3 Prozent und in Sachsen 7,0 Prozent (inklusive Cannabis).

    Der Bericht zeigt den Trend zu einem steigenden Konsum von Kokain sowie anderen Stimulanzien. Innerhalb von sechs Jahren ist der Anteil der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren, die mindestens einmal im Jahr Kokain konsumiert haben, von 0,6 Prozent (2015) auf 1,6 Prozent (2021) gestiegen. Leicht gestiegen ist auch der Anteil von Beratungen und Behandlungen wegen Kokain – ambulant wie stationär. Etwa zehn Prozent der Beratungen und Behandlungen wegen illegaler Substanzen betreffen Kokainkonsumierende. Die meisten der Konsumierenden sind Männer. Die Sicherstellungen von Kokain durch Polizei und Zoll haben ebenfalls einen Rekordwert erreicht: Wurden 2017 noch acht Tonnen Kokain in Deutschland sichergestellt, waren es 2023 43 Tonnen.

    Die gesundheitlichen Folgen des Konsums illegaler Substanzen sind erheblich. So liegt die Zahl der Drogentoten (zuerst im Frühjahr 2024 veröffentlicht) mit 2.227 Fällen im Jahr 2023 auf dem höchsten Wert seit der Datenerfassung. Der riskante Mischkonsum von mehr als einer Droge, ob legal oder illegal, ist besonders gefährlich: In zwei Dritteln aller Drogentodesfälle ist mehr als eine psychoaktive Substanz festgestellt worden.

    Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: „Die Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache: Die Lage ist ernst. Auch in diesen unsicheren Zeiten, in denen Krisen und Kriege viele Menschen beunruhigen, dürfen wir Drogenkonsumierende und Suchtkranke nicht weiter an den Rand der Gesellschaft schieben oder gar ins Unsichtbare. Vielmehr muss die Bekämpfung des illegalen Drogenhandels erfolgreicher werden, mit einem klaren Fokus auf die Organisierte Kriminalität. Wir brauchen einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungsträgern für mehr Prävention, mehr Gesundheitsschutz und eine noch zielgenauere Beratung und Therapie. Wer jetzt stattdessen am Sucht- und Drogenhilfesystem sägt, der sorgt für noch mehr Konsum, riskiert Jugend- und Gesundheitsschutz und spielt auch mit Menschenleben.“

    Esther Neumeier, Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD): „Wir brauchen zukünftig neben den Langzeittrends, mit denen wir die Gesamtsituation wissenschaftlich einschätzen, auch schnellere Wege, um neue Informationen zu gewinnen und weiterzugeben. Dafür notwendig sind mehr und schnellere toxikologische Analysedaten bei Vergiftungen und Todesfällen, aber auch zu aufgefundenen Substanzen. Und eine engere Vernetzung aller Akteure im Bereich der illegalen Substanzen, auf nationaler Ebene und lokal vor Ort – von der Strafverfolgung über das Hilfesystem, bis hin zu den Konsumierenden selbst.“

    Der REITOX-Jahresbericht bietet einen vollständigen Überblick über das Konsumverhalten in der Altersgruppe der 12- bis 64-Jährigen. Darüber hinaus zeigt er die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminderung und Angebotsbekämpfung mit Blick auf illegale Drogen in Deutschland auf und bietet entsprechende Hintergrundinformationen. Auch über den Konsum von Drogen und die Behandlungsmöglichkeiten im Strafvollzug wird berichtet.

    Der REITOX-Jahresbericht 2024 und alle Workbooks sind hier abrufbar: www.dbdd.de

    Gemeinsame Pressemitteilung des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen und des IFT München, Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, 12.12.2024

  • „Fallbeispiel Thomas“ – Kinderschutz verstehen und verbessern

    Auf welche Weise können Fachkräfte unterschiedlicher Professionen und Institutionen zusammenwirken, um Kinder zu schützen? Wie kann Fallarbeit zum Wohl des Kindes gelingen? Forschende der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) vermitteln dieses Fachwissen nun praxisnah in einem multimedialen Projekt, dem „Fallbeispiel Thomas“, und setzen damit ihr Engagement für die Lehre zum Kinderschutz fort. Unter https://goto.frankfurt-university.de/fallbeispiel-thomas ist ein Lernformat für Studierende und für die Fortbildung von Fachkräften in der Jugendhilfe entstanden. Es zeichnet die Lebensgeschichte von Thomas als Fallbeispiel im Kinderschutz mit pseudonymisierten Daten nach.

    Federführend konzipiert und geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Maud Nordstern, Professorin für Kinder- und Jugendschutz an der Frankfurt UAS. Eine der Besonderheiten des Multimedia-Projekts, das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wurde: Nicht nur Expert:innen ordnen den Fall fachlich ein und liefern Hintergrundinformationen. Der heute erwachsene Betroffene berichtet selbst von seinem Lebensweg. Projektleiterin Nordstern: „Thomas eröffnet den Studierenden ein tiefes Verständnis der inneren Welt eines misshandelten Kindes. Seine Beiträge regen zum Überdenken eigener Haltungen an, und der Fallbezug motiviert zur Aneignung des erforderlichen Fachwissens aus Psychologie, Medizin, Recht und Pädagogik.“

    Thomas‘ Geschichte

    Thomas lebt in seiner Kindheit zunächst mit seinen Eltern, die aufgrund ihrer schweren psychischen Erkrankungen nicht in der Lage sind, die Bedürfnisse eines Kindes wahrzunehmen und angemessen zu erfüllen. Er erlebt seelische und körperliche Gewalt. Mit Hilfe engagierter Menschen, Fachwissen und intensiver Elternarbeit eröffnet sich ihm schließlich ein Weg aus dieser Familie. Nach Jahren im Kinderheim wird er ein Pflegekind, darf eine neue und befriedigende Eltern-Kind-Beziehung erleben, die schließlich in eine Adoption mündet.

    Multimediales Lehrbuch für Selbstlernende, Studierende und Fachkräfte

    Zum Fallbeispiel gehören neben privaten Bildern über 80 Videos, die der wissenschaftliche Projektmitarbeiter Benjamin Christ inhaltlich mitentwickelt und aufgezeichnet hat. Darunter finden sich neben Thomas‘ Schilderungen Berichte seiner Pflege- und späteren Adoptiveltern sowie seiner erwachsenen Tochter. Stellungnahmen von Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen zum Fall und Vorlesungen zur Thematik ergänzen diese persönlichen Perspektiven. Fachtexte vermitteln zudem theoretische Hintergründe.

    Projektleiterin Nordstern: „Diese außergewöhnliche Fülle an Perspektiven auf diesen Fall eint die konsequente Bezugnahme aller Mitwirkenden auf das Erleben und die Bedürfnisse des betroffenen Kindes. Damit wird das persönliche Wohl des betroffenen Kindes zum Dreh- und Angelpunkt des Fallverstehens, der staatlichen Intervention, der intensiven Elternarbeit und einer langfristigen Hilfeplanung.“ Darüber hinaus bietet das Projekt mit vielen Übungen den Lernenden die Möglichkeit, das vermittelte Wissen zu verinnerlichen.

    Technisch umgesetzt wurde die Webseite von Léonie Kaminski und Oliver Gubba aus dem Bereich Content Operations der Frankfurt UAS, im Schnitt tätig war Lothar Eichhorn, Mitarbeiter des Fachbereichs soziale Arbeit und Gesundheit an der Frankfurt UAS. Die stellvertretende Projektleiterin war Prof. Dr. iur. Carola Berneiser, Professorin für Familienrecht, Kinder- und Jugendhilferecht sowie Kinderschutz an der Frankfurt UAS. Fachlich beriet das Team die Psychologin Dr. Monika Nienstedt-Westermann, die Thomas und seine Familie begleitet hat.

    Das multimediale Lehrangebot ergänzt den bereits bestehenden Online-Kurs „Interdisziplinärer Kinderschutzfachtag“, den die Forscherinnen Nordstern und Berneiser in Kooperation mit dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen für die Lehre an Hochschulen entwickelt und mit Förderung des Hessischen Kultusministeriums für den Schulbereich erweitert haben.

    Auch der Interdisziplinäre Kinderschutzfachtag hat unter https://goto.frankfurt-university.de/kinderschutzfachtag vor kurzem einen neuen Webauftritt erhalten, der vom Content Operations-Team der Frankfurt UAS umgesetzt wurde. Beide Kurse basieren auf dem „Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre“. Berneiser: „Das nun auch multimedial aufbereitete Fallbeispiel Thomas ergänzt den interdisziplinären Kinderschutzfachtag online in idealer Weise. Am meisten freut es mich, dass wir mit einer eigenen Homepage den niedrigschwelligen Zugang zu diesen wichtigen Inhalten ermöglicht haben.“

    Beide Angebote sind über die gemeinsame Übersichtsseite https://goto.frankfurt-university.de/kinderschutz erreichbar.

    Mehr zum „Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre“

    Das von Prof. Dr. Maud Nordstern und Prof. Dr. Carola Berneiser initiierte „Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre“ gilt mit seiner juristischen, medizinischen, psychologischen und sozialpädagogischen Einführung in die häufigsten Formen der Kindeswohlgefährdung bundesweit als Pilotprojekt. Es wurde teilweise mit Lehrenden der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität entwickelt und erhielt 2019 den renommierten HanseMerkur Kinderschutzpreis.

    Pressestelle der Frankfurt University of Applied Sciences, 14.11.2024

  • Drogenkonsumräume in Deutschland 2023

    Erstmals seit dem Jahr 2017 wurde in Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Aidshilfe e.V. und der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht eine deutschlandweite Erhebung unter den Drogenkonsumräumen (DKR) in Deutschland durchgeführt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 32 DKR zumindest zeitweise betrieben. 29 dieser 32 DKR beteiligten sich an der Erhebung. Sie verfügten über 302 Konsumplätze; die übrigen drei DKR verfügten über weitere 45 Konsumplätze.

    Die teilnehmenden DKR waren im Jahr 2023 regulär circa 47 Stunden pro Woche geöffnet. Dabei hatten nahezu alle DKR regulär montags bis freitags geöffnet, etwas mehr als zwei Drittel auch samstags und gut die Hälfte auch sonntags.

    Insgesamt zählten die 29 teilnehmenden DKR etwa 18.500 unterschiedliche Nutzer*innen, die im Jahr 2023 die DKR genutzt haben. In den teilnehmenden DKR wurden etwa 650.000 Konsumvorgänge registriert. Hierbei gab es 650 Notfälle, aber keinen Todesfall nach der Nutzung eines DKR. Mit einem Anteil von gut 50 % entfielen die meisten Konsumvorgänge auf Opioide, wobei hiervon Heroin den mit Abstand größten Anteil hatte. Crack wies einen Anteil von circa 19 % aller Konsumvorgänge in den DKR auf, Kokain einen Anteil von etwa 14 %. Ein Cocktail aus Kokain/Crack und Opioiden wurde in etwa 9 % der Vorgänge registriert. Der Konsum von Amphetaminen, Benzodiazepinen sowie weiterer Substanzen oder Substanzkombinationen spielte eine untergeordnete Rolle.

    Die häufigste Konsumform war der inhalative Konsum, auf den gut 60 % der Konsumvorgänge entfielen. Hierauf folgte mit etwa 35 % der intravenöse Konsum und mit deutlichem Abstand (3 %) der nasale Konsum. Dieses Muster spiegelte sich näherungsweise bei den zur Verfügung gestellten Konsumplätzen der DKR wider: Rund 40 % der Plätze waren im Jahr 2023 ausschließlich für den inhalativen Konsum vorgesehen, etwas mehr als 30 % ausschließlich für den i.v. Konsum und knapp 30 % waren flexibel nutzbare Konsumplätze.

    Die DKR registrierten im Jahr 2023 etwa 52.000 Beratungen oder Vermittlungen in weiterführende Hilfen. Dies entspricht bei 18.500 unterschiedlichen Nutzer*innen in etwa drei Beratungs- oder Vermittlungsvorgängen pro Nutzer*in. In den kommenden Jahren werden diese Kennzahlen noch differenzierter erhoben werden.

    Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass es sich hier um Durchschnittswerte über alle 29 teilnehmenden DKR handelt. Die Unterschiede bei den Konsumvorgängen, Konsumplätzen sowie Anzahl Beratungen und Vermittlungen waren zwischen den einzelnen DKR zum Teil sehr groß.

    Die hier präsentierten Daten stellen eine Untergrenze der insgesamt zu erwartenden Nutzer*innen- und Konsumzahlen in Deutschland dar. Dies liegt zum einen daran, dass drei DKR, die im Jahr 2023 zusammengenommen über 45 Konsumplätze verfügten, in der Erhebung fehlen. Zum anderen gab es vereinzelt DKR, die wegen technischer Schäden im Jahr 2023 längere Zeit geschlossen waren.

    Alles in allem gibt die Erhebung dennoch sehr umfassende und wichtige Einblicke in die bedeutsame Arbeit der DKR. Sie umfasst belastbare Zahlen zur Anzahl der nutzenden Personen, aber auch zu den Konsumvorgängen und insbesondere den Notfällen und (nicht vorhandenen) Todesfällen nach Nutzung eines DKR. Damit können die vorliegenden Ergebnisse als Basis für weitere Diskussionen hinsichtlich einer nach wie vor nicht flächendeckenden Versorgung mit DKR in Deutschland dienen.

    Auszug aus dem Bericht „Drogenkonsumräume in Deutschland 2023“: Zusammenfassung, S. 2

    Publikation:
    Bergmann, H., Neumeier, E., Schäffer, D., Kuban, M. (2024). Drogenkonsumräume in Deutschland 2023. DBDD: München & DAH: Berlin.

    Mitteilung der Deutschen Aidshilfe, 5.12.2024

  • Internationaler Schlag gegen den Rauschgifthandel

    Am 23.11.2024 wurde ein international gesuchter Rauschgifthändler mit türkischer Staatsangehörigkeit durch die albanische Grenzpolizei am Flughafen in Tirana/Albanien festgenommen. Der 57-Jährige wird als Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren des Bundes­kriminalamtes (BKA) unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Dresden wegen Verdachts der bandenmäßigen Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge geführt. Ihm wird vorgeworfen, als mutmaßlicher Hintermann und Drahtzieher einer international agierenden Bande für die Einfuhr von Heroin im Tonnenbereich vom Iran, über die Vereinigten Arabischen Emirate nach Westeuropa verantwortlich zu sein.

    Gegen den Beschuldigten wurde ein Haftbefehl des Amtsgerichts Dresden aufgrund einer internationalen Fahndung vollstreckt. Die zuständigen albanischen Behörden entscheiden über die Auslieferung an Deutschland.

    Im Zuge der Festnahme durchsuchten die niederländischen Behörden mehrere Wohn- und Geschäftsanschriften des Mannes und seiner Lebensgefährtin in Rotterdam. Den Maßnahmen gingen langwierige Ermittlungen des BKA und der Staatsanwaltschaft Dresden voraus, die auf internationaler Ebene durch EUROPOL unterstützt wurden. Der Mann wird u. a. verdächtigt, den Transport von 703 Kilogramm Heroin organisiert und finanziert zu haben, die im August 2022 im Hamburger Hafen in einem offiziell zum Transport von Seife genutzten Seefrachtcontainer beschlagnahmt worden waren.

    Pressestelle des Bundeskriminalamtes, 28.11.2024