Kategorie: Kurzmeldungen

  • „bunt statt blau“ 2016

    Foto: DAK-Gesundheit
    Foto: DAK-Gesundheit

    Die Zahl junger ‚Komasäufer‘ geht weiter zurück. Laut aktueller Krankenhausstatistik der DAK-Gesundheit gingen die Behandlungsfälle in den vergangenen drei Jahren um 22 Prozent zurück. 2015 wurden bei der Krankenkasse knapp 1.200 Fälle von Alkoholvergiftung bei zehn- bis 19-Jährigen abgerechnet. Um diese positive Entwicklung zu unterstützen, setzen die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und die DAK-Gesundheit die gemeinsame Kampagne „bunt statt blau“ gegen das Rauschtrinken fort. Der Plakatwettbewerb für Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren findet zum siebten Mal statt. Bundesweit können 11.000 Schulen teilnehmen.

    Hintergrund: Kassenübergreifend kamen in den vergangenen Jahren bis zu 26.000 Kinder und Jugendliche nach Alkoholmissbrauch ins Krankenhaus. Seit 2013 gehen die Zahlen langsam zurück. „Es landen immer noch zu viele Jungen und Mädchen betrunken in einer Klinik“, erklärt Herbert Rebscher, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Wir sehen jetzt, dass Alkoholprävention wirkt. Bei ‚bunt statt blau‘ zeigen junge Künstler/-innen kreativ die Gefahren beim Komasaufen auf. Das kommt offenbar an.“ Seit 2010 haben mehr als 72.500 Teilnehmer/-innen Plakate zum Thema eingereicht. Zahlreiche Landesregierungen, Suchtexperten und Künstler unterstützen die mehrfach ausgezeichnete Aktion. „Alkoholkonsum ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Das macht es so schwierig, auf die unzweifelhaft bestehenden immensen Gefahren aufmerksam zu machen“, sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler. „Aber unsere Präventionsanstrengungen zeigen Wirkung. Es ist richtig, bereits Kinder für die Risiken des Alkoholkonsums zu sensibilisieren. Die erfolgreiche DAK-Kampagne ‚bunt statt blau‘ ist hierbei ein wichtiger Baustein. Deshalb übernehme ich auch 2016 die Schirmherrschaft aus voller Überzeugung.“

    Nach einer Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) beteiligen sich Jungen und Mädchen nach dem Wettbewerb „bunt statt blau“ deutlich seltener am Rauschtrinken als Schüler/-innen ohne Teilnahme. Jede/-r fünfte der jugendlichen Teilnehmer/-innen erklärte ferner, nach dem Wettbewerb anders über die Wirkung von Alkohol zu denken als früher. Gemeinsam mit der Drogenbeauftragten sitzt die Band „Luxuslärm“ erneut in der Bundesjury, die nach dem Einsendeschluss am 31. März aus 16 Landesgewinnern den Bundessieger „bunt statt blau“ 2016 wählt. Die Band kündigt für ihr neues Studioalbum „Fallen und Fliegen“, das im Frühjahr erscheint, ein eigenes Lied zum Alkoholmissbrauch von Jugendlichen an: „Es wird den Song ‚Federleicht‘ geben, zu dem uns die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Komasaufen inspiriert hat.“

    „bunt statt blau“ ist in den vergangenen Jahren als erfolgreiche Präventions- und Kommunikationskampagne mehrfach ausgezeichnet worden. Unter anderem erhielt die Aktion den renommierten „Internationalen Deutschen PR-Preis 2014“. In diesem Jahr können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstmals ein Making-Of-Video über die Idee und die Entstehung des Plakates drehen. Der fertige Film von maximal drei Minuten kann direkt bei YouTube hochgeladen werden. Weitere Informationen zum Wettbewerb 2016 gibt es in allen Servicezentren der DAK-Gesundheit oder im Internet unter www.dak.de/buntstattblau. Die Kampagne ist eingebunden in die „Aktion Glasklar“, die seit zwölf Jahren Schüler, Lehrkräfte und Eltern über das Thema Alkohol aufklärt.

    DAK-Gesundheit und Bundesdrogenbeauftragte, 01.02.2016

  • Runner’s High

    Foto©Stockdonkey – Fotolia.com
    Foto©Stockdonkey – Fotolia.com

    Laufen und andere Sportarten verursachen bei manchen Menschen ein subjektives Hochgefühl, das im Volksmund als „Läuferhoch“ bezeichnet wird. Dieser euphorische Zustand geht mit einer verminderten Ängstlichkeit, einer Toleranz gegenüber Schmerzen und einer allgemeinen Beruhigung einher. Bisher wurde angenommen, dass körpereigene Opioide (Endorphine) für das Läuferhoch verantwortlich sind.

    Wissenschaftler und Ärzte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) um Professor Peter Gass (Arbeitsgruppe Psychiatrische Tiermodelle) und Dr. Johannes Fuß haben nun im Tiermodell herausgefunden, dass vermutlich körpereigene Cannabinoide das Läuferhoch hervorrufen. Sie etablierten ein Mausmodell, bei dem die Tiere freiwillig und ohne anderweitige Belohnung in einem Laufrad in fünf Stunden etwa sechs bis sieben Kilometer zurücklegten. Dadurch kam es zu einem starken Anstieg von körpereigenen Cannabinoiden im Blut der Tiere. Gleichzeitig waren die ‚Renner‘ im Vergleich zu Tieren, die nicht rennen durften, weniger ängstlich. Dies konnte mithilfe einer sogenannten Hell-Dunkel-Box nachgewiesen werden, einer Versuchsarena mit einem offenen, hell beleuchteten Areal und einer dunklen, höhlenartigen Kammer. Je ängstlicher die Maus, desto mehr Zeit verbringt sie in der dunklen Kammer und umso seltener besucht sie das helle Areal. Laufradrenner besuchten das helle Areal öfter und verbrachten mehr Zeit dort als Nichtrenner. Außerdem hatten sie eine erhöhte Schmerzschwelle. Wenn man sie auf eine Wärmeplatte setzte, dauerte es länger, bis sie eine Reaktion zeigten, woraufhin sie heruntergenommen wurden.

    Um zu beweisen, dass die typischen Symptome des Läuferhochs ursächlich durch den erhöhten Spiegel von körpereigenen Cannabinoiden hervorgerufen wurden, behandelten Gass und Fuß die Tiere vor dem Laufen mit Medikamenten, die die Rezeptoren von Cannabinoiden im Gehirn blockieren. Tatsächlich blieb dann die erwartete Abnahme der Ängstlichkeit und Zunahme der Schmerzschwelle aus, obwohl die Tiere zuvor die gleiche Strecke wie sonst gerannt waren. Blockierten die Forscher dagegen den Haupttyp des Opioid-Rezeptors, entwickelte sich nach wie vor ein Läuferhoch.

    Als weiteren Beweis für ihre Theorie untersuchten die Forscher molekulargenetisch veränderte Mäuse, denen der Haupttyp des Cannabinoid-Rezeptors, der sogenannte CB1-Rezeptor, im Gehirn fehlt. Auch diese Tiere waren nicht in der Lage, ein Läuferhoch zu entwickeln. Ob das Läuferhoch auch beim Menschen von körpereigenen Cannabinoiden abhängt, müssen künftige Experimente mit Ausdauerläufern zeigen.

    Publikation:
    Fuss, J., Steinle, J., Bindila, L., Auer, M. K., Kirchherr, H., Lutz, B. & Gass, P. (2015). A runner’s high depends on cannbinoid receptors in mice. PNAS, 112(42), 13105-13108

    Pressemitteilung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, 06.10.2015

  • Rauchfreie Pflegeschüler/-innen

    astra_logoDas astra-Programm unterstützt Pflegeschüler/-innen dabei, rauchfrei zu bleiben oder es wieder zu werden, und ist im Januar 2016 das „Projekt des Monats“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Entwickelt wurde das Programm 2013 bis 2015 im Rahmen eines Modellprojektes des Bundesministeriums für Gesundheit. Gezielte Strategien und Maßnahmen zur Implementierung des astra-Programms in die Pflegeausbildung werden in dem aktuellen Folgeprojekt „astra-Implementationsforschung“ bis September 2016 gefördert. Anlass hierzu war, dass bis zu 50 Prozent der Pflegeschüler/-innen schon zu Beginn der Ausbildung rauchen. Als wesentliche Ursachen wurden im astra-Modellprojekt die Stressbelastung bei kaum verlässlichen Pausenregelungen und die hohe Akzeptanz der Zigarettenpause im Pflegealltag als ‚kurze Auszeit‘ erkannt.

    Die kooperative Projektleitung, bestehend aus dem Institut für Therapieforschung IFT München, der Hochschule Esslingen, der Hochschule Hannover und dem Deutschen Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e. V., setzte auf eine partizipative Programmentwicklung, an der die zukünftigen Nutzer – Ausbildungsverantwortliche an Pflegeschulen und Lernorten wie Pflegeheime und Kliniken sowie Schüler/-innen – von Beginn an beteiligt waren.

    Seit 2013 haben inzwischen zehn Ausbildungskurse an neun Pflegeschulen mit dem astra-Programm gearbeitet, das nach deren Erfahrungen immer wieder angepasst wurde. Diese enge Zusammenarbeit hat sich gelohnt. Die ersten Pflegeschulen haben das Programm bereits während der Projektphase in das Curriculum integriert. Dies zeugt von einer hohen Akzeptanz und einem großen praktischen Nutzen für die Schüler/-innen, aber auch für die Lehrenden und die Schulentwicklung insgesamt. Die Evaluationsstudie ergab, dass entscheidende Prozesse durch das astra-Programm angestoßen werden konnten.

    Seit 2015 werden auch erstmalig Fortbildungen für astra-Trainer/-innen angeboten. Das Programm wird aktuell um ein innovatives Modul zur Raucherberatung in der Pflege ergänzt. Integriert werden weiterhin auch die Unterrichtskonzepte aus dem Partnerprojekt PA-TRES der Universität Würzburg zu den Schwerpunkten gesunder Lebensstil, Rauchen und Raucherberatung sowie Stressbewältigung in der Pflegeausbildung. Zur nachhaltigen Entwicklung werden der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung der Beteiligten in den Pflegeschulen und Gesundheitseinrichtungen im DNRfK e. V. unterstützt.

    Unter http://www.astra-programm.de/ erhalten Sie detaillierte Informationen zum astra-Programm, zu den beteiligten Schulen, einzelnen Strategien der Implementationsforschung, zu den Evaluationsergebnissen des Modellprojekts „astra“ sowie zu Veröffentlichungen und Präsentationen. Weitere Informationen auf der Homepage der Drogenbeauftragten.

    Pressestelle des DNRfK e. V., 08.01.2016

  • Rauchen

    Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben in einem internationalen Team in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Klinikum der Universität München und dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) im „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ erstmals gezeigt, dass Zigarettenrauch die Aktivität des Immunoproteasoms vermindert. Zudem weisen Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) verringerte Immunoproteasom-Level auf. Dies könnte dazu beitragen, dass COPD Patienten anfälliger gegenüber Atemwegs-Infekten sind.

    Das Immunoproteasom ist eine Struktur in Säugetierzellen und dient dem Abbau von zellfremden Eiweißmolekülen, wie sie etwa bei einer Virusinfektion vorliegen. Seine Funktion ist mit einem zellulären Schredder vergleichbar. Die dabei entstehenden Proteinstücke werden gezielt dem Immunsystem präsentiert, welches spezifische Abwehrmaßnahmen vorbereitet. Das Forscherteam um PD Dr. Silke Meiners vom Institut für Lungenbiologie (iLBD)/Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München fand nun heraus, dass Rauchen diesen Schutzmechanismus des Immunsystems entscheidend behindert.

    „Bei Experimenten mit Immunzellen konnten wir beobachten, dass Zigarettenrauch die Aktivität des Immunoproteasoms vermindert“, so Erstautorin Ilona Kammerl. „Dadurch funktioniert das Präsentieren der zerkleinerten Proteinschnipsel gegenüber dem Immunsystem schlechter und die spezifische Immunantwort wird abgeschwächt.“ Zudem wiesen Lungen von COPD Patienten geringere Mengen an Immunoproteasomen auf. „COPD-Patienten erleben bei einer viralen Infektion häufig eine akute Verschlechterung der Lungenfunktion, von der sie sich oft nicht vollständig erholen. Dies deutet darauf hin, dass die spezifische Immunantwort gegenüber viralen Erregern in diesen Patienten vermindert ist. Unsere Daten weisen erstmals darauf hin, dass dies mit einer durch Zigarettenrauch verminderten Immunoproteasom-Aktivität zusammenhängt“, unterstreicht Studienleiterin Meiners. Zigarettenrauch ist als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer COPD bekannt.

    Die Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob eine geringere Aktivität des Immunoproteasoms als Biomarker für die erhöhte Anfälligkeit gegenüber viralen Infektionen bei COPD dienen könnte. Weitere Studien sollen klären, ob die Veränderungen im Immunoproteasom auch in Blutzellen nachweisbar sind und dies mit einer erhöhten Infektanfälligkeit zusammenhängt. Auch als therapeutische Zielstruktur könnte sich das Immunoproteasom eignen. „Eine gezielte Steigerung der Aktivität des Immunoproteasoms könnte vorteilhaft sein, um eine effizientere Immunantwort bei Virusinfekten hervorzurufen und damit einer Verschlechterung der Lungenfunktion bei COPD Patienten entgegenzuwirken“, erklärt Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Vize-Direktor im DZL, Chairman des CPC und Direktor des iLBD.

    Original-Publikation:
    Kammerl, I.E. et al. (2016). Impairment of immunoproteasome function by cigarette smoke and in COPD, American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine
    Link zur Fachpublikation: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26756824

    Pressestelle des Helmholtz Zentrums München, 13.01.2016

  • DGPPN-Preis für pharmakologische Forschung

    Prof. F. Markus Leweke. Foto©ZI
    Prof. F. Markus Leweke. Foto©ZI

    Prof. F. Markus Leweke, Leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, erhielt den Preis für pharmakologische Forschung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie (DGPPN). Die Auszeichnung wurde ihm im Rahmen des DGPPN-Kongresses am 26. November 2015 in Berlin überreicht. Der mit 14.000 Euro dotierte Preis wurde damit zum zweiten Mal an einen Wissenschaftler des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) verliehen.

    Prof. Leweke ist Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Forschung in der Psychiatrie und wurde für seine Forschung zur Rolle des körpereigenen Cannabinoidsystems bei Psychosen ausgezeichnet. Mit dem DGPPN-Preis werden herausragende Leistungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewürdigt und die innovative Psychopharmakologie-Forschung gefördert. Kriterien sind vor allem die Bedeutung der Forschungserkenntnisse für die Versorgung psychisch Kranker. Prof. Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, freut sich vor allem darüber, „weil mit Professor Leweke ein Wissenschaftler den Preis erhielt, der die therapiegeleitete Forschung am ZI besonders vorangebracht hat“.

    Grundlage seiner Untersuchungen ist die Entwicklung eines Basismodells zur Rolle des körpereigenen Cannabinoidsystems bei Psychosen. Dieses System ist Teil des Nervensystems und bildet unter anderem einen Wirkort von Cannabis. Dabei kommt einem Botenstoff dieses Systems, dem Anandamid, eine schützende Rolle gegenüber psychotischen Symptomen zu. Das in diesem Zusammenhang untersuchte Cannabidiol, ein Bestandteil der Cannabispflanze, führte nach therapeutischer Gabe des hochreinen Cannabidiols bei akuten schizophrenen Psychosen zu einem Anstieg des Anandamidspiegels im Blut. Dies war mit der gleichzeitig zu beobachtenden signifikanten Besserung der Symptomatik eng verknüpft, sodass sich ein wichtiger Hinweis auf einen möglichen mechanistisch neuen Therapieansatz bei der Behandlung der Schizophrenie ergab. Das ZI verfolgt diesen Ansatz aktuell in drei Studien, die von der Europäischen Kommission, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Stanley Medical Research Institute, USA, unterstützt werden.

    Pressestelle des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, 27.11.2015

  • Alkoholkäufe in der Schweiz

    Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit und im Rahmen des Suchtmonitorings hat Sucht Schweiz im Jahr 2014 untersucht, wo und wann die Schweizer und Schweizerinnen (ab 15 Jahren) außerhalb von Restaurants Alkohol kaufen. Der Vergleich mit der Vorgängerstudie von 2011 macht Trends sichtbar und legt Handlungsfelder für die Alkoholprävention nahe. Obwohl der Alkoholkonsum in der Schweiz zwischen 2011 und 2014 von zehn auf 9,5 Liter reinen Alkohols pro Person ab 15 Jahren zurückging, ist die Kauffrequenz im gleichen Zeitraum angestiegen. Was steckt dahinter und was heißt das für die Prävention?

    Personen, die im Jahr 2014 Alkohol zum Hausgebrauch kauften, nannten als Erwerbsorte am häufigsten Großverteiler (90 Prozent), gefolgt von speziellen Getränkeläden (40,3 Prozent). Die Studie stellte für alle Arten von Geschäften einen Frequenzanstieg fest, am stärksten allerdings in den Kategorien „Tankstellenshops, Bahnhöfe und Kioske“ (+ 6,7 Prozent) und „Andere“ wie z. B. Familienläden (+ 6,3 Prozent). Dies deutet unter anderem auf vermehrte Spontankäufe hin. Ein Blick auf die Käufe außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten erhellt diesen Trend: Tatsächlich ist der Prozentsatz von Schweizern und Schweizerinnen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Alkohol außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten kauften, von 25,9 (2011) auf 31,7 Prozent (2014) angestiegen. Dies, obwohl die ‚üblichen Ladenöffnungszeiten‘ bei Großverteilern in der fraglichen Zeit ebenfalls tendenziell ausgeweitet worden sind.

    Junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren haben die weitaus höchste Kauffrequenz mit 37,7 Alkoholkäufen pro Jahr (und der größten Zunahme seit 2011) im Vergleich zum Bevölkerungsschnitt von 22,9 Käufen. Und eine Mehrheit von ihnen (56,4 Prozent) kaufte Alkohol auch außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten, also z. B. abends. Dies wohl auch, weil das entsprechende Ladenangebot in den letzten Jahren ebenfalls größer geworden ist. Gleichzeitig stellen die Befragungen im Rahmen des Suchtmonitorings fest, dass auch der punktuelle Risikokonsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunimmt. Die Resultate der Studie könnten erklären, warum Nachtverkaufsverbote für die Prävention wichtig sind. Gemäß Schätzung war die Zahl der Notaufnahmen wegen Alkoholvergiftungen bei den 10- bis 29-Jährigen in Genfer Spitälern zwischen 2005 und 2007 infolge des Nachtverkaufsverbots ab 21 Uhr um 35 Prozent niedriger. Und in Baden-Württemberg erzielte ein Nachtverkaufsverbot ab 22 Uhr eine entsprechende Reduktion um sieben Prozent bei den 15- bis 24-Jährigen.

    Pressestelle von Sucht Schweiz, 10.11.2015

  • Jugendliche Komasäufer

    Foto: DAK-Gesundheit/iStock
    Foto: DAK-Gesundheit/iStock

    In Hessen setzt sich der positive Trend von 2013 fort: Die Zahl jugendlicher Komasäufer ist erneut gesunken. Im Jahr 2014 kamen nach aktuellen Informationen der DAK-Gesundheit 1.325 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Nach aktuellen und mit der Bundesstatistik vergleichbaren Zahlen des Statistischen Landesamtes Hessen sank die Zahl der Betroffenen in der Altersgruppe zwischen zehn und 20 Jahren im Vergleich zu 2013 um rund 14 Prozent.

    2014 landeten in dieser Altersgruppe 740 Jungen und 585 Mädchen aus Hessen nach Alkoholmissbrauch in der Klinik. Das waren 211 weniger als im Jahr 2013. Damit mussten im zweiten Jahr in Folge weniger Jugendliche stationär im Krankenhaus behandelt werden. Den größten Rückgang gab es bei Jungen in der Altersgruppe zwischen 15 und 20 Jahren. Hier sank die Zahl der Betroffenen um 16,7 Prozent. Im Vergleich dazu gab es bei den Mädchen in der gleichen Altersgruppe nur einen Rückgang um rund zehn Prozent zu verzeichnen. Bei den 10- bis 15-Jährigen waren es gegenüber dem Vorjahr 28 Betroffene weniger. Gegenüber dem Jahr 2000 lag die Zahl der Betroffenen insgesamt jedoch um 106 Prozent höher. „Der positive Trend hat sich fortgesetzt, das ist sehr erfreulich“, erklärt Michael Hübner, Landeschef der DAK-Gesundheit in Hessen. „Ich hoffe, dass wir diese Entwicklung mit unserer vorausschauenden Präventionsarbeit stabilisieren.“

    In Berlin kamen 2014 272 Kinder und Jugendliche (145 Jungen und 127 Mädchen) im Alter zwischen zehn und 19 Jahren nach Alkoholmissbrauch in eine Klinik. Damit stieg die Zahl der männlichen Komasäufer im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent, wobei die Zahl der weiblichen Komasäufer um 7,3 Prozent sank. In den Statistiken fehlen die Kinder und Jugendlichen aus Berlin, die 2013 und 2014 in den anderen Bundesländern behandelt wurden. „Bei den Jungs hat das unkontrollierte Trinken wieder zugenommen. Nach wie vor gehört für viele junge Männer der Alkohol zum Feiern und Spaß haben dazu“, sagt Steffi Steinicke, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Berlin. „Daher bleibt für uns die weitere Alkoholprävention unverzichtbar.“

    Im Rahmen ihrer Präventionsarbeit setzt die DAK Gesundheit auch 2016 die erfolgreiche Aufklärungskampagne „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ fort. Bei dem bundesweiten Wettbewerb werden Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren aufgerufen, mit Plakaten kreative Botschaften gegen das Rauschtrinken zu entwickeln. An der seit 2010 stattfindenden Präventionskampagne gegen Alkoholmissbrauch nahmen bislang mehr als 72.500 Schülerinnen und Schüler teil. Weitere Informationen über die Aktion gibt es auch im Internet unter www.dak.de/buntstattblau.

    Pressestelle der DAK-Gesundheit, 10.11.2015/12.11.2015

  • Gute Vorsätze

    Foto: DAK-Gesundheit
    Foto: DAK-Gesundheit

    Immer mehr Deutsche starten mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen gestiegen, die nach dem Jahreswechsel mehr für ihre Gesundheit tun wollen. Nach einer aktuellen und repräsentativen DAK-Befragung (bundesweite repräsentative Bevölkerungsumfrage durch Forsa im November/Dezember 2015 mit 1.000 Befragten) wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung für 2016 weniger Stress. 62 Prozent der Befragten nehmen sich für das kommende Jahr vor, gezielt Stress abzubauen oder zu vermeiden. Vor zwei Jahren waren es noch 57 Prozent.

    Auch bei den anderen guten Vorsätzen wächst die Zustimmung. 61 Prozent der Befragten möchten im kommenden Jahr mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen (2013: 54 Prozent), 59 Prozent wollen sich mehr bewegen (2013: 52 Prozent). Eine Einschränkung ihres Medienkonsums (Handy, Computer, Internet) haben sich 16 Prozent vorgenommen. Weniger Alkohol trinken wollen 14 Prozent und das Rauchen aufgeben zehn Prozent der Befragten. 35 Prozent nehmen sich vor abzunehmen.

    Beim Thema Stress scheinen vor allem die 30- bis 59-Jährigen betroffen zu sein. 70 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe geben an, im neuen Jahr hier gezielt ansetzen zu wollen. Sie nennen auch mehr Zeit mit Familie und Freunden am häufigsten als Vorsatz (58 Prozent). Jüngere Leute im Alter von 14 bis 29 Jahren wollen besonders häufig sparsamer sein (48 Prozent). Über ein Viertel von ihnen möchte weniger das Handy, Internet oder den Computer nutzen. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen sind es 21 Prozent. Männer gaben über alle Altersgruppen besonders häufig an, künftig weniger fernzusehen (19 Prozent). Sie möchten im neuen Jahr auch weniger Handy und Co. nutzen (18 Prozent). Jede zweite Frau will sich hingegen mehr Zeit für sich selbst nehmen.

    Erstmals fragte die DAK-Gesundheit auch nach der Motivation für den Start in ein gesünderes neues Jahr: 62 Prozent nannten dabei ihr persönliches Empfinden. Für fast jeden Zweiten (47 Prozent) wäre eine akute Erkrankung der Grund, sich verstärkt um die eigene Gesundheit zu kümmern. 45 Prozent gaben an, ein Anstoß des Arztes sei Motivation. Mehr als jedem dritten Befragten (38 Prozent) würde eine Aufforderung des Partners helfen. Das sagten vor allem Männer (45 Prozent). DAK-Ärztin Elisabeth Thomas rät: „Lieber wenige realistische Ziele setzen und diese auch erreichen, als zu viele utopische Vorhaben verfolgen. Das motiviert und erhöht die Chancen erheblich, auf längere Sicht dranzubleiben.“ Denn die DAK-Umfrage zeigt auch: Nur etwa jeder Zweite hält seine guten Vorsätze dauerhaft durch. Vor allem Männer scheinen hier etwas willensstärker zu sein (57 Prozent).

    Pressestelle der DAK-Gesundheit, 21.12.2015

  • EU-Drogenbeobachtungsstelle

    Der Verwaltungsrat der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) kam Anfang Dezember 2015 zu einer zweitägigen Sitzung in Lissabon zusammen, bei der sein Vorsitz und sein stellvertretender Vorsitz neu gewählt wurden.

    Laura d’Arrigo, neue Vorsitzende des Verwaltungsrates der EMCDDA. Foto: EMCDDA
    Laura d’Arrigo, neue Vorsitzende des Verwaltungsrates der EMCDDA. Foto: EMCDDA

    Laura d’Arrigo (Frankreich), diplomatische Beraterin bei der interministeriellen Delegation zur Bekämpfung von Drogen und Suchtverhalten (Mission interministérielle de lutte contre les drogues et les conduites addictives – MILDECA) wurde für die kommenden drei Jahre zur Vorsitzenden gewählt. Sie ist seit Dezember 2013 Mitglied des Verwaltungsrats und wird die erste Frau in diesem Amt sein. Nach mehrjähriger Tätigkeit für die EU-Institutionen, insbesondere für die Europäische Kommission, wurde Laura d’Arrigo im Jahr 2007 durch die französischen Behörden beauftragt, auf bilateraler und multilateraler Ebene zur Implementierung und Koordination der französischen Außenpolitik im Drogenbereich beizutragen. Zwischen 2010 und 2014 leitete sie die Ständigen Vertreter der Pompidou-Gruppe des Europarats. Laura d’Arrigo übernimmt das Amt der Vorsitzenden des Verwaltungsrats von João Goulão (Portugal), der diese Position seit dem Jahr 2009 bekleidete und dessen Amtszeit am 31. Dezember dieses Jahres endet. João Goulão gehörte dem Verwaltungsrat seit dem Jahr 2005 an und war Vorsitzender für zwei Amtszeiten (2009 bis 2011 und 2012 bis 2015).

    Franz Pietsch, neuer stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der EMCDDA. Foto: EMCDDA
    Franz Pietsch, neuer stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der EMCDDA. Foto: EMCDDA

    Franz Pietsch (Österreich) wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er gehört dem Verwaltungsrat seit 2002 an. Franz Pietsch ist Repräsentant Österreichs in den einschlägigen Drogengremien/-foren auf internationaler Ebene, Generaldirektor-Stellvertreter und Leiter der Abteilung II/1 (Rechts- und Fachangelegenheiten Tabak, Alkohol und Verhaltenssüchte sowie Internationale Suchtangelegenheiten). Er übernimmt das Amt von Claude Gillard (Belgien), Gründungsmitglied der Agentur, der diese Position für zwei Amtszeiten (2009 bis 2011 und 2012 bis 2015) bekleidete. Claude Gillard, der dem Verwaltungsrat seit 1994 angehört, hat seit dem Jahr 2003 auch den Vorsitz des Haushaltsausschusses der EMCDDA inne.

    Der Direktor der EMCDDA, Wolfgang Götz, gratulierte der neuen Vorsitzenden und dem neuen stellvertretenden Vorsitzenden und würdigte João Goulão und Claude Gillard für „ihre Inspiration, ihre Zusammenarbeit und ihr unermüdliches Engagement bei der ausgesprochen transparenten und effizienten Lenkung des Verwaltungsrats in den vergangenen sechs Jahren“. Wolfgang Götz wird die Leitung der Agentur, die er seit dem 1. Mai 2005 inne hatte, zum 31. Dezember 2015 abgeben. Alexis Goosdeel (Belgien) übernimmt das Amt des Direktors zum 1. Januar 2016.

    In der Sitzung billigte der Verwaltungsrat den Haushaltsplan und das Arbeitsprogramm 2016 der Agentur sowie ihre Strategie und das Arbeitsprogramm 2016 bis 2018. Der Verwaltungsrat erneuerte ferner das Mandat des derzeitigen Wissenschaftlichen Ausschusses für den Zeitraum 2017 bis 2019.

    Pressestelle der EMCDDA, 03.12.2015

  • Ambitioniert, erreichbar, selbstgesteckt

    Um die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu steigern, bauen viele Unternehmen auf finanzielle Anreize, meist in Form von leistungsabhängiger Entlohnung. Doch es muss gar nicht immer zusätzliches Geld fließen: Schon das Setzen geeigneter Ziele – sei es durch den Chef oder den Arbeitnehmer selbst – kann den gewünschten Motivationsschub bringen. Darauf weist ein aktueller Fachartikel von Sebastian J. Goerg hin, der für die Online-Plattform „IZA World of Labor“ des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) den internationalen Forschungsstand zum Thema zusammengefasst hat. Der Ökonom von der Florida State University warnt allerdings auch: Falsch gesteckte Ziele können kontraproduktiv wirken.

    Ziele sind ein fester Bestandteil vieler Lebensbereiche. Private Ziele sind beispielsweise, Geld zu sparen oder überflüssige Pfunde loszuwerden. Im Arbeitsleben sind wir mit Verkaufs-, Projekt- oder Gewinnzielen konfrontiert. Die psychologische Forschung beschäftigt sich seit langem mit der Frage, wie gesetzte Ziele das menschliche Verhalten beeinflussen und somit die Produktivität steigern können. Mittlerweile haben auch Ökonomen Ziele als Forschungsthema entdeckt und dazu theoretische Modelle entwickelt sowie deren Praxistauglichkeit in Organisationen untersucht. Vor allem Unternehmen der „New Economy“ wie Google, Intel und Twitter nutzen Ziele unter anderem, um Mitarbeitern in Echtzeit Feedback geben zu können. Denn das menschliche Streben nach der Erreichung persönlicher Ziele zählt – neben finanziellen Anreizen – zu den wichtigsten Faktoren der Mitarbeitermotivation. Um den Produktivitätseffekt von individuellen Zielen in der Praxis zu untersuchen, hat Sebastian J. Goerg gemeinsam mit IZA-Fellow Sebastian Kube von der Universität Bonn einen Feldversuch durchgeführt. In der Bibliothek des Max-Planck-Instituts in Bonn ließen sie Hilfskräfte (die nicht wussten, dass sie Teil eines Experiments sind) rund 35.000 Bücher umräumen. Arbeiteten die Probanden auf ein konkretes Ziel hin, waren sie im Schnitt um 15 Prozent produktiver als eine Vergleichsgruppe ohne Zielvorgabe. Auch bei selbstgesteckten Zielen und ohne Aussicht auf eine Bonuszahlung für eine erreichte Zielvorgabe konnten die Forscher eine deutliche Mehrleistung beobachten.

    Zu hoch oder falsch gesetzte Ziele können sich jedoch auch negativ auf die Arbeitsleistung auswirken. Dann besteht die Gefahr, dass andere Aufgaben aus dem Blickfeld geraten, dass die Teamarbeit leidet oder der Arbeitnehmer gar zu ‚Tricksereien‘ verleitet wird. Dem könnte zwar vorgebeugt werden, indem der Chef dem Mitarbeiter genauer auf die Finger schaut. Doch zu starke Kontrolle wird als Misstrauen empfunden und wirkt wiederum als Motivationskiller. Besonders in komplexen Arbeitsumgebungen müssen Ziele sorgfältig gewählt und an die jeweilige Arbeitssituation angepasst werden. Goerg rät daher, die Ziele nach dem „SMART“-Prinzip zu setzen: spezifisch (präzise definiert), messbar (z. B. in Euro), akzeptiert (vom Mitarbeiter anerkannt), realistisch (erreichbar) und terminiert (mit konkreter Frist). Darüber hinaus sei es sinnvoll, individuelle Ziele in die Unternehmensstrategie einzubetten und den Mitarbeitern klar zu kommunizieren, welche Rolle sie für das Erreichen der Unternehmensziele spielen. Werden die Ziele so vermittelt, dass sie ambitioniert und doch erreichbar erscheinen, ohne dabei den Arbeitsfokus zu stark einzuengen, können sie Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit gleichermaßen beflügeln.

    Der englischsprachige Artikel zum Download: Sebastian J. Goerg: Goal setting and worker motivation. IZA World of Labor 2015: 178. DOI: 10.15185/izawol.178, http://wol.iza.org/articles/goal-setting-and-worker-motivation

    Pressemeldung des Instituts zur Zukunft der Arbeit, 27.08.2015