Kategorie: Kurzmeldungen

  • Rauchen und Antibiotikaresistenzen

    Antibiotikaresistenzen sind weltweit ein großes Problem: Sie führen dazu, dass lebenswichtige Medikamente nicht mehr wirken. Eine Studie unter Federführung von Forscherinnen und Forschern am Institut für Hydrobiologie der Technischen Universität Dresden (TUD) zeigt, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch und -abfällen das Wachstum und die Verbreitung resistenter Keime in der Umwelt fördern können. Die Ergebnisse der interdisziplinären und internationalen Forschungsgruppe belegen zudem, dass Rauchen die Verbreitung resistenter Bakterien in der Lunge verstärkt. Die Studie erscheint im Journal „Environmental Health Perspectives“.

    Jedes Jahr sterben weltweit Millionen Menschen an den direkten Folgen des Rauchens. Die Studie der Dresdner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Dresden und Heidelberg sowie der Tsinghua University in China entstand, zeigt nun, dass Rauchen auch indirekt zur Gesundheitsgefahr wird, wenn Schadstoffe aus Zigarettenrauch und Zigarettenstummeln in die Umwelt gelangen.

    „Zigarettenfilter enthalten viele der giftigen Substanzen aus dem Zigarettenrauch“, erläutert Dr. Uli Klümper vom Institut für Hydrobiologie an der TUD. „Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass diese Filter, wenn sie in Gewässern landen, vermehrt von potenziell krankheitserregenden Keimen und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen besiedelt werden, da diese besonders gut an die widrigen Bedingungen auf den Filtern angepasst sind.“

    Die mit resistenten und pathogenen Bakterien kolonisierten Zigarettenstummel können anschließend in Flüsse, andere Gewässer oder an Strände transportiert werden, was zur Ausbreitung von gefährlichen Bakterien beitrage. „Dies unterstreicht die Notwendigkeit strengerer Maßnahmen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln und verdeutlicht eine weitere versteckte Gesundheitsgefahr durch das Rauchen“, bekräftigt Klümper.

    Rauchen verstärkt die Verbreitung resistenter Bakterien in der Lunge

    Auch für Raucherinnen und Raucher bescheinigen die Studienergebnisse Auswirkungen: Menschen, die rauchen, könnten eine schnellere Verbreitung von resistenten Keimen in ihrer eigenen Lunge begünstigen, was bei zukünftigen Lungeninfektionen eine geringere Wirksamkeit von verabreichten Antibiotika zur Folge hat.

    Verschiedene Bakterienarten können Resistenzgene über sogenannte Plasmide – kleine DNA-Moleküle, die Bakterien untereinander weitergeben – austauschen. Dies sorgt dafür, dass bisher mit Antibiotika behandelbare Bakterien Resistenzen gegen diese Antibiotika erwerben und nicht mehr behandelbar sind.

    „In unseren Experimenten mit künstlichem Lungenmedium konnte gezeigt werden, dass die giftigen Stoffe, die sich durch Zigarettenrauch in der Lungenflüssigkeit anreichern, eine Stressreaktion der Bakterien auslösen, welche unter anderem die Frequenz der Weitergabe von Resistenzgenen durch Plasmide zwischen Bakterien mehr als verdoppelt“, erläutern die Forscher.

    Originalpublikation:
    Effects of cigarette-derived compounds on the spread of antimicrobial resistance in artificial human lung sputum medium, simulated environmental media and wastewater. Erstautoren: Dr. Peiju Fang & M.Sc. Diala Konyali.
    http://doi.org/10.1289/EHP14704

    Pressestelle der Technischen Universität Dresden, 4.3.2025

  • Erste AWMF-Leitlinie zu Internetnutzungsstörungen veröffentlicht

    Der Fachverband Medienabhängigkeit e. V. informiert über die Veröffentlichung der S1-Leitlinie Diagnostik und Therapie von Internetnutzungsstörungen (Registernummer 076 – 011):

    „Mit großer Freude dürfen wir Ihnen und euch mitteilen, dass erstmals eine AWMF-Leitlinie zu unserem Thema erarbeitet und nun auch offiziell veröffentlicht wurde. Sie trägt den Titel ‚Diagnostik und Behandlung von Internetnutzungsstörungen‘.

    Der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. ist stolz darauf, die Ausarbeitung und Veröffentlichung dieser Leitlinie von Beginn an mitgestaltet zu haben. Die Leitlinie wurde federführend von der DG-Sucht (Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.) koordiniert, es haben einige weitere Fachgesellschaften an der Entwicklung mitgewirkt. Zahlreiche Expertinnen und Experten bzw. Mitglieder des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. waren über die vergangenen drei Jahre ehrenamtlich in den einzelnen Arbeitsgruppen beteiligt, welche sich mit den folgenden Aspekten von Internetsucht befasst haben, die sich nun in der Leitlinie wiederfinden:

    • Behandlung von Internetsucht allgemein
    • Behandlung der Computerspielsucht
    • Behandlung der Online-Pornografiesucht
    • Behandlung der Online-Kaufsucht
    • Behandlung der suchtartigen Nutzung von Sozialen Netzwerkseiten
    • Standards zur Diagnostik von verschiedenen Internetsuchtformen
    • Frühintervention bei Internetsucht

    Die komplette Leitlinie steht als Download auf der Homepage der AWMF zur Verfügung. Darüber hinaus wird ein Artikel mit einem Überblick zu den oben genannten Teilaspekten in einem Sonderheft der Zeitschrift SUCHT ab März 2025 erscheinen.

    Aus der Sicht des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. stellt die Leitlinie einen extrem wichtigen Meilenstein für das Themenspektrum Internetsucht dar und ist sowohl für die Praxis als auch für die Betroffenen der nächste Schritt zu einer umfassenderen Versorgung. Dennoch ist damit noch kein Endpunkt erreicht. Denn es handelt sich zum aktuellen Zeitpunkt um eine S1-Leitlinie, das bedeutet, sie wurde aus den grundlegenden ersten Erfahrungen und Erkenntnissen einer Expert:innengruppe zusammengestellt. Angestrebt wird die Erarbeitung einer S3-Leitlinie, hier werden wir dann auf bestätigte und gesicherte Studien und Diagnostikerfahrungen zurückgreifen können. Auch das Thema der Primärprävention findet sich derzeit nicht als eigenständiges Kapitel in der Leitlinie. Hier gilt es in der Zukunft also, weiterhin am Ball zu bleiben und Arbeit zu investieren. Der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. wird sich mit unverändertem Enthusiasmus weiterhin engagieren.“

    Information des Fachverbands Medienabhängigkeit e. V., 27.2.2025

  • Hirnströme zeigen Wirkung von Videos zur Alkoholprävention

    Studentin mit kabelloser EEG-Haube probiert klassisches EEG-Experiment (Oddball) aus. ©Karl-Philipp M. Flösch

    Um die Effektivität öffentlicher Videokampagnen gegen riskanten Alkoholkonsum zu bewerten, untersuchten Psycholog:innen des Konstanzer Exzellenzclusters „Kollektives Verhalten“ die Synchronisierung der Hirnaktivitäten von Zuschauergruppen mittels EEG-Messungen. In einer aktuellen Studie zeigen sie neue Wege auf, die Methode aus dem Labor in die reale Anwendung im öffentlichen Gesundheitsbereich zu bringen.

    Breit gestreute Gesundheitskampagnen, beispielsweise gegen Drogenmissbrauch oder zum Infektionsschutz während der Corona-Pandemie, sind ein wichtiges Instrument der Öffentlichen Gesundheitspflege (Public Health) und damit zum Schutz der Bevölkerung. Erst im Oktober 2024 startete beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter dem Motto „Neudefinition von Alkohol“ eine europaweite Kampagne zur Aufklärung der europäischen Bürger:innen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Alkoholkonsum. Laut WHO ist Alkohol aktuell für ein Elftel aller Todesfälle in der Europäischen Region direkt verantwortlich.

    Doch nicht alle Gesundheitskampagnen zeigen die gewünschte Wirkung. Es wäre daher erstrebenswert, schon bei der Kampagnenentwicklung ein objektives Maß für die Effizienz gesundheitsrelevanter Botschaften zu haben. Psycholog:innen des Konstanzer Exzellenzclusters „Kollektives Verhalten“ um Harald Schupp und Britta Renner messen hierfür in ihren Studien die Hirnaktivität von Zuschauer:innen, denen reale Präventionsvideos gegen riskanten Alkoholkonsum vorgespielt werden.

    Bereits in der Vergangenheit konnten sie in Laborexperimenten mittels aufwändiger bildgebender Verfahren – wie funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) oder Elektroenzephalografie (EEG) – zeigen: Bei besonders wirksamen Botschaften kommt es zu einer starken Synchronisation der Hirnaktivität der Zuschauer*innen. Die Aktivität verändert sich also beim Schauen des Videos bei allen Proband:innen auf ähnliche Weise, insbesondere in den Hirnregionen, die mit Prozessen höherer Ordnung wie Aufmerksamkeit, Emotionen und persönlicher Relevanz verbunden sind.

    Vom Labor in die reale Anwendung

    In einer aktuellen Studie nutzten die Konstanzer Forschenden nun erstmals einfachere, tragbare EEGs, welche die Messungen kabellos übertragen. Sie beobachteten die Hirnströme der Zuschauer:innen damit in einem normalen Seminarraum – also außerhalb eines aufwändig abgeschirmten Labors – und bei einer ganzen Gruppe von Zuschauer:innen gleichzeitig. Sie konnten zeigen, dass die Synchronisierung der Hirnströme bei besonders effektiven Videobotschaften gegen riskanten Alkoholkonsum auch unter diesen „Realbedingungen“ und mit dem vereinfachten, kostengünstigeren technischen Aufwand messbar ist.

    „Das ist ein wichtiger Schritt, um die Methode näher an die praktische Anwendung im öffentlichen Gesundheitsbereich zu bringen. EEG-Studien in kleinen ‚neuronalen‘ Fokusgruppen könnten in Zukunft außerhalb von Universitätslaboren bei der evidenzbasierten Entwicklung und Auswahl von Kampagnenmaterial helfen, um eine bessere Wirkung von Gesundheitskampagnen zu gewährleisten“, sagt Schupp.

    Pressestelle der Universität Konstanz, 6.2.2025

  • Warnmeldung: Verbreitung hochpotenter synthetischer Opioide

    Das News-Projekt informiert über eine Warnmeldung der Bayerischen Akademie zu Sucht- und Gesundheitsfragen BAS zu Todes- und Intoxikationsfällen mit wahrscheinlicher Beteiligung von synthetischen Opioiden in Bayern. Zu der unten abgebildeten Warnmeldung merkt das News-Projekt an:

    Bitte beachten Sie, dass bisher nur ein Teil dieser Fälle toxikologisch bestätigt ist (im Dokument fett gedruckt). Wir haben uns dennoch und trotz der bisherigen Beschränkung der Meldungen auf Bayern für die Weiterleitung entschieden, da unwahrscheinlich ist, dass nur bayerische Konsumierende die Substanzen über Online-Shops beziehen.

    Wir möchten noch einmal unterstreichen, dass bei einer Intoxikation mit hochpotenten synthetischen Opioiden häufig mehrere Gaben von Naloxon notwendig sind, um die Überdosierung aufzuheben.

    Basierend auf den bereits aus Bremen gemeldeten Fällen von mit Nitazenen versetztem Heroin scheint außerdem für Drogenkonsumräume angeraten, Konsumierende darum zu bitten, nach Konsum mind. 15 Minuten auf dem Gelände zu bleiben. In Bremen setzten die bis zur Atemdepression gehenden Symptome teils mit dieser Verzögerung ein. Der Wirkmechanismus ist zurzeit unbekannt.

    Sollten Ihnen Intoxikations- oder Todesfälle im Zusammenhang mit synthetischen Opioiden bekannt werden, bitten wir Sie um eine kurze Meldung an: news-projekt@ift.de

    Mitteilung des News-Projekts, 25.2.2025

  • Einweg-E-Zigaretten

    Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) fordert ein schnellstmögliches Verbot von Einweg-E-Zigaretten! „Die neue Bundesregierung darf keine Zeit verlieren und sollte nach der Wahl sofort handeln, um eine neue Generation von Nikotinabhängigen zu verhindern“, erklärt Professor Wolfram Windisch, Präsident der DGP und Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln. „Einweg-E-Zigaretten stellen eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene.“

    Deutschland dürfe in diesem Punkt anderen Ländern nicht weiter hinterherhinken. In der vergangenen Woche hat der französische Senat das Verbot von Einweg-E-Zigaretten verabschiedet, schon zuvor ist Belgien diesen Schritt gegangen.

    Im Kindes- und Jugendalter ist die Nutzung der E-Zigaretten in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. „Mittlerweile ist die E-Zigarette bei Kindern und Jugendlichen das am häufigsten konsumierte nikotinhaltige Produkt, noch vor der Tabakzigarette und der Wasserpfeife“, sagt Professor Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel, kurz IFT-Nord. Das Institut hat ermittelt: 2024 hatte jedes achte Kind im Alter von 9 bis 13 Jahren schon einmal E-Zigaretten probiert, insgesamt 12,8 Prozent. Unter den 14- bis 17-Jährigen waren es mehr als jeder Dritte – genauer gesagt 37,5 Prozent. Die Zahl der erwachsenen Nutzenden von E-Zigaretten in Deutschland lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen. „Die Vielzahl der auf dem Markt angebotenen Aromastoffe für E-Zigaretten spricht natürlich besonders Jugendliche an und trägt dazu bei, dass das Suchtpotenzial bei dieser Zielgruppe deutlich erhöht wird“, so Hanewinkel.

    Nikotinprävention: „Deutschland darf nicht das Schlusslicht Europas sein“

    „Die Gesundheit unserer Bevölkerung, insbesondere der jungen Generation, muss oberste Priorität haben. Ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten ist ein notwendiger Schritt, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Nikotinabhängigkeit einzudämmen“, erklärt Lungenarzt Wolfram Windisch. Derzeit sieht eine EU-Batterie-Verordnung vor, dass Einweg-E-Zigaretten bis Ende 2026 in der gesamten Europäischen Union vom Markt genommen werden müssen. „Doch die Gesundheit orientiert sich nicht an den Fristen einer politischen Verordnung. Es muss jetzt gehandelt werden – Deutschland darf beim Thema Nikotin- und Tabakprävention nicht länger das Schlusslicht Europas sein“, sagt Windisch.

    Von Abhängigkeit bis Krebserkrankung: Risiken für Anwender von Einweg-E-Zigaretten

    Einmal mehr weist die DGP auf eine Reihe von gesundheitlichen Risiken hin, die durch das Dampfen von Einweg-E-Zigaretten auftreten können:

    • Nikotinabhängigkeit: Das in den meisten E-Zigaretten enthaltene Nikotin kann eine rasche Nikotinabhängigkeit entstehen lassen, ähnlich dem Rauchen von Tabakzigaretten.
    • Nikotin kann die Hirnentwicklung negativ beeinflussen, was umso schlimmer ist, umso jünger die E-Zigaretten-Konsumierenden sind.
    • Schaden durch Aromen: Aromastoffe erleichtern den Inhalationsvorgang, suggerieren eine Harmlosigkeit, fördern damit die Nikotinabhängigkeit und sind ihrerseits gesundheitsschädlich.
    • Erhöhtes Krebsrisiko: Beim Erhitzen der Liquids entstehen krebserregende Stoffe wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein.
    • Atemwegserkrankungen: Das Aerosol von E-Zigaretten kann Atemwegserkrankungen auslösen.
    • Herz-Kreislauf-Schäden: Die Inhalation kann das Herz-Kreislauf-System schädigen.
    • Einstieg in den Tabakkonsum: Studien zeigen, dass junge E-Zigaretten-Konsumenten ein bis zu dreimal höheres Risiko haben, später auf Tabakzigaretten umzusteigen.
    • Schädigung durch Schwermetalle: Im Aerosol wurden Metalle wie Nickel, Chrom und Blei nachgewiesen.

    DGP-Präsident Windisch unterstreicht: „Auch wer grundsätzlich vom Rauchen loskommen will, sollte nicht erst noch auf eine fruchtig schmeckende E-Zigarette umsteigen. Die Gefahr, weiterhin nikotinabhängig zu bleiben oder schlussendlich sogar Tabak- sowie E-Zigaretten zu nutzen, ist einfach zu groß. Dieser sogenannte ‚Dual Use‘ ist noch schädlicher als Rauchen oder Dampfen allein. Vielmehr gibt es mittlerweile genügend evidenzbasierte Therapien ohne toxisches Inhalieren, damit der Rauchstopp gelingt.“

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP), 18.2.2025

  • Lachgas ist keine harmlose Partydroge

    Die Kartuschen mit Lachgas sind legal erhältlich. Foto: Tina Götting/MHH

    Es ist legal zu bekommen, verschafft einen kurzen Rausch und ist nicht nachweisbar: Das alles macht Lachgas für viele Jugendliche zu einer „attraktiven“ Droge. Doch harmlos ist Lachgas nicht. Fachleute warnen schon lange vor möglichen gesundheitlichen Folgen des Konsums. „Wer die Droge häufig und über einen längeren Zeitraum zu sich nimmt, riskiert Nervenschäden und eine psychische Abhängigkeit“, warnt Professor Dr. Alexander Glahn von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Lachgas ist eine ernstzunehmende Droge. „Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sollte die Verfügbarkeit daher gesetzlich besser geregelt werden“, fordert der Psychiater.

    Im Supermarkt erhältlich

    Lachgas ist ein farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide. Die chemische Bezeichnung lautet Distickstoffmonoxid (N2O). In der Medizin wird es als Narkosemittel beim Zahnarzt oder in der Geburtshilfe eingesetzt. Im Alltag dient es als Treibgas in Spraydosen sowie in Kartuschen für Sprühsahne – und ist damit problemlos in vielen Supermärkten und Kiosken zu bekommen. Seit einigen Jahren ist Lachgas auch als Partydroge auf dem Vormarsch. Um sich zu berauschen, füllen Konsumierende das Gas aus den Kartuschen in Luftballons um und atmen es daraus ein.

    Risiko für Unfälle und Verletzungen

    Die Wirkung tritt sofort ein. „Die Nutzerinnen und Nutzer berichten von angstlösenden und entspannenden Effekten, teilweise auch von einem geistigen Wegdriften“, erklärt Professor Glahn. Weil der von Lachgas verursachte Rausch normalerweise nur wenige Minuten anhält, konsumieren viele die Droge gleich mehrfach hintereinander. Direkte negative Effekte des Konsums können Schwindelgefühle, Kopfschmerzen und Ohnmacht sein. Außerdem kann es zu Koordinationsstörungen kommen, die das Risiko für Stürze und Unfälle erhöhen. Weil das Gas mit minus 55 Grad Celsius extrem kalt ist, riskieren Konsumierende darüber hinaus Verletzungen: Wenn Lachgas direkt mit Haut oder Schleimhaut in Berührung kommt, muss mit Erfrierungen an Mund, Lippen, Rachen oder Stimmbändern gerechnet werden.

    Soziale Medien animieren zu Konsum

    Da Lachgas legal und einfach erhältlich, der Rausch kurz und der Konsum nicht nachzuweisen ist, glauben viele, die Droge sei harmlos. Zudem wird das Gas auch auf sozialen Medien als witzige und coole Partydroge gefeiert. „Das alles sorgt dafür, dass besonders Jugendliche zu Lachgas greifen“, sagt Professor Glahn. Meistens werde es in Kombination mit anderen Rauschmitteln wie Alkohol oder Cannabis konsumiert, was die Wirkung verstärken und unberechenbarer machen könne. Laut der Frankfurter Studie Monitoring-System Drogentrends (MoSyD) 2023 haben 14 Prozent der 15- bis 18-jährigen Befragten Lachgas mindestens einmal ausprobiert.

    Taubheitsgefühle und Muskelschwäche

    Wer häufig und über einen längeren Zeitraum Lachgas konsumiert, läuft Gefahr, seine Nerven gravierend zu schädigen. Das Gas sorgt dafür, dass Vitamin B 12 im Körper nicht abgebaut werden kann. Eine mögliche Auswirkung davon ist Blutarmut. Eine andere Folge kann eine Schädigung der Schutzschicht der Nerven sein. „Dann werden die Nervenimpulse nicht mehr effizient weitergeleitet“, erläutert Professor Glahn. „Die Betroffenen leiden unter Missempfindungen wie Kribbeln in Händen und Füßen oder Taubheitsgefühlen und Muskelschwäche in den Beinen. Einige haben auch Gangstörungen.“ Außerdem können geistige und psychische Probleme auftauchen.

    Häufiger Konsum steigert Gefahrenpotenzial

    Die Symptome können zwar behandelt werden, der Erfolg ist aber unterschiedlich. „Bei den meisten lassen die Beschwerden nach. In einigen Fällen kann das aber mehrere Monate dauern“, sagt Professor Glahn. Grundsätzlich steige die Gefahr für gesundheitliche Schäden mit der Häufigkeit des Lachgaskonsums. Das schließe aber nicht aus, dass es auch bei gelegentlichem Konsum zu Nervenschäden kommen könne. Das Risiko, von Lachgas abhängig zu werden, ist psychisch größer als körperlich. In der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie behandelt Professor Glahn die Betroffenen mit einer Verhaltenstherapie.

    Gesetzlicher Schutz und Aufklärung

    Die Verfügbarkeit von Lachgas müsse gesetzlich besser geregelt werden, betont Professor Glahn. Neben dem Gesetzgeber sieht er auch die Schulen in der Pflicht. „Die Gesundheit allgemein und die Aufklärung über die Gefahren von Drogen gehören unbedingt auf den Lehrplan.“

    Pressestelle der Medizinischen Hochschule Hannover, 29.1.2025

  • Abbau von Stigmatisierung fördert Gesundheit

    Der Expert:innenrat „Gesundheit und Resilienz“ der Bundesregierung hat die Stellungnahme „Prävention und Gesundheitsförderung durch Entstigmatisierung“ veröffentlicht. Darin wird klar und prägnant auf den Punkt gebracht, was auch auf Abhängigkeitserkrankungen zutrifft: Stigmatisierung erhöht die Belastung und verhindert, dass Hilfe in Anspruch genommen wird. In der Einleitung heißt es:

    „Stigmatisierung ist eine eigenständige und relevante Ursache für individuelle und soziale gesundheitliche Folgen, erhöht die Krankheitslast, verhindert oder verzögert frühzeitige diagnostische und therapeutische Unterstützung und trägt damit auch zur erhöhten Belastung des Versorgungssystems bei. Stigmatisierung zu bekämpfen, ist damit eine notwendige, aber bisher vernachlässigte Form der Prävention und Gesundheitsförderung.“

    Die Verfasser:innen stellen anschaulich dar, wie Stigmatisierung entsteht und wirkt und wie ihr entgegengesteuert werden kann. Dabei beziehen sie sich auch auf bereits erfolgte Initiativen und Veröffentlichungen zur Entstigmatisierung vor allem von Abhängigkeitserkrankungen. Ihre Empfehlung ist eine gezielte Anti-Stigma-Kommunikation, die eher auf Kontakt und konkrete positive Rollenmodelle setzt als auf Edukation. Am Ende werden für die vier Bereiche

    • Bildungseinrichtungen/Freizeit- und Arbeitskontexte,
    • politische Rahmenbedingungen/Chancengleichheit,
    • „Social Change“ und
    • Datenlage

    konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. Insgesamt ist die Stellungnahme ein fundiertes Plädoyer dafür, Entstigmatisierung als wesentlichen Faktor für Gesundheit und Prävention zu verstehen, der der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Das Papier gibt allen Menschen mit psychischen sowie substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und den Menschen, die sich für sie einsetzen, gute, klare und überzeugende Argumente an die Hand, um sich im alltäglichen Diskurs gegen Stigmatisierung zu stellen.

    Der Expert:innenrat „Gesundheit und Resilienz“ kommt regelmäßig zu Plenarsitzungen zusammen. Die Arbeit zu den Schwerpunktthemen Public Health, Prävention, Innovation und Teilhabe, Health Security sowie Klimawandel findet arbeitsteilig in Arbeitsgruppen statt. Das Plenum verabschiedet die Stellungnahmen.

    Die Stellungnahme zum Download und weitere Informationen zum Expert:innenrat finden Sie unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/expertinnenrat-gesundheit-und-resilienz

    Redaktion KONTUREN online, 12.2.2025

  • Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Crack-Konsum im Kontext der Drogen- und Suchthilfe

    Im Januar 2023 wurden die „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Crack-Konsum im Kontext der Drogen- und Suchthilfe“ veröffentlicht, die eine von akzept e. V. berufene Expert:innen-Gruppe zusammengestellt hatte. Diese „Handlungsempfehlungen“ sind auf große Resonanz in der Drogen- und Suchthilfe, bei Behörden und Politik und in den Medien gestoßen, haben zum Nachdenken angeregt und Impulse für die Verstärkung bewährter Maßnahmen und die (Weiter-)Entwicklung neuer Maßnahmen gegeben. Seitdem gab es in vielen Städten und Gemeinden Diskurse zur Problematik und zum adäquaten Umgang mit den Folgen des problematischen Crack-Konsums für die Nutzer:innen und die Allgemeinbevölkerung. Erfahrungen und Ideen wurden ausgetauscht und Projekte und Maßnahmen, die erprobt wurden oder schon etabliert waren, wurden kommuniziert und von anderen Städten teilweise übernommen.

    Vor diesem Hintergrund hat nun ein kleinerer Kreis von Expert:innen unter Federführung von akzept e. V. ein Update der Handlungsempfehlungen erarbeitet. Darin eingeflossen sind Informationen und Anregungen u. a. vom Berliner Fachforum „Crack“ am 6. November 2024 und vom 2. Internationalen Crack-Fachtag am 20. November 2024 in Frankfurt am Main. Präsentiert werden der aktuelle Diskussionsstand, interessante, kontroverse und/oder vielversprechende Beispiele und Ideen sowie und Literaturhinweise.

    Nach 30 Jahren Crack-Konsum in Deutschland hat sich innerhalb der Drogen- und Suchthilfe in den letzten Jahren ein konstruktiver fachlicher Diskurs entwickelt. Damit können wirksame Hilfen für Konsumierende und eine Vernetzung der Hilfesysteme und der Behörden dort vorankommen, wo sie bisher nicht oder nicht ausreichend vorgehalten werden. Die aktualisierten Handlungsempfehlungen fördern und unterstützen diesen Prozess. Sie richten sich an psychosoziale Versorgungsdienste (Drogenhilfe, Wohnungslosen-/Straffälligenhilfe, Psychiatrien, Sozialdienste), Mediziner:innen sowie an Verantwortliche für die Versorgung von Menschen mit Substanzgebrauchsstörungen in Bund, Ländern und Kommunen.

    Die „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Crack-Konsum im Kontext der Drogen- und Suchthilfe – ein Update“ wurden Anfang Februar dem Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, übergeben. Sie können auf der Website von akzept heruntergeladen werden.

    Quelle: Der Text ist z. T. der Vorbemerkung und der Einleitung der Handlungsempfehlungen entnommen.
    Redaktion KONTUREN, 10.2.2025

  • Wie sich das Design von Online-Spielautomaten auf Glücksspielprobleme auswirkt

    Strukturelle Designmerkmale von virtuellen Spielautomaten befördern wahrscheinlich spezifische Lernprozesse, die Glücksspieler:innen über das Belohnungssystem dazu anregen, fehlerhafte Erwartungen und Überzeugungen zu bilden. Das ist das Ergebnis einer Theorie- und Übersichtsarbeit des Kölner Kognitions- und Neurowissenschaftlers Professor Dr. Jan Peters, in der er Ergebnisse aus verschiedenen empirischen und theoretischen Arbeiten zusammenführt. Dabei beleuchtet Peters die Zusammenhänge zwischen dem Design von virtuellen Spielautomaten, sogenannten „multi-line electronic gambling machines“, und Lernprozessen, über die Spieler zu falschen Erwartungen im Hinblick auf die eigene Kontrolle und die Gewinnchancen im Rahmen dieser Glücksspiele kommen können. Die Arbeit ist unter dem Titel „A neurocomputational account of multi-line electronic gambling machines“ in der Fachzeitschrift „Trends in Cognitive Sciences“ erschienen.

    Dass Glücksspiel im Belohnungszentrum des menschlichen Gehirns ähnliche dopaminerge Effekte auslösen kann wie Substanzabhängigkeit, ist schon länger bekannt. Seit einigen Jahren sind auf dem Glücksspielmarkt insbesondere sogenannte „multi-line electronic gambling machines“ sehr verbreitet. Diese Spiele werden auf Computern oder Geräten mit Touchscreen wie Smartphones und Tablets, aber auch in der Spielhalle oder Spielbank gespielt. Sie unterscheiden sich von klassischen mechanischen Glücksspielautomaten dadurch, dass Glücksspieler:innen auf sehr viele Gewinnlinien gleichzeitig setzen können. Somit gibt es mehr potenzielle Gewinnkombinationen sowie weitere zusätzliche Features, die für eine möglichst lange Spieldauer sorgen. Dazu gehören beispielsweise Verluste, die als Gewinne kaschiert werden, und „Beinah-Gewinne“, bei denen das gewinnende Symbol die richtige Stelle ganz knapp verfehlt. Damit wird den Glücksspieler:innen suggeriert, dass der nächste Gewinn in greifbarer Nähe liegt.

    Lernmodell „latent state inference“

    Das Lernmodell, das Peters auf diese Situation anwendet, ist die sogenannte latente Zustandsinferenz, oder „latent state inference“. Das Konzept aus der Kognitionswissenschaft besagt, dass Menschen versuchen, ein internes Modell der Umwelt zu bilden, um Vorhersagen zu treffen. Hierbei fließen bisherige Erfahrungen und Erwartungen sowie das aktuelle Geschehen mit ein, um den momentanen Zustand der Umwelt (den „latenten Zustand“) abzuschätzen. Gleiche oder ähnlichen Situationen werden Individuen daher dem gleichen latenten Zustand zuschreiben.

    Wenn sich Situationen beispielsweise im Hinblick auf die Belohnungserwartung unterscheiden, dann ist dies ein sehr sinnvoller Lernprozess. Im Fall von Glücksspiel ist der Ausgang der jeweiligen Glücksspielsituation jedoch nicht vorherzusehen, und die objektive Gewinnerwartung ist immer negativ. Virtuelle Automatenspiele aktivieren jedoch durch ihre eingebauten Features – Unsicherheit, knapp verpasste Gewinne, Verluste als Gewinn kaschiert, audiovisuelle Reize – dopaminerge Mechanismen, die das Lernen von latenten Zuständen verstärken können. Dies kann erklären, wie es dazu kommt, dass Glücksspieler:innen häufig fehlerhafte Überzeugungen und Erwartungen wie magisches Denken über Glückssträhnen oder über „heiße“ und „kalte“ Zustände des Automaten entwickeln, in denen, wie sie glauben, jeweils unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden könnten.

    „Häufig wird in der Diskussion über das Gefährdungspotenzial des Glücksspiels der Fokus auf individuelle Risikofaktoren gelegt. Die Rolle der Designmerkmale verschiedener Glücksspielformen wird dagegen leider oft vernachlässigt. Das Design von virtuellen Spielautomaten könnte jedoch, noch stärker als bei klassischen mechanischen Glücksspielautomaten, fehlerhafte Lernprozesse in den Glücksspieler:innen auslösen, die über das Dopaminsystem vermittelt werden. Dafür spricht auch, dass fehlerhafte Überzeugungen und Erwartungen wahrscheinlich durch das regelmäßige Glücksspiel ausgelöst oder verstärkt werden“, sagt Jan Peters. Diese Überzeugungen und Erwartungen tragen dann dazu bei, dass trotz hoher Verluste weitergespielt wird, mit teilweise dramatischen Folgen für Betroffene und deren Umfeld.

    Weitere Studien sollten nun die Vorhersagen der Theorie direkt testen, zum Beispiel indem die Effekte spezifischer Designmerkmale experimentell untersucht werden. Auch könnte die Rolle von Dopamin mittels pharmakologischer Ansätze direkt getestet werden.

    Originalpublikation:
    A neurocomputational account of multi-line electronic gambling machines – ScienceDirect
    DOI: https://doi.org/10.1016/j.tics.2024.12.009

    Pressestelle der Universität zu Köln, 22.1.2025

  • „Trendspotter“-Bericht zu synthetischen Opioiden in Deutschland veröffentlicht

    Am 29. Januar wurde der „Trendspotter“-Bericht zu Synthetischen Opioiden in Deutschland veröffentlicht. Die „Trendspotter“-Berichte des Instituts für Therapieforschung (IFT) dienen dazu, eine erste Einschätzung von Entwicklungen beim Drogenkonsum zu geben.

    Die Europäische Drogenagentur (EUDA) hatte im Juni 2024 berichtet, dass die Stoffgruppe der Nitazene, die zu den synthetischen Opioiden zählt, im Jahr zuvor in mehreren europäischen Ländern bereits zu mehr als insgesamt 150 Todesfällen geführt habe. Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund von Berichten aus Deutschland über einen Anstieg des Konsums opioidhaltiger Schmerzmittel wurden für den „Trendspotter“-Bericht Expertinnen und Experten der Suchthilfe zu Konsum und Verbreitung befragt.

    Anlässlich der Veröffentlichung hatte Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, zu einem Pressegespräch mit Dr. Ulrike von Arnim, Notaufnahme-Chefärztin im Vivantes-Klinikum in Berlin-Neukölln, eingeladen. In der Notaufnahme des Klinikums werden regelmäßig Opioid-Überdosierungen behandelt. Seit einiger Zeit mischten sich zu den bisher üblichen Verursachern wie Heroin und opioidhaltigen Schmerzmitteln auch extrem hoch dosierte synthetische, „Neue psychoaktive Substanzen (NPS)“-Opioide wie Nitazene, so die Notaufnahme-Chefärztin Dr. von Arnim.

    Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter, sagte dazu: „Die Lage in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der in den USA und Kanada, aber wir müssen uns trotzdem auf eine Zuspitzung der Lage vorbereiten, auf möglicherweise mehr Drogennotfälle und vor allem auch darauf, dass mehr Menschen zu allem greifen, was der Markt hergibt und billig ist.“

    Entscheidend sei, neben einer Stärkung der Prävention und des Suchthilfesystems auch die Reaktionsfähigkeit aller beteiligten Stellen zu unterstützen. Hierzu müsse ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem für insbesondere synthetische Opioide eingerichtet werden. Valide Daten müssen frühzeitiger vorliegen, um auch die Konsumierenden schneller warnen zu können. Bereits vorhandene Möglichkeiten zum Schutz vor Überdosierungen – wie Drug-Checking und Drogenkonsumräume – müssten zudem stärker zum Einsatz kommen. Auch in diesem „Trendspotter“ wird von den Autorinnen und Autoren darauf hingewiesen, dass im „Bereich der Überwachung (…) große Lücken“ bestünden.

    Die befragten Expertinnen und Experten berichteten von Veränderungen insbesondere beim nicht-medizinischen Konsum der weniger potenten opioidhaltigen Schmerzmittel (beispielsweise Tilidin, Tramadol, Oxycodon), aber auch von Fentanyl, Heroin und NPS-Opioiden wie den Nitazenen. Letztere würden sowohl absichtlich konsumiert als auch unabsichtlich durch den Konsum von gefälschten Medikamenten oder gestrecktem Heroin.

    Rund zwölf Prozent der befragten Expertinnen und Experten berichteten von einer Zunahme sowohl der Konsumprävalenz als auch der Verfügbarkeit von NPS-Opioiden wie Nitazenen. Laut 29 Prozent der Befragten sei die Konsumprävalenz von Fentanyl teils leicht, aber teils auch stark angestiegen. 25 Prozent sahen einen Anstieg der Verfügbarkeit.

    Die „Trendspotter“-Berichte sind Teil des NEWS-Projekts (National Early Warning System), das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird.

    Pressestelle des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, 29.1.2025