Kategorie: Kurzmeldungen

  • NADA Filmprojekt

    Unter dem Titel NADA Akupunktur in schweren Zeiten hat die deutsche NADA (National Acupuncture Detoxification Association) einen 22-minütigen Film über das Anwendungsspektrum und den Nutzen der Ohrakupunktur nach dem NADA-Protokoll in Deutschland hergestellt. Zu Wort kommen u. a. Ärzte, Klinikleiter, ein Trauma-Experte, eine Hebamme, ein Mitarbeiter aus dem arbeitsmedizinischen Dienst der Hamburger Polizei sowie eine Mitarbeiterin aus dem stationären Pflegedienst. Patientinnen und Patienten aus psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen, der Traumatherapie, der Suchttherapie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie bereichern diesen Film mit ihren Erfahrungen aus der Praxis.

    Der Film kann auf DVD im Rahmen von NADA-Schulungen vor Fachpublikum (z. B. im Fortbildungsbereich von Kliniken und therapeutischen Einrichtungen) vorgeführt werden, ist allerdings nicht für eine allgemeine Öffentlichkeit bestimmt. Mit dem Erwerb einer DVD erhalten Sie daher das Recht, den Film zu vorstehendem Zweck vorzuführen. Weitergehende Rechte wie z. B. Verleih oder Vermietung der DVD oder der Gebrauch der DVD für andere Nutzungen werden nicht eingeräumt.

    Die DVD mit dem Film kann in der Geschäftsstelle der NADA gegen eine Schutzgebühr von 10,00 Euro (inkl. Versandkosten) erworben werden:.

    NADA – Deutsche Sektion e.V.
    Eifflerstraße 3
    22769 Hamburg
    Tel. 040/43 25 45 15
    kontakt@nada-akupunktur.de
    www.nada-akupunktur.de

    NADA-Deutsche Sektion e.V.

  • Lässt sich Selbstkontrolle trainieren?

    Selbstkontrolle hat einen guten Ruf: Zahlreiche Studien belegen, dass sie in verschiedensten Lebensbereichen positiv wirkt. Eine so erstrebenswerte Fähigkeit sollte sich doch trainieren lassen – oder nicht? Psychologen der Universität des Saarlandes werteten in einer Metaanalyse 33 Studien zu Selbstkontrolltrainings aus. Die Wirksamkeit dieser Trainings zeigte sich nur bedingt. Die Ergebnisse der Studie werden demnächst in der Fachzeitschrift „Perspectives on Psychological Science“ erscheinen.

    Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu kontrollieren. Dazu gehört vor allem, innere Impulse zu unterdrücken oder zu steuern – wie zum Beispiel der Student, der bei schönem Wetter in der Bibliothek lernt, anstatt zum Badesee zu fahren, oder die ehemalige Raucherin, die in einer Stresssituation nicht zur beruhigenden Zigarette greift. Auch um eine ‚gute Miene zum bösen Spiel‘ machen zu können, bedarf es an Selbstkontrolle. Wie viele Studien zeigen, haben Menschen, die sich gut selbst kontrollieren können, mehr Erfolg, stabilere soziale Beziehungen und sind bei besserer körperlicher und psychischer Gesundheit. Da wäre es doch beruhigend, wenn sich Selbstkontrolle durch Übung trainieren ließe. „Die Ergebnisse unserer Metaanalyse legen nahe, dass dies möglich ist – auch wenn noch viele Fragen offen sind“, sagt Malte Friese, Professor für Sozialpsychologie an der Universität des Saarlandes.

    Gemeinsam mit Julius Frankenbach, Veronika Job und David Loschelder wertete er Studien aus, in denen die Wirksamkeit von Selbstkontrolltrainings untersucht wurde. Der Gedanke hinter diesen Trainings basiert auf dem so genannten Ressourcenmodell der Selbstkontrolle. Dieses geht davon aus, dass sich Selbstkontrolle wie ein Muskel trainieren lässt: je häufiger man eine Tätigkeit, die Selbstkontrolle erfordert, gezielt ausübt, desto stärker wird die Fähigkeit und desto mehr Kontrollressourcen hat man, wenn man sie braucht. So wird in einigen Trainings beispielsweise geübt, Alltagstätigkeiten wie Zähneputzen mit der nicht-dominanten Hand auszuführen oder eine aufrechte Haltung zu bewahren anstatt gebeugt am Schreibtisch zu sitzen. Wirksamkeitsstudien untersuchen häufig, inwiefern sich die eingeübten Selbstkontrollfähigkeiten auch auf andere Lebensbereiche auswirken, also beispielsweise mit dem Rauchen aufhören zu können, weniger aggressives Verhalten zu zeigen oder körperliche Anstrengungen länger durchzuhalten. Die Psychologen haben sich 33 solcher Trainingsstudien genauer angeschaut und über alle diese Studien hinweg die Stärke des Trainingseffekts geschätzt. Durch die gleichzeitige Betrachtung mehrerer Studien erlaubt diese so genannte Metaanalyse bessere Schlussfolgerungen als einzelne Studien.

    Im Durchschnitt zeigten sich kleine bis mittlere Trainingseffekte, die aber von Studie zu Studie stark schwankten. „Warum die Trainings effektiv sind – also welche psychologischen Mechanismen diesem Effekt zugrunde liegen – ist aber nach wie vor nicht ganz klar“, sagt Malte Friese. „Möglich ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer solcher Trainings auch eine Erwartung aufgebaut haben, dass ihnen die Übungen helfen würden. Ein Teil des Trainingserfolgs könnte demnach auf eine Art Placebo-Wirkung zurückgehen und nicht darauf, dass spezifisch die Ausübung von Selbstkontrolle geübt wurde.“

    Anders als frühere Analysen bezogen die Saarbrücker Wissenschaftler auch unveröffentlichte Arbeiten mit ein. „Häufig werden Studien über nicht erfolgreiche Trainings nicht publiziert“, gibt Malte Friese zu bedenken. „Wenn man lediglich die veröffentlichten Studien mit einbezieht, ergibt sich ein größerer Trainingseffekt.“ Sein Fazit lautet: „Nach dem heutigen Stand des Wissens lässt sich Selbstkontrolle durch Übung zumindest kurzfristig stärken, aber es gibt noch viele offene Fragen: Wie groß ist der Effekt wirklich? Warum wirken die Trainings? Wie lange halten die Effekte an?“

    Originalstudie:
    Friese, M., Frankenbach, J., Job, V., & Loschelder, D. (in press). Does self-control training improve self-control? A meta-analysis. Perspectives on Psychological Science.

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 11.05.2017

  • Themenwoche Sucht auf 3sat

    Vom 19. bis 23. Juni sendete 3sat im Rahmen der Themenwoche „Sucht“ eine Reihe interessanter Dokumentationen, Infosendungen und Spielfilme. Die Beiträge beschäftigen sich mit verschiedenen Süchten und themenbezogenen Aspekten und können in der 3sat-Mediathek angesehen werden.
    http://www.3sat.de/page/?source=/specials/themenwoche/193068/index.html

    Besonders hinzuweisen ist auf die Sendung „scobel: Volksdroge Alkohol“. Die Studiogäste Falk Kiefer, Gundula Barsch und Joachim Körkel diskutieren unterschiedliche Ansätze der Suchttherapie vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und kulturellen Umfelds in Deutschland sowie politische Maßnahmen, die wünschenswert wären oder unterlassen werden. Hier geht es direkt zur Sendung:
    http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/192250/index.html

    Redaktion KONTUREN, 20.07.2017

  • Basiswissen Sucht

    Mit der neuen Broschüre „Basiswissen Sucht. Ein Leitfaden für die psychotherapeutische Praxis“ stehen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten nun gebündelt wertvolle Informationen für die Suchtanamnese in der Praxis zur Verfügung. Die Publikation wurde von der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen und der LandesPsychotherapeutenKammer Rheinland-Pfalz herausgegeben und von der gemeinsamen Fachkommission Sucht der beiden Kammern erarbeitet.

    Psychotherapie ist die Kerndisziplin der Suchtbehandlung. Nur wenn eine Sucht erkannt ist, können Patientinnen und Patienten gezielt darauf angesprochen und ermutigt werden, etwas zu ändern. Insbesondere Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind qualifiziert, eine Suchtstörung zu diagnostizieren und Patientinnen und Patienten entsprechend zu motivieren.

    Die neue Broschüre „Basiswissen Sucht. Ein Leitfaden für die psychotherapeutische Praxis“ bietet übersichtliche Checklisten zu Alkohol, Amphetaminen, Cannabinoiden, Glücksspiel, Kokain, Medikamenten, Opioiden und Tabak. Erläutert werden Aspekte wie Wirkung, risikoarmer und problematischer Konsum, Konsumnachweise, klinische Symptomatik, Entzugserscheinungen und Laborbefunde. Die Checklisten weisen zudem auf Besonderheiten in der Psychotherapie hin und fassen Standardfragen und mögliche Fragen an Patientinnen und Patienten zusammen. Darüber hinaus informiert der Leitfaden über das komplexe Suchthilfesystem, über Abstinenznachweise und Laborparameter.

    Suchtstörungen sind weit verbreitet und ziehen einen komplexen Behandlungsbedarf nach sich; häufig gehen sie mit komorbiden psychischen Erkrankungen einher. Um möglichst frühzeitig und zielgenau Hilfe anbieten zu können, sollte die Suchtanamnese daher zur Routine einer jeden psychotherapeutischen Praxis gehören. Die neue Broschüre bietet Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eine praktische Hilfe, Patientinnen und Patienten frühzeitig zu erreichen und sie anzuregen, ihre Einstellung und ihr Verhalten zu ändern.

    Die Broschüre steht auf der Homepage der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen und auf der Homepage der LandesPsychotherapeutenKammer Rheinland-Pfalz zum Download zur Verfügung.

    Quelle: Homepages Psychotherapeutenkammer NRW und LandesPsychotherapeutenKammer Rheinland-Pfalz, 20.07.2017

  • Kooperative Leistungserbringung von Jugendhilfe und Suchthilfe

    Die Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln führt in Kooperation mit dem IKJ Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH, Mainz, das Projekt „Machbarkeit und Wirksamkeit kooperativer Leistungserbringung von Jugendhilfe und Suchthilfe für suchtbelastete Familien“ durch.

    Das Erkenntnisinteresse des Forschungsprojektes besteht im Kern darin herauszufinden, ob sich das Konzept der kooperativen Leistungserbringung zwischen Jugend- und Suchthilfe im Bereich der Hilfen zu Erziehung in der Praxis als gangbarer und effektiver Weg erweist, um suchtbelasteten Familien die Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen zu lassen, die nötig sind, um Kinder wirksam zu schützen und deren physische und psychische Salutogenese zu fördern. Zur Durchführung des Projekts ist Expertise aus der Praxis gefragt. Die Verantwortlichen suchen Fachleute für verschiedene Möglichkeiten der Teilnahme.

    Teilnehmen können alle öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe (beratend/ambulant/ stationär), die im Bereich der Hilfen zur Erziehung tätig sind, und alle Einrichtungen der Suchthilfe, die mit Jugendhilfeträgern kooperieren. Gesucht werden:

    • Fachleute, die sich an den Gruppendiskussionen beteiligen wollen (Zeitaufwand: ein Termin über eine Stunde),
    • Einrichtungen, die bereit sind, einmalig einen Fragebogen zu den wichtigsten Kriterien einer gelingenden Kooperation auszufüllen (Zeitaufwand ca. zehn Minuten),
    • Jugendhilfeeinrichtungen (beratend/ambulant/stationär im Bereich Hilfen zur Erziehung), die bereit sind, den (anonymisierten) Fallverlauf in der Betreuung von Familien mit Suchtproblematik zu drei Testzeitpunkten mittels Aufnahme-, Verlaufs- und Abschlussbögen zu dokumentieren (Zeitaufwand insgesamt ca. eine Stunde pro Fall).

    Für die Teilnahme an der Gruppenfachdiskussion in Nordrhein-Westfalen können sich Interessierte bis 20.07.2017 direkt in der Doodle-Abfrage zur Terminfindung unter folgendem Link eintragen: https://beta.doodle.com/poll/m5hw2x32i74gnftr#table

    Weitere Informationen:
    Aufruf zur Teilnahme Forschungsprojekt Kooperation Jugendhilfe und Suchthilfe
    Forschungsprojektbeschreibung 

    Quelle: Universität zu Köln/IKJ Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH

  • Kinder suchtkranker Eltern

    Nicht zuletzt durch die Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sind Kinder suchtkranker Eltern wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Immerhin geht man davon aus, dass ca. 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche in Familien mit mindestens einem suchtkranken Elternteil aufwachsen. Aber auch unterhalb der Schwelle zur Sucht wird in deutschen Familien zu viel Alkohol getrunken. Eine Erhebung des Robert-Koch-Instituts hat ergeben, dass bis zu 6,6 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit riskantem Alkoholkonsum und davon 4,2 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit regelmäßigem Rauschtrinken leben. Und auch die Glücksspielsucht, Medikamentensucht und die Abhängigkeit von Crystal Meth eines Elternteils betreffen Kinder und Jugendliche.

    Der Kinder- und Jugendschutz hat sich in den vergangenen Jahren mit der Problematik auseinandergesetzt. Denn diese Kinder erleben in den Familien körperliche Gewalt, Vernachlässigung oder werden sexuell missbraucht. Sie haben häufiger Schulschwierigkeiten, schwänzen öfter die Schule oder brechen sie ab. Das Risiko dieser Kinder, selbst suchtkrank zu werden, ist im Vergleich zu Kindern aus ‚nicht-süchtigen‘ Familien bis zu sechsfach erhöht. Eine elterliche Suchterkrankung ist eines der zentralen Risiken für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Prävention ist deshalb gefragt!

    Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz hat das Dossier „Kinder suchtkranker Eltern“, das erstmals 2012 erschienen ist, erneut von Henning Mielke, Geschäftsführer von NACOA Deutschland, der Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V., überarbeiten lassen. Mit der Ausgabe 1/2017 liegt nunmehr eine aktualisierte Version vor, die neben grundlegenden Informationen auch auf rechtliche und pädagogische Aspekte eingeht und umfangreiche Hinweise auf Literatur, Studien sowie Ansprechpartner enthält.

    Das Dossier „Kinder suchtkranker Eltern“ steht zum Download bereit. Die gedruckte Version kann kostenlos auch in höherer Stückzahl beim Herausgeber bezogen werden – ggf. fallen Versandkosten an: Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, Mühlendamm 3, 10178 Berlin, Fax: 030-400 40 333, Mail: info@bag-jugendschutz.de, online unter: www.bag-jugendschutz.de

    Pressestelle der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ), 23.06.2017

  • Bundestag fordert Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern

    Der Bundestag hat am Donnerstag, 22. Juni 2017, einstimmig Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern (Kinder suchkranker Eltern sind hier mit einbezogen) gefordert, als er einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen (18/12780) annahm.

    Die Bundesregierung wurde unter anderem aufgefordert, eine zeitlich befristete interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Familien-, des Sozial- und des Gesundheitsministeriums, relevanter Fachverbände und -organisationen sowie weiterer Sachverständiger einzurichten, die einvernehmlich Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil psychisch erkrankt ist, erarbeitet. Dabei soll sie auch auf die Auswirkungen und Möglichkeiten des bereits in Kraft getretenen Präventionsgesetzes eingehen.

    Darüber hinaus müsse in die Aus- und Weiterbildung von Professionen investiert werden, die an der Versorgung von Kindern und deren psychisch kranken Eltern beteiligt sind. Zu den Professionen zählten unter anderem Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte, Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten. (hau/22.06.2017)

    Quelle: Website des Deutschen Bundestages

  • OASIS zieht Zwischenbilanz

    Auf der Medica 2016 in Düsseldorf (v.l.): Martin Bielefeld, Laura Bottel und PD Dr. Bert te Wildt (Bildquelle: ZTG/Lippsmeier)

    Die Öffentlichkeitsarbeit rund um den Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige, kurz: OASIS, hat sich gelohnt. Nachdem das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Pilotprojekt sich im zurückliegenden Jahr auf mehreren Messen, Kongressen und Tagungen präsentiert hatte und in den Medien stark vertreten war, erhielt OASIS in den darauffolgenden Monaten regen Zulauf. Nun ziehen die OASIS-Macher Zwischenbilanz. „Aufgrund der großen Resonanz konnte OASIS bundesweit in den Hilfesystemen und in der Bevölkerung bekannt gemacht werden“, ist Oberarzt und OASIS-Projektleiter PD Dr. Bert te Wildt, Ärztlicher Psychotherapeut und Leiter der Ambulanz der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), sehr zufrieden mit dem Zwischenergebnis.

    Unter http://www.onlinesucht-ambulanz.de können sich Interessierte seit September 2016 einem Selbsttest unterziehen und überprüfen, ob möglicherweise eine Internetabhängigkeit besteht. Bundesweit haben auf diesem Weg bislang rund 10.000 Betroffene und Angehörige den Selbsttest gemacht. „Nach der Halbzeit haben bereits mehr als die Hälfte der gewünschten Anzahl an Teilnehmern OASIS in Anspruch genommen“, so Diplom-Psychologin Laura Bottel, die mit Bert te Wildt und dem Diplom-Psychologen Martin Bielefeld zu den Projekt-Verantwortlichen zählt. Dabei stellte das Team fest, dass es für männliche Online-Sexsüchtige etwas leichter zu sein scheint, sich zuerst in einer Online-Ambulanz Hilfe zu suchen. Weiterhin zeichnet sich ab, dass auf diesem Weg etwas mehr weibliche Betroffene erreicht werden können, die eher unter einer missbräuchlichen Nutzung von sozialen Medien, Gelegenheitsspielen und Video-Streaming leiden als unter einer schweren Sucht mit erheblichen negativen Auswirkungen. „Allerdings sind die Computerspielabhängigen – ähnlich wie in den Klinikambulanzen – am stärksten bei OASIS vertreten“, schildert Laura Bottel. Gerade auch Angehörige von Computerspielsüchtigen suchen Rat und Unterstützung bei OASIS.

    Überrascht hat die Macher von OASIS, dass sich deutlich mehr Betroffene direkt anmelden als Angehörige. „Dies spricht dafür, dass es OASIS in besonderem Maße gelingt, die Betroffenen tatsächlich dort abzuholen, wo sich nicht nur ihre Sucht, sondern eben auch die meiste Lebenszeit abspielt“, beschreibt te Wildt.

    Wünschenswert wäre es, wenn noch mehr Angehörige das Angebot nutzen würden. Denn es ist immer wieder festzustellen, dass insbesondere Eltern und Lebenspartner die Leidtragenden der Erkrankung ihrer Kinder und Partner sind. Viele Patienten konnten bislang über die Online-Ambulanz in Beratungsstellen, Spezialambulanzen und Kliniken vermittelt werden. „Wir finden es besonders spannend, wenn sich die Patienten nach den zwei 50-minütigen Online-Sprechstundenterminen per Webcam dann live und in Farbe bei uns vorstellen“, so der Mediensuchtexperte te Wildt. „Dem ersten OASIS-Patienten so gegenüber zu sitzen, war schon ein ganz besonderer Moment.“

    Der erste OASIS-Patient war ein junger Student, der nun regelmäßig und mit fortschreitendem Behandlungserfolg die Cybersexsucht-Therapiegruppe besucht. Er schrieb an das OASIS-Team: „Über einen Artikel eines Onlinemagazins bin ich auf das Angebot von Herrn Dr. te Wildt und seinen Kollegen gestoßen. Mir war schon länger bewusst, dass mein Internetnutzungsverhalten problematisch ist, hatte bisher jedoch immer Hemmungen, mich mit diesem Problem an einen Fachmann zu wenden. Letztlich hat mich die anfängliche Anonymität und Distanz zum Therapeuten überzeugt, dem Programm eine Chance zu geben. Ich habe tatsächlich in nur wenigen Sitzungen gelernt, einen besseren Zugang zu meinem Problem zu finden.“

    Noch ist das Forschungsziel nicht erreicht. In der zweiten Hälfte des Projekts erhofft sich das Projektteam um te Wildt noch viele weitere Kontakte von Betroffenen und Angehörigen sowie Webcam-basierte Therapiesitzungen.

    OASIS

    Das OASIS-Programm ist ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Hilfeprojekt und soll deutschlandweit die Versorgung von Internet- und Computerspielsüchtigen verbessern. „Im Rahmen von Webcam-basierten Sprechstunden möchten wir die Betroffenen dort abholen, wo die Sucht ihren Anfang genommen hat: im Internet selbst“, beschreibt te Wildt. „Damit gehen wir das Thema Internetabhängigkeit mit einem Werkzeug der Cybertherapie an.“ OASIS ging am 1. September 2016 an den Start.

    Pressestelle des LWL-Universitätsklinikums Bochum der Ruhr-Universität Bochum, 29.06.2017

  • Ergebnisse der BLIKK Studie 2017

    Die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung stehen außer Frage. Doch die Digitalisierung ist nicht ohne Risiko, zumindest dann, wenn der Medienkonsum außer Kontrolle gerät: Die Zahlen internetabhängiger Jugendlicher und junger Erwachsener steigen rasant – mittlerweile gehen Experten von etwa 600.000 Internetabhängigen und 2,5 Millionen problematischen Nutzern in Deutschland aus. Mit der kürzlich vorgestellten BLIKK-Medienstudie werden nun auch die gesundheitlichen Risiken übermäßigen Medienkonsums für Kinder immer deutlicher. Sie reichen von Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter. Wenn der Medienkonsum bei Kind oder Eltern auffallend hoch ist, stellen Kinder- und Jugendärzte weit überdurchschnittlich entsprechende Auffälligkeiten fest.

    Dazu die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Diese Studie ist ein absolutes Novum. Sie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie im digitalen Kosmos in der Entwicklung eigener Medienkompetenz allein gelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen sowie Kinder- und Jugendärzten. Für mich ist ganz klar: Wir müssen die gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen! Es ist dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben. Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen. Unter dem Strich ist es höchste Zeit für mehr digitale Fürsorge – durch die Eltern, durch Schulen und Bildungseinrichtungen, aber natürlich auch durch die Politik.“

    Unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten und mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit hat das Projekt „BLIKK‐Medien“ 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt und gleichzeitig im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung umfangreich dokumentiert. Die Studie geht weit über die üblichen Befragungen zu Mediennutzung hinaus.

    Die Ergebnisse wurden Ende Mai gemeinsam mit den Studienleitern im Ministerium vorgestellt. Dies sind der Direktor des Instituts für Medizinökonomie und medizinische Versorgungsforschung der Rheinischen Fachhochschule Köln, Prof. Dr. Rainer Riedel (Arzt für Neurologie/Psychiatrie, Psychotherapie) sowie Dr. med. Uwe Büsching, Kinder- und Jugendarzt und Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Kinder –und Jugendärzte (BVKJ).

    Institutsleiter Prof. Dr. Riedel dazu: „Als Fazit der Studie ergibt sich, dass der richtige Umgang mit den digitalen Medien, die durchaus einen berechtigt hohen Stellenwert in Beruf und Gesellschaft eingenommen haben, frühzeitig kontrolliert geübt werden soll. Dabei müssen soziale und ethische Werte wie Verantwortung, reale Kommunikation, Teamgeist und Freundschaft auf allen Ebenen der Erziehung gefördert werden. Kinder und junge Menschen sollen lernen, die Vorteile einer inzwischen globalen digitalen Welt zu nutzen, ohne dabei auf die Erlebnisse mit Freunden im Alltag zu verzichten.“

    Kinderarzt und Vorstandsmitglied des BVKJ, Dr. Büsching, zu den Ergebnissen der Studie: „Die Sorge der Eltern, ein Kind möge die besten Bedingungen für sein zukünftiges Leben vorfinden, gilt ebenso für Kinder- Jugendärzte. Mit vorschneller Verordnung von Ergo- oder Sprachtherapie allein lassen sich Gefahren nicht abwenden. Gerade, wenn das Verhalten oder die Entwicklung auffällig ist, sollte immer auch ein unangebrachter Umgang der Eltern wie der Kinder mit Medien in Betracht gezogen werden. Eine Medienanamnese und eine qualifizierte Medienberatung muss zukünftig die Früherkennungsuntersuchungen ergänzen.“

    Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:

    • 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter benutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich.
    • Es gibt einen Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und Entwicklungsstörungen der Kinder.
    • Bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr finden sich vermehrt Sprachentwicklungsstörungen sowie motorische Hyperaktivität bei denjenigen, die intensiv Medien nutzen.
    • Wird eine digitale Medienkompetenz nicht frühzeitig erlernt, besteht ein erhöhtes Risiko, den Umgang mit den digitalen Medien nicht kontrollieren zu können.

    Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

    Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesdrogenbeauftragten u.a., 29.05.2017

  • Integration abhängigkeitskranker Arbeitsuchender ins Erwerbsleben

    Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) schrieb im Oktober 2015 das Forschungsvorhaben „Erhebung von Ansätzen guter Praxis zur Integration und Aktivierung suchtkranker Leistungsberechtigter nach dem SGB II“ öffentlich aus. Es handelte sich um eine Folgestudie: Schon im Jahr 2007 ließ das BMG erstmals Ansätze guter Praxis bei der Integration abhängigkeitskranker Arbeitsuchender ins Erwerbsleben im Rahmen des SGB II untersuchen. Die Ergebnisse dieses ersten Forschungsvorhabens wurden 2009 vorgelegt (Henke et al. 2009). Im Rahmen einer weiteren wissenschaftlichen Studie sollten 2016 erneut Maßnahmen erhoben werden, welche die Jobcenter im Rahmen des SGB II für Menschen mit Suchtgefährdung oder Suchterkrankung getroffen haben. Dabei sollte auch erfasst werden, wie die Schnittstelle zum Gesundheitssystem durch die Jobcenter gestaltet wird und welche Angebote für junge Erwachsene unter 25 Jahren sie vorhalten. Die Forschungsfragen sollten durch eine möglichst vollständige Erhebung bei allen Jobcentern sowie Fallstudien an ausgewählten Standorten empirisch untersucht werden.

    Wesentliches Studienergebnis ist, dass die Jobcenter grundsätzlich für die Lebenslagen und die Bedarfe Suchtkranker sensibilisiert sind. Zur Klärung einer Suchtdiagnose wird inzwischen von 82 Prozent der Jobcenter der Ärztliche Dienst der Bundesagentur für Arbeit oder des Gesundheitsamts eingeschaltet. Außerdem engagieren sich die Jobcenter nicht nur in der kommunalen Arbeitsmarktpolitik, sondern auch im lokalen Sozialstaat: Sie verfügen über ein breit gefächertes Netzwerk zum Thema Sucht und kooperieren mit allen wesentlichen Akteurinnen und Akteuren in der Kommune. Am häufigsten mit Suchtberatungsstellen (70 Prozent), aber auch mit den sozialpsychiatrischen Diensten, Gesundheitsämtern, Maßnahmeträgern, rechtlichen Betreuerinnen und Betreuern sowie mit Jugendhilfeträgern und -einrichtungen.

    Quelle: Website des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), 29.06.2017