Kategorie: Kurzmeldungen

  • Ein Rezeptor in 3D

    Kristallstruktur des μ-Opioidrezeptor-Agonist-Komplexes im Aktivzustand (orange: Agonist BU72; blau: μ-Opioidrezeptor; türkis: G-Protein imitierender Nanobody). Grafik: Ralf Kling, FAU
    Kristallstruktur des μ-Opioidrezeptor-Agonist-Komplexes im Aktivzustand (orange: Agonist BU72; blau: μ-Opioidrezeptor; türkis: G-Protein imitierender Nanobody). Grafik: Ralf Kling, FAU

    Für den Laien sieht es aus wie eine Wolke, in der blaue Girlanden und geknickte Strohhalme schweben. Für den Experten könnte die Darstellung der Kristallstruktur des aktivierten μ-Opioidrezeptors, der zur Klasse der G-Protein gekoppelten Rezeptoren gehört, ein maßgeblicher Schritt hin zu starken Schmerzmitteln sein, die einerseits höchst effektiv wirken und andererseits so gut wie frei von Nebenwirkungen sind. Ein internationales Forscherteam, an dem pharmazeutische Chemiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt sind, hat die dreidimensionale Molekülstruktur in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Das Ziel der Arbeitsgruppe, die vom Nobelpreisträger und Stanfordprofessor Brian Kobilka geleitet wird, ist es, zukünftig Wirkstoffe zu entwickeln, die passgenau diesen Rezeptor aktivieren.

    Bereits seit Jahrtausenden gehören die Opiate zu den wichtigsten Heilmitteln. Sie werden zur Linderung schwerer und schwerster Schmerzen eingesetzt und sind deshalb für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Wegen ihrer euphorisierenden und Abhängigkeit erzeugenden Wirkung zeigen Opiate, zu denen auch das Heroin gehört, jedoch auch verheerende Auswirkungen und können im Fall einer Überdosierung zum Tod durch Atemstillstand führen. Trotz intensiver Forschung ist es bisher nicht gelungen, die Suchtwirkung der Opiate von den segensreichen schmerzstillenden Eigenschaften abzutrennen. So ist die Entwicklung nebenwirkungsfreier Schmerzmittel nach wie vor ein wichtiges Ziel der Pharmaforschung.

    Seit einigen Jahren setzen Wissenschaftler ihre Hoffnungen auf das so genannte strukturbasierte Design von Medikamenten. Dabei muss zuerst die genaue Struktur des Rezeptors bekannt sein, um dann einen Wirkstoff herstellen zu können, der wie ein Puzzleteil am Rezeptor andockt. Dem internationalen Forscherteam, an dem Prof. Dr. Peter Gmeiner und Dr. Ralf Kling, Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie, mitarbeiten, ist es nun gelungen, die Kristallstruktur des μ-Opioidrezeptors – dem wichtigsten Angriffspunkt für starke Schmerzmittel auf Opiatbasis – dreidimensional darzustellen. Die gerade in der Zeitschrift Nature publizierte hochaufgelöste Kristallstruktur des μ-Opioidrezeptors gibt Anlass zu neuer Hoffnung für die Entwicklung effektiver und sicherer Schmerzmittel der Zukunft.

    Ein detailliertes molekulares Verständnis der Wechselwirkung zwischen Wirkstoff und Rezeptor wird als Ausgangspunkt für das strukturbasierte Design neuartiger Schmerzmittel überaus wertvoll sein. Diese sollen schmerzhemmende Signale erzeugen, die vom Rezeptor durch die Aktivierung des sogenannten G-Proteins ausgehen. Dagegen sollen Reize, die über die Bindung des Proteins β-Arrestin vermittelt werden, blockiert werden. Wirkstoffe dieser Art, die auch „biased ligands“ genannt werden, sind funktionell selektiv, da sie die gewünschte Wirkung auslösen ohne eine Nebenwirkung herbeizuführen.

    Pressestelle der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 05.08.2015

  • Bereits moderater Stress sabotiert die Selbstkontrolle

    Entscheiden wir uns für die Frucht oder das Kuchenstück zur Nachspeise? Eine anstrengende Sitzung am Morgen oder ein schwieriges Gespräch mit einem aufgebrachten Kunden kann beeinflussen, ob wir nach dem Mittagessen zu einem zusätzlichen Stück Kuchen greifen. Neuroökonomen der Universität Zürich zeigen in einer neuen Studie, wie Stress das Gehirn dazu bringen kann, die Selbstkontrolle herabzusetzen, wenn es mit einer Wahl konfrontiert wird.

    In der Studie wurden 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Labor einer Behandlung unterzogen, die moderaten Stress erzeugt: Die Versuchsleiterin beobachtet und bewertet die Probanden, während diese eine Hand drei Minuten lang in Eiswasser tauchen. Nach dieser Behandlung wählten die Probanden im MRT-Scanner in einer Reihe von Entscheidungen zwischen jeweils zwei Speisen aus. Weitere 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden einer Kontroll-Behandlung unterzogen. Bei der Auswahl der Speisen standen alle Probanden vor der Wahl, etwas Schmackhaftes, aber Ungesundes zu essen oder etwas, das zwar gesund, aber weniger schmackhaft war. Alle Probanden hatten vorgängig angegeben, dass sie einen gesunden Lebensstil führten – etwa indem sie sich ausgewogen ernährten und Sport trieben.

    Die Wissenschaftler fanden heraus, dass jene Personen mit der stressreichen Eisbadbehandlung die geschmacklichen Attribute übergewichteten. Sie wählten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine ungesunde Speise aus als jene Probanden ohne Eisbadbehandlung. Die Auswirkungen des Stresses waren auch im Gehirn sichtbar, wie die Wissenschaftler mithilfe von bildgebender funktioneller Magnetresonanz-Tomographie (FMRT) belegten. Zwischen den Hirnregionen, die für die Ausübung von Selbstkontrolle wichtig sind – wie dem Mandelkern, dem Striatum und dem für die Entscheidungsfindung wichtigen dorsolateralen und ventromedialen präfrontalen Kortex – zeigten sich bei den gestressten Teilnehmern veränderte neuronale Verbindungsmuster. Das üblicherweise mit Stress in Verbindung gebrachte Hormon Cortisol spielte jedoch nur für einige dieser neuronalen Veränderungen eine Rolle.

    „Unsere Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt zum Verständnis der Interaktionen zwischen Stress und Selbstkontrolle im menschlichen Gehirn. Klar ist, dass sich Stress über mehrere Wege im Gehirn auswirkt“, sagt Hauptautorin Silvia Maier vom Labor zur Erforschung Sozialer und Neuronaler Systeme der Universität Zürich. Ebenso sei die Fähigkeit zur Selbstkontrolle an mehreren Punkten des neuronalen Netzes für Störungen empfänglich. „Die optimale Selbstkontrolle erfordert ein präzises Gleichgewicht zwischen den Interaktionen der beteiligten Gehirnregionen. Selbstkontrolle lässt sich nicht mit einem Schalter vergleichen, der entweder ein- oder ausgeschaltet ist“, so Silvia Maier. „Stattdessen könnte man eher an einen Regler denken, mit dem die Stärke der Selbstkontrolle flexibel angepasst werden kann.“

    Die Studie weist laut der Forschenden darauf hin, dass sogar moderater Stress die Selbstkontrolle beeinträchtigen kann. „Dies ist eine wertvolle Erkenntnis, da moderate Stressfaktoren häufiger sind als extreme Ereignisse und daher die Selbstkontrolle häufiger und bei einem größeren Teil der Bevölkerung beeinflussen“, bilanziert Todd Hare, Professor für Neuroökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich. „Es könnte interessant sein zu prüfen, ob einige der Faktoren wie Sport und soziale Unterstützung, die erwiesenermaßen vor strukturellen Gehirnveränderungen nach schwerem Stress schützen, auch die Auswirkungen von moderatem Stress bei der Entscheidungsfindung dämpfen können.“ Da es beim Ausmaß des erlebten Stresses eine beachtliche Streuung unter den Teilnehmern gab, ist es laut Hare zudem wichtig, zu untersuchen, warum einige Menschen widerstandsfähiger gegen Stress sind als andere.

    Pressestelle der Universität Zürich, 05.08.2015

  • Alkoholgesetze wirken bei jungen Männern präventiv

    Eine in der Schweiz durchgeführte Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Zürich zeigt: Je mehr gesetzliche Maßnahmen zur Alkoholprävention in einem Kanton in Kraft sind, desto weniger junge Männer trinken übermäßig. Dies gilt jedoch nicht für Konsumenten mit einer Tendenz zu risikoreichem oder antisozialem Verhalten.

    Beim Griff zum Glas haben sie häufig kein Maß. Unter jungen Schweizer Männern ist risikoreiches Trinken relativ weit verbreitet. Die positive Nachricht: gesetzliche Vorschriften – etwa zum Mindestalter für den Ausschank, zu Einschränkungen für den Verkauf oder für die Bewerbung von Alkoholika – wirken bei jungen Konsumenten präventiv. Dies zeigen Wissenschaftler der Universität Zürich anhand einer Befragung von rund 5.700 jungen Schweizer Männern.

    Von den Befragten, im Durchschnitt 20 Jahre alt, sind knapp die Hälfte risikoreiche Trinker. Sie konsumieren monatlich mindestens sechs oder mehr alkoholische Getränke auf einmal. Beinahe ein Drittel davon hat zudem Alkoholprobleme, die sich in einem wiederholten Trinkverhalten mit schädlichen Folgen oder Gefahren äußern. „Junge Erwachsene und junge Männer sind am meisten gefährdet im Hinblick auf risikoreiches und missbräuchliches Trinken, das sich zu einer Alkoholabhängigkeit entwickeln kann“, sagt Meichun Mohler-Kuo, Professorin am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Die in der Schweiz erhobenen hohen Zahlen stimmen überein mit Studienergebnissen aus anderen Ländern.

    Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der gesetzlich verankerten Präventionsmaßnahmen auf den Alkoholkonsum der Befragten. Die Auswertung ergab, dass in den Kantonen mit mehr Präventionsmaßnahmen weniger Männer risikoreich oder missbräuchlich Alkohol tranken. Auch dieses Resultat deckt sich mit internationalen Studien, die zeigen, dass die Einführung von Alkoholgesetzen zu einer Abnahme des Alkoholkonsums sowie alkoholbedingter Gesundheitsprobleme geführt hat.

    Hingegen hatten diese Präventionsmaßnahmen keinen Einfluss auf die Studienteilnehmer mit einer überdurchschnittlichen Tendenz zum „sensation seeking“ oder zu antisozialem Verhalten: Männer, die ungeachtet der Risiken verstärkt nach neuen oder aufregenden Erlebnissen suchen, sind anfälliger für einen Risikokonsum respektive Alkoholprobleme. Dasselbe gilt für Männer mit der Tendenz, die Rechte und Anliegen anderer weitgehend zu missachten. „Offenbar können mit den bestehenden Präventionsmaßnahmen die Männer mit dem höchsten Risiko nur schwer erreicht werden“, erklärt Simon Foster, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Bei ihnen hat die persönliche Veranlagung einen stärkeren Einfluss auf den Alkoholkonsum als die gesetzlichen Vorschriften. „Für diese Untergruppe braucht es spezielle Präventionsmaßnahmen, welche auf die Früherkennung zielen und auf die Persönlichkeitsprofile der betroffenen Männer zugeschnitten sind“, schließt Simon Foster.

    Pressestelle der Universität Zürich, 29.07.2015

  • Warum Jugendliche ungeduldiger sind als Erwachsene

    20 Euro jetzt oder 50 in einem Monat? Jugendliche geben bei dieser Frage gerne dem Impuls nach, sich direkt zu belohnen, statt sich zu gedulden. Warum es ihnen schwer fällt, unmittelbaren Verlockungen zu widerstehen, und was sich dabei im Gehirn abspielt, das untersuchten Wissenschaftler der Stanford University, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der University of California, Davis. Die Studie dazu wurde in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA“ (PNAS) veröffentlicht.

    Stellt man Jugendliche vor die Entscheidung, jetzt eine kleine Belohnung zu bekommen oder später eine größere, wählen sie meist die direkte, wenn auch kleinere Belohnung. Denn sie können Vorteile, die in der Zukunft liegen, nur schwer bei Entscheidungen berücksichtigen. Sie handeln deshalb eher ungeduldig und tendieren dazu, sich für direkte Belohnungen zu entscheiden, als Zukunftsziele zu verfolgen.

    In ihrer aktuellen Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Ungeduld von Jugendlichen sowohl mit einer Veränderung von Gehirnstrukturen als auch deren Funktionen einhergeht. Für die Studie ließen die Forscher 50 Probanden im Alter zwischen acht und 25 Jahren eine Entscheidungsaufgabe lösen. Dabei mussten sie sich entscheiden, ob sie schnell einen kleineren Geldbetrag erhalten oder aber auf einen größeren Betrag länger warten wollten. Während der Entscheidungsaufgabe wurden die Aktivität der bei Entscheidungen aktiven Hirnregionen und ihre strukturellen Verbindungen untereinander im Magnetresonanztomographen (MRT) gemessen.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es den Jugendlichen schwer fiel, auf den größeren Betrag zu warten. Den Grund lieferten die Bilder aus dem MRT. Die beiden Bereiche, die bei Entscheidungen aktiv werden, sind bei Jugendlichen noch nicht so stark miteinander verbunden, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Dabei handelt es sich um den dorsolateralen präfrontalen Kortex – der unter anderem aktiv wird, wenn es um Zukunftsplanungen geht – und das Striatum, das Teil des Belohnungssystems ist. Aufgrund der schwächeren Verbindung zwischen den Bereichen ist der Einfluss des dorsolateralen präfrontalen Kortex auf das Belohnungssystem in der Jugend eher gering. Somit sind größere Belohnungen, die in der Zukunft liegen, für Jugendliche weniger attraktiv.

    „Es ist nicht so, dass Jugendliche keine Zukunftspläne haben, aber sie sind bei Entscheidungen einfach mehr im Hier und Jetzt. Die Jugend ist eine Trainingszeit für das Gehirn. Es fällt ihnen zwar schwerer, sich gegen Kurzzeitbelohnungen zu entscheiden, aber es ist machbar“, sagt Erstautor der Studie Wouter van den Bos, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.

    Mit zunehmendem Alter wird die Verbindung zwischen den Gehirnbereichen jedoch stärker, wodurch auch die Zukunftsziele bei unseren Entscheidungen wichtiger werden. Jugendliche lernen somit erst im Laufe der Zeit, ihre Geduld besser zu kontrollieren und vorausschauender in die Zukunft zu blicken. „Trotzdem sollte man Jugendlichen die Entscheidungen nicht komplett abnehmen, denn das Gehirn lernt von den Fehlern. Man kann die Jugendlichen aber immer wieder an ihre Zukunftsziele erinnern“, so van den Bos.

    In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler herausfinden, inwieweit die soziale Umgebung auf die Entscheidungen von Jugendlichen Einfluss hat.

    Pressestelle des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, 23.06.2015

  • Teenager und E-Zigaretten – Chancen und Gefahren

    Dämmen E-Zigarette und Co. den konventionellen Tabakkonsum bei Jugendlichen ein oder verführen sie die Jugendlichen dazu? Das erforscht Suchtexperte Prof. Dr. Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS). Zurzeit leitet er das Forschungsprojekt „Der Konsum von elektronischen Dampferzeugnissen (eDe) unter Jugendlichen“, das auch praktische Vorschläge für einen verbraucherschutzorientierten Umgang mit elektronischen Dampferzeugnissen entwickelt.

    Rund zwei Millionen Deutsche greifen laut Studien zur E-Zigarette. Die Bundesregierung plant auf Initiative von Familienministerin Manuela Schwesig und Ernährungsminister Christian Schmidt, den Verkauf von (nikotinhaltigen sowie nicht nikotinhaltigen) E-Zigaretten und E-Shishas an Jugendliche unter 18 Jahren durch eine entsprechende Ergänzung des Jugendschutzgesetzes zu verbieten. Hintergrund ist, dass diese Produkte aus Sicht der Bundesregierung mit erheblichen Gesundheitsgefahren insbesondere für Jugendliche verbunden seien und ihr Gebrauch Jugendliche zu konventionellem Tabakkonsum verführe. Ob elektronische Dampferzeugnisse potenzieller Pfeiler einer effektiven Tabakpräventionsstrategie sind oder neue Gesundheits- und Suchtgefahren bergen, wird derzeit in Forschung, Medien und Politik kontrovers diskutiert. Um hier eine Aussage treffen zu können und entsprechende Präventionsstrategien zu erarbeiten, braucht es eine valide Datengrundlage. „Aufgrund der Neuartigkeit des Phänomens sind Aussagen darüber, wie viele Jugendliche wie häufig elektronische Dampferzeugnisse konsumieren, schwierig“, so Stöver. „Mit dem Forschungsvorhaben wollen wir dazu beitragen, Grundlagenwissen zu einem bislang kaum erforschten Feld zu generieren.“

    Der Wissenschaftler erforscht, ob elektronische Dampferzeugnisse eine signifikante Rolle als „Einstiegsdroge“ in den Tabakkonsum spielen oder bzw. in welchem Ausmaß sie von rauchenden Jugendlichen als Ausstiegshilfe verwendet werden. Gemeinsam mit Dr. Bernd Werse vom Centre for Drug Research der Goethe-Universität Frankfurt untersucht Stöver, aus welchen Gründen und in welchem Ausmaß E-Zigaretten, E-Shishas und E-Pfeifenköpfe von Jugendlichen konsumiert werden und in welchem Zusammenhang ihr Konsum mit konventionellen Tabakprodukten steht. Analysiert werden darüber hinaus Konsummuster und Versorgungswege.

    Erhoben werden die Daten mittels einer qualitativen Befragung von etwa 40 Jugendlichen sowie einer daran anschließenden quantitativen Online-Erhebung. Da sich die Forschung bereits darauf geeinigt hat, dass elektronische Dampferzeugnisse sowohl für aktiv als auch passiv Konsumierende im Vergleich zu konventionellen Tabakprodukten weitaus weniger schädlich sind, fordert Stöver: „Es ist notwendig, die Produktqualität im Sinne des Verbraucherschutzes zu regulieren und nicht nur mit Totalverboten zu operieren. Auch weil sie die Risiken des konventionellen Tabakkonsums mindestens abmildern könnten, muss man E-Zigaretten – auch für Jugendliche – im Blick behalten.“ Hier sieht der Forscher die Politik in der Pflicht: „Die Gesundheitsförderung sollte künftig dafür sorgen, Verbraucherinnen und Verbraucher von E-Zigaretten sowie Interessierte besser zu informieren und aufzuklären. Die E-Zigarette könnte so auch verstärkt für die Rauchprävention nutzbar gemacht werden.“

    Das Projekt reiht sich in Stövers breit gefächertes Forschungsportfolio zu den Themen Drogen und Sucht ein. Aktuell hat er den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ mitinitiiert, der zum Wintersemester 2015/16 startet.

    Weitere Informationen zum Projekt unter: http://www.frankfurt-university.de/isff

    Pressestelle der Frankfurt University of Applied Sciences, 27.07.2015

  • Stresshormon vermindert Verlangen nach Heroin

    Forscher der Universität Basel zeigen in einer Studie bei Heroinabhängigen, dass das Stresshormon Cortisol das craving reduzieren kann. Foto©Universität Basel
    Forscher der Universität Basel zeigen in einer Studie bei Heroinabhängigen, dass das Stresshormon Cortisol das craving reduzieren kann. Foto©Universität Basel

    Jede Sucht ist gekennzeichnet durch ein starkes Verlangen nach dem entsprechenden Suchtmittel wie Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen (craving). Forscher der Universität Basel zeigen nun in einer Studie bei Heroinabhängigen, dass das Stresshormon Cortisol das Verlangen nach dem Suchtmittel reduzieren kann. Die Fachzeitschrift „Translational Psychiatry“ hat die Forschungsresultate veröffentlicht.

    Heroin ist eine Droge mit einem sehr hohen Abhängigkeitspotenzial. Es ruft bei Süchtigen ein ausgesprochen starkes craving hervor. Ein Forscherteam um PD Dr. Marc Walter und Prof. Dominique de Quervain von der Universität Basel hat nun die Wirkung des Stresshormons Cortisol auf das craving bei Heroinabhängigen untersucht.

    Die Basler Forscher hatten in früheren Studien entdeckt, dass Cortisol den Gedächtnisabruf verringert – das Gehirn konnte also nach der Einnahme des Hormons Erinnerungen schlechter abrufen. So lindert Cortisol beispielsweise die Symptome von Patienten mit Angsterkrankungen, indem es das Angstgedächtnis der Patienten hemmt. Die Wissenschaftler vermuteten, dass sich Cortisol auch auf das Suchtgedächtnis hemmend auswirkt und damit das Verlangen nach dem Suchtmittel reduzieren könnte.

    In der aktuellen Studie erhielten 29 Patienten, die sich in einer heroingestützten Behandlung befanden, vor der Heroinabgabe entweder eine Tablette mit Cortisol oder ein Scheinpräparat. Die Cortisoleinnahme führte bei den Süchtigen zu einer Abnahme des Suchtverlangens um durchschnittlich 25 Prozent im Vergleich zum Scheinpräparat. Neben anderen Tests mussten die Teilnehmer die Stärke ihres cravings auf einer so genannten Visuellen Analogskala (VAS) anzeigen, einer Skala zur Messung von subjektiven Empfindungen. Zu beobachten war die Abnahme des cravings bei den Patienten, die von einer relativ niedrigen Dosis Heroin abhängig waren, nicht aber bei schwer abhängigen Patienten.

    Ob sich die hemmende Wirkung von Cortisol auf das Verlangen nach Heroin auch auf das Suchtverhalten der Patienten im Alltag auswirkt, ist derzeit noch unklar. „Deshalb möchten wir untersuchen, ob Cortisol den Patienten hilft, die Heroindosis zu reduzieren oder länger von Heroin abstinent zu bleiben“, sagt Marc Walter, Chefarzt an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel.

    Weitere Studien sind bereits geplant, denn „die hemmende Wirkung von Cortisol auf das craving könnte sich auch bei der Nikotin-, Alkohol- oder der Spielsucht positiv auswirken“, sagt Dominique de Quervain, Direktor der Forschungsplattform Molecular and Cognitive Neurosciences der Universität Basel.

    Pressestelle der Universität Basel, 28.07.2015

  • Wie funktioniert unser Willen?

    Welche kognitiven Prozesse und neuronalen Systeme liegen der Kontrolle willentlicher Handlungen zugrunde? Warum gelingt es Menschen bei der Verfolgung wichtiger Ziele häufig nicht, kurzfristigen Versuchungen zu widerstehen oder eingeschliffene Gewohnheiten zu überwinden? Wie werden kognitive Kontrollprozesse durch Emotionen und sozialen Stress beeinflusst? Diesen Fragen geht seit Juli 2012 ein interdisziplinäres Forscherteam im DFG-Sonderforschungsbereich 940 „Volition and Cognitive Control: Mechanisms, Modulators, Dysfunctions“ nach.

    Unter der Leitung von Thomas Goschke, Professor für Allgemeine Psychologie an der TU Dresden, erforschen Psychologen und Neurowissenschaftler die kognitiven und neuronalen Mechanismen, die der willentlichen Kontrolle von Handlungen und Gefühlen zugrunde liegen. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor. Beim internationalen Symposium des Sonderforschungsbereichs vom 17. bis 19. Juli 2015 unter dem Titel „Have we banished the Homunculus? Dynamic Regulation, Modulation, and Optimization of Cognitive Control“ präsentierten international führende Wissenschaftler ihre neuesten empirischen Befunde und theoretischen Perspektiven zum Thema kognitive Kontrolle und willentliche Handlungssteuerung.

    Mitarbeiter des Sonderforschungsbereichs stellten beim Symposium die Ergebnisse ihrer bisherigen Forschungsarbeit vor. So gelang es beispielsweise mit Hilfe funktioneller Bildgebungsmethoden, Regionen im Frontalhirn zu identifizieren, in denen Absichten vor ihrer Ausführung gespeichert und wenn nötig gegen den Einfluss störender Umweltreize oder unerwünschter Handlungsimpulse abgeschirmt werden. Einem anderen Projekt gelang es, neuronale Schaltkreise zu entschlüsseln, die der Steuerung flexibler zielgerichteter Handlungen im Unterschied zu automatisierten Gewohnheiten zugrunde liegen. In einem weiteren Projekt wird untersucht, warum es im Alltag häufig zu Beeinträchtigungen der Selbstkontrolle kommt, obwohl uns die negativen Konsequenzen unseres Verhaltens bewusst sind – also warum wir, obwohl wir eigentlich auf Diät sind, der Sahnetorte trotzdem nicht widerstehen können.

    Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Personen, die in Regionen des Frontalhirns, die an der Unterdrückung automatisierter Gewohnheiten und der Überwachung von Handlungsfehlern beteiligt sind, eine geringere Aktivierung zeigen, im Alltag deutlich häufiger kurzfristigen Versuchungen nachgeben. Damit haben die Wissenschaftler einen ersten Beleg dafür gefunden, dass grundlegende neurokognitive Mechanismen tatsächlich alltägliche Beeinträchtigungen der Selbstkontrolle vorhersagen können. In der geplanten zweiten Förderperiode des Sonderforschungsbereichs ab 2016 wollen die Wissenschaftler unter anderem untersuchen, ob sich anhand dieser gestörten Prozesse langfristig das Risiko von Suchterkrankungen prognostizieren lässt und warum es unter chronischem Stress zu Beeinträchtigungen der Selbstkontrolle kommt.

    Weitere Informationen zum Sonderforschungsbereich 940 „Volition and Cognitive Control“: http://www.sfb940.de/

    Details zum Symposium und Programm unter: http://www.registrationpage.de/2015DresdenSymposiumInvitationextra

    Pressestelle der Technischen Universität Dresden, 15.07.2015

  • Beim Bundestag: Online-Umfrage zur „Mediensucht“

    Online-Welten werden für manche Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene, zum zentralen Lebensraum mit Sogwirkung und ganz eigenem Suchtpotenzial. Der Deutsche Bundestag nimmt diese Gefahren der Mediennutzung ernst. Er beauftragte das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) damit, das Thema „Neue elektronische Medien und Suchtverhalten“ wissenschaftlich zu untersuchen. Die Thematik ist kontrovers. So wird beispielsweise in Deutschland diskutiert, ob „Mediensucht“ offiziell als Krankheit anerkannt werden sollte und infolgedessen therapeutische Behandlungen von den Krankenkassen übernommen werden sollten.

    Eine Online-Umfrage ergänzt die Untersuchung. Das Thema der Umfrage lautet: „Neue elektronische Medien und Gefahrenpotenziale exzessiver Nutzung“. Alle Interessierten sind aufgerufen, sich bis Ende Juli zu beteiligen. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert ca. 15 Minuten.

    Die wichtigsten Forschungsfragen lauten: Wie könnte Mediensucht vermieden werden? Welche Ressourcen können gestärkt werden, damit es gar nicht zur Mediensucht kommt bzw. damit diese gut geheilt und bewältigt werden kann? Welche politische Relevanz ergibt sich aus den Erkenntnissen? Sollte beispielsweise „Mediensucht“ offiziell als Suchterkrankung anerkannt werden?

    Die Befragungs-Plattform „Stakeholder Panel TA“ (TA = Technikfolgenabschätzung) wird von einer gemeinnützigen und unabhängigen Berliner Forschungseinrichtung verantwortet, dem IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Das IZT erforscht seit 1981 Technikfolgen mit einem beteiligungsorientierten Ansatz und ist Konsortialpartner des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB).

    Zur aktuellen Befragung: https://www.stakeholderpanel.de/sosci/Medien/

    Zur Plattform Stakeholder Panel TA: https://www.stakeholderpanel.de

    Zum Forschungsprojekt: https://www.izt.de/projekte/project/292/

    Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten, 21.07.2015

  • Auch ohne Beschwerden – Mehrzahl der Raucher ist lungenkrank

    Rauchen ist die Hauptursache für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Foto©Universitätsklinikum Heidelberg
    Rauchen ist die Hauptursache für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Foto©Universitätsklinikum Heidelberg

    Deutlich mehr Raucher als bisher angenommen – rund 80 anstatt der mit gängigen Diagnosetests ermittelten ca. 50 Prozent – entwickeln eine so genannte chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die mit fortschreitenden Lungenschäden einhergeht. Das ist das Ergebnis einer Studie der führenden US-amerikanischen Lungenfachklinik National Jewish Health mit mehr als 8.800 Rauchern, an der auch ein Radiologe des Universitätsklinikums Heidelberg beteiligt war. Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, wertete computertomographische Aufnahmen der Studienteilnehmer aus. Selbst bei Rauchern, deren Lungenfunktionstest unauffällig ausfiel und die daher als gesund eingestuft wurden, fand der Experte Gewebeschäden. Professor Kauczor hat sich auf die Weiterentwicklung der Lungenbildgebung spezialisiert und leitet die „Imaging-Plattform“ am Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Die Studie ist nun im renommierten Fachjournal JAMA Internal Medicine erschienen.

    An einer COPD leiden in Deutschland rund acht Millionen Menschen, jedes Jahr sterben über 100.000 an den Folgen des schleichenden Lungenversagens. „Die COPD ist eine – jedenfalls hierzulande – größtenteils vermeidbare Erkrankung“, betont der Lungenexperte Professor Dr. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. „Rund 90 Prozent der Betroffenen sind oder waren Raucher.“ Häufig leidet die Lunge lange unbemerkt, Symptome wie Kurzatmigkeit oder morgendlicher Husten werden oftmals nicht ernst genommen. Hat sich das Lungengewebe aber erst einmal krankhaft verändert, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser können weitere Schäden hinausgezögert werden. Eine Heilung ist nicht möglich.

    Zur Diagnose einer COPD wird in der Regel ein Lungenfunktionstest, die Spirometrie, herangezogen. Dabei wird u. a. gemessen, wie viel Luft die Patienten einatmen und in einer Sekunde ausatmen können. Dass damit die Folgen langjährigen Rauchens auf die Lunge bisher gravierend unterschätzt wurden, hat die Studie des National Jewish Health nun eindrucksvoll belegt.

    Die Wissenschaftler um Professor Dr. James Crapo und Dr. Elisabeth Regan vom National Jewish Health in Denver untersuchten 8.872 aktive und ehemalige Raucher im Alter zwischen 45 und 80 Jahren. Alle hatten mindestens zehn Jahre lang mindestens eine Packung Zigaretten pro Tag (zehn Packungsjahre), die meisten deutlich mehr geraucht. Bei rund der Hälfte der Teilnehmer fanden sich beim Lungenfunktionstest keine Anzeichen einer COPD. Ihre Lungen wurden als gesund eingestuft.

    Zusätzliche Untersuchungen zeichneten allerdings ein anderes Bild: Bei 42 Prozent der zuvor als gesund eingestuften Teilnehmer zeigten CT-Untersuchungen Veränderungen der Atemwege oder aufgeblähte Lungenabschnitte (Emphysem). 23 Prozent litten unter Atemnot, 15 Prozent schafften beim Gehtest weniger als 350 Meter in sechs Minuten. In einem Fragebogen überschritt ein Viertel von ihnen einen Wert, der eine klinisch relevante Einschränkung der Lebensqualität markiert. Insgesamt war bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) die Lungengesundheit in irgendeiner Form beeinträchtigt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies frühe Anzeichen einer COPD sind.

    Was das für die Lunge bedeutet, erklärt Professor Herth: „Bei Einschränkungen im Lungenfunktionstest gehen wir davon aus, dass bereits ein Viertel des Lungengewebes zerstört ist. Bis dahin ist viel Raum für erhebliche Schäden, die Betroffene nicht bewusst wahrnehmen oder wahrnehmen wollen. Hier gilt es, durch entsprechende Beratung zu sensibilisieren.“ Außerdem sollte bei Rauchern die Therapie der COPD, z.B. in Form von Sprays zum Inhalieren, bei entsprechenden Beschwerden schon früher als bisher einsetzen, auch wenn der Lungenfunktionstest noch keinen Anlass zur Sorge gibt. „Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient das Rauchen aufgibt, sonst hat die Behandlung ohnehin keinen Erfolg“, so der Lungenspezialist.

     Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg, 08.07.2015

  • Alkoholkonsum von Jugendlichen: Der Preis ist entscheidend!

    Studie Alkoholpreis_Cover_rahmenEine neue wissenschaftliche Untersuchung von Sucht Schweiz belegt, dass höhere Preise den Alkoholkonsum von jungen Menschen erheblich senken könnten und in der Bevölkerung breite Akzeptanz finden.

    Mit dem Wertverlust des Euros sind auch die Preise für Importbiere in der Schweiz weiter gesunken. Die billigsten Halbliter-Büchsen kosten heute nur mehr 45 Rappen. Die Schweizer Brauer werden wohl bald nachziehen müssen. Zudem schickt sich die Spirituosenbranche an, im Rahmen des aktuell debattierten Alkoholgesetzes erhebliche Steuersenkungen für inländische Brenner durchzusetzen (worauf die ausländischen Anbieter dasselbe einfordern werden). Doch mit dem Preisverfall wird der Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Menschen wohl steigen, so wie dies bereits nach der Steuer- bzw. Preissenkung auf ausländischen Spirituosen von 1999 festgestellt wurde.

    Ein Mindestpreis oder allgemeine Preiserhöhungen würden sich als Ausweg anbieten. Deren Akzeptanz sowie Auswirkung auf den Bier- und Spirituosenkonsum wurden in einer vor kurzem veröffentlichten, im Rahmen des Suchtmonitorings durchgeführten Studie von Sucht Schweiz untersucht.

    Bei einem Mindestpreis für Bier von 70 Rappen pro halbem Liter würden fast 20 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten weniger Bier kaufen. Bei einem Mindestpreis von 1,50 SFr würden bereits 53 Prozent der Konsumenten und Konsumentinnen weniger trinken, unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen beträgt dieser Wert sogar 64 Prozent. Die Maßnahme findet auch mehrheitlich Akzeptanz: Nach einer früheren Untersuchung von Sucht Schweiz aus dem Jahr 2012 stimmen ihr 57 Prozent zu.

    Die Einführung von Mindestpreisen wäre für die Mehrheit der Bevölkerung wohl auch deshalb akzeptabel, weil bereits heute durchschnittlich deutlich mehr für Bier (fast zwei Franken/5 dl) und Spirituosen (25 Franken/7 dl) als der erfragte Mindestpreis bezahlt wird. Allerdings geben gerade die Jugendlichen an, auf einen Mindestpreis mit Konsumreduktion zu reagieren, da sie eher billigen Alkohol kaufen. Man würde also genau diejenigen Konsumierenden am meisten beeinflussen, bei denen man eine präventive Wirkung erzielen möchte.

    Bezüglich einer allgemeinen Preiserhöhung von 25 Prozent gibt die Hälfte der Befragten der vorliegenden Studie an, dass sie weniger Alkohol kaufen würden, unter den 15- bis 19-Jährigen sogar fast 70 Prozent. Die Zustimmungsrate der Befragten zu dieser Maßnahme liegt bei 55 Prozent.

    Die vorliegende Studie bestätigt internationale Untersuchungen wie den kürzlich publizierten Bericht der OECD, wonach die Preisgestaltung vor allem auf das Trinkverhalten von jungen Menschen einen Einfluss hat. Konsumsenkende Maßnahmen sind entscheidend, denn wer als Jugendlicher bereits viel trinkt, hat ein stark erhöhtes Risiko, als Erwachsener eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Fast 30 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 19 Jahren trinken sich mindestens einmal im Monat in den Rausch. Dabei spielen Bier und Spirituosen die Hauptrolle.

    Pressestelle von Sucht Schweiz, 18.06.2015