Kategorie: Kurzmeldungen

  • Deutschland fällt bei Lebenserwartung in Westeuropa weiter zurück

    Deutschland gehört in Westeuropa zu den Schlusslichtern bei der Lebenserwartung und verliert weiter an Anschluss. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Mitarbeitenden des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, für die Sterblichkeitstrends über mehrere Jahrzehnte untersucht wurden. Betrug der Rückstand Deutschlands auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im restlichen Westeuropa im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre, so hat sich der Abstand bis 2022 auf 1,7 Jahre vergrößert.

    „Der Beginn der 2000er Jahre markiert einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland“, fasst Mitautor Dr. Pavel Grigoriev vom BiB die Ergebnisse zusammen. Seitdem ist die Sterblichkeitslücke zwischen Deutschland und den anderen westeuropäischen Ländern relativ stetig angewachsen.

    Wie aus der Untersuchung hervorgeht, konnte Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 zunächst den Rückstand gegenüber Westdeutschland und Westeuropa erheblich verringern. Hierzu trugen auch massive finanzielle Investitionen in die Gesundheitsversorgung bei. Bis Anfang der 2000er Jahre hatte die Lebenserwartung der Frauen in Ostdeutschland zu Westdeutschland aufgeschlossen und auch gegenüber dem restlichen Westeuropa erheblich aufgeholt. Die Männer in Ostdeutschland konnten zunächst ebenfalls den Abstand gegenüber Westdeutschland und dem restlichen Westeuropa reduzieren. Allerdings ist bei ihnen im Gegensatz zu den Frauen bis heute ein Abstand von rund einem Jahr gegenüber Westdeutschland geblieben.

    Seit der Jahrtausendwende haben jedoch sowohl West- als auch Ostdeutschland gegenüber den anderen Ländern Westeuropas an Boden verloren. Betrug der Rückstand von Deutschland bei der Lebenserwartung der Männer im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre, ist dieser bis 2022 auf 1,8 Jahre angestiegen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Frauen: Hier vergrößerte sich der Abstand bei der Lebenserwartung von 0,7 Jahren (2000) auf aktuell 1,4 Jahre. Lediglich im ersten Pandemiejahr 2020 wurde bei beiden Geschlechtern eine kurzfristige Annäherung an den westeuropäischen Durchschnitt verzeichnet, da die Corona-sterblichkeit in Deutschland zunächst deutlich geringer ausfiel als in anderen Ländern Westeuropas.

    Lebenserwartung bei Geburt in Jahren nach Geschlecht. Grafik: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)

    Nachholbedarf bei Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei der Tabak- und Alkoholprävention

    Zu dem wachsenden Rückstand Deutschlands in der Lebenserwartung tragen einzelne Altersgruppen in unterschiedlicher Art und Weise bei. Während die Sterblichkeit von Menschen unter 50 Jahren im Rahmen des westeuropäischen Durchschnitts liegt, ist sie bei der Bevölkerung über 65 Jahre deutlich erhöht. Bei den Frauen weisen in Deutschland gerade Personen im Alter ab 75 Jahren eine höhere Sterblichkeit auf als Gleichaltrige im westeuropäischen Ausland. Dagegen tragen bei den Männern insbesondere die Alter zwischen 55 und 74 Jahren zur Lücke bei.

    „Um Deutschlands Rückstand bei der Lebenserwartung zu verringern, müsste die Sterblichkeit insbesondere im höheren Alter reduziert werden“, folgert Mitautor Dr. Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB. Handlungsbedarf scheint gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bestehen. So weisen internationale Vergleiche auf Aufholbedarf bei der Prävention und der Früherkennung dieser Erkrankungen hin. Ähnliches gilt für die Bereiche Tabak- und Alkoholprävention sowie gesunde Ernährung. „Hier besteht noch einiges Potenzial, um uns für den momentanen Alterungsprozess der Gesellschaft besser aufzustellen“, so Klüsener.

    Originalpublikation:
    Grigoriev, Pavel; Sauerberg, Markus; Jasilionis, Domantas; van Raalte, Alyson; Klüsener, Sebastian (2024): Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland im internationalen Kontext. Bundesgesundheitsblatt 67(5): 493–503. https://doi.org/10.1007/s00103-024-03867-9

    Pressestelle des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), 22.5.2024

  • Arbeitsmaßnahmen für Menschen mit Suchterkrankungen in NRW  

    Der „Arbeitskreis der Arbeitsmaßnahmen für Menschen mit Suchterkrankungen in NRW“ hat – unter Federführung der Landesfachstelle berufliche und soziale Integration der Suchtkooperation NRW – die dritte Auflage der Broschüre „Seitenwechsel“ veröffentlicht.

    Alle Träger der dargestellten Projekte halten vielfältige Angebote an Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen für Bürgergeld beziehende Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen vor. Die Broschüre liefert einen aktuellen Einblick in die Vielfalt der Beschäftigungsprojekte. Die Projekte machen Mut und zeigen auf, wie sich mit Hilfe befähigungsorientierter Angebote die Lebenssituation der Suchtmittel konsumierenden Menschen verbessert. Die Träger leisten mit ihren Angeboten einen ganz wesentlichen Beitrag in der kommunalen Suchthilfelandschaft.

    Die Broschüre können Sie auf der Website der Landesfachstelle herunterladen oder als Druckfassung per Mail bestellen: lfi@lfi.nrw.

    Mitteilung der Landesfachstelle berufliche und soziale Integration der Suchtkooperation NRW, 9.9.2024

  • Prävention und öffentliche Gesundheit werden gestärkt

    Das Bundeskabinett hat am 17. Juli 2024 den Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit beschlossen. Damit werden die Rahmenbedingungen für die Errichtung eines Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) geschaffen. Das neue Bundesinstitut wird als selbstständige Bundesoberbehörde zum 1. Januar 2025 seine Arbeit aufnehmen und die Aufgaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und in Teilen des Robert Koch-Instituts (RKI) übernehmen.

    „Deutschland muss bei Vorsorge und Früherkennung von Krebs- oder Herzkrankheiten endlich von den hinteren Plätzen in Europa an die Spitze kommen. Vorbeugung durch Aufklärung und Früherkennung müssen stärker werden! Mit dem BIPAM fördern wir den Austausch von Wissenschaft, Politik und Praxis und stärken endlich die Prävention in der Bevölkerung. Das wird helfen, chronische Krankheiten und deren kostenintensive Behandlungen zu vermeiden.“

    Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach

    Das BIPAM hat seinen Hauptsitz in Köln sowie eine Außenstelle in Berlin. Die 334 Beschäftigten der BZgA werden in das BIPAM überführt. Aus dem RKI werden 180 Beschäftigte zukünftig in dem neuen Institut arbeiten.

    Das BIPAM übernimmt folgende Aufgaben

    • Das BIPAM erhebt, analysiert und wertet Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, zu den gesundheitlichen Auswirkungen durch Klima und Umwelt sowie zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen – auch im Hinblick auf die Auslastung und Entwicklung der Kosten des Gesundheitssystems in Deutschland – aus. Die Erkenntnisse sollen als Grundlage für politische und strategische Entscheidungen sowie zielgruppenspezifische Präventionsmaßnahmen dienen. Das BIPAM arbeitet eng mit dem Forschungsdatenzentrum (FDZ) im RKI zusammen, um die Datenqualität im Gesundheitssystem weiter zu verbessern.
    • Das BIPAM unterstützt die Gesundheitsämter in Deutschland, koordiniert und bündelt im Rahmen der Bundeszuständigkeit die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit, anderen Bundesbehörden, Ländern, Kommunen und nichtstaatlichen Organisationen.
    • Das BIPAM informiert die Bevölkerung umfassend und verständlich über Gesundheitsrisiken, Präventionsmöglichkeiten und Maßnahmen im gesundheitlichen Krisenfall. Es bietet allen Bürgerinnen und Bürgern einen einfachen und schnellen Zugang zu gut verständlichen Gesundheitsinformationen.
    • Das BIPAM entwickelt weitere Maßnahmen zur Verhaltens- und Verhältnisprävention, einschließlich der Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten, und unterstützt deren Umsetzung. Die Verminderung von Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsarmut ist eine wichtige Aufgabe. Hierdurch werden gefährliche Erkrankungen wie Krebs, kardiovaskuläre und psychische Erkrankungen adressiert. Darüber hinaus fokussiert das BIPAM auf Themen wie gesundheitliche Chancengleichheit und mentale Gesundheit.

    Weitere Informationen:
    Chronik des Gesetzes zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit

    Pressestelle des Bundesministeriums für Gesundheit, 17.7.2024

  • Einsatz für Kinder aus suchtbelasteten Familien – gestern, heute, morgen

    Talk mit erwachsenen Kindern auf der NACOA-Gala mit Michelle Boschet, Stephan Kosch (NACOA), Janboris Raetz, Andreas Schneider, Christina Rubarth (NACOA) (v.l.). Foto©NACOA Deutschland/Hauke Dressler

    Seit 20 Jahren ist NACOA Deutschland als Interessenvertretung für Kinder aus suchtbelasteten Familien aktiv. Was wurde in dieser Zeit erreicht? Was könnten die nächsten Ziele sein? Um diese und andere Fragen ging es auf der Jubiläumsveranstaltung am 20. September, zu der NACOA Deutschland nach Berlin eingeladen hatte.

    Wie alles anfing, das weiß Reinhard Mayer noch ziemlich genau. Im Dezember 2003 war der Psychotherapeut nach Berlin zu einer Tagung ins Bundesgesundheitsministerium zum Thema „Familiengeheimnisse“ gereist. Zum Schluss des Treffens trat dort der noch junge Journalist Henning Mielke ans Rednerpult, stellte sich als betroffenes erwachsenes Kind aus einer Suchtfamilie vor und erzählte von NACOA USA und seinem Ziel, NACOA Deutschland zu gründen. Mayer, heute Mitglied im Vorstand von NACOA Deutschland, fühlte sich angesprochen. „Endlich sah es so aus, dass es möglich sein könnte, dass eine bundesweite Interessenvertretung entsteht, die im Sinne einer Lobby für die betroffenen Kinder und Jugendlichen Sprachrohr in Politik oder Gesellschaft sein könnte“, berichtete er in seinem Rückblick bei der Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen von NACOA Deutschland.

    Etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche wachsen derzeit in Deutschland mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf, jedes fünfte bis sechste Kind ist betroffen. Hinzu kommen sechs Millionen Erwachsene, die in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind und häufig noch immer darunter leiden. Denn sie alle tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, eine psychische Krankheit zu entwickeln. „Kinder aus Suchtfamilien sind die größte zusammenhängende Risikogruppe in unserem Land, auf die der biografische Faktor multipler Belastungen und Traumata zutrifft“, sagte der auf die Behandlung von Angehörigen Suchtkranker spezialisierte Psychotherapeut Jens Flassbeck in seinem Vortrag. Nur etwa 40 Prozent gelten als „resiliente“ Kinder, die anderen entwickelten selbst Suchtprobleme oder eine andere psychische Störung.

    „Im Prinzip stehen uns in Deutschland für suchtkranke und psychisch kranke Menschen zwei gut ausgebaute Hilfesysteme – Suchthilfe und Psychotherapie – zur Verfügung“, erklärte Flassbeck. „Doch im Hinblick auf die psychisch gefährdeten und kranken Angehörigen sind die Systeme nach meiner Erfah­rung unzureichend aufgestellt und kooperieren ungenügend.“ Daher seien unabhängige Vertretungen nötig, die „solidarisch und parteiisch mit den Angehörigen, ihrer Not und ihrem Hilfebedarf sind“, sagte Flassbeck und sieht hier ein wichtiges Aufgabenfeld unter anderem für NACOA Deutschland auch für die Zukunft.

    Erreichte Meilensteine

    Auf die bereits erreichten Meilensteine seit der Gründung von NACOA Deutschland im März 2004 verwies hingegen Reinhard Mayer. Der Verein erstellte Informationsmaterialien für pädagogische und medizinische Fachkräfte und lud zu Strategiekonferenzen ein, die auf hohes Interesse in der Fachwelt stießen. Die Schauspielerin  Katrin Sass konnte als erste Schirmherrin gewonnen werden, mittlerweile hat diese Aufgabe der Sänger Max Mutzke, der mit einer alkoholkranken Mutter aufwuchs, übernommen. Die Jugendseite „Trau Dir“ wurde entwickelt, die ersten COA-Aktionswochen fanden statt und bringen bis heute jährlich im Februar in der Woche rund um den Valentinstag bundesweit die „vergessenen Kinder“ in die Medien und die Öffentlichkeit. Eine Online-Beratung entstand, die mittlerweile in Kooperation mit KidKit in Köln unter „Hilfen im Netz“ umfassende Beratungen für Betroffene und Fachkräfte anbietet. Der „Fluffi-Klub“ für Präventionsarbeit in Kitas nahm seine Arbeit auf. Er war bereits in zahlreichen Berliner Kitas aktiv und ist weiter gefragt. Zudem wurde die Kommunikationsplattform COA.KOM geschaffen. Sie vernetzt Fachkräfte, die sich um Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien kümmern. Und auch die Arbeit mit und für erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien ist zu einem eigenen Arbeitsbereich geworden und schafft Austauschmöglichkeiten für Betroffene und Fachkräfte.

    Die politische Lobby-Arbeit gemeinsam mit anderen Interessensgruppen brachte ebenfalls Erfolge. Im März 2018 wurde die Arbeitsgruppe „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“ des Deutschen Bundestags ins Leben gerufen – unter Beteiligung von NACOA Deutschland. Sie erarbeitete 16 Empfehlungen, die in den nachfolgenden Jahren sukzessive umgesetzt wurden oder noch umzusetzen sind. Der aktuell sichtbarste Erfolg der politischen Arbeit: In einem gemeinsamen Antrag der Regierungskoalition und der CDU/CSU-Fraktion wurde im Juli 2024 ein Entschließungsantrag „Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen“ in den Bundestag eingebracht, in dem konkrete Schritte für eine bessere Versorgung von Kindern psychisch und suchtkranker Eltern formuliert werden. Er wird derzeit in den Fachausschüssen diskutiert.

    „Aber hinter diesen bewältigten Aufgaben verbergen sich viel Arbeit, Schweiß und auch Tränen“, erinnerte Reinhard Mayer die Teilnehmenden der Tagung. „Lange wurde und wird bis heute die tägliche Arbeit durch viel ehrenamtliches Engagement getragen.“ Zwar gelinge es immer wieder, engagierte, junge Mitarbeitende für die jeweiligen Arbeitsbereiche zu begeistern und anzustellen. Aber leider könne man immer noch nicht eine gesicherte Perspektive über bewilligte Förderzeiträume hinaus anbieten. „Vieles gleicht dem Erleben in Suchtfamilien“, meint Mayer. „Glaubt man, es geschafft zu haben, dass etwas Ruhe einkehrt, kommt schon die nächste Krise. Auch diese Tatsache gehört zur Geschichte von NACOA. Es wird nie langweilig.“

    Künstler:innen bei der Jubiläumsgala

    Max Mutzke im Interview mit Christina Rubarth (NACOA). Foto©NACOA Deutschland/Hauke Dressler

    Vielfältig war auch das Programm der Gala am Abend. Unterschiedliche Talkrunden  beleuchteten verschiedene Facetten des Themas „Aufwachsen in suchtbelasteten Familien“, betroffene erwachsene Kinder berichteten berührend über ihre Erfahrungen, darunter auch die Poetry-Slammerin Michelle Boschet, die mit ihrem Gedicht über das „Monsterbier“ das Publikum begeisterte. Auch die Sängerin „Miss Pirate“ beschrieb in ihren bewegenden Liedern die Abgründe, die das Aufwachsen mit suchtkranken Eltern hervorbringt und die viel zu oft mit einem „Fake Smile“ überdeckt werden. Denn: Noch immer ist Sucht eine tabuisierte Krankheit und in den Familien herrscht ein Schweigegebot. Dies immer wieder zu brechen, darüber zu reden und so den vergessenen Kindern eine Stimme zu geben, diesem Ziel hat sich auch der NACOA-Schirmherr Max Mutzke verschrieben. Er krönte den Abend gemeinsam mit dem Pianisten Nick Flade mit einem halbstündigen Konzert, in dem er nicht nur seinen neuen Song „Whisky Baby“ über das Abrutschen in eine Alkoholabhängigkeit vortrug, sondern auch das ältere Stück „Hier bin ich Sohn“, in dem er die Gefühle gegenüber seiner mittlerweile verstorbenen suchtkranken Mutter besingt – zwei Perspektiven auf die Krankheit Sucht, die das Leben des erkrankten Menschen ebenso prägt wie das seiner Angehörigen.

    Text: Stephan Kosch
    Stephan Kosch ist Journalist und für die Öffentlichkeitsarbeit von NACOA Deutschland zuständig.

  • DHS-Bericht zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen in Deutschland

    Vor dem Hintergrund einer wachsenden Komplexität der Fälle und einer höheren Nachfrage bei gleichzeitigem Personal- und Fachkräftemangel stehen Suchtberatungsstellen vielerorts unter erheblichem Druck: Sprech- und Öffnungszeiten müssen gekürzt werden. Schließungen von Suchtberatungsstellen sind bereits erfolgt, weitere Schließungen stehen bevor. Dreiviertel der öffentlich finanzierten Suchtberatungsstellen in Deutschland können ihre Kosten in diesem Jahr nicht decken. Von einem Defizit in der Finanzierung ihrer Angebote von bis zu 20 Prozent berichten über die Hälfte der Befragten. Ein Drittel der befragten Einrichtungen liegt sogar darüber. Das sind die alarmierenden Ergebnisse eines am 26. September veröffentlichten Berichts der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen.

    Suchtberatungsstellen leisten für die Gesellschaft eine unverzichtbare Hilfe: Sie retten Leben, begleiten und stabilisieren abhängigkeitskranke Menschen in Krisen und unterstützen hilfesuchende Angehörige. Für Betroffene führt der Weg in die Therapie meist über eine Suchtberatung. Der Nutzen ist auch für die öffentlichen Kassen relevant: Laut einer Studie in Bayern spart die ambulante Suchtberatung für jeden eingesetzten Euro rund 17 Euro an Folgekosten ein. Angesichts der hohen volkswirtschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums von rund 57 Milliarden Euro und des Tabakkonsums von rund 97 Milliarden Euro ist jeder Euro in die Suchtberatung also gut investiert. Aber:

    „Die Politik muss handeln, damit die Suchtberatungsstellen in Deutschland weiterhin ihre wichtige Arbeit für die Gesellschaft und für Betroffene leisten können. Kern des Problems ist: Die kommunal finanzierte Suchtberatung ist keine verbindliche und gesetzlich gesicherte Leistung. Somit ist ihre Ausstattung auch von der Finanzlage der jeweiligen Kommune oder des Bundeslandes abhängig. Das ist besonders dramatisch, weil Suchtberatungsstellen häufig die erste Adresse für Hilfesuchende in akuten Krisen sind. Sie spielen die zentrale Rolle im hoch spezialisierten und vielgliedrigen Versorgungssystem für Menschen mit Suchtproblemen.

    Um den bedingungslosen Zugang, individuell ausgerichtete Angebote und die Kontinuität von Suchtberatung bundesweit sicherzustellen, hat die DHS Vorschläge für gesetzliche Neuregelungen erarbeitet. Als Dachorganisation der Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe in Deutschland fordert die DHS Bund, Länder und Kommunen zum Handeln auf. Die politischen Ebenen müssen sich abstimmen, um ein Wegbrechen der Suchtberatung zu verhindern“, sagt Christina Rummel, DHS Geschäftsführerin und Autorin des Berichts.

    Für den DHS-Bericht zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen in Deutschland wurden im Frühjahr 2024 rund 1.300 Einrichtungen, die das Angebot der ambulanten Beratung / Sucht- und Drogenberatung vorhalten und im DHS Suchthilfeverzeichnis aufgeführt sind, befragt. Dabei wurden ausschließlich Aussagen zur kommunal orientierten Suchthilfe erhoben.

    Mit dem bundesweiten Aktionstag Suchtberatung am 14. November 2024 machen Suchtberatungsstellen in ganz Deutschland auf ihre vielfältigen Angebote sowie auf aktuelle Problemlagen vor Ort aufmerksam. Die Website aktionstag-suchtberatung.de informiert umfassend zu den Leistungen und zum gesellschaftlichen Stellenwert der Suchtberatung.

    Download des kompletten DHS-Berichts zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen in Deutschland auf der Website der DHS.

    Pressestelle der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), 26.9.2024

  • Neurowissenschaft: Serotonin und seine Rezeptoren

    In unserem Gehirn werden Signale nicht immer auf dieselbe Weise verarbeitet: Bestimmte Rezeptoren modulieren diese Verarbeitungsprozesse. Sie beeinflussen so unsere Stimmung, Wahrnehmung und unser Verhalten auf vielfältige Weise. Zu dieser Gruppe gehört auch der 5-HT2A-Rezeptor, der eine Besonderheit hat: Er dämpft eintreffende visuelle Informationen, sodass unser Gehirn mehr Raum für interne Prozesse und Interpretationen hat. Diese Erkenntnis eines Forschungsteams der Ruhr-Universität Bochum könnte auch die Wirkung von Drogen wie LSD erklären: Wird der Rezeptor dadurch überaktiviert, werden externe Sinneseindrücke unterdrückt und vermehrt eigene Bilder erzeugt.

    „Ein wenig so, als würde unser Gehirn mit sich selbst reden“, erklärt Prof. Dr. Dirk Jancke. Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift „Nature Communications“ vom 14. September 2024 veröffentlicht sind, liefern neue Einsichten für unser Verständnis von Wahrnehmung und psychischen Erkrankungen.

    Im Dschungel der Serotonin-Rezeptoren

    Rezeptoren vermitteln die Übertragung von Information zwischen Nervenzellen. So bewirkt die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin über zahlreiche Rezeptortypen eine Veränderung von Nervenzellaktivitäten im gesamten Gehirn. Mindestens 14 Rezeptortypen können unterschieden werden. „Die Sache ist besonders knifflig, weil die Rezeptoren selbst sowohl hemmend als auch aktivierend sein können“, so Dirk Jancke. „Zusätzlich werden sie auch noch in verschiedenen Zelltypen ausgeschüttet, die wiederum wechselseitig hemmenden oder erregenden Einfluss auf das gesamte Netzwerk haben.“

    Die Untersuchung der Wirkung von Rezeptoren im Gehirn ist daher keine einfache Aufgabe. Herkömmliche pharmakologische Methoden zur Aufklärung neuronaler Netzwerkfunktion von Rezeptoren sind begrenzt. Sie sind meist nicht spezifisch genug und vor allem schlecht zu timen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Stefan Herlitze hat daher alternative Untersuchungsmethoden entwickelt. Dabei werden Lichtrezeptor-Proteine mithilfe von Viren in Nervenzellen eingebracht. Die Lichtrezeptor-Proteine sind gentechnisch so modifiziert, dass sie Funktionen eines ausgewählten Rezeptortyps imitieren können. Der ausgewählte Rezeptortyp wird damit wie über einen Lichtschalter an- und abschaltbar, präzise innerhalb weniger Millisekunden. Mäusen werden dazu hauchdünne Lichtleiter implantiert, die – über LEDs gesteuert – Licht der gewünschten Wellenlänge an die entsprechende Stelle im Gehirn bringen und dort den Rezeptor aktivieren.

    5-HT2A Rezeptoren regulieren die Empfindsamkeit für sensorische Eingänge

    Die Forschenden fanden auf diese Weise heraus, dass der 5-HT2A Rezeptor selektiv die Stärke eintreffender Sehinformation unterdrückt. „Erstaunlicherweise geschieht dies, ohne andere, parallel ablaufende Prozesse zu hemmen“, berichtet Dr. Ruxandra Barzan, Erstautorin der Studie. Das Gehirn reduziert somit die Bedeutung aktueller sensorischer Eingänge zugunsten interner Kommunikation und Interpretationsprozesse. „Das heißt, wir haben einen Mechanismus entdeckt, der reguliert, wie wichtig eingehende Informationen genommen werden“, sagt Ruxandra Barzan.

    Halluzinationen verstehen, Therapieansätze entwickeln

    Halluzinationen, die durch Drogen wie LSD ausgelöst werden, könne man daher als eine Art Selbstgespräch interpretieren, so Dirk Jancke. „Durch die Überaktivierung unterdrückt der 5-HT2A-Rezeptor von außen kommende Sinneseindrücke, und das Gehirn ersetzt sie durch eigene Produktionen.“ Im gesunden Gehirn aktiviert Serotonin verschiedene Rezeptortypen gleichzeitig, was gewährleistet, dass Informationsflüsse in ihrer Gewichtung ausbalanciert sind. Bei psychischen Erkrankungen kann diese Balance gestört sein.

    Die Erkenntnisse aus der Studie könnten dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln, bei denen gezielt ausgewählte Rezeptoren aktiviert werden, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, hoffen die Forschenden. Psychedelische Drogen, die beispielsweise selektiv den 5-HT2A Rezeptor ansprechen, könnten unter fachärztlicher Aufsicht in geringer Dosierung und in definierten Lernkontexten zu Therapiezwecken genutzt werden, um Disbalancen in der Rezeptoraktivierung langfristig wieder auszugleichen.

    Künstliche Intelligenz trifft auf Neurobiologie

    Um die komplexen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Zelltypen und den Rezeptoren im Gehirn besser zu verstehen, setzten die Forschenden Computermodelle ein, die wesentliche Merkmale neuronaler Schaltkreise vereinfacht darstellen. Die Forschenden prüften die Hypothese, dass der Rezeptor die gefundenen Effekte nur dann entfaltet, wenn er gleichzeitig in hemmenden und aktivierenden Nervenzellen aktiviert wird. Diese Hypothese konnte durch die Modelle gestützt werden. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Sen Cheng fand in ihren Simulationen heraus, dass nur die gleichzeitige Rezeptoraktivierung in hemmenden und erregenden Zellen zu Interaktionen im Netzwerk führen, die die experimentellen Befunde abbilden.

    Kooperationspartner
    Die Studie wurde gemeinsam von den Gruppen von Dirk Jancke, Sen Cheng, Prof. Dr. Melanie Mark und Stefan Herlitze im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 874 und des Graduiertenkollegs „MoNN&Di“ (Monoaminergic Neuronal Networks and Disease) erarbeitet. Maßgeblich beteiligt war die Erstautorin und Doktorandin der International Graduate School for Neuroscience Ruxandra Barzan unter der Leitung von Dirk Jancke.

    Originalpublikation:
    Ruxandra Barzan et al.: Gain Control of Sensory Input Across Polysynaptic Circuitries in Mouse Visual Cortex by a Single G Protein-Coupled Receptor Type (5-HT2A), in: Nature Communications, 2024, DOI: 10.1038/s41467-024-51861-1, https://www.nature.com/articles/s41467-024-51861-1

    Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum, 18.9.2024

  • Neurologische Schäden nach Konsum hoher Lachgas-Dosen

    Eine Studie aus dem Großraum Paris [1] zeigt den Anstieg schwerer Folgeerkrankungen durch den Freizeitkonsum von Lachgas (N2O) seit 2020, wobei die Ergebnisse auf eine deutliche Verschiebung der Konsummuster hin zu hohen und damit schädlichen Dosen deuten. Vor allem junge Menschen sind betroffen. Es kommt zu Rückenmarks- und Nervenschäden, welche sensible Symptome, Gangstörungen und bleibende Lähmungen hervorrufen. Die Studie analysierte sozioökonomische Faktoren und forderte angesichts des weltweit wachsenden öffentlichen Gesundheitsproblems Aufklärungskampagnen. Im Auftrag der BZgA führt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN) nun eine Umfrage in Deutschland zur Prävalenz und den Folgen des Lachgasmissbrauchs durch.

    Die neue Partydroge Lachgas (N2O, Distickstoffmonoxid) wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem, das aber bei konsequentem Eingreifen der Politik lösbar wäre. Lachgas ist ein seit über 200 Jahren eingesetztes Inhalationsanästhetikum, das bis heute eine medizinisch sinnvolle und sichere Alternative in bestimmten Narkosesituationen darstellt [2].

    Gesundheitsprobleme durch Störung des Vitamin-B12-Stoffwechsels

    Allerdings hat der Freizeitkonsum von N2O weltweit in einem besorgniserregenden Maße zugenommen – und damit auch gesundheitliche Schädigungen in Folge des Konsums. Denn im Gegensatz zum praktisch nebenwirkungsfreien medizinisch überwachten Kurzeinsatz kann es bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch zu Schäden am Nervensystem kommen. Manchmal sind auch die Blutbildung, Lunge und Herz mit betroffen. Ursache dieser Gesundheitsprobleme ist eine Störung des Vitamin-B12-Stoffwechsels, d. h. ein funktioneller Mangel des Vitamins. Vitamin B12 ist für die Funktion der Myelinscheiden (Hüllstrukturen der peripheren Nerven und des Rückenmarks) notwendig. Die Schädigung von Rückenmark und Nerven führt zu Taubheitsgefühlen vor allem an den Füßen, Gangstörungen und in schweren Fällen auch zu Lähmungen. Die Symptome können durch parenterale Gabe von Vitamin B12 behandelt werden, nicht immer bilden sie sich jedoch vollständig zurück.

    Besonders gefährdet sind Menschen, deren Vitamin-B12-Versorgung aus anderen Gründen schon nicht optimal ist, z. B. bei veganer oder vegetarischer Ernährung, bei Einnahme bestimmter Medikamente (wie Magensäureblockern), chronischen Magen-Darm-Entzündungen oder regelmäßigem Alkoholkonsum.

    Kohortenstudie im Großraum Paris

    Eine aktuelle retrospektive multizentrische Kohortenstudie [1] berichtet über schwere, N2O-induzierte neurologische Erkrankungen im Großraum Paris. Von 2018 bis 2021 wurden in Abteilungen für Neurologie und Innere Medizin alle Personen >18 Jahren mit schweren Lachgas-Vergiftungen erfasst. Bis Ende 2019 wurden keine entsprechenden Fälle beobachtet. Die danach zunehmende Häufigkeit wurde ermittelt und mit der Frequenz vergleichbarer neurologischer Krankheiten anhand der Krankenversicherungsdaten von 91.000 Klinikpatienten verglichen. Von 181 Patientinnen und Patienten hatten 25 Prozent eine Schädigung des Rückenmarks (Myelopathie), 37 Prozent eine Schädigung peripherer Nerven (periphere Neuropathie) und 38 Prozent eine Kombination beider Schäden. Betroffen waren v. a. junge Erwachsene mit schlechten sozioökonomischen Bedingungen: Die meisten waren 20 bis 25 Jahre alt und lebten in städtischen, sozial benachteiligten Gegenden, 37 Prozent waren arbeitslos. Der durchschnittliche tägliche N2O-Verbrauch lag bei 1.200 g, die mediane Dauer zwischen dem Beginn des N2O-Konsums und dem Auftreten der Symptome lag bei einem halben Jahr (IQR 2-12 Monate).

    Die Inzidenz neurologischer Lachgas-assoziierter Erkrankungen nahm in Paris im Laufe des Jahres 2020 zu und erreichte Mitte 2021 einen Höhepunkt. Bei 20- bis 25-Jährigen lag 2021 die Inzidenz für eine N2O-Myelopathie bei 6,15/100.000 Personenjahre und für periphere N2O-Neuropathien bei 7,48/100.000 Personenjahre. Dies war signifikant häufiger als nicht-N2O-assoziierte Myelitiden (Rückenmarksentzündungen) in derselben Altersgruppe, die mit einer Inzidenz von nur 0,35/100.000 Personenjahre auftreten, oder das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) mit 2,47/100.000 Personenjahre. In den sozial am stärksten benachteiligten Regionen waren die Inzidenzen zwei- bis dreimal höher als in den anderen Regionen. Das Autorenteam fordert daher nachdrücklich, dass diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken sei.

    Für die neurologischen Folgen kann kein Schwellenwert angegeben werden. Es gibt Fallberichte, wo nur vier inhalierte Luftballons nach sieben Wochen zu einem GBS-ähnlichen Krankheitsbild geführt haben [2]. Auf entsprechenden Partys werden von manchen Menschen durchaus 50 und mehr Ballons inhaliert [3].

    Akute Gefahr

    „So steigt mit jedem Atemzug am Lachgas-Ballon das Risiko für neurologische Folgekomplikationen“, betont DGN-Pressesprecher Prof. Dr. Peter Berlit. „Aber nicht nur die chronischen Folgen sind ein Problem“, erklärt Berlit weiter. „Sorge macht auch eine nicht zu vernachlässigende akute Gefahr – vor allem, wenn im Einzelfall zu viel Lachgas inhaliert wird.“ Dazu zählen neben Übelkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen auch epileptische Anfälle, Schlaganfälle und hypoxische Hirnschäden bis zum Tod („versehentliches Ersticken“) in Folge des Konsums. Beschrieben werden auch Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Atemprobleme.

    Die DGN befürwortet daher eine klare Kaufeinschränkung von N2O außerhalb medizinischer Indikationen. Die Abgabe für gewerbliche Zwecke müsse gesetzlich geregelt werden. „Vor allem sehe ich eine Pflicht der Gesellschaft und Politik, junge Menschen über die möglichen Gefahren zu informieren. Viele halten Lachgas für ungefährlich – das ist es ganz sicher nicht“, so Berlit.

    Um das Ausmaß des Problems zu erfassen, führt die DGN nun gemeinsam mit der BZgA eine Umfrage in Deutschland zur Prävalenz und den neurologischen Folgen des Lachgasmissbrauchs durch. Bestätigen sich die Befürchtungen, sind gemeinsame Aktionen und Aufklärungsinitiativen geplant.

    Literatur:
    • [1] Dawudi Y, Azoyan L, Broucker TDE, Gendre T, Miloudi A, Echaniz-Laguna A, Mazoyer J, Zanin A, Kubis N, Dubessy AL, Gorza L, Ben Nasr H, Caré W, d’Izarny-Gargas T, Formoso A, Vilcu AM, Bonnan M. Marked increase in severe neurological disorders after nitrous oxide abuse: a retrospective study in the Greater Paris area. J Neurol. 2024 Jun; 271 (6): 3340-3346. doi: 10.1007/s00415-024-12264-w
    • [2] https://dgn.org/artikel/neurologische-komplikationen-nach-lachgaskonsum
    • [3] The European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA): Freizeitkonsum von -Distickstoffmonoxid in Europa: Situation, Risiken, Reaktionen https://www.emcdda.europa.eu/publications/topic-overviews/recreational-nitrous-o… (aufgerufen am 19.06.2024)

    Originalpublikation:
    doi: 10.1007/s00415-024-12264-w

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V., 3.7.2024

  • Wohnungsnot ist auch bei jungen Menschen ein immer größer werdendes Problem

    Im Rahmen des diesjährigen „Tags der wohnungslosen Menschen“ veröffentlicht die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) ihren aktuellen Jahresbericht zur Lebenslage wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen. In der Auswertung des Jahres 2022 stand insbesondere die Situation junger Menschen im Mittelpunkt.

    Zentrale Aussagen des Berichts

    Aus dem Bericht geht hervor, dass 71 Prozent der Menschen, die in freiverbandlichen Einrichtungen und Diensten Hilfe suchen, akut wohnungslos sind. Elf Prozent sind unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht, und knapp vier Prozent leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen. Rund ein Drittel der Klient:innen ist weiblich, zwei Drittel sind männlich.

    Im Vorjahr erreichte der Anteil der Hilfesuchenden in Haushalten mit Kindern – gleichmäßig verteilt auf Paare mit Kindern und alleinerziehende Haushalte – mit etwa elf Prozent einen neuen Höchststand. Dieser hat sich im aktuellen Berichtsjahr auf hohem Niveau stabilisiert. Mehr als jede dritte Familie (rund 39 Prozent), die eine Hilfseinrichtung aufsuchte, konnte bei Hilfebeginn keine eigene Wohnung vorweisen.

    Auch im Hinblick auf die Staatsangehörigkeit der Klient:innen ist eine Stabilisierung festzustellen: Die Zahl der Personen nicht-deutscher Staatsangehörigkeit schwankt seit 2018 auf gleichbleibendem Niveau zwischen 30 und 34 Prozent (2022: 34 Prozent). Unter den akut wohnungslosen Menschen ist ein Drittel nicht-deutscher Staatsangehörigkeit (32 Prozent).

    Risiken und Lebensrealitäten junger Menschen

    Die aktuellen Zahlen der BAG W zeigen, wie sehr Wohnungsnot auch junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder trifft. Rund 16 Prozent der Klient:innen, die sich in Wohnungsnotfällen an Einrichtungen und Dienste freier Träger wenden, sind unter 25 Jahre alt. Besorgniserregend ist, dass fast 13 Prozent der akut wohnungslosen jungen Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren die Nacht vor Hilfebeginn auf der Straße verbracht haben. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 16 Prozent. Unter den jungen Menschen in Wohnungsnot finden sich besonders viele Frauen. Jede vierte wohnungslose Klientin ist jünger als 25 Jahre. Unter den männlichen wohnungslosen Klienten ist jeder sechste unter 25 Jahre alt.

    Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation bei der BAG W: „Jeder zweite wohnungslose junge Mensch kommt bei mehr oder weniger guten Freund:innen oder Bekannten unter. Was zunächst harmlos klingt, ist in der Realität oft geprägt von provisorischen, manchmal sehr kurzfristigen Behelfslösungen und einem Leben in Unsicherheit. Denn woanders unterzukommen, bedeutet auch, tagtäglich auf das Wohlwollen der Gastgeber:innen angewiesen zu sein. Nicht selten ergeben sich daraus gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, beispielsweise wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt wird. Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend.“

    Martin Kositza, Fachreferent der BAG W: „Gerade für junge Menschen ist die Situation dramatisch, da sie sich in einer entscheidenden Phase ihrer persönlichen Entwicklung befinden. Ohne stabile Wohnverhältnisse haben sie deutlich schlechtere Chancen auf Bildung, Teilhabe oder beruflichen Erfolg. Das Resultat ist oft Armut und soziale Ausgrenzung.”

    Niedrigschwellige und zielgerichtete Maßnahmen

    Die BAG W fordert die Entwicklung kommunaler Gesamtkonzepte, um eine klare Zuständigkeits- und Finanzierungstruktur sicherzustellen. Diese Forderung ist besonders wichtig, da die Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) zwar die Ansprüche junger Menschen gestärkt hat, aber weiterhin Herausforderungen bei der Umsetzung bestehen, insbesondere an den Schnittstellen zwischen Jugendhilfe und Sozialhilfe.

    Susanne Hahmann, Vorsitzende der BAG W: „Für den Erfolg aller Hilfen sind jugendgerechte sowie leicht zugängliche Beratungsangebote − sowohl digital als auch vor Ort − notwendig. Jungen Menschen kann nur dann langfristig geholfen werden, wenn die Angebote flexibel sind und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Aber auch in Bezug auf junge Menschen gilt: Wir brauchen unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum. Ohne diesen werden wir die Wohnungslosigkeit nicht eindämmen können.“

    Hintergrund zum Statistikbericht und zur Erhebung

    Seit 1990 werden jährlich Daten von Klient:innen aus den freiverbandlichen Diensten und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen im BAG W-eigenen Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW) analysiert. Die wichtigsten Angaben werden im Statistikbericht der BAG W erörtert, in jedem Jahr gibt es zudem einen Schwerpunktteil, der einen Themenaspekt des Hilfesystem besonders hervorhebt. Im aktuellen Berichtsjahr (2022) wurden Daten von über 38.200 Klient:innen aus 227 Einrichtungen und Diensten der freien Träger ausgewertet.

    Der Statistikbericht ist auf der Website der BAG W verfügbar.

    Zum Tag der wohnungslosen Menschen

    Zum Tag der wohnungslosen Menschen hat die BAG W auch in diesem Jahr zu Aktionen im ganzen Bundesgebiet aufgerufen. Das diesjährige Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ soll die Relevanz des gemeinsamen, übergreifenden Handelns betonen. Darüber hinaus findet am Vormittag des 11. September ein parlamentarisches Frühstück im Bundestag statt, in dem aktuelle Fragen zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit besprochen werden. Die Schirmherrschaft hierfür tragen die Bundestagsabgeordneten Hanna Steinmüller (Bündnis 90/Die Grünen) und Brian Nickholz (SPD), die die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der BAG W initiiert haben.

    Pressestelle der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, 9.9.2024

  • Zum Weltsuizidpräventionstag am 10. September

    Anlässlich des Weltsuizidpräventionstages am 10. September macht die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention darauf aufmerksam, dass in Deutschland aktuell täglich knapp 28 Menschen einen Suizid und schätzungsweise 500 Personen einen Suizidversuch begehen. Eine der wichtigsten Maßnahmen, um Suizide zu verhindern, ist die konsequente Behandlung der zumeist zugrundeliegenden psychischen Erkrankung. Auch ein wachsames Umfeld, welches bei akuter Gefahr Hilfe organisiert, und konkrete Aufklärungsangebote in den Regionen sind wichtige Bausteine der Suizidprävention.

    Mehrheit der Suizide erfolgt im Kontext psychischer Erkrankungen

    Lebensmüde Gedanken kommen im Rahmen von Lebenskrisen auch in der gesunden Bevölkerung vor. Suizide erfolgen hingegen fast immer vor dem Hintergrund einer nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression, aber z. B. auch bei Schizophrenie, Suchterkrankungen oder Borderline Persönlichkeitsstörung.

    „Menschen mit Depression haben durch die Erkrankung das Gefühl, dem unerträglichen Zustand nie mehr entkommen zu können. Sie leiden unter quälenden Schuldgefühlen, einer inneren Daueranspannung und Schlaflosigkeit. Die krankheitsbedingte katastrophierende Sicht auf das eigene Leben in Kombination mit dem hohen Leidensdruck und völliger Hoffnungslosigkeit lässt den Betroffenen den Suizid als einzigen Ausweg erscheinen“, erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

    Die konsequente und leitlinienkonforme Behandlung der Depression und anderer psychischer Erkrankungen ist zentraler Baustein jeder Suizidprävention. „Jeder Betroffene sollte wissen: Depressionen und auch viele andere psychische Erkrankungen lassen sich gut behandeln. Hoffnung, Lebensmut und Lebensfreude kehren dann zurück, selbst wenn die äußeren Belastungen unverändert sind“, betont Hegerl.

    Hilfe bei Suizidgefahr: Hinweise für Betroffene und Angehörige

    Angehörige sollten Suizidankündigungen immer ernst nehmen. Äußerungen wie: „Es hat alles gar keinen Sinn mehr …“ sind bei depressiven Menschen Hinweise auf eine ernste Gefährdung. Freunde oder Familienangehörige sollten keine Scheu haben, genauer nachzufragen. Oft ist es für einen suizidgefährdeten Menschen eine Entlastung, mit einer anderen Person über die quälenden Gedanken sprechen zu können.

    „Das Wichtigste bei akuter Suizidalität ist, sich anderen Menschen anzuvertrauen und sich Hilfe beim Psychiater, Psychologischen Psychotherapeuten oder auch beim Hausarzt zu holen“, sagt Hegerl. Hier können Angehörige eine wichtige Rolle spielen, indem sie den suizidgefährdeten Menschen auf dem Weg zur professionellen Hilfe unterstützen und begleiten. Besteht eine akute Lebensgefahr, dann sollten Betroffene umgehend die nächste psychiatrische Klinik aufsuchen oder den Notarzt unter 112 rufen. Auch Krisendienste bieten in vielen Regionen eine schnelle Unterstützung.

    Erfahrungen eines Betroffenen: „Ich hatte das Gefühl, so geht es nicht mehr“

    Diese ausweglos erscheinende Situation kennt auch Reiner (69 Jahre) aus der Nähe von Siegen. Zwei Mal erkrankte der Polizeibeamte an einer schweren Depression und erlebte auch quälende Suizidgedanken. „Ich konnte nicht mehr schlafen und habe eine große Unruhe verspürt. Ich konnte nicht mehr denken, nicht mal an meine Familie. Ich hatte das Gefühl, so geht es nicht mehr. Ich konnte diesen Zustand so nicht mehr aushalten“, beschreibt Reiner die Situation. Seine Frau bringt ihn in die Klinik, wo sich sein Zustand mit Medikamenten und unterstützenden Angeboten wie Sport bessert. Seit seiner Pensionierung setzt er sich ehrenamtlich für mehr Aufklärung über Depression und Suizidgedanken ein. So engagiert er sich u. a. ehrenamtlich im Bündnis gegen Depression in Olpe-Siegen-Wittgenstein, einem der 90 regionalen Bündnisse gegen Depression in ganz Deutschland im Netzwerk der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Dort gestaltet Reiner Veranstaltungen oder Infomaterial zum Thema mit.

    Aufklärung in 90 Regionen bundesweit

    Die regionalen Bündnisse gegen Depression verbinden zwei Ziele: die bessere Versorgung von Menschen mit Depression und die Prävention von Suiziden sowie Suizidversuchen. In einer Stadt oder Gemeinde werden dafür gleichzeitig Interventionen auf vier Ebenen gestartet:

    • Kooperation mit Hausärzten (u. a. Schulungen)
    • Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Plakatkampagne, öffentliche Veranstaltungen)
    • Schulungen von Multiplikatoren (z. B. Pfarrer, Lehrkräfte, Medienredaktionen, Altenpflegekräfte, Polizei)
    • Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige, u. a. durch Informationsmaterialien, die Förderung der Selbsthilfe und das digitale Selbstmanagement-Programm iFightDepression (tool.ifightdepression.com/).

    Dieser 4-Ebenen-Interventionsansatz der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention ist eines der am häufigsten implementierten Suizidpräventionsprogramme. Eine systematische Überblicksarbeit kommt zudem zu dem Schluss, dass der 4-Ebenen-Ansatz weltweit der vielversprechendste von allen untersuchten gemeindebasierten Suizidpräventionsansätzen ist (Linskens et al. 2022).

    Anlaufstellen bei Suizidgedanken:

    • Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression oder Suizidgedanken ist der Hausarzt, Psychiater oder psychologischer Psychotherapeut
    • In akuten Krisen: Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112.
    • Rund um die Uhr erreichen Sie die Telefonseelsorge kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
    • Unterstützung bietet auch der Krisendienst in der jeweiligen Region.
    • HIlfe speziell für Männer https://www.maenner-staerken.de/
    • In besonders kritischen Situationen fällt es oft schwer, klar zu denken. In solchen Situationen kann ein Krisenplan helfen. Kostenfrei finden Sie diesen zum Download unter www.deutsche-depressionshilfe.de/krisenplan

    Pressestelle der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 6.9.2024

  • Erwerbsbiografien von Politiker:innen

    Im Deutschen Bundestag sind immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten, während der Anteil von Abgeordneten mit Hochschulbildung zunimmt. „In den vergangenen 30 Jahren ist eine Akademisierung der politischen Elite zu beobachten“, erklärt Dr. Lea Elsässer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Dies führt dazu, dass vor allem untere soziale Klassen im Parlament nicht angemessen repräsentiert sind.“ Die Politikwissenschaftlerin befasst sich mit der Frage, wie der zunehmende Ausschluss von Arbeiterinnen und Arbeitern aus politischen Ämtern zu erklären ist. Ihre Habilitation wird von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Maria-Weber-Grant unterstützt.

    Größere Vielfalt auf der einen Seite – soziale Verengung auf der anderen Seite

    Die meisten Parlamente in westlichen Industrienationen sind heute vielfältiger besetzt als noch vor einigen Jahrzehnten. Insbesondere der Frauenanteil hat zugenommen. Allerdings hat sich im gleichen Zeitraum eine andere Entwicklung vollzogen: eine zunehmende soziale Verengung der beruflichen Hintergründe. Dabei nimmt zum einen der Anteil von Abgeordneten aus nicht-akademischen Berufen ab, während zum anderen der Anteil von professionalisierten Berufspolitikern und Berufspolitikerinnen mit hohen Bildungsabschlüssen steigt. „Im Deutschen Bundestag haben aktuell nur fünf Prozent der Abgeordneten eine längere Zeit in einem nicht-akademischen Beruf gearbeitet, bevor sie ins Parlament gewählt worden sind“, so Lea Elsässer. Zum Vergleich: 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in einem Arbeiterberuf tätig. Es gebe Parteien, so Elsässer, in denen nur noch Akademiker vertreten sind. „Die Perspektive der Arbeiter und Arbeiterinnen ist damit völlig ausgeschlossen.“

    Der Anteil von Arbeiter:innen einerseits sowie von Berufspolitiker:innen andererseits im Deutschen Bundestag im Verlauf der Jahre 1990 bis 2021 Abb.©Lea Elsässer / JGU

    Interessen von nicht repräsentierten Gruppen geraten aus dem Blick

    Die Politikwissenschaftlerin verweist dazu auf Untersuchungen aus den USA, wonach Abgeordnete aus der Arbeiterschaft bei wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen eher linkere Positionen vertreten als ihre Parteikollegen und dies unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Außerdem steht zu befürchten, dass Wählerinnen und Wähler aus unteren Einkommens- und Berufsgruppen sich von den politischen Parteien abwenden, wenn sie sich nicht mehr repräsentiert fühlen.

    Datenbank erfasst Infos über Abgeordnete seit Anfang der 1970er Jahre

    Bei der Erforschung des jüngsten Trends konzentriert sich Elsässer, Wissenschaftlerin am Institut für Politikwissenschaft der JGU, besonders auf zwei Akteure: linke Parteien und Gewerkschaften. Im Falle der Parteien stellt sich unter anderem die Frage, wie die Nominierungsprozesse ablaufen und wer für einen sicheren Wahlkreis oder einen Listenplatz aufgestellt wird. Die Gewerkschaften wiederum dürften in der Vergangenheit als wichtiges Sprungbrett für eine Karriere in der Politik gedient haben – was hat sich hier vielleicht geändert? Und wie hat sich das Verhältnis der Gewerkschaften zu den Parteien entwickelt?

    In Interviews mit Abgeordneten und mit Vertretern von Gewerkschaften und Parteien wird Lea Elsässer den Fragen und dem Phänomen der zunehmenden Exklusion von Arbeiterinnen und Arbeitern aus politischen Ämtern auf den Grund gehen. Außerdem hat sie eine Datenbank erstellt, die Informationen über alle Abgeordneten im Deutschen Bundestag seit Anfang der 1970er Jahre enthält. Für eine Untergruppe von mehreren hundert Personen wird die gesamte Erwerbsbiografie vor deren Eintritt ins Parlament erfasst, um so typische Karrierewege aufzuzeigen.

    Für ihr Habilitationsprojekt erhält Lea Elsässer einen Maria-Weber-Grant der Hans-Böckler-Stiftung. Der Grant ist mit 40.000 Euro ausgestattet und dient dazu, während zwei Semestern eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen zu finanzieren und damit zeitliche Freiräume zu schaffen.

    Pressestelle der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 27.8.2024