Kategorie: Kurzmeldungen

  • Welt-AIDS-Tag 2016

    „HIV/AIDS ist weiterhin ein Gesundheitsrisiko in Deutschland“, das betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), anlässlich der neuen RKI-Schätzung zum HIV/AIDS-Geschehen in Deutschland. Demnach lebten Ende 2015 rund 84.700 Menschen in Deutschland mit HIV. Etwa 3.200 Menschen haben sich in Deutschland 2015 neu mit HIV infiziert, die Zahl ist gegenüber den Vorjahren unverändert. „Das ist eine auch im Vergleich zu vielen anderen Staaten positive Nachricht, aber andererseits ist der ausbleibende Rückgang ein Beleg dafür, dass die HIV-Präventionsstrategie der Bundesregierung weiterhin konsequent umgesetzt werden muss“, unterstreicht Wieler.

    Die am stärksten von HIV betroffene Gruppe sind weiterhin Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Von den 3.200 Neuinfektionen im Jahr 2015 erfolgten 2.200 bei MSM, diese Zahl sinkt seit einigen Jahren leicht, 750 wurden auf heterosexuellem Wege übertragen, 250 bei intravenösem Drogenkonsum. Im Jahr 2015 gab es geschätzte 460 Todesfälle bei HIV-Infizierten.

    Von den 84.700 HIV-Infizierten wissen geschätzte 12.600 nichts von ihrer Infektion. Mit Spätdiagnosen sind höhere Sterblichkeit und Behandlungskosten verbunden; zudem kann die Infektion unbeabsichtigt weitergegeben werden. Daher müssen Barrieren für die Testung auf HIV und andere sexuell übertragene Infektionen identifiziert und abgebaut werden. Circa 60.700 HIV-Infizierte werden mit antiviralen Medikamenten behandelt. Daraus lässt sich ableiten, dass fast 11.000 HIV-Infizierte zwar von ihrer Infektion wissen, aber keine Medikamente nehmen. Zugangsbarrieren müssen daher erkannt und beseitigt werden.

    Unter den 84.700 Menschen mit HIV in Deutschland sind etwa 11.750 Personen mit einer Herkunft aus dem Ausland, die sich auch im Ausland mit HIV infiziert haben. Die größte Gruppe sind 6.300 in Afrika erworbene Infektionen, hier dominieren Infektionen über heterosexuelle Kontakte, bei den 2.700 in anderen Ländern Europas erworbenen Infektionen dominieren MSM und intravenös Drogen Gebrauchende, die übrigen Infektionen wurden in Asien, Amerika und Australien erworben.

    Die Empfehlung, Kondome zu verwenden, bleibt Grundpfeiler der HIV-Prävention und hat nichts an Aktualität verloren.

    Die Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen erfolgt in jedem Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des gesamten bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die jeweils angegebenen Zahlenwerte können daher nicht direkt mit früher publizierten Schätzungen verglichen werden. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen.

    Die neue Schätzung ist im Epidemiologischen Bulletin 45/2016 veröffentlicht, die Eckdaten liegen auch für die einzelnen Bundesländer vor und sind online abrufbar. Weitere Informationen: www.rki.de/hiv

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts, 14.11.2016

  • „Crystalscherben“

    Microsoft PowerPoint - Präsentation1Am 29.11.2016 findet um 19:30 Uhr im CinemaxX Wuppertal (Bundesallee 250) die Premiere des Dokumentarfilms „Crystalscherben“ über den Konsum von Crystal Meth und die Folgen statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Der Film ist im Rahmen des Medienprojekts Wuppertal entstanden.

    Das Bedürfnis, ein Bilderbuchfamilienleben zu führen, Karriere zu machen und gleichzeitig dauerhaft gut gelaunt zu sein, ist groß. Wer das nicht schafft, hat das Gefühl, unfähig zu sein. Die scheinbare Lösung für ein perfektes Funktionieren: Crystal Meth.

    In der Dokumentation „Crystalscherben“ werden von Methamphetamin abhängige Menschen porträtiert. Der Film zeigt ihrem Umgang mit den Folgen des Drogenkonsums. Crystal scheint ihr Leben ‚einfacher‘ und das eigene Ich ‚besser‘ zu machen. Es wirkt euphorisierend, hemmt das Schlafbedürfnis und das Hungergefühl, steigert den Tatendrang und führt dazu, dass alltägliche und mühsame Aufgaben mit Freude und Elan erledigt werden. Vom gestressten Workaholic über die überforderte Alleinerziehende bis hin zum rauschaffinen Partygänger zeigt der Film Menschen, die dachten, alles im Griff zu haben. Doch bereits nach kurzer Zeit befinden sie sich in einer Suchtspirale: Ohne die Droge fühlen sie sich unkonzentriert, müde, abgeschlagen und depressiv. Nur der erneute Konsum schafft schnelle Abhilfe.

    Der regelmäßige Missbrauch hat jedoch schwerwiegende Folgen: Die jungen Erwachsenen berichten von massiven psychischen Beeinträchtigungen wie Verfolgungswahn und Psychosen, dem Verlust des Führerscheins, dem Sorgerechtsentzug für die Kinder und dem Abrutschen in die (Beschaffungs-)Kriminalität. So unterschiedlich die Folgen für die Porträtierten sind, hegen sie doch alle den gleichen Wunsch: sich von Crystal Meth loszusagen.

    Der Film begleitet Betroffene während und nach der stationären Therapie, denn ohne professionelle Hilfe ist ein Wegkommen von der Droge kaum zu schaffen. Inwiefern das gelingt, zeigt sich jedoch erst, wenn sie den geschützten Rahmen der Klinik verlassen und ihren Alltag selbstständig meistern müssen. Schnell lernen die Protagonist/innen: Die Voraussetzung für ein Leben ohne Crystal ist die Einsicht, dass es ein perfektes Leben nicht gibt.

    Angaben zum Film:
    Kaufpreis 32,00 €, Ausleihe 12,00 €, Preis V & Ö 60,00 €
    60 Min. (plus 150 Min. Bonus), freigegeben ab 12 Jahren
    lieferbar ab dem 30.11.2016
    Weitere Informationen zu Kauf, Ausleihe und Lizenzarten

    Medienprojekt Wuppertal, 17.11.2016

  • Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen

    Im Jahr 2015 wurden 21.907 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 19 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einem Krankenhaus behandelt. Wie das Statistische Bundesamt (DESTATIS) auf Basis der Krankenhausdiagnosestatistik weiter mitteilt, waren das 2,2 Prozent weniger als 2014. Bezogen auf 100.000 Einwohner dieser Altersklasse sank ihre Anzahl von 286 auf 277 (-2,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Dabei ging der entsprechende Wert bei Mädchen und jungen Frauen um 2,1 Prozent zurück (auf 240 Fälle je 100.000 Einwohner), bei Jungen und jungen Männern verringerte er sich um 3,6 Prozent (auf 313 Fälle je 100.000 Einwohner). 69 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten, waren noch keine 18 Jahre alt.

    Insgesamt wurden im Jahr 2015 knapp 19,8 Millionen Patientinnen und Patienten vollstationär in einem Krankenhaus behandelt. Die Herzinsuffizienz war mit 444.632 Fällen der häufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt. An zweiter Stelle lagen psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (326.971 Fälle), wozu auch der akute Alkoholmissbrauch zählt. Danach folgte die Herzerkrankung Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit 298.271 Fällen.

    Von den 19,8 Millionen vollstationären Patienten waren 52 Prozent weiblich und 48 Prozent männlich. Das Durchschnittsalter der Behandelten lag bei 55 Jahren. Bezogen auf 100.000 Einwohner gab es 2015 insgesamt 24.060 Behandlungsfälle, das waren 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr (24.118 Fälle).

    Pressestelle des Statistischen Bundesamts (DESTATIS), 24.11.2016

    Ergänzend zur obigen Mitteilung finden Sie hier Daten zu allen Bundesländern.

  • REITOX-Bericht 2016

    Factsheet
    Factsheet

    Mit dem REITOX-Bericht 2016 ist das Standardwerk zur Situation illegaler Drogen in Deutschland neu erschienen. In diesem Jahr stellen die Autoren zum ersten Mal in Form eines circa 20-seitigen deutschsprachigen Kurzberichts und eines dreiseitigen Factsheets einen knappen Überblick über die aktuellen Entwicklungen zur Verfügung. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Themen finden sich in den jeweiligen Workbooks, die in einer europaweit einheitlichen Struktur vorliegen, um auch internationale Vergleiche zu erleichtern. Die Workbooks stehen in deutscher und englischer Sprache bereit. Folgende Themen werden behandelt:

    • Drogenpolitik/Drug Policy
    • Rechtliche Rahmenbedingungen/Legal Framework
    • Drogen/Drugs
    • Prävention/Prevention
    • Behandlung/Treatment
    • Gesundheitliche Begleiterscheinungen und Schadensminderung/Harms and Harm Reduction
    • Drogenmärkte und Kriminalität/Drug Market and Crime
    • Gefängnis/Prison

    Der gesamte Bericht kann auf der Website der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD, www.dbdd.de) heruntergeladen werden. Es stehen ausschließlich PDF-Dateien zum Download zur Verfügung, der Bericht kann nicht als Printversion bestellt werden.

    Quelle: Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), 22.11.2016

  • Teilhabekompass zu Angeboten der beruflichen Rehabilitation

    cover_dgppn_teilhabekompassMenschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben in Deutschland oftmals große Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat deshalb am 23.11.2016 auf ihrem großen Jahreskongress in Berlin einen neuen Teilhabekompass vorgestellt. Dieser bietet erstmals einen Überblick über die zahlreichen Angebote der beruflichen Rehabilitation. Gleichzeitig fordert die Fachgesellschaft die Gesundheits- und Sozialpolitik auf, der Bedeutung psychischer Erkrankungen stärker Rechnung zu tragen.

    Psychische Erkrankungen zählen in Deutschland längst zu den Volkskrankheiten: Über 27 Prozent der Erwachsenen sind innerhalb eines Jahres betroffen. Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden gehören heute zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen und frühzeitige Berentungen. Damit ist die Bedeutung der psychischen Gesundheit für die Gesellschaft heute so groß wie noch nie zuvor. Trotzdem ist das Versorgungs- und Rehabilitationssystem in Deutschland noch nicht so aufgestellt, wie es für die Betroffenen notwendig wäre.

    „Vielerorts sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz viel zu lange. In der ambulanten Versorgung entspricht die Bedarfsplanung nicht dem tatsächlichen Hilfebedarf. Zudem werden die Leistungen der niedergelassenen Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie nur ungenügend vergütet. Die stationäre Versorgung steht mit der Einführung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychsomatische Leistungen (PsychVVGs) vor umfassenden Neuerungen, doch zentrale Fragen wie die der Personalausstattung an den Kliniken sind noch ungeklärt“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth anlässlich der Eröffnung des Jahreskongresses der Fachgesellschaft fest.

    Die Herausforderungen in der Versorgung setzen sich im Bereich der beruflichen Rehabilitation fort: Insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind heute in Deutschland überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Dabei würde sich eine regelmäßige Berufstätigkeit positiv auf den Krankheitsverlauf und die Lebenszufriedenheit auswirken. „Wir haben festgestellt, dass die Angebote zur beruflichen Rehabilitation nicht ausreichend bei den Betroffenen ankommen. Das System ist ausgesprochen kompliziert und unübersichtlich. Es basiert auf unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern und ist stark zergliedert. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Akutbehandlung und Rehabilitation fehlen einfach umsetzbare Möglichkeiten zur Steuerung. Die Folgen: zu wenig Effektivität bei der Wiedereingliederung in die soziale Gemeinschaft“, so Dr. Iris Hauth weiter.

    Hier setzt der neue Teilhabekompass der DGPPN an, der sich an alle Ärzte und Therapeuten richtet, die erwachsene Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen behandeln. Er bietet erstmals einen Überblick über regelfinanzierte Leistungsanbieter und Maßnahmen nach dem neunten Sozialgesetzbuch. Praktische Fallbeispiele erleichtern die Orientierung. Der Teilhabekompass steht als Broschüre zur Verfügung, zusätzlich wurde auf www.teilhabekompass.de ein neues Internetportal aufgebaut.

    „Mit dem Teilhabekompass haben wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft einen wichtigen Schritt gemacht. Doch damit Versorgung und Rehabilitation noch besser ineinander greifen, benötigen wir Strukturen, in denen die verschiedenen Berufsgruppen und Sektoren Hand in Hand arbeiten können. Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen einen niederschwelligen Zugang zur Versorgung, damit ihre Beschwerden rasch behandelt und nicht chronisch werden. Bei schweren Verläufen müssen wir alles daran setzen, dass sie an allen Bereichen des Lebens teilhaben können. Das wirkt sich nicht nur positiv auf ihre Lebenssituation aus, sondern entlastet auch die Sozialversicherungen. Hier ist die Politik gefordert, welche die psychische Gesundheit zu einem übergreifenden Schwerpunktthema machen muss“, fordert Dr. Iris Hauth.

    Neue Ansätze in der Versorgung und Teilhabe von psychisch erkrankten Menschen stehen im Fokus des DGPPN Kongresses 2016. Bis zum 26. November werden sich über 9.000 Ärzte, Wissenschaftler und Therapeuten im CityCube Berlin zu diesem und vielen weiteren Themen austauschen.

    Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), 23.11.2016

  • Befragung von Geflüchteten

    Kurzanalyse_IAB_BAMF_SOEP_Flüchtlingsstichprobe_IAB 09.inddDie seit 2013 eingereisten Geflüchteten zeigen eine hohe Bildungsorientierung. Es gibt viele gemeinsame Wertvorstellungen bei Geflüchteten und Deutschen. Die häufigsten Fluchtursachen sind Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 2.300 geflüchteten Menschen über 18 Jahren, die gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt wurde.

    58 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben in ihren Herkunftsländern zehn Jahre und mehr in Schule, Ausbildung und Studium verbracht, im Vergleich zu 88 Prozent bei der deutschen Wohnbevölkerung. 37 Prozent der Geflüchteten besuchten eine weiterführende Schule, 31 Prozent eine Mittelschule, zehn Prozent nur eine Grundschule und neun Prozent gar keine Schule. 31 Prozent waren auf Hochschulen oder beruflichen Bildungseinrichtungen, 19 Prozent erreichten einen Abschluss. Zudem konnten viele Geflüchtete berufliche Fähigkeiten durch Berufserfahrung erwerben: 73 Prozent der Geflüchteten waren vor dem Zuzug nach Deutschland erwerbstätig, im Durchschnitt 6,4 Jahre.

    46 Prozent der erwachsenen Geflüchteten streben noch einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland an, 66 Prozent einen beruflichen Abschluss. „Allerdings wäre es voreilig, aus den Bildungsvorhaben Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, in welchem Umfang die Geflüchteten tatsächlich Bildungseinrichtungen in Deutschland besuchen und Abschlüsse erwerben werden“, heißt es in der am 15.11.2016 erschienenen Studie. Viele Geflüchtete wollen zunächst arbeiten und erst später in Bildung und Ausbildung investieren.

    In ihren Wertvorstellungen weisen die Geflüchteten viele Gemeinsamkeiten mit der deutschen Bevölkerung auf. So unterstützen 96 Prozent der befragten Geflüchteten die Aussage, dass „man ein demokratisches System haben sollte“. 92 Prozent sagen, dass „gleiche Rechte von Männern und Frauen“ ein Bestandteil von Demokratien sind. Bei der Aussage „wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Partner, führt dies zwangsläufig zu Problemen“ zeigen sich jedoch Unterschiede: Während 29 Prozent der Geflüchteten zustimmen, sind es bei der deutschen Vergleichsgruppe 18 Prozent.

    Als Fluchtursachen nennen die Befragten mit großem Abstand am häufigsten die Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg (70 Prozent). Andere wichtige politische Motive sind Verfolgung (44 Prozent), Diskriminierung (38 Prozent) und Zwangsrekrutierung (36 Prozent). Ebenfalls häufig werden schlechte persönliche Lebensbedingungen (39 Prozent) und die wirtschaftliche Situation im Herkunftsland (32 Prozent) angegeben. Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran nennen besonders häufig Krieg und Verfolgung als Fluchtursachen, Geflüchtete aus Eritrea Zwangsrekrutierung. Demgegenüber berichten Geflüchtete aus den Westbalkan-Staaten vielfach von prekären persönlichen Lebensbedingungen, der schlechten wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern und Diskriminierung.

    Die Studie beruht auf einer im Zeitraum von Juni bis Oktober 2016 durchgeführten repräsentativen Befragung von 2.349 Geflüchteten über 18 Jahren, die vom 01.01.2013 bis zum 31.01.2016 nach Deutschland eingereist sind.

    Weitere Informationen und die Studie zum Download finden Sie unter:
    http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Kurzanalysen/kurzanalyse5_iab-bamf-soep-befragung-gefluechtete.html?nn=7495794

    Pressestelle des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 15.11.2016

  • Vernetzung der Flüchtlingsforschung in Deutschland

    Interaktive Karte zur Suche nach Forschungsprojekten zum Thema Flucht, Flüchtlingspolitik und Integration. © IMIS / BICC 2016

    Das Thema Flucht beherrscht seit 2015 verstärkt die politischen und öffentlichen Diskussionen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander. Eine neue Website des Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und des Bonn International Center for Conversion (BICC) zeigt jetzt erstmals in einer interaktiven Landkarte die Vielfalt der Forschungslandschaft zum Thema Flucht in Deutschland auf (https://flucht-forschung-transfer.de/).

    Angesichts der rasch gestiegenen Zahl an Menschen, die weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind, gibt es immer mehr Forschungsprojekte zu diesen Themen. Untersucht werden Fluchtursachen und -wege, sich verändernde rechtliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Erwartungen und Erfahrungen von Geflüchteten sowie Herausforderungen der Integration. Auf Grund der stark gewachsenen Nachfrage nach ihrer Expertise treten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch intensiv in den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik und Praxis.

    Dr. Olaf Kleist (IMIS) weist auf die Ziele des neuen Forschungsprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ hin und erläutert: „Auch wenn die Zahl der Projekte zur Flüchtlingsforschung in Deutschland zuletzt gewachsen ist, fehlte es bisher an einer Vernetzung. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten neben-, aber nicht miteinander. Außerdem müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse dringend für Flüchtlingspolitik und -praxis aufbereitet und verfügbar gemacht werden.“

    Das Forschungsprojekt „Flucht: Forschung und Transfer“ hat sowohl die Vernetzung als auch den Wissenstransfer zum Ziel. Schon 380 Projekte wurden in die ständig wachsende Datenbank eingetragen. Mit Hilfe von Schlagwörtern kann gezielt nach Projekten aus unterschiedlichen Disziplinen und mit spezifischen regionalen Schwerpunkten gesucht werden.

    Durch Navigation in der interaktiven Landkarte können auch einzelne Forschungsstandorte direkt angesteuert werden. „Mit der Datenbank steht endlich ein Instrument zur Verfügung, das Wissenschaftlern und Akteuren aus Praxis und Politik schnell und einfach ermöglicht, sich einen Überblick über die aktuelle Forschung zu Flucht und Flüchtlingen zu verschaffen, aber auch um Lücken der wissenschaftlichen Arbeit zu erkennen“, betont Dr. Benjamin Etzold vom BICC.

    Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über zwei Jahre geförderte Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Forschung und Vermittlung. Dabei bildet die Forschungslandkarte nur ein erstes Ergebnis. In den Themenfeldern Gewaltmigration, Flüchtlingspolitik sowie Aufnahme, Integration und Rückkehr werden insgesamt zehn umfangreiche Berichte über den aktuellen Stand wissenschaftlicher Debatten, wichtige Ergebnisse und Lücken der Forschung erarbeitet, die Politik und Verwaltungen sowie Zivilgesellschaft, Medien und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

    Pressestelle der Universität Osnabrück, 15.11.2016

  • Arbeit und Beschäftigung für Menschen mit Suchterkrankungen

    beschlussfassg-ag_teilhabe-zentrale_empfehlungen-1Am 26. September stimmte der Drogen- und Suchtrat den Empfehlungen „Arbeit, Beschäftigung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Suchterkrankungen“ zu, die von der Unterarbeitsgruppe „Teilhabe am Arbeitsleben“ des Drogen- und Suchtrats der Bundesregierung unter Leitung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) erarbeitet wurden. Die Empfehlungen beschäftigen sich ausführlich mit folgenden Bereichen:

    • Ausgangssituation
    • Spezifische Gruppen und erforderliche Angebote
    • Förderung von Netzwerken und Kooperationen
    • Anforderungen an wesentliche Akteure und Kooperationspartner (Drogenbeauftragte, Kommunen, Agenturen für Arbeit/Jobcenter/Integrationsämter, Arbeitgeber)

    Zu Beginn des Papiers betonen die Verfasser, „dass diese Empfehlungen zur Teilhabe von Menschen mit Suchterkrankungen nicht zu Lasten anderer Personengruppen gehen sollen.“ In diesem Zusammenhang sehen sie einige aktuelle Empfehlungen als besonders vordringlich an, die im Folgenden wiedergegeben werden:

    1. Berufliche Orientierung in der medizinischen Rehabilitation beginnen und anschließende Förderung der beruflichen (Re-)Integration sicherstellen

    • Beratung arbeitsloser Suchtkranker durch Agenturen für Arbeit/Jobcenter sowie die Reha-Fachberater der Rentenversicherung im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit bereits während einer medizinischen Rehabilitationsleistung im Hinblick auf die (Wieder-) Eingliederung in das Erwerbsleben.
    • Sicherstellung der nahtlosen Einleitung von erforderlichen Qualifizierungsmaßnahmen sowie weiterer arbeitsmarktpolitischer Instrumente im Anschluss an eine Entwöhnungsbehandlung.
    • Abschluss einer Vereinbarung der Rentenversicherung, Bundesagentur für Arbeit und der kommunalen Spitzenverbände hinsichtlich einer strukturierten und verbindlichen Zusammenarbeit der Jobcenter/Agenturen für Arbeit mit dem Rehabilitationsträger DRV und den Rehabilitationseinrichtungen bei arbeitssuchenden Abhängigkeitskranken in der Entwöhnungsbehandlung.

    2. Suchtspezifische Fachkompetenzen weiterentwickeln

    • Empfehlung, dass jede Agentur für Arbeit bzw. jedes Jobcenter über ein Fachkonzept „Sucht“ mit verbindlichen Regelungen für Arbeitsabläufe, Verfahrensweisen, Qualitätsstandards, Kooperation mit externen Partnern verfügt.
    • Förderung einer fallbezogenen örtlichen Kooperation zwischen den Dienststellen der Leistungsträger gem. SGB II und SGB III und den Suchtberatungsstellen/-einrichtungen gem. § 16a SGB II.

    3. Geeignete arbeitsmarktpolitische Instrumente vorhalten

    • Zurverfügungstellung passgenauer Leistungen zur Förderung der beruflichen Integration in Arbeit und gezielter Vermittlungsaktivitäten für arbeitslose suchtkranke Menschen, die potenziell in den ersten Arbeitsmarkt integrierbar sind, dazu aber eine gezielte Unterstützung und Förderung benötigen.
    • Vorhalten von geeigneten arbeitsmarktpolitischen Instrumenten für langzeitarbeitslose suchtkranke Menschen ohne eine realistische kurz- bzw. mittelfristige Perspektive, im ersten Arbeitsmarkt unterzukommen. Hierzu gehören u. a. passgenaue Arbeitsmarktinstrumente wie die verstärkte Nutzung von z. B. Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, öffentlich geförderte Beschäftigung oder freie Eingliederungsleistungen.
    • Schaffung geförderter Beschäftigungsmöglichkeiten mit individuell gestaltbarem Förderrahmen, in Bezug auf Inhalt und Dauer orientiert am individuellen Bedarf.

    4. Begleitende Aktivitäten sicherstellen

    • Bereitstellung begleitender Aktivitäten – wie z. B. Unterstützung zur Wiedergewinnung einer Tagesstruktur, zur Förderung der Grundfertigkeiten und Eigenverantwortung, zur Aktivierung und Gesundheitsförderung, zur Bewältigung psychosozialer Probleme – als wichtige Bausteine einer Integrationsstrategie, welche sich passgenau an den jeweiligen Bedarfen der verschiedenen Zielgruppen mit entsprechenden Vermittlungshemmnissen ausrichtet.

    5. Integrationsprojekte für Suchtkranke öffnen

    • Öffnung von Integrationsprojekten gem. § 132 SGB IX für Menschen mit Suchterkrankungen, welche langzeitarbeitslos bzw. mehrfach beeinträchtigt sind.

    6. Kooperation und Netzwerke verbindlich gestalten

    • Vernetzung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente mit sozialintegrativen (kommunalen) Angeboten im Rahmen einer ganzheitlich ausgerichteten Integrationsstrategie für arbeitslose suchtkranke Menschen. Diese Vernetzung umfasst neben der Suchtberatung auch den bedarfsgerechten Einbezug weiterer kommunaler Eingliederungsleistungen, z. B. Kinderbetreuung, Schuldnerberatung, psychosoziale Betreuung, Angebote der Gesundheitsförderung, Angebote von Bildungsträgern etc.

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung wird gebeten, sich an die Bundesagentur für Arbeit, die kommunalen Spitzenverbände, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften zu wenden, um diese für die besonderen Belange suchtkranker Menschen zu sensibilisieren und entsprechende Integrationsansätze zu befördern.

    Empfohlen wird darüber hinaus, dass sie einen bundesweiten Kongress ausrichtet, der dem Austausch von Kommunen und anderen Trägern mit bereits bestehenden vielfältigen Beschäftigungsprojekten für schwer vermittelbare Suchtkranke sowie der Förderung und Verbreitung entsprechender Ansätze dient.

    Ferner wird die Drogenbeauftragte gebeten, die Umsetzung dieser Empfehlungen zu überprüfen und den Drogen- und Suchtrat entsprechend darüber zu informieren.

    Quelle: Beschluss des Drogen- und Suchtrates „Teilhabe am Arbeitsleben“ vom 26.09.2016, S. 1–3

  • Suchthilfe in Hamburg

    cover_bado-2015Der Hamburger BADO e. V. ist ein Zusammenschluss der Freien Träger der Suchthilfe in Hamburg und der zuständigen Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz zum Zweck der Dokumentation und Evaluation in der Hamburger Suchthilfe. Er legt aktuell seinen 19. BADO-Bericht vor. Dieser bildet das gesamte ambulante, zuwendungsgeförderte sowie über SGB XII finanzierte Hamburger Suchthilfesystem im Jahr 2015 ab.

    Alkohol ist weiterhin das am meisten konsumierte Suchtmittel in Hamburg. Zu diesem Ergebnis führt die Auswertung der Daten aus 59 Suchthilfeprojekten in Hamburg. Zu beobachten ist aber auch, dass in den letzten fünf Jahren immer mehr Personen die Suchthilfeeinrichtungen wegen des Konsums von Cannabis, Kokain und Amphetaminen aufgesucht haben. Die Statistik für das Jahr 2015 zeigt, dass 54 Prozent der Hilfesuchenden mehr als nur eine Substanz konsumieren. Die Beratung und Betreuung dieser Menschen mit multiplem Substanzgebrauch stellt eine besondere Herausforderung dar.

    Die Studie zeigt, dass Suchtmittelabhängige deutlich von wiederholter Nutzung der Suchthilfeeinrichtungen profitieren. Insgesamt wurden im Jahr 2015 über 15.500 Personen beraten. Über 9.000 Personen, die im Hilfesystem Unterstützung und Hilfe suchten, konsumieren Alkohol, fast 6.400 geben Cannabiskonsums an, und ca. 4.500 kommen aufgrund eines Kokainmissbrauchs. In 4.400 Fällen ist der Konsum von Opiaten dokumentiert.

    Ein weiterer Trend zeigt, dass der Altersdurchschnitt der Klientel steigt. 61 Prozent der Alkoholabhängigen und 45 Prozent der Opiatabhängigen waren älter als 45 Jahre, 15 bzw. 4 Prozent älter als 60 Jahre. Die Suchthilfeeinrichtungen werden in wachsendem Maße Menschen betreuen, die neben den typischen komorbiden Erkrankungen der Sucht zusätzlich altersbedingte Probleme mitbringen.

    Spezialauswertung

    Da ein erheblicher Teil der Suchtmittelabhängigen im Laufe der Jahre wiederholt die Suchthilfeeinrichtungen aufsuchen, wurde in einer Zusatzstudie den Fragen nachgegangen, welche Klientinnen und Klienten längere und erneute Betreuungszeiten in Anspruch nehmen und zu welchen Ergebnissen diese weiteren Betreuungen führen. Als Ergebnis kann festgehalten werden:

    Klientinnen und Klienten mit stärkeren biographischen Vorbelastungen – so z. B. mit schwerer körperlicher Gewalterfahrung, sexueller Gewalterfahrung, Vorstrafen, Haftaufenthalten, Hepatitis C, Arbeitslosigkeit, Suchtmittelabhängigkeit des Partners – hatten im untersuchten Sechs-Jahreszeitraum deutlich längere Betreuungszeiten. Bei einem größeren Anteil der stärker vorbelasteten Personen besteht offensichtlich größerer Hilfebedarf. Eine nachhaltige Stabilisierung erfordert oftmals wiederholte und längere Betreuungszeiten. Als Erfolg muss gewertet werden, dass diese einhergehen mit Reduzierungen der psychischen oder gesundheitlichen Belastungen. Die Betreuten lebten häufiger abstinent hinsichtlich ihrer Hauptdrogen Alkohol, Opiate oder Cannabis. Sie fanden etwas häufiger den Einstieg in die Arbeitswelt und sie lösten etwas häufiger justizielle Probleme. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass die Suchthilfeeinrichtungen bei nachfolgenden erneuten längeren Betreuungen zur Stabilisierung von Erreichtem bzw. zu weiteren Verbesserungen sinnvoll genutzt werden.

    Der Statusbericht 2015 kann unter www.bado.de heruntergeladen oder als Printversion bestellt werden: barre.hgst@jugendhilfe.de, Tel. 040 8517350

    Pressestelle des BADO e. V., 31.10.2016

  • Suchtfachverbände besorgt über Prozess zur Überprüfung der Weiterbildungscurricula von Suchttherapeut/innen

    Seit nahezu zwei Jahren befinden sich die Weiterbildungscurricula für Gruppen- und Einzeltherapeut/innen in der Suchtreha im Prüfverfahren für eine erneute Empfehlung zur Anerkennung bei der DRV. Dauer sowie Art und Weise der Überprüfung rufen bei Leistungserbringern und Suchtfachverbänden Besorgnis hervor. In einem Brief an die Deutsche Rentenversicherung hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) als Vertreterin der Leistungserbringer im Suchthilfesystem diese Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Der Brief wird hier in vollem Umfang wiedergegeben und steht auch als PDF zum Download bereit.

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    Redaktion KONTUREN online, 04.11.2016