Kategorie: Kurzmeldungen

  • NEWS-Update Mai 2025

    Das NEWS-Projekt – National Early Warning System: Bundesweites Frühwarnsystem zu Neuentwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen und Medikamentenmissbrauch – hat ein Update mit aktuellen Auswertungen veröffentlicht. An der Erhebung per Online-Fragebogen haben sich dieses Mal 240 Expert:innen und 111 Konsumierende beteiligt.

    Im Update wird die Situation rund um synthetische Opioide weiterhin als nicht höchst kritisch bewertet, es mehren sich aber die Anzeichen für ungünstige Entwicklungen. Eine enge Beobachtung der Lage ist nach wie vor dringend notwendig. Das Update geht auch auf andere Entwicklungen ein, u. a. bei synthetischen Cathinonen und Cannabinoiden sowie Kratom. Zu folgenden Substanzen bzw. Substanzgruppen werden Ergebnisse im Detail dargestellt: NPS, Medikamente: Opioide und Benzodiazepine, THC, Lachgas, Kokain, Crack, Ketamin, Kratom, Amphetamin, MDMA und Metamphetamin.

    Außerdem enthält das Update zahlreiche Lese-, Hör- und Videoempfehlungen. Es steht zum Download bereit unter: https://mindzone.info/news/updates/

    Mitteilung des NEWS-Projektes, 28.5.2025

  • KIM-Studie 2024 veröffentlicht

    Die Internetnutzung ist für viele Kinder heute ein selbstverständlicher Teil ihres Alltags – und sie beginnt immer früher. Die KIM-Studie 2024 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zeigt: Mehr als die Hälfte der internetnutzenden Sechs- bis 13-Jährigen ist täglich online. Damit verschiebt sich die intensive Nutzung digitaler Angebote bis ins Grundschulalter – oft inklusive der Nutzung von Social Media, obwohl diese laut Nutzungsbedingungen erst ab 13 Jahren erlaubt ist. Vor diesem Hintergrund gewinnen Fragen der elterlichen Begleitung und altersgerechter Angebote weiter an Bedeutung. Die Studie wurde anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Studienreihe im Rahmen der „Woche der Medienkompetenz“ in Ludwigshafen veröffentlicht.

    Die Intensität der Internetnutzung nimmt zu: 54 Prozent der Kinder, die online sind, nutzen das Internet täglich – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte im Vergleich zu 2022. Besonders dynamisch ist die Entwicklung bei den online aktiven Acht- bis Neunjährigen: Hier hat sich der Anteil der täglichen Nutzung innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt – von 23 Prozent auf 40 Prozent. Dementsprechend nimmt auch das Smartphone als wichtigster Zugangsweg zum Internet im Alltag eine große Rolle ein. Knapp die Hälfte der Kinder (46 Prozent) verfügt bereits über ein eigenes Gerät. Eine Entwicklung, die auch in den Schulen zu Handlungsbedarf führt: 77 Prozent der Kinder mit eigenem Gerät geben an, ihr Handy grundsätzlich in die Schule mitbringen zu dürfen. In den meisten Schulen ist die Nutzung aber klar reglementiert: Der Großteil darf das Smartphone nur in den Pausen verwenden (63  Prozent), ein Fünftel (22  Prozent) gar nicht. Nur drei Prozent berichten, dass sie ihr Handy jederzeit nutzen dürfen.

    Online-Plattformen gewinnen weiter an Relevanz im Bereich Bewegtbild

     Ein besonders deutlicher Wandel zeigt sich beim Bewegtbildkonsum: Seit Beginn der Studienreihe im Jahr 1999 dominierten die Kindersender KiKA und Super RTL die Liste der beliebtesten Angebote. In der KIM-Studie 2024 wurde mit Netflix nun erstmals ein Streamingdienst zur beliebtesten Plattform für Filme, Serien und Videos – mit 21 Prozent liegt er klar vor KiKA (14  Prozent) und YouTube (elf Prozent), wenngleich der öffentlich-rechtliche Kindersender weiterhin das wöchentlich am meisten genutzte Angebot ist. Dazu hebt Prof. Dr. Kai Gniffke, Intendant des SWR, hervor: „Der KiKA bleibt mit seinen kindgerechten, werbefreien und hochwertigen Inhalten ein zentraler Bestandteil im Alltag von Kindern – trotz wachsender Konkurrenz durch kommerzielle und internationale Anbieter.“

    Die Entwicklung unterstreicht einen grundlegenden Strukturwandel: Während Kinder früher vorrangig auf redaktionell kuratierte Fernsehangebote zurückgriffen, werden heute zunehmend auch Plattformen genutzt, auf denen sie aus einem nahezu unbegrenzten Angebot Inhalte individuell auswählen können. Das gilt insbesondere für YouTube, das aktuell auf Platz drei liegt – eine Plattform, auf der, für Kinder kaum unterscheidbar, altersgerechte und nicht altersgerechte Inhalte direkt nebeneinanderstehen.

    „Die Ergebnisse der KIM-Studie zeigen eindrucksvoll, wie stark sich Streamingdienste und Plattformen wie YouTube im Medienalltag von Kindern etabliert haben. Damit einher geht eine Verschiebung weg von redaktionell betreuten Inhalten hin zu offenen Plattformen mit kaum kontrollierbarem Angebot. Daher brauchen Kinder bei ihren ersten Schritten im Netz gezielte Begleitung durch Eltern und Bildungseinrichtungen, um den sicheren Umgang mit Medien zu erlernen und vor Gefahren geschützt zu sein“, sagt Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK).

    Begleitung durch Eltern bleibt ausbaufähig

    Gerade im Hinblick auf die elterliche Medienbegleitung zeigt die KIM-Studie 2024 Handlungsfelder auf. So geben von den Eltern, deren Kinder über ein eigenes Smartphone verfügen, 43 Prozent an, eine Bildschirmzeit am Smartphone einzustellen. 39 Prozent überprüfen die Nutzungsdauer und etwa ein Viertel bespricht die Bildschirmzeit gemeinsam mit ihren Kindern – 55 Prozent verzichten jedoch vollständig auf technische oder begleitende Maßnahmen zur Steuerung der Nutzungszeit. Besonders relevant wird elterliche Begleitung auch im Hinblick auf Social Media: Viele Kinder nutzen Plattformen wie TikTok oder Instagram, obwohl sie das erforderliche Mindestalter von 13 Jahren noch nicht erreicht haben. Die KIM-Studie zeigt, dass solche Angebote im Alltag der Kinder etabliert sind – Altersgrenzen werden dabei häufig umgangen oder ignoriert.

    Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt RLP, betont: „Kinder bewegen sich oft allein im Netz und sind dabei erheblichen Gefahren ausgesetzt. Die großen Plattformen werden ihrer Verantwortung nicht gerecht, denn eigentlich ist der Zugang zu TikTok, Instagram und Co erst ab 13 Jahren erlaubt – doch Alterskontrollen sind Fehlanzeige. Was Erziehungsberechtigte selbst zum Wohl ihrer Kinder tun können, zeigt unsere EU-Initiative klicksafe.“

    Weitere Ergebnisse und den vollständigen Studienbericht finden Sie HIER.

    Gemeinsame Pressemitteilung Forschungsverbund Südwest, 2.6.2025

  • Europäischer Drogenbericht 2025

    Der rasche Wandel auf dem europäischen Drogenmarkt schafft neue Gesundheits- und Sicherheitsrisiken und stellt die Reaktionsfähigkeit der EU auf den Prüfstand. Diese Warnung spricht die Drogenagentur der Europäischen Union (EUDA) in ihrem „Europäischen Drogenbericht 2025: Trends und Entwicklungen“ aus, der am 5.6.2025 veröffentlicht wurde.  Anhand von Daten aus 29 Ländern (EU-27, Norwegen und der Türkei) aus dem Jahr 2023 oder dem neuesten verfügbaren Jahr werden die neuesten Trends und neu aufkommende Bedrohungen aufgezeigt. Der Bericht steht (vorläufig nur auf Englisch) auf der Website der EUDA zur Verfügung. Wer tiefer in die europäischen Daten einsteigen möchte, kann sich im ebenfalls neu erschienenen Statistischen Bulletin informieren.

    In dieser 30. Ausgabe des Berichts wird aufgezeigt, wie sich der europäische Drogenmarkt ständig weiterentwickelt und wie sich Drogenhändler und Drogenkonsum an die geopolitische Instabilität, die Globalisierung und die technologischen Fortschritte anpassen. In dem Bericht wird zudem vor Risiken für die öffentliche Gesundheit gewarnt, die von der Verfügbarkeit und dem Konsum eines immer vielfältigeren Spektrums von Substanzen ausgehen, die häufig einen hohen Wirkstoffgehalt und einen hohen Reinheitsgrad aufweisen. Der polyvalente Drogenkonsum gibt nach wie vor Anlass zur Sorge und erschwert die wirksame Durchführung von Maßnahmen zur Prävention, Behandlung und Schadensminimierung.

    Die EUDA unterstützt die EU und ihre Mitgliedstaaten darin, neue drogenbedingte Herausforderungen vorherzusehen und darauf zu reagieren. Dabei setzt sie auf eine Reihe neuer Aktivitäten, etwa gezielte Warnmeldungen, zeitnahe Bedrohungsanalysen, die Nachverfolgung von Drogenausgangsstoffen und eingehende forensische und toxikologische Analysen. Zu den neuen Bedrohungen, die in dem Bericht aufgezeigt werden und auf die die Mitgliedstaaten vorbereitet sein müssen, gehören synthetische Cathinone, hochwirksame synthetische Opioide und starke Cannabisprodukte.

    Der europäische Markt für Stimulanzien: Cathinone auf dem Vormarsch

    In dem Bericht wird auf die gestiegene Verfügbarkeit von synthetischen Cathinonen aufmerksam gemacht, die sich in „noch nie dagewesenen Einfuhren und Beschlagnahmungen“ niederschlägt. Dabei handelt es sich um synthetische Stimulanzien, die chemisch dem Cathinon, dem Wirkstoff von Khat, ähneln. Im Jahr 2023 wurden insgesamt mindestens 37 Tonnen synthetischer Cathinone gemeldet (im Jahr 2022 waren es noch 27 Tonnen und 2021 lag die Zahl bei 4,5 Tonnen). Dabei handelte es sich hauptsächlich um eine kleine Anzahl von Einfuhren sehr großer Mengen aus Indien, vor allem über die Niederlande.

    Im Rahmen des EU-Frühwarnsystems (EWS) für neue psychoaktive Substanzen (NPS) wurden im Jahr 2024 sieben neue synthetische Cathinone identifiziert, womit sich die Gesamtzahl dieser Substanzen, die in Europa unter Beobachtung stehen, auf 178 erhöht. Vor Kurzem hat die EUDA Risikobewertungen für drei neue synthetische Cathinone durchgeführt: für 2-Methylmethcathinon (2-MMC), 4-Bromomethcathinon (4-BMC) und N-Ethylnorpentedron (NEP). Im Januar 2025 legte die Agentur die erste EU-weite Risikobewertung für acht chemische Grundstoffe vor, die zur Herstellung synthetischer Cathinone verwendet werden.

    Während der ungewollte Konsum synthetischer Cathinone in Drogengemischen und Tabletten nach wie vor Anlass zur Sorge gibt, kaufen Konsumierende diese Substanzen durchaus auch bewusst als favorisiertes Stimulans. Auch die Behandlungsdaten spiegeln die wachsende Präsenz von synthetischen Cathinonen wider, wobei eine erhöhte Zahl der erstbehandelten Patient:innen in den Ländern, aus denen diese Daten stammen, zu verzeichnen ist (ein Anstieg von 425 Patient:innen im Jahr 2018 auf 1.930 im Jahr 2023).

    Im Jahr 2023 wurden 53 Produktionsstätten für synthetische Cathinone, darunter einige große Anlagen, in der EU, vor allem in Polen, ausgehoben (zum Vergleich: 2022 waren es 29). Dies ist ein Beispiel für die Intensivierung der Drogenproduktion in Europa. Im Jahr 2023 wurden von den Behörden Produktionsanlagen in ganz Europa ausgehoben, darunter: 250 Anlagen für Methamphetamin, 93 für Amphetamin, 36 für MDMA und 34 für Kokain.

    Neue synthetische Opioide: Nitazene bergen eine hohe Gefahr von Vergiftungen mit Todesfolge

    Schätzungen der EUDA zufolge waren im Jahr 2023 7.500 drogenbedingte Todesfälle zu verzeichnen (gegenüber etwa 7.100 im Jahr zuvor), die hauptsächlich Opioide in Kombination mit anderen Substanzen betrafen. Der europäische Opioidmarkt entwickelt sich immer weiter, sodass neben Heroin inzwischen auch andere Substanzen erhältlich sind. Neue synthetische Opioide (synthetische Substanzen, die an die Opioidrezeptoren im Gehirn binden und in ihrer Wirkung weitgehend mit Heroin vergleichbar sind) spielen auf dem europäischen Drogenmarkt im Großen und Ganzen eine eher untergeordnete Rolle. In den baltischen Ländern hingegen sind sie überdurchschnittlich präsent. Doch auch in anderen EU-Mitgliedstaaten wachsen die Bedenken hinsichtlich ihrer Verwendung. Im Jahr 2024 veröffentlichte die EUDA einen Aufruf mit der Aufforderung an die Partner und Mitgliedstaaten der EU, gemeinsam gegen die wachsende Bedrohung vorzugehen, die von neuen synthetischen Opioiden ausgeht.

    Seit 2009 sind insgesamt 88 neue synthetische Opioide auf dem europäischen Markt in Erscheinung getreten. Diese sind oft hochwirksam, sodass erhöhte Vergiftungs- und Sterblichkeitsrisiken bestehen. Im Jahr 2024 handelte es sich bei allen sieben neuen synthetischen Opioiden, die über das EWS offiziell gemeldet wurden, um Nitazene. Aktuell stehen in Europa 22 Nitazene unter Beobachtung. Aus einer Bedrohungsanalyse, die von der EUDA kürzlich als Pilotprojekt mit Schwerpunkt auf neuen synthetischen Opioiden in den baltischen Staaten durchgeführt wurde, geht hervor, dass Nitazene für einen erheblichen Teil der Todesfälle durch Überdosierung in Estland und Lettland verantwortlich waren. Im Jahr 2024 meldeten mindestens sieben EU-Mitgliedstaaten und Norwegen Probleme im Zusammenhang mit Nitazen.

    In dem Bericht wird auf die gestiegene Verfügbarkeit gefälschter Arzneimittel aufmerksam gemacht, die Nitazene enthalten und mit denen in der Regel legale verschreibungspflichtige Arzneimittel (z. B. Oxycodon, Benzodiazepine) nachgeahmt werden. Dies ruft Bedenken hervor, dass diese Produkte von einem größeren Konsumentenkreis, darunter jungen Menschen, verwendet werden könnten.

    Aufgrund der hohen Wirksamkeit von Nitazenen bergen diese gefälschten Arzneimittel ein erhebliches Risiko für schwere Vergiftungen und Überdosierungen. Eine der wichtigsten Gegenmaßnahmen bei einer opioidbedingten Überdosierung ist die Verabreichung von Naloxon durch medizinisches Fachpersonal oder im Rahmen von Programmen zur Naloxon-Mitgabe (THN). Immer mehr Länder bieten THN-Programme an (im Jahr 2023 waren es 15 EU-Mitgliedstaaten, 2024 begannen drei weitere mit entsprechenden Pilotprogrammen).

    Dass in China zehn Nitazene reguliert werden, könnte zu einer  Marktverschiebung führen – weg von Nitazenen (z. B. Metonitazen, Protonitazen) hin zu neuartigen Derivaten oder alternativen Opioiden. Im Jahr 2024 wurden im Rahmen des Frühwarnsystems Substanzen aus der Familie der „Orphine“ (z. B. Cychlorphin, Spirochlorphin) identifiziert, was aufzeigt, dass eine genaue Beobachtung nötig ist.

    Es wird vermutet, dass eine künftige Heroinknappheit in Europa infolge des von den Taliban verhängten Verbots des Opiummohn-Anbaus und der Opiumproduktion in Afghanistan dazu führen könnte, dass Marktlücken in Europa durch synthetische Opioide geschlossen werden. Ebenso könnten sich aber auch Stimulanzien wie Kokain und synthetische Cathinone als Heroinersatz etablieren. In dem Bericht heißt es: „Vor dem Hintergrund dieser Unsicherheiten muss Europa seine Reaktionsfähigkeit verbessern, was die potenziellen Herausforderungen anbelangt, die sich aus einer solchen Marktverschiebung ergeben.“

    Hochwirksame Cannabis-Produkte und größere Verfügbarkeit von halbsynthetischen Cannabinoiden

    Die Entwicklungen auf dem Cannabismarkt gehen mit neuen Herausforderungen für die Länder einher, was ihre Gegenmaßnahmen zum Umgang mit dieser am häufigsten konsumierten illegalen Droge in Europa anbelangt – Schätzungen zufolge haben in den letzten zwölf Monaten 24 Millionen erwachsene Europäer:innen (im Alter von 15 bis 64 Jahren) Cannabis konsumiert. Der durchschnittliche THC-Gehalt von Cannabisharz hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und betrug im Jahr 2023 bereits 23 Prozent, während Cannabiskraut einen nur halb so hohen THC-Gehalt aufwies (stabil bei elf Prozent). Heutzutage wird die Bewertung der cannabisbedingten Gesundheitsrisiken durch das breitere Angebot an verfügbaren Produkten, darunter hochwirksame Extrakte und Edibles, merklich erschwert.

    Einige Produkte, die auf dem illegalen Markt als Cannabis verkauft werden, können mit hochwirksamen neuen synthetischen Cannabinoiden versetzt sein, ohne dass die Konsumierenden davon wissen. Diese Substanzen ahmen die Wirkung von THC, dem wichtigsten psychoaktiven Wirkstoff von Cannabis, nach (und binden an dieselben Rezeptoren im Gehirn). Aufgrund der Regulierung synthetischer Cannabinoide in China seit 2021 ist die Verfügbarkeit dieser Substanzen in Europa zurückgegangen. Die Verfügbarkeit von halbsynthetischen Cannabinoiden (die aus CBD, einem anderen Wirkstoff der Hanfpflanze, hergestellt werden können), etwa Hexahydrocannabinol (HHC), das kürzlich internationalen Kontrollmaßnahmen unterworfen wurde, ist jedoch gestiegen. Im Jahr 2024 waren 18 der 20 neuen Cannabinoide, die über das Frühwarnsystem nachgewiesen wurden, halbsynthetisch. Im Juni 2024 meldete Ungarn Massenvergiftungen mit 30 akuten, nicht tödlich verlaufenden Fällen im Zusammenhang mit „Gummibärchen“, die hochwirksame halbsynthetische Cannabinoide enthielten.

    Auf politischer Ebene haben mehrere EU-Mitgliedstaaten (z. B. Deutschland, Luxemburg, Malta und die Niederlande) ihr Konzept zur Regulierung des Gebrauchs von Cannabis als Freizeitdroge geändert oder stellen eine Änderung in Aussicht. Diese Änderungen betreffen neue Vorschriften für den privaten Eigenanbau, nicht-gewerblich betriebene Clubs/Anbauvereine und den Cannabiskonsum im privaten Bereich.

    Die EUDA betont, dass diese Entwicklungen beobachtet und bewertet werden müssen, um die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, die Sicherheit und den Binnenmarkt vollständig zu verstehen.

    Kokain: zunehmende gesundheitliche Auswirkungen und hohe Verfügbarkeit

    Kokain ist das in Europa am häufigsten konsumierte illegale Stimulans und wurde im letzten Jahr von etwa 4,6 Millionen der europäischen Erwachsenen (im Alter von 15 bis 64 Jahren) eingenommen. Die Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit nehmen zu. Kokain ist die am zweithäufigsten gemeldete illegale Droge bei Personen, die sich erstmals in Drogentherapie begeben (35.000 im Jahr 2023 gegenüber 31.500 im Jahr zuvor). Daten aus Euro-DEN Plus Sentinel-Krankenhäusern aus dem Jahr 2023 deuten darauf hin, dass Kokain die am häufigsten gemeldete Substanz bei Personen ist, die in Notaufnahmen von Krankenhäusern behandelt werden. Es war in 25 Prozent (1.695) der Fälle akuter Drogenvergiftung beteiligt. Sowohl der injizierende Kokainkonsum als auch der Konsum von Crack werden in einer wachsenden Zahl von Ländern beobachtet. 2023 gab es schätzungsweise 9.900 Therapieaufnahmen im Zusammenhang mit Crack (8.100 im Jahr 2022).

    Die anhaltend hohe Verfügbarkeit von Kokain in Europa wird von den Daten über Sicherstellungen belegt. Im siebten Jahr in Folge beschlagnahmten die EU-Mitgliedstaaten Rekordmengen an Kokain: Im Jahr 2023 wurden 419 Tonnen sichergestellt (2022 waren es noch 323 Tonnen). Fast drei Viertel (72 Prozent) der beschlagnahmten Gesamtmenge entfielen auf Belgien (123 Tonnen), Spanien (118 Tonnen) und die Niederlande (59 Tonnen), womit deren Rolle als wichtigste Schleusen für die Einfuhr von Kokain nach Europa deutlich wird (vorläufige Daten für 2024 deuten auf eine Änderung der Situation hin). Auch andere Länder werden als Einfuhrschleusen ins Visier genommen, so z. B. Deutschland (43 Tonnen), Frankreich (23 Tonnen) und Portugal (22 Tonnen).

    Die Beschlagnahmen großer Mengen in den europäischen Häfen zeigen, wie illegale Drogenhändler nach wie vor kommerzielle Lieferketten für ihre Zwecke nutzen. Im Jahr 2024 meldete Spanien seinen bislang größten Fall sichergestellten Kokains (13 Tonnen), das in einer Bananenlieferung mit Ursprung in Ecuador versteckt war. Im Rahmen des EU-Fahrplans zur Bekämpfung des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität zielt die Europäische Hafenallianz darauf ab, die Widerstandsfähigkeit der Häfen gegen den Drogenhandel und gegen die kriminelle Unterwanderung zu stärken.

    Der Wettbewerb auf dem illegalen Drogenmarkt leistet der Kriminalität im Zusammenhang mit Kokain, einschließlich Bandenkriminalität und Tötungsdelikten, Vorschub. Im Anschluss an die erste europäische Konferenz zum Thema drogenbedingte Gewalt veröffentlichte die EUDA im Jahr 2024 einen Aufruf zum Handeln, um die Spirale dieser Form der Gewalt zu durchbrechen. Dabei wurde betont, wie dringend eine sektorübergreifende Zusammenarbeit erforderlich ist, um mehr Sicherheit in Europa zu schaffen.

    Verschiedene Datenquellen, z. B. Abwasseranalysen, deuten darauf hin, dass sich die in den letzten Jahren stetig zunehmende Verfügbarkeit von Kokain in der EU auf den Konsum dieser Droge auswirkt. In mehr als der Hälfte der Städte, aus denen Daten für 2023 und 2024 verfügbar sind, war eine Zunahme der Kokainrückstände im kommunalen Abwasser festzustellen. Da die geschätzte Zeitspanne zwischen dem ersten Kokainkonsum und dem ersten Aufsuchen einer Therapieeinrichtung etwa 13 Jahre beträgt, könnte sich die gestiegene Verfügbarkeit in einigen Jahren in einer wachsenden Nachfrage nach einer Therapie niederschlagen. Dies erfordert eine dringende Bewertung der Reaktionskapazitäten der EU-Mitgliedstaaten im Hinblick auf einen möglichen Anstieg der Nachfrage nach Therapieplätzen.

    Stärkung der Reaktionsfähigkeit der EU im Drogenbereich: neue EUDA-Aktivitäten

    Um Europa bei der Bewältigung der immer komplexer werdenden Drogenproblematik zu unterstützen, entwickelt die EUDA eine Reihe neuer integrierter Aktivitäten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf vier Schlüsselbereichen: 1) Antizipation aufkommender drogenbedingter Herausforderungen und ihrer Folgen, 2) Echtzeit-Warnungen bei neuen Drogenrisiken und Drogenbedrohungen, 3) Unterstützung der EU und ihrer Mitgliedstaaten beim Ausbau ihrer Gegenmaßnahmen und 4) Förderung des EU-weiten Wissens- und Erfahrungsaustauschs über evidenzbasierte Drogenstrategien und Drogenmaßnahmen.

    Derzeit werden neue Initiativen wie ein Europäisches Drogenwarnsystem und ein System zur Bewertung der Gefahrenlage bezüglich Gesundheit und Sicherheit entwickelt, um die Frühwarnung zu verbessern und das Lagebewusstsein zu schärfen. In der Zwischenzeit werden im Rahmen eines Europäischen Netzes kriminaltechnischer und toxikologischer Labore Drogenproben analysiert, Expert:innen geschult und Informationen über neue Entwicklungen ausgetauscht, z. B. über die Gefahren, die von neuen synthetischen Opioiden ausgehen. Ferner wurde der Agentur eine neue Rolle zugewiesen: Sie soll die Mitgliedstaaten über neue Entwicklungen bei der Erhebung und Analyse von Informationen über Drogenausgangsstoffe, über deren Abzweigung und illegalen Handel informieren und die Europäische Kommission in Form der Bereitstellung wissenschaftlicher Daten unterstützen. Zusammen werden diese Bemühungen eine solide Grundlage für eine nachhaltigere europäische Reaktion auf das Drogenproblem bilden.

    Pressemitteilung der EUDA European Union Drugs Agency, 5.6.2025

  • Neuer Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen

    Das Bundeskabinett hat am Mittwoch, 28. Mai 2025, den Vorschlägen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken entsprochen und Prof. Dr. Hendrik Streeck (CDU), Katrin Staffler (CSU) und Stefan Schwartze (SPD) als Beauftragte der Bundesregierung berufen. Die Beauftragten sind im Geschäftsbereich des BMG angesiedelt.

    Dr. Hendrik Streeck tritt seine neue Funktion als Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen an. Der 47-jährige Virologe ist seit 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages und sitzt im Gesundheitsausschuss. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Drogenbeauftragten gehören die Förderung und Unterstützung von Initiativen und Aktivitäten der Sucht- und Drogenprävention.

    Sucht- und Drogenbeauftragter Dr. Hendrik Streeck: „Sucht und Drogen sind keine Randthemen – sie betreffen Millionen Menschen und sind ein Prüfstein für die Stärke unseres Gesundheits- und Sozialsystems. Als Arzt und Wissenschaftler will ich nicht mit dem Zeigefinger mahnen, sondern helfen, aufklären und handeln. Besonders Kinder und Jugendliche brauchen besseren Schutz – vor Sucht, vor digitalen Risiken und vor neuen gefährlichen Substanzen wie synthetischen Opioiden. Ich setze mich für eine evidenzbasierte, präventive und menschenzugewandte Drogenpolitik ein – zum Schutz der Schwächsten und zur Stärkung unserer Gesellschaft.“

    Pressestelle des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, 28.5.2025

  • Suchtpotenzial von Einweg-E-Zigaretten höher als erwartet

    Unterschiedliche Disposables. Foto: Oksana Lyskova, adobestock.com

    Eine neue Studie des LMU Klinikums München in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) spricht für ein hohes Suchtpotenzial von Einweg-E-Zigaretten. Die im Vorfeld des Weltnichtrauchertags am 31. Mai veröffentlichte Studie zeigt: Moderne „Vapes“ setzen Nikotin nahezu so schnell und effizient frei wie herkömmliche Zigaretten – mit dramatischen Folgen für das Abhängigkeitsrisiko.

    Tabakkonsum bleibt weltweit die führende vermeidbare Todesursache – allein in Deutschland sterben nach Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) jedes Jahr rund 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Weltweit sind es laut WHO über acht Millionen. Parallel drängen neue Nikotinpräparate auf den Markt: Neben Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln finden E-Zigaretten, die Nikotinflüssigkeit verdampfen, großen Absatz. Vor allem Einweg-E-Zigaretten, sog. Disposables, werden für Jugendliche und junge Erwachsene ansprechend in bunten Farben und mit attraktiven Aromen angeboten und als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten vermarktet. Wie groß ihr Suchtpotenzial tatsächlich ist, ist bislang wenig untersucht.

    Nikotinwerte erreichen schnell Zigaretten-Niveau

    Ein Forscherteam des LMU Klinikums unter Leitung von Privat-Dozent Dr. Tobias Rüther und Dr. Andrea Rabenstein hat in Zusammenarbeit mit Dr. Elke Pieper vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erste Ergebnisse zu diesen Produkten veröffentlicht: In einer randomisierten, vierarmigen Crossover-Studie mit 18 Probandinnen und Probanden im Alter von 19 bis 28 Jahren wurden zwei E-Zigaretten mit einer herkömmlichen Zigarettenmarke verglichen. Verwendet wurden die Einweg E-Zigaretten „Elfbar 600“ mit 20 mg/ml Nikotin (Erdbeere-Kiwi-Aroma sowie Tabak-Aroma), die Pod E-Zigarette „myBlu“ mit 18 mg/ml Nikotin (Tobacco-Roasted-Blend-Aroma) sowie herkömmliche Zigaretten mit 0,8 mg Nikotin (Marlboro Red).

    Alle Produkte wurden unter standardisierten Bedingungen fünf Minuten lang ad libitum konsumiert. Während des 30-minütigen Versuchsablaufs wurden fortlaufend Zugparameter, Herz-Kreislauf-Daten und subjektive Empfindungen erfasst. Parallel dazu wurden mehrere Blutproben zur Bestimmung der Nikotinkinetik abgenommen.

    Das alarmierende Ergebnis der Studie: Die getesteten Disposables der Marke Elfbar erreichten Höchstkonzentrationen Nikotin im Blutplasma von 7,1 ng/ml (Erdbeere-Kiwi-Aroma) und 6,9 ng/ml (Tabak-Aroma) – das entspricht nahezu dem Niveau herkömmlicher Zigaretten mit 8,1 ng/ml. Wiederbefüllbare Pod-Systeme (myBlu) lagen mit 3,1 ng/ml deutlich darunter.

    Besonders beunruhigend: Der Nikotinspiegel stieg bei den Einwegprodukten bereits in der ersten Minute nach Konsumbeginn am stärksten an. Die maximale Nikotinkonzentration wurde nach nur fünf Minuten (Elfbar 600 Strawberry-Kiwi) bzw. sechs (Elfbar 600 Tobacco) Minuten erreicht – schneller als bei klassischen Zigaretten (acht Minuten). Für das Suchtpotenzial eines Produkts ist vor allem der schnelle Anstieg der Nikotinkonzentration in der akuten Phase – also in den ersten Minuten nach Beginn des Konsums – entscheidend. Die Forscher vermuten daher, dass Einweg-E-Zigaretten aufgrund ihrer schnellen Nikotinanflutung die Konsumvariante mit dem stärksten Suchtpotential von allen getesteten Produkten darstellten.

    Die Probanden bewerteten die Disposables außerdem als befriedigender und äußerten eine höhere Lust zum erneuten Konsum im Vergleich zu einer herkömmlichen Zigarette. Besonders die Erdbeere-Kiwi-Variante erfreute sich großer Beliebtheit.

    Forderung nach verstärkter Regulierung

    „Dass die neuen Einweg-E-Zigaretten eine so schnelle und hohe Nikotinabgabe bieten, überrascht nicht nur, es beunruhigt uns sehr“, sagt Letztautor PD Dr. Tobias Rüther, Oberarzt am LMU Klinikum. „Gerade junge Erwachsene laufen Gefahr, durch die hohe, schnelle Nikotinabgabe dieser Produkte in eine dauerhafte Abhängigkeit zu geraten.“ Die weiteren Autorinnen der Studie vom LMU Klinikum Dr. Andrea Rabenstein, Christin Falarowski und Anna Rahofer betonen: „In unserer klinischen Arbeit in der Tabakambulanz sehen wir zunehmend junge Erwachsene, die von diesen neuen Produkten stark abhängig sind und vorher nicht geraucht haben. Viele berichten dabei, sie hätten über Influencer auf Social-Media-Kanälen von diesen neuen Produkten erfahren.“

    Mit Blick auf den Weltnichtrauchertag fordern die Forschenden eine verstärkte Beobachtung von Verkaufs- und Konsumtrends sowie eine Verschärfung der Regulierungen – etwa durch Beschränkungen bei Aromen, Verpackungsgestaltung und Werbeformen inklusive Social Media. Zusätzlich empfiehlt das Forschungsteam flächendeckende Aufklärungskampagnen über die Risiken von Einweg-E-Zigaretten. „Nur mit klaren Regeln und gezielter Prävention können wir verhindern, dass eine neue Generation ungewollt in die Nikotinsucht abrutscht“, so Rüther.

    Originalpublikation:
    Falarowski, C., Pieper, E., Rabenstein, A., Mallock-Ohnesorg, N., Burgmann, N., Franzen, K., Gertzen, M., Koller, G., Nowak, D., Rahofer, A., Rieder, B., de Oliveira Pinto Kise, G. R., Schulz, T., Strohmeyer, E., Laux, P., Luch, A., & Rüther, T. (2025). Disposable e-cigarettes and their nicotine delivery, usage pattern, and subjective effects in occasionally smoking adults. Scientific reports, 15(1), 16270. https://doi.org/10.1038/s41598-025-97491-5

    Pressestelle des Klinikums der Universität München, 27.5.2025

  • Weltnichtrauchertag 2025

    Der 31. Mai ist Weltnichtrauchertag (WNTD). 2025 wollen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Gesundheitsexpert:innen aus aller Welt anlässlich des Weltnichtrauchertages gemeinsam auf die schädlichen Praktiken der Tabakindustrie aufmerksam machen.

    Den Reiz entlarven: Enthüllung der Taktiken der Hersteller von Tabak- und Nikotinprodukten

    Die diesjährige Kampagne zum WNTD zielt darauf ab, die Strategien der Tabak- und Nikotinindustrie aufzudecken, mit denen sie ihre schädlichen Produkte vor allem jungen Menschen schmackhaft machen will. Durch die Enthüllung dieser Taktiken will die WHO das Bewusstsein der Menschen schärfen, sich für strengere politische Maßnahmen einsetzen, namentlich ein Verbot von Aromen, die Tabak- und Nikotinprodukte attraktiver machen, erwirken und somit die öffentliche Gesundheit schützen.

    Auseinandersetzung mit den Taktiken der Industrie

    Trotz erheblicher Fortschritte bei der weltweiten Eindämmung des Tabakkonsums passt die Tabak- und Nikotinindustrie ihre Strategien zur Gewinnung und Bindung von Konsument:innen weiter an. Diese Bemühungen untergraben die öffentliche Gesundheit und zielen auf gefährdete Gruppen, insbesondere Jugendliche, ab.

    Zu den üblichen Taktiken gehören:

    • Aromen und Zusatzstoffe: verstärken den Geschmack und überdecken die Schärfe des Tabaks, um seine Attraktivität zu erhöhen
    • gezieltes Marketing: mit elegantem Design, attraktiven Verpackungen und digitalen Medienkampagnen, um schädliche Produkte zu verherrlichen
    • täuschendes Produktdesign: Herstellung von Produkten, die wie Süßigkeiten oder Spielzeug aussehen und Kinder und Jugendliche direkt ansprechen

    Diese Taktiken fördern nicht nur den Einstieg in den Konsum, sondern erschweren auch den Ausstieg und erhöhen das Risiko einer Abhängigkeit und langfristiger gesundheitlicher Folgen.

    Strengere Maßnahmen zum Schutz der Jugend in Europa erforderlich

    2022 offenbarten Daten aus der Europäischen Region der WHO erhebliche Lücken beim Schutz von Kindern vor elektronischen Zigaretten. So verbieten nur vier Länder alle Aromen in E-Zigaretten, während vier weitere Länder bestimmte Aromen erlauben bzw. einschränken. Nur elf Länder verbieten alle Formen von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring für E-Zigaretten, in 36 Ländern gelten partielle Verbote, und sechs Länder haben keinerlei Vorschriften. Diese Defizite machen junge Menschen besonders anfällig für die gezielte Vermarktung von E-Zigaretten.

    Der Konsum von Nikotinprodukten wie elektronischen Zigaretten und Nikotinbeuteln nimmt unter Jugendlichen zu. Schätzungen zufolge haben im Jahr 2022 12,5 Prozent der Jugendlichen,  jedoch nur zwei Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Region E-Zigaretten benutzt. In einigen Ländern war der Konsum von E-Zigaretten bei Kindern im Schulalter zwei- bis dreimal höher als der Konsum herkömmlicher Zigaretten, was auf einen besorgniserregenden Trend hinweist, der Handeln dringend erfordert.

    Der WNTD 2025 bietet eine Gelegenheit, die Strategien zu beleuchten, die den Tabak- und Nikotinkonsum aufrechterhalten, und das gemeinsame Engagement für eine gesündere Zukunft zu stärken.

    Meldung der WHO zum 31 Mai 2025, Quelle: Website who.int

  • ESPAD 2024

    Die wichtigsten Ergebnisse der 8. Erhebungswelle der Europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs, ESPAD) wurden aktuell in einem Kurzbericht veröffentlicht, der auch auf Deutsch zur Verfügung steht. Der Bericht kann auf der Website der EUDA European Union Drugs Agency heruntergeladen werden. Die folgende Pressemitteilung auf Englisch stellt die wesentlichen Inhalte heraus:

    European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs (ESPAD): 30 Years

    New ESPAD survey results: Teen substance use down, but new risks emerging

    While substance use among 15–16-year-old students in Europe continues its long-term decline, new behavioural and health risks are on the rise. The latest findings from the European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs (ESPAD), released 20th of may, flag growing concerns over increasing e-cigarette use, the non-medical use of pharmaceutical drugs and a sharp uptick in online gaming and gambling among teenagers. The findings also reveal a noticeable increase in risky behaviours among girls across several areas. The study, carried out in collaboration with the European Union Drugs Agency (EUDA) and coordinated by the Italian National Research Council, is based on a 2024 survey in 37 European countries, including 25 EU Member States.

    This is the eighth data-collection wave conducted by the ESPAD project since 1995. A total of 113 882 students (aged 15–16-years) participated in this latest survey round, responding to an anonymous questionnaire. This edition marks 30 years of monitoring adolescent risky behaviours across Europe.

    The 2024 ESPAD findings relate to students’ experience of, and perceptions about, a variety of substances, including: tobacco, alcohol, illicit drugs, inhalants, pharmaceuticals and new psychoactive substances (NPS). Social media use, gaming and gambling are also covered. In the aftermath of the COVID-19 pandemic and amid ongoing conflicts in Europe and the Middle East, ESPAD has also strengthened its focus on adolescent mental well-being. This survey round included a new focus on mental well-being and prevention activities, recognising the growing importance of these factors in shaping adolescent health outcomes.

    Teenage drinking and cigarette smoking decline, but e-cigarette use on the rise

    Fewer European teenagers are drinking alcohol and smoking traditional cigarettes, but e-cigarette use is rising, according to the 2024 ESPAD survey.

    Lifetime alcohol use among 15-16-years-olds has steadily declined over 30 years — from 88 % in 1995 to 74 % in 2024 (data referring to 32 countries included in the trend analyses). Current use (last 30 days) also fell from 55 % to 43 % in the same period (32-country trend). Despite an overall decline, alcohol remains widely used. Nearly three-quarters of the students from the 37 European countries (73 %) reported to have tried alcohol at least once in their lifetime, while almost half (42 %) reported drinking in the past month. The prevalence of ‘heavy episodic drinking’ (‚binge drinking‘) – defined as five or more drinks on at least one occasion in the last 30 days – also fell from 36 % in 1995 to 30 % in 2024 (32-country trend), the lowest level recorded by ESPAD.

    Cigarette smoking is following a similar downward trend, against a backdrop of tobacco policy measures introduced over the last two decades. Lifetime cigarette use among students fell by more than half, from 68 % in 1995 to 32 % in 2024 (32-country trend). The most significant decline was between 2019 and 2024, with a 10-percentage-point drop.

    In contrast e-cigarette use is on the rise. Since ESPAD first began measuring their use in 2019, e-cigarette use has increased in most countries. Data from 32 countries that collected information on e-cigarette use for both 2019 and 2024 show that current use rose from 14 % to 22 % during this period (lifetime use increased from 41 % to 43 %). In 30 countries, girls (46 %) report more lifetime use than boys (41 %).

    Illicit drug use falls, but concerns over non-medical use of pharmaceutical drugs

    In 2024, on average, 1 in 8 school students aged 15-16 years (14 %) reported having used an illicit drug at least once in their life, with levels varying considerably across the ESPAD countries (range: 4 %–25 %). Data show a continued decline in illicit drug use in this group, with lifetime prevalence dropping from 19 % in 2015 to 14 % in 2024 (32-country trend). Cannabis is still the most commonly used illicit drug, although lifetime use has declined to 12 % (32-country trend) from a peak of 18 % in 2003 (11 % in 1995). Early initiation and high-risk cannabis use remain concerns, yet, overall, the average current use (past 30 days) has dropped to 5 %, reflecting a long-term declining trend.

    On average, around 3 % of students reported having used NPS in their lifetime (3.4 % in 2019) representing higher levels of use than for amphetamine (1.8 %), MDMA (2.1 %), cocaine (2.3 %) or LSD/hallucinogens (1.8 %) taken individually. For the first time, the survey covered nitrous oxide (‚laughing gas‘), which was used by an average 3.1 % of respondents. The majority (67 %) of countries now show higher prevalence of inhalant use among girls than boys.

    Non-medical use of pharmaceutical drugs is a growing concern, with lifetime use now standing at 14 %. Girls consistently report higher rates (16 % vs. 11 %). Tranquillisers and sedatives are the most frequently misused (8.5 %), followed by painkillers (6.9 %) and attention/hyperactivity medications (3.4 %). The perceived ease of obtaining these substances – 1 in 5 students say tranquillisers are easy to access – underscores the need for targeted prevention and monitoring of prescription drug misuse among teens.

    Rise in online and risky gambling behaviour

    While overall gambling rates have remained relatively stable since 2015, online gambling has risen sharply, with 14 % of respondents reporting this practice in 2024, nearly doubling from 8 % in 2019. The growth is especially pronounced among girls, whose online gambling tripled from 3 % in 2019 to 9 % in 2024 (32-country trend).

    Boys remain more active gamblers overall (29 % vs. 16 % for girls) and are twice as likely to gamble online (20 % vs. 8.7 %). Despite stricter gambling regulations across Europe, harmful gambling behaviour has nearly doubled (from 4.7 % in 2019 to 9 % in 2024 – 32-country trend), with the steepest rise seen among girls.

    These trends highlight the urgent need for continued monitoring and targeted prevention efforts.

    Surge in gaming, particularly among girls

    Gaming has become more popular over the last two decades, largely driven by the popularity of smartphones and tablets. The latest findings show a significant increase in gaming among students, with 80 % reporting gaming in 2024 (up from 47 % in 2015, 32-country trend). Once a predominantly male activity, this practice has become increasingly common among girls, whose engagement tripled from 22 % in 2015 to 71 % in 2024 (32-country trend). Boys consistently report higher gaming rates, but the increase was more gradual (up from 71 % in 2015 to 89 % in 2024 – 32-country trend). ESPAD found that 22 % of students believed they had a gaming problem.

    On social media use, nearly half of the students (47 %) self-reported problematic use (38 % in 2015). Girls consistently reported higher levels of self-perceived problematic social media use across countries.

    Mental health: geographical and gender differences

    Amid ongoing social and economic challenges, the 2024 ESPAD survey used the WHO-5 Well-Being Index to assess youth mental health for the first time. Overall, 59 % of students reported good well-being (a score above 50 out of 100), with boys (70 %) consistently scoring higher than girls (49 %) across all countries. Northern Europe reported the highest self-reported well-being levels, while Ukraine showed the lowest (43 %), potentially resulting from the impact of conflict on young people’s mental health and access to care.

    Almost three-quarters of students took part in prevention programmes

    This was the first ESPAD survey to include information on youth engagement in prevention programmes, with the aim of providing new insights to support more effective prevention strategies. The study reveals that 72 % of students participated in at least one prevention programme in the two years preceding the survey. Awareness-raising initiatives, focusing solely on providing information, were more common in Eastern Europe, while skills-based programmes, which develop personal and social skills, were more prevalent in Western and Southern Europe. Alcohol was the most commonly addressed topic, with illicit substances and behavioural risks receiving less attention. These results, while not focusing on the quality of programmes provided, do lay the groundwork for future research into the evidence base of prevention efforts across Europe.

    News Release, EUDA European Union Drugs Agency + ESPAD, 20.05.2025

  • Notfallpläne für die wachsende Bedrohung durch Fentanyl & Co.

    Synthetische Opioide bedrohen Leben und Gesundheit von Drogen konsumierenden Menschen und stellen Drogenhilfe und Städte vor neue Herausforderungen. Gemeinsam mit Berlin, Hannover und Essen entwickelt ab sofort das neue Projekt so-par Lösungen, wie Städte sich wappnen können. Durchgeführt wird so-par (Synthetic Opioids Prepare and Response) gemeinschaftlich von der Deutschen Aidshilfe (DAH) und dem Deutsch-Europäischen Forum für Urbane Sicherheit e.V. (DEFUS).

    Opioide drängen auf den Markt

    Fentanyl, Nitazene und ähnliche Substanzen finden immer mehr Verbreitung: Als Beimengung im Heroin und in anderen Drogen, in Form gefälschter Medikamente und als bewusst konsumierte Substanz. Die Opioide sind billig herzustellen und leichter zu schmuggeln als Heroin. Zudem wird in Afghanistan der Schlafmohnanbau unterbunden – synthetische Substanzen füllen die Lücke. Die Substanzen aus dem Labor haben eine sehr starke, kaum berechenbare Wirkung. Das Risiko für tödliche Überdosierungen ist hoch.

    Die Vereinten Nationen und EU-Institutionen warnen vor der wachsenden Gefahr. In Großbritannien und Irland gab es bereits Wellen von Überdosierungen mit Fentanyl und Nitazenen. Nun droht auch in Deutschland eine Zunahme von Notfällen. In Bayern wurden bereits vermehrt Todesfälle und schwere Intoxikationen gemeldet. In Hamburg, Bremen und Frankfurt wurden Beimengungen synthetischer Opioide im Heroin nachgewiesen. Einen ersten Nachweis der Verbreitung lieferte im letzten Jahr bereits die Deutsche Aidshilfe mit ihrer Studie RaFT (Rapid Fentanyl Testing in Drogenkonsumräumen).

    Kommunale Notfallpläne

    „Es ist höchste Zeit, dass sich alle Beteiligten auf die neuen Gefahren vorbereiten. Die fortschreitende Verbreitung synthetischer Opioide erfordert koordinierte Maßnahmen. Noch fehlt es an Strategien und Notfallplänen auf kommunaler Ebene“, erläutert Maria Kuban, Projektkoordinatorin bei der DAH.

    Wie bei Pandemien oder Naturkatastrophen sind klare Abläufe wichtig: Rettungswesen, Ordnungsbehörden, Notfall- und Suchtmedizin, Drogenhilfeeinrichtungen und Konsumierende sollen im Ernstfall schnell und koordiniert handeln können. Kernelemente des Projekts so-par sind daher:

    • Krisenkommunikationspläne für Städte und Gemeinden
    • Awareness-Kampagnen für Fachkräfte und Öffentlichkeit
    • schadensminimierende Maßnahmen wie Aufklärung von Betroffenen, Untersuchung der Zusammensetzung von Drogen, Schulungen zum Einsatz des lebensrettenden Medikaments Naloxon

    Darüber hinaus bietet so-par Informations- und Weiterbildungs-Webinare zu synthetischen Opioiden und den damit verbundenen Herausforderungen für das kommunale Handeln an.

    Von Modellstädten lernen

    „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den drei Modellstädten praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, die anderen Kommunen als Blaupause dienen können. Je mehr Städte unsere Erkenntnisse übernehmen, desto höher ist die Chance, im Ernstfall Menschenleben zu retten“, erläutert Anna Mühlen, Projektkoordinatorin bei DEFUS.

    Das Vorhaben wird unterstützt von Prof. Dr. Daniel Deimel, Suchtforscher an der Technischen Hochschule Nürnberg, sowie – im Rahmen des Frühwarnsystems NEWS – vom Institut für Therapieforschung (IFT) in München.

    Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe (DAH) und dem Deutsch-Europäischen Forum für Urbane Sicherheit e. V. (DEFUS), 22.5.2025

  • Jugendliche sind gut informiert – und seelisch belastet

    Jugendliche und junge Erwachsene brauchen in Krisenzeiten mehr Kommunikation, mehr Social-Media-Kompetenz, mehr psychologische Hilfe: Ergebnisse einer im März 2025 durchgeführten deutschlandweiten bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 2.000 Jugendlichen und Erwachsenen zwischen 16 und 21 Jahren, die der Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Regensburg vorlegt, zeigen: Jugendliche sind in diesen Zeiten stark seelisch belastet.

    Die globalen Krisen, etwa Kriegsereignisse, Anschläge oder der Klimawandel, verursachen seelische Beeinträchtigungen. Die Forschenden erhoben auch indirekt vermittelte posttraumatische Symptome in ihrer Studie. Untersucht wurde z. B., „durch welche Faktoren Belastungen wie stark vermittelt werden, etwa Bildkonsum und Dauer der Konfrontation, aber auch Resilienzfaktoren,“ erläutert Professor Dr. Romuald Brunner, an dessen Lehrstuhl die Studie entstand. „Wir haben zudem Ideen entwickelt, wie die Belastungen gemildert werden können“, berichtet der Erstautor der Studie, Dr. Daniel Schleicher.

    Denn: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gut informiert, oft stark belastet und fühlen sich alleingelassen. Befragt wurden 2.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren zu ihren Erfahrungen, Einstellungen und Bedürfnissen in Bezug auf aktuelle politische Entwicklungen. Unterstützt wurde der Lehrstuhl vom Marktforschungsinstitut Appinio GmbH. Ziel der Erhebung war es, ein aktuelles Stimmungsbild junger Menschen in Deutschland zu den Themen politische Krisen und seelische Gesundheit zu zeichnen.

    Kriege machen Angst, Vertrauen fehlt

    Über die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlt sich durch die Geschehnisse auf der Welt wie politische Krisen, internationale Konflikte (z. B. Ukraine, Naher Osten) und Gewalttaten im öffentlichen Raum belastet. Dabei erleben die Jugendlichen dies meist stark als persönliche, sie selbst betreffende Bedrohung.

    Beispielsweise meiden 23 Prozent der Befragten öffentliche Plätze wie Märkte, Konzerte oder kulturelle Veranstaltungen. Zudem fühlt sich nur gut die Hälfte in den Sorgen und Befürchtungen von Erwachsenen oder älteren Personen gehört. Etwa 60 Prozent haben wenig Vertrauen in die Politik, dass die Krisen bewältigt werden – über 50 Prozent haben sogar die Befürchtung, dass sich die politische Lage verschlechtern wird.

    Die meisten hören mehrmals pro Woche bis täglich von diesen politischen Entwicklungen, hauptsächlich über soziale Medien (siehe Abb. 1), Fernsehberichte oder Gespräche mit anderen. Verstörende Videos oder Bilder von Kriegen und Konflikten, die Verwundung, Folterung, Tötung, Geiselnahme oder ähnliches zeigen, werden dabei von fast der Hälfte der Jugendlichen mindestens wöchentlich gesehen – fast jeder fünfte Jugendliche sieht solche Aufnahmen sogar täglich, männliche Jugendliche bzw. junge Erwachsene häufiger als weibliche. Dabei werden diese belastenden Szenen meist nicht absichtlich gesucht, sondern überwiegend ungewollt gesehen, z. B. durch Social-Media-Feeds oder weil ihnen die Videos zugeschickt werden.

    Abb.1: Bilder von Gewalt über Social-Media-Feeds, Grafik: Lehrstuhl für KJPP,Universität Regensburg

    Gewaltdarstellungen verursachen posttraumatische Stressbelastung

    Die Gewaltdarstellungen führten bei vielen zu ersten Anzeichen einer posttraumatischen Stressbelastung, beispielsweise gekennzeichnet durch Nachhallerinnerungen an die Szenen (20 Prozent), Schlafprobleme (10 Prozent) sowie Schreckhaftigkeit (14 Prozent).

    Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass auch eine indirekte Konfrontation über die bildhafte Darstellung in den Medien psychische Belastungen von Krankheitswert auslösen kann. Allerdings würden unter den Befragten, welche sich aufgrund der politischen Entwicklungen stark belastet fühlen, etwa 70 Prozent nicht beabsichtigen, sich psychologische Hilfe zu suchen.

    Schlafprobleme und körperliche Beschwerden

    Im Allgemeinen gaben 48 Prozent der Jugendlichen bzw. der jungen Erwachsenen eine ausgeprägte depressive Symptombelastung an, wobei weibliche Jugendliche bzw. junge Erwachsene stärkere Ausprägungen zeigten. Zusätzlich berichteten 56 Prozent von Schlafproblemen und 48 Prozent von körperlichen Beschwerden ohne bekannte Ursache (z. B. Schmerzen, Übelkeit oder Hautausschläge).

    Aber wohin wenden sich nun junge Menschen, wenn sie sich belastet fühlen? Sie öffnen sich vorrangig privat, gegenüber dem Freundeskreis oder den Eltern. Professionelle Hilfe bei Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen sowie Ärzt:innen ist bei nur etwa 20 Prozent eine wichtige Anlaufstelle.

    Laut den Befragten sind Hindernisse für die Suche nach psychologischer Unterstützung besonders strukturelle Probleme (zu lange Wartezeiten, wenig Anlaufstellen), aber auch Fehlannahmen der Jugendlichen wie: Bedenken zur Vertraulichkeit, Therapie sei zu teuer, Angst vor Behandlungen oder Therapie sei nicht hilfreich. Die Mehrheit der Jugendlichen bevorzugt, dass eine Therapie in Person (und nicht online) stattfindet. Fast 80 Prozent der Befragten wünscht sich generell mehr Auseinandersetzung mit dem Thema seelische Gesundheit, beispielsweise in Schulen, Universitäten oder Ausbildungsstätten.

    Empfehlungen: Jugendgerechte Kommunikation, Aufklärung zu psychischer Gesundheit, Social-Media-Schutz

    Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass auf gesamtgesellschaftlicher Ebene das Vertrauen in die Politik durch transparente und jugendgerechte Kommunikation gestärkt werden muss. Hierbei sollten Erwachsene dahingehend sensibilisiert werden, wie sie Jugendliche beispielsweise durch aktives, empathisches und wertfreies Zuhören in Krisenzeiten unterstützen können.

    Des Weiteren ist mehr Aufklärung beim Thema psychische Gesundheit notwendig, um Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten abbauen zu können. Gleichzeitig wäre der Ausbau von Therapieangeboten und niedrigschwelligen Hilfeleistungen ein wichtiges Ziel für die Zukunft.

    Im Hinblick auf die sozialen Medien scheinen auf der strukturellen Seite die Stärkung von Schutzfiltern in den Social-Media-Feeds, auf der individuellen Ebene die Förderung der eigenen Medienkompetenz wichtige Ansatzpunkte zu sein. Dazu gehört mitunter die inhaltliche Begrenzung des persönlichen Nachrichtenkonsums und der Einsatz digitaler Pausen zur Unterstützung der Selbstfürsorge durch Hobbys, Bewegung und Entspannung.

    Pressestelle der Universität Regensburg, 22.5.2025

  • Interviews mit wohnungslosen oder suchtkranken Menschen auf Social Media

    Informationsflyer für Klient:innen

    Auf verschiedenen Social-Media-Plattformen veröffentlichen unterschiedliche Accounts regelmäßig Interviews mit wohnungslosen oder suchtkranken Menschen – darunter auch viele unserer Klient:innen. Diese Interviews enthalten häufig sehr persönliche und private Informationen, die nicht nur die Interviewten selbst, sondern auch deren Angehörige betreffen können.

    Uns ist bewusst, dass solche Formate Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Themen schaffen können. Gleichzeitig sehen wir jedoch vor allem erhebliche Risiken für die betroffenen Personen – etwa im Hinblick auf Datenschutz, Würde und mögliche Stigmatisierung.

    Um unsere Klient:innen etwas aufzuklären, haben wir einen Informationsflyer entwickelt, der auf die möglichen Folgen solcher Interviews aufmerksam macht. Diesen findet ihr HIER zum Download, ihr könnt ihn gerne nutzen und weitergeben.

    Gerne würden wir uns mit euch austauschen, um gemeinsam zu überlegen, welche weiteren Ansätze sinnvoll wären, um unsere Klient:innen besser zu schützen oder im Nachhinein zu beraten.

    Wir treffen uns online am 11.06.25 um 11 Uhr. Wer Interesse hat, meldet sich gerne bei Marlene Kamolz (kamolz@akzept-nrw.eu) vom Indro oder Franzisca Klar (klar@drobs-bielefeld.de) von der Drogenberatung Bielefeld.

    Vielen lieben Dank und liebe Grüße
    Marlene und Franzisca

    Mitteilung vom 16.5.2025