Kategorie: Kurzmeldungen

  • Personalwechsel in den Suchtverbänden

    Jost Leune und Friederike Neugebauer

    Am 2. Mai 2018 hat Friederike Neugebauer ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin beim Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. aufgenommen. Sie ist knapp ein Jahr älter (*1978) als der fdr+ und von Beruf Diplom-Pädagogin. Bisher hat sie unter anderem von 2010 bis 2015 als Leiterin der Sucht- und Drogenberatungsstellen des Diakonischen Werkes Oderland-Spree und von 2015 bis heute als Koordinatorin des Lotsennetzwerkes Brandenburg gearbeitet. Bei verschiedenen Kooperationsprojekten in der Vergangenheit hat sie gezeigt, dass sie den fdr+ ‚versteht‘ und die erfolgreiche Arbeit des Verbandes nahtlos fortsetzen kann. Der bisherige Geschäftsführer Jost Leune, der seit 1. Januar 1988 im Amt ist und im Laufe von drei Jahrzehnten schon fast zu einem beweglichen Anlagegut wurde, geht am 1. Juli in Rente.

    Corinna Mäder-Linke

    Corinna Mäder-Linke ist seit dem 1. Mai 2018 neue Geschäftsführerin des Gesamtverbands für Suchthilfe e.V. – Fachverband der Diakonie Deutschland. Das Votum des Vorstands fiel einstimmig auf Corinna Mäder-Linke, die seit 2015 als Referentin für Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit beim GVS beschäftigt ist. In dieser Funktion verantwortete sie unter anderem die Überarbeitung und Verhandlung im Prüfverfahren der Curricula der GVS-Weiterbildung Suchttherapie. Die gebürtige Thüringerin ist 44 Jahre alt, verheiratet und hat einen 13-jährigen Sohn. Vor ihrer Tätigkeit beim GVS leitete die Diplom-Sozialpädagogin mit therapeutischer Qualifikation und einem Masterabschluss im Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie 15 Jahre den Fachbereich Suchtkrankenhilfe eines diakonischen Trägers in Mitteldeutschland und begleitete verschiedene Unternehmen als Supervisorin. Corinna Mäder-Linke tritt die Nachfolge von Dr. Theo Wessel an, der aufgrund seines Renteneintritts ausscheidet.

    Dr. Daniela Ruf

    Im Deutschen Caritasverband ist ein Wechsel in der Leitung der Abteilung Soziales und Gesundheit erfolgt. Neue Leiterin der Abteilung ist seit dem 20. März 2018 Renate Walter-Hamann, die bisher das Fachreferat Gesundheit, Rehabilitation, Sucht im DCV geleitet hat. Renate Walter-Hamann war viele Jahre in Verbindung mit ihrer bisherigen Funktion Vorstandsmitglied der DHS und persönliches Mitglied im buss. Die frei gewordene Stelle der Referatsleitung hat zum 15. April 2018 Dr. Daniela Ruf übernommen, die als Expertin in der ‚Suchtszene‘ bekannt ist und auch zuvor in diesem Referat gearbeitet hat.

    Pressemitteilungen von fdr+, GVS und Caritas Suchthilfe, Mai 2018

  • Neues Projekt der HLS: webcare+

    Das Netz und digitale Medien sind fester Bestandteil des Alltags geworden. Doch ab wann ist viel Zeit im Internet zu viel? Ab wann wird das Smartphone, das Tablet oder der Laptop als Zugang zur digitalen Welt zum Problem? Die fortschreitende Digitalisierung unserer Lebenswelt bietet viele Chancen – bringt aber auch Risiken mit sich. In der Gesellschaft existiert ein gesteigerter Bedarf an einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Nutzung digitaler Medien, an Reflexion und Denkanstößen.

    Mit dem neuen Projekt webcare+ bietet die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) eine Informationsplattform, die dem Selbsthilfegedanken verpflichtet ist. Das Portal lädt dazu ein, sich über das Spannungsfeld aus Möglichkeiten und Grenzen digitaler Medien zu informieren und auszutauschen und somit die individuelle Kompetenz zu stärken, das eigene Nutzungsverhalten in Bezug auf digitale Medien frühzeitig zu reflektieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Digitales mit Mehrwert genutzt werden kann, ohne Analoges aus dem Blickfeld zu verlieren. Die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen unterstützt das Projekt im Rahmen der Selbsthilfeförderung.

    Im Zentrum der Plattform steht ein Online-Magazin mit aktuellen Blog-Artikeln zu den Themen Computerspiele, Soziale Medien, Smartphones, Selbsthilfe und weiteren virtuellen Welten. webcare+ bietet aber noch mehr: Hinweise auf bundesweite Veranstaltungen zum Thema, einen interaktiven FAQ-Bereich, eine Wissensdatenbank sowie Zahlen auf einen Blick.

    Menschen, die von einem problematischen Nutzungsverhalten bezüglich digitaler Medien betroffen sind, und deren Angehörige können sich auf webcare+ zu den Themen exzessiver Mediengebrauch, Medienabhängigkeit und Selbsthilfe informieren. Ein „Hilfeangebote-Finder“ bietet Unterstützung bei der Suche nach Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Therapieangebote in ihrer Nähe.

    Das Informationsportal ist unter https://webcare.plus zu erreichen. Interessierte können webcare+ auf Twitter, Facebook, Instagram und Google+ folgen.

    Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS), 21.03.2018

  • ‚Trainerwechsel‘ beim buss

    Persönliche Verabschiedung: Prof. Dr. Andreas Koch mit der buss-Vorsitzenden Dr. Wibke Voigt (Mitte) und den beiden stellvertretenden Vorsitzenden, Gotthard Lehner (o.) und Dr. Bernd Wessel (u.)

    Am 21. und 22. März veranstaltete der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) in Berlin unter dem Titel Suchtarbeit 4.0“ seine 104. Wissenschaftliche Jahrestagung. Aber der heimliche Höhepunkt fand bereits vor der Tagung statt. In der Mitgliederversammlung am 20. März wurde der bisherige Geschäftsführer verabschiedet und der Nachfolger vorgestellt.

    Seit 2005 hat Prof. Dr. Andreas Koch in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle in Kassel und dem Vorstand den buss zu einer leistungsfähigen Dienstleistungsorganisation weiterentwickelt, die die Mitglieder in allen fachlichen und organisatorischen Fragen unterstützt. In dieser Zeit ist ein moderner Verband entstanden, der sich aber auch seiner langen Tradition seit der Gründung im Jahr 1903 bewusst ist. Innerhalb der Sucht- und Reha-Landschaft sowie gegenüber den Leistungsträgern genießt der buss heute ein hohes Ansehen.

    Konsequent setzte sich Prof. Koch für die Interessen ‚seiner‘ Mitglieder sowie für Weiterentwicklungen im Versorgungssystem ein. Hervorzuheben sind die vielen individuellen Beratungen und Kontakte mit Einrichtungen, Leistungsträgern und Partnerverbänden. In zahlreichen Gremien und Projekten brachte Prof. Koch seine Kommunikations- und Konsensfähigkeit und seine ausgeprägte Zielorientierung gewinnbringend für die Sache und für die Beteiligten ein. 2014 hat er das Online-Magazin KONTUREN (dev.konturen.de/) auf Initiative des damaligen Vorsitzenden Dr. Martin Beutel mitkonzipiert und in den folgenden Jahren als Mitherausgeber maßgeblich vorangebracht. Außerdem war Prof. Koch als Vorstandsmitglied in der deQus (Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie) für die Weiterentwicklung dieses wichtigen Unterstützungsangebotes für die Mitglieder mit verantwortlich.

    Bei der Mitgliederversammlung verabschiedeten sich die Vorstandsmitglieder von buss und deQus einzeln von Prof. Koch und erzählten jeweils eine ganz persönliche Geschichte, die sie mit ihm verbinden. So entstand ein vielfältiges Bild wesentlicher Themen und Aufgaben aus fast 13 Jahren Verbandsarbeit.

    Zum Abschluss ergriff Prof. Koch selbst das Wort. Noch nie habe er mit so vielen freundlichen und engagierten Menschen zusammengearbeitet. Die enorme Komplexität der Verbandsarbeit und die vielfältigen Kooperationsbeziehungen haben ihm außerordentlich viel Spaß gemacht. Und obwohl er es bislang mit den ‚Toten Hosen‘ gehalten hat (‚Ich würde nie zum FC Bayern gehen!‘) zieht es ihn nun in den Süden. Gemeinsam mit seiner Frau möchte er nochmal etwas ganz Neues ausprobieren. So wird er ab September 2018 bei den Ordenswerken des Deutschen Ordens die Verantwortung für den Geschäftsbereich Jugend- und Suchthilfe übernehmen und sich in München niederlassen.

    Mit großer Spannung wurde natürlich auch die Vorstellung des neuen Geschäftsführers erwartet. Dem Vorstand ist es gelungen, im Rahmen einer Ausschreibung viele Bewerberinnen und Bewerber für die Arbeit beim buss zu interessieren und zeitnah eine einstimmige Entscheidung zu treffen. Gero Skowronek passt mit seiner offenen Persönlichkeit sehr gut zum buss und übernimmt ab Juni 2018 die Aufgaben des Geschäftsführers. Er war zuletzt als Geschäftsführer der Paracelsus-Kliniken Deutschland tätig und hat davor als Leiter Personal und Recht beim Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf gGmbH auch den Wohlfahrtsbereich kennengelernt. Zudem konnte er in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt Düsseldorf viele Erfahrungen in der Netzwerkarbeit sammeln. Herr Skowronek ist verheiratet und hat zwei Kinder (eine Tochter und einen Sohn). In der Mitgliederversammlung und beim anschließenden Abendessen konnten die buss-Mitglieder ihren neuen Geschäftsführer persönlich kennenlernen.

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 09.05.2018

  • Kaum Heroin in Heroin

    Nachgewiesene Streckmittel und Begleitstoffe. Quelle: Substanzmonitoring in Konsumräumen – Analysenergebnisse der Untersuchungen des Jahres 2017, Universitätsklinikum Freiburg

    Was ist eigentlich in illegalen Drogen enthalten? Das wollte die Stadt Frankfurt wissen und hat Proben aus drei Drogenkonsumräumen untersuchen lassen. Vor allem der Wirkstoffgehalt von Heroin war deutlich geringer als erwartet.

    Von der Herstellung bis zum Konsum gehen illegale Drogen wie Heroin und Kokain durch viele Hände. Händler strecken die Drogen, um ihre Gewinnspanne zu erhöhen. Was letztlich bei Konsumierenden ankommt, das wollte die Stadt Frankfurt genauer wissen und ließ erstmals Rückstände aus Drogenverpackungen und Spritzen analysieren. Gesundheitsdezernent Stefan Majer erklärt: „Der Handel und Konsum von illegalen Drogen stellt nach wie vor ein großes Dunkelfeld dar. Niemand kann sagen, was genau er oder sie gerade konsumiert.“

    Die Proben stammen aus Drogenkonsumräumen, in denen sich Abhängige ihre Drogen unter hygienischen Bedingungen spritzen können und schnell Hilfe bekommen, falls ein Notfall eintritt. Mehr als 400 Heroin- und Kokainproben wurden an das Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg geschickt und unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Auwärter analysiert. Bei der Analyse von Heroinproben zeigte sich ein auffälliges Ergebnis: Der durchschnittliche Reinheitsgehalt betrug nur neun Prozent. Sicherstellungen von Heroin in der Europäischen Union legen jedoch Reinheitsgehalte von etwa 19 Prozent auf der untersten Handelsebene nahe.

    Heroin, das in Frankfurt von Konsumierenden erworben wird, enthält somit überwiegend andere Substanzen. Darunter sind Begleitstoffe, die bei der Herstellung der Droge entstehen, und Streckmittel, die von Händlern zwecks Gewinnmaximierung hinzugefügt werden. Häufige Streckmittel in Heroin waren Paracetamol und Coffein. Das scheinbar harmlose Schmerzmittel Paracetamol kann gefährlich sein, weil es bei Überdosierungen schwere Leber- und Nierenschäden verursachen kann. Aufhorchen ließ, dass an zwei Verpackungen Spuren des synthetischen Opioids Fentanyl gefunden wurden. Regina Ernst, Leiterin des Frankfurter Drogenreferats, betont: „Fentanyl spielte 2017 bei mindestens drei Frankfurter Drogentoten eine Rolle.“ Fentanyl wird als besonders gefährlich eingestuft, weil es etwa 100-mal stärker wirkt als Heroin und die Gefahr einer lebensbedrohlichen Überdosierung besonders hoch ist.

    Das Problem der Dosierung kann auch auftreten, wenn Straßenheroin ausnahmsweise mal einen höheren Wirkstoffgehalt als üblich aufweist. So schwankte der Heroingehalt der analysierten Proben zwischen einem und 58 Prozent. Gifte wie Strychnin wurden hingegen nicht in den untersuchten Heroinproben gefunden.

    Der Reinheitsgehalt von Kokain lag hingegen mit durchschnittlich über 70 Prozent etwa auf dem Niveau, das auch in anderen europäischen Ländern beobachtet wird. Ein häufiges Streckmittel war das Medikament Levamisol, das normalerweise gegen Darmparasiten in der Tiermedizin eingesetzt wird. Der Konsum von mit Levamisol verschnittenem Kokain kann eine lebensgefährliche Bluterkrankung verursachen und die Gefäße schädigen, was zum Absterben von Gewebe führt.

    Auwärter und sein Team schreiben in der Zusammenfassung ihrer Ergebnisse, dass sie entgegen den Erwartungen von Konsumierenden in keiner Kokainprobe Amphetamine wie Crystal Meth oder neue synthetische Drogen wie Badesalz gefunden haben.

    Weitere Informationen:

    Quelle: www.drugcom.de, 20.04.2018

  • Wolfram-Keup-Förderpreis 2018 verliehen

    Preisträgerin Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann (Mitte) mit Dr. Wibke Voigt, Vorsitzende des buss, und Dr. Bernd Wessel, stellvertretender Vorsitzender

    Wirken computergenerierte Rückmeldebriefe besser als persönliche Beratungsgespräche? In ihrer Studie „How alcohol use problem severity affects the outcome of brief intervention delivered in-person versus through computer-generated feedback letters“ untersuchten Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann (Medizinische Fakultät TU Dresden/Universitätsmedizin Greifswald) und ihre Forschergruppe, ob Personen mit unterschiedlicher Alkoholproblemschwere unterschiedlich von persönlichen Beratungen und ressourcensparenden computergenerierten individualisierten Rückmeldebriefen profitieren. Für diese Arbeit wurden sie mit dem Wolfram-Keup-Förderpreis 2018 ausgezeichnet. Der Preis wurde bei der Eröffnung der 104. Wissenschaftlichen Jahrestagung des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) im März in Berlin verliehen. In diesem Rahmen stellte Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann ihre Studie in kurzen Zügen vor:

    Allgemeinkrankenhauspatientinnen und -patienten im Alter von 18 bis 64 Jahren mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum (n = 961) wurden zufällig einer von drei Studienbedingungen zugeordnet:
    a) persönliche Kurzberatung,
    b) computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe oder
    c) keine Intervention (Kontrollgruppe).

    Beide Interventionen wurden direkt auf der Station sowie einen und drei Monate später übermittelt. Ergebnismaß war die Veränderung im Alkoholkonsum pro Tag nach sechs, zwölf, 18 und 24 Monaten. Der Wert des Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT-Wert) wurde als Moderator der Interventionswirksamkeit untersucht.

    Es konnte festgestellt werden, dass Personen mit einem AUDIT-Wert von 8 oder weniger, die computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe erhielten, ihren Alkoholkonsum signifikant stärker reduzierten als Personen in der Kontrollgruppe (p < 0,05). Persönliche Beratungen waren bei Personen mit höherem Alkoholkonsum tendenziell wirksamer als keine Intervention, der Unterschied war allerdings nicht statistisch signifikant. Personen mit einem AUDIT-Wert zwischen 7 und 8, die Rückmeldebriefe erhielten, reduzierten ihren Alkoholkonsum nach sechs, zwölf und 18 Monaten signifikant stärker als Personen, die persönliche Beratungen erhielten (ps < 0,05). Kostengünstige computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe können also bei Personen mit einer niedrigen Alkoholproblemschwere einer persönlichen Beratung überlegen sein. Personen mit höherer Problemschwere benötigen eher ein intensiveres Beratungsangebot. Eine Zusammenfassung der Studie auf Deutsch steht auf der Website des buss zum Download bereit.

    Der Wolfram-Keup-Förderpreis wird alle zwei Jahre vom Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) für eine wegweisende wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit aus der Suchthilfe vergeben und ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro ausgestattet. Er wurde dieses Jahr zum fünften Mal verliehen. Informationen über den Preis, die bisherigen Preisträger/innen und die prämierten Arbeiten finden sich auf der Website des buss (www.suchthilfe.de > Verband > Förderpreis).

    Zur Jury des Wolfram-Keup-Förderpreises 2018 gehörten Dr. Wibke Voigt, Vorstandsvorsitzende des buss, die Vorstandsmitglieder Hans-Joachim Abstein, Ulrike Dickenhorst und Thomas Hempel sowie folgende externe Gutachterinnen:

    • Dr. Ursula Havemann-Reinecke, Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen, Vorstandsmitglied der DHS
    • Dr. Dunja Hinze-Selch, Chefärztin, Fachkliniken St. Marien – St. Vitus GmbH, Neuenkirchen
    • Doris Sarrazin, ehem. Referatsleiterin der LWL-Koordinationsstelle Sucht, Münster

    Der nächste Wolfram-Keup-Förderpreis wird 2020 verliehen. Die Ausschreibung hierfür wird im April 2019 bekannt gegeben.

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 03.05.2018

  • Neuer Katamnese-Fragebogen

    Mit der aktuellen Version des Deutschen Kerndatensatzes (KDS 3.0), der für die Basisdokumentation schon seit Januar 2017 eingesetzt wird, haben sich auch einige Regelungen für die Katamnese geändert. Deshalb haben der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), der Fachverband Sucht (FVS), der Deutsche Caritasverband (DCV) und der Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe (GVS) einen neuen Katamnese-Fragebogen entwickelt, der ab 2018 verbandsübergreifend bundesweit eingesetzt wird. Einige Items im Katamnese-Fragebogen wurden gegenüber der alten Version verändert, insbesondere wurde ein Modul für die stoffungebundenen Suchtformen ergänzt. Neu ist auch, dass Konsumveränderungen bei nicht durchgehender Abstinenz abgefragt werden.

    Das Ziel eines flächendeckenden Einsatzes des neuen Katamnese-Fragebogens hat dazu geführt, dass die Abstimmung und Fertigstellung etwas länger gedauert hat. Es bleibt den einzelnen Einrichtungen überlassen, ob sie die Befragung der Patientinnen und Patienten, die schon im Januar/Februar 2018 hätte erfolgen sollen, nun mit einer Verzögerung nachholen. Auf keinen Fall sollte jedoch der alte Katamnese-Fragebogen eingesetzt werden, weil dessen Item-Struktur nicht mehr mit der Erfassung nach KDS 3.0 zusammenpasst. Den neuen Katamnese-Fragebogen stellen die Suchtverbände nun allen interessierten Einrichtungen in Deutschland in mehreren technischen Varianten zur Verfügung. Außerdem kann der Fragebogen als Printversion bestellt werden.

    1. Der Fragebogen kann in der neutralen einheitlichen Form eingesetzt werden, er liegt als PDF-Dokument vor.
    2. Der Fragebogen kann individuell für jede Einrichtung angepasst werden. Dazu liegen schreibgeschützte Word-Dateien vor (als .DOC und .DOCX), in die rechts oben auf der ersten Seite die Word-Bild-Marke der Einrichtung einfügt werden kann, um das Dokument dann auszudrucken und zu vervielfältigen (siehe Beispieldatei). Dabei ist zu beachten, dass diese Dateien in der Bildschirmansicht unscharf aussehen können. Das liegt am Schreibschutz, bei Druck oder im PDF-Format ist alles in der gewohnten Qualität zu sehen.
    3. Man kann auch mit der Agentur, die den Bogen erstellt hat, Kontakt aufnehmen und nach Zusendung der Word-Bild-Marke der Einrichtung den individuellen Bogen als PDF-Dokument oder als gedrucktes Exemplar (kostenpflichtig) bestellen. Dazu liegt ein Bestellformular vor.

    Das Vorgehen bei der Katamnesebefragung (Anschreiben, Erinnerung etc.) verändert sich erstmal nicht. Als weitere wichtige Aufgabe bleibt den Verbänden, gemeinsam mit den Einrichtungen die Abläufe zu optimieren und Ideen für weitere Formen der Erhebung zu entwickeln. Ein entsprechender Leitfaden zur Katamneseerhebung wird demnächst entwickelt.

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 26.04.2018

  • Pathologischer Medien- und Internetgebrauch

    Digitale Medien dienen der Kommunikation, der Recherche, der Information, der Kontaktpflege und der Unterhaltung. Sie sind permanente Begleiter in Arbeit und Freizeit. Darüber hinaus können sie Kreativität und Fantasie anregen und Spannung erzeugen. Nutzer/innen können Spaß haben und (positive) Feedbacks einholen.

    Digitale Medien bieten einerseits zahlreiche Vorteile und Chancen, andererseits aber auch Risiken. Diese Risiken können körperliche, psychische und soziale Bereiche betreffen und im schlimmsten Falle pathologische Ausmaße annehmen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 ist etwa ein Prozent der 14- bis 65-Jährigen in Deutschland internetabhängig, was einer Zahl von 560.000 Personen entspricht.

    Digitale Medien sind aber nicht per se abhängigkeitsfördernd. Daher ist es sinnvoll, das Thema von den Schnittstellenbereichen der Pädagogik, des Jugendschutzes und der Suchtprävention und -hilfe aus zu betrachten. Das hat der Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr+) in der neuesten Ausgabe der Reihe fdr+fakten getan. Die Broschüre „Pathologischer Medien- und Internetgebrauch“ kann auf der Website des fdr+ heruntergeladen werden.

    Quelle: Website des fdr+, 19.04.2018

  • Drogen- und Suchtpolitik

    Marlene Mortler

    Das Bundeskabinett hat am 11. April dem Vorschlag des Bundesministers für Gesundheit Jens Spahn zugestimmt, die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler für eine weitere Legislaturperiode zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung zu berufen. Mortler wird somit auch in der 19. Legislaturperiode als Beauftragte der Bundesregierung die Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung koordinieren und in der Öffentlichkeit vertreten.

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Mit Marlene Mortler als Drogenbeauftragte setzen wir auf Kompetenz und Erfahrung. Sie hat bereits in den vergangenen vier Jahren wichtige Impulse für die Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland gegeben und ist insbesondere mit viel Engagement zum Schutz junger Menschen bei der Sache. Ich freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit.“

    „Ich freue mich sehr, diese verantwortungsvolle und herausfordernde Tätigkeit auch weiterhin wahrnehmen zu dürfen“, so die Drogenbeauftragte Marlene Mortler. „Gemeinsam mit dem neuen Gesundheitsminister Jens Spahn werde ich mich auch in Zukunft für die Gesundheit der Menschen stark machen. Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit, über die wir reden müssen – bestenfalls mit den suchtkranken Menschen und nicht nur über sie! Dabei müssen wir uns auch um die betroffenen Kinder aus suchtbelasteten Familien und die Stärkung der kommunalen Suchthilfe kümmern.“

    Pressestelle der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 11.04.2018

  • Video zum Umgang mit Alkohol

    In Deutschland wird Alkohol zu vielen Anlässen getrunken, er ist leicht zugänglich und wird meist mit Genuss und Entspannung verbunden. Zu viel Alkohol kann aber negative Folgen haben und der Gesundheit schaden. Das nun erschienene Video zeigt, wann Alkohol vom Genuss zum Risiko wird, welche Auswirkungen ein zu hoher Alkoholkonsum haben kann und in welchen Situationen komplett auf Alkohol verzichtet werden sollte. Es beschreibt zudem Anzeichen, die auf eine Alkoholabhängigkeit hinweisen können, und zeigt Hilfemöglichkeiten auf. Am Ende des Videos werden Links zu Hilfeangeboten eingeblendet.

    Das frei verfügbare zweiminütige Video wurde von der Darmstädter Video-Agentur VideoBoost produziert und ist in sieben Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Russisch, Arabisch und Farsi) jeweils mit Untertiteln verfügbar. Hier werden kurz und leicht verständlich Informationen zum Thema Alkohol vermittelt. Das Video ist in vielen unterschiedlichen Kontexten nutzbar. Es kann kostenlos geteilt oder in Webseiten eingebunden werden (verfügbar unter www.caritas.de/alkohol). Unter www.caritas.de/6F6X4 finden sich alle Videos samt Einbettcodes in der Übersicht.

    Die Entwicklung der Videos wurde federführend von Katharina Scholz im Rahmen des Projekts „Flüchtlinge beraten, begleiten, beheimaten“ beim Deutschen Caritasverband e.V. betreut. Als aktuelle Ansprechpartnerin steht Dr. Daniela Ruf (Daniela.Ruf@caritas.de) zur Verfügung, die ebenfalls von Beginn an in die Entwicklung der Videos eingebunden war.

    Deutscher Caritasverband, 12.04.2018

  • Risikoarmer Alkoholkonsum

    Ein regelmäßiger Konsum von mehr als 100 Gramm Alkohol pro Woche verkürzt das Leben erheblich, wie ein internationales Forscherkonsortium in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht. Wer dauerhaft mehr als zwei Liter Bier oder eine Flasche Wein pro Woche konsumiert, riskiert mehr Schlaganfälle, tödliche Aneurysmen und Herzversagen sowie eine insgesamt höhere Gesamtsterblichkeit.

    In der Untersuchung verglichen die Wissenschaftler unter der Leitung von Angela M. Wood und John Danesh, Universität Cambridge, die Trinkgewohnheiten von 600.000 Menschen aus 19 Ländern weltweit. An dem Projekt beteiligt waren auch Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Daten stammten aus 83 prospektiven Studien, die zwischen 1964 und 2014 Teilnehmer eingeschlossen haben. Bei der Auswertung wurden Alter, Tabakkonsum, Bildungsniveau und Beruf berücksichtigt.

    Die Grenze, oberhalb derer die Gesamtsterblichkeit deutlich anstieg, lag bei 100 Gramm Reinalkohol pro Woche. Das entspricht in etwa zwei Litern Bier oder knapp einer 0,75-Liter-Flasche Weißwein. Mit steigendem Alkoholkonsum steigt das Sterblichkeitsrisiko: Ein Alkoholkonsum von mehr als 200 Gramm pro Woche verkürzt die Lebenserwartung um ein bis zwei Jahre, ein Konsum von über 350 Gramm pro Woche sogar um bis zu fünf Jahre. Überraschenderweise fanden die Wissenschaftler keine nennenswerten Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der alkoholbedingten Sterblichkeit.

    Mit höherem Alkoholkonsum stieg das Risiko für Schlaganfälle, tödliche Aneurysmen und Herzversagen, tödlichen Bluthochdruck und außerdem die Gesamtsterblichkeit. Die Forscher beobachteten allerdings auch in dieser Studie das bekannte Phänomen, dass bei moderatem Alkoholkonsum weniger Herzinfarkte auftraten. Doch insgesamt stellen die Ergebnisse die weitverbreitete Annahme in Frage, dass sich moderates Trinken günstig auf die Sterberate an Herz-Kreislauferkrankungen auswirkt.

    „Derzeit variieren die Empfehlungen zum gesundheitlich risikoarmen Alkoholkonsum innerhalb der westlichen Länder erheblich“, sagt Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Sinnvoll wäre es, hier weltweit eine Vereinheitlichung anzustreben. Die aktuelle Studie schafft eine gute Grundlage dafür.“

    Derzeit definiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als gesundheitlich unbedenkliche Obergrenze eine Höchstmenge von 140 Gramm pro Woche für Männer und 70 Gramm für Frauen. In den USA dagegen gelten 196 Gramm pro Woche als Obergrenze, die Briten wiederum raten Männern wie Frauen, wöchentlich nicht mehr als 140 G Alkohol zu sich zu nehmen.

    Ein verbreitetes Missverständnis möchte Rudolf Kaaks ausräumen: „Die Obergrenze ist kein Ziel, das man mit seinem Trinkverhalten anpeilen sollte. Sie darf keinesfalls als Empfehlung missverstanden werden, wöchentlich diese Alkoholmenge zu konsumieren.“

    Bibliographische Angaben:
    Angela M Wood et al: Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data on 599,912 current drinkers in 83 prospective studies. The Lancet 2018
    DOI: 10.1016/S0140-6736(18)30134-X

    Pressestelle des Deutschen Krebsforschungszentrums, 13.04.2018