Kategorie: Kurzmeldungen

  • Suchtmittelkonsum junger Menschen

    Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) legt neue Ergebnisse der Studie „Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends“ vor. In der Repräsentativbefragung erhebt die BZgA regelmäßig den Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum der 12- bis 25-jährigen Bevölkerung bundesweit. Für den Alkoholsurvey 2021 wurden 7.002 junge Menschen in der Zeit der Coronavirus-Pandemie von April bis Juni 2021 befragt.

    Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: „Prävention lohnt sich immer! Das zeigen die Zahlen beim Alkohol und beim Tabak eindeutig. Auch beim Thema Cannabis brauchen wir noch wirksamere Prävention, und zwar so breitflächig wie möglich. Die kontrollierte Cannabisabgabe an Erwachsene wird es insgesamt leichter machen, offen und ehrlich über dieses Thema zu sprechen. Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen von Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum gehört in jede Schule, in jeden Verein, in jede Familie. Die Zeit der Tabuisierung sollte jetzt endlich vorbei sein!“

    Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Die neuen Daten zum Substanzkonsum junger Menschen zeigen insgesamt positive Entwicklungen. Immer mehr Jugendliche haben noch nie in ihrem Leben geraucht. Der Konsum von Alkohol bei Jugendlichen geht ebenfalls zurück. Doch sehen wir mit großer Sorge den Anstieg beim Cannabiskonsum junger Menschen. Die Hälfte der jungen Erwachsenen hat Erfahrung mit dem Konsum von Cannabis. Je früher Cannabis konsumiert wird, desto riskanter. Der Konsum von Cannabis kann die Entwicklung des Gehirns im Jugendalter beeinträchtigen. Diese gesundheitlichen Risiken dürfen nicht kleingeredet werden. Deshalb sind Präventionsangebote der BZgA speziell für junge Menschen wichtig, um sie frühzeitig über die Wirkweisen zu informieren und für die Risiken von Cannabis zu sensibilisieren.“

    Alkoholkonsum

    Die neuen BZgA-Studienergebnisse zeigen, dass aktuell 8,7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen regelmäßig, also mindestens einmal wöchentlich, Alkohol trinken. Im Vergleich zu 21,2 Prozent im Jahr 2004 hat sich der Wert deutlich reduziert und erreicht den niedrigsten Stand seit Beginn der Beobachtung. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Anteil derjenigen, die regelmäßig Alkohol trinken, gesunken: Lag er im Jahr 2004 bei 43,6 Prozent, sind es aktuell 32,0 Prozent.

    Die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens zeigt sich sowohl bei den 12- bis 17-Jährigen als auch bei 18- bis 25-Jährigen zwischen 2019 und 2021 rückläufig. Ein möglicher Grund für diese Entwicklung ist, dass es aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weniger Konsumanlässe gab.

    Rauchverhalten

    Die Raucherquote liegt stabil auf historisch tiefem Stand: 6,1 Prozent der Jugendlichen und 29,8 Prozent der jungen Erwachsenen gaben im Jahr 2021 an, zu rauchen. Im Jahr 2001 waren es 27,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 44,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen.

    Cannabiskonsum

    Der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, ist von 34,8 Prozent im Jahr 2012 auf 50,8 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Bei den 12- bis 17-Jährigen ist dieser Anteil im Vergleich zu 2019 nahezu unverändert mit 9,3 Prozent im Jahr 2021. Damit liegt er aktuell höher als noch vor zehn Jahren. Im Jahr 2011 gaben in dieser Altersgruppe 6,7 Prozent an, bereits Cannabis konsumiert zu haben.

    Die BZgA informiert Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern über die Risiken des Cannabiskonsums auf https://www.cannabispraevention.de. Das Internetportal https://www.drugcom.de bietet aktuelle und wissenschaftlich fundierte Informationen der Cannabisprävention für junge Menschen sowie für Fachkräfte und schon drogenaffine junge Menschen.

    Pressestelle der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 23.6.2022

  • Fachtagung „Cannabis Future“

    Podiumsdiskussion über die geplante Cannabislegalisierung in Deutschland: Carmen Wegge (SPD), Kristine Lütke (FDP), Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), Christina Berndt (Moderation), PD Dr. Eva Hoch (IFT München), Dr. Jakob Manthey (ZIS Hamburg) (v.l.n.r.)

    Am 24. Juni veranstaltete der Therapieladen e. V. in der Berliner Charité zusammen mit dem IFT München, dem ZIS Hamburg und der delphi Gesellschaft Berlin die Fachtagung „Cannabis Future – Die Deutsche Cannabispolitik im Wandel“. Internationale Wissenschaftler:innen*, die ihre Untersuchungen über die Entwicklungen in den USA, Kanada und Uruguay vorstellten, plädierten übereinstimmend dafür, dass aufgrund ihrer Erfahrungen gewinnorientiert arbeitende Verkaufsstellen in Deutschland unbedingt verhindert werden sollten.

    Der Zielkonflikt zwischen guten Geschäftserträgen und einem sensiblen Umgang mit einem gesundheitlich nicht ganz unbedenklichen Produkt darf nicht unterschätzt werden, so das Resümee der Vortragenden:

    • Die kaum gezügelte Kommerzialisierung des Verkaufsgeschehens in den USA bildet dort die Grundlage für eine inzwischen schier unüberschaubare Ausweitung der Produktpalette THC-haltiger Produkte und Darreichungsformen.
    • Kanada hatte versucht, eine solche Fehlentwicklung durch eine Zielfokussierung der Legalisierung auf Public Health und durch entsprechende gesetzlich festgelegte verhältnispräventive Maßnahmen zu vermeiden. Inzwischen hat der Druck in Richtung Kommerzialisierung seitens der Cannabisindustrie auf die Regierung jedoch so zugenommen, dass die getroffenen Regulierungsmaßnahmen erodieren.
    • Obwohl in Uruguay der gesetzliche Rahmen der Legalisierung sehr restriktiv ausgestaltet ist, kam von hier ebenfalls der Hinweis, auch bei liberaleren Gesetzesausgestaltungen keine Gewinnorientierung in den Verkaufsstellen zuzulassen.
    • Auf das in der kanadischen Provinz Québec etablierte Modell der staatlich geführten Verkaufsstellen wurde in der Debatte immer wieder als Orientierungshilfe für Deutschland verwiesen.

    In Deutschland macht die Suchthilfe in Bezug auf Interessenkonflikte von Anbietern seit Jahren leidvolle Erfahrungen im Bereich Glücksspiel. Der Zielkonflikt von Glücksspielanbietern zwischen den gesetzlichen Vorgaben zur Prävention und der Gewinnorientierung der Spielstätten wird dahingehend „gelöst“, dass der Prävention in der Regel eher eine Feigenblattfunktion zukommt, weil ernsthaftes präventives Handeln natürlich zu eklatanten Umsatzeinbußen führen würde.

    Während bei dem Anbau, Handel und Transport von Cannabis Marktgesetze, reglementiert durch gesetzlich definierte Rahmenbedingungen, zur Anwendung kommen könnten, ist aus Gründen von Public Health bei den Verkaufsstrukturen unbedingt auf gewinnorientierte Geschäftsmodelle zu verzichten. Gerade auch, weil die Bundesregierung als vorrangiges Ziel der Gesetzesänderung den Gesundheits-, Jugend- und Verbraucherschutz betont.

    Für viele Menschen ist der Cannabiskonsum eine temporäre Erscheinung in einem bestimmten Lebensabschnitt, der bei den meisten Konsument:innen aufgrund einer persönlichen Entscheidung problemlos beendet wird. Gewinnorientierte Verkaufsstellen wie z. B. in den USA sind jedoch daran interessiert, dass der Punkt des Aufhörens immer weiter nach hinten geschoben wird oder gar nicht eintritt. Dazu werden immer neue Produkte auf den Markt gebracht oder es greifen die klassischen Maßnahmen zur Kundenbindung. Diese sind nötig, um den Umsatz zu steigern und im Wettbewerb bestehen zu können. Aus Sicht von Public Health ist dies jedoch kontraindiziert und unbedingt zu vermeiden.

    Bei Cannabis handelt es sich um eine psychoaktive Substanz, die durchaus gesundheitliche Risiken bergen kann. Die Abgabe dieser Substanz darf deshalb keinen kommerziellen Interessen unterliegen, deren Ziel u. a. eine Steigerung der Umsätze ist. Als Alternative wären z. B. Abgabestellen in gemeinnütziger Trägerschaft, die keine Gewinninteressen verfolgen, oder – analog dem etablierten Modell in der kanadischen Provinz Québec – staatlich geführte Verkaufsstellen vorzuziehen.

    *Prof. Dr. Rosalie Pacula, Professor of Health Policy and Management, Elizabeth Garrett Chair of Health Policy, Economics and Law; University of Southern California / USA
    Prof. Dr. Rosario Queirolo, Department of Social and Political Sciences, Universidad Católica del Uruguay / Montevideo
    Prof. Dr. Jürgen Rehm, Executive Director of the Institute for Mental Health Policy Research and Senior Scientist at the Campbell Family Mental Health Research Institute at the Centre for Addiction and Mental Health, Toronto, Kanada

    Kontakt:

    Wolfgang Rosengarten
    w.rosengarten@t-online.de

    Angaben zum Autor:

    Wolfgang Rosengarten ist Leiter des Referats Prävention, Suchthilfe im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration in Wiesbaden. Vorher war er über 20 Jahre Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e. V. (HLS) in Frankfurt am Main.

  • „Cannabis – aber sicher!“

    Im Bundesministerium für Gesundheit hat am 14. Juni das erste von fünf Expert:innen-Hearings zur Vorbereitung des geplanten Gesetzgebungsverfahrens zur kontrollierten Cannabis-Abgabe an Erwachsene zu Genusszwecken stattgefunden. Insgesamt werden sich mehr als 200 der führenden Expertinnen und Experten aus Suchtmedizin, Suchthilfe, Rechtswissenschaften, Wirtschaft und Verbänden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Ländern, Kommunen, Bundesministerien und Bundesbehörden über die zentralen Fragen austauschen. Auch internationale Fachleute werden zu Wort kommen.

    Es sind fünf Hearings geplant:

    1. Gesundheits- und Verbraucherschutz
    2. Jugendschutz und Prävention
    3. Lieferketten, ökologische und ökonomische Fragestellungen
    4. Strafbarkeit, Kontrollmaßnahmen und Lizensierung zur Begleitung der Einführung der kontrollierten Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken
    5. Internationale Erfahrungen

    Dazu der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert: „Es ist so weit: Wir starten in die Vorbereitungsphase der Gesetzgebung! Dies endlich verkünden zu können, ist für mich persönlich ein besonderer, ein erfreulicher Augenblick. Wie viele andere habe ich seit Jahren darauf hingearbeitet, dass wir in Deutschland endlich mit der Kriminalisierung von Cannabiskonsument:innen aufhören und mit einer modernen und gesundheitsorientierten Cannabispolitik beginnen. In den Hearings soll diskutiert werden, mit welchen Maßnahmen der beste Jugend-, Gesundheits- und Verbraucherschutz bei einer Umsetzung gewährleistet werden kann. Denn eines ist klar: Kinder und Jugendliche wollen wir besonders vor möglichen Risiken schützen.“

    Die fünf Hearings im Dialog mit den geladenen Expert:innen bilden eine fundierte Basis für das kommende Eckpunktepapier.

    Weitere Informationen finden Sie unter: www.bundesdrogenbeauftragter.de/cannabis-aber-sicher/

    Pressestelle des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 13.6.2022

  • Notruf der deutschen Reha-/Vorsorgeeinrichtungen

    Vielen deutschen Reha-/Vorsorgeeinrichtungen droht das wirtschaftliche Aus. Obwohl sie durch die Corona-Pandemie und massive Kostensteigerungen in wirtschaftliche Schieflage geraten sind, sollen die noch bestehenden Hilfen am 30.06.2022 enden. Erste Kliniken mussten bereits Insolvenz anmelden und tausende Beschäftigte könnten bald ihren Arbeitsplatz verlieren. Die in der AG MedReha zusammengeschlossenen Spitzenverbände der Reha-Leistungserbringer haben deshalb in einem Schreiben an die Gesundheits- und Sozialpolitiker in Bund und Ländern gefordert, bestehende Hilfen per Rechtsverordnung zu verlängern und einen Inflationsausgleich für Reha und Vorsorge gesetzlich festzulegen.

    Ohne sofortiges politisches Handeln könnten unverzichtbare Reha- und Vorsorgeleistungen wegbrechen und die Gesundheit behandlungsbedürftiger Menschen wäre gefährdet. Für die erforderlichen Hilfen sind keine zusätzlichen Haushaltsmittel des Bundes und der Länder erforderlich, und es entstehen keine zusätzlichen Belastungen bei den Kostenträgern (Gesetzliche Krankenkassen sowie Renten- und Unfallversicherung). Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat in den Jahren 2020 und 2021 für Reha und Vorsorge rund eine Milliarde weniger ausgegeben als im Jahr 2019, die Deutsche Rentenversicherung (DRV) schätzungsweise 500 Mio. Euro weniger. Wenn jetzt wenigstens ein Teil dieser Einsparungen zur Existenzsicherung der Kliniken verwendet wird, entsteht also keine Mehrbelastung.

    Über die AG MedReha

    In der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation SGB IX (AG MedReha) sind die maßgeblichen Spitzenverbände der Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation zusammengeschlossen: Der Bundesverband ambulanter medizinischer Rehabilitationszentren e.V. (BamR), der Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), der Bundesverband Geriatrie e.V. (BV Geriatrie), der Bundesverband Suchthilfe e. V. (bus.), das Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. (BKJR), die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation e.V. (DEGEMED) sowie der Fachverband Sucht+ e.V. (FVS). Die AG MedReha vertritt in Deutschland somit rund 800 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit ca. 80.000 Behandlungsplätzen.

    Pressemitteilung der AG MedReha, 20.6.2022

  • Alkoholbedingte Lebererkrankungen frühzeitig diagnostizieren

    Mittels Proteinanalyse und maschinellem Lernen stellen Forscher ein revolutionäres Verfahren vor, mit dem sich feststellen lässt, ob eine Person an einer alkoholbedingten Lebererkrankung leidet und ob bei diesem Patienten das Risiko für ein weiteres Voranschreiten der Krankheit besteht. Im Vergleich zu derzeit gängigen, klinischen Verfahren ist diese Methode nicht invasiv und dabei ebenso zuverlässig, wenn nicht sogar präziser. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht und ist ein gemeinsames Projekt des Max-Planck-Instituts (MPI) für Biochemie und des Novo Nordisk Foundation Zentrums für Proteinforschung (CPR) an den Universitäten von Kopenhagen und Süddänemark.

    Rund 25 Prozent der Weltbevölkerung leiden an einer Fettleber, einer Erkrankung, die durch die Ansammlung von zusätzlichem Fett in der Leber verursacht wird. Schon zwei oder drei alkoholische Getränke pro Tag können dabei ein Risiko darstellen. Während eine Fettlebererkrankung zwar nicht notwendigerweise Auswirkungen auf die Gesundheit hat, birgt diese dennoch die Gefahr, dass die Patient:innen im Laufe der Zeit eine schwerwiegende Lebererkrankung, wie eine Zirrhose, entwickeln.

    Auch heutzutage muss ein Arzt in einer spezialisierten Klinik eine Leberbiopsie durchführen, um das individuelle Risiko einer Lebererkrankung bestimmen zu können. Bei einer solchen Biopsie wird eine Nadel durch die Haut in die Leber gestochen, um dort eine Gewebeprobe zu entnehmen. Obwohl dieser Eingriff notwendig ist, ist er mit Komplikationen, wie beispielsweise Blutungen, verbunden. Nun hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Professor Matthias Mann am MPI für Biochemie und am CPR ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem sich feststellen lässt, ob eine Person an einer Fettlebererkrankung leidet und ob bei diesem Patienten das Risiko besteht, dass die Krankheit weiter fortschreiten wird.

    Erstautorin und Postdoc am CPR Lili Niu erklärt: „Die Früherkennung verschiedener Arten von Leberschäden ist wichtig, weil sie die Behandlungsmöglichkeiten für die Patient:innen im weiteren Verlauf verbessern kann. Da Lebererkrankungen in der Regel zunächst unbemerkt verlaufen, besteht ein dringender Bedarf für leicht zugängliche Vorsorgeuntersuchungen in Risikogruppen, um eine frühzeitige Diagnose überhaupt erst zu ermöglichen.“

    Früherkennung von Lebererkrankungen

    Im Rahmen dieser neuen Studie konnten die Forscher hunderte von Proteinen aus den Blutproben der Patient:innen identifizieren. Diese Proben wurden mit einem Massenspektrometer analysiert, dabei handelt es sich um eine Art hochentwickelte Waage, die Moleküle mit äußerster Genauigkeit misst. Nachdem die Forscher das Proteom (die Gesamtheit der Proteine in einer Probe) identifiziert und gemessen hatten, nutzten sie maschinelles Lernen, um Proteine zu finden, die mit dem Vorliegen verschiedener Formen von Leberschäden zusammenhängen.

    Lili Niu fasst zusammen: „Wir haben drei Gruppen von Biomarkern identifiziert, die eine signifikante Leberfibrose, eine leichte Entzündungsaktivität und eine Steatose (Fettleber) erkennen können – allesamt verschiedene Arten, wie sich die Erkrankung im Gewebe abzeichnen kann.“ Kurz gesagt, diese Biomarker sind das, wonach die Forschenden in den Blutproben gesucht haben, denn mit ihrer Hilfe lässt sich jede der oben genannten Leberschädigungen nachweisen und vorhersagen, ob bei einem bestimmten Patienten das Risiko eines Krankheitsfortschritts besteht.

    Etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung sind von einer alkoholbedingten Lebererkrankung betroffen. Anhand einer einfachen Blutprobe konnten die Forscher das Risiko eines solchen Patienten für eine Folgeerkrankung abschätzen. „Und das mit einer Leistung, die besser oder vergleichbar zu bestehenden, klinischen Tests ist. Letztendlich haben wir lediglich zwei Wochen Messzeit benötigt, um alle Proben zu analysieren. Dieser Durchsatz in Kombination mit der Aussagefähigkeit des Proteoms ist beispiellos“, fügt Niu hinzu.

    „Massenspektrometrie funktioniert einfach besser“

    Matthias Mann, der korrespondierende Autor, der die Arbeitsgruppe „Proteomik und Signaltransduktion“ am MPI für Biochemie und die Arbeitsgruppe „Klinische Proteomik“ am CPR leitet, sagt: „Wir sind daran interessiert, dieses Verfahren als Untersuchungsinstrument für die Allgemeinbevölkerung oder Risikogruppen wie z. B. übermäßige Alkoholkonsumenten zur Früherkennung von Lebererkrankungen einzuführen. Wir werden die Entwicklung von Biomarkern mit der massenspektrometrie-basierten Analyse fortsetzen, da sie unter anderem spezifischer und einfacher anzuwenden ist. Wir wollen auch Tests für andere Krankheiten entwickeln.“

    Die klinische Professorin und Chefärztin Maja Thiele, die zusammen mit ihren Kollegen vom Odense Universitätsklinikum und der Universität von Süddänemark für die Rekrutierung und Untersuchung der 659 Studienteilnehmer:innen verantwortlich war, fasst zusammen: „Mit der derzeitigen Diagnosemethode muss man in eine spezialisierte Klinik fahren, um entweder eine Leberbiopsie oder fortgeschrittene bildgebende Tests durchführen zu lassen. Mit diesem neuen Verfahren genügt es, eine einfache Blutprobe bei einem Hausarzt entnehmen zu lassen.“

    Originalpublikation:
    Niu, M. Thiele, P.E. Geyer, D.N. Rasmussen, H.E. Webe, A. Santos, R. Gupta, F. Meier, M. Strauss, M. Kjaergaard, K Lindvig, S. Jacobsen, S. Rasmussen, T. Hansen, A. Krag, M. Mann#: Non-invasive proteomic biomarkers for alcohol-related liver disease. Nature Medicine, Juni 2022. DOI: 10.1038/s41591-022-01850-y

    Pressestelle des Max-Planck-Instituts für Biochemie, 2.6.2022

  • Wie Schlaf dazu beiträgt, Emotionen zu verarbeiten

    Forschende der Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern haben entdeckt, wie das Gehirn während des REM-Schlafs Emotionen sortiert, um die Speicherung positiver Emotionen zu verstärken und zu verhindern, dass traumatische Erinnerungen sich im Gehirn verfestigen. Die Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung des Schlafs für die menschliche Gesundheit und eröffnen neue Wege für therapeutische Strategien.

    Der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement oder paradoxer Schlaf) ist ein einzigartiger und rätselhafter Schlafzustand, in dem das Gehirn hellwach und der Körper unbeweglich ist. Während dieser Schlafphase treten die meisten Träume mit intensiven emotionalen Inhalten auf. Die frontale Hirnrinde, der so genannte präfrontale Kortex, verarbeitet viele dieser Emotionen während des Wachzustands, scheint aber paradoxerweise während des REM-Schlafs ruhig zu sein. „Unser Ziel war es, den zugrunde liegenden Mechanismus und die Funktionen dieses überraschenden Phänomens zu verstehen“, sagt Prof. Antoine Adamantidis vom Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und der Universitätsklinik für Neurologie des Inselspitals, Universitätsspital Bern.

    Das Verarbeiten von Emotionen, insbesondere die Unterscheidung von Gefahr und Sicherheit, sowie das Vermeiden von Panikzuständen, ist bei Tieren entscheidend, um zu überleben. Auch beim Menschen führen übermäßig negative Emotionen wie Furchtreaktionen und Angstzustände zu Krankheiten, wie etwa zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). In Europa sind ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung von anhaltenden Angstzuständen und schweren psychischen Erkrankungen betroffen. Die internationale Forschungsgruppe um Antoine Adamantidis liefert nun erstmals Erkenntnisse, wie das Gehirn während des REM-Schlafs dazu beiträgt, positive Emotionen zu verfestigen und stark negative oder traumatische Emotionen abzuschwächen. Die Studie wurde im Fachjournal „Science“ publiziert.

    Doppelter Mechanismus

    Die Forschenden konditionierten zunächst Mäuse darauf, auditive Reize zu erkennen, die mit Sicherheit assoziiert werden, und solche, die mit Gefahr verbunden sind. Anschließend wurde die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn der Mäuse während der Schlaf- und Wachzyklen aufgezeichnet. So konnten die Forschenden verschiedene Bereiche einer Zelle abbilden und feststellen, wie emotionale Erinnerungen während des REM- oder Traumschlafs umgewandelt werden.

    Nervenzellen bestehen aus einem Zellkörper und Dendriten, feinsten plasmatischen Verästelungen, die über Synapsen (Verknüpfungen) den Kontakt zu Tausenden anderer Nervenzellen herstellen. Bei den Beobachtungen der Mäuse zeigte sich, dass die Zellkörper der Nervenzellen im REM-Schlaf deaktiviert werden, während ihre Dendriten aktiviert werden. „Dies bedeutet eine Entkopplung: sozusagen Zellkörper im Tiefschlaf und Dendriten im Wachzustand“, erklärt Adamantidis.

    Diese Entkopplung ist deshalb von Bedeutung, weil einerseits durch die starke Aktivität der Dendriten sowohl Gefahren- als auch Sicherheitsgefühle unterschieden werden können. Zugleich sind die Zellkörper deaktiviert, so dass sie während des REM-Schlafs keine Signale weiterleiten können. Mit anderen Worten: Das Gehirn begünstigt die Unterscheidung zwischen Sicherheit und Gefahr in den Dendriten. Gleichzeitig wird aber die Überreaktion auf Emotionen, insbesondere auf Gefahr, blockiert.

    Ein Überlebensvorteil

    Laut den Forschenden ist das Nebeneinander dieser beiden Mechanismen für die Stabilität und das Überleben einer Spezies von Vorteil: „Die Fähigkeit der Nervenzellen, sich anzupassen und Signale in zwei Richtungen zu leiten, ist unerlässlich, um optimal zwischen Gefahr und Sicherheit unterscheiden zu können“, sagt Mattia Aime vom DBMR, Erstautor der Studie.

    Fehlt diese Unterscheidung beim Menschen und kommt es zu übermäßigen Furchtreaktionen, kann dies unter anderem zu Angststörungen führen. Die Erkenntnisse sind besonders relevant für pathologische Zustände wie posttraumatische Belastungsstörungen, bei denen Traumata noch Tage später im präfrontalen Kortex übermäßig verfestigt werden, möglicherweise auch im Schlaf.

    Durchbruch für die Schlafmedizin

    Die Studie ermöglicht ein besseres Verständnis davon, wie Emotionen während des Schlafs beim Menschen verarbeitet werden, und eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung von traumatischen Erinnerungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Weitere akute oder chronische psychische Erkrankungen, die mit dieser Entkopplung von Nervenzellkörper und Dendriten während des Schlafs zusammenhängen könnten, sind akuter sowie chronischer Stress, Angst, Depression, Panik oder sogar Anhedonie, die Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Schlafforschung und Schlafmedizin sind seit langem ein Forschungsschwerpunkt der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspitals Bern. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse nicht nur Patientinnen und Patienten zugutekommen, sondern auch der breiten Allgemeinheit“, sagt Adamantidis.

    Diese Studie wurde von der Interfakultären Kooperation „Decoding Sleep“ der Universität Bern, dem Inselspital Universitätsspital Bern, dem Sinergia-Stipendium „Schlaf & Schlaganfall“ des Schweizerischen Nationalfonds SNF und dem Europäischen Forschungsrat unterstützt. Ein Teil der Arbeit umfasst die Zusamenarbeit mit der Gruppe von Prof. T. Fellin am Italienischen Institut für Technologie (IIT), Genua, Italien.

    Originalpublikation:
    Mattia Aime, Niccolo’ Calcini, Micaela Borsa, Tiago Campelo, Thomas Rusterholz, Andrea Sattin, Tommaso Fellin & Antoine Adamantidis: Paradoxical somato-dendritic decoupling supports cortical plasticity during REM sleep. (2022) Science, https://www.science.org/doi/10.1126/science.abk2734; DOI: 10.1126/science.abk2734

    Pressestelle der Universität Bern, 13.5.2022

  • Pandemiefolgen bei Jugendlichen

    Die Pandemie hat massive Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Im Jahr 2021 stiegen Depressionen und Essstörungen bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren weiter an. Mädchen wurden mit psychischen Erkrankungen deutlich häufiger stationär behandelt als Jungen. Im Grundschulalter zeigte sich eine spürbare Steigerung von Störungen sozialer Funktionen und eine Zunahme von Entwicklungsstörungen. Das ist das Ergebnis der Analyse aktueller Krankenhausdaten der DAK-Gesundheit für den Kinder- und Jugendreport 2022. DAK-Vorstandschef Andreas Storm und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordern angesichts der dramatischen Entwicklung ein schnelles Handeln der Politik.

    Für den Report untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 bis 2021. Die Daten zeigen, dass vor allem Mädchen im späten Teenageralter massiv unter den Auswirkungen der Pandemie leiden. So wurden Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren über 32-mal so häufig wegen Essstörungen stationär behandelt wie Jungen, ein Trend, welcher sich während der Pandemie verschärft hat. Der Anteil junger Patientinnen mit Essstörungen stieg 2021 um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem kamen sie fünfmal öfter wegen Depressionen, dreimal häufiger wegen Angststörungen und 2,5-mal öfter aufgrund von emotionalen Störungen in deutsche Kliniken.

    Insgesamt nahmen die Behandlungszahlen 2021 von Jugendlichen mit Depressionen und Essstörungen im Vergleich zum Vorjahr merklich zu. So kamen 28 Prozent mehr 15- bis 17-Jährige mit Depressionen und 17 Prozent mehr ältere Teenager mit Essstörungen in die Kliniken. In Relation zu 2019 stiegen die Krankenhausaufenthalte 2021 bei Essstörungen sogar um 40 Prozent. Auch bei emotionalen Störungen war ein Plus der Behandlungen zu verzeichnen: 2021 wurden 42 Prozent mehr 15- bis 17-Jährige aufgrund von emotionalen Störungen stationär versorgt. Unter emotionale Störungen fallen insbesondere Ängste wie Trennungsangst, soziale Ängstlichkeit oder auch phobische Störungen, zum Beispiel die Angst vor imaginären Gestalten. Die Fallzahlen blieben hier aber unter den Fallzahlen depressiver Episoden und Essstörungen.

    Ähnliche Tendenzen gab es auch bei den Schulkindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren. Hier nahmen vor allem stationäre Behandlungen aufgrund von Depressionen (plus 27 Prozent), Angststörungen (plus 25 Prozent) und Essstörungen (plus 21 Prozent) zu.

    „Der DAK-Report belegt in sehr eindrucksvoller Weise, wie häufig inzwischen psychische und psychosomatische Auffälligkeiten, Themen und Erkrankungen gerade im Jugendalter in unserer Gesellschaft geworden sind. Es ist zu erwarten, dass die Zahl psychischer Erkrankungen und Problemfelder auch in Zukunft weiter steigen wird“, so Prof. Dr. med. Wieland Kiess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. „Die Daten belegen aber auch, dass sich das Gesundheitswesen durch die Veränderungen in Krisenzeiten, wie einer Pandemie, reorganisiert und die Organisationsformen dringend überdacht werden sollten. Die Trennung zwischen ambulanten und stationären Behandlungs- und Betreuungskonzepten ist falsch und nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen Versorgungsformen neu denken und die Versorgungsstrukturen dem Bedarf der Kinder und Jugendlichen heute und in der Zukunft anpassen.“

    Die Daten des Kinder- und Jugendreports zeigen zudem, dass Grundschulkinder vor allem unter Störungen sozialer Funktionen und Entwicklungsstörungen leiden. So wurden 2021 36 Prozent mehr Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren aufgrund von Störungen sozialer Funktionen in Kliniken behandelt. Bei Entwicklungsstörungen war es ein Plus von elf Prozent. Auffallend ist, dass Jungen in diesem Kontext häufiger in Behandlung waren als Mädchen: Sie fanden fast doppelt so häufig wegen der Störung sozialer Funktionen und fast dreimal so häufig aufgrund von Entwicklungsstörungen den Weg in deutsche Krankenhäuser.

    Pressestelle der DAK-Gesundheit, 27.5.2022

  • Absetzen von Antidepressiva

    Medikamente sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Depressionen. Acht bis zehn Prozent der Deutschen nehmen Antidepressiva [1]. Die meisten Patient:innen könnten diese nach etwa einem Jahr wieder absetzen. Viele haben jedoch Mühe, davon loszukommen. Mehr als jede dritte Person nimmt Antidepressiva länger ein als notwendig [2, 3]. Grund hierfür ist unter anderem eine negative Erwartungshaltung, der so genannte Nocebo-Effekt.

    „Viele Patient:innen sind beim Absetzversuch von rasch vorübergehenden Absetzeffekten wie Schlaflosigkeit, Schwindel oder Reizbarkeit betroffen und missverstehen diese als Rückfall. Die daraus entstehende Angst verstärkt die Beschwerden noch, weshalb die Patient:innen den Absetzversuch oftmals abbrechen, statt durchzuhalten“, erklärt Ulrike Bingel, Professorin für Klinische Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Essen und Sprecherin des Sonderforschungsbereichs (SFB) 289 „Treatment Expectation“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen koordiniert wird. Darin untersucht ein interdisziplinäres Forschungsteam in 16 Teilprojekten, wie Erwartungen den Behandlungserfolg beeinflussen und wie sich dieser Effekt bei verschiedenen Erkrankungen therapeutisch nutzen lässt.

    „Unsere Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bessere Aufklärung und das gezielte Wecken positiver Erwartungen helfen können, den unheilvollen Kreislauf beim Absetzen von Antidepressiva zu durchbrechen“, sagt SFB-Projektleiterin Yvonne Nestoriuc, Professorin für Klinische Psychologie an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Sie plädiert daher für unterstützende psychotherapeutische Elemente, die helfen, Erwartungen beim Antidepressiva-Absetzen zu optimieren und dem Nocebo-Effekt vorzubeugen. Der Nocebo-Effekt ist keine „Einbildung“, sondern in unterschiedlichen medizinischen Studien vielfach nachgewiesen [4–7]: Im Gegensatz zur positiven Wirkung beim Placebo-Effekt (Lat. „Ich werde gefallen“) sorgt beim Nocebo-Effekt (Lat. „Ich werde schaden“) allein die Erwartung negativer Folgen dafür, dass Prozesse im zentralen Nervensystem angestoßen werden, die zu körperlichen Veränderungen führen.

    Hohe Belastung durch unnötige Einnahme von Antidepressiva

    „Es ist ein Missstand, dass viele Patient:nnen Antidepressiva viel zu lange einnehmen. Mit unserer Forschung wollen wir dazu beitragen, die Informations- und Versorgungslücke für Patient:innen mit Absetzwunsch zu schließen“, betont Prof. Nestoriuc. Unerwünschte Nebenwirkungen durch eine nicht mehr indizierte Einnahme seien nicht nur eine Belastung für die Patient:innen, sondern auch für das Gesundheitssystem, so die Psychologin. Bei Jahresgesamtkosten für Antidepressiva von 640 Millionen Euro könne man durch eine bessere Unterstützung der Patient:innen 190 bis 250 Millionen Euro jährlich sparen, so ihre Einschätzung [8]. Prof. Nestoriuc fordert daher erweiterte Behandlungsleitlinien, in denen festgelegt ist, dass verschreibende Ärzt:innen über die Absetzproblematik aufklären.

    Leben ohne Antidepressiva – mit Begleitung den Tiefpunkt überwinden

    Antidepressiva sind nur in seltenen Fällen als lebenslange Therapie sinnvoll, denn sie können zu Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, sexuellen Problemen und einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen führen. Als medizinische Empfehlung gilt: Verbessern sich nach etwa vier Wochen, in denen Antidepressiva ihre volle Wirksamkeit entfalten, die depressiven Symptome, sollte das Medikament noch vier bis neun weitere Monate eingenommen werden, bei mehrfach depressiven Episoden weitere zwei Jahre. Herrscht dann immer noch weitgehende Symptomfreiheit, sollte ein Absetzversuch erfolgen. Dabei können vorübergehende Beschwerden wie Schwindel, Schlaflosigkeit, Schwäche, Reizbarkeit, Übelkeit und Schmerzen auftreten – sie gleichen den Symptomen einer Depression, was bei Patient:innen die Angst vor einem Rückfall auslösen und zu einem Abbruch des Absetzversuchs führen kann.

    „Um zwischen Rückfall und Absetzproblematik zu unterscheiden, ist eine intensive ärztliche Begleitung notwendig, die auch den Nocebo-Effekt berücksichtigt und die Patient:innen darüber aufklärt“, betont Prof. Nestoriuc.

    Forschung zum Nocebo-Effekt unterstützen – Angebot für Patient:innen

    Patient:innen aus dem Großraum Hamburg sowie Marburg, die ihr Antidepressivum mit ärztlicher und psychologischer Begleitung absetzen möchten, können an der aktuellen PHEA-Studie teilnehmen, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und an der Philipps-Universität Marburg durchgeführt wird. Informationen unter www.phea-studie.de

    Referenzen

    [1] Grieß, A. (2015). Nutzung von Antidepressiva seit 2000 deutlich angestiegen. Statista Infografiken. Abgerufen am 2. Mai 2022, von https://de.statista.com/infografik/4021/verbrauchte-tagesdosis-antidepressiva-pr…

    [2] Van Leeuwen, E., Driel, M. L., Horowitz, M. A., Kendrick, T., Donald, M., De Sutter, A. I., … & Christiaens, T. (2021). Approaches for discontinuation versus continuation of long?term antidepressant use for depressive and anxiety disorders in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews (4).

    [3] Ambresin, G., Palmer, V., Densley, K., Dowrick, C., Gilchrist, G., & Gunn, J. M. (2015). What factors influence long-term antidepressant use in primary care? Findings from the Australian diamond cohort study. Journal of affective disorders, 176, 125-132.

    [4] Jensen, K. B., Kaptchuk, T. J., Kirsch, I., Raicek, J., Lindstrom, K. M., Berna, C., … & Kong, J. (2012). Nonconscious activation of placebo and nocebo pain responses. Proceedings of the National Academy of Sciences, 109(39), 15959-15964.

    [5] Benedetti, F., Durando, J., & Vighetti, S. (2014). Nocebo and placebo modulation of hypobaric hypoxia headache involves the cyclooxygenase-prostaglandins pathway. PAIN®, 155(5), 921-928.

    [6] Bingel, U., Wanigasekera, V., Wiech, K., Ni Mhuircheartaigh, R., Lee, M. C., Ploner, M., & Tracey, I. (2011). The effect of treatment expectation on drug efficacy: imaging the analgesic benefit of the opioid remifentanil. Science translational medicine, 3(70), 70ra14-70ra14.

    [7] Pan, Y., Kinitz, T., Stapic, M., & Nestoriuc, Y. (2019). Minimizing drug adverse events by informing about the nocebo effect – an experimental study. Frontiers in Psychiatry, 10, 504.<

    [8] Ludwig, W.-D., Mühlbauer, B., & Seifert, R. (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2021. Springer-Verlag, 2021. Arzneiverordnungs-Report 2021 | SpringerLink

    Der Sonderforschungsbereich Treatment Expectation

    Der überregionale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich (SFB/Transregio 289) „Treatment Expectation“ untersucht seit dem Jahr 2020 mit einem interdisziplinären Team den Einfluss der Erwartung von PatientInnen auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen. Die Forschungsansätze gestalten sich multidimensional, vielschichtig und komplex, um valide Antworten auf die entscheidende Frage zu finden: Welche Effekte haben positive und negative Erwartungen von PatientInnen auf den Erfolg einer Behandlung und das Auftreten von Nebenwirkungen?

    Pressestelle des Universitätsklinikums Essen, 25.5.2022

  • Wer hat nie richtig Feierabend?

    Rund ein Zehntel der Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet suchthaft – das ergibt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie auf Basis repräsentativer Daten von 8.000 Erwerbstätigen.

    Menschen, die suchthaft arbeiten, arbeiten nicht nur sehr lang, schnell und parallel an unterschiedlichen Aufgaben, sie können auch nur mit schlechtem Gewissen freinehmen und fühlen sich oft unfähig, am Feierabend abzuschalten und zu entspannen. Führungskräfte zeigen überdurchschnittlich oft Symptome suchthaften Arbeitens. In mitbestimmten Betrieben kommt suchthaftes Arbeiten seltener vor als in solchen ohne Mitbestimmung, so die Untersuchung von Forschenden des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig, die über gut zwei Jahre mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung dem Thema nachgegangen sind. Betriebsräte helfen, Grenzen zu ziehen und könnten Beschäftigte so vor Selbstausbeutung schützen.

    Frühmorgens ins Büro und spätabends wieder raus, zu Hause noch einmal die Mails checken, einfach nicht loslassen können: Suchthaftes Arbeiten ist kein Randphänomen, das nur eine kleine Gruppe von Führungskräften betrifft. Tatsächlich sind exzessives und zwanghaftes Arbeiten in allen Erwerbstätigengruppen verbreitet. Das Forschungsteam hat zu diesem Thema eine Auswertung auf Basis repräsentativer Daten für Erwerbstätige in Deutschland durchgeführt. Einige der Ergebnisse von Beatrice van Berk (BIBB), Prof. Dr. Christian Ebner (TU Braunschweig) und Dr. Daniela Rohrbach-Schmidt (BIBB) mögen auf den ersten Blick überraschen. Wer bei IT-Berufen etwa an Leute denkt, die bis spät in die Nacht beruflich bedingt vor dem Computer hocken und IT-Probleme lösen, sieht sich getäuscht: Tatsächlich ist der Berufsbereich Informatik, Naturwissenschaft, Geografie am wenigsten betroffen. Am häufigsten neigen Menschen in Land-, Forst- und Tierwirtschaft sowie Gartenbau zu suchthaftem Arbeiten. In der ersten Gruppe sind es sechs Prozent, in der zweiten 19 Prozent. In weiteren untersuchten Wirtschaftsbereichen, unter anderem Verkehr/Logistik, Produktion/Fertigung, Kaufmännische Dienstleistungen/Handel/Tourismus oder Gesundheit/Soziales/Erziehung liegen die Werte zwischen acht und elf Prozent.

    Exzessives Arbeiten und Getriebenheit

    Wann werden aus engagierten Erwerbstätigen solche, deren Leben von der Arbeit dominiert wird? Dieser Frage haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten gewidmet. 1971 prägte der Psychologe Wayne Oates den Begriff Workaholic, um zu beschreiben, dass einige Menschen ein Verhältnis zu ihrer Arbeit haben wie Süchtige zum Alkohol. Heute arbeitet die Forschung mit verschiedenen Kriterienkatalogen. International verbreitet ist etwa die Dutch Work Addiction Scale, die auch van Berk, Ebner und Rohrbach-Schmidt als Befragungsinstrument in ihrer Erhebung genutzt haben. Suchthafte Arbeit lässt sich demnach anhand von zwei Dimensionen bestimmen. Erstens muss die jeweilige Person exzessiv arbeiten, das heißt: lange arbeiten, schnell arbeiten und verschiedene Aufgaben parallel erledigen. Der zweite Faktor als Voraussetzung für suchthaftes Arbeiten ist die „Getriebenheit“ der Erwerbstätigen: hart arbeiten, auch wenn es keinen Spaß macht, nur mit schlechtem Gewissen freinehmen, Unfähigkeit zur Entspannung am Feierabend, also „Entzugserscheinungen“ in der erwerbsarbeitsfreien Zeit.

    Die Auswertung stützt sich auf eine Befragung von rund 8.000 Erwerbstätigen in den Jahren 2017 und 2018. Zu jeder der beiden Dimensionen von Arbeitssucht wurden den Interviewten fünf Aussagen präsentiert, zu denen sie, mit mehreren Abstufungen, Zustimmung oder Ablehnung äußern konnten. Etwa „Ich bin stets beschäftigt und habe mehrere Eisen im Feuer“ oder „Ich spüre, dass mich etwas in mir dazu antreibt, hart zu arbeiten“.

    Der Untersuchung zufolge arbeiten 9,8 Prozent der Erwerbstätigen suchthaft. Weitere 33 Prozent arbeiten exzessiv – aber nicht zwanghaft. 54,9 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten dagegen „gelassen“. Und eine kleine Gruppe arbeitet zwar nicht viel, aber zwanghaft.

    Mit rund zehn Prozent Arbeitssüchtigen erreicht Deutschland einen Wert, der nah an den Ergebnissen ähnlicher Studien aus anderen Ländern liegt. So kamen Forschende in den USA ebenfalls auf zahn Prozent und in Norwegen auf gut acht Prozent. Aus dem Rahmen fällt Südkorea, wo eine Untersuchung einen Anteil von fast 40 Prozent ergab, allerdings mit einer etwas weiter gesteckten Definition von Arbeitssucht.

    Nur schwache Unterschiede bezüglich soziodemografischer Merkmale

    In einer weiteren Hinsicht fügen sich die Erkenntnisse von van Berk, Ebner und Rohrbach-Schmidt in den internationalen Forschungsstand: „Insgesamt deutet die Studienlage darauf hin, dass die Verbreitung von suchthaftem Arbeiten unter den Erwerbstätigen – wenn überhaupt – nur schwache Unterschiede bezüglich soziodemografischer Merkmale aufweist.“ So ist es auch in Deutschland. Schulabschluss und Familienstatus zeigen keine Zusammenhänge mit der Neigung zu suchthafter Arbeit. Einen kleinen, aber signifikanten Unterschied gibt es zwischen Frauen und Männern, die zu 10,8 beziehungsweise neun Prozent betroffen sind. Deutlichere Unterschiede bestehen zwischen Altersgruppen: Bei den 15- bis 24-Jährigen beträgt die Quote 12,6 Prozent, bei den 55- bis 64-Jährigen 7,9 Prozent.

    Wer eine lange vertragliche Wochenarbeitszeit hat, neigt leicht überdurchschnittlich zur Arbeitssucht; ob der Vertrag befristet ist oder nicht, spielt dagegen keine Rolle. Auch das Anforderungsniveau erweist sich als neutral. Starke Unterschiede zeigen sich dagegen im Hinblick auf Selbständigkeit und Führungsverantwortung. Unter Selbstständigen liegt die Workaholic-Quote bei 13,9 Prozent. Dies könnte auch einer der Gründe für den hohen Anteil in landwirtschaftlichen Berufen sein, denn in dieser Branche sind viele Erwerbstätige selbstständig.

    Zwischen suchthaftem Arbeiten und Führungsverantwortung besteht „ein statistisch höchst signifikanter Zusammenhang“. Führungskräfte sind zu 12,4 Prozent arbeitssüchtig, andere Erwerbstätige nur zu 8,7 Prozent. „Unter den Führungskräften ist suchthaftes Arbeiten zudem umso stärker ausgeprägt, je höher die Führungsebene ist.“ Die obere Ebene kommt auf einen Anteil von 16,6 Prozent. In vielen Betriebskulturen werden an Führungskräfte wahrscheinlich Anforderungen gestellt, die „Anreize für arbeitssüchtiges Verhalten“ setzen, vermuten die Wissenschaftlerinnen und der Wissenschaftler. Beispielsweise, wenn erwartet wird, dass sie als Erste kommen und als Letzte gehen.

    Einen starken Zusammenhang mit suchthafter Arbeit haben schließlich Betriebsgröße und Mitbestimmung. In Großbetrieben ist Arbeitssucht weniger verbreitet als in kleinen Betrieben. Bei weniger als zehn Beschäftigten „fallen 12,3 Prozent in die Kategorie der suchthaft Arbeitenden“, bei mehr als 250 Beschäftigten 8,3 Prozent. Dies könnte an einer stärkeren Regulierung liegen. Beschäftigte in Großunternehmen bekommen Schwierigkeiten mit der Personalabteilung, wenn das Arbeitszeitkonto überquillt. Ähnliche Unterschiede treten beim Vergleich von Betrieben mit und ohne Betriebsrat zutage: Mit Mitbestimmung arbeiten 8,7 Prozent der Beschäftigten suchthaft, ohne Betriebsrat 11,9 Prozent. Eine besondere Rolle dürften in diesem Kontext Betriebsvereinbarungen spielen – „ein wichtiges Instrument der betrieblichen Regulierung, welches exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken kann“, so die Forschenden.

    Originalpublikation:
    Beatrice van Berk, Christian Ebner, Daniela Rohrbach-Schmidt: Wer hat nie richtig Feierabend? Eine Analyse zur Verbreitung von suchthaftem Arbeiten in Deutschland, Zeitschrift Arbeit 3/2022, April 2022. Download: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/arbeit-2022-0015/html

    Pressestelle der Hans-Böckler-Stiftung, 25.5.2022

  • Anhaltender Cannabiskonsum könnte Intelligenz mindern

    Anhaltender Konsum von Cannabis steht mit einer verringerten geistigen Leistungsfähigkeit in Zusammenhang. Das legen die Ergebnisse einer Langzeitstudie aus Neuseeland nahe.

    Bei der ersten Erhebung waren die Teilnehmenden drei Jahre alt, die letzte fand im Alter von 45 Jahren statt. In regelmäßigen Abständen wird ein repräsentativer Ausschnitt der neuseeländischen Bevölkerung untersucht. Die Teilnehmenden der Kohortenstudie sind zwischen 1972 und 1973 in der Stadt Dunedin zur Welt gekommen. Seit dem Alter von 18 Jahren wird auch der Konsum von Cannabis erhoben. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Madeline Meier ist der Frage nachgegangen, wie sich langjähriges Kiffen auf die geistigen Leistungen auswirkt.

    Meier und ihr Team haben bereits in einer früheren Auswertung der Dunedin-Studie für Aufsehen gesorgt. Das zentrale Ergebnis lautete: Wer schon als Jugendlicher in das regelmäßige Kiffen einsteigt, hat im Alter von 38 Jahren einen bis zu 8 Punkte niedrigeren Intelligenzquotienten (IQ). Der mittlere IQ in der Bevölkerung liegt bei 100. Stets abstinente Personen aus der Dunedin-Studie konnten ihren IQ als Erwachsene hingegen etwas verbessern. Allerdings gab es auch Kritik an den Schlussfolgerungen.

    Rückgang des IQ um durchschnittlich 5,5 Punkte

    In der aktuellen Auswertung waren unter den 938 Teilnehmenden 84 Personen, die im Alter von 45 Jahren immer noch regelmäßig, also wöchentlich bis täglich, kifften. Das zentrale Ergebnis der Studie lautet: Bei den langjährig Konsumierenden ist der IQ um durchschnittlich 5,5 Punkte seit der Kindheit gesunken. Die verminderten geistigen Leistungen machen sich unter anderem in einer geringeren Merkfähigkeit und in Problemen mit der Aufmerksamkeit bemerkbar. Dies sei auch Personen aufgefallen, die den Teilnehmenden nahestehen und ebenfalls im Rahmen der Studie befragt wurden.

    Das Forschungsteam betont, dass es eine Vielzahl von weiteren möglichen Einflüssen bei ihrer Auswertung berücksichtigt habe. Beispielsweise seien der Konsum weiterer Drogen und auch Abhängigkeitsprobleme in der Familie einbezogen worden. Darüber hinaus hat das Team Vergleichsgruppen gebildet. Darunter waren Personen, die nur gelegentlich kifften oder aufgehört haben zu konsumieren sowie Personen, die regelmäßig Alkohol tranken oder täglich Tabak rauchten. Im Vergleich zu diesen Gruppen war der IQ-Rückgang der langjährigen Kiffer am stärksten ausgeprägt. Die geistigen Leistungen von Personen, die nur gelegentlich kifften, wichen hingegen nicht bedeutsam vom Durchschnitt ab.

    Kleinerer Hippocampus bei Dauerkiffen

    Der Rückgang der geistigen Leistungen bei den Langzeitkonsumierenden geht bei den Teilnehmenden der Studie einher mit einem kleineren Hippocampus. Das ist ein Areal im Gehirn, das vor allem für das Abspeichern neuer Inhalte im Langzeitgedächtnis zuständig ist. Vertiefte Analysen deuten aber darauf hin, dass der Hippocampus nicht das einzige Hirnareal ist, das mit den Einbußen in der geistigen Leistungsfähigkeit in Verbindung steht.

    Die Kohortenstudie könne laut dem Forschungsteam zwar nicht beweisen, dass Cannabis die Hirnveränderungen und die verminderte geistige Leistungsfähigkeit verursacht hat. Die Studie habe aber „robuste“ Belege dafür vorgelegt, dass langjähriger Cannabiskonsum maßgeblich verantwortlich hierfür ist. Das Forschungsteam gibt zu bedenken, dass milde Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit im mittleren Erwachsenenalter Vorboten von Demenzerkrankungen im höheren Alter sein können. Ob dies so ist, müssten zukünftige Studien untersuchen.

    Originalpublikation:
    Meier, M. H., Caspi, A., Knodt, A. R., Hall, W., Ambler, A., Harrington, H., Hogan, S., Houts, R. M., Poulton, R., Ramrakha, S., Hariri, A. R. & Moffit, T. E. (2022). Long-Term Cannabis Use and Cognitive Reserves and Hippocampal Volume in Midlife. Am J Psychiatry, https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2021.21060664.

    Quelle: www.drugcom.de , 18.5.2022