Kategorie: Kurzmeldungen

  • Drohender Substanzverlust in der medizinischen Rehabilitation

    cover_investitionsbedarf_reha_2016_rRehabilitationseinrichtungen müssen sämtliche Kosten aus dem Vergütungssatz refinanzieren. Nur wenn auch – neben den Personal- und Sachkosten – die Investitionen in den Erhalt, die Entwicklung und die Modernisierung der Strukturen Berücksichtigung finden, können die Rehabilitationskliniken langfristig ihre Aufgaben erfüllen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass der Investitionsbedarf in den Rehabilitationskliniken in den nächsten fünf Jahren sehr hoch, die Finanzierung hingegen nicht gesichert ist. Es bedarf deshalb leistungsgerechter Vergütungssätze, fordern die Verbände der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation (AG MedReha). Die Umfrage zum Investitionsbedarf in der medizinischen Rehabilitation kann auf der Website der AG MedReha kostenlos heruntergeladen werden.

    Mit der zweiten bundesweiten Befragung zum Investitionsbedarf in der medizinischen Rehabilitation konnte die Validität der ersten Untersuchung bestätigt werden. Die errechneten Beträge zeigen einen erheblichen zusätzlichen Investitionsbedarf zwischen 885 bis 1.029 Millionen Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre. Es müssen Wege gefunden werden, um den drohenden Substanzverlust aufzuhalten.

    Das monistisch ausgestaltete Vergütungssystem in der Rehabilitation verlangt neben einer ausreichenden Finanzierung der Betriebskosten auch eine entsprechende Finanzierung der Investitionen. Die Vergütung muss den Leistungserbringern bei wirtschaftlicher Betriebsführung ermöglichen, ihre Aufwendungen zu finanzieren und ihren Versorgungsvertrag zu erfüllen. Bedarfsgerechte Investitionen in die Rehabilitation sind allein schon im Hinblick auf den volkswirtschaftlichen Mehrwert (Verhinderung von Erwerbsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit) sinnvoll.

    Bisher gibt es jedoch keine entsprechende Grundlage für die Kalkulation und Verhandlung von leistungsgerechten Vergütungssätzen für Rehabilitationsleistungen, welche diese erheblichen Investitionskosten entsprechend berücksichtigt. Die Befragung zeigt die negativen Folgen des intensiven Preiswettbewerbs im Reha-Markt. Viele Rehabilitationseinrichtungen leben von der Substanz und verzichten auf notwendige Investitionen. Dies führt mittel- und langfristig zwangsläufig zu Qualitätsverlusten und Strukturabbau. Neben den Leistungsträgern ist hier vor allem der Gesetzgeber gefordert, entsprechende Grundlagen zu schaffen, indem beispielsweise die Deckelung des Reha-Budgets im Bereich der Rentenversicherung beseitigt wird und die Vereinbarung von Grundsätzen der Vergütung zwischen Leistungsträgern und den Spitzenverbänden der Leistungserbringer verbindlich eingefordert wird.

    Über die AG MedReha
    Die Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation SGB IX (AG MedReha SGB IX) ist ein Zusammenschluss von maßgeblichen, bundesweit tätigen Spitzenverbänden der Leistungserbringer in der medizinischen Rehabilitation. Die Mitglieder der AG MedReha vertreten die Interessen von rund 800 Rehabilitations-Einrichtungen mit mehr als 80 000 Betten/Behandlungsplätzen.

    Pressestelle der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation (AG MedReha), 26.10.2016

  • Neues aktiva-Gutachten zur Kostenentwicklung in der Reha

    cover-aktiva-gutachten-161025Das „Gutachten zur aktuellen und perspektivischen Situation der Einrichtungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation“ ist in der Neuauflage 2016 erschienen. Erstellt wurde es von der aktiva Beratung im Gesundheitswesen GmbH in Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation (AG MedReha). Das vollständige Gutachten kann auf der Website der AG MedReha kostenlos heruntergeladen werden.

    Im Rahmen dieses Gutachtens wurden Kostensteigerungen untersucht, die sich direkt auf die Leistungserbringung in den Kliniken, d. h. deren Betrieb auswirken und die sich auch in den Steigerungen der Vergütungssätze wiederfinden müssen. Dabei wurden im Gutachten nur absehbare Kostensteigerungen anhand von statistischen Daten und möglichst belastbaren Prognosen in der Modellrechnung verwendet. Der errechnete Prognosekorridor der Kostensteigerungen für das Jahr 2017 zeigt im Vergleich zu 2016 Steigerungsraten von rund 2,2 bis 2,5 Prozent.

    Viele Rehabilitationseinrichtungen können ihre notwendigen Investitionen nicht finanzieren und leben von ihrer Substanz. Dies bestätigt auch die im Auftrag der AG MedReha durchgeführte zweite bundesweite Befragung der Einrichtungen zum Thema Investitionsbedarf in der medizinischen Rehabilitation.

    In den letzten Jahren erfolgten keine wesentlichen gesetzlichen Initiativen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von Rehabilitationseinrichtungen. Es konnte in einem Sonderpunkt des aktuellen Gutachtens gezeigt werden, dass im Vergleich der akutstationäre Krankenhausbereich durch zahlreiche Sonderprogramme und gesetzliche Maßnahmen strukturell gefördert wird. Der Gesetzgeber ist gefordert, sich auch mit der medizinischen Rehabilitation als wichtigem Bestandteil des Gesundheitssystems mehr zu befassen. Es gibt zum Beispiel bisher keine gesetzliche Grundlage, nach welchen Kriterien die Vergütungssätze inhaltlich kalkuliert werden sollen. Damit ist eine leistungsgerechte Vergütung auf Grundlage einer gesetzlichen Regelung nicht gewährleistet und unterliegt einer zufälligen Machtverteilung bei den Verhandlungen vor Ort. Möglich wäre eine verbindliche gesetzliche Regelung zur Vereinbarung von Vergütungsgrundsätzen zwischen Leistungsträgern und den Verbänden der Leistungserbringer. Auch eine Art Investitionsfonds für Rehabilitationseinrichtungen könnte ein geeignetes Instrument dafür sein, die Strukturen in der medizinischen Rehabilitation sinnvoll zu gestalten, ohne das Wirtschaftlichkeitsgebot zu verletzten. […]

    Rehabilitationseinrichtungen mit einer hohen Leistungsqualität und einer wirtschaftlichen Betriebsführung sollte es möglich sein, kostendeckend zu arbeiten und notwendige Investitionen zu tätigen. Aufgrund des Finanzierungsdefizits sind die Rehabilitationseinrichtungen seit Jahren gezwungen, Wirtschaftlichkeitsreserven, beispielsweise durch die Unterlassung notwendiger Investitionstätigkeiten, zu heben.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Rehabilitationseinrichtungen auch für das Jahr 2017 in vielen wichtigen Bereichen mit Kostensteigerungen rechnen müssen, wodurch die notwendigen Vergütungssatzsteigerungen zwischen 2,2 und 2,5 Prozent prognostiziert werden. Die Prognosesicherheit für das kommende Jahr ist aufgrund der geopolitischen Entwicklungen eingeschränkt, so dass Abweichungen der Prognosen insbesondere im Bereich der Sachmittel möglich sind.

    Bei den berechneten Kostensteigerungen fehlen Berechnungen für klinikindividuelle Kostensteigerungen aufgrund höherer Personalkosten einschließlich zusätzlichen Hygienepersonals, Zinsaufwendungen, Investitionskosten sowie der zusätzlichen Kosten für das Entlassmanagement. Die Steigerung der Vergütungssätze sollte daher für das Jahr 2017 bei mindestens 2,5 Prozetn liegen. Dies entspricht auch dem Vorgehen im Krankenhausbereich, wo auch aktuell die Veränderungsrate gilt, sobald sie den Orientierungswert überschreitet.

    Quelle: aktiva-Gutachten zur Kostenentwicklung in der Reha, Neuauflage 2016, S. 23 ff.

  • Verbandsauswertung des buss

    DruckDer Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) hat seine aktuelle Verbandsauswertung veröffentlicht. Es liegen die Auswertungen der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2015 und die Katamnesedaten des Entlassungsjahrgangs 2014 vor. Ab diesem Jahr stellt der buss auch Katamnesedaten für Tageskliniken zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Verbandsauswertung und die ausführlichen Dokumente (kommentierte Tabellen) stehen als PDF zum Download auf der Internetseite www.suchthilfe.de > Informationen > Statistik bereit. Die wichtigsten Ergebnisse folgen hier in Kurzform.

    Basisdaten 2015

    r_cover-zusammenfassung-verbandsauswertung-2016Die Auswertung der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2015 umfasst insgesamt 19.097 Fälle aus 112 Einrichtungen.

    Alter und Geschlecht

    Das durchschnittliche Alter liegt in Einrichtungen, die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, und in Tageskliniken mit 44,3 bzw. 45,2 Jahren am höchsten. Nach wie vor bilden Drogenabhängige die jüngste Gruppe mit durchschnittlich 30,1 Jahren. Das durchschnittliche Alter der Rehabilitanden in Adaptionseinrichtungen liegt bei 37,1 Jahren. Der Anteil der Frauen liegt in Suchthilfeeinrichtungen bei knapp einem Viertel. In Tageskliniken sind mit 30 Prozent die meisten Frauen vertreten.

    Berufliche und soziale Integration

    Große Unterschiede bestehen je nach Einrichtungsart in Bezug auf die berufliche und soziale Integration der Rehabilitanden. In stationären Einrichtungen (Fachklinik), die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, ist etwa die Hälfte der Rehabilitanden alleinstehend, die Arbeitslosenquote liegt bei 43,9 Prozent. In Drogeneinrichtungen beträgt der Anteil an Alleinstehenden 61,5 Prozent, die Arbeitslosenquote 57,4 Prozent. Rehabilitanden in Adaptionseinrichtungen weisen die problematischsten Daten auf: 79,7 Prozent sind arbeitslos und 70,4 Prozent sind alleinstehend.

    Behandlungsdauer

    Die planmäßige Behandlungsdauer ergibt sich aus den jeweiligen Bewilligungen und Standardtherapiedauern der Leistungsträger sowie den individuellen Therapieverläufen. Die Behandlungsdauer bei planmäßiger Beendigung liegt in Alkoholeinrichtungen bei durchschnittlich 92,5 Tagen (= 13 Wochen). Die planmäßige Behandlung dauert in Drogeneinrichtungen am längsten mit 135,2 Tagen (= 19 Wochen). Die Haltequote für den Entlassungsjahrgang 2015 liegt in Einrichtungen, die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, sowie in Tageskliniken bei über 82 Prozent. Die Haltequote in Adaptionseinrichtungen beträgt 78,2 Prozent. In Drogeneinrichtungen beendet etwas mehr als die Hälfte der Rehabilitanden die Behandlung planmäßig.

    Katamnesedaten 2014

    Rückläuferquote

    Für den Bereich Drogen stammen die Katamnesedaten aus neun Einrichtungen, es wurden nur Einrichtungen mit mindestens zehn Prozent Rücklaufquote berücksichtigt. Die mittlere Rückläuferquote liegt bei 21,4 Prozent. Für den Bereich Alkohol stammen die Katamnesedaten aus 37 Einrichtungen (mindestens 25 Prozent Rücklaufquote). Die mittlere Rückläuferquote beträgt 37,9 Prozent. Über die letzten drei Jahre ist die Rücklaufquote aus Einrichtungen für Alkohol und Medikamentenabhängige leicht gesunken, in Drogeneinrichtungen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

    Vergleich der Daten der Katamnese-Antworter mit den Basisdaten

    Für den Entlassungsjahrgang 2014 wurden (getrennt nach Alkohol und Drogen) die Daten der Katamnese-Antworter mit den Basisdaten verglichen.

    • Alter: Das durchschnittliche Alter bei Betreuungsbeginn betrug in Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen 44,6 Jahre, die Antworter sind mit durchschnittlich 48,4 Jahren etwas älter. In Drogeneinrichtungen ist das Durchschnittsalter mit knapp 29 Jahren zu Behandlungsbeginn und bei den Antwortern nahezu identisch.
    • Haltequote: Aus allen Einrichtungen antworten häufiger die ehemaligen Rehabilitanden, die planmäßig entlassen wurden. Besonders auffällig ist der Unterschied in Drogeneinrichtungen, die Haltequote der Antworter liegt bei 74,7 Prozent, in der Gesamtstichprobe bei 54,2 Prozent. In Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen liegt der Unterschied bei 9,1 Prozent.
    • Berufliche und soziale Integration: Alleinstehende und Erwerbstätige antworten eher als ehemalige Rehabilitanden, die in einer Beziehung leben oder arbeitslos sind. In Drogeneinrichtungen antworten 73,2 Prozent Alleinstehende, in der Gesamtstichprobe liegt der Anteil bei 62,1 Prozent. In Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen ist der Anteil Alleinstehender in der Gesamtstichprobe 46,2 Prozent, bei den Antwortern 49,4 Prozent. Die Gesamtstichprobe aus Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen weist einen Anteil von 41,5 Prozent Arbeitslosen aus, der Anteil beträgt unter den Antwortern 34,6 Prozent. In Drogeneinrichtungen ist etwa die Hälfte der Gesamtstichprobe und der Antworter arbeitslos.

    Katamnestische Erfolgsquote

    Die katamnestische Erfolgsquote errechnet sich aus den Patient/innen, die in der Katamnese „abstinent“ und „abstinent nach Rückfall“ angeben. Die Berechnungsform DGSS 1 umfasst alle planmäßig entlassenen Antworter (positive Sichtweise = Überschätzung der tatsächlichen Quote), die Berechnungsform DGSS 4 umfasst alle entlassenen Rehabilitanden und wertet die Nicht-Antworter als „definiert rückfällig“ (negative Sichtweise = Unterschätzung der tatsächlichen Quote).

    In Alkoholeinrichtungen sind beide katamnestischen Erfolgsquoten über die letzten fünf Jahre relativ stabil: DGSS1 = etwas über 80 Prozent, DGSS4 = rund 40 Prozent. Die Werte in Drogeneinrichtungen schwanken im selben Zeitraum: DGSS1 = zwischen 61 Prozent und 52 Prozent, DGSS4 = zwischen neun Prozent und 25 Prozent. Dieser Effekt kann im Wesentlichen durch die Veränderungen der Stichprobe und die unterschiedliche Zahl der teilnehmenden Einrichtungen erklärt werden. Bei den relativ kleinen Fallzahlen machen sich individuelle Einflussfaktoren in den Kliniken deutlich bemerkbar.

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 27.10.2016

  • Suizidprävention

    Können Suchmaschinen Leben retten? LMU-Forscher entwickeln einen Ansatz, wie Google und andere Suchprogramme Hilfsangebote bei Suizidgefahr zielgerichteter als bisher einblenden könnten.

    Durch ihre Anfragen bei Suchmaschinen verraten Internetnutzer nicht nur ihre Interessen und Vorlieben, sondern häufig auch ihren gesundheitlichen Zustand. Suchmaschinen wie die von Google folgen daher bereits Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und blenden Hilfsangebote ein, etwa zur Telefonseelsorge, sobald nach bestimmten Begriffen gesucht wird, die auf eine suizidale Absicht schließen lassen. „Das Internet spielt eine zunehmende Rolle bei der Suizidprävention“, sagt Dr. Florian Arendt vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Mehrere Studien legen nahe, dass sich Selbstmorde verhindern lassen, wenn Betroffene auf entsprechende Hilfsangebote hingewiesen werden. Gemeinsam mit Dr. Sebastian Scherr vom IfKW hat Arendt untersucht, wie Suchmaschinen ihre Algorithmen verbessern könnten, um möglichst viele Betroffene zu erreichen. Ihre Pilotstudie ist aktuell in der Fachzeitschrift Health Communication veröffentlicht.

    Momentan werden entsprechende Hilfsangebote nur in etwa 25 Prozent der Anfragen, die auf einen potenziellen Suizid hinweisen, angezeigt, wie die beiden Forscher am Beispiel von Google in einer früheren Studie herausfanden. „Damit vergeben Suchmaschinen die Chance, einer großen Anzahl gefährdeter Personen zu helfen“, sagt Sebastian Scherr. Die LMU-Kommunikationswissenschaftler schlagen nun einen Ansatz vor, der stärker berücksichtigt, in welchem Zusammenhang bestimmte Suchbegriffe eingegeben werden.

    Suizide häufen sich an bestimmten Tagen im Jahr, etwa an spezifischen Wochentagen sowie zu bestimmten Feiertagen. Am Beispiel des Suchbegriffs „Vergiftung“ haben Arendt und Scherr den zeitlichen Verlauf von Google-Suchanfragen analysiert und nachvollzogen, an welchen Tagen und zu welchen Zeitpunkten dieses Wort besonders oft eingegeben wurde. Ihre Auswertung zeigt, dass die Suchanfragen genau an jenen Tagen zunehmen, an denen es auch deutlich mehr tatsächliches suizidales Verhalten gibt. „Zumindest an solchen Tagen wäre es daher in einem ersten Schritt notwendig, Hilfsangebote vermehrt anzuzeigen“, sagt Scherr. In ihrer Studie schlagen die LMU-Forscher vor, den Algorithmus von Suchmaschinen laufend auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse anzupassen, um Risikofaktoren stärker zu berücksichtigen. Die beiden LMU-Forscher sind der Ansicht, dass Google und andere Suchmaschinen mit einer gezielten Anpassung ihres Algorithmus einen stärkeren Beitrag zur Suizidprävention liefern können. „Die Betreiber von Suchmaschinen haben hier eine gesellschaftliche Verantwortung“, so Arendt.

    Publikation:
    Arendt, Florian & Scherr, Sebastian (2016): Optimizing online suicide prevention: A search engine-based tailored approach. In: Health Communication 2016
    http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10410236.2016.1224451

    Pressestelle der Ludwig-Maximilians-Universität München, 24.10.2016

  • Wer körperlich fit ist, arbeitet effektiver

    Den leidigen Bericht schreiben, den nervigen Kunden freundlich bedienen und dem Katzenvideo im Internet widerstehen: Um in der Arbeitswelt bestehen zu können, ist Selbstkontrolle unerlässlich. Zu hohe Kontrollanforderungen an die eigene Person zehren aber an den Kräften und können zu Burnout führen. Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben untersucht, welche Rolle körperliche Fitness dabei spielt. Das Ergebnis: Wer regelmäßig Sport macht, kann besser mit Stress bei der Arbeit umgehen.

    In vielen Berufen ist Selbstkontrolle das A und O für eine erfolgreiche Karriere. Besonders deutlich wird das im Dienstleistungssektor. Verkäufer, Ärzte, Rechtsanwälte, Bankangestellte – sie alle müssen ihre individuellen Emotionen regulieren, um den Bedürfnissen des Kunden gerecht zu werden, um lange Zeit konzentriert zu arbeiten oder Ablenkungen zu widerstehen. Zu hohe Selbstkontrollanforderungen belasten mit der Zeit die Psyche. Als Folge fühlen sich viele Arbeitnehmer ausgepowert, erschöpft und krank.

    IfADo-Wissenschaftler konnten jetzt zusammen mit der International School of Management Dortmund und dem Dortmunder Dienstleister Prevent.on nachweisen, dass körperliche Fitness als eine Art Puffer zwischen Selbstkontrollanforderungen und psychischer Belastung fungieren kann. Das Team um die IfADo-Psychologen Klaus-Helmut Schmidt und Wladislaw Rivkin hat Daten von mehr als 800 Probanden analysiert, die sich freiwillig zu einem medizinischen Check-up angemeldet hatten. Alle Teilnehmer arbeiten im Finanzsektor.

    Als Messwert für die körperliche Fitness ermittelten die Forscher die maximale Aufnahmefähigkeit von Sauerstoff im Blut während einer sportlichen Tätigkeit, eine gängige Methode zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Anschließend wurden die Probanden zu psychischen Belastungen bei der Arbeit befragt. Die erhobenen Daten wurden verglichen. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die körperlich fit sind, weniger Probleme haben, ihre Emotionen und ihr Verhalten bei der Arbeit entsprechend den Berufsanforderungen zu regulieren, als Menschen, die selten Sport machen.

    „Wer fit ist, kann psychischen Belastungen und Erkrankungen durch zu viel Stress während der Arbeit vorbeugen“, sagt Rivkin. „Gerade in Berufen, die täglich ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, könnten Sportangebote präventiv eingesetzt werden, um Überbelastung zu vermeiden.“ Denn um effektiv und konzentriert zu arbeiten, braucht der Körper ausreichend Energie in Form von Glukose, die nur begrenzt zur Verfügung steht. Ist der Körper aber durch regelmäßigen Sport in einer guten Verfassung, wird Zucker effizienter in die Zellen transportiert.

    Zur Publikation:
    Schmidt, Klaus-Helmut; Beck, Rüdiger; Rivkin, Wladislaw; Diestel, Stefan (2016) Self-Control Demands at Work and Psychological Strain: The Moderating Role of Physical Fitness. International Journal of Stress Management, Vol. 23, No.3, 255-275. Doi: 10.1073/str0000012

    Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Weitere Informationen: www.ifado.de

    Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, 18.10.2016

  • Einkommensverteilung in Deutschland

    neu_wsi_report_2016Die Einkommensverteilung in Deutschland wird undurchlässiger. Arme Menschen bleiben häufiger dauerhaft arm, während sehr reiche sich zunehmend sicher sein können, ihre Einkommensvorteile auf Dauer zu behalten. So schafft es die Hälfte der Armen nicht, innerhalb von fünf Jahren aus der Armut herauszukommen – deutlich mehr als noch in den 1990er Jahren. Für Angehörige der unteren Mittelschicht ist im Zeitvergleich das Risiko des finanziellen Abstiegs gewachsen, während bereits Wohlhabende tendenziell größere Aufstiegschancen haben. Parallel dazu hat die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung in Deutschland einen neuen Höchstwert erreicht. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

    „Arm bleibt arm und reich bleibt reich – das gilt aktuell noch deutlich stärker als vor 20 Jahren. Gleichzeitig sind die Abstände zwischen hohen und niedrigen Einkommen spürbar gewachsen. Bei der Einkommensungleichheit, gemessen nach dem so genannten Gini-Koeffizienten, haben wir sogar den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2005 wieder überschritten“, erklärt Prof. Dr. Anke Hassel, die wissenschaftliche Direktorin des WSI. Diese Gemengelage gefährde den sozialen Zusammenhalt in Deutschland und sie verletze das Prinzip der Chancengleichheit. „Viele dieser Entwicklungen vollziehen sich nicht in spektakulären Sprüngen, sondern langsam, aber recht kontinuierlich und selbst bei guter wirtschaftlicher Lage. Das macht sie besonders gefährlich, weil politischer Handlungsdruck lange übersehen werden kann. Dabei ist es höchste Zeit gegenzusteuern“, so Hassel.

    Für den Bericht hat WSI-Verteilungsexpertin Dr. Dorothee Spannagel die relevanten Quellen analysiert, unter anderem umfangreiche Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer jährlichen Wiederholungsbefragung in mehr als 10.000 Haushalten. Die zentralen Befunde:

    Rückgang der Einkommensmobilität, insbesondere im Osten
    Wie stark sich die Einkommensverteilung verfestigt hat, zeigen verschiedene Indikatoren. Über den Pearson´schen Korrelationskoeffizienten lässt sich ablesen, wie stabil die Einkommenspositionen in aufeinanderfolgenden Jahren sind. Der Koeffizient kann maximal einen Wert von 1 annehmen, je höher er ist, desto weniger ändert sich an der Einkommensverteilung. In Westdeutschland lag der Pearson-Wert nach Spannagels Berechnungen 1991/1992 noch bei 0,78. 2012/2013, so die neuesten verfügbaren Daten, betrug er 0,82 und lag damit nah am bisherigen Höchststand in den Jahren 2008/2009. Noch weitaus drastischer fiel die Entwicklung in Ostdeutschland aus. Nach der Vereinigung brachten die steigenden Löhne, die Ausweitung der sozialen Leistungen und die Übertragung des westdeutschen Rentensystems zunächst für viele einen Aufstieg und damit hohe Einkommensmobilität. Diese Entwicklung kam aber bereits Mitte der 1990er Jahre zum Stillstand. 1991/1992 wies der Pearson-Koeffizient noch einen Wert von 0,65 auf, stieg dann mit einigen kurzfristigen Ausschlägen bis 2012/2013 auf ebenfalls 0,82 an.

    Die verfeinerte Analyse über eine so genannte Mobilitätsmatrix zeigt, in welchen sozialen Gruppen weitgehender Stillstand bei den Einkommenspositionen herrscht, wo es Bewegung gibt – und ob die Bewegung eher nach oben oder nach unten geht. Dazu ordnet Spannagel die Menschen in Deutschland sechs Einkommensgruppen zu, je nachdem, wie sich ihr verfügbares Netto-Haushaltseinkommen zum mittleren (Median-)Einkommen verhält. Dabei werden Effekte durch unterschiedliche Haushaltsgrößen berücksichtigt, so dass direkte Vergleichbarkeit besteht. 2013 lag das Medianeinkommen eines Ein-Personen-Haushalts bei 19.597 Euro netto im Jahr. Als arm definiert die WSI-Expertin gemäß verbreiteter wissenschaftlicher Konvention Personen, die weniger als 60 Prozent dieses Medianeinkommens haben. Das entspricht einem Jahreseinkommen unter 11.758 Euro. Darüber grenzt Spannagel nach dem verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen die folgenden Gruppen ab:

    • Untere Mitte: 60 bis 100 Prozent, 11.758 bis unter 19.597 Euro
    • Obere Mitte: 100 bis 150 Prozent, 19.597 bis 29.396 Euro
    • Wohlhabende: 150 bis 200 Prozent, 29.396 bis 39.194 Euro
    • Reiche: 200 bis 300 Prozent, 39.194 bis 58.791 Euro
    • Sehr Reiche: über 58.791 Euro

    Deutlich weniger Aufstiege aus der Armut
    Um aussagekräftige Trends herauszuarbeiten, vergleicht der Verteilungsbericht die soziale Mobilität in den Fünf-Jahres-Zeiträumen 1991 bis 1995 und 2009 bis 2013, dem derzeit aktuellsten Jahr, für das SOEP-Daten vorliegen. Vor allem am oberen und unteren Ende der Einkommenshierarchie zeigen sich deutliche Verfestigungen: Zwischen 1991 und 1995 schafften es noch rund 58 Prozent der Armen, in eine höhere Einkommensgruppe aufzusteigen. Knapp 20 Jahre später gelang das innerhalb von fünf Jahren nur noch 50 Prozent (siehe Grafik 2 und 3 in der pdf-Version). Allein der Anteil der Aufstiege in die untere Mittelschicht sank um gut zehn Prozentpunkte, ein Rückgang, der sich durch etwas häufigere Aufstiege in die Gruppe der Wohlhabenden bei weitem nicht ausgleichen lässt.

    „Die Verfestigung der Armut ist besonders problematisch. Denn aus der Forschung wissen wir: Je länger eine Armutssituation andauert, desto stärker schlägt sie auf den Alltag durch. Insbesondere für Kinder wirkt sich lange Armut nachhaltig negativ aus“, sagt Forscherin Spannagel. Auch für Angehörige der unteren Mittelschicht sind die Aufstiegschancen gesunken, während ihr Risiko, in Armut abzurutschen, etwas gewachsen ist – und zwar ungeachtet der guten Konjunktur, der Reallohnzuwächse und der Rekordbeschäftigung. „Die Situation dieser beiden Gruppen macht deutlich, dass in unserem Land wesentliche Teile der Bevölkerung damit konfrontiert sind, dauerhaft abgehängt zu werden“, so Spannagel.

    Dagegen bleiben immer mehr Reiche dauerhaft reich. Zwischen 1991 und 1995 konnten sich rund 50 Prozent der sehr Reichen in der obersten Einkommensklasse halten. Von 2009 bis 2013 stieg der Anteil derer, die sich behaupten konnten, auf fast 60 Prozent. Auch mehr reiche und wohlhabende Personen sowie Angehörige der oberen Mittelschicht blieben im Zeitverlauf in ihrer Einkommensklasse. Und bei den übrigen stieg der Anteil der Aufsteiger etwas, während das Risiko abzusteigen, zurückging.

    Im internationalen Vergleich zeigt sich: Die soziale Mobilität, insbesondere zwischen Kinder- und Elterngeneration, ist fast nirgendwo so niedrig wie in Deutschland. Das heißt: In kaum einem anderen Land hängen die Chancen so stark von der Herkunft ab wie hierzulande. „Das ist vor allem mit der sehr hohen Bildungsungleichheit zu erklären“, schreibt Spannagel. Bildung sei in Deutschland „stark vom sozialen Hintergrund des Elternhauses abhängig – und damit die soziale Position, die die Kindergeneration später einnimmt“. Auch das Schulsystem funktioniere wie eine große Sortiermaschine, die Kindern ihren späteren Platz in der Gesellschaft zuweist. Allerdings: Anders als noch in den Anfangsjahren der Bundesrepublik können auch gutsituierte Eltern nicht mehr davon ausgehen, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden. Das Risiko, gegenüber den Eltern sozial abzusteigen, ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen.

    Die Politik müsse gegensteuern, indem sie die Chancengleichheit fördert, sagt WSI-Direktorin Anke Hassel. Neben weiteren Reformen im Bildungssystem, etwa einer gezielten frühkindlichen Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien, seien Verbesserungen am Arbeitsmarkt zentral. Schließlich erweisen sich Arbeitslosigkeit oder geringfügige, instabile Beschäftigungen als Hauptgründe für einen finanziellen Abstieg. Deshalb gelte es Personen, die eher von Arbeitslosigkeit bedroht sind – darunter Geringqualifizierte oder Migranten –, durch Qualifikations-, Bildungs- und Beratungsangebote zu unterstützen. „Das Ziel muss sein, solche Personen in dauerhaft sichere, sozialversicherungspflichtige (Vollzeit-)Erwerbstätigkeit zu bringen“, so das WSI.

    Einkommensungleichheit: Neuer Höchststand
    Über die Schwerpunktanalyse zur Einkommensmobilität hinaus schreibt der neue WSI-Bericht zahlreiche Daten zur Verteilung im digitalen WSI-Verteilungsmonitor fort. Eine zentrale Größe ist der Gini-Koeffizient, bei dem ein steigender Wert eine größere, ein sinkender eine geringere Ungleichheit anzeigt. Im Jahr 2013, für das nun erstmals Daten auf SOEP-Basis vorliegen, stieg der Gini-Wert der verfügbaren Haushaltseinkommen, also nach staatlicher Umverteilung, auf 0,293. Damit hat die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung in Deutschland den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2005 (0,288) überschritten. Zum Vergleich: Anfang der 1990er Jahre betrug der Wert noch 0,248. Das bedeutet eine Erhöhung um gut 15 Prozent in gut zwei Jahrzehnten. Weitere aktualisierte Daten und Erläuterungen, u. a. zu Lohnquote oder Medianeinkommen im WSI-Verteilungsmonitor, finden Sie hier: http://www.boeckler.de/wsi_67151.htm.

    Zum Bericht:
    Dorothee Spannagel: Soziale Mobilität nimmt weiter ab. WSI-Verteilungsbericht 2016, WSI-Report Nr. 31, Oktober 2016. http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_31_2016.pdf

    Pressestelle der Hans-Böckler-Stiftung, 10.10.2016

  • GKV-Schiedsstelle in NRW

    Weil sich eine Rehaklinik der Dr. Becker Klinikgruppe nicht mit den Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen über die Vergütung einigen konnte, kündigte sie die bestehenden Vereinbarungen nach § 111 Abs. 5 SGB V und rief die Landesschiedsstelle an. Die Fortentwicklung der Vergütungspauschalen dürfe sich nicht allein an der Veränderungsrate orientieren, so die Klinikvertreter. Vielmehr gebe die aktuelle Rechtsprechung vor, dass auch die Kosten einer Klinik mit zu berücksichtigen seien. Eine entsprechende Vorgehensweise hatte der 6. Senat des Bundessozialgerichts zur Ermittlung von Vergütungen für Leistungen von sozialpsychiatrischen Zentren entwickelt. Dabei sollen die Vergütungen den Grundsatz der Beitragsstabilität berücksichtigen, aber auch angemessen und leistungsgerecht sein. Die Schiedsstelle folgte der Forderung der Klinik und erklärte, das Vorgehen sei auf Vergütungen für Reha-Einrichtungen übertragbar.

    Die Klinik hatte für die Kardiologie eine Erhöhung des Vergütungssatzes ab April 2015 und nochmals ab Januar 2016 beantragt. Ebenfalls beantragt wurde eine Erhöhung für die Psychosomatik. Für die Kardiologie folgte die Schiedsstelle dem Antrag ab April 2015, für die Psychosomatik sprach sie der Klinik ebenfalls eine Anhebung zu. Zum Januar 2016 kam die Schiedsstelle zwar nicht den Forderungen der Klinik nach, stimmte aber einer Erhöhung, basierend auf dem aktiva-Gutachten 2015, zu. Beide Vergütungssätze liegen deutlich über den Angeboten der Krankenkassen. Bei ihrer Entscheidung hatte die Schiedsstelle nicht nur die Selbstkosten der Klinik berücksichtigt, sondern unter anderem auch die Personalkosten und einen Unternehmerlohn in Höhe der Veränderungsrate anerkannt. Weiter stellte die Schiedsstelle fest: Bei einer kostenorientierten Preisfindung müssen die ermittelten Preise mit denen anderer Anbieter vergleichbar sein.

    Schiedsstellen stehen inzwischen in allen Bundesländern zur Verfügung. Das Manko: Bisher waren die Spruchpraxis uneinheitlich und Entscheidungen wegen fehlender Transparenz schlecht nachvollziehbar. Das könnte sich nun ändern. Denn erstmals wurde die Schiedsstellenentscheidung auch öffentlich publiziert. Erschienen ist sie in der Fachzeitschrift „Kranken- und Pflegeversicherung – Rechtspraxis im Gesundheitswesen“ in der August-Ausgabe 2016. Die DEGEMED begrüßt die aktuelle Entwicklung. Sie ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Leistungsgerechtigkeit bei Vergütungsvereinbarungen in der medizinischen Rehabilitation.

    Quelle: DEGEMED news Nr. 57, Oktober 2016, S. 5

    Mehr zum Thema lesen Sie im Interview mit Dr. Ursula Becker, geschäftsführende Gesellschafterin der Dr. Becker Klinikgruppe. Das Interview ist den DEGEMED news (Nr. 57, Oktober 2016, S. 4-5) entnommen. Link zum Interview

  • „Im Schatten der Flasche“

    ZTK_Broschuere_Alkoholismus_Druckdatei.inddIn Deutschland leben ca. zehn bis 15 Millionen ‚Angehörige‘, d. h. Ehepartner, Partner, Eltern, Kinder oder Freunde, von Menschen, die zu viel Alkohol trinken. Angehörige sorgen sich, sie wollen helfen, wissen aber häufig nicht wie. Sie ‚funktionieren‘ im Alltag. Sie leiden unter dem Alkoholkonsum und den Wesensveränderungen der Betroffenen, die damit einhergehen. Kränkungen, Enttäuschungen, Wut und Trauer sind nur einige der Gefühle, mit denen sie tagtäglich umgehen müssen.

    Das Suchthilfesystem in Deutschland hält trotz einiger vielversprechender Ansätze zu wenige Angebote für Angehörige bereit. Für diese Arbeit werden kaum finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Dazu kommt, dass Angehörige zeitweilig als lästig, als hinderlich in der Beratung oder Therapie des Betroffenen erlebt werden. Sie machen es den Helfern nicht leichter, sind anstrengend, wollen, dass man sich auch um sie kümmert. Diese 37-seitige Broschüre möchte  Fachkräfte und Interessierte in ihrer Arbeit mit diesen Menschen unterstützen. Zugleich ist sie vor allem für die Angehörigen selbst geschrieben. Sie soll informieren und helfen, eigene Gefühle und Reaktionen besser zu verstehen, und Möglichkeiten aufzeigen, einen gesunden Umgang mit dem Trinkenden zu finden.

    Die Broschüre ist klar und einfach geschrieben. Sie eignet sich als Informationsmaterial für Beratungsstellen, Kliniken, Ärzte, Betroffene, Selbsthilfegruppen und Ehrenamtliche.

    Zur Broschüre:
    Im Schatten der Flasche. Eine Broschüre für Angehörige von Menschen mit Alkoholproblemen
    Text von Michaela Kirmes und Roger Kussek
    Copyright: Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement (ZTK) GmbH, Köln

    Einzelexemplare können gegen Zusendung von 4 x 70c Briefmarken bestellt werden über: Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement (ZTK) GmbH, Clemensstr. 5–7, 50676 Köln. Senden Sie die Marken mit dem Stichwort: „Angehörigenbroschüre Sucht“ und der Empfängeradresse an das ZTK. Größere Mengen  können online bestellt werden unter: http://www.ztk-koeln.de/info-broschueren/broschuere-im-schatten-der-flasche/

    Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement (ZTK), 07.09.2016

  • Riskanter Alkoholkonsum

    cover-johm_2016_01_alkohol-kopieMit einer neuen Online-Zeitschrift erweitert das Robert Koch-Institut (RKI) seine Publikationstätigkeit zu Gesundheit in Deutschland. Das am 28.09.2016 erstmals herausgegebene „Journal of Health Monitoring“ erscheint vierteljährlich in deutscher und englischer Sprache. Die Beiträge für das Fach-Journal unterliegen einem Gutachter-Verfahren und sind über die RKI-Internetseite http://www.rki.de/journalhealthmonitoring frei zugänglich.

    In der ersten Ausgabe des „Journal of Health Monitoring“ geht es um gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum. Dieser zählt zu den fünf wesentlichen Risikofaktoren für Krankheiten und Beeinträchtigungen und gilt als mitverursachend für mehr als 200 Krankheiten. Die Daten der Gesundheitsstudien des RKI ermöglichen es, den zeitlichen Verlauf riskanten Alkoholkonsums auszuwerten. Die Trends sind Thema eines umfassenden Beitrags im neuen Journal. Zudem wird in drei Faktenblättern auf Alkoholvergiftungen, Unfälle und Sterblichkeit durch Alkohol eingegangen.

    Die Themen der neuen Fachzeitschrift umfassen alle Bereiche der Gesundheit der Bevölkerung (Public Health), körperliche und psychische Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Risikofaktoren und Schutzfaktoren sowie die medizinische und pflegerische Versorgung. Einige der bisherigen Veröffentlichungsformate der Gesundheitsberichterstattung (GBE) gehen im neuen Journal auf, unter anderem die Online-Reihe „GBE kompakt“. Umfassende Berichte der GBE wird es aber weiterhin geben. Ergänzt werden die GBE-Publikationen durch das Informationssystem der GBE, einer Online-Datenbank, die vom Statistischen Bundesamt gepflegt wird.

    Wichtigste Basis der Gesundheitsberichterstattung sind die umfassenden Studien des RKI-Gesundheitsmonitorings, mit dem die gesundheitliche Lage der Bevölkerung kontinuierlich untersucht und ausgewertet wird: die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS), die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) und „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA). Die RKI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werten auch amtliche Statistiken, epidemiologische Register und Routinedaten der Sozialversicherungsträger aus.

    Die Abteilung im RKI, die Gesundheitsmonitoring und Gesundheitsberichterstattung durchführt, wurde kürzlich mit der Salomon-Neumann-Medaille 2016 ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) verleiht diesen Preis für besondere Verdienste um die Präventiv- und Sozialmedizin

    Pressestelle des Robert Koch-Instituts, 28.09.2016

  • Top-Management in der Sozialwirtschaft

    Seit 2004 untersucht die contec GmbH, Management- und Unternehmensberatung in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, gemeinsam mit Prof. Dr. Gabriele Moos, Leiterin des Studiengangs Gesundheits- und Sozialwirtschaft am RheinAhrCampus in Remagen, im Zwei-Jahres-Rhythmus die Vergütungssituation in der Sozialwirtschaft. Die wissenschaftliche Auswertung der Daten wird durch das IEGUS Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft vorgenommen.

    Für die Mitarbeiterbindung ist und bleibt die Vergütung ein zentraler Faktor, deshalb geht die Vergütungsstudie 2016 bereits in die siebte Runde. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf der Zielgruppe des Top-Managements – Vorstände, Geschäftsführer/innen, Prokurist/innen sowie Gesellschafter/innen im eigenen Unternehmen. Wie schon in den Jahren davor geht es darum, einen aktuellen Überblick über die Struktur und Höhe der Vergütung für die Führungspositionen in verschiedenen Teilbranchen der Sozialwirtschaft zu geben. Gegenüber den Vorjahren wurden einige wichtige Änderungen an der Konzeption der Studie vorgenommen. Neben der neuen Zielgruppe des Top-Managements geht es um:

    • zusätzliche Gehaltsvergleiche durch die Möglichkeit der Angabe von Mehrfachfunktionen (z. B. in Tochterunternehmen), die somit einen ausdifferenzierten Vergleich der Vergütung auf allen Ebenen bietet,
    • eine detaillierte Analyse der Zusammensetzung von Vergütungsbestandteilen, denn mehr Transparenz über die Bestimmungsfaktoren der Gehaltshöhe ist gerade auf der oberen Führungsebene dringend erforderlich.

    Vergleichen Sie Ihre aktuelle Vergütungssituation und füllen Sie dafür den Fragebogen vollständig bis spätestens 15.11.2016 aus. Die Beantwortung der Fragen nimmt etwa zehn bis 15 Minuten in Anspruch. Die Befragung läuft online. Link zum Fragebogen:
    http://contec.de/umfragen/index.php?sid=99671

    Wenn Sie Ihre E-Mail-Adresse angeben, erhalten Sie für Ihre Teilnahme kostenlos die Studienergebnisse. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht mit Ihren Daten gespeichert, sodass Ihre Anonymität gewahrt wird.

    Ansprechpartner:
    Dr. Thomas Müller: studie@contec.de
    Prof. Dr. Gabriele Moos: moos@rheinahrcampus.de

    contec GmbH, Management- und Unternehmensberatung in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, 22.09.2016