Kategorie: Kurzmeldungen

  • Langzeit-Alkoholkonsum als potenzieller Risikofaktor für Covid-19-Komplikationen

    Untersuchungen aus Tiermodellen legen nahe, dass häufiger Alkoholkonsum zu einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko führen kann und ein Potenzial für Komplikationen im Krankheitsverlauf darstellt. Zu diesem Schluss kommen Forschende am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim.

    Die Corona-Pandemie hat viele Menschen vor eine große Herausforderung gestellt. Als Folge dessen sind die Zahlen psychischer Erkrankungen stetig gestiegen und Alkohol wurde zu einem häufig genutzten Mittel, den Sorgen des Alltags zu entfliehen. Viele Risikofaktoren, wie zum Beispiel Alter und Übergewicht, die zu einer Infektion und einem ungünstigen Verlauf einer Corona-Erkrankung beitragen, sind bekannt. Jedoch ist noch nicht geklärt, inwiefern Alkoholkonsum einen Einfluss auf die Infektion mit SARS-CoV2 hat beziehungsweise ob Alkoholkonsum auch zu einem ungünstigen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung beiträgt. Diese Wissenslücke ist erstaunlich in Anbetracht der Tatsache, dass 2,2 Milliarden Menschen regelmäßig Alkohol konsumieren.

    Covid-Marker bei Langzeit-Alkoholkonsum

    Forscher des Instituts für Psychopharmakologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim haben sich nun dieser Fragestellung gewidmet. Sie untersuchten in mehreren Tiermodellen von Langzeit-Alkoholkonsum und Alkoholanhängigkeit die Expression der wichtigsten Covid-Marker in verschiedenen Organen, die als vulnerabel für die Erkrankung und potenzielle Komplikationen gelten. Hierbei fand das Team um Prof. Dr. Rainer Spanagel heraus, dass der Coronavirus-Eintrittsrezeptor, ACE2, in der Lunge aller untersuchten Tiermodelle erhöht ist. „Wir deuten die Ergebnisse so, dass dadurch das Risiko einer Coronainfektion durch vermehrte Eintrittsmöglichkeit des Virus erhöht ist“, sagt Rainer Spanagel. Die Lunge gilt als sehr anfälliges Organ für die Infektion mit SARS-CoV2. So tritt bei ernsthaften Covid-19 Erkrankungen häufig ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS, Acute Respiratory Distress Syndrome) auf. „Unsere Arbeit weist also zunächst darauf hin, dass häufiger Alkoholkonsum zu einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko führen kann und ein Potenzial für Komplikationen im Krankheitsverlauf darstellt“, sagt Spanagel.

    Reduktion des MAS-Gens

    Sobald die Zellen vom Coronavirus befallen sind, wird eine Kaskade ausgelöst, die das Virus in den Zellen abtötet. Einer der Initialfaktoren für diese Kaskade ist MAS, ein Gen mit anti-inflammatorischer Wirkung, das somit einen schützenden Faktor in Bezug auf eine Corona-Erkrankung darstellt. In den Tieren, die Alkohol konsumierten, wurde in einem Teil des Gehirns, der für das Riechen zuständig ist, die Reduktion dieses Gens gemessen. Eine geringere Konzentration des MAS-Gens kann zu einer verringerten Abwehrreaktion in diesen Zellen führen, wodurch sich das Virus ungestört weiter ausbreiten kann. Die Verringerung des MAS-Gens in dieser Hirnregion deuteten die Forscher als potenziell erhöhte Anfälligkeit für Ansomie – den Verlust der Geruchsfähigkeit. Alkoholkonsum könnte somit auch ein Risikofaktor für langanhaltenden Geruchsverlust bei einer Corona-Erkrankung sein.

    Diese Studie liefert somit neue Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass Alkoholkonsum einen potenziellen Effekt auf das allgemeine Corona-Infektionsrisiko hat sowie mit der Erkrankung einhergehende Komplikationen begünstigt. Um die Auswirkung dieser Effekte weiter zu untersuchen, sind klärende epidemiologische Studien an Patientinnen und Patienten dringend notwendig.

    Originalpublikation:
    M.M. Friske et al., „Chronic alcohol intake regulates expression of SARS-CoV2 infection-relevant genes in an organ-specific manner”. Alcohol Clin Exp Res. (2023). DOI: 10.1111/acer.14981. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/acer.14981

    Pressestelle des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI), 20.2.2023

  • Bericht zum Substitutionsregister für das Jahr 2022 vom BfArM veröffentlicht

    Jährlich veröffentlicht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die aktuellen Entwicklungen zum Substitutionsregister. Die Anzahl der gemeldeten Substitutionspatientinnen und -patienten hat während der Corona-Pandemie leicht zugenommen und lag 2022 bei 81.200. 2022 haben insgesamt 2.444 Substitutionsärztinnen und -ärzte an das Substitutionsregister gemeldet. Lediglich 1,3 Prozent der Vertragsärztinnen und -ärzte sind in der Substitution tätig. Seit dem Jahr 2013 ist die Anzahl substituierender Ärztinnen und Ärzte zurückgegangen. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der substituierenden Ärztinnen und Ärzte um insgesamt sechs Prozent – und damit deutlich stärker als je zuvor – gefallen. Hauptursache dürfte das altersbedingte Ausscheiden sein.

    Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, ist besorgt: „Mehr als 80.000 Menschen erhalten in Deutschland eine Substitutionsbehandlung. Das ist gut, aber der Bedarf ist noch viel größer! Der Rückgang der substituierenden Ärztinnen und Ärzte muss als besorgniserregend bezeichnet werden. Diese Situation droht, sich weiter zu verschärfen, da altersbedingt immer mehr Ärztinnen und Ärzte aufhören zu arbeiten. Wir müssen jetzt dringend mit allen an der Substitutionsversorgung Beteiligten gegengsteuern! Alle Verantwortlichen müssen jetzt schnell aktiv werden! Substitution ist einfach immens wichtig für die Versorgung von Menschen, die durch den Konsum von Opioiden erkrankt sind!“

    Im ländlichen Raum, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, finden sich zahlreiche Kreise und kreisfreie Städte, in denen keine substituierenden Ärztinnen und Ärzte registriert sind. Eine hohe „Dichte“ an Substitutionspatientinnen und -patienten, bezogen auf jeweils 100.000 Einwohner, weisen insbesondere die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin auf, wobei hier wahrscheinlich auch Umlandeffekte eine Rolle spielen.

    Die Bundesopiumstelle im BfArM führt im Auftrag der Bundesländer ein Register mit Daten über das Verschreiben von Substitutionsmitteln (Substitutionsregister). Alle Ärztinnen und Ärzte, die Substitutionsmittel für Opioidabhängige verschreiben, haben der Bundesopiumstelle im BfArM unverzüglich die in § 5b Absatz 2 BtMVV vorgeschriebenen Angaben zu melden: den Patientencode, das Datum der ersten Anwendung eines Substitutionsmittels, das verschriebene Substitutionsmittel, das Datum der letzten Anwendung eines Substitutionsmittels, den Namen und die Anschrift des verschreibenden Arztes bzw. der verschreibenden Ärztin sowie gegebenenfalls auch den Namen und die Anschrift des beratend hinzugezogenen Arztes. Die anonymisierten Angaben dienen als Datengrundlage für den jährlichen Bericht des BfArM zum Substitutionsregister – ein wertvoller Beitrag zu einem transparenten Umgang und systematischem Monitoring der Substitutionsbehandlung in Deutschland.

    Der 10-seitige Bericht zum Substitutionsregister ist abrufbar unter: www.bfarm.de/Substitutionsregister

    Pressestelle des Sucht- und Drogenbeauftragten, 6.2.2023

  • Trendspotter-Update zum Thema Crack

    Das NEWS-Projekt (National Early Warning System) ist ein bundesweites Frühwarnsystem zu gesundheitlich relevanten Entwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen und Medikamentenmissbrauch, durchgeführt vom IFT Institut für Therapieforschung München. Aktuell hat das NEWS-Projekt ein Update zum im Herbst 2021 durchgeführten „Trendspotter“ (Trendspotter = Online-Befragung von Expert:innen + Informationen aus anderen Quellen) zum Thema Crack veröffentlicht.

    Nach Berichten aus der niedrigschwelligen Drogenhilfe ist der Crackkonsum in bestimmten Konsumierendengruppen in den letzten Jahren in einigen Teilen Deutschlands erheblich angestiegen. Aus diesem Grund wurde im Herbst 2021 der erste Trendspotter zu diesem Thema durchgeführt. Hier wurden hauptsächlich qualitative Aussagen von Mitarbeitenden der Suchthilfe und anderen Expert:innen systematisch zusammengefasst und somit eine Momentaufnahme der Entwicklungen bis Ende 2021 vorgelegt. Ein Jahr nach dem ersten Trendspotter hat das NEWS-Projekt im Herbst 2022 eine Nachbefragung zur bundesweiten Cracksituation durchgeführt, die die Datengrundlage für den nun vorliegenden Bericht „Crack – Trendspotter-Update“ bildet. Bei diesem Update liegt der Fokus insbesondere auf den Veränderungen der Situation im Vergleich zu den Entwicklungen, die Ende 2021 erhoben wurden.

    Ergebnisse des Trendspotter-Updates

    Die folgende Zusammenfassung ist dem „Crack – Trendspotter-Update“ entnommen (S. 10 f.):

    Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die im ersten Trendspotter-Bericht beschriebenen Entwicklungen im Jahr 2022 größtenteils fortgesetzt haben. Nach wie vor wird der Konsum, sogar weiterhin gestiegener Konsum, insbesondere für größere Städte der westlich gelegenen Bundesländer und Berlin, berichtet. Für Schleswig-Holstein (Anstieg im ersten Trendspotter) fehlen für das Update Daten, daher ist hierzu keine Aussage möglich. Aus Hamburg wurde zumindest kein weiterer Anstieg angegeben. Für Baden-Württemberg und Bayern wurde, anders als im Trendspotter 2021, für das Jahr 2022 ein leichter Anstieg berichtet. Aus östlich gelegenen Bundesländern wird nach wie vor kein Anstieg des Crackkonsums angegeben.

    Die Konsumierendengruppe ist der offenen Drogenszene zuzuordnen, eine Ausdehnung auf andere Drogengebrauchende wird aktuell nicht berichtet. Bisher scheint diese Gruppe von Konsumierenden kaum in weiterführende Hilfen überführt zu werden; jedenfalls werden die Anstiege fast ausschließlich von Mitarbeitenden der niedrigschwelligen Hilfen berichtet. Mitarbeitende aus der „klassischen“ Drogenhilfe, also aus Beratungsstellen oder ambulanten Rehabilitationseinrichtungen, berichten kaum Anstiege. Dies passt zu der Aussage von Helfenden aus niedrigschwelligen Einrichtungen, dass Crackkonsumierende aufgrund des extrem ausgeprägten Cravings und damit einhergehenden hohen Beschaffungsdrucks selbst für niedrigschwellige Angebote nur schwer erreichbar seien.

    Auch die in der Nachbefragung angeführten Gründe für den fortdauernden Anstieg im Crackkonsum ähneln jenen aus dem Trendspotter. Als wichtigster Punkt erscheint die Marktlage mit der sehr hohen Verfügbarkeit von, je nach Region, bereits zubereitetem Crack und/oder Kokainpulver zu einem günstigen Preis.

    Der Konsum geht schließlich auch mit entsprechenden Risikoverhaltensweisen sowie Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit einher, wobei es auch hier weite Überschneidungen zwischen den im Trendspotter dargestellten und den hier beschriebenen gibt: Allen voran der hohe Sucht- und Beschaffungsdruck und die zügig voranschreitende Verschlechterung des Allgemeinzustands. Diese Verschlechterungen sind ein Jahr später logischerweise weiter fortgeschritten. Dabei fällt auf, dass bisher kein Anstieg Crack-bedingter Todesfälle von den Expert:innen vor Ort beschrieben wird. Die bundesweite Statistik enthält eine Sammelkategorie für Kokain und Crack, so dass sie für Aussagen zu dieser Thematik nicht geeignet ist. Es erscheint logisch, dass der sehr reduzierte Gesamtzustand der Konsumierenden mittelfristig zu mehr Krankenhauseinweisungen und mittel- bis langfristig zu Todesfällen führen kann. Da es sich allerdings um eine Klientel zu handeln scheint, die zuvor in vielen Fällen bereits „harte“ Drogen, u .a. Opioide, konsumiert hat, ist fraglich, inwiefern sich die Mortalität erhöht. Solche Fragen lassen sich mit einer qualitativen Erhebung nicht beantworten.

    Die erhöhte Reizbarkeit der Konsumierenden sowie ihre schlechte Erreichbarkeit erschweren den Arbeitsalltag in der niedrigschwelligen Drogenhilfe. Darüber hinaus verlagere sich der Konsum teilweise in die Öffentlichkeit, was zumindest auch am Teilen von Pfeifen liege; eine Verhaltensweise, die in Konsumräumen nicht erlaubt ist. Hinzu kommen unzureichende finanzielle wie fachliche Rahmenbedingungen. Den Expert:innen zufolge mangele es beispielsweise nach wie vor an fachlich-methodischen Entwicklungen, Budgeterhöhungen und, trotz festgestellter Bedarfe, Notschlafstellen bzw. spezifischen Hilfsangeboten. So fehlen in bestimmten Regionen beispielsweise noch immer Rauchräume.

    Die Aussagen in diesem Update erinnern, wie im ersten Trendspotter, an die Entwicklungen aus den Bundesländern, die in den 2010er Jahren die auch medial viel berichtete „Crystal-Meth-Welle“ zu verzeichnen hatten. Dies sind umgekehrt diejenigen Länder, die bisher keinen oder nur einen geringen Anstieg des Crackkonsums berichten. Aus den dortigen Reaktionen ließen sich möglicherweise zumindest manche Prinzipien für die Arbeit mit höchst agitierten, teils aggressiven Klient:innen adaptieren. Abschließend sei auch nochmals auf die von akzept e. V. – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik kürzlich herausgegebenen Handlungsempfehlungen verwiesen, die Praktiker:innen eine wertvolle Orientierung bieten können.

    Quelle:
    Regina Kühnl, Dr. Heiko Bergmann, Franziska Mathäus, Magdalena Janz & Esther Neumeier (2023). Crack – Trendspotter-Update. München: IFT Institut für Therapieforschung

    Redaktion KONTUREN, 17.2.2023

  • Schwerwiegende Folgen von emotionaler Misshandlung von Kindern und Jugendlichen

    In der Studie haben 80 Prozent der Kinder, die von Misshandlung berichteten, auch emotionale Misshandlung erfahren. Foto: Colourbox

    Kinder im Alter zwischen drei und 16 Jahren besitzen ein erhöhtes Risiko, als Folge emotionaler Misshandlung psychische Störungen zu entwickeln. Dabei zeigen sich die Folgen bei jüngeren Kindern vor allem im Verhalten, bei Jugendlichen eher in Form von Ängsten und Depressionen. Zu diesen Studienergebnissen sind Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Leipzig in Zusammenarbeit mit weiteren deutschen Universitäten gekommen.

    Emotionale Misshandlung, auch bekannt als psychische Gewalt, ist sowohl in der Forschung als auch in der Praxis schwer zu erkennen und zu erfassen. Deshalb haben sich Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät in einer höchst aufwendigen Studie damit beschäftigt, welche psychischen Auswirkungen Missbrauch, Vernachlässigung und emotionale Misshandlung auf Kinder und Jugendliche haben. Wenn Eltern ihre Kinder extrem erniedrigen, damit drohen, sie ins Heim zu stecken oder ihnen die Schuld für die eigene psychische Belastung oder Suizidgedanken geben, sind das Beispiele für emotionale Misshandlung.

    Auch von Kindern beobachtete körperliche Gewalt zwischen den Eltern spielt eine entscheidende Rolle. „Bei unseren Studienergebnissen zeigt sich deutlich, dass emotionale Misshandlung nicht nur eine sehr häufige Form von Misshandlung ist, sondern auch eine mit psychischen Folgen, die ähnlich oder sogar noch schwerer wiegen als bei anderen Misshandlungsformen“, erklärt Studienleiter und Letztautor Dr. Lars White, Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters des Leipziger Universitätsklinikums.

    In ihrer Studie mit 778 Kindern fanden die Leipziger Wissenschaftler:innen gemeinsam mit Forschenden anderer deutscher Universitäten heraus, dass 80 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen, die von Misshandlung berichteten, auch emotionale Misshandlung erfahren hatten. Damit stellte emotionale Misshandlung die häufigste Form von Kindesmisshandlung dar. Außerdem konnten die Wissenschaftler:innen zeigen, dass emotionale Misshandlung von allen Misshandlungsformen die stärksten Auswirkungen auf die Psyche der Kinder und Jugendlichen besaß, auch im Vergleich mit normalerweise wesentlich stärker beachteten Misshandlungsformen wie körperliche Misshandlung. Bei jüngeren Kindern zwischen drei und acht Jahren führte emotionale Misshandlung dabei vor allem zu Verhaltensauffälligkeiten, bei den älteren eher zu Depressionen und Angststörungen. Die Ergebnisse wurden im Journal „Child Maltreatment“ veröffentlicht.

    Unterstützung der Studie durch Jugendämter

    Erfasst wurden die Daten der Familien mit aufwendigen Interviews. Zudem werteten die Wissenschaftler:innen Akten von Jugendämtern auf Hinweise zu Misshandlungserfahrungen aus. Die Stichprobe umfasste 306 Kinder und Jugendliche mit sowie 472 Teilnehmer:innen ohne festgestellte Misshandlungserfahrungen. Rekrutiert wurden diese unter anderem über das Einwohnermeldeamt, Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendpsychiatrien und Jugendämter der Städte Leipzig und München. „Wir sind besonders dankbar für die Unterstützung der Jugendämter, weil wir über diesen Weg Familien für die Studie rekrutieren konnten, die extrem schwierige Erfahrungen gemacht haben und die wir sonst nur schwer für Forschungsprojekte erreichen“, sagt Dr. Jan Keil, Erstautor der Studie und Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät.

    Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Risiko für die Ausbildung psychischer Störungen nach Misshandlung bereits in der frühen und mittleren Kindheit erhöht ist, was die Notwendigkeit einer frühen Intervention unterstreicht. „Wir zeigen, dass die Form der emotionalen Misshandlung, zu der auch die emotionale Vernachlässigung von Kindern zählt, als eigene Dimension verstanden werden muss. Sowohl in der Forschung als auch in der Behandlung, etwa bei Kinderärzt:innen, sollte ein größerer Fokus darauf gelegt werden“, sagt Dr. Franziska Schlensog-Schuster, Erstautorin der Studie, zuletzt Oberärztin am Universitätsklinikum Leipzig und seit kurzem Chefärztin der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern.

    Psychologe Dr. White erklärt mit Blick auf den Alltag von Familien: „Wir müssen Eltern dafür sensibilisieren, öfter die Perspektive des Kindes einzunehmen. Noch vor 30 Jahren gab es die landläufige Meinung, Kinder soll man schreien lassen, und das, was sie in der Kindheit erleben, vergessen sie sowieso. Zunehmend gibt es aber einen enormen Sinneswandel und ein Verständnis dafür, dass wir uns den Jüngsten auch zuwenden müssen, wenn sie schwierige Gefühle zeigen, zum Beispiel wütend oder traurig sind.“

    Hintergrund

    Die Ergebnisse der Studie stammen aus dem AMIS-Projekt „Analyzing Pathways from Childhood Maltreatment to Internalizing Symptoms and Disorders in Children and Adolescents“. Es zielt darauf ab, Entwicklungspfade von Kindesmisshandlung zu psychiatrischen Symptomen und Störungen zu analysieren.

    In der aktuell laufenden zweiten Förderphase des AMIS-Projekts werden die bereits befragten Familien erneut eingeladen. Dabei soll unter anderem analysiert werden, ob die Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter auch Symptome wie Ängste oder Depressionen entwickeln. In einer Therapiestudie soll zudem eine eigens entwickelte Psychotherapie für betroffene Kinder im Alter von drei bis acht Jahren auf Wirksamkeit überprüft werden. AMIS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 2,2 Millionen Euro finanziert.

    Originalpublikation:
    From Maltreatment to Psychiatric Disorders in Childhood and Adolescence: The Relevance of Emotional Maltreatment. Child Maltreatment (2022). DOI: https://doi.org/10.1177/10775595221134248

    Weitere Informationen:
    https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/kinderpsychiatrie/forschung

    Pressestelle der Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, 12.1.2023

  • Suchtmittelgebrauch und Geschlechtsidentität bei Jugendlichen

    Anhand der Daten, die im Rahmen der SCHULBUS-Studie 2021/22 in Hamburg und Bremen erhoben wurden, hat SUCHT.HAMBURG eine explorative Auswertung zum Thema „Suchtmittelgebrauch und Geschlechtsidentität“ erstellt. Neben dem Konsumverhalten wurden auch das Freizeitverhalten, die Beziehungen zu unterschiedlichen Bezugspersonen, die Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen sowie die selbstkritische Körperwahrnehmung untersucht. Dabei wurden die Antworten von Jugendlichen, die sich der Kategorie „divers“ zugeordnet haben, mit Antworten von Jugendlichen, die sich als „männlich“ oder „weiblich“ eingeordnet haben, verglichen.

    Es zeigt sich deutlich, dass die befragten Non Binary Persons weniger zufrieden mit unterschiedlichen Aspekten ihres Alltagslebens sind und dass sie weniger enge Beziehungen zu Familienmitgliedern haben bzw. sie sich bei wichtigen Fragen häufiger an andere Personen wie (Vertrauens-) Lehrer:innen, Therapeut:innen oder Hausärzt:innen wenden. Auffallend ist auch, dass die Jugendlichen, die sich als weder männlich noch weiblich eingestuft haben, eine erhöhte Affinität zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen aufweisen und auch in Bezug auf verhaltensbezogene Störungen tendenziell stärker gefährdet sind.

    Der 10-seitige ausführliche Bericht zu Datengrundlage, Methode und Ergebnissen kann auf der Website von SUCHT.HAMBURG heruntergeladen werden:

    Baumgärtner, T. (2023). Suchtmittelgebrauch und Geschlechtsidentität. Hamburg: Sucht.Hamburg gGmbH. https://www.sucht-hamburg.de/information/publikationen/425-suchtmittelgebrauch-und-geschlechtsidentitaet

    Redaktion KONTUREN online, 14.2.2023

  • Schluss mit dem Stigma!


    Rund drei Millionen Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf. Auf ihre Situation und auf mögliche Hilfsangebote soll die bundesweite Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien (COAs) vom 12. bis 18. Februar mit mehreren Dutzend Veranstaltungen aufmerksam machen. Schwerpunktthema ist diesmal der Kampf gegen die Stigmatisierung von Suchtkranken und ihren Angehörigen. Schirmherr ist der Sänger und Songwriter Max Mutzke, der mit einer suchtkranken Mutter aufgewachsen ist. Organisiert wird die Aktionswoche von NACOA Deutschland. Die Interessenvertretung für Kinder aus suchtbelasteten Familien lädt unter anderem zum Auftakt der Aktionswoche für den 10. Februar zu einer öffentlichen Diskussion mit Bundestagsabgeordneten zum Thema Entstigmatisierung ein.

    „Die Krankheit der Erwachsenen belastet ihre Kinder auf vielfältige Art und Weise, auch wegen der Stigmatisierung von Abhängigkeitserkrankungen“, erklärte NACOA Deutschland aus Anlass der Aktionswoche. Denn das Stigma verstärke den vermeintlichen Zwang zum Schweigen und Tabuisieren der Krankheit innerhalb und außerhalb der Familie. „Die Hürde zum möglicherweise rettenden Gespräch mit Außenstehenden und zu Hilfsangeboten wird so noch höher.“

    Fachleute fordern schon seit langem eine Anti-Stigmatisierung von Suchtkranken. Auch der Bundestag hat bereits 2017 die Dringlichkeit erkannt und beschlossen, Maßnahmen zur Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten zu ergreifen. Zum Auftakt der Aktionswoche hat NACOA Deutschland daher die Fachpolitkerinnen Linda Heitmann (Bündnis 90/Die Grünen, gesundheitspolitische Sprecherin) und Ulrike Bahr (SPD, Vorsitzende Ausschuss Familie, Frauen, Jugend und Senioren) aus dem Bundestag eingeladen, um nachzuhaken und zu fragen, was die Politik plant, um die Situation von Kindern suchtkranker Eltern zu verbessern. Die einstündige öffentliche Diskussion, an der auch der Stigmatisierungsforscher Sven Speerforck (Uniklink Leipzig) und NACOA-Vorstandsmitglied Christina Reich ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen, beginnt am 10. Februar online um 10.00 Uhr via Zoom, eine Teilnahme ist unter folgendem Link möglich: https://us02web.zoom.us/j/87493566009

    „Leider ist das Thema Entstigmatisierung nicht das einzige, das wir gemeinsam weiter angehen wollen und müssen, um die Situation für suchtbelastete Familien zu verbessern“, erklärt NACOA Deutschland. Offen sei weiterhin die Frage, wie ein regelfinanziertes und flächendeckendes Netz der Hilfe geschaffen werden kann. Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in einer suchtbelasteten Familie auf. Deshalb reichen die rund zweihundert bestehenden Einrichtungen lange nicht aus. Bund, Länder und Kommunen stehen weiterhin in der Pflicht, die Versorgungslücke zu schließen.

    Diesen Zielen dienen auch mehrere Dutzend Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet zwischen dem 12. und 18. Februar. Einrichtungen der Sucht- und Jugendhilfe sowie Verbände und Initiativen in ganz Deutschland wollen dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit verschaffen, Wissen vermitteln und betroffenen Familien und den Kindern Wege zu Hilfe und Genesung weisen. Alle Veranstaltungen sind zu finden unter www.coa-aktionswoche.de. Zeitgleich findet eine entsprechende Aktionswoche auch in Großbritannien statt, einige Wochen später in der Schweiz.

    NACOA Deutschland initiiert zusätzlich zur politischen Auftaktveranstaltung drei weitere Aktionen. Schirmherr Max Mutzke, unter anderem bekannt durch seine erfolgreiche Teilnahme am Eurovision Song Contest 2004, wird am 14. Februar ab 10.00 Uhr in einem INSTA-Live-Interview über das Leben mit seiner alkoholkranken Mutter berichten und die Fragen der Zuschauenden beantworten. Am 17. Februar von 13.30 bis 15.00 Uhr werden erwachsene Kinder, die in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind, über ihre Erfahrungen berichten, aber auch darüber, was ihnen in dieser Situation geholfen hat. Zudem wird die neue AG Erwachsene Kinder von NACOA Deutschland über ihre Ziele berichten. Nicht zuletzt soll eine Social Media-Kampagne während der Aktionswoche unter dem Hashtag #SCHLUSSMITDEMSTIGMA die diesjährige Hauptforderung unterstützen.

    Alle Informationen zu Veranstaltungen und Anregungen zum Mitmachen finden sich auf der Website www.coa-aktionswoche.de.

    Die Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien wird im Rahmen der Selbsthilfeförderung finanziert durch die GKV. Die Initiatoren danken der GKV für ihre Unterstützung!

    Pressestelle von NACOA Deutschland e.V., 8.2.2023

  • Schulschließungen während der Corona-Pandemie

    Auch wenn die Corona-Pandemie in Europa weitgehend überstanden zu sein scheint, leiden immer noch viele junge Menschen an den psychischen Folgen des Lockdowns. Welche Rolle dabei Schulschließungen genau spielen, war bisher umstritten. Eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) beschreibt nun erstmals auf einer breiten europäischen Datenbasis, dass corona-bedingte Schließungen mit einer Steigerung von Depressionssymptomen bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang stehen. Dafür wurden 22 Studien aus acht Ländern in Europa mit jeweils Daten vor und nach der Pandemie in einer systematischen Metastudie analysiert.

    Das Wissenschaftsteam zeigte erstmals, dass Kinder und Jugendliche während der Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger generelle Depressionssymptome aufwiesen als vor der Pandemie. Im Vergleich erhöhte sich die Häufigkeit für solche Depressionssymptome im Zeitraum ohne Schulschließungen nur um 27 Prozent. Damit ist das Kernergebnis der Studie: Je strikter die Eindämmungsmaßnahmen, wie Schulschließungen, waren, desto größer war die Zunahme von generellen Depressionssymptomen. Über diesen klaren Zusammenhang hinaus belegen die Forschungsergebnisse einen Anstieg genereller depressiver Symptome insgesamt. Vor allem bei männlichen Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren ist ein deutlicher Anstieg. Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsraten zeigt sich ebenfalls ein Anstieg, dieser liegt hingegen klar bei weiblichen Kindern und Jugendlichen. „Pandemiebedingte Restriktionsmaßnahmen und Schulschließungen haben zu einem Anstieg der Depressionssymptome bei Jungen und bei Mädchen in Europa beigetragen“, fasst Dr. Helena Ludwig-Walz die Ergebnisse der Studie zusammen.

    Die Autorinnen und Autoren der Studie schlussfolgern, dass eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsfürsorge hat. „Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen muss künftig fokussierter verfolgt werden. Dabei ist es wichtig, Angebote wie Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze auch kurzfristig zugänglich zu machen“, resümiert Ludwig-Walz.

    Die gesamte Studie ist im Fachmagazin „Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health“ erschienen und kann hier heruntergeladen werden: https://capmh.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13034-022-00546-y

    Originalpublikation:
    Ludwig-Walz, Helena; Dannheim, Indra; Pfadenhauer, Lisa; Fegert, Jörg; Bujard, Martin (2022): Increase of depression among children and adolescents after the onset of the COVID 19 pandemic in Europe: a systematic review and meta analysis. In: Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health 16 #109

    Pressestelle des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), 1.2.2023

  • Schnelltests gegen Notfälle durch illegales Fentanyl

    Illegal hergestelltes Fentanyl taucht auch in Deutschland als lebensgefährliche Beimengung zu Straßenheroin auf. Ein Modellprojekt der Deutschen Aidshilfe mit Fentanyl-Schnelltests soll Drogengebraucher:innen schützen. Am 1. Dezember 2022 ist das Bundesmodellprojekt „Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen“ (RAFT) gestartet, das erste Projekt zur Feststellung von Fentanyl-Beimischungen in Straßenheroin in Europa. RAFT wird vom Bundesgesundheitsministerium gefördert, von der Deutschen Aidshilfe geleitetet und in zehn Drogenkonsumräumen im Bundesgebiet umgesetzt.

    Illegales Fentanyl taucht in Deutschland vermehrt auf

    Fentanyl ist ein hochwirksames Opioid aus der Schmerztherapie, das auch als Droge konsumiert wird – zum Beispiel, nachdem es aus Schmerzpflastern gewonnen wurde. In Deutschland wurden im Jahr 2021 über 100 Todesfälle durch fentanylhaltige Medikamente (mit)verursacht. In jüngster Zeit gibt es vermehrt Berichte über besonders schwere Drogennotfälle, bei denen die bei uns übliche Dosis des lebensrettenden Notfallmedikaments Naloxon kaum noch ausreichte. Expert:innen vermuten, dass den konsumierten Drogen illegal hergestelltes Fentanyl beigemischt war.

    „Straßenheroin ist normalerweise gestreckt, und die Konsument:innen haben Erfahrungswerte, wie stark die Drogen wirken. Wenn sie aber nicht wissen, dass hochwirksames Fentanyl beigemischt ist, kann der Konsum lebensgefährlich sein“, erklärt RAFT-Projektleiterin Maria Kuban. „Schon eine winzige Menge, etwa so viel wie ein paar Salzkörnchen, kann eine tödliche Überdosierung auslösen.“

    Modellprojekt zu Fentanyl-Beimischungen soll Drogengebraucher:innen schützen

    Ziel des Modellprojekts ist es vor allem, Drogengebraucher:innen vor solchen Notfällen zu schützen: Sie sollen ihr mitgebrachtes Straßenheroin im Drogenkonsumraum mit einem einfach anzuwendenden Teststreifen auf Fentanyl testen lassen können, anonym und für sie kostenlos. Das Modellprojekt soll so auch Informationen liefern, wo und wie häufig Fentanyl-Beimischungen vorkommen, und bietet dadurch auch Ansatzpunkte für ein Frühwarnsystem.

    Durch Aufklärung über die Gefahren von Fentanyl-Beimischungen, durch Beratung und durch die Schnelltests leisten die teilnehmenden Drogenkonsumräume außerdem einen weiteren wichtigen Beitrag zur Schadensminderung (Harm Reduction) – zusätzlich zu Angeboten wie der Ausgabe steriler Konsumutensilien, der Beratung zu alternativen Konsumformen oder der medizinischen Hilfe in Drogennotfällen.

    Fentanyl-Schnelltests: anonym, kostenlos, unkompliziert

    Wer sein Heroin im Drogenkonsumraum auf Fentanyl testen lassen will, muss nichts von der Substanz abgeben: Analysiert werden Rückstände nach dem Aufbereiten der Droge, aber vor dem Konsum. Dazu werden die Rückstände in ein wenig Wasser gelöst und dann mit einem Teststreifen geprüft. Das Ergebnis liegt nach kürzester Zeit, spätestens nach fünf Minuten vor. Bei einem negativen Ergebnis findet der Konsumvorgang wie gewohnt statt. Bei einem positiven Ergebnis schließt sich eine kurze Beratung zu möglichen Maßnahmen der Risikominderung an. Das kann zum Beispiel ein Aufteilen der Substanz in kleinere Mengen oder das Bereitstellen des Notfallmedikaments Naloxon sein.

    Beratungsleitfaden soll Projekterfahrungen sichern

    Erste Projektschritte sind Treffen mit den teilnehmenden Drogenkonsumräumen. Eine Arbeitsgruppe soll dann einen Beratungsleitfaden entwickeln, der auch nach Projektschluss Ende 2023 eingesetzt werden kann. Die Testangebote selbst starten im März 2023. Bis Ende August 2023 können 5.000 Tests auf Fentanyl-Beimischungen stattfinden. Ausgewertet werden die Ergebnisse dann von September bis Ende November 2023.

    Quelle: https://www.aidshilfe.de/, 9.12.2022, Text: hs

  • Warnmeldung zu Cannabis

    Das National Early Warning System (NEWS) hat in einer Cannabisprobe ein neues synthetisches Cannabinoid entdeckt, das in der EU (+ Türkei und Norwegen) bisher noch nicht aufgetreten ist und das starke Nebenwirkungen hervorruft.

    Bei dem synthetischen Cannabinoid handelt es sich um ADMB-4en-P3FUPPYZ5CA. Es wurde in Cannabis festgestellt, das Anfang September 2022 in München als „Cali Weed“ verkauft wurde. Als Nebenwirkungen des Konsums wurden Schweißausbrüche, Zittern sowie Halluzinationen beschrieben.

    Zur weiteren Information über „Cali Weed“ finden Sie in der ARD Mediathek einen Beitrag von funk (dem Online-Content-Netzwerk von ARD und ZDF).

    Quelle: NEWS-Projekt, 1.2.2023

  • Zwei wichtige Publikationen aus 2022

    Auf zwei wichtige Publikationen aus dem Jahr 2022 soll hier noch hingewiesen werden:

    • Suchthilfe in Deutschland 2021 – Jahresbericht der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS)
    • 9. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2022

    DSHS Jahresbericht 2022

    Wie in den Vorjahren werden im Jahresbericht der Deutschen Suchthilfestatistik die wichtigsten aktuellen Ergebnisse zusammengefasst. Im Jahr 2021 wurden in 878 ambulanten und 152 stationären Einrichtungen, die sich an der DSHS beteiligt haben, 321.769 ambulante Betreuungen und 35.677 stationäre Behandlungen durchgeführt. Die Suchthilfe in Deutschland zählt damit zu den größten Versorgungssystemen im Suchtbereich in Europa und weist eine hohe Qualifizierung und Differenzierung auf.

    Der Bericht bietet neben Informationen zu an der DSHS teilnehmenden Einrichtungen und dem Betreuungsvolumen einen Überblick über störungsbezogene und soziodemographische Merkmale der betreuten/behandelten Klientel sowie zu Merkmalen der Betreuung bzw. Behandlung. Ergänzend werden Auswertungen für ausgewählte Hauptmaßnahmen erstellt. Wie in den letzten Jahren sind dies: ambulante medizinische Rehabilitation (ARS), (Reha-) Nachsorge (NAS) sowie ambulant betreutes Wohnen (ABW) und Adaption (ADA). Im Bericht 2022 wird die Psychosoziale Begleitbetreuung Substituierter (PSB) näher beleuchtet, und es werden erstmalig wichtige Trends in der Zusammensetzung der Klientel und im Versorgungsgeschehen diskutiert.

    Download Suchthilfe in Deutschland 2021 – Jahresbericht der Deutschen Suchthilfestatistik

    Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick finden Sie hier. Unter dem Menüpunkt „Ergebnisse“ können Sie Daten zu ambulanten oder stationären Behandlungen aufrufen.

    Quelle: https://www.suchthilfestatistik.de/index.html, 29.11.2022

    9. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2022

    Der 9. Alternative Drogen- und Suchtbericht, der im November 2022 veröffentlicht wurde, greift das Thema Cannabis-Legalisierung auf. International anerkannte Expert:innen präsentieren Beiträge zu Möglichkeiten, Erfordernissen und auch Risiken der Legalisierung. Dem Herausgeber akzept e. V. geht es darum, mit praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Europa die Debatte um die anstehende Legalisierung von Cannabis in Deutschland zu bereichern. Wie bereits in der ersten Ausgabe des Alternativen Drogen- und Suchtberichtes im Jahr 2014 gefordert, kann der Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik in Deutschland nun endlich stattfinden: von einer strafrechtspolitisch zu einer gesundheitspolitisch orientierten Antwort auf Drogengebrauch – erst einmal nur bezogen auf Cannabis. Und für alle Genussmittel – legal oder illegalisiert – stellt sich immer wieder die Frage, welchen Einfluss Werbung auf den Konsum hat. Dazu will ein Beitrag dieses Bandes mit fundierten Erkenntnissen beitragen

    Der 9. Alternative Drogen- und Suchtbericht wurde hier veröffentlicht. Bei Papst Science Publishers erscheint er gedruckt oder als E-Book.

    Quelle: https://alternativer-drogenbericht.de/, 29.11.2022