Kategorie: Kurzmeldungen

  • DAK-Studie: Doping im Job nimmt deutlich zu

    Tabletten_GlasKnapp drei Millionen Deutsche haben verschreibungspflichtige Medikamente genutzt, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder um Stress abzubauen. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport „Update: Doping am Arbeitsplatz“ hervor. Ein zentrales Ergebnis: Die Anzahl der Arbeitnehmer, die entsprechende Substanzen schon zum Doping missbraucht haben, ist in den vergangenen sechs Jahren stark gestiegen – von 4,7 auf 6,7 Prozent. Vor allem Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten oder unsicheren Jobs gehören zu den Risikogruppen für den Medikamentenmissbrauch.

    Für die repräsentative Studie wurde untersucht, ob und wie Erwerbstätige ohne medizinische Notwendigkeit zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greifen. Experten nennen dies pharmakologisches Neuro-Enhancement. Hierfür hat die DAK-Gesundheit Arzneimitteldaten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten analysiert und zusätzlich mehr als 5.000 Berufstätige im Alter von 20 bis 50 Jahren befragt. Demnach haben 6,7 Prozent der Berufstätigen, also knapp drei Millionen Menschen, das so genannte Hirndoping wenigstens schon einmal praktiziert. Bei einem vergleichbaren DAK-Report 2008 waren es noch 4,7 Prozent. Nach den Ergebnissen des DAK-Gesundheitsreports 2015 gibt es zudem eine hohe Dunkelziffer von bis zu zwölf Prozent. Hochgerechnet auf die Bevölkerung haben damit fünf Millionen Erwerbstätige schon einmal leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente zum Hirndoping eingenommen. Und: Unter den übrigen Erwerbstätigen ist jeder Zehnte für diese Form des Hirndopings prinzipiell aufgeschlossen. Regelmäßig dopen sich laut Studie knapp eine Millionen Berufstätige (1,9 Prozent). „Auch wenn Doping im Job in Deutschland noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, warnt DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher. „Suchtgefahren und Nebenwirkungen des Hirndopings sind nicht zu unterschätzen. Deshalb müssen wir auch beim Thema Gesundheit vorausschauen und über unsere Wertvorstellungen und Lebensstilfragen diskutieren.“

    Männer wollen mehr Leistung, Frauen emotionale Stabilität

    Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Vier von zehn Dopern gaben an, bei konkreten Anlässen wie anstehenden Präsentationen oder wichtigen Verhandlungen Medikamente einzunehmen. Männer versuchen so vor allem, berufliche Ziele noch besser zu erreichen. Und sie wollen auch nach der Arbeit noch Energie für Freizeit und Privates haben. Frauen nehmen eher Medikamente, damit ihnen die Arbeit leichter von der Hand geht und sie emotional stabil genug sind. Menschen, die an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten oder bei denen Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben können, greifen eher zu leistungssteigenden Medikamenten, zeigt die DAK-Analyse. Beschäftigte, die viel mit Kunden zu tun haben, nehmen hingegen überwiegend Tabletten zur Stimmungsverbesserung: Fast jede fünfte Frau nennt viele Kontakte mit Menschen als Grund für den Medikamentenmissbrauch. Vor allem Frauen zwischen 40 und 50 Jahren helfen nach. „Frauen nehmen eher bestimmte Mittel gegen Depressionen, um die Stimmung zu verbessern und Ängste und Nervosität abzubauen“, erläutert Rebscher die Motive. „Bei Männern sind es meist anregende Mittel. Sie wollen wach bleiben, stark und leistungsfähig sein.“

    Führungskräfte dopen kaum

    Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Top-Manager oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Die Ergebnisse des DAK-Gesundheitsreports zeigen sogar den umgekehrten Zusammengang: Je unsicherer der Arbeitsplatz und je einfacher die Arbeit selbst, desto höher ist das Risiko für Hirndoping. Eine Rolle spielt das Tätigkeitsniveau der Arbeit: Beschäftigte mit einer einfachen Tätigkeit haben zu 8,5 Prozent bereits Medikamente zur Leistungssteigerung oder Stimmungsverbesserung eingenommen. Bei Gelernten oder Qualifizierten sind es nur 6,7 Prozent. Bei den hochqualifizierten Beschäftigten waren es 5,1 Prozent.

    Wunderpillen gibt es nicht

    Insgesamt werden zum Hirndoping am häufigsten Medikamente gegen Angst, Nervosität und Unruhe (60,6 Prozent) sowie Medikamente gegen Depressionen (34 Prozent) eingenommen. Etwa jeder achte Doper schluckt Tabletten gegen starke Tagesmüdigkeit. 11,1 Prozent nehmen Betablocker. Mehr als jeder Zweite bekommt für die entsprechenden Medikamente ein Rezept vom Arzt. Jeder Siebte erhält Tabletten von Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen, jeder Zwölfte bestellt sie ohne Rezept im Internet. Professor Dr. Klaus Lieb, Facharzt und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, warnt: „Der Bezug aus dem World Wide Web ist riskant. Dort gibt es viele Medikamentenfälschungen, die ohne Rezept abgegeben werden und der Gesundheit erheblich schaden können.“ Der Doping-Experte dämpft zudem Erwartungen an das pharmakologische Neuro-Enhancement: „Eine Wunderpille gibt es nicht. Oft zeigen die Medikamente nur kurzfristige und minimale Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Demgegenüber stehen hohe gesundheitliche Risiken, wie körperliche Nebenwirkungen bis hin zur Persönlichkeitsveränderung und Abhängigkeit.“ Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Nervosität und Schlafstörungen seien nicht selten – und mögliche Langzeitfolgen dagegen noch völlig unklar.

    Stress aktiv angehen

    Nach Ansicht von Experten ist neben dem äußeren Druck am Arbeitsplatz auch die innere Haltung entscheidend, wenn es um die Anfälligkeit für das Dopen geht. So seien übertriebene Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit häufig ein Problem. Anstatt zur Pille zu greifen, sei es deshalb wichtig zu erkennen, dass Stress-Situationen am Arbeitsplatz nicht völlig vermeidbar sind. Laut DAK-Report ist der Großteil der Arbeitnehmer hier schon auf dem richtigen Weg: Demnach setzt mehr als jeder Zweite auf eine gute Organisation bei der Arbeit. 44 Prozent der Beschäftigten achten darauf, ihre Freizeit möglichst sinnvoll zu verbringen. Sechs von Zehn schlafen ausreichend, um besonders leistungsfähig zu sein.

    Krankenstand sinkt leicht

    Der DAK-Gesundheitsreport wertet auch die Krankenstandsdaten der Arbeitnehmer umfassend aus. 2014 lag für etwas weniger als jeden zweiten Arbeitnehmer eine Krankschreibung vor (48 Prozent, 2013: 51 Prozent). Fast ein Viertel der Ausfalltage (22,7 Prozent) wurden von Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht, 17 Prozent gingen zu Lasten psychischer Krankheiten und 14 Prozent entfielen auf Erkrankungen des Atmungssystems wie beispielsweise Erkältungen. Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand waren 2014 das Gesundheitswesen, die Öffentliche Verwaltung sowie Verkehr, Lagerei und Kurierdienste mit jeweils 4,5 Prozent.

    Pressestelle der DAK, 17.03.2015

  • Kampagne gegen Abhängigkeit von Schlaf- und Beruhigungsmitteln

    Flyer 4-K-Regel-1Rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland sind von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, darunter zwei Drittel Frauen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) startete gemeinsam mit der BARMER GEK und der Bundesärztekammer eine Kampagne, um Apotheker, Ärzte und Patienten stärker auf die Risiken von Benzodiazepinen aufmerksam zu machen. Bei vielen Menschen, die unter Schlafstörungen, Ängsten oder Spannungszuständen leiden, besteht der Wunsch nach einer medikamentösen Behandlung. Benzodiazepine (Wirkstoffe Lorazepam, Diazepam, Bromazepam etc.) oder auch verwandte Substanzen wie Zolpidem und Zopiclon sind bewährte Mittel, die kurzfristig Linderung verschaffen können. „Doch vielen Patienten und auch manchen Ärzten und Apothekern ist nicht bewusst, dass sich bereits nach vier- bis sechswöchiger Einnahme eine Abhängigkeit entwickeln kann“, berichtet Dr. Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der DHS.

    Die so genannte 4-K-Regel soll Patienten – aber auch Ärzte und Apotheker – dabei unterstützen, Schlaf- und Beruhigungsmittel richtig anzuwenden:

    • Klare Indikation: Nehmen Sie das Medikament nur ein, wenn eine eindeutige medizinische Notwendigkeit besteht. Diese sollten Sie in einem Gespräch mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt abklären und auch andere Behandlungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen.
    • Kleinste notwendige Dosis: Nehmen Sie nur so viel wie nötig ein – und unbedingt so wenig wie möglich. Besprechen Sie die kleinste notwendige Dosis mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt.
    • Kurze Anwendung: Nehmen Sie das Medikament nur überbrückend ein für kurze Zeit.
    • Kein schlagartiges Absetzen: Hören Sie nicht einfach mit der Einnahme auf, sondern verringern Sie langsam die Dosis – mit ärztlicher Begleitung.

    Die Patienten merken von einer Abhängigkeit zunächst kaum etwas, weil sie häufig mit einer Tablette am Tag auskommen und die Dosis nicht steigern müssen. Dieses Phänomen wird Niedrigdosisabhängigkeit genannt. Bei Absetzversuchen aber treten als Entzugserscheinungen die ursprünglichen Beschwerden verstärkt wieder auf – wie zum Bespiel Schlafstörungen oder Angstattacken – und die Patienten nehmen das Medikament weiterhin ein. Es besteht die Gefahr, dass durch die Dauereinnahme ihr Gefühlsleben verarmt, bis hin zur Abstumpfung. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und haben keine Energie.

    Schlaf- und Beruhigungsmittel können in einer akuten Krise nützlich sein, lösen aber nicht die Ursache der Probleme. „Das können nur die Patienten selber, indem sie ihr Leben bewusst verändern“, sagt Suchtexperte Gaßmann. „Ehe- und Schuldnerberatung, familiäre Entlastung und das bewusste Setzen von Grenzen im Beruf helfen dabei ebenso wie Stressbewältigung und Entspannungstechniken.“ Eine Psychotherapie kann ebenfalls dazu beitragen, Auslösern und Ursachen der Beschwerden auf die Spur zu kommen.

    Die DHS hat zusammen mit der BARMER GEK ein Informationsblatt für Patienten erarbeitet. Weitere Informationen zur diesem Thema finden Sie hier. Auf www.suchthilfeverzeichnis.de finden sich auch die Adressen der bundesweit über 1.400 Beratungsstellen und 800 Suchthilfeeinrichtungen.

    DHS, 08.12.2014

  • Interaktives Browsergame „Spielfieber“ evaluiert

    Spielfieber Glücksspiele sind in: Über 50 Prozent der Jugendlichen in Deutschland haben schon mindestens einmal in ihrem Leben an einem Glücksspiel teilgenommen – und das trotz eindeutigen Verboten und strengen Jugendschutzgesetzen. Doch gerade im Internet finden Jugendliche rund um die Uhr den schnellen und anonymen Zugang zu Glücksspielen und können gesetzliche Regelungen oft leicht umgehen. Für die meisten von ihnen wird das gelegentliche Spiel nie zum Problem. Doch für manche sind Sportwetten oder ein Pokerspiel im Internet der Einstieg in eine Suchtkarriere mit zum Teil gravierenden Folgen. Eine aktuelle Studie der Aktion Jugendschutz Bayern belegt nun, dass durch das Browsergame „Spielfieber“ bei Jugendlichen eine kritische Haltung gegenüber Glücksspiel erzeugt werden kann.

    Um Jugendliche für die Suchtgefahren von Glücksspielen zu sensibilisieren, hat die Aktion Jugendschutz Bayern das interaktive Browsergame Spielfieber entwickelt. Es wurde im November 2012 online veröffentlicht und im Sommer 2014 evaluiert. Dieses „Serious Game“ – finanziert durch die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern – wurde seither mehr als 100.000 Mal mit einer durchschnittlichen Spieldauer von 15 Minuten gespielt.

    Mit dem „Endbericht zur Evaluation des Browsergames Spielfieber: Akzeptanz, Effekte und Potential“ liegt nun sowohl in Deutschland als auch international eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen von verhaltenspräventiven Maßnahmen im Bereich der Glücksspielsuchtprävention vor – mit folgenden wichtigen Erkenntnissen, wie Daniel Ensslen, Referent für Prävention gegen Glücksspielsucht bei der Aktion Jugendschutz Bayern berichtet: „Spielfieber fördert die kritische Einstellung von Jugendlichen gegenüber Glücksspielen – genau dies war unsere Intention, als wir das Spiel entwickelt haben. Die These, dass ein Spiel, das Glücksspiele in den Fokus rückt, erst recht auf Glücksspiele neugierig machen könnte, wurde durch die Studie eindeutig widerlegt: 94 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Interesse an Glücksspielen durch Spielfieber nicht gesteigert worden sei.“ Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht: „Die Jugendlichen werden mit Spielfieber dort angesprochen, wo sie sich im Alltag häufig aufhalten – im Internet. Spielfieber ist ein wichtiger Beitrag und eine sehr gute Ergänzung zu den herkömmlichen Präventionsmaßnahmen.“

    Die komplette Studie, die unter der Leitung des Glücksspielexperten Dr. Tobias Hayer von der Universität Bremen durchgeführt wurde, ist unter www.materialdienst.aj-bayern.de unter der Rubrik Glücksspielsucht kostenfrei als Download erhältlich oder als Printversion bestellbar. Spielfieber ist unter www.spielfieber.net und auf Facebook spielbar.

    Aktion Jugendschutz Bayern, 15. Dezember 2014

  • Gemeinsames Rahmenkonzept zur Kombinationsbehandlung

    Rahmenkonzept kombi sucht 11-2014_exaktDie Gremien der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben dem „Gemeinsamen Rahmenkonzept zur Kombinationsbehandlung in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker“ vom 14. November 2014 zugestimmt. Damit tritt das Rahmenkonzept zum 1. März 2015 in Kraft.

    Das Gemeinsame Rahmenkonzept baut auf der zwischen den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern geschlossenen Vereinbarung „Abhängigkeitserkrankungen“ vom 4. Mai 2001 auf. Es definiert die Kombinationsbehandlung und grenzt sie von anderen Rehabilitationsleistungen ab. Danach setzt sich die Kombinationsbehandlung aus verschiedenen Phasen zusammen und muss vor Beginn der Rehabilitation bewilligt werden. Die einzelnen Phasen können in stationärer, ganztägig ambulanter oder ambulanter Form durchgeführt werden. In der Regel erfolgt im Anschluss an eine stationäre Rehabilitationsphase eine Fortführung im ambulanten Setting. Das Rahmenkonzept beschreibt die Zielgruppen und Indikationskriterien für die Kombinationsbehandlung. Ferner enthält es Ausführungen zur Durchführung der Leistung und Dokumentation. Mit dem Rahmenkonzept stärken die Rehabilitationsträger die Passgenauigkeit und Flexibilität von Rehabilitationsleistungen für Abhängigkeitskranke.

    Auf der Grundlage eines von den Trägern der Deutschen Rentenversicherung vorgelegten Entwurfs haben sich die Deutsche Rentenversicherung und die Verbände der Krankenkassen auf ein Gemeinsames Rahmenkonzept verständigt. Die Suchtfachverbände wurden im Rahmen von Stellungnahmen eingebunden. Bei einer gemeinsamen Erörterung mit den Suchtfachverbänden wurden Anregungen der Verbände aufgegriffen und führten zu sinnvollen Ergänzungen des Konzepts.

    Das Gemeinsame Rahmenkonzept Kombibehandlung steht auf der Website der DRV zum Download bereit.

    Mitteilung der DRV, 16. Februar 2015

  • Onlineberatung zu „Legal Highs“

    Screenshot AusschnittDas Forschungsprojekt www.legal-high-inhaltsstoffe.de bietet Informationen, Beratung und Analyseergebnisse zu den gängigen neuen psychoaktiven Substanzen und berichtet über aktuelle rechtliche und politische Hintergründe und Veränderungen. Zielgruppe sind nicht nur betroffene Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch Eltern und Angehörige sowie Fachleute, die auf der Suche nach Informationen über das sich schnell verändernde Angebot und die Rahmenbedingungen sind. Das Angebot umfasst:

    • Anonyme Beratung ohne Angabe einer E-Mail-Adresse für Konsumenten Konsumenten, Angehörige oder Fachleute
    • Analyseergebnisse gängiger Produkte
    • Fortbildungen und Vorträge zum Thema

    www.legal-high-inhaltsstoffe.de ist ein Projekt von Basis e.V. Frankfurt und wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Gemeinschaft.

    Basis e.V. Frankfurt, 02. 03.2015

  • Hepatitis C-Leitlinie wurde nach Zulassung neuer Wirkstoffe aktualisiert

    Immer mehr Patienten, die chronisch an Hepatitis C erkrankt sind, können auf Heilung hoffen. Seit die Europäische Arzneimittelbehöre im Januar 2014 das erste hochwirksame Medikament zur interferonfreien Therapie gegen die Lebererkrankung zugelassen hat, verzeichnen Mediziner auf diesem Gebiet eine rasante Entwicklung. Mit den jüngst erfolgten Zulassungen für „Ledipasvir/Sofosbuvir“ als Einzeltablette sowie „Paritaprevir/r plus Ombitasvir“ und „Dasabuvir“ hat die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) nun bereits zum vierten Mal in kürzester Zeit ihre Therapieempfehlungen ergänzt. Das aktuelle Addendum zur S3-Leitlinie Hepatitis C ist auf der Homepage der DGVS abrufbar. Die Fachgesellschaft empfiehlt Ärzten, die Patienten mit Hepatitis C behandeln, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

    „Mit jedem neuen Medikament wird das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten erweitert“, sagt Professor Dr. med. Thomas Berg, Leiter der Sektion Hepatologie an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Inzwischen ist bei mehr als 90 Prozent aller Hepatitis C-Patienten eine Heilung möglich“. Die jüngst zur Kombinationstherapie zugelassenen Präparate kommen für Patienten mit Hepatitis C-Viren der Genotypen 1 oder 4 als eine von je vier Therapieoptionen in Frage. Eine positive Entwicklung zeichne sich zudem bezüglich der hohen und vielfach diskutierten Behandlungskosten von Hepatitis C-Patienten ab, so Berg. Mit Ablauf des ersten Jahres nach Zulassung haben sich Hersteller und Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nun erstmals auf niedrigere Kosten für ein Medikament verständigt. Statt bisher etwa 100 000 Euro kostet eine zwölfwöchige Kombinationsbehandlung mit den neuen Wirkstoffen zwischen 56 000 und 68 000 Euro. Durch eine Reduktion der Therapiedauer auf acht Wochen, die bei vielen Patienten ohne Vorbehandlung und ohne fortgeschrittene Erkrankung möglich ist, sinken die Therapiekosten auf unter 50 000 Euro. Die Kosten werden außerdem mit einer jährlichen Staffelung noch weiter sinken. „Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung für die anderen Präparate beispielhaft ist“, sagt Berg. Nur im ersten Jahr nach der Zulassung dürfen die Pharmaunternehmen die Preise frei bestimmen.

    Bis ins Jahr 2011 war eine Kombinationstherapie aus den Wirkstoffen „Ribavirin“ und „Interferon“ der Standard für die Behandlung der Hepatitis C-Infektion. „Vor allem die Einnahme von Interferon war bei vielen Patienten mit heftigen Nebenwirkungen verbunden“, erklärt DGVS-Experte Berg. Nicht selten mussten Patienten die Behandlung deshalb frühzeitig abbrechen. Als 2011 die ersten direkt gegen das Virus aktiven Wirkstoffe „Boceprevir“ und „Telaprevir“ auf den europäischen Markt kamen, erhielten manche Patienten fortan eine erweiterte „Tripeltherapie“. „Für einen Teil der Patienten wurde dadurch schon eine deutliche Steigerung der Heilungsraten erzielt“, kommentiert Berg. „Doch zu dem Fortschritt in den vergangenen 14 Monaten ist dies kein Vergleich“. Seitdem haben bereits sieben neue Wirkstoffe grünes Licht von der Zulassungsstelle erhalten. Die neu zugelassenen Medikamente greifen ebenfalls direkt am Vermehrungszyklus der Viren an und sind auch ohne Interferon einsetzbar. „Im Gegensatz zu früher gibt es kaum Nebenwirkungen“, so Berg.

    Bei der stetigen Aktualisierung ihrer Therapieempfehlung beachten die Experten neben den neuen Zulassungen auch die wachsenden Erkenntnisse, die aus großen klinischen Studien resultieren. „Die Datenbasis zu den neuen Therapiemöglichkeiten wächst täglich“, so Professor Dr. med. Christoph Sarrazin, stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Frankfurt.

    Gemeinsam mit den anderen an der Leitlinie beteiligten Organisationen hat die DGVS eine Expertengruppe ins Leben gerufen, die die Entwicklungen verfolgt und die Empfehlungen zeitnah anpasst. „Normalerweise dauert die Aktualisierung einer Leitlinie mindestens zwei Jahre“, erklärt Sarrazin. „Bei Veränderungen von so großer klinischer Bedeutung wie in diesem Fall ist es sinnvoll, von den regulären Abläufen abzuweichen.“ In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ist es den Experten gelungen, Ärzten und Patienten rasch ein Behandlungs-Update zur Verfügung zu stellen. „Wichtig war es uns dabei, die methodischen Voraussetzungen zu berücksichtigen, die die Qualität der Leitlinie gewähren und alle beteiligten Fachgesellschaften miteinzubeziehen“, betont Sarrazin. „Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Vorgehen auch für andere Bereiche Modellcharakter haben kann“.

    Die Empfehlungen der DGVS im Internet finden Sie hier.

    Die neuen Medikamente zur Hepatitis C-Therapie im Überblick:

    • Sofosbuvir. Zulassung in Europa im Januar 2014. Für alle HCV-Genotypen (1 bis 6). Als Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten.
    • Simeprevir. Zulassung im Mai 2014. Für die HCV-Genotypien 1 und 4. Als Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten.
    • Daclatasvir. Zulassung im August 2014. Für HCV-Genotypen 1 bis 6. Als Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten.
    • Ledipasvir. Zulassung im Dezember 2014. Für HCV Genotypen 1,3,4 und 6. Nur als Fixkombination mit Sofosbuvir.
    • Paritaprevir + Ombitasvir und Dasabuvir (als Kombinationstherapie). Zulassung Januar 2015. Für HCV Genotyp 1.

    Pressestelle der DGVS, 04.03.2015

  • Neue Leiterin der BZgA

    v.l.n.r.: Lutz Stroppe, Staatssekretär im BMG, Dr. Heidrun Thaiss, neue Leiterin der BZgA, Prof. Dr. Elisabeth Pott, scheidende Direktorin der BZgA; Foto©BZgA
    v.l.n.r.: Lutz Stroppe, Staatssekretär im BMG, Dr. Heidrun Thaiss, neue Leiterin der BZgA, Prof. Dr. Elisabeth Pott, scheidende Direktorin der BZgA. Foto©BZgA

    Dr. med. Heidrun M. Thaiss hat zum 1. Februar 2015 die Leitung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) übernommen. Sie wurde am 28. Januar in einer Feierstunde vom Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums Lutz Stroppe in Köln in ihr neues Amt eingeführt. Gleichzeitig erfolgte die feierliche Verabschiedung der bisherigen Amtsinhaberin Prof. Dr. med. Elisabeth Pott. Prof. Pott war seit 1985 Direktorin der BZgA. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, sagte Dr. Heidrun Thaiss. „Prävention und Gesundheitsförderung sind gesellschaftlich wichtige Themenfelder in Deutschland. Als Leiterin der BZgA will ich die gesundheitliche Aufklärung weiter ausbauen und somit die Gesundheitsvorsorge bundesweit stärken.“ Dr. Heidrun Thaiss hat Humanmedizin studiert und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau zu Fragen der Gerinnungsstörungen bei Kindern mit Diabetes Mellitus Typ I promoviert. Nach Facharzt- und begleitender wissenschaftlicher Ausbildung folgten Stationen im Öffentlichen Gesundheitsdienst mehrerer Bundesländer. Seit 2008 war sie im schleswig-holsteinischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung tätig. Dort hat sie die Leitstelle Prävention und Gesundheitsförderung des Landes Schleswig-Holstein verantwortet. Anlässlich ihrer Verabschiedung erklärte Prof. Dr. Elisabeth Pott: „Ich bin sehr dankbar, dass ich in den vergangenen dreißig Jahren die Prävention in Deutschland entscheidend mit vorantreiben konnte. Die BZgA ist eine ungewöhnlich dynamische Behörde, die auf die Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet ist. Für ihre zukünftigen Aufgaben muss sie weiter gestärkt werden. Ich freue mich, dass ich die Leitung der BZgA einer kompetenten und erfahrenen Kollegin übergeben kann.“

    Pressestelle der BZgA, 28. Januar 2015

  • Film „Crystal im Kopp“

    Kurzfilm CrystalEin vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz geförderter Kurzfilm stellt sich die Fragen: Was passiert eigentlich im Gehirn, wenn Crystal Meth konsumiert wird? Welche kurzfristigen Effekte und Langzeitfolgen erleben User? „Witzig, neutral und ohne Schockbilder. So wollte ich den Aufklärungsfilm über Crystal Meth machen“, erklärt der Chemnitzer Künstler und Designer Robert Reinhold. Daraus entstanden ist ein Animationsfilm, der das Gehirn als industrielle Produktionsstrecke inszeniert. Der Film ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Künstlern. Er will informieren und zum Diskutieren anregen. Den Film „Crystal im Kopp“ finden Sie hier und auch auf www.suchtpraevention-sachsen.de.

    Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten, 19.02.2015

  • Hamburger Basisdatendokumentation – Statusbericht 2013 erschienen

    BADO-Statusbericht 2013Im Jahr 2013 suchten über 15.900 Personen die Hamburger Suchthilfeeinrichtungen auf. 9.500 Personen kamen wegen eines Alkoholproblems. Davon nahmen 4.600 Personen zusätzlich noch andere Suchtmittel in gesundheitsschädlichen Mengen zu sich.

    Die zweitgrößte Gruppe mit 4.500 Hilfesuchenden stellten die Abhängigen von Opiaten dar, die nahezu alle noch weitere Drogen zu sich nahmen. Diese Zahlen veröffentlichte im November 2014 der BADO e. V., ein Zusammenschluss von freien Trägern der Suchthilfe in Hamburg und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Der Verein stellt in einem jährlichen Statusbericht die Situation der durch die Suchthilfe erreichten Personen dar.

    Etwa zwei Drittel der Klientinnen und Klienten berichten über schwer belastende Lebensereignisse: unter anderem schwere körperliche bzw. sexuelle Gewalterfahrungen, vorrangig der Frauen, und/oder Suchterkrankung eines oder gar beider Elternteile. Erhebliche gesundheitliche und psychische Probleme, aber auch Heimaufenthalte und – vor allem bei den opiatabhängigen Männern – sehr lange Haftaufenthalte prägten die Lebensläufe der Betroffenen. Eine besondere Herausforderung für die Suchthilfeeinrichtungen ist die Einbeziehung der Probleme und Themen, die sich bei der Betreuung und Versorgung von rund 2.300 minderjährigen Kindern in den Haushalten der Klientinnen und Klienten ergeben.

    Trotz der Schwierigkeit, adäquaten Wohnraum zu finden, der als eine Grundvoraussetzung für eine abstinente Lebensführung notwendig ist, und des Problems der hohen Arbeitslosigkeit (43 Prozent der Alkoholabhängigen und 70 Prozent der Opiatabhängigen) gelang es, dass zum Ende der Beratung und Betreuung 60 Prozent der Alkoholabhängigen abstinent lebten und weitere elf Prozent ihren Konsum reduzierten. 71 Prozent der Opiatabhängigen, von denen gut drei Viertel durch ein Medikament substituiert wurden, lebten am Betreuungsende ohne Heroinkonsum.

    Insgesamt gelang es, die Betroffenen zu stabilisieren. Die gesundheitlichen und psychisch-seelischen Belastungen nahmen ab, die Klientinnen und Klienten erreichten eine Stabilisierung bzw. Verbesserung der sozialen Teilhabe, u. a. in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte.

    Der Statusbericht belegt ebenfalls, dass es der Suchthilfe gelang, den Menschen Mut zu machen und sie zur Inanspruchnahme von Unterstützung zu motivieren, denn nahezu die Hälfte der Klientinnen und Klienten, die zunächst nur einmalig zu einem Gespräch kamen, nahmen in den folgenden vier Jahren erneut Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle auf.

    Die Ergebnisse werden gemeinsam von den Einrichtungen der Suchthilfe und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz ausgewertet. Sie liefern eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Angebote für suchtkranke Frauen und Männer in Hamburg.

    Der Bericht BADO 2013 kann unter www.bado.de heruntergeladen werden bzw. unter folgender Adresse bestellt werden: barre@jugendhilfe.de oder BADO e. V., c/o Jugendhilfe e. V., Repsoldstraße 4, 20097 Hamburg.

    Pressestelle des BADO e. V., 27.11.2014

  • Vorstand der DGPPN neu aufgestellt

    Dr. Iris Hauth
    Dr. Iris Hauth

    Die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) haben im Rahmen der Mitgliederversammlung am 27. November 2014 den Vorstand der Fachgesellschaft für die Jahre 2015/2016 gewählt. Insgesamt 18 Expertinnen und Experten aus Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik bilden seit Januar 2015 das Vorstandsteam unter der Leitung der neuen DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth. Turnusgemäß wurde von den Mitgliedern der President Elect der Fachgesellschaft, Prof. Dr. Arno Deister, gewählt.

    Die neue Präsidentin der DGPPN, Dr. Iris Hauth, ist Ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph Krankenhauses Berlin Weißensee. Sie wird den Vorstand der Fachgesellschaft während der nächsten zwei Jahre leiten. Dieser repräsentiert mit seinen 18 Mitgliedern die gesamte Breite des Fachgebiets. Inhaltlich wird sich der Vorstand schwerpunktmäßig mit dem Erhalt und der Verbesserung der ambulanten und stationären Versorgung inklusive der Prävention und Rehabilitation psychisch erkrankter Menschen beschäftigen. Zu den weiteren zentralen Themen gehören die Weiterbildung und Nachwuchsförderung, die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie deren Translation in den praktischen Alltag.

    Der neue President Elect der DGPPN (Präsident in der Amtszeit 2017/2018), Prof. Dr. Arno Deister, ist Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Klinikums Itzehoe. Mit Dr. Nahlah Saimeh erhält die forensische Psychiatrie im Vorstand eine neue Stimme. Dr. Saimeh ist seit 2004 ärztliche Direktorin im Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn. Seit 2011 ist sie die stellvertretende Leiterin des DGPPN-Referates „Forensische Psychiatrie“. Prof. Dr. Martin Driessen ist im DGPPN-Vorstand neu für den Bereich „Psychosomatik“ verantwortlich. Er ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB).

    Pressestelle der DGPPN, 09.12.2014