Kategorie: Kurzmeldungen

  • Deutsche bekommen wieder mehr Kinder

    In Deutschland kommen wieder mehr Kinder zur Welt. Vor allem in städtischen Gebieten steigen die Geburtenzahlen seit 2008 stetig an. In ländlichen Regionen zeichnet sich eine Geburtenwende nur schwach ab. Der Unterschied zwischen den alten und neuen Bundesländern sei dagegen deutlich geringer geworden, schreiben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Wirtschaftsdienst“.

    Dresden, Frankfurt am Main und München sind der Studie zufolge die geburtenreichsten Städte in Deutschland. Jährlich kommen hier auf tausend Einwohner fast zwölf Geburten. Auch in anderen Großstädten ist die Geburtenquote nach langer Zeit wieder angestiegen: In Hamburg kamen 2014 sogar gut zehn Prozent mehr Kinder zur Welt als noch im Referenzjahr 1990. Berlin erreichte im selben Jahr nach einer Zeit des Geburtenrückgangs wieder den Ausgangswert von damals. „Unsere Analysen zeigen, dass die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern verschwinden“, sagt Dr. Tobias Weirowski vom Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der MLU. Viel deutlicher sei dagegen der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Regionen: In der niedersächsischen Gemeinde Osterode am Harz etwa liegt die Geburtenziffer gerade einmal bei 6,5 Geburten pro tausend Einwohner.

    Geburtenentwicklung in Deutschland. Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016
    Geburtenentwicklung in Deutschland. Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016

    Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler detaillierte Analysen der Geburtenzahlen in Deutschland durchgeführt. Mit Hilfe der Daten des europäischen Statistikamts Eurostat konnten sie die Entwicklung der Geburtenzahlen bis 2014 nicht nur auf Ebene der 16 Bundesländer beschreiben, sondern hatten Daten von 373 Einzelregionen in Deutschland. Diese Unterteilung ermöglichte ihnen Analysen auf der Ebene von Landkreisen, Städten und mitunter sogar Stadtteilen. Die Idee dahinter: Während deutschlandweit die Gesamtzahl an Geburten nur leicht zunimmt, könnte das Bild in einzelnen Teilen sehr unterschiedlich ausfallen. Ziel der Arbeit war es, Regionen mit einer Geburtenwende ausfindig zu machen. „Damit ist gemeint, dass sich in diesen Regionen eine nachhaltige Trendwende vollzogen haben muss und sich die Geburtenziffer kontinuierlich steigert“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Martin Klein von der MLU. Dem Problem zufälliger Ausreißer in den Daten wurden dabei methodisch begegnet, um robuste statistische Ergebnisse zu erhalten.

    Die Geburtenwende, so die Forscher, habe Anfang der 2000er Jahre in den neuen Bundesländern begonnen. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts erstreckt sich diese Entwicklung aber über viele Metropolregionen und größere Städte im gesamten Bundesgebiet, später auch über kleinere urbane und mitunter sogar ländliche Gebiete. Bis Ende 2014 haben die Wissenschaftler in weiten Teilen Deutschlands eine Trendwende beobachten können: Nur in 18 der 373 untersuchten Regionen ist die Geburtenziffer weiter gesunken. „Von den Babyboom-Jahren der 1960er Jahre sind wir heute weit entfernt. Wenn wir uns aber die Zahlen der letzten 15 Jahre anschauen, erkennen wir in vielen Regionen Deutschlands einen positiven Trend“, fasst Martin Klein zusammen.

    Geburtenentwicklung nach der deutschen Vereinigung. Quelle: Statistisches Bundesamt, Abruf März 2016, eigene Berechnungen
    Geburtenentwicklung nach der deutschen Vereinigung. Quelle: Statistisches Bundesamt, Abruf März 2016, eigene Berechnungen

    Über die Gründe für diese positive Entwicklung lasse sich bisher nur spekulieren. „Zum einen fällt diese Entwicklung in eine Zeit neuer familienpolitischer Maßnahmen, vor allem der Einführung des Elterngeldes 2007“, so Weirowski. Zum anderen könnten auch die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre dafür gesorgt haben, dass junge Menschen ihre Lebensentwürfe wieder verstärkt am Familienleben ausrichten und dass Kinder einen höheren Stellenwert bekommen. Gleichzeitig – dafür spreche die Tatsache, dass die Geburtenwende verstärkt in Städten zu beobachten ist – bieten urbane Regionen bessere Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, und generell eine bessere Infrastruktur, also zum Beispiel auch bessere Chancen auf Plätze in Kindertagesstätten.

    In weiteren Studien wollen die Forscher aus Halle die Entwicklungen aus Deutschland nun mit anderen europäischen Ländern vergleichen. Besonderes Interesse gilt dann den Staaten, die stärker als Deutschland von den Wirtschaftskrisen betroffen waren.

    Bibliographische Angaben:
    Martin Klein, Tobias Weirowski, Rahel Künkele (2016). Geburtenwende in Deutschland – was ist dran und was sind die Ursachen? In: Wirtschaftsdienst 96, 2016, Heft 9

    Pressestelle der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 14.09.2016

  • Erster Kontakt mit Glücksspielen oftmals bereits im Jugendalter

    elternratgeber-gsAktuelle Studien von SUCHT.HAMBURG und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen, dass der erste Kontakt mit Glücksspielen häufig bereits im Kindes- und Jugendalter stattfindet. So haben laut der aktuellen SCHULBUS-Studie von SUCHT.HAMBURG sechs von zehn Hamburger Jugendlichen schon einmal um Geld gespielt. Dabei ist Minderjährigen der Zugang zu Glücksspielen gesetzlich verboten. Mit neuen Informationsmaterialien will SUCHT.HAMBURG auf die Risiken hinweisen und insbesondere Eltern informieren.

    Anlässlich der Ergebnisse der aktuellen Studien macht auch die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks auf die besondere Gefährdung von Jugendlichen durch Glücksspiele aufmerksam: „Vor allem bei Jungen ist eine verstärkte Neigung zu Glücksspielen zu beobachten“, so die Gesundheitssenatorin. „Erwachsene, insbesondere Eltern, haben die Verantwortung dafür, Kinder und Jugendliche über die Risiken von Glücksspielen aufzuklären. Wenn bereits im Jugendalter um Geld gespielt wird, ist das Risiko groß, sich im Spielen zu verlieren und später eine Abhängigkeit zu entwickeln. Gerade im Internet locken vermeintliche Gratisspiele zum schnellen und unbedachten Mitmachen, das kostenpflichtige Angebot ist dann nur einen Klick entfernt.“

    Den Eltern kommt in der Aufklärung eine Schlüsselrolle zu. Christiane Lieb, Geschäftsführerin von SUCHT.HAMBURG und verantwortlich für die Kampagne „Automatisch Verloren!“: „Eltern sollten sich für die Spiele ihrer Kinder interessieren und ihnen erklären, was Glücksspiele sind und welche Risiken mit ihnen verbunden sind. Wichtig ist natürlich auch die Vorbildwirkung der Eltern. Wenn sie selbst viel spielen, zum Beispiel am PC oder mit dem Handy, wird es umso schwerer, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Spielen zu vermitteln.“

    Der kurze Ratgeber „Was Eltern über Glücksspiele wissen sollten“ informiert Eltern über das Thema und gibt Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Glücksspielen. Der Ratgeber kann auf der Website (www.automatisch-verloren.de) heruntergeladen oder unter www.sucht-hamburg.de bestellt werden. Auch das Internetangebot der Kampagne wurde um das Thema „Jugendliche und Glücksspiele“ erweitert.

    „Automatisch Verloren!“ ist eine gemeinsame Kampagne von SUCHT.HAMBURG und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV).

    Sucht.Hamburg, 26. September 2016

  • „Sucht muss wahrgenommen werden“

    Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung
    Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung

    Die Reha leistet viel, sie bringt Menschen zurück ins soziale und berufliche Leben. Auf dieses Potential will jährlich der Deutsche Reha-Tag mit Aktionen rund um die Rehabilitation aufmerksam machen. Dieses Jahr fand am 13. September in der Fachklinik Haus Immanuel in Hutschdorf, einer Klinik für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen, die Auftaktveranstaltung zum Reha-Tag statt. Das Besondere an der Fachklinik Haus Immanuel ist, dass die Rehabilitandinnen ihre Kinder mitbringen können, die dort in einem klinikinternen Kindergarten betreut werden.

    Schirmherrin des diesjährigen Reha-Tages ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, die in ihrer Begrüßungsrede bei der Auftaktveranstaltung die wichtige Funktion der Reha innerhalb des Suchthilfesystems hervorhob. Die Suchtreha bietet eine ganzheitliche Behandlung mit qualifiziertem Personal. Angesichts sinkender Antragszahlen ist es wichtig, wieder mehr Menschen auf diese Chance aufmerksam zu machen. Auch Klinikleiter Gotthard Lehner betonte, dass Sucht wahrgenommen werden muss, sowohl das Leiden der betroffenen Menschen als auch das Angebot der Sucht-Reha.

    Während der Tagung herrschte eine entspannte und konstruktive Atmosphäre
    Während der Tagung herrschte eine entspannte und konstruktive Atmosphäre.

    Über die Bedeutung der Suchtreha aus Sicht der Leistungsträger referierte Melanie Blaha-Prell von der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern. Sie stellte Zahlen zur Antragsstellung (Suchtreha und Reha insgesamt; DRV Nordbayern und DRV insgesamt) vor und erklärte, unter welchen Voraussetzungen die DRV Kostenträger einer Rehabilitation ist. Christof Lawall, Geschäftsführer der DEGEMED, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den Folgen der Migration für das Gesundheitssystem und insbesondere die Rehabilitation. Momentan tragen die Kommunen die Kosten für die Gesundheitsversorgung der Asylbewerber, ein Anspruch auf Reha-Leistungen besteht nicht. Dr. Volker Weissinger, Geschäftsführer des Fachverbands Sucht e. V. (FVS), gab einen Überblick über Zugangswege in die Suchtreha. Er stellte drei Bereiche dar, denen aktuell das größte Potential zugesprochen wird, noch mehr Betroffene zu erreichen: niedergelassene Ärzte, Entgiftung/Entzug sowie Case Management. Dr. Wibke Voigt, Chefärztin der Fachklinik Kamillushaus in Essen und Vorsitzende des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss), referierte über den Zusammenhang von Trauma und Sucht. Suchtkranke sind, wie mittlerweile zahlreiche Studien belegen, deutlich häufiger als die Allgemeinbevölkerung durch Gewalterfahrungen, sexuelle Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung traumatisiert. Wenn frühe Bindungserfahrungen jedoch gelingen, ist dies das beste Rüstzeug gegen eine Suchterkrankung. Georg Wiegand, langjähriger Mitarbeiter der  Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, berichtete über die Entwicklung der BORA-Empfehlungen (berufliche Orientierung in der Rehabilitation Abhängigkeitskranker) und betonte die Wiederherstellung der Erwerbstätigkeit als Ziel der Reha.

    v.l.n.r.: Christof Lawall, Dr. Wibke Voigt, Prof. Dr. Andreas Koch, Dr. Volker Weissinger, Georg Wiegand
    v.l.n.r.: Christof Lawall, Dr. Wibke Voigt, Prof. Dr. Andreas Koch, Dr. Volker Weissinger, Georg Wiegand

    Als weiterer Programmpunkt fand am Nachmittag eine Podiumsdiskussion der Experten statt. Moderiert wurde sie – ebenso wie die gesamte Veranstaltung – von Prof. Dr. Andreas Koch, Geschäftsführer des buss. Erläutert wurden Möglichkeiten für bessere Behandlungsverläufe und Zugangswege. Gut funktionieren durchgängige Behandlungsketten innerhalb großer Träger. Über den Konsiliardienst können auch Patienten aus der somatischen Behandlung erreicht werden, bei denen ein Suchtproblem vorliegt. Ein zentrales Thema der Diskussion waren mögliche Gründe für den Antragsrückgang. Hier könnte es z. B. helfen, die Jobcenter zu sensibilisieren, um Betroffene zu identifizieren und anzusprechen. Wichtig sind dabei eine gute Vernetzung mit dem Suchthilfesystem und die entsprechenden personellen Ressourcen. Weiterhin dringend geboten ist die Entstigmatisierung der Suchtkrankheit – z. B. durch eine Kampagne –, damit sich Suchtpatienten nicht in den Psychiatrien ‚verstecken‘, sondern qualifizierte Suchtbehandlungen in Anspruch nehmen. Fragen aus dem Publikum betrafen u. a. die therapeutische Betreuung der Kinder von Suchtkranken, die bisher nur als „Begleitkinder“ mitgenommen werden können. Hierzu bedarf es einer besseren Zusammenarbeit an den Schnittstellen der Sozialsysteme.

    Das Schlusswort der Tagung hielt Dr. Joachim Drechsel, Vorstandsvorsitzender der DGD-Stiftung. (Der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband, DGD, ist Träger der Fachklinik Haus Immanuel.) Dr. Drechsel appellierte an die Anwesenden, weiterhin „Botschafter des Wahrnehmens“ zu bleiben: des Wahrnehmens hilfebedürftiger Menschen und entwicklungsbedürftiger Rahmenbedingungen. Für ihre weitere Arbeit wünschte er allen Beteiligten gutes Gelingen und Gottes Segen.

    Für musikalische Unterhaltung sorgte sehr passend – mal nachdenklich, mal aufgekratzt, mal mit dem im Alltag überlebenswichtigen Humor – der Liedermacher Klaus-André Eickhoff.

    Einen Filmbeitrag über die Veranstaltung finden Sie hier.

    Simone Schwarzer/Redaktion KONTUREN, 22.09.2016

  • Kampf gegen Crystal trägt Früchte

    Am 21. September 2016 tritt eine Verordnung der EU-Kommission in Kraft, mit der Handel und Besitz des Crystalausgangsstoffs Chlorephedrin erheblich eingeschränkt werden. Wer keine Erlaubnis zum Umgang mit dem Stoff besitzt, muss mit einer Beschlagnahme rechnen. Justizminister Sebastian Gemkow: „Mit dieser Regelung sind wir auch auf europäischer Ebene im Kampf gegen Crystal einen wesentlichen Schritt vorangekommen. Mein besonderer Dank gilt den Kollegen aus Tschechien und Bayern, die das Anliegen mit uns gemeinsam verfochten haben. Durch die Listung von Chlorephedrin als Drogenausgangsstoff werden die Behörden endlich in die Lage versetzt, effektiv gegen den Missbrauch der Substanz zur Drogenherstellung vorzugehen.“

    Mit der Aufnahme in die europäische Grundstoffüberwachung tritt für den jeweiligen Stoff ein umfassendes Überwachungsregime in Kraft. Jeder, der Chlorephedrin besitzt, in den Verkehr bringt, ein- oder ausführt usw., benötigt dafür eine Erlaubnis der zuständigen Überwachungsbehörde. In Deutschland ist dies das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM – Bundesopiumstelle).

    Im November 2014 wurde das Anliegen u. a. auf Betreiben Tschechiens und mit Unterstützung Deutschlands auf EU-Ebene erörtert. Der Bayerische Staatsminister der Justiz, Prof. Dr. Winfried Bausback, erklärte im Februar 2015 im Rahmen einer länderübergreifenden Besprechung zur internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Einfuhrschmuggels von Crystal, sich den sächsischen Bemühungen um eine Aufnahme von Chlorephedrin in die Grundstoffverordnung anzuschließen und diese unterstützen zu wollen. Anfang Oktober 2015 nahmen der Justizminister der Tschechischen Republik, Dr. Robert Pelikán, und Staatsminister Gemkow an einer weiteren länderübergreifenden Arbeitsbesprechung zur Verfolgung der Crystal-Kriminalität teil. Die Aufnahme von Chlorephedrin in die Grundstoffverordnungen wurde erneut thematisiert. Auf Einladung von Staatsminister Gemkow fand am 20. Oktober 2015 in Brüssel eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Designerdrogen auf dem Vormarsch in Europa“ statt, in deren Rahmen auch die Chlorephedrin-Problematik erörtert wurde.

    Im November 2015 befasste sich die EU-Expertengruppe für Drogenausgangsstoffe mit dem Vorschlag der EU-Kommission, Chlorephedrin als Kategorie 1-Stoff in den Anhängen zu den EU-Grundstoffverordnungen 273/2004 und 111/2005 zu listen. Am 29. Juni 2016 hat die EU-Kommission die Delegierte Verordnung zur Aufnahme von Chlorephedrin und Chlorpseudoephedrin als Kategorie 1- Stoffe in die Grundstoffüberwachung erlassen. Das Europäische Parlament und der Rat hatten zwei Monate Zeit, etwaige Einwendungen zu erheben. Die Delegierte Verordnung hat das Europäische Parlament und den Rat ohne Einwendungen passiert und wurde im Amtsblatt der Europäischen Union am 1. September 2016 veröffentlicht. Sie tritt 20 Tage nach Veröffentlichung in Kraft.

    Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz, 20.09.2016

  • Alkoholbelastete Familien in Deutschland

    cover-abschlussbericht_rDas Robert-Koch-Institut hat im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums aktuelle Kennziffern zu Familien erhoben, in denen mindestens ein Elternteil in riskantem Maße Alkohol konsumiert. Der Bericht beinhaltet soziodemographische Merkmale der Gruppe der riskant Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinkenden Väter und Mütter. Die Ergebnisse auf Grundlage der bevölkerungsweiten Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) von 2012 zeigen, dass 22 Prozent der Elternteile, die mit mindestens einem eigenen minderjährigen Kind im Haushalt leben, einen riskanten Alkoholkonsum aufweisen. In Bezug auf das regelmäßige Rauschtrinken ist von 14 Prozent der Elternteile auszugehen. Dies entspricht etwa 3,8 Millionen Elternteilen mit riskantem Alkoholkonsum bzw. 2,4 Millionen Elternteilen mit regelmäßigem Rauschtrinken. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Kinderzahl dieser Elternteile ist davon auszugehen, dass in Deutschland bis zu 6,6 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit riskantem Alkoholkonsum respektive 4,2 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit regelmäßigem Rauschtrinken leben, wobei bei der Interpretation dieser Zahl methodische Einschränkungen zu berücksichtigen sind.

    Ein direkter Vergleich der Zahlen aus GEDA 2012 mit anderen Studien ist aufgrund unterschiedlicher Definitionen der elterlichen Alkoholbelastung nicht möglich. Beispielsweise kommt eine Hochrechnung auf Basis einer Studie aus den 1990er Jahren zu dem Schluss, dass in Deutschland etwa 2,65 Millionen Kinder mit mindestens einem alkoholmissbrauchenden oder -abhängigen Elternteil leben (KLEIN 2005). In GEDA 2012 wurden dagegen aus methodischen Gründen Eltern mit riskantem Alkoholkonsum bzw. regelmäßigem Rauschtrinken erfasst und somit eine deutlich höhere Anzahl an betroffenen Kindern ermittelt als bei Studien, die auf elterlichen Missbrauch oder Abhängigkeit fokussieren.

    Anhand der Ergebnisse aus GEDA 2012 wird deutlich, dass es sich bei der Mehrheit der im riskanten Maß Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinkenden Elternteile um Väter handelt. Außerdem ist ein riskanter Alkoholkonsum bzw. regelmäßiges Rauschtrinken der Eltern vor allem in der mittleren und hohen sozialen Statusgruppe sowie ein riskanter Alkoholkonsum insbesondere bei älteren Eltern (ab 40 Jahren) verbreitet. Darüber hinaus weisen Eltern, die ausschließlich mit älteren Kindern im Haushalt leben, tendenziell einen höheren Anteil an Risikokonsumenten auf als Eltern, die mit jüngeren Kindern zusammenleben. Die vorliegenden Ergebnisse ermöglichen es, die Gruppe der im riskanten Maß Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinkenden Väter und Mütter detailliert zu beschreiben und somit Zielgruppen für Präventionsmaßnahmen zu bestimmen. Zudem weisen die gewonnenen Erkenntnisse auf Zugangswege hin, über die die identifizierten Zielgruppen gut erreicht werden können.

    Das Bundesgesundheitsministerium wird gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weitere Schritte prüfen, damit die o. g. Zielgruppe besser über Präventionsmaßnahmen erreicht werden kann. Um konkretere Zahlen zu Kindern bis 18 Jahren im Haushalt von Eltern mit substanzbezogenen Abhängigkeiten zu erhalten, wurde mit den Verantwortlichen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) vereinbart, dass entsprechende Fragen bei der nächsten ESA-Befragung 2018 aufgenommen werden sollen.

    Download der Studie
    Download des Kurzberichtes

    NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e. V., 29.08.2016

  • Die Adaptionsbehandlung

    cover-grundsatzpapier-adaption_rDer Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) hat das Grundsatzpapier „Die Adaptionsbehandlung. Inhalte und Ziele der zweiten Phase der Leistungen zur medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker“ veröffentlicht. Die Adaptionsbehandlung unterstützt Rehabilitand/innen mit besonderem Hilfebedarf auf ihrem Weg zu einer selbständigen, abstinenten Lebensführung und bei der beruflichen Integration. Adaptionseinrichtungen verzahnen medizinische und soziale Aspekte und halten komplexe Leistungen vor, die zunehmend auch Behandlungsstrategien für Rehabilitand/innen mit komorbiden Störungen beinhalten müssen.

    Die Adaptionsbehandlung ist ein wichtiges Element der Suchttherapie. Allerdings existieren bislang nur wenige Publikationen zu dieser Behandlungsform, die vor dem Hintergrund der verstärkten Fokussierung der Suchtrehabilitation auf die berufliche Orientierung an Bedeutung noch zunehmen wird. Daher hat der Qualitätszirkel „Adaption“, in dem die entsprechenden Mitgliedseinrichtungen des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe zusammenarbeiten, alle wesentlichen aktuellen Informationen zusammengetragen und gemeinsame Rahmenbedingungen und Schwerpunkte der Adaptionsbehandlung formuliert. Beschrieben werden:

    • Inhalte der Behandlung,
    • der leistungsrechtliche Rahmen,
    • Zielgruppen,
    • konzeptionelle Grundlagen und
    • strukturelle Aspekte.

    Mit dem Grundsatzpapier zur Adaptionsbehandlung möchte der buss einen Beitrag zur Bestandsaufnahme und zur Diskussion von Entwicklungspotentialen für diese Behandlungsform leisten. Das Dokument steht zum Download unter www.suchthilfe.de > Informationen > Aktuelles zur Verfügung.

    Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 15.09.2016

  • „Pokémon Go“ führt zu mehr Bewegung und Zusammenhalt

    Die aktuell beliebte Spiel-App „Pokémon Go“ führt bei den Spielerinnen und Spielern zu mehr Bewegung und stärkerem Zusammenhalt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie von Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatikern der Technischen Universität Braunschweig. Das Forschungsteam um Prof. Susanne Robra-Bissantz und Dr. Patrick Helmholz befragte 3.235 Pokémon-Go-Spieler online zu den Auswirkungen der Spiel-App im Hinblick auf ihre physische Aktivität und ihre soziale Zugehörigkeit.

    Mehr die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielen täglich zwischen 30 Minuten und zwei Stunden Pokémon Go, rund 24 Prozent geben an, mehr als zwei Stunden täglich mit der Spiel-App zu verbringen. Dies wirke sich laut der Umfrage auch auf die Bewegung der Spieler aus. Etwa 60 Prozent geben an, dass sie durch das Spiel öfter draußen sind als vorher und ca. 55 Prozent behaupten, dass sie gelegentlich Umwege in Kauf nehmen, um spielrelevante Orte zu besuchen und so Vorteile im Spiel erreichen. Denn fest verankerte, ortsbezogene Spielelemente wie ‚Pokéstops‘ und Arenen sind das Ziel der Pokémonjäger. „52 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bestätigen, dass sie auf diese Weise auch ihr Wohnumfeld besser kennenlernen“, erklärt Patrick Helmholz. Etwa 41 Prozent geben zudem an, bei der Gestaltung ihrer Fortbewegung die Spielauswirkungen mit einzubeziehen. „So wird vermutlich auf kürzeren Wegen häufiger zu Fuß gegangen oder das Fahrrad genutzt und das Auto stehen gelassen“, ergänzt Michael Meyer.

    Bei Spielern, die täglich mehr als zwei Stunden mit Pokémon Go verbringen, zeigen die Ergebnisse zudem eine positive Beeinflussung der sozialen Zugehörigkeit. „Diese Spieler erleben durch Pokémon Go ein Gefühl der Zusammengehörigkeit oder lernen andere Spieler kennen und unterhalten sich mit ihnen über das Spiel“, erläutert Felix Becker vom Forschungsteam. Über 60 Prozent der Vielspieler haben dadurch neue Menschen kennengelernt und tauschen sich mit ihnen über Pokémon Go aus. Über 40 Prozent geben zudem an, sich den anderen Spielern verbunden zu fühlen und Teil einer Gruppe zu sein.

    So haben sich auch Orte etabliert, an denen sich besonders viele ‚Pokémontrainer‘ treffen und austauschen. „In Braunschweig sind beispielsweise an der Alten Waage oder auf der Rasenfläche des Löwenwalls fast rund um die Uhr Spieler aktiv”, erklärt Patrick Helmholz. Linda Eckard vom Forschungsteam ergänzt: „Wenn Kinder plötzlich ihre Eltern fragen, ob sie nicht noch einen Spaziergang durch den Park machen können und nicht umgekehrt, dann hat sich doch schon etwas in unserer Gesellschaft geändert, zumindest für den Moment.“

    Zur Umfrage

    Die Online-Umfrage der Braunschweiger Wirtschaftsinformatiker wurde in der zweiten Hälfte des Augusts deutschlandweit verteilt und war sieben Tage erreichbar. Die Teilnehmer der Studie sind im Durchschnitt 25,8 Jahre alt. Dabei bildet die Gruppe der 21- bis 27-Jährigen mit über 50 Prozent den größten Anteil. Über fünf Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind jedoch auch unter 18 beziehungsweise über 40 Jahre alt. Die Geschlechterverteilung ist mit 59 Prozent männlichen zu 41 Prozent weiblichen Teilnehmern repräsentativ für Mobile Games. Zum Zeitpunkt der Erhebung war Pokémon Go in Deutschland seit sechs Wochen verfügbar. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben einen durchschnittlichen Spielbeginn vor 5,2 Wochen an und sind damit größtenteils fast seit Erscheinen des Spiels aktiv. Bis zu diesem Zeitpunkt erreichten sie durchschnittlich ein Spielerlevel von 20,4, etwa zehn Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten bereits ein Spielerlevel von über 25 erreicht.

    Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse kann hier heruntergeladen werden.

    Pressestelle der Technischen Universität Braunschweig, 09.09.2016

  • Welt-Suizid-Präventionstag am 10. September

    newsimageJeden Tag nehmen sich in Deutschland nahezu 30 Menschen das Leben. Damit versterben hierzulande jährlich insgesamt ca. 10.000 Menschen durch Suizid. Weltweit sind rund 800.000 Todesfälle durch Suizid zu verzeichnen. Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise 15- bis 20-mal so hoch. Zwei von drei Suiziden werden dabei in Deutschland von Männern verübt, insbesondere ältere Männer haben ein erhöhtes Risiko. Bei den Suizidversuchen sind hingegen junge Frauen besonders gefährdet. Weltweit ist Suizid die zweithäufigste Todesursache unter den 15- bis 29-Jährigen.

    In den westlichen Industrieländern erfolgt die große Mehrheit dieser Todesfälle vor dem Hintergrund einer psychischen Erkrankung. Dabei kommt der Depression eine zentrale Rolle zu. Aufgrund der engen Verbindung von Depression und suizidalem Verhalten führt eine verbesserte Behandlung von depressiven Erkrankungen zu einer verringerten Rate suizidaler Handlungen (Suizidversuche und vollendete Suizide). Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe möchte deshalb Entscheidungsträger und Öffentlichkeit über die Erkrankung Depression, ihre Behandlungsmöglichkeiten sowie die Suizidprävention informieren. Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des erstmals 2014 erschienenen Suizidpräventionsberichts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll hierzu ein weiterer Beitrag geleistet werden.

    Der Bericht gibt sowohl einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu suizidalem Verhalten als auch zu Risiko- und Schutzfaktoren. Es werden zudem Aktionen und Maßnahmen vorgestellt, wie Suizidprävention gelingen kann – z. B. durch einen erschwerten Zugang zu tödlichen Methoden, durch die Beseitigung von Versorgungsengpässen für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Förderung von verantwortungsvoller Medienberichterstattung zur Reduzierung von Nachahmungstaten oder die Schulung von Multiplikatoren. In diesem Zusammenhang findet auch das von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe für lokale Bündnisse angebotene 4-Ebenen-Interventionskonzept Erwähnung, das neben Deutschland auch in vielen weiteren europäischen Ländern sowie in Kanada und Chile umgesetzt wird.

    „Mit der vorliegenden Übersetzung machen wir den WHO-Suizidpräventionsbericht der deutschen Öffentlichkeit und vor allem den politischen Entscheidungsträgern im Gesundheitsbereich zugänglich – als dringend notwendigen Impuls für die Umsetzung der vorgestellten Präventionsstrategien. Denn pro Jahr sterben in unserem Land deutlich mehr Menschen durch Suizid als aufgrund von Verkehrsunfällen“, betont Professor Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

    „Suizidprävention stellt eine globale Herausforderung dar, die nur in gemeinsamer Anstrengung und im Austausch von Politik, Gesellschaft und Unternehmen gelingen kann. Deshalb setzen wir uns seit 2014 gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe für mehr Forschung sowie die Verbesserung des Versorgungssystems und der Aufklärung ein, damit es möglichst gar nicht zu suizidalen Handlungen kommen muss“, informiert Dr. Christian Gravert, Leitender Konzernarzt der Deutschen Bahn. Die Deutsche Bahn Stiftung gGmbH ist deutschlandweit die erste Unternehmensstiftung, die sich im Bereich Depression engagiert.

    Auch die nun vorliegende deutsche Fassung entstand im Rahmen der Kooperation zwischen der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH. Sie wurde mit Unterstützung und ausdrücklichem Einverständnis der WHO sowie in Zusammenarbeit mit der European Alliance Against Depression e.V. (http://www.eaad.net/) erstellt.

    Der Suizidpräventionsbericht steht in deutscher Sprache auf der Homepage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zum kostenlosen Download bereit.

    Der 91-seitige Bericht kann auch in gedruckter Form zum Selbstkostenpreis von 4,95 EUR zzgl. Porto erworben werden. Bestellungen unter Angabe von Name, Rechnungs- und Lieferadresse sowie Stückzahl an: info@buendnis-depression.de.

    Pressestelle der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 05.09.2016

  • Interventionen bei Suizidalität im Jugendalter verbessern

    Cover_S2k_Suizidalitaet_KiJu_2016-07_01Suizidalität ist nach Unfällen die häufigste Todesursache im Jugendalter. Akute Suizidalität, also konkrete Gedanken an einen Suizid und Planungen, ist bei Kindern und Jugendlichen zudem ein häufiger Grund für Krisenintervention und stationäre Behandlung in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Entsprechend wichtig sind zügige Erkennung, fachgerechte Diagnostik und Kenntnisse zur leitliniengerechten Intervention für Ärztinnen/Ärzte und Therapeut/innen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

    Die Leitlinie zur Intervention bei Suizidalität im Kindes- und Jugendalter wurde in Kooperation zwischen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) und der Philipps-Universität Marburg überarbeitet. Die aktualisierte Fassung ist bis Mai 2021 gültig.

    Im Auftrag der herausgebenden Fachgesellschaft DGKJP hat Professorin Dr. Katja Becker, Lehrstuhlinhaberin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Philipps-Universität Marburg und Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Marburg (UKGM), die „Leitlinie Suizidalität im Kindes- und Jugendalter“ zur nun vorliegenden vierten Auflage überarbeitet. Prof. Becker leitete hierfür eine Leitliniengruppe von Fachkolleg/innen, die auch bereits die Leitlinie „Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) im Kindes- und Jugendalter“ im April 2016 veröffentlicht hat.

    Prof. Katja Becker: „Nach intensiver und umfassender Literaturrecherche und unter Berücksichtigung aktueller Studien wurden Klassifikation, Epidemiologie, spezifische Diagnostik und die verschiedenen Interventionen umfassend dargestellt.“ Zudem habe die Leitlinienarbeitsgruppe ein Kapitel zur Vor- und Nachsorge neu aufgenommen.

    Die neue Auflage der Leitlinie ist online abrufbar unter:
    http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-031.html

    Pressestelle der Philipps-Universität Marburg, 04.08.2016

  • Sportexperte = Wettexperte?

    Bild_Tim und TorDie Teilnahme an Sportwetten bei 18- bis 20-jährigen Männern ist deutlich angestiegen.
    Anlässlich dieser besorgniserregenden Entwicklung hat die Hessische Landesstelle für Suchtfragen
    e. V. (HLS) in einem Gemeinschaftsprojekt mit den Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht Niedersachsen (NLS) und Thüringen (fdr e. V.) das Erklärvideo „Sportexperte = Wettexperte?“ entwickelt. Es richtet sich vor allem an sport- und fußballbegeisterte junge Männer.

    Das Erklärvideo vermittelt in 90 Sekunden die Anreize von Sportwetten und zugleich ihre Risiken. In einfacher Sprache und mit animierten Bildern fördert es die Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Thema Sportwetten. Das Video macht die mit Sportwetten oft verbundene Kompetenzüberschätzung der Wetter sowie die damit verbundenen Gefahren deutlich. Zusätzlich gibt es Hinweise auf Informationsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote.

    Laut aktueller Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stieg im vergangenen Jahr die Teilnahme an Sportwetten in der Gruppe der 18- bis 20-Jährigen sprunghaft an, von 5,7 Prozent im Jahr 2013 auf 12,8 Prozent im Jahr 2015. Der Problemspieler-Anteil ist unter den Sportwettern, verglichen mit anderen Glücksspielarten, relativ hoch. Hier gelten junge Männer und aktive Sportler als besonders gefährdet.

    Es erscheint so einfach und kalkulierbar: Wer sich etwas mit Fußball auskennt, braucht nur wenige Minuten für einen Tipp zu investieren und kann seinen Einsatz schnell vervielfachen. Die Gewinnspanne ist hoch. Viele Sportfans und Glücksspieler sind der Auffassung, dass erfolgreiche Sportwetten vom Wissen über den Sport und die jeweilige Liga abhängen. Sie neigen zur überhöhten Selbsteinschätzung ihrer Kompetenz und ihres Insiderwissens, riskante Folgen werden nicht bedacht. Die Aussicht auf das schnelle Geld lässt das Adrenalin steigen. Mögliche Risiken werden vernachlässigt, das Gefühl alles im Griff zu haben, überwiegt.

    Sportliche Großereignisse wie die diesjährige Fußball-Europameisterschaft erhöhen die Attraktivität von Sportwetten zusätzlich. Hierbei wird selten in der Öffentlichkeit thematisiert, dass Sportwetten Glücksspiele sind, ihr Ergebnis maßgeblich vom Zufall abhängt und Suchtrisiken mit ihnen verbunden sind.

    Das Erklärvideo ist abrufbar auf: http://www.wette-glueck.de/

    Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS), 20.07.2016