Kategorie: Kurzmeldungen

  • Bundesmodellprojekt „Digitale Lotsen“ gestartet

    Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) entwickelt mithilfe externer Expert*innen auf dem Gebiet der Digitalisierung (und Suchthilfe/Suchtprävention) ein Curriculum, das die Grundlage für ein Qualifizierungsprogramm bildet.

    Im Rahmen von bundesweit stattfindenden Fortbildungen sollen die Teilnehmenden befähigt werden, eine auf wissenschaftlichen Grundlagen begründete Haltung zu dem Thema Digitalisierung im Arbeitsfeld der Suchthilfe zu entwickeln und als „Digitale Lotsen“ daraus Handlungsansätze für die Praxis abzuleiten. Als Multiplikatoren sollen sie vor Ort für die Thematik sensibilisieren. Dadurch wird das System der Suchthilfe unterstützt, die durch den digitalen Wandel erforderlichen Erneuerungsprozesse von Strukturen und Angeboten aktiv mitzugestalten.

    Das Modellvorhaben ist seit April 2019 am Start, auf die Dauer von 24 Monate angelegt und wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Nach dem Ende der Modellphase wird angestrebt, das Qualifizierungsprogramm in den Bundesländern zu verbreiten.

    Weitere Informationen gibt die HLS gerne weiter:
    Telefon 069/713 767-77
    hls@hls-online.org
    www.hls-online.org

    Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS), 06.06.2019

  • Computerspielsucht als Erkrankung durch die WHO anerkannt

    Auf ihrer 72. Weltgesundheitsversammlung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die bereits im Sommer 2018 vorgestellten Vorschläge abgestimmt und das neue ICD-11 verabschiedet. Es wird im Jahr 2022 in Kraft treten. Dies bedeutet auch, dass Computerspielsucht (als „Gaming Disorder“) nun tatsächlich als diagnostizierbares Störungsbild und somit als Erkrankung anerkannt ist. Das ist in erster Linie ein großer Erfolg für Betroffene und deren Angehörige, für die hiermit eine Grundlage zur besseren Versorgung geschaffen wurde. Auch für Behandelnde bietet die nun mögliche Diagnose eine Form der Handlungssicherheit – erstens sind nun definierte diagnostische Kriterien verfüg-bar, zweitens wissen Behandelnde nun, dass sie Computerspielsucht auch offiziell behandeln dürfen und nicht länger nach Querfinanzierungen suchen müssen.

    Bereits mit seiner Gründung im Jahr 2008 hat sich der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. die Anerkennung dieses Störungsbildes als ein wesentliches Ziel seiner Arbeit auf die Fahne geschrieben. Auch sein letztjähriges Jubiläumssymposium widmete der Verband ganz und gar dem Thema ICD-11 und insbesondere der WHO-Ankündigung, Computerspielsucht als neue Diagnose für diesen Kriterienkatalog zu prüfen.

    Noch im Januar hatte der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. in Zusammenarbeit mit der DG-Sucht eine Petition an die WHO unterzeichnet, in der ausdrücklich die Notwendigkeit der Anerkennung dieser Diagnose unterstrichen wurde.

    Der Vorstand des Fachverbandes Medienabhängigkeit e.V. begrüßt diese wichtige und grundlegende Entscheidung sehr und sieht mit ihr ein zentrales Anliegen des Verbands erfüllt.

    Pressemeldung des Fachverbandes Medienabhängigkeit, 23.05.2019

  • ICD-11 von der World Health Assembly verabschiedet

    Die 72. Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly, WHA) hat am 25.05.2019 die 11. Revision der ICD verabschiedet. Sie ist das Ergebnis 12-jähriger internationaler Entwicklungsarbeit von 96 Mitgliedsstaaten, an der auch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) intensiv beteiligt war. Die Resolution zur Verabschiedung hat die WHO auf ihrer Website veröffentlicht. Um den Einsatz der ICD-11 in den Mitgliedsstaaten vorzubereiten, stellt die WHO Trainingsprogramme und Tools zur Verfügung.

    Mit der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD) werden Todesursachen weltweit standardisiert verschlüsselt und entsprechende Statistiken erstellt. Sie ist Grundlage für die Gesundheitsberichterstattung der Mitgliedstaaten und der WHO. Nationale Übersetzungen dienen dem standardisierten Austausch von Gesundheitsinformationen z. B. für Abrechnung, Qualitätssicherung, Prävention, Forschung und Statistik.

    Wesentliche Gründe für die Revision waren der Wunsch, spezielle Sachverhalte differenzierter als bisher verschlüsseln zu können, und die Notwendigkeit, die ICD den Bedürfnissen digitalisierter Gesundheitssysteme anzupassen. Die ICD-10 wurde daher inhaltlich (medizinisch-wissenschaftliche Aspekte), strukturell (klassifikatorische Aspekte) und konzeptionell (informationstechnologische Aspekte) weiterentwickelt.

    Gegenüber der ICD-10 ist die ICD-11 strukturell wesentlich flexibler. Das gilt sowohl in Hinblick auf die inhaltlichen Anforderungen ihrer vielen verschiedenen Nutzer als auch in Bezug auf die Anforderungen der Informationstechnologie. Diese Flexibilität geht aber auch mit einer erhöhten Komplexität einher. Deshalb soll die ICD-11 am 1. Januar 2022 in Kraft treten, und erst nach einer flexiblen Übergangszeit von fünf Jahren sollen Todesursachen ausschließlich mit der ICD-11 kodiert werden.

    Was ist neu in der ICD-11?

    Neu sind die technische Struktur und die Zusammenführung aller Informationen in einer umfassenden Datenbasis, der „Foundation“, aus der anwendungsspezifische Fassungen der ICD, die „Linearizations“ abgeleitet werden können. Diese neue, flexible Struktur eröffnet zusätzliche Chancen, z. B. bei der Vernetzung mit anderen Terminologien oder Klassifikationssystemen und bei der Berücksichtigung spezifischer Anforderungen der unterschiedlichen Anwendungsbereiche.

    Eine weitere wichtige Neuerung sind die bereitgestellten digitalen Tools und Plattformen. Sie unterstützen einerseits Implementierung, Pflege, Testung und Übersetzung der ICD-11 sowie andererseits Anwendung und Kodierung. So wird z. B. das bisherige Alphabetische Verzeichnis durch das ICD-11 Coding Tool ersetzt.

    Inhaltlich hat die ICD-11 sechs neue Kapitel. Drei Kapitel entstanden durch Herausnahme bestimmter Bereiche aus bestehenden Kapiteln: Kap. 04 „Krankheiten des Immunsystems“, Kap. 07 „Schlaf-Wach-Störungen“ und Kap. 17 „Zustände mit Bezug zur sexuellen Gesundheit“. Ebenfalls neu ist Kap. 27 „Zustände gemäß der traditionellen Medizin – Modul 1“.

    Die ICD-10 folgte dem Grundsatz „Ein Kode für eine Krankheit und so viele präkombinierte Kodes wie möglich“. Dagegen ist die ICD-11 durch das so genannte Cluster coding gekennzeichnet: Wenige Basiskodes werden jeweils durch zusätzliche Kodes spezifiziert. Dazu dienen u. a. die beiden neuen Kapitel X „Zusatzschlüsselnummern“ und V „Ergänzender Abschnitt für die Einschätzung der Funktionsfähigkeit“.

    ICD-11 in Deutschland

    Das DIMDI ist WHO-Kooperationszentrum für das System Internationaler Klassifikationen und hat mit seiner langjährigen Erfahrung aus Einsatz und Weiterentwicklung der ICD-10 bei der Entwicklung der ICD-11 eng mit der WHO zusammengearbeitet. So konnten viele für Deutschland als wichtig erachtete Aspekte bereits in der Entwicklungsphase eingebracht und berücksichtigt werden.

    Der zukünftige Einsatz der ICD-11 in Deutschland zur Mortalitäts- und Morbiditätsverschlüsselung ist Gegenstand von Beratungen mehrerer Arbeitsgruppen. Daran beteiligen sich neben Bundesgesundheitsministerium und DIMDI die medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Selbstverwaltungspartner im Gesundheitswesen und weitere Organisationen des deutschen Gesundheitswesens. Wegen des vielfältigen Einsatzes der ICD-10-GM ist sehr sorgfältig zu evaluieren, wie sich ein Umstieg auswirkt und welche Anforderungen an eine deutsche Fassung der ICD-11 bestehen.

    Um einen Einsatz der ICD-11 in Deutschland vorzubereiten, laufen darüber hinaus ICD-11-bezogene Projekte beim DIMDI. Hervorzuheben ist insbesondere die Übersetzung aller Einträge der über 100.000 Entitäten umfassenden Foundation der ICD-11. In Abstimmung mit Experten sollen dabei sukzessive übersetzte und validierte Bereiche der ICD-11 bereitgestellt werden.

    Pressestelle des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), 27.05.2019

  • Ein ungesundes Gemisch

    Schmerzen, lange Wartezeiten und Stress. Patient*innen finden sich häufig in belastenden Situationen wieder – ein ungesundes Gemisch, das in Krankenhäusern, Praxen, Kliniken und in der Notaufnahme Aggressionen schürt. Ärztinnen und Ärzte und medizinisches Personal sind immer häufiger von verbalen und körperlichen Angriffen betroffen.

    Der Umgang mit Patient*innen in solchen Ausnahmesituationen ist für die Beteiligten belastend. Deshalb ist die Vorbeugung durch Deeskalationstrainings und Schulungen unerlässlich, um Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und Praxismitarbeiter*innen sowie die Patient*innen zu schützen. Die Filmreihe wurde produziert zur Reflexion des Themas Gewalt und Deeskalation in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in Medizin- und Pflegeberufen.

    Interviews mit Mitarbeitenden im Krankenhaus

    Mitarbeitende aus einer psychiatrischen Klinik erzählen offen, wie sie physische und psychische Gewalt von Patient*innen erlebt und verarbeitet haben, wie hiermit im Team umgegangen wurde, welche Folgen die Gewalttaten für sie selbst hatten, was sie zur Prävention und Deeskalation von Gewalt in Konfliktsituationen tun, wie sie Gewalt von Mitarbeitenden gegenüber Patient*innen erlebt haben und welche Verbesserungswünsche sie in Bezug auf das Gewalt-Thema in der Pflege haben.

    Deeskalationstraining mit Mitarbeitenden in der Psychiatrie

    Interview mit Birgit Tesch vom Deeskalationsmanagement der Klinik

    Drei Lernvideos zur Deeskalation im Patientenkontakt

    1. Der fremdaggressive Patient

    Der Patient wurde in der Stadt aufgegriffen und vom Ordnungsamt gegen seinen Willen in die Notaufnahme gebracht. Er ist verwirrt und desorientiert und möchte die Klinik verlassen. Dies wird ihm aufgrund seines Zustandes verweigert, solange der Arzt ihn nicht gesehen hat. Der Patient richtet seine Frustration gegen die Pflegerin, die mit ihm auf den Arzt wartet. Aufgrund von vielen Neuaufnahmen gelingt es der gestressten Pflegerin nicht, den Patienten zu beruhigen und es kommt zu einer Konfrontation.

    1. Der unerfüllte Patientenwunsch

    In dem Film wird der Wunsch nach erneutem Drogenkonsum thematisiert, jedoch kann das Vorgehen auch auf ähnliche Situationen angewendet werden. Der Patient wurde aufgrund eines Rückfalls auf die geschlossene Station eingewiesen. Er ist bereits seit einigen Stunden auf Station, wurde einem Zimmer zugeteilt und hatte ein Aufnahmegespräch mit dem Oberarzt. Er ist stark gereizt und fordert eine erneute Gabe von Beruhigungstabletten, die er als Bedarfsmedikation bekommen hatte.

    1. Methoden für Sicherheit und Beruhigung der Patientin

    Eine körperlich fitte ältere Dame ist seit ca. einer Woche in stationärer Behandlung. Seitdem ist sie in einem Einzelzimmer untergebracht und bekommt so gut wie keinen Besuch von Angehörigen. Die Patientin ist sichtlich nervös aufgrund ihrer bevorstehenden Röntgenuntersuchung und sucht deshalb wiederholt Kontakt zum Pflegepersonal.

    2019, 54 Min., freigegeben ab 0 Jahren, DVD Kauf € 32,00, Ausleihe € 12,00
    Mehr Informationen auf der Website des Medienprojektes Wuppertal.

    Pressestelle Medienprojekt Wuppertal, Jugendvideoproduktion und -vertrieb, 23.05.2019

  • Europäischer Drogenbericht 2019

    Europa sieht sich mit einem Anstieg der Verfügbarkeit und der Sicherstellungen von Kokain in Rekordhöhe konfrontiert. Dies geht aus dem Europäischen Drogenbericht 2019: Trends und Entwicklungen hervor, der am 6. Juni von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Brüssel veröffentlicht wurde. In ihrem Jahresbericht stellt die Agentur darüber hinaus Folgendes dar: die Herausforderungen im Zusammenhang mit Heroin und neuen synthetischen Opioiden, die neuesten Entwicklungen auf dem Cannabis-Markt, die wachsende Rolle Europas bei der Herstellung synthetischer Drogen und den Einsatz digitaler Technologien zum Nutzen der Gesundheit im Bereich Drogen. Der Referenzzeitraum für alle Grafiken, Analysen und Daten in diesem Bericht ist die Drogensituation bis Ende 2018. Außerdem erschienen sind 30 Länderberichte (in englischer Sprache) mit den jüngsten Analysen zur Drogensituation in den einzelnen Ländern.

    Der Bericht der EMCDDA betont die beständige hohe Verfügbarkeit der meisten illegalen Substanzen. Den jüngsten Daten zufolge werden in Europa (EU-28, Türkei und Norwegen) jährlich mehr als eine Million Sicherstellungen illegaler Drogen gemeldet. Rund 96 Millionen in der EU lebende Erwachsene (im Alter von 15 bis 64 Jahren) haben im Verlauf ihres Lebens schon einmal eine illegale Droge ausprobiert, während schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen in der EU-28 jedes Jahr wegen des Konsums illegaler Drogen in Behandlung sind. Im Jahr 2018 wurden 55 Neue psychoaktive Substanzen (NPS) erstmals in der EU erkannt, was die Gesamtzahl der von der Agentur überwachten Substanzen auf 730 erhöht.

    Kokain: Sicherstellungen in Rekordhöhe, neue Vertriebsmethoden und Evidenz für zunehmende Gesundheitsprobleme

    Die jüngsten Daten zu Kokain zeigen, dass sich sowohl die Anzahl an Sicherstellungen als auch die sichergestellten Mengen an Kokain auf einem Rekordniveau befinden. Über 104.000 Sicherstellungen von Kokain wurden in der EU im Jahr 2017 (98.000 in 2016) gemeldet, was 104,4 Tonnen der Droge entspricht, etwa das Doppelte der 2016 sichergestellten Menge (70,9 Tonnen). Obwohl der Kokainverkaufspreis stabil geblieben ist, erreichte die Reinheit der Droge 2017 im Straßenverkauf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Kokain gelangt über zahlreiche Routen und Wege nach Europa. Eine große Herausforderung ist jedoch die Zunahme des volumenstarken Handels mithilfe von Seecontainern.

    Es gibt Belege, dass die Nutzung von sozialen Medien, Darknet-Marktplätzen und Verschlüsselungstechniken eine zunehmende Rolle dabei spielt, kleinere Gruppen und Einzelpersonen zum Drogenhandel zu motivieren. Betrachtet man den Kokainmarkt kann Unternehmersinn bei innovativen Vertriebsmethoden beobachtet werden. Ein Beispiel sind schnell und flexibel liefernde ‚Kokain-Callcenter‘, die über Kuriere verfügen. Solche Methoden, die eine ‚Uberization‘ des Kokainhandels widerspiegeln, sind ein Hinweis auf einen Wettbewerbsmarkt, in dem Händler konkurrieren, indem sie zusätzliche Dienstleistungen jenseits des Produkts an sich anbieten.

    Kokain ist das am häufigsten konsumierte illegale Stimulans in der EU. Etwa 2,6 Millionen junge Erwachsene (15- bis 34-Jährige) haben diese Droge im letzten Jahr konsumiert (Schätzung für 2017). Eine aktuelle Studie zu Drogenrückständen im kommunalen Abwasser zeigte auf, dass es zwischen 2017 und 2018 in 22 von 38 Städten mit Daten für diesen Zeitraum zu Anstiegen bei den Kokainmetaboliten kam. Dies bestätigt den im Jahr 2017 bereits berichteten Aufwärtstrend. Im Jahr 2018 wurden die höchsten Rückstände (standardisiert je 1.000 Menschen pro Tag) in Städten in Belgien, Spanien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich festgestellt. In einigen Städten in Osteuropa zeigen aktuelle Daten einen Anstieg, wenn auch von einem niedrigen Niveau.

    Es gibt Anzeichen dafür, dass der Anstieg des Kokainangebots mit einer Zunahme der gemeldeten Gesundheitsprobleme einhergeht. Die jüngsten Schätzungen zeigen, dass sich derzeit rund 73.000 Klienten einer speziellen Drogenbehandlung aufgrund kokainbedingter Probleme unterziehen. Besonders besorgniserregend sind jene 11.000 von ihnen, die sich wegen crackbedingter Probleme in Behandlung begeben haben. Es handelt sich dabei um eine besonders schädliche Form des Kokainkonsums. Die berichtete Anzahl der ‚neuen‘ Klienten, die zum ersten Mal eine Behandlung aufgrund kokainbedingter Probleme benötigten, stieg zwischen 2014 und 2017 um 37 Prozent. Dies weist darauf hin, dass der Behandlungsbedarf wächst. Kokain war auch die am häufigsten genannte illegale Droge im Zusammenhang mit drogenbedingten Notfällen in Krankenhäusern, über die im Jahr 2017 von einem Netzwerk aus 26 beobachteten Krankenhäusern in 18 europäischen Ländern berichtet wurde (Euro-DEN Plus).

    Heroin: Hinweise auf Marktveränderungen

    Heroin ist noch immer das häufigste illegale Opioid auf dem Drogenmarkt in Europa und trägt maßgeblich zu den drogenbedingten Gesundheits- und Sozialkosten bei. Die Menge des in der EU sichergestellten Heroins erhöhte sich im Jahr 2017 um mehr als eine Tonne auf 5,4 Tonnen, mit zusätzlichen, von der Türkei sichergestellten 17,4 Tonnen (die teilweise für den EU-Markt bestimmt waren). Eine besorgniserregende Entwicklung sind die 81 Tonnen des Heroin-Vorläuferstoffs Essigsäureanhydrid, die 2017 in der EU sichergestellt wurden, sowie die 243 Tonnen dieses Stoffs in abgefangenen Lieferungen. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren in einigen EU-Ländern (Bulgarien, Tschechien, Spanien und den Niederlanden) Labore entdeckt, in denen aus Morphin mithilfe dieses Vorläuferstoffs Heroin hergestellt wurde. Die Heroinreinheit bleibt hoch und der Verkaufspreis relativ niedrig (ist über das letzte Jahrzehnt gesunken).

    Laut der globalen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung möchte Europa Virushepatitis als Gefahr für die öffentliche Gesundheit bekämpfen. Da injizierende Drogenkonsumierende diejenigen mit der höchsten Krankheitslast und dem höchsten Risiko für eine Krankheitsübertragung darstellen, ist es eine zentrale Maßnahme, dieser Personengruppe Vorbeugung, Tests und Behandlungen gegen HBV und HCV zugänglich zu machen. Der Bericht der EMCDDA hebt den Bedarf hervor, Maßnahmen zur Bekämpfung von Virushepatitis auszuweiten, insbesondere in Teilen Osteuropas.

    Neue synthetische Opioide: eine zunehmende Sorge

    Die aktuelle Opioid-Epidemie in den Vereinigten Staaten und Kanada wird weitgehend vom Konsum synthetischer Opioide – vor allem Fentanyl und seine Derivate – angetrieben. Obgleich diese Substanzen in Europa derzeit nur einen kleinen Teil auf dem Drogenmarkt darstellen, sind sie eine zunehmende Bedrohung, da ihr Konsum mit Überdosierungen und Todesfällen in Zusammenhang gebracht wurde. Elf neue synthetische Opioide wurden 2018 in Europa, in der Regel in Form von Pulver, Tabletten und Flüssigkeiten, festgestellt. Für die Herstellung von vielen tausend Straßendosen sind nur sehr geringe Mengen erforderlich, so dass diese Substanzen problemlos versteckt und geschmuggelt werden können. Dies stellt eine Herausforderung für die Strafverfolgung und den Zoll dar.

    Fentanyl-Derivate bilden die Mehrheit der 49 neuen synthetischen Opioide, die von der EMCDDA überwacht werden. Sechs Fentanyl-Derivate wurden 2018 in Europa erstmalig festgestellt (insgesamt 34 seit 2009). In den jüngsten Daten bildeten diese hochpotenten Drogen 70 Prozent aller Sicherstellungen neuer synthetischer Opioide. Über 300 Sicherstellungen von Carfentanil, eine der potentesten Drogen dieser Substanzklasse, wurden gemeldet. Insgesamt 4,5 Kilogramm eines Vorläuferstoffs für die Herstellung von Fentanyl- Derivaten (N-phenethyl-4-piperidon) wurden ebenfalls in der EU sichergestellt.

    Daten aus der Drogenbehandlung zeigen, dass heutzutage eine von fünf Personen (22 Prozent), die sich aufgrund eines opioidbedingten Problems in eine Drogenbehandlung begeben, ein legales oder illegales synthetisches Opioid und nicht Heroin als Primärdroge nennt. Das weist darauf hin, dass opioidhaltige Arzneimittel bei der europäischen Drogenproblematik inzwischen zunehmend eine bedeutende Rolle spielen.

    Cannabis: neue Entwicklungen bei Europas etabliertester Droge

    Cannabis ist auch weiterhin die am meisten konsumierte illegale Droge in Europa. Dies zeigen die Daten zur Prävalenz, zu Sicherstellungen und zum gestiegenen Behandlungsbedarf. Schätzungsweise haben 17,5 Millionen junge Europäer (15 bis 34 Jahre) in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert (EU-28) (Schätzung für 2017).

    Im Jahr 2017 wurden 782.000 Sicherstellungen von Cannabisprodukten (Kraut, Harz, Pflanzen und Öl) gemeldet, dies macht es zu Europas am häufigsten sichergestellter Droge. In Bezug auf die Menge wird mehr als doppelt so viel Cannabisharz wie Cannabiskraut sichergestellt (466 Tonnen gegenüber 209 Tonnen). Eine aktuelle Studie der EMCDDA kam zu dem Ergebnis, dass Cannabiskraut und -harz ihren typischen Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) über das vergangene Jahrzehnt verdoppelt haben, was Sorgen bezüglich potenzieller Gesundheitsgefahren aufkommen lässt. Es ist anzunehmen, dass die Steigerung des Wirkstoffgehalts im Harz durch die Einführung von Pflanzen mit hohem Wirkstoffgehalt und durch neue Herstellungstechniken in Marokko, dem Hauptproduzenten von Harz für den EU-Markt, gefördert wurde.

    Schätzungen zufolge konsumieren rund ein Prozent der Erwachsenen (15 bis 64 Jahre) in der EU täglich oder fast täglich Cannabis. Im Jahr 2017 begaben sich in Europa etwa 155.000 Menschen wegen Problemen im Zusammenhang mit dieser Droge in Behandlung,  83.000 davon zum ersten Mal. Cannabis ist inzwischen die Substanz, die von ‚erstmaligen‘ Klienten am häufigsten als Hauptgrund für die Behandlungsaufnahme genannt wird.

    Die Schaffung von Märkten für den legalen Freizeitkonsum von Cannabis außerhalb der EU fördert die Innovation bei der Produktentwicklung (z. B. E-Liquids, essbare Produkte und Konzentrate). Einige der neuen Produkte dringen nun auf den europäischen Markt vor, wo sie eine neue Herausforderung für den Nachweis und die Kontrolle der Droge darstellen.

    Cannabis enthält viele verschiedene chemische Stoffe. Die bekanntesten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Ein Beispiel für die schnelle Entwicklung auf dem Cannabismarkt ist das Vorhandensein von Produkten mit einem niedrigen THC-Gehalt, die in einigen EU-Ländern in Fachgeschäften oder Reformhäusern verkauft werden. Der Verkauf beruht auf dem Postulat, dass diese Produkte weniger als 0,2 oder 0,3 Prozent THC enthalten, daher eine geringe oder keine berauschende Wirkung haben und somit den bestehenden Drogenkontrollgesetzen nicht unterliegen. Der CBD-Gehalt der Produkte wird manchmal mit der Aussage hervorgehoben, dass diese Substanz positive Eigenschaften haben kann. Verfügbar sind eine Reihe von Produkten wie Pflanzen, Räuchermischungen auf Kräuterbasis, Tabletten, Lotionen und Cremes. Dies führt zu regulatorischen Problemen, da einige Länder den Verkauf von Produkten mit einem niedrigen THC-Gehalt strafrechtlich verfolgen, während andere deren Handel lizenzfrei genehmigen.

    Europas wachsende Rolle bei der Herstellung synthetischer Drogen

    Die Herstellung synthetischer Drogen in Europa scheint laut dem Bericht „zu wachsen, zu diversifizieren und innovativer zu werden“. Neue Substanzen werden verwendet, um die für die Produktion synthetischer Drogen benötigten Chemikalien herzustellen. Dies zielt darauf ab, eine Entdeckung zu vermeiden, führt aber auch zu einer komplexeren Verarbeitung (die zusätzlichen gefährlichen Abfall erzeugen kann). Dies spiegelt sich in einem Anstieg der Sicherstellungen alternativer Vorläuferstoffe sowohl für MDMA als auch Amphetamin und Metamphetamin mit Sicherstellungen von APAA und Glycid-Derivaten von PMK wider, die beide in den aktuellsten Daten einen Anstieg zeigen.

    Im Jahr 2017 wurden in der EU 21 MDMA-Labore ausgehoben, im Vergleich zu elf Laboren im Jahr 2016, alle in den Niederlanden entdeckt. In Belgien wurde über die Entsorgung chemischer Abfälle berichtet, die vermuten lässt, dass dort eine Produktion von MDMA stattfand. Die jüngsten Daten zeigen, dass der MDMA- Gehalt in „Ecstasy“-Tabletten 2017 ein Zehnjahreshoch erreicht hat. Die EMCDDA berichtet, dass im Jahr 2017 laut Schätzungen 6,6 Millionen MDMA-Tabletten in der EU sichergestellt wurden. Dies ist die höchste Zahl seit 2007. Die Überwachung von Open-Source-Informationen und Darknet-Aktivitäten gibt Hinweise darauf, dass Europa eine wichtige Rolle bei der weltweiten Lieferung von MDMA spielt. Dies lassen auch die Sicherstellungen in EU-Nachbarländern vermuten. Die Türkei stellte im gleichen Jahr mehr MDMA-Tabletten (8,6 Millionen) und mehr Amphetamin (6,6 Tonnen) sicher als alle EU-Mitgliedstaaten zusammen. Darüber hinaus stellte sie eine außergewöhnlich hohe Menge (658 Kilogramm) an Methamphetamin sicher, was nahe an der in der EU sichergestellten Gesamtmenge (662 Kilogramm) liegt.

    Die Reinheit von Methamphetamin und Amphetamin ist höher als vor einem Jahrzehnt. Im Jahr 2017 sind in der EU insgesamt 0,7 Tonnen Methamphetamin und 6,4 Tonnen Amphetamin sichergestellt worden. Die Herstellung von Methamphetamin konzentriert sich auf Tschechien und die Grenzregionen der benachbarten Länder, wobei auch in den Niederlanden Produktion stattfindet. Abwasser- und andere Daten weisen darauf hin, dass Methamphetamin, dessen Konsum insgesamt niedrig ist und sich ursprünglich auf Tschechien und die Slowakei konzentrierte, nun offenbar auch in Zypern, Ostdeutschland, Spanien, Finnland und Norwegen konsumiert wird. In Bezug auf Amphetamin berichteten von den Städten mit Abwasserdaten für die Jahre 2017 und 2018 insgesamt 21 von 38 einen Anstieg der Amphetamin- Nachweise.

    M-Health: Standortdaten und virtuelle Realität, neue Tools als Reaktion auf Drogenprobleme

    Die weitläufige Verwendung von Mobiltelefonen heutzutage bedeutet, dass „M-Health-Apps“ (Gesundheitsapps für Mobiltelefone) großes Potenzial besitzen, um die Reichweite drogenbezogener Gesundheitsleistungen zu erhöhen. Laut dem Bericht werden neue digitale Lösungen dieser Art zunehmend bei der Drogenprävention, der Behandlung und der Schadensminimierung eingesetzt.

    Der Bericht präsentiert eine Reihe von M-Health-Apps mit verschiedenen Anwendungszielen – begonnen bei der Verbreitung von Informationen (z. B. Zugang zu Dienstleistungen) bis hin zur Unterstützung von Interventionen (z. B. Tagebuch über den Drogenkonsum) sowie der Genesung (z. B. Selbsthilfe-Apps). Ein innovatives Beispiel ist die Nutzung von Standortdaten, die injizierenden Drogenkonsumierenden helfen, Nadel- und Spritzenaustauschstellen zu finden. Analysiert wird auch die Verwendung von Technologien virtueller Realitäten (Headsets), um drogenbezogene immersive Umgebungen zu schaffen, die Verlangen auslösen und Patienten helfen, Strategien im Umgang mit diesem Verlangen zu entwickeln. Eine große Anzahl an M-Health-Apps, die in Europa entwickelt wurden, konzentrieren sich auf die Verbreitung von Informationen zur Schadensminimierung, die auf junge Konsumierende, insbesondere Partygänger, abzielen. Obwohl inzwischen viele M-Health-Apps verfügbar sind, ergab eine aktuelle Studie der EMCDDA, dass sie nicht immer solide Qualitätsstandards, Datenschutzregeln und Bewertungen aufweisen.

    Die Vorsitzende des Verwaltungsrates der EMCDDA, Laura d’Arrigo, bemerkt abschließend:

    „Der Europäische Drogenbericht 2019 kommt in eine wichtige Phase bezüglich der Beobachtung der Entwicklungen in der Drogenpolitik, da wir im nächsten Jahr die Abschlussbewertung der EU-Drogenstrategie (2013-20) zur Verfügung haben werden. In diesem Zeitraum musste sich Europa einigen dramatischen Veränderungen beim Phänomen Drogen stellen, einschließlich des Aufkommens einer großen Anzahl nicht kontrollierter Substanzen. Das Verständnis des aktuellen Drogenproblems ermöglicht es, uns für künftige Herausforderungen in diesem sich rapide verändernden und komplexen Bereich vorzubereiten. Daher ist die Rolle der EMCDDA bei der Lieferung evidenzbasierter Analysen der Drogensituation in Europa heutzutage so wichtig.“

    Pressestelle der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA), 06.06.2019

  • Die Tabakkontrolle in Deutschland ist unzureichend!

    Prof. Dr. Heino Stöver

    Rund 28 Prozent aller erwachsenen Deutschen rauchen. Damit es weniger werden, müsste sich Deutschland laut Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ein Beispiel an England nehmen. „Die Engländer sind in der Tabakkontrolle EU-weit Spitzenreiter. Deutschland wird im Ranking hingegen nur noch von Österreich vor dem letzten Platz bewahrt.“ Stöver bezieht sich hierbei auf die Tabakkontrollskala, eine Rangliste der europäischen Staaten im Hinblick auf die Umsetzung WHO-empfohlener Tabakkontrollstrategien zur Eindämmung des Tabakkonsums. Eine internationale Gruppe von Tabakkontrollexperten entwickelte im Jahr 2004 die Tabakkontrollskala (Tobacco Control Scale, TCS), um die Tabakkontrollaktivitäten in europäischen Ländern zu bewerten und miteinander zu vergleichen.

    Dass Deutschland beispielsweise als einziges EU-Land noch immer über kein Außenwerbeverbot für Tabakprodukte verfügt, sei ein Skandal und aus gesundheitspolitischer Sicht nicht hinzunehmen. Fast 90 Millionen Euro hat die Tabakindustrie allein 2016 für Außenwerbung in Deutschland ausgegeben, natürlich mit dem Ziel, dass Rauchwerbung auch bisherige Nicht-Konsument/innen anspricht, vor allem junge Menschen. Zudem verfügt Deutschland über 340.000 Zigarettenautomaten, die fast schon zum Stadtbild gehörten. „Darin sind wir Weltmeister!“, betont Stöver. „Diese Automaten suggerieren, dass der Inhalt so schädlich nicht sein kann, und bieten einen relativ leichten Zugang zu Tabakprodukten – auch für Jugendliche.“

    Vorbild England

    Tabakkontrollpolitik müsse endlich wirksame Maßnahmen gegen das Rauchen ergreifen und konsequent Gesundheitsinteressen über wirtschaftliche Interessen der Tabakindustrie und die Furcht vor Verlusten bei den Steuereinnahmen stellen, fordert Stöver anlässlich des Weltnichtrauchertages. England zeige durch konsequente Umsetzung der WHO-Empfehlungen, wie man die Zahl der Rauchenden eindämmen könne. „Durch Maßnahmen wie das Verbot des Rauchens am Arbeitsplatz und in Gaststätten, Einheitsverpackungen für Zigaretten und dem bereits 2003 ausgesprochenen Verbot von Plakatwerbung  ist es dort gelungen, die Rauchprävalenz auf 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu minimieren“, lobt Stöver das Noch-EU-Land. Auch der Preis pro Schachtel Zigaretten sei dort erheblich höher als in Deutschland.

    Tabakkonsum in Deutschland

    Der Anteil der Rauchenden in der deutschen Bevölkerung ist im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern hoch: 32,3 Prozent der Männer und 24,5 Prozent der Frauen in Deutschland rauchen aktuell Tabak (Kotz et al. 2018). Die 1-Jahres-Prävalenz des aktuellen Tabakkonsums lag laut DEBRA-Studie bei 28,3 Prozent. Zahlen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigen die gesundheitliche Problematik und Folgen des Rauchens auf: Deutschland weist insgesamt 85.072 tabakbedingte Krebsfälle (58.760 Männer/26.312 Frauen) pro Jahr auf, was 19,3 Prozent aller Krebsfälle entspricht (Mons 2018). Die Global Burden of Disease Study (GBD 2017) stellt heraus, dass Deutschland von 195 untersuchten Ländern weltweit in absoluten Zahlen der Rauchenden auf Platz 9 liegt (7,1 Millionen Frauen/9,2 Millionen Männer).

    Potenzial der E-Zigarette

    „Vor diesem Problemhintergrund ist es wichtig alle verfügbaren Rauchstopp-Methoden eingehend zu prüfen und nicht vorschnell Methoden aus dem ohnehin nicht prall gefüllten Köcher der Rauchstopp-Methoden zu werfen. Genau dies ist aber in Deutschland mit der E-Zigarette geschehen. Anders als in England gibt es in Deutschland nur wenige wissenschaftliche Studien zum Potenzial der E-Zigarette als Mittel zum Rauchstopp“, bemängelt Stöver. In England werde dies beispielhaft anders gemacht: Das Potenzial der E-Zigarette zum Rauchstopp sei früh erkannt worden, (Langzeit-)Studien sind in Auftrag gegeben worden (siehe Hajek u.a. 2019), und deren Ergebnisse bestätigten den Weg, die E-Zigarette denjenigen zu empfehlen, die langjährige Raucher/-innen sind, mehrere erfolglose Rauchstoppversuche hinter sich haben und mit der E-Zigarette das Rauchen aufgeben können. Prof. Dr. Heino Stöver hat zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen deshalb von unabhängiger Seite einen „Ratgeber E-Zigarette“ entwickelt, der interessierte Rauchende zum Um- bzw. Ausstieg aus dem Zigarettenkonsum beraten möchte.

    Die rechtliche Lage

    Im April 2016 hat das damalige Bundeskabinett einen Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes verabschiedet, welcher ein Verbot der Außenwerbung, eine Beschränkung der Kinowerbung sowie ein Verbot der kostenlosen Abgabe von Tabakprodukten umfasste (Bundestags-Drucksache 18/8962). Dieser Entwurf stieß insbesondere auf Seiten von Wirtschaftspolitikern der regierenden Großen Koalition auf Ablehnung und wurde deshalb bis zum Ende der Legislaturperiode nicht zur Abstimmung in den Bundestag eingebracht.

    Während der Anfang 2018 laufenden Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD zur Bildung einer neuen Regierung hieß es längere Zeit, man habe sich auf ein Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte verständigt. Der entsprechende Passus wurde jedoch kurz vor Abschluss der Verhandlungen aus dem Koalitionsvertrag gestrichen. Daraufhin hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen im April 2018 einen neuen Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes eingebracht, der sich von dem der vorangegangenen Legislatur kaum unterscheidet (Bundestags-Drucksache 19/1878).

    Im „Alternativen Drogen- und Suchtbericht“ (2018) haben Dietmar Jazbinsek und Stöver einen Kompromissvorschlag zum Tabakwerbeverbot entwickelt und der Politik vorgestellt. „Unsicher ist zurzeit, ob tatsächlich noch vor der Sommerpause ein Gesetzentwurf eingebracht wird, der Teile unseres Kompromissvorschlages aufnehmen würde (v. a. Werbeverbot für Verbrennungszigaretten, Erlaubnis nur noch für E-Zigaretten)“, so Stöver.

    Pressestelle der Frankfurt University of Applied Sciences, 23. Mai 2019

  • Neue Website zur sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung

    Das Forschungsprojekt SOLEB (Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung in der medizinischen Rehabilitation) hat eine Website entwickelt, die als Handlungshilfe für diejenigen Mitarbeitenden in der medizinischen Reha dienen soll, die sozialmedizinische Leistungsbeurteilungen erstellen.

    Die Seite www.leistungsbeurteilung-reha.de wendet sich an alle Berufsgruppen in der medizinischen Reha, die zur Leistungsbeurteilung beitragen können, neben der Ärzteschaft auch an in der Sozialberatung tätige Personen und Pflegekräfte. In die Entwicklung der Seite sind umfassende Expertisen, Erkenntnisse und Instrument-Entwicklungen aus den Reha-Einrichtungen eingeflossen. Berücksichtigt wurde dabei ausdrücklich die Nutzerperspektive der Personen und Instanzen, die sich bei der Erstellung von Gutachten und Einschätzungen am Reha-Entlassbericht orientieren, etwa die Dienste der Krankenkassen, der Rentenversicherung, der Agentur für Arbeit sowie Gutachter und Sozialrichter, aber auch Hausärzte, Fach- und Betriebsärzte. Die Website

    • vermittelt Fachwissen,
    • erläutert sozialmedizinische Fachbegriffe und deren korrekte Verwendung,
    • bildet Prozesse der Leistungsbeurteilung ab und
    • gibt Praxisbeispiele.

    Personen, die sich professionell mit der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung befassen, können sich außerdem in einem geschlossenen Diskussionsforum anmelden und fachlich online austauschen.

    Entwickelt wurde die Website im Forschungsprojekt SOLEB in Kooperation der Abteilungen Münster und Bad Rothenfelde des Institutes für Rehabilitationsforschung Norderney e.V. (IfR). Das Forschungsprojekt SOLEB (Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung in der medizinischen Rehabilitation) wird durch den Förderverein des Institutes (VFR Norderney) finanziert.

    Weitere Informationen:
    Flyer: Leistungsbeurteilung-Reha.de – Online-Handlungshilfe für die Praxis
    Institut für Rehabilitationsforschung: www.ifr-norderney.de

    (Quelle: Diskussionsforum Rehabilitations- und Teilhaberecht, https://www.reha-recht.de, 11.02.2019)

  • DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0“

    Die Printversion ist im medhochzwei Verlag erschienen.

    Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0“ untersucht umfassend die krankheitsbedingten Ausfalltage sowie ärztliche Behandlungen bei Suchterkrankungen und wirft einen Blick auf die Auswirkungen in der Arbeitswelt. Für die Untersuchung wurden Daten zur Arbeitsunfähigkeit von rund 2,5 Millionen erwerbstätigen Versicherten der DAK-Gesundheit durch das IGES Institut in Berlin ausgewertet – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.000 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen.

    Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 fehlen Arbeitnehmer mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich öfter im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 7,6 Prozent doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht öfter im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es mehr als dreimal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von 89 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 52 Prozent. Insgesamt gibt es nach der DAK-Studie unter den Erwerbstätigen 6,5 Millionen abhängige Raucher, 400.000 erfüllen die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht), 160.000 Erwerbstätige sind alkoholabhängig.

    Alkohol

    Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist auf Alkohol zurückzuführen (74 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit hat jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland einen riskanten Alkoholkonsum. Damit setzen sich rund vier Millionen Erwerbstätige mit ihrem Trinkverhalten Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Die hohe Zahl der Betroffenen ist alarmierend. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibt ein zentrales Problem in unserer Gesellschaft, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit Andreas Storm. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen.

    Besonders junge Erwerbstätige trinken riskant: Jeder Sechste zwischen 18 und 29 Jahren ist betroffen. Der Anteil der Beschäftigten dieser Altersgruppe mit riskantem Alkoholkonsum ist fast doppelt so groß wie unter den 40- bis 49-Jährigen. Insgesamt verdeutlicht die Beschäftigtenbefragung im Rahmen des DAK-Reports auch mögliche arbeitsbedingte Risikofaktoren für den Umgang mit Alkohol: So ist der Anteil der Beschäftigten mit einem Alkoholproblem größer, je häufiger sie an der Grenze der Leistungsfähigkeit gearbeitet haben. Auch starker Termin- und Leistungsdruck sowie emotional belastende Situationen bei der Arbeit werden als mögliche Risikofaktoren für einen erhöhten Alkoholkonsum genannt. „Sucht betrifft alle Bereiche unseres Lebens und damit auch stark das Berufsleben“, betont die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler. „Umso wichtiger ist es, dass auch Arbeitgeber offen mit dem Thema Sucht umgehen. Sie müssen ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden und Mitarbeiter frühzeitig ansprechen und Hilfe anbieten.“

    Die Analyse zeigt die Folgen des Trinkverhaltens für die Arbeitswelt. Je höher der Alkoholkonsum, desto gravierender sind die Auswirkungen:

    • Jeder neunte Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten gibt an, in den letzten drei Monaten wegen Alkohol abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Bei Erwerbstätigen mit einer möglichen Alkoholabhängigkeit sagt dies fast jeder Zweite (47,3 Prozent).
    • 6,8 Prozent der Beschäftigten mit riskantem Alkoholkonsum geben an, deshalb zu spät zur Arbeit gekommen zu sein oder früher Feierabend gemacht zu haben. Bei Beschäftigten mit einer möglichen Alkoholabhängigkeit sind es 27,2 Prozent.
    • 3,8 Prozent der Beschäftigten mit riskantem Alkoholkonsum trinken nach eigenen Angaben Alkohol auch mehrmals pro Monat oder häufiger bei der Arbeit. Bei Beschäftigten mit einer möglichen Abhängigkeit sind es 17,2 Prozent.
    • Bei 1,4 Prozent der Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten hat ihr Alkoholkonsum nach eigenen Angaben eine Rolle für eine oder mehrere Krankmeldungen innerhalb des vergangenen Jahres gespielt. Bei Beschäftigten mit einer möglichen Alkoholabhängigkeit sind es 7,2 Prozent.

    Computerspielen

    Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielt mehr als jeder zweite Erwerbstätige (56,1 Prozent) Computerspiele. 6,5 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland gelten als riskante Gamer. Das heißt: 2,6 Millionen Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Jeder Vierte von ihnen spielt auch während seiner Arbeitszeit. Vor allem junge Erwerbstätige zwischen 18 und 29 Jahren sowie Männer sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent und 8,5 Prozent).

    • Auch das Gamen beeinflusst die Arbeitswelt und die Gesundheit stark:
    • Jeder vierte Arbeitnehmer mit riskantem Spielverhalten gibt an, während der Arbeitszeit Computerspiele zu spielen. Bei Erwerbstätigen mit Computerspielsucht sagt das fast jeder Zweite.
    • Etwa jeder zehnte Arbeitnehmer mit riskantem Spielverhalten (9,4 Prozent) war in den letzten drei Monaten nach eigenen Angaben wegen des Computerspielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit. Bei Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht betrifft dies mehr als jeden Dritten (34,1 Prozent).
    • 8,6 Prozent der riskanten Gamer kamen wegen ihres Spielens zu spät zur Arbeit oder machten deshalb früher Feierabend. Bei computerspielsüchtigen Beschäftigten sind es 24,8 Prozent.
    • Bei 0,7 Prozent der Arbeitnehmer mit riskantem Spielverhalten hat das Spielen eine Rolle für eine oder mehrere Krankmeldungen innerhalb des vergangenen Jahres gespielt. Bei süchtigen Beschäftigten sind es 9,7 Prozent.

    Rauchen

    Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report die am stärksten verbreitete Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 22 Prozent der Erwerbstätigen greifen zum Glimmstängel. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Fast jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.

    Derzeit dampfen rund fünf Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland E-Zigarette. Diese Quote ist über alle Altersgruppen hinweg in etwa gleich. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern. Mit 85 Prozent konsumiert die deutliche Mehrheit der Dampfer Liquid mit Nikotin. „Dampfen mit Nikotin oder Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie herkömmliche Zigaretten“, warnt Andreas Storm. „Deshalb brauchen wir endlich ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und E-Zigaretten. Diese Forderung unterstützt auch die Fachgesellschaft der Lungenärzte mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken. Weil E-Zigaretten gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind, dürfen sie nicht vom geplanten Tabakwerbeverbot der Bundesregierung ausgenommen werden.“

    Mit Blick auf die Ergebnisse des Reports bietet die DAK-Gesundheit ab sofort ein neues präventiv ansetzendes Hilfsangebot bei Alkoholproblemen an – und schließt damit eine Versorgungslücke in Deutschland. Bislang fehlen flächendeckende und wirksame Angebote. Versicherte der Krankenkasse können das kostenlose Online-Coaching „Vorvida“ nutzen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren. Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) belegt die Wirksamkeit: Bei den Teilnehmern sank das riskante Trinkverhalten um bis zu 75 Prozent. Die DAK-Gesundheit ist die erste Krankenkasse, die das Programm der Hamburger GAIA AG ihren Versicherten anbietet. Das Online-Coaching „Vorvida“ ist auf Smartphones und Tablets mobil voll nutzbar. Es kann auch über die digitale Gesundheitsplattform „Vivy“ genutzt werden. Alle Daten werden vertraulich behandelt und nicht weitergegeben. Eine Anmeldung ist auf www.vorvida.de/dak möglich.

    Pressestelle der DAK-Gesundheit, 16.04.2019

  • Aktionswoche Alkohol startet zum siebten Mal

    „Kein Alkohol am Arbeitsplatz!“ ist der thematische Schwerpunkt der siebten Auflage der Aktionswoche Alkohol vom 18. bis 26. Mai 2019. Aus gutem Grund: Zehn Prozent der Beschäftigten – von der Aushilfskraft bis zur Geschäftsführung – trinken aus gesundheitlicher Sicht zu viel Alkohol. Deutschland zählt weltweit zu den führenden Nationen, wenn es um den riskanten Konsum von Alkohol geht.

    „Gerade in der Arbeitswelt ist Alkohol schon in geringen Mengen folgenreich. Verminderte Konzentration und Leistung führen zur Gefährdung der Arbeitssicherheit und zu einer Belastung des sozialen Umfelds. Alkohol spielt bei jedem fünften Arbeits- und Wegeunfall eine Rolle und mit zunehmendem Alkoholkonsum fehlen Beschäftigte auch häufiger am Arbeitsplatz“, sagt Christina Rummel, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS).

    „Arbeiten und Alkohol – das passt nicht zusammen!“, betont auch Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung und Schirmherrin der Aktionswoche Alkohol. „Wer schon im Job zur Flasche greift, der braucht Hilfe, und zwar von allen Seiten. Auch die Arbeitgeber sind hier gefragt: Schauen Sie genau hin, fragen Sie nach, kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter! Es darf kein Tabu mehr sein, über Sucht zu sprechen, denn Suchtgefährdung kennt weder Dienstbeginn noch Feierabend!“

    Die Aktionswoche Alkohol findet unter Federführung der DHS alle zwei Jahre statt. Langjährige Partner der Aktionswoche sind die BARMER und die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund). Weitere Kooperationspartner sind unter anderen die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), die Landesstellen für Suchtfragen und regionale Netzwerke der Suchthilfe und der Suchtprävention.

    Die BARMER bietet gezielte Präventions- und Beratungsangebote, um Menschen vor riskantem Alkoholkonsum und anderen Suchtgefährdungen zu schützen. „Leider steigt die Zahl der Menschen, für die Alkohol zu einem ernsten Gesundheitsproblem wird, ungebremst weiter an. In den Jahren von 2014 bis 2017 nahmen die Fälle von behandlungsbedürftigem Alkoholmissbrauch um 3,8 Prozent zu. Rund die Hälfte dieser Fälle entfallen auf Menschen im Alter von 50 bis 69 Jahren. Für alle Betroffenen ist es wichtig, dass Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen Auffälligkeiten offen ansprechen und dazu motivieren, eine Therapie zu machen“, so Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg. Hilfreich seien außerdem Angebote von Selbsthilfegruppen.

    Abhängigkeitserkrankungen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Erwerbsfähigkeit dar. Deswegen bietet die Deutsche Rentenversicherung Betroffenen spezielle Rehabilitationsmaßnahmen an, die ihnen helfen können, sich aus ihrer Sucht zu befreien. Hierdurch wird den Betroffenen die Möglichkeit eröffnet, in ein abstinentes (Arbeits-)Leben zurückzukehren. „Alkoholsucht ist eine schleichende Erkrankung, der meist jahrelanger oder jahrzehntelanger Alkoholmissbrauch zu Grunde liegt. Vor diesem Hintergrund finden wir es wichtig, über Alkohol am Arbeitsplatz zu sprechen und die Forderung ‚Kein Alkohol am Arbeitsplatz‘ zu unterstützen, denn damit kann – neben einer Vielzahl weiterer guter Gründe für einen alkoholfreien Arbeitsplatz – in vielen Fällen verhindert werden, dass Menschen durch ständigen und täglichen Alkoholkonsum in die Abhängigkeit abgleiten“, so Gunnar Friemelt, Leiter des Grundsatzreferates Rehabilitationsrecht der Deutschen Rentenversicherung Bund.

    „Die betriebliche Suchtprävention leistet einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von gesundheitlichen Gefährdungen durch riskanten Suchtmittelgebrauch bei Erwachsenen“, hebt die Arbeitswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wienemann hervor. „Mit Beratungs- und Schulungsangeboten für Führungskräfte und Mitarbeitende, mit vereinbarten Gesprächs- und Interventionsleitfäden“, so die Forscherin, „gibt sie den Betrieben bestens erprobte Instrumente an die Hand, um die Gesundheit zu fördern und die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten.“

    In ganz Deutschland beteiligen sich wieder zahlreiche Fachkräfte und Ehrenamtliche aus den Bereichen Suchthilfe, Suchtprävention und Sucht-Selbsthilfe sowie zahlreiche Firmen und Verwaltungen an der Aktionswoche Alkohol. Insgesamt finden über 1.300 Veranstaltungen statt. Die DHS unterstützt die Veranstalter vor Ort mit vielfältigen Aktionsideen und kostenlosen Aktionsmaterialien. Mitmach-Aktionen, Infoveranstaltungen, Selbsttests, Filme und Vorträge regen dazu an, über den eigenen Umgang mit Alkohol nachzudenken.

    Weitere Informationen:

    www.aktionswoche-alkohol.de
    www.sucht-am-arbeitsplatz.de
    www.dhs.de

    Pressestelle der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), 16.05.2019

  • Ausschreibung

    Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V. (buss) vergibt zum sechsten Mal den „Wolfram-Keup-Förderpreis“ für die beste wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit auf dem Gebiet der Entstehung und Behandlung von Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit oder Verhaltenssucht.

    Aus dem Nachlass des Projektes „Frühwarnsystem zur Erfassung von Veränderungen der Missbrauchsmuster chemischer Substanzen in der Bundesrepublik Deutschland“, das Professor Wolfram Keup initiiert und bis zu seinem Tod am 4. Januar 2007 geleitet hat, wird zur Erinnerung an den Stifter alle zwei Jahre der „Wolfram-Keup-Förderpreis“ öffentlich ausgeschrieben und vergeben.

    Alle Personen und Institutionen, die sich in der wissenschaftlichen Forschung oder der therapeutischen Behandlungspraxis mit dem Thema Sucht beschäftigen, sind aufgefordert, sich mit eigenen Untersuchungen oder Projekten um den Wolfram-Keup-Förderpreis 2020 zu bewerben. Die vorgelegten Arbeiten müssen sich mit der Entstehung oder der Behandlung von Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit oder Verhaltenssucht beschäftigen. Dabei kann es sich um wissenschaftliche Studien handeln, aber auch um die Realisierung von Präventionsmaßnahmen oder die Erprobung von Behandlungskonzepten. Der Förderpreis ist mit einem Preisgeld von 2.000 € ausgestattet.

    Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2019. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des Gemeinsamen Suchtkongresses „Zusammenhalten und zusammen gestalten“ von buss und Fachverband Sucht am 18. Juni 2020 in Münster. Weitere Details finden Sie in den Ausschreibungsunterlagen auf www.suchthilfe.de.

    Kontakt:
    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V.
    Wilhelmshöher Allee 273
    34131 Kassel
    Tel. 0561/77 93 51
    Fax 0561/10 28 83
    buss@suchthilfe.de
    www.suchthilfe.de

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 9. Mai 2019